Literarische Kafka-Verarbeitungen

Die Darstellung Kafkas in Gerd Schneiders "Kafkas Puppe" und Michael Kumpfmüllers "Die Herrlichkeit des Lebens"


Hausarbeit, 2010

21 Seiten, Note: 3,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Gerd Schneider – Kafkas Puppe
1.1 Franz Kafka
1.2 Die Familie
1.3 Das Schreiben
1.4 Die Krankheit
1.5 Franz und die Liebe
1.6 Dora

2. Michael Kumpfmüller – Die Herrlichkeit des Lebens
2.1 Franz Kafka
2.2 Die Familie
2.3 Das Schreiben
2.4 Die Krankheit
2.5 Franz und die Liebe
2.6 Dora

3. Vergleich der beiden Kafka-Darstellungen

4. Kafka-Biographien

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Franz Kafka gehört heute zu den bedeutendsten, deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und hat mit seinen Werken Weltliteratur geschrieben, obwohl er zu Lebzeiten als Autor kaum wahrgenommen wurde.[1] Aber nicht nur seine Schriften gelangen zu großer Popularität, sondern auch die Person Kafka.

Aufgewachsen in einem despotischen Elternhaus, unzufrieden im Beruf, unfähig langfristige Liebesbeziehungen einzugehen, zieht sich Kafka ganz von der Welt zurück und lebt nur für die Literatur. Das Leben von dem er abgestoßen wird, stößt auch ihn ab, mit 40 Jahren stirbt er an einer Lungenkrankheit.[2] Das ist das Bild was die gängige Literatur über Kafka zeichnet, dennoch ist dies nur ein einseitigesBild, welches sich im Laufe der Zeit und mit voranschreitender Forschung weiter entwickelt und verändert hat.

Aufgrund der Faszination an der Person Kafka gibt es eine Vielzahl an Autoren, die den Menschen Franz Kafka zum Protagonisten ihres Romans machen und aus deren Sicht sein Leben beschreiben. Diese Seminararbeit möchte sich zwei der zahlreich veröffentlichten Franz Kafka-Adaptionen widmen, nämlich Gerd Schneiders „Kafkas Puppe“ und Michael Kumpfmüllers „Die Herrlichkeit des Lebens.“ Zuerst soll bei beiden Romanen die Darstellung Franz Kafkas, sein Verhältnis zu seiner Familie, seine Arbeit als Schriftsteller, seine Krankheit und sein Leiden und die Beziehung zu Dora Diamant beschrieben werden. Danach sollen die Darstellungsweisen miteinander verglichen werden.

Aufgrund der vielen verschiedenen Kafka-Biographien, die veröffentlicht wurden, möchte sich diese Seminararbeit auf die Biographien von Klaus Wagenbach, Reiner Stach, Nicolas Murray, Alois Prinz und das Kafka-Handbuch von Bettina von Jagow und Oliver Jahraus beschränken und das unterschiedliche Kafka-Bild herausarbeiten und die Hauptthesen aufzeigen.Daraufhin sollen Gerd Schneiders „Kafkas Puppe“ und Michael Kumpfmüllers „Die Herrlichkeit des Lebens“ in Zusammenhang mit den erwähnten Biographien gesetzt werden, um Gemeinsamkeiten und Gegensätze herauszuarbeiten.

1. Gerd Schneider – Kafkas Puppe

Gerd Schneiders Kafka-Adaption „Kafkas Puppe“ ist 2008 im Arena-Verlag veröffentlicht worden. Im weiteren Verlauf dieser Seminararbeit soll Schneiders Kafka Darstellung beschrieben und erläutert werden.

1.1 Franz Kafka

Franz Kafka wird in Gerd Schneiders „Kafkas Puppe“ als mysteriöser und geheimnisvoller Mann beschrieben. Er ist dunkel gekleidet, hat einen Hut auf dem Kopf, wirkt sehr fein und mager und tritt meist „mit gekrümmter Haltung auf.“[3] (S.76) Zusammen mit seinen dunklen Augen „und den abstehenden Ohren sieht er ein bisschen aus wie eine traurige Fledermaus.“ (S.106) Seine Haut wirkt gelblich, was durch seine Krankheit begründet sein kann. Dora hatte anfangs geglaubt Franz sei ein Halbblut, da „im Schein der Tischlampe die Haut viel dunkler scheint, fast olivenfarben.“ (S.29)

