Syntaktische Basispositionen für Adjunkte?

Psycholinguistische Untersuchungen zum Stellungsverhalten von Frameadverbialen und Satzadverbialen


Masterarbeit, 2012

141 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung

2. Satzadverbiale und Frameadverbiale
2.1. Satzadverbiale
2.2. Frameadverbiale - vorläufige Definition

3. Frey & Pittner und Frey - Syntaktische Basispositionen für Adjunkte
3.1. Verschiedene Adverbialklassen und Tests zu ihrer Ermittlung
3.2. Pittner - semantischer Skopus statt lexikalische Semantik

4. Weitere Ansätze zur Positionierung von Adverbialen
4.1. Steube - Satzadverbiale als Operatoren
4.2. Maienborn - Interpretation an der Semantik-Pragmatik-Schnittstelle
4.3. Cinque - Der radikal-syntaktische Ansatz
4.4. Haider - Adverbial-Reihenfolge durch Syntax-Semantik-Schnittstelle

5. Satz-Topiks
5.1. Konzeptionen des Aboutness-Topiks
5.2. Frey (2000b) - Deutsch als diskurskonfigurationale Sprache, was Topiks betrifft..
5.3. Kurze Rekapitulation der relevanten Topik-Überlegungen

6. Satzadverbiale und Frameadverbiale im syntaktischen Ansatz

7. Verarbeitung
7.1. Das Garden-Path-Modell zur syntaktischen Verarbeitung von Argumenten
7.2. Construal - Eine Verarbeitungs-Theorie für Adjunkte

8. Experimente - Teil 1
8.1. Experiment 1: Grammatikalitäts-Beurteilungs-Studie
8.1.1. Methode
8.1.1.1. Probanden
8.1.1.2. Satzmaterial
8.1.1.3. Durchführung
8.1.2. Ergebnisse
8.1.3. Diskussion der Ergebnisse
8.2. Experiment 2: Self-Paced-Reading-Studie
8.2.1. Methode
8.2.1.1. Probanden
8.2.1.2. Satzmaterial
8.2.1.3. Durchführung
8.2.2. Ergebnisse
8.2.3. Diskussion der Ergebnisse
8.3. Experiment 3: Auditive Grammatikalitäts-Beurteilungs-Studie
8.3.1. Methode
8.3.1.1. Probanden
8.3.1.2. Satzmaterial
8.3.1.3. Durchführung
8.3.2. Ergebnisse
8.3.3. Diskussion der Ergebnisse

9. Zwischenüberlegungen
9.1. Probleme mit dem Satzmaterial
9.2. Frameadverbiale - ausführlichere Überlegungen

10. Experimente - Teil 2
10.1. Experiment 4: Grammatikalitäts-Beurteilungs-Studie mit neuem Satzmaterial
10.1.1. Methode
10.1.1.1. Probanden
10.1.1.2. Satzmaterial
10.1.1.3. Durchführung
10.1.2. Ergebnisse
10.1.3. Diskussion der Ergebnisse
10.2. Experiment 5: Self-Paced-Reading-Experiment mit neuem Satzmaterial
10.2.1. Methode
10.2.1.1. Probanden
10.2.1.2. Satzmaterial
10.2.1.3. Durchführung
10.2.2. Ergebnisse
10.2.3. Diskussion der Ergebnisse

11. Generelle Diskussion aller Ergebnisse

12. Fazit und Ausblick

Literatur

Anhang 1

Anhang 2

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Wie sich Argumente im Mittelfeld des deutschen Satzes verhalten, wurde mittlerweile sowohl von Syntaktikem als auch von Psycholinguisten umfassend untersucht. Es gibt zwar in der Forschung immer noch keine klare Einigkeit darüber, ob Argumente im deutschen Mittelfeld syntaktische Basispositionen aufweisen, dennoch ist man aber weitgehend der Ansicht, ihnen eine bestimmte Grundreihenfolge zuzusprechen. Von psycholinguistischer Seite wurden, was Argumente angeht, verschiedene Modelle in Bezug auf ihre sprachliche Verarbeitung entwickelt. Es wurde viel experimenteller Aufwand betrieben und die unterschiedlichsten Methoden (Lesezeit-Experimente, Grammatikalitäts- Beurteilungs-Studien, EEG-Messungen, usw.) angewandt, um die Frage nach Basispositionen von Argumenten zu beantworten - was mittlerweile auch von Seiten der Empirie eher durch ein Ja getan wird. Der Fokus der die Syntax untersuchenden Psycholinguistik liegt also ebenso wie der der theoretischen Forschung klar auf den Argumenten.

Ganz anders sieht es allerdings mit den Annahmen zu Adjunkten bzw. Adverbialen aus. Zum einen ist ihr Auftreten lange noch nicht so gut erforscht wie das von Argumenten. Zwar gibt es mittlerweile einige Ansätze der theoretischen Linguistik, von psycholinguistischer Seite dagegen wurden Adverbiale bisher größtenteils außen vor gelassen. Zum anderen gibt es in Bezug auf Adjunkte sehr unterschiedliche Modelle. Diese lassen sich, was die Positionierung im deutschen Mittelfeld betrifft, grob gesagt in zwei verschiedene Ansichten einteilen.

Die Ansätze der einen Seite nehmen an, dass Adjunkte direkt in ihrer Oberflächenposition generiert werden; somit wären sie also immer genau dort, wo sie auftreten, basisgeneriert. Falls es dennoch Restriktionen für ihr Auftreten gibt, sind diese ausschließlich semantischer Natur. Diese Meinung wird z.B. von Hetland (1992) vertreten, die in ihrem Resümee zusammenfasst: „Es wird angenommen, daß Satzadverbien - wie andere Adverbien auch - in ihren Oberflächenpositionen generiert werden.“ (Hetland 1992: 271). Haider (1996, 2000) und Ernst (1998) gehen ebenfalls davon aus, dass Adjunkte im deutschen Mittelfeld nicht bewegt werden können. Dass Adverbiale dennoch an verschiedenen Stellen auftreten können, liege stattdessen daran, dass u.U. mehrere potentielle Adverbial-Positionen durch die Semantik determiniert sind. Und auch Fanselow (1993) postuliert, dass es nicht möglich sei, Adjunkte zu scrambeln (allerdings nimmt er dies auch für Argumente an).