Der Roman beginnt im Jahr 1923: Kafka ist zu Beginn der Handlung vierzig Jahre alt und hat seine Kindheit zusammen mit seinen Eltern und seinen drei Schwestern in Prag verbracht und als ältester Bruder ein großes Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Geschwistern entwickelt. Franz Kafka wohnt nun zusammen mit seiner Lebensgefährtin Dora seit ein paar Tagen in Berlin-Steglitz. Niemals zuvor hat er allein gelebt, „unabhängig von seiner Familie, unabhängig von seinem mächtigen Vater.“ (S.14) Gemeinsam mit Dora wohnt er nun in einem kleinen Zimmer und kämpft mit den Folgen der Inflation. Die Figur des Obersts, den Kafka regelmäßig im Park trifft, führt den Leser in den zeitgeschichtlichen Kontext der Handlung. Durch die Inflation ist das Geld von heute auf morgen nichts mehr wert. Auch Kafka leidet darunter und muss mit wenig Geld versuchen auszukommen, denn „die Inflation frisst unser ganzes Geld.“ (S.11) Dennoch macht Kafka einen beruhigten Eindruck, was die wirtschaftliche Lage Deutschlands betrifft. Fürchtet sich sein Umfeld sehr vor den Folgen und der Zukunft, blickt Kafka in diese zuversichtlich, da er fest daran glaubt mit Dora nach Palästina zu gehen, um dort einen Neuanfang zu starten.

Kafka wird in dem Roman als ein sehr tierlieber Mensch dargestellt, der eine besondere Vorliebe für Hunde hegt. So erinnert er sich oft an einen Hund namens „Foxl“ den seine Familie in Prag besessen hat und einen kleinen Vogel, den Ottla vom Spielen im Wald nach Hause gebracht hat und den sie gemeinsam pflegen. Auch zu dem Hund, den er regelmäßig im Park trifft baut Kafka sehr schnell eine Bindung auf.

Außer dem Schreiben scheint Kafka keine weiteren Hobbies zu haben. Es wird angedeutet, dass er in der Zeit als er noch in Prag gelebt hat, öfters ins Kino gegangen ist und dies „als Ersatz für ein Leben, das man nicht haben, ein Stoff, aus dem man seine Träume speisen kann“ (S.81) gesehen hat.

Vor seiner Zeit in Berlin wird Kafka dem Leser als zerrissene Person dargestellt, die ein Leben zwischen einem langweiligen Bürojob und der Schriftstellertätigkeit führt. Morgens bis mittags um zwei Uhr ist Kafka ein ordentlicher Beamter, von den Vorgesetzten und Kollegen sehr geschätzt wegen seines korrekten und sorgfältigen Arbeitens undnachts ein Dichter und Schriftsteller, dessen Texte nur wenig kennen.“ Im Verlauf der weiteren Handlung des Romans wird Kafka immer wieder von Gespenstern heimgesucht. Was genau diese Gespenster sind, wird nicht erklärt und der Leser wird in Unklarheit gelassen. Deutlich wird nur, dass sich Kafka von ihnen verfolgt fühlt und sie ihm in seinem alltäglichen Leben beinträchtigen.

Auf seine Mitmenschen wirkt Kafka scheu und zurückhaltend. Man merkt ihm an, dass er nicht gerne im Mittelpunkt steht. Als Dora mit ihm zu einem Fotografen geht, um gemeinsame Fotos zu machen, blickt er leicht abwesend in die Kamera. Trotzdem zieht er durch sein Erscheinungsbild die Blicke seiner Mitmenschen auf sich. Sie nehmen ihn wahr, verhalten sich ihm gegenüber aber sehr distanziert, da er kein Glück oder positive Gefühle ausstrahlt. Er fungiert in seiner Umwelt nicht als aktive Person, sondern hält sich im Hintergrund und versucht als stiller Beobachter sein Umfeld zu analysieren. Dabei wirkt es, als „falle das Licht nicht in seine Augen hinein, sondern aus ihnen heraus. Wie es aus einem Haus fällt, das in der Schwärze der Nacht steht.“ (S.186)

Der scheue Eindruck, den Kafka auf den Leser anfangs macht, bestätigt sich nicht in seinem Umgang mit dem Mädchen Lena. Kafka bietet ihr ohne zu Zögern seine Hilfe an und versucht ihr über einen langen Zeitraum Mut zu machen.

1.2 Die Familie

Über Kafkas drei Schwestern wird in dem Roman nicht viel geschrieben. Kafka ist das älteste Kind und hat drei Schwestern: Ottla, Valli und Elli, wobei er zu Ottla das innigste Verhältnis pflegt. Werden die beiden anderen Schwestern nur gelegentlich mal beiläufig erwähnt, besucht Ottla Kafka in Berlin und versorgt ihn mit Paketen in denen Geld, Butter und Brot enthalten sind. Franz ist es sehr wichtig, was Ottla über ihn denkt, deshalb will er bei Ottlas Ankunft in Berlin ihr Zimmer „mit Schokoladenplatten tapezieren“ und „eine riesige Strahlensonne aufhängen.“ (S.16) Der Leser bekommt einen tieferen Einblick in Ottlas Leben, als sie zusammen mit ihren Kindern 1943 im Konzentrationslager Theresien- stadt eingesperrt wird.

In der Kindheit scheint Franz für seine drei kleinen Schwestern eine Vorbildfunktion gehabt zu haben. Er kümmerte sich aufopferungsvoll um seine Geschwister und las ihnen regelmäßig aus verschiedenen Büchern vor. Dabei war es den Schwestern nicht wichtig worum es in den Geschichten ging, sie liebten es einfach Franz zuzuhören, denn „es war immer eine magische Welt, die durch diese Melodie vor ihnen aufgebaut wurde und in die sie eintauchten.“ (S.55) Er selbst beschreibt sich als strengen Bruder, „ dem viel daran lag, dass seine kleinen Schwestern etwas lernen.“ (S.57)

In der Schule war Kafka wohl eher erfolglos, schrieb schlechte Noten und weigerte sich oft in die Schule zu gehen. Da der Vater keine Zeit hatte sich selbst um seinen Sohn zu kümmern, war die Köchin der Familie zuständig ihn für die Schule zu motivieren. Dies geschah auch häufig mit Schlägen und Prügel. Kafka hat sich in seinen jungen Jahren zu Hause nicht wohl gefühlt und sich oft gewünscht woanders zu sein, „dann wollte er sich in die Luft erheben, um den schwankenden Boden unter den Füßen nicht zu spüren.“ (S.53)

Besonders intensiv wird Franz Verhältnis zum Vater beschrieben, welches sehr schwierig ist. In seiner Kindheit fühlte sich Franz oft vernachlässigt und hatte das Gefühl, dass der Vater ihm die Schwestern vorzog. Auch an Zuneigung und Anerkennung fehlte es ihm, so dass es „wenig Lob und wenig Ermutigung gab.“ (S.105) Der Vater hatte die Hoffnung, dass Kafka ihn eines Tages beruflich unterstützen würde, doch aufgrund seiner Statur und dem Wunsch zu schreiben, entsprach der Sohn nicht den Erwartungen des Vaters.Die Mutter scheint in Kafkas Leben keine große Rolle zu spielen. Er erwähnt sie nur beiläufig und beschreibt sie als eher undurchsichtige und passive Person im Hintergrund, die sich niemals gegen den Vater stellt, sondern ihn in seiner Erziehungsweise immer unterstützt.Trotz seiner komplizierten Beziehung zu seinen Eltern macht Kafka seine Bewunderung deutlich, da er weiß, dass es seine Eltern sehr schwierig gehabt haben und hart arbeiten mussten, um sich in der Gesellschaft hoch zu arbeiten. Dieses Gefühl kann er Dora gegenüber aber nicht zulassen, da er sich aus vergangenen Zeiten noch zu verletzt fühlt.

Kafka stellt sich im Roman selbst als Familienmensch dar. Trotz des Vater-Sohn-Konfliktes denkt er oft an seine Kindheit zurück und gibt sich nostalgisch. Da er vor Dora keine langfristige Beziehung geführt hat, ist Kafka kinderlos. Dennoch hat er sich „sein Leben lang nach Ehe, Kindern, Familie gesehnt, denn sonst ist der Mann kein Mann, und wenn man allein ist und ein Dichter obendrein, dann ist man ein Luftmensch, wie es im Jiddischen heißt, ein Nichts, auch wenn man früher Beamter war.“ (S.58)

1.3 Das Schreiben

Was das Schreiben angeht ist Franz gequält von Selbstzweifeln. Er hat seit langem nicht mehr geschrieben und erhält einen Brief seines Verlegers, dass sein Konto eingefroren wurde, da nicht genügend Exemplare seiner Werke verkauft wurden. Dennoch möchte der Verlag weiterhin nicht auf eine Zusammenarbeit verzichten. Dies lässt Kafka aber nicht verzweifeln, denn „es geht ja nicht ums Verkaufen. Es geht ums Schreiben. Ob es gut ist. Das allein zählt.“ (S.67) Als er dann Lena im Park trifft und sich entscheidet im Namen ihrer Puppe regelmäßig Briefe zu schreiben, fühlt er sich erfüllt, da er für sich wieder eine Aufgabe gefunden hat. Er sieht sich nicht nur als Aufschreiber, sondern lässt sich selbst vollständig vom Handlungsverlauf der Geschichte mitreißen und weiß nicht wie die Erzählung enden wird.