Auf der anderen Seite gibt es dagegen die Ansicht, dass Adjunkte genauso wie Argumente bestimmte Grundpositionen besitzen, an denen sie basisgeneriert werden. Einen ziemlich radikal in diese Richtung gehenden Ansatz vertritt Cinque (1999), dem zufolge Adverbiale in den Spezifizierer-Positionen bestimmter funktionaler Projektionen generiert werden, von wo sie auch nicht weggescrambelt werden können. Andere Basispositions-Ansätze wie die von Haftka (1988), Büring (1994), Maienborn (2001, 2004) oder Steube (2006) dagegen nehmen zwar Grundpositionen für Adjunkte an, gehen aber dennoch davon aus, dass sich diese durch Scrambling aus diesen Positionen herausbewegen und an anderen Stellen im Mittelfeld auftreten können.

Auch Frey & Pittner (1998) und Frey (2000a, 2003) gehen in ihrem syntaktischen Ansatz, auf welchem die vorliegende Arbeit fußt, von der Annahme aus, dass Adjunkte genau wie Argumente Grundpositionen aufweisen, wobei sie diese durch Scrambling verlassen können. Die Autoren teilen Adjunkte in fünf verschiedene Adverbialklassen ein, von denen jede der Klassen eine andere Basisposition aufweisen soll.

In dieser Masterthesis soll es nun um zwei ganz bestimmte Typen von Adverbialen gehen, nämlich um Satzadverbiale und Frameadverbiale. Satzadverbiale wie vielleicht, angeblich oder leider drücken die Einstellung des Sprechers zur Proposition[1] aus. Bei Frameadverbialen auf der anderen Seite handelt es sich um i.d.R. lokale oder temporale Adverbiale, die für die Interpretation der Proposition einen räumlichen oder zeitlichen Rahmen setzen. In Deutschland in (1) (vgl. Frey (2000a: 111)) wäre ein Beispiel für einen solchen Rahmensetzer.

(1) In Deutschland bin ich weltberühmt.

Während sich die Ansichten Frey & Pittners (1998) und Freys (2000a, 2003) zu den Positionen verschiedener Adverbiale in weiten Teilen decken, gibt es, eben was die Basispositionierung dieser beiden Adverbial-Typen angeht, Unstimmigkeiten zwischen den Autoren. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher nun eben mit der Problematik der Positionierung von Frameadverbialen in Bezug zu Satzadverbialen. Anhand psycholinguistischer Experimente (und zwar konkret anhand Grammatikalitäts- Beurteilungs-Studien sowie Self-Paced-Reading-Experimenten) sollen die Überlegungen von Frey & Pittner (1998) gegenüber denen von Frey (2000a, 2003) analysiert werden. Untersucht werden soll dabei, ob Satz- und Frameadverbiale Basispositionen aufweisen, und, wenn dies der Fall ist, ob sie zwingend in diesen stehen müssen, oder ob sie in der Lage sind, sich aus diesen herauszubewegen. Dabei soll sich zeigen, ob ein solcher rein syntaktischer Basispositions-Ansatz dem Auftreten dieser beiden Adverbial-Typen im deutschen Mittelfeld Rechnung tragen kann, oder ob auch weitere Faktoren wie beispielsweise die Informationsstruktur nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Einbezogen werden darüber hinaus Ansätze von Pittner (2004), Steube (2006) sowie Maienborn (2001), die sich ebenfalls zu dieser Frage äußern.

Kapitel 2 liefert zunächst einen Überblick darüber, was Satz- und Frameadverbiale sind bzw. was diese beiden Adverbial-Typen ausmacht (eine Revision bzw. Erweiterung der Definition von Frameadverbialen wird später in 9.2 nochmals gegeben werden). Daraufhin wird in Kapitel 3 der syntaktische Ansatz nach Frey & Pittner (1998), Frey (2000a, 2003) und Pittner (2004) vorgestellt werden. Die Annahmen in diesen syntaktischen Modellen bezüglich Frame- und Satzadverbialen (siehe 6) dienen als Grundlage für die Gestaltung der in 8 bzw. 10 vorgestellten Experimente. Zuvor allerdings sollen unter 4 einige der weiteren gerade erwähnten Ansätze zur Positionierung von Adverbialen genauer betrachtet werden. Dies zum einen deshalb, um zu zeigen, dass ein syntaktisches Modell für deren Positionierung bei Weitem nicht die einzig denkbare Variante ist, und außerdem, um den vorgestellten syntaktischen Ansatz besser von diesen Modellen abgrenzen zu können. Auf die informationsstrukturelle Gliederung von Sätzen in Topik und Kommentar wird in 5 eingegangen werden. Dabei stellt das Topik das dar, worüber in einem Satz eine Aussage gemacht wird, während der Kommentar als dessen Gegenstück das ist, was darüber ausgesagt wird. Dieser Punkt ist deshalb relevant, da auch die sogenannte Rahmensetzung (die u.a. die Frameadverbiale leisten) von manchen Autoren als Möglichkeit der Realisierung von Topiks betrachtet wird. Dass Frey (2000b) eine syntaktisch ausgezeichnete Position speziell für Topiks annimmt, wird in diesem Zusammenhang relevant sein. Bevor dann letztendlich auf meine eigenen empirischen Untersuchungen eingegangen wird, soll unter 7 ein für die Sprachverarbeitung von Argumenten als gängig (wenn auch nicht einzig) angenommenes Modell, das Garden-Path-Modell, vorgestellt werden. Da dieses Modell für die syntaktische Verarbeitung von bisher untersuchten Adjunkten nicht die richtigen Vorhersagen zu machen scheint, geht 7 außerdem auf das Construal-Modell von Frazier & Clifton (1996, 1997) näher ein, bei welchem es sich um einen Modellentwurf für die Adjunkt-Verarbeitung handelt. Im Anschluss an den experimentellen Teil der Arbeit unter 8 und 10 folgt in 11 die generelle Diskussion aller Ergebnisse. Ein abschließendes Fazit sowie einen Ausblick bildet 12.

2. Satzadverbiale und Frameadverbiale

Als Grundlage für die weiteren Überlegungen dieser Arbeit ist es nun zunächst wichtig, eine kurze Definition von Satz- und Frameadverbialen darzulegen, die die wichtigsten bzw. die allgemein als gängig geltenden Eigenschaften dieser Adverbiale umfasst.

2.1. Satzadverbiale

Ausdrücke wie wahrscheinlich, zum Glück oder anscheinend werden in der Regel als Satzadverbiale klassifiziert. Bußmann (2008: 602) definiert Satzadverbiale wie folgt:

„Durch Satzadverbien (hoffentlich, vielleicht) oder präpositionale Fügungen (ohne Zweifel) ausgedrückte subjektive Stellungnahmen des Sprechers zum Sachverhalt: Vermutlich wird sie dies Buch schon kennen. S. modifizieren [...] den Gesamtsatz, sie sind satzwertig, d.h. sie sind (im logischen Sinn) Sätze über Sätze. So wird in der Äußerung Vermutlich ist er schon lange krank die Aussage Er ist schon lange krank eingeschränkt durch die subjektive Stellungnahme des Sprechers zu diesem Sachverhalt: Ich vermute, dass er schon lange krank ist. Die Funktion von S. können im Dt. Adjektive erfüllen (sicher, wahrhaftig, selbstverständlich), Adverbien (vielleicht, kaum) oder präpositionale Fügungen (mit großer Wahrscheinlichkeit). [...]“

Auch Pittner (1999: 108ff) beurteilt in ihrer allgemeinen Darstellung der verschiedenen Adverbiale des Deutschen die Satzadverbiale auf ähnliche Weise. Sie meint, dass durch Satzadverbiale eine Sprechereinstellung zur Proposition bzw. eine Bewertung der Proposition durch den Sprecher ausgedrückt wird. Den Skopus eines Satzadverbials stellt der ganze Satz dar; Satzadverbiale an sich sind nicht Teil der propositionalen Bedeutung. Man kann sagen, dass „das Satzadverbial [...] nicht zur Welt <gehört>, ÜBER die gesprochen wird, sondern es bezeichnet eine Einstellung, MIT der über die Welt gesprochen wird“ (Pittner 1999: 108).

Die Gruppe der Satzadverbiale kann nochmals in verschiedene Klassen unterteilt werden. Nach Pittner (1999: 110ff) beläuft sich ihre Anzahl auf fünf, wobei sie in ihrem Buch allerdings auch m.E. fragwürdige Elemente wie Bereichsadverbiale (dies sind Ausdrücke wie z.B. in gewisser Hinsicht oder juristisch betrachtet), die bei einigen anderen Autoren eben gerade nicht unter die Satz-, sondern unter die Frameadverbiale fallen, oder Konjunktionaladverbiale (z.B. deshalb, allerdings) zu den Satzadverbialen rechnet. Ich möchte mich daher in dieser Arbeit nicht an die Unterklassifizierung der Satzadverbiale nach Pittner (1999) halten, sondern an diejenige nach Frey & Pittner (1998: 519) bzw. Frey (2000a: 108; 2003: 166). Hier werden die Satzadverbiale in drei Untergruppen eingeteilt: Evaluative Adverbiale, die eine emotionale Stellungnahme des Sprechers zur Proposition ausdrücken, wie z.B. erfreulicherweise oder leider; Evidenzadverbiale, welche den Inhalt eines Satzes als auf einer Äußerung Dritter beruhend kennzeichnen, so z.B. anscheinend oder offenbar; und epistemische Adverbiale, durch die der Sprecher einen Kommentar über den Wahrheitswert der Proposition abgibt, wie z.B. vielleicht oder wahrscheinlich.[2]

2.2. Frameadverbiale - vorläufige Definition

Was Frameadverbiale auf der anderen Seite angeht, so findet man kaum gängige Definitionen dieser Gruppe oder Erläuterungen darüber, was genau diese Art von Adverbial ausmacht. Bußmann (2008) enthält keinen Eintrag unter Begriffen wie ,Frameadverbial‘, ,Rahmensetzer‘ oder dergleichen. Bei Pittner (1999: 108) lässt sich in Bezug auf Frameadverbiale nur finden, dass es sich hier um „satzbezogene Lokal- und Temporaladverbiale, die einen Interpretationsrahmen für den ganzen Satz darstellen“, handelt. Frameadverbiale haben wie Satzadverbiale ebenfalls Propositionsbezug; sie schränken die Gültigkeit der Proposition räumlich oder zeitlich ein und stecken so den Rahmen für die Interpretation des Restsatzes ab (Pittner 1999: 86).

Ich möchte es an dieser Stelle vorerst einmal bei dieser etwas dürftigen Definition dessen, was Frameadverbiale sind, belassen. Auf einer nicht sehr viel umfangreicheren Definitions-Grundlage über diesen Typ Adverbial wurde im Rahmen einer Hausarbeit (Störzer 2011) das Satzmaterial zu den ersten drei der später vorgestellten Experimente erstellt. Zwar existieren einige, wenn auch wenige, weitere Überlegungen zu den Eigenschaften von Frameadverbialen in verschiedenen Artikeln. Diese sollen aber vorerst nicht beachtet werden, sondern erst an geeigneter Stelle unter Punkt 9.2 präsentiert werden.

Denn da es der Basispositions-Ansatz von Frey & Pittner (1998) und Frey (2000a, 2003) war, den ich in dieser Arbeit primär testen wollte, habe ich für das Satzmaterial der ersten Experimente bewusst versucht, Frameadverbiale anhand dieses Ansatzes und nicht aufgrund weiterer Überlegungen zu definieren. Es sollte versucht werden, ob rein durch die Positionierung eines lokalen bzw. temporalen Adverbials an einer bestimmten Stelle (siehe Punkt 6) dieses als Frameadverbial ausgewiesen werden kann.

3. Frey & Pittner und Frey - Syntaktische Basispositionen für Adjunkte

Beginnen möchte ich mit der Darstellung eben dieses syntaktischen Modells, welches die Hauptgrundlage dieser Arbeit darstellt. Frey & Pittner (1998) sowie Frey (2000a, 2003) gehen in ihrem syntaktischen Ansatz davon aus, dass nicht nur Argumente, sondern auch Adjunkte eine bestimmte syntaktisch bedingte Basisabfolge innerhalb des deutschen Mittelfeldes aufweisen. Die Autoren teilen Adverbiale in fünf verschiedene Klassen ein, wobei jede Klasse eine andere Basisposition zugewiesen bekommt. Sie sind der Meinung, dass Adverbiale zunächst anhand lexikalisch-semantischer Kriterien verschiedenen Adverbial-Typen zugeordnet werden können. So sind z.B. Adverbiale mit temporaler Semantik vom Typ ,Temporaladverbial‘, Adverbiale, die die Art und Weise der Ausführung einer Handlung näher beschreiben, vom Typ , Manner-Adverbial‘, usw. Allerdings postulieren die Autoren nicht, dass Adjunkte nur in ihren Grundpositionen auftreten können, sondern sehrwohl auch an anderen Positionen, da Adjunkte genau wie Argumente in der Lage seien, zu scrambeln.

3.1. Verschiedene Adverbialklassen und Tests zu ihrer Ermittlung

Die fünf Klassen, in die Frey & Pittner (1998) sowie Frey (2000a, 2003) die verschiedenen Adverbiale unterteilen, sind: Prozessbezogene Adverbiale (dies sind Adverbiale der Art und Weise), ereignisinterne Adverbiale (hierunter fallen Lokal- und Instrumental­adverbiale, Komitative und möglicherweise auch subjektorientierte Adverbiale[3] ), ereignisbezogene Adverbiale (dazu zählen Temporal-, Frequenz- und habituelle Adverbiale sowie Adverbiale des Grundes), Satzadverbiale sowie Frameadverbiale (zur Gruppe der Frameadverbiale kann man nach Frey & Pittner und Frey außerdem Bereichsadverbiale wie in gewisser Hinsicht oder juristisch betrachtet rechnen). Für jede dieser fünf Adverbialklassen gibt es in der Syntax eine andere Basisposition. Was die Adverbiale derselben Klasse untereinander betrifft, so gibt es hier dagegen keine syntaktisch bedingte Reihenfolge, sondern es können lediglich semantische Abfolgepräferenzen existieren. Frey & Pittner und Frey ermitteln diese Klasseneinteilung, indem sie gängige Tests zur Bestimmung der Basispositionen von Argumenten (Frey & Pittner 1998: 492ff; Frey 2000a: 107f; Frey 2003: 163f) eben auf Adjunkte anwenden. Dadurch gelingt es ihnen, die Annahme von Basispositionen für Adjunkte zu rechtfertigen sowie zu zeigen, wo genau die Basisposition welcher der Adverbialklassen liegen soll. Um daher den syntaktischen Ansatz an sich zunächst etwas genauer vorzustellen, möchte ich auf die m.E. aussagekräftigsten Tests in diesem Abschnitt näher eingehen. Anhand dieser Tests werden auch die Annahmen zur relativen Positionierung der Satzadverbiale und Frameadverbiale begründet. Um aber zunächst zu zeigen, wie genau die Tests funktionieren, bieten sich die anderen - tieferen - Adverbialklassen besser an, da hierbei weniger Schwierigkeiten auftreten als bei den später zu betrachtenden Satz- und Frameadverbialen.

Was prozessbezogene Adverbiale betrifft, so lässt sich z.B. durch die Bildung eines komplexen Vorfelds herausfinden, dass sie ihre Basisposition direkt unterhalb des rangniedrigsten Arguments und oberhalb des Verbs bzw. des Komplexes der Prädikatsbildung haben müssen. Dieser Test zieht das Faktum heran, dass die Vorfeldbesetzung durch ein infinites Verb inklusive weiterem sprachlichem Material nur dann möglich ist, wenn innerhalb dieser komplexen Konstituente im Vorfeld keine ungebundene Spur einer anderen Konstituente enthalten ist. (2)a. und (2)b. illustrieren das (Frey & Pittner 1998: 502[4] ).

(2) a. *[[Einige Artikel] [f] gelesen] hat Hans heute [sorgfältig];.
b. [[Sorgfältig] gelesen] hat Hans heute [einige Artikel].

(2)a. ist ungrammatisch; daher muss sich innerhalb des Vorfelds die ungebundene Spur des prozessbezogenen Adverbials sorgfältig befinden. (2)b. dagegen ist grammatisch, woraus gefolgert werden kann, dass sich zwischen sorgfältig und gelesen in diesem Fall keine ungebundene Spur eines anderen Elements mehr befindet. Die Basisposition prozessbezogener Adverbiale kann somit, wie gesagt, auf die Position direkt oberhalb des Verbs (bzw. Prädikatskomplexes) festlegt werden.

Des Weiteren kann man anhand der Skopus-Verhältnisse zweier quantifizierter Phrasen Schlüsse über deren relative Basisabfolge ziehen. So hat ein Quantor, der einem anderen Quantor vorausgeht, Skopus über diesen.[5] Wir betrachten (3)a. und (3)b. (Frey & Pittner 1998: 505).

(3) a. ...WEIL Otto heute mit mindestens einem Schraubenzieher fast jedes Fenster öffnen konnte. (ЗИ)
b. . WEIL Otto heute mindestens ein Fenster mit fast jedem Schraubenzieher öffnen konnte. (ЗИ, ИЗ)

In (3)a. und (3)b. sind sowohl das direkte Objekt als auch das ereignisinterne (Instrumental-)Adverbial quantifiziert. Satz (3)a. besitzt in dieser Wortstellung die Lesart, dass es mindestens einen Schraubenzieher gibt, für den gilt, dass Otto mit ihm fast jedes Fenster öffnen konnte; der Existenzquantor hat somit Skopus über den Allquantor. (3)b. ist dagegen ambig und weist zwei Lesarten auf: Zum einen die, dass es mindestens ein Fenster gibt, für das gilt, dass Otto es mit fast jedem Schraubenzieher öffnen konnte (hier hat der Existenzquantor Skopus über den Allquantor); zum anderen die, dass für fast jeden Schraubenzieher gilt, dass Otto mit ihm mindestens ein Fenster öffnen konnte (hier hat dagegen der Allquantor Skopus über den Existenzquantor). Linear geht in (3)b. die mit dem Existenzquantor versehene Phrase derjenigen mit Allquantor voraus. Dass der Satz zwei Lesarten aufweist, kann daher nur daran liegen, dass die linear sichtbare Reihenfolge der Quantoren nicht der Basisabfolge entspricht. In der Basisreihenfolge würde die mit Allquantor versehene Phrase der mit Existenzquantor versehenen vorausgehen, was die zweite Lesart erklärt. Man kann deshalb schließen, dass in (3)b. die Elemente nicht alle in ihrer Basisposition stehen, in (3)a. dagegen schon. In der Basisabfolge muss daher das ereignisinterne Adverbial dem direkten Objekt vorausgehen.

Als weiteres Testkriterium verwenden Frey & Pittner und Frey das Phänomen der Fokusprojektion. Ein deutscher Satz mit weitem Fokus (der also als Antwort auf die Frage Was ist geschehen? dienen kann) weist Normalbetonung auf der letzten Konstituente vor dem in der rechten Satzklammer stehenden Verb auf. Damit ein Satz bei einer solchen Akzentuierung allerdings weiten Fokus haben kann, müssen die Elemente im Mittelfeld in ihrer Basisreihenfolge stehen.

(4) a. .. .weil [Otto mit dem Schraubenzieher die WOHnungstür öffnete]F.
b. .weil Otto die Wohnungstür [mit dem SCHRAUbenzieher]F öffnete.

Man vergleiche (4)a. und (4)b. Während bei (4)a. weiter Fokus möglich ist, kann man mit (4)b. nicht auf die Frage Was ist geschehen? antworten, sondern es ist nur enger Fokus auf die Konstituente mit dem Schraubenzieher möglich. Es lässt sich also feststellen, dass in (4)a. die Elemente offensichtlich in ihrer Basisabfolge stehen, was hier in diesem Fall den Skopus-Test von oben bestätigt: Die Basisposition eines ereignisinternen Adverbials muss oberhalb des direkten Objekts liegen (Frey & Pittner 1998: 505). Außerdem liegt die Grundposition eines ereignisinternen Adverbials nach Frey & Pittner und Frey unterhalb des Subjekts bzw. ranghöchsten Arguments, was in dieser Arbeit jedoch nicht anhand eines der Tests ausführlich gezeigt wird.

Als letzter Test zur Bestimmung der Basispositionen bestimmter Elemente soll noch exemplarisch der w-Phrasen-Test vorgestellt werden, da die Überlegungen, die dieser Probe zugrunde liegen, später auch für die experimentellen Hypothesen zu den Frameadverbialen relevant werden. Die Annahme hier ist, dass indefinit interpretierte w- Phrasen (wie die Phrase wer in (5)) nicht aus ihrer Grundposition herausbewegt werden dürfen, da sie nicht in der Lage zu scrambeln sind, somit also stellungsfest sind.[6]

(5) a. .weil morgen wer den Balken abstützen sollte. b. ...weil wer morgen den Balken abstützen sollte.

Die Grammatikalitäts-Urteile zu diesen beiden Sätzen (Frey & Pittner 1998: 513) legen nahe, dass sich das Subjekt wer in (5)b. nicht in seiner Basisposition befindet, sondern offenbar gescrambelt wurde. In (5)a. dagegen steht wer in seiner Basisposition und die Elemente somit in ihrer kanonischen Abfolge. Daher kann geschlossen werden, dass ein temporales Adverbial wie morgen, welches zur Klasse der ereignisbezogenen Adverbiale gehört, seine Basisposition oberhalb des Subjektes bzw. des ranghöchsten Arguments und somit oberhalb aller Argumente hat.

Um schon einmal die Ergebnisse, die sich später noch für die Positionierung von Satz- und Frameadverbialen ergeben werden, vorwegzunehmen - denn auf diese beiden Adverbial- Unterklassen soll in 6 genauer eingegangen werden -, so ergibt sich laut Frey & Pittner (1998)[7] folgende Basisabfolge der Adverbiale:

(6) Frameadverbiale > Satzadverbiale > ereignisbezogene Adverbiale > ranghöchstes Argument > ereignisinterne Adverbiale > rangniedrigstes Argument > prozessbezogene Adverbiale

So es denn einen Satz gibt, der all diese postulierten Adverbialklassen auf einmal in ihrer Basisabfolge enthält, würde dies wohl folgendermaßen aussehen:

(7) ...dass in Frankreich wahrscheinlich gestern Maria auf der Straße Carmen lauthals gegrüßt hat.

Auch wenn die Autoren selbst keine Strukturbäume einführen, so ließe sich ein solcher Satz in Anlehnung an Freys & Pittners Überlegungen generativ wohl wie in (8) darstellen.

(8)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anzunehmen ist, dass diejenigen Adverbiale, deren Basispositionen unterhalb des Subjekts bzw. ranghöchsten Arguments verortet werden, direkt an die Verbalphrase (VP) adjungiert werden können. Für Adverbiale mit postulierter Basisposition oberhalb des Subjekts kann dagegen von Adjunktion an die IP ausgegangen werden - so man für das Deutsche eine IP annimmt.

3.2. Pittner - semantischer Skopus statt lexikalische Semantik

Pittner (2004) führt die Überlegungen von Frey & Pittner (1998) und Frey (2000a, 2003) fort, lenkt sie aber gleichzeitig in eine etwas andere Richtung, in der die Semantik eine andere Rolle als in den bisherigen Ansätzen spielt. Auch Pittner unterscheidet durch Anwendung der oben vorgestellten Tests dieselben fünf Adverbialklassen wie Frey & Pittner und Frey nach unterschiedlichen Basispositionen. Im Unterschied dazu sind bei Pittner die verschiedenen Adverbialklassen aber zunächst auf eine andere Weise semantisch bedingt. Während es bei Frey & Pittner und Frey die lexikalische Semantik ist, die die Adverbiale bestimmten Klassen zuteilt (ein Adverbial mit temporaler Semantik z.B. fällt in die Klasse der ,Temporaladverbiale‘, usw.), werden sie diesen bei Pittner aufgrund eines unterschiedlichen Skopus zugeteilt. Es steht bei ihr also die Satz-Semantik im Vordergrund. Pittner nimmt an, dass sich verschiedene Adverbiale auf unterschiedliche semantische Entitäten beziehen, wie z.B. auf den ausgedrückten Prozess, das Ereignis oder die ganze Proposition. Um diese jeweiligen Entitäten näher modifizieren zu können, müssen Adverbiale an bestimmten Positionen auftreten, da jede Entität jeweils nur in einer bestimmten strukturellen Konfiguration zugänglich - also modifizierbar - ist. Die semantische Relation eines Adverbials zum Rest des Satzes schlägt sich daher in seiner syntaktischen Position und seinen c-Kommando-Relationen in Bezug zu anderen Adverbialen und Argumenten des Satzes nieder.

Betrachtet man ambige Adverbiale, so lässt sich daraus laut Pittner (2004: 254) Evidenz für ihren Ansatz ableiten. Gerade in diesen Fällen verschwinde die Ambiguität oftmals, sobald das Adverbial in einer bestimmten Position steht, sodass also die Platzierung eines Adverbials an einer bestimmten syntaktischen Position oft eben zu einer bestimmten Interpretation führe. Dies kann z.B. anhand lokaler Adverbiale gut ausgeführt werden (Pittner (2004: 266ff), vgl. (9)[8] ), welche sich auf verschiedene Arten semantischer Entitäten beziehen können.

(9) a. Hans hat im Kino MARIA geküsst.
b. Sie haben das Hühnchen in der PFANne gebraten.

Kanonische Lokative wie im Kino in (9)a. (bei Maienborn (2001, 2003) externe Modifikatoren genannt) lokalisieren komplette Ereignisse und beziehen sich nach Pittner daher auf das in einem Ereignis prominenteste Argument, welches das ranghöchste Argument ist. Interne lokale Modifikatoren wie in der Pfanne in (9)b. dagegen referieren nicht auf ein Ereignis oder eine Situation als Ganzes, sondern nur auf einen Teilaspekt darin. Dies schlage sich in der jeweiligen Basisposition nieder; und darum sei die Basisposition kanonischer Lokative höher als die Basisposition interner Lokative. Basispositionen und c-Kommando-Relationen reflektieren somit in Pittners Ansatz die semantischen Relationen von Adverbialen zum Rest des Satzes, denn die Syntax an sich legt nach ihrer Meinung keine Restriktionen für das Auftreten von Adverbialen fest.

4. Weitere Ansätze zur Positionierung von Adverbialen

Nachdem nun auf den syntaktischen Ansatz nach Frey & Pittner (1998) bzw. Frey (2000a, 2003) näher eingegangen wurde, sollen hier außerdem einige andere Ansätze zum Thema Adjunkt-Positionierung vorgestellt werden. Da es der Umfang dieser Arbeit nicht zulässt, alle möglichen Ansätze, die zur Positionierung von Adverbialen ausgearbeitet wurden, präsentieren zu können, möchte ich mich auf die ,wichtigsten‘ dieser Modelle beschränken und mich vor allem darauf konzentrieren, verschiedene Arten von Ansätzen darzustellen. Dabei sei zuerst ein Modell von Steube (2006) erwähnt, die Satzadverbiale als Fokus­Operatoren ansieht. Des Weiteren sollen Ansätze von Haider (2000) und Maienborn (2001, 2003) betrachtet werden, denen zufolge die Platzierung von Adverbialen im deutschen Mittelfeld nicht primär syntaktisch bedingt sein kann. Während Haider allerdings die syntaktische Reihenfolge verschiedener Adverbialklassen untereinander als durch die Semantik determiniert ansieht (siehe auch Ernst (1998)), findet bei Maienborn die Interpretation bestimmter - lokaler - Adverbiale an der Semantik-Pragmatik-Schnittstelle statt. Auch gibt es, neben Frey & Pittner und Frey, weitere Theorien, die die Positionen von Adverbialen eher als syntaktisch determiniert betrachten. Eine ziemlich radikal in diese Richtung gehende Ansicht vertritt Cinque (1999).

4.1. Steube - Satzadverbiale als Operatoren

Steube (2006: 491) führt bestimmte Elemente auf, die in ihrem Ansatz Operatoren[9] eines Satzes darstellen. Sie unterscheidet hierbei zwischen nicht-propositionalen und propositionalen Operatoren. Die Satz-Negation und das epistemische Modalverb können bilden die Klasse der propositionalen Operatoren, diese operieren über einer Proposition und geben anschließend wieder eine Proposition aus. Unter die nicht-propositionalen Operatoren fallen nach Steube dagegen neben dem Satzmodus (der einen Satz als Assertion, Frage oder Imperativ ausweist) auch die Satzadverbiale, welche sie in die beiden Unterklassen der ,Attitudinal Adverbials‘ (AAs) und der ,Verificational Adverbials‘ (VAs) einteilt. Adverbiale wie wirklich oder tatsächlich, die in gängigeren Klassifizierungen den Evidenzadverbialen angehören, fallen bei Steube unter die Klasse der Verificational Adverbials. Attitudinal Adverbials dagegen sind Adverbiale wie leider oder hoffentlich·; es scheint, dass Steube unter diese Gruppe die Satzadverbiale der epistemischen und evaluativen Klasse zusammenfasst.[10] Dass diese Elemente nicht- propositionale Operatoren darstellen, bedeutet, dass sie im Gegensatz zu propositionalen Operatoren auf einer anderen Ebene Anwendung finden und dass das Resultat ihres Operierens eben gerade keine Proposition mehr ist. Verificational Adverbials wandeln durch ihr Operieren eine Proposition in die Einstellung des Sprechers; Attitudinal Adverbials und Modus demgegenüber operieren über einer solchen Sprechereinstellung und lassen auch wieder eine Sprechereinstellung resultieren.

Es gibt eine bestimmte syntaktische Rangfolge dieser - hier jeweils nur mit weitem Skopus betrachteten - Operatoren untereinander, wie (10) zeigt (vgl. Steube 2006: 492).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie zu sehen ist, gehen bei weitem Skopus die Attitudinal Adverbials den Verificational Adverbials voraus. Der syntaktische Teil des Satzes, der auf die Proposition abgebildet wird, beginnt mit der Negation. Höher stehende Operatoren dagegen gehören nicht zur Proposition.

Durch die syntaktischen Positionen dieser Operatoren werden Sätze informationsstrukturell in eine Fokus- und eine Hintergrund-Region eingeteilt. Den Hintergrund bildet hierbei der Bereich oberhalb der Satzadverbiale; was in der Hintergrund-Region steht, ist schon bekannte Information. Fokus dagegen ist die „Bezeichnung für das ,Informationszentrum‘ des Satzes, auf das das Mitteilungsinteresse des Sprechers gerichtet ist.“ (Bußmann 2008: 194). In der Fokus-Region eines Satzes steht daher das, was neue Information ist; sie beginnt mit der Negation. Satzadverbiale, die ja für diese Arbeit von Belang sind, gehören weder zur Fokus- noch zur Hintergrund-Region, da sie ja, wie erwähnt, nicht Bestandteil der Proposition sind (Steube 2006: 497).

Konstituenten können die Fokus-Region unterhalb der genannten Operatoren verlassen und in den Hintergrund-Bereich, also in die Position zwischen C0 und der Position für die Attitudinal Adverbials (vgl. (10)), scrambeln. Elemente allerdings, die in dieser Position stehen, müssen referentiell interpretiert werden und sich auf kontextuell gegebene Einheiten beziehen; d.h. sie müssen kontextuell gebunden sein. Auch Frameadverbiale können in dieser Position stehen, worauf im späteren Teil dieser Arbeit (ab Punkt 6) nochmals zurückgekommen werden soll. Elemente im syntaktisch determinierten Fokus­Bereich dagegen sind nicht kontextuell gebunden.

Eine Unterteilung in eine Fokus- und eine Hintergrund-Region auf syntaktischer bzw. grammatischer Basis scheint laut Steube durchaus sinnvoll zu sein. Der Default-Fall ist der, dass eine Fokus-Konstituente in einer syntaktisch determinierten Fokus-Position und eine Hintergrund-Konstituente in einer syntaktisch determinierten Hintergrund-Position steht. Allerdings können nicht alle informationsstrukturellen Effekte durch diese Einteilung erklärt werden. Daher muss in ein solches - auf grammatischer Basis gebildetes - Modell dennoch die Pragmatik mit einbezogen werden (Steube 2006: 512). In Steubes Modell gibt es daher einen sekundären Mechanismus, das sogenannte ,Focus-Indexing‘ (Steube 2006: 510), worunter die pragmatische Markierung einer Konstituente als nicht-fokal verstanden wird. Wenn eine Konstituente mit dieser Markierung versehen wurde, so kann sie dennoch im Fokus-Bereich stehen, obwohl sie aus grammatischer Sicht eigentlich keine Berechtigung dazu hätte. Manchmal muss syntaktische Bewegung also nicht stattfinden, wenn die Pragmatik eingreift. Daher stimmen die oberflächenstrukturellen Positionen von Elementen und ihre informationsstrukturelle Aufteilung in Fokus bzw. Hintergrund nicht immer 1:1 überein.

Steubes Ansatz ist für die hier vorliegende Arbeit insofern interessant, als sie wie Frey & Pittner (1998) und Frey (2000a, 2003) für die Positionierung von Adverbialen ebenfalls primär zunächst die Syntax verantwortlich macht, auch wenn deren alleiniges Wirken nicht immer auszureichen scheint. Auch Steube (2006: 497) spricht Modifikatoren Basispositionen zu, wenn sie sagt: „I assume, however, that all German modifiers are generated in fixed positions and undergo movement in the same way as DPs [...]. All kinds of movement are syntactic in nature, but some have additional information-structural and/or scopal effects.” In 6 werden wir des Weiteren sehen, dass Steube im Zusammenhang ihres Modells auch Aussagen zur Positionierung der Frameadverbiale macht. Hierbei ist es auch Frameadverbialen möglich, sich zu bewegen und daher an einer anderen als ihrer Basisposition zu stehen.

Festzuhalten ist außerdem, dass Steube der syntaktischen Position der Satzadverbiale (ebenso wie Frey (2000b), was unter 5.2 zu sehen sein wird) eine für die informations­strukturelle Gliederung von Sätzen entscheidende Rolle zuspricht. Während bei Steube allerdings die Satzadverbiale (wie auch die anderen hier vorgestellten Operatoren) für die Einteilung von Sätzen in eine Fokus- und eine Hintergrund-Region von Bedeutung sind, spricht Frey (2000b) ihnen eine entscheidende Rolle für die Gliederung von Sätzen in einen Topik- und einen Kommentar-Bereich zu.

4.2. Maienborn - Interpretation an der Semantik-Pragmatik-Schnittstelle

Maienborn (2004) befasst sich mit externen und internen Lokativen, Maienborn (2001) mit externen, internen und zusätzlich außerdem mit rahmensetzenden Lokativen.[11] Diese drei unterschiedlich zu interpretierenden lokalen Modifikatoren weisen verschiedene syntaktische Basispositionen auf, welche allerdings nicht zwangsläufig mit ihrer Oberflächenposition übereinstimmen müssen. Laut Maienborn ist ein externer Modifikator wie in Argentinien in (11)a. als VP-Adjunkt anzunehmen; ein interner Modifikator wie auf der letzten Seite in (11)b. habe seine Basisposition in der V-Peripherie; und ein Framesetter wie in Argentinien in (11)c. sei basisgeneriert in der Peripherie der sogenannten Topik- Phrase (TopP) (Maienborn 2001: 198).

(11) a. Eva unterschrieb den Vertrag in Argentinien.
b. Eva unterschrieb den Vertrag auf der letzten Seite.
c. In Argentinien ist Eva immer noch sehr berühmt.

Anhand der in 3.1 vorgestellten Tests zur Ermittlung von Basispositionen bestätigt Maienborn (2001: 199ff) die obigen Überlegungen, die sie für interne, externe und rahmensetzende Modifikatoren angestellt hat. Die von ihr (2001: 211) ermittelte Basis­abfolge ist in (12) dargestellt.

(12) Frameadverbial > ... > Subjekt > externer Modifikator > ... > direktes Objekt > interner Modifikator Diese Reihenfolge deckt sich zwar mit den Annahmen des syntaktischen Ansatzes von Frey & Pittner und Frey (siehe 3), sie ist laut Maienborn im Gegensatz zum Frey & Pittner- und Frey-Ansatz aber eben gerade nicht syntaktisch determiniert. Stattdessen differieren diese Modifikatoren in der Art, wie sie semantisch integriert werden; sie leisten also einen unterschiedlichen semantischen Beitrag zur Interpretation eines Satzes, welcher sich syntaktisch in unterschiedlichen Basispositionen widerspiegelt. Es herrscht somit eine strikte Korrelation zwischen semantischem Beitrag und distributionellem Verhalten des jeweiligen lokalen Modifikators.

Ohne die zum Einsatz kommenden formalsemantischen Mechanismen hier ausführlich vorstellen zu wollen, sei kurz erklärt, wie Maienborn (2001: 215ff) sich diese vorstellt. Auf einem Level, auf dem nur das Ereignis-Argument des Verbs noch zugänglich ist, wird eine Schablone für Modifikation, MOD genannt, angewandt, wodurch die lokale Präpositionalphrase (PP) in die bis dahin erstellte semantische Repräsentation integriert wird. Für einen Satz wie (11)a. resultiert eine formalsemantische Repräsentation wie (13) mit dem externen Modifikator in Argentinien (Maienborn 2001: 193).

(13) 3e [unterschreib- (e) & AGENS (e, Eva) & THEMA (e, der Vertrag) & LOC (e, IN (Argentinien))]

VP-adjungierte externe Modifikatoren leisten semantisch somit den Beitrag, das Ereignis­Argument des Verbs zusätzlich zu beschränken, indem sie seine Lokation bestimmen. Das bedeutet, dass externe Modifikatoren sind nur dann lizenziert sind, wenn das Verb ein Ereignis-Argument besitzt.

Anders verhält es sich dagegen mit internen und rahmensetzenden Modifikatoren. Für einen Satz wie (11)b. mit dem internen Modifikator auf der letzten Seite ließe sich - etwas vereinfacht - eine formalsemantische Repräsentation wie (14) annehmen.

(14) 3e [unterschreib- (e) & AGENS (e, Eva) & THEMA (e, der Vertrag) & LOC (v, AUF (die letzte Seite))]

Hier wird, um die lokale PP in die Struktur zu integrieren, nicht wie bei externen Modifikatoren MOD angewandt, sondern eine von MOD abgewandelte Vorlage, die bei Maienborn (2001) MODv genannt wird. Diese wird angewandt in einer strukturellen Umgebung, in der noch kein Argument des Verbs gesättigt wurde, wodurch sich auch die Annahme interner Modifikatoren als V-Adjunkte rechtfertigen lässt. MODv enthält eine Variable v für eine unterspezifizierte lokalisierte Entität. Die Annahme semantischer Unterspezifizierung ist für interne Modikatoren deshalb gerechtfertigt, da sie neben der lokalen auch eine instrumentale oder Manner-Lesart aufweisen können; sie sind durch die Grammatik also nicht per se festgelegt. Es wird in diesem Fall somit nicht, wie bei den externen Modifikatoren, ein ganzes Ereignis lokalisiert, sondern eine Entität, die innerhalb dieses Ereignisses eine Funktion hat. Diese kann nicht dadurch bestimmt werden, dass man sich ausschließlich auf grammatisches Wissen beschränkt. Stattdessen kann die Semantik in Bezug auf (11 )b. nur soviel sagen, dass eine Entität v, die in das Unterschreiben­Ereignis involviert ist, auf der letzten Seite lokalisiert wird. Die Identifikation von v gehört in den Aufgabenbereich der Pragmatik. Was also genau auf der letzten Seite lokalisiert wird, hängt von Kontext und Weltwissen ab.

Auch für rahmensetzende Adverbiale kann laut Maienborn (2001) MODv gebraucht werden - hier eben in einer anderen strukturellen Umgebung. Da auch Rahmensetzer verschiedene Lesarten haben können - z.B. neben der lokalen auch eine temporale oder epistemische Lesart -, müssen sie genauso wie interne Modifikatoren semantisch unterbestimmt in Bezug auf die lokalisierte