Für Kafka ist es sehr wichtig, dem Schreiben einen Sinn zu geben und etwas zu schaffen, was in der Welt Bestand hat. In seinen Augen ist ihm das bislang noch nicht gelungen.Das sinnvolle Schreiben ermutigt und kräftigt ihn für die Zukunft: „Ich fühle mich wie ein blutjunger Mensch; als warte die Welt nur darauf, dass man sie endlich entdeckt.“ (S.143) Während Kafka schreibt versinkt er in eine andere Welt. Er wirkt dann abwesend und ist nicht mehr ansprechbar und wird Teil der Geschichte, indem er tagelang schreibt ohne aufzuhören. Das Schreiben entwickelt sich für ihn immer mehr zu einem Zwang, so dass er manchmal sogar froh wäre „nicht immer ans Schreiben denken zu müssen.“ (S.174) Er lebt seine Geschichten und das Schreiben scheint ihm sogar wichtiger als Dora zu sein, da nur das Schreiben ihn „am Leben hält“ (S.87) und für ihn wie Medizin zur Genesung seiner Gesundheit wirkt. Als der Winter nach Berlin kommt beginnen Franz und Dora zu frieren. Franz fordert Dora auf seine Manuskripte und Hefte wegzuschmeißen, denn „Worte können auch wärmen.“ (S.173) Dora weigert sich, da sie weiß wieviel Kafka das Schreiben bedeutet. Dieser möchte sich aber nicht mehr mit seinen vergangenen Lasten aufhalten: „Viel zu ernst der Text! An jedem Wort hängen Zentnerlasten! Das was ich wirklich schreiben möchte, das kommt erst noch. Das hier ist nur Ballast.“ (S.173) Kafka muss mit dem Alten abschließen, um ein neues Leben mit Dora beginnen zu können, da dies wie eine Hürde vor ihrer Zukunft steht.

1.4 Die Krankheit

In „Kafkas Puppe“ wird Franz Kafka von Tuberkulose geplagt, die seinen Alltag schwer beeinträchtigt und die sich durch den kompletten Handlungsverlauf zieht. So zeigen sich in diversen Dialogen zwischen Kafka und den Menschen in seinem Umfeld, wie Dora oder Lena, verschiedene Anzeichen seiner Krankheit. Kafka kommt schnell außer Atem, hat keine Kondition mehr und muss sich öfters während dem Sprechen ein Taschentuch vor den Mund halten, um sein Husten zu unterdrücken.

Obwohl Kafkas Lebensweise als sehr gesund beschrieben wird, kann die Krankheit nicht eingedämmt werden und plagt ihn schon seit langer Zeit. So hat er auch diverse Sanatorienbesuche hinter sich gebracht, die nur kurzfristig zu seiner Genesung beitrugen. Kafka ernährt sich vegetarisch und begann mehr auf seinen Körper zu hören, indem er keinen Alkohol zu sich nahm und komplett auf Nikotin und sonstige Laster verzichtete. So folgte er anfangs noch den Ratschlägen der Ärzte, so dass er sich in „mehrere Wasser- und Luftkuren, jeden Bissen hundert Mal kauen, Gymnastik bei offenem Fenster, Enthaltsamkeit“ (S.13) übte.

Kafka wird als anstrengender Patient beschrieben, der sich mit seiner Situation nicht abfindet und vehement versucht dagegen anzukämpfen. Als Dora einen befreundeten Arzt nach Hause einlädt und diesen bittet Franz genau zu untersuchen und ihm zu helfen, nimmt Kafka den Arzt nicht ernst und macht sich über diesen lustig, da er sich selbst als „hoffnungslosen Fall“ bezeichnet, mit dem der Arzt nicht seine Zeit verschwenden soll. Er überspielt seine Angst und seine innere Unruhe, indem er dem Arzt Fragen stellt und versucht von sich abzulenken.

Trotz seiner Krankheit will sich Kafka nicht einschränken lassen. Dabei sind ihm seine täglichen Spaziergänge wichtig. Selbst bei regnerischem Wetter geht er aus dem Haus und wartet im Park auf Lena, um ihr den nächsten Brief zu überreichen. Für ihn stellt spazieren gehen eine gute Abwechslung zu seinem Patienten-Dasein da. „Außerdem lohnt es sich immer das Zuhause zu verlassen, um dann wieder zurückzukehren.“ (S.38) Da seine Krankheit ihn allerdings gelegentlich so einschränkt, dass es ihm körperlich nicht möglich ist sich zu bewegen, scheint Kafka depressiv zu werden. Er nimmt sich vor bei Genesung wieder regelmäßigVorlesungen an der jüdischen Hochschule zu besuchen und sich intensiv weiterzubilden.

Von dem Umzug nach Berlin verspricht sich Kafka eine Verbesserung seiner Gesundheit. Er macht deutlich, dass er in früherer Zeit nie richtig gesund werden konnte, da er noch zu fest an sein altes Leben gefesselt war, was für ihn eine der Ursachen darstellt, weshalb er überhaupt krank geworden ist. So hofft er „die Tuberkulose zu besiegen, wenn sein Leben eine bessere Wendung nimmt. Wenn er endlich selbstständig wird.“ (S.14) Durch den Wechsel von Prag nach Berlin und die räumliche Distanz zu seiner Familie, hofft er „die Geister zu bannen“ (S.14) und wieder gesund zu werden.

Sein Gesundheitszustand bleibt im Verlauf des Romans gleich, es tritt also weder eine Besserung noch eine Verschlechterung seines Zustandes ein.

1.5 Franz und die Liebe

Wie sich Franz und Dora kennen lernen, wird in dem Roman nicht beschrieben. Die Handlung setzt an als sich die beiden bereits in einer Partnerschaft befinden. Die beiden haben beschlossen zusammen zu ziehen und haben ein „armseliges, nur mit dem Notwendigsten ausgestattetes Zimmer in der Miquelstraße in Berlin-Steglitz.“ (S.14) bezogen. Das Zimmer ist sehr sporadisch eingerichtet und beinhaltet lediglich einen Tisch mit zwei Stühlen, ein Sofa, ein Bett, einen Küchenschrank und ein Regal. Trotz des einfachen Zusammenlebens scheint es den beiden an nichts zu fehlen.

Dora und Franz scheinen mit ihrem Alltag zufrieden. Das einzige was zu einer ständigen Belastung führt ist der Konflikt den die beiden mit ihrer Vermieterin führen, die die beiden aufgrund ihrer Herkunft tyrannisiert. Für die Vermieterin ist Kafka, der„unheimliche Fremde aus Prag, der nicht arbeitet und nachts schreibt. (S.37) Diese Missgunst und die Inakzeptanz führen am Ende des Romans dazu, dass Dora und Franz aus dem Zimmer ausziehen und sich eine neue Wohnung in Berlin suchen, weshalb auch der Kontakt zu Lena abbricht.

Der Umgang der beiden miteinander ist sehr fürsorglich und liebevoll. Besonders Dora ist sehr zärtlich zu Franz und lässt keine Gelegenheit aus ihn zu streicheln und durch die Haare zu streichen. Sie übernimmt auch aufgrund Kafkas Krankheit den aktiven Part. Sie wäscht für ihn, regelt den Haushalt und sorgt dafür, dass Kafka jeden Tag gutes Essen auf den Tisch bekommt, was er aber aufgrund seiner Krankheit oft verschmäht. Dora nimmt in dem Roman die Rolle der liebenden Pflegerin ein, die alles versucht um Kafka sein Patienten-Dasein so angenehm wie möglich zu machen. So achtet sie akribisch darauf, dass oft genug frische Luft ins Zimmer gelassen wird und entwickelt sich im Laufe des Textes immer mehr zu einem Erziehungsberechtigen als Liebhaberin. Ihre Motivation bleibt aber Liebe und Fürsorge. Kafka nimmt dabei die Rolle des sturen Kindes ein, welches nicht auf seine Mutter hören will. Die beiden haben also eine klare Rollenverteilung.

[...]


[1] vgl. Prinz, Alois: Auf der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka, 2007, S366.

[2] vgl. von Jagow, Bettina/Jahraus, Oliver: Kafka-Handbuch. 2008, S.17.

[3] Im folgenden Abschnitt wird zitiert aus: Schneider, Gerd: Kafkas Puppe, 2008.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Literarische Kafka-Verarbeitungen
Untertitel
Die Darstellung Kafkas in Gerd Schneiders "Kafkas Puppe" und Michael Kumpfmüllers "Die Herrlichkeit des Lebens"
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
3,0
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V213723
ISBN (eBook)
9783656419778
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
literarische, kafka-verarbeitungen, darstellung, kafkas, gerd, schneiders, puppe, michael, kumpfmüllers, herrlichkeit, lebens
Arbeit zitieren
Anonym, 2010, Literarische Kafka-Verarbeitungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213723

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Literarische Kafka-Verarbeitungen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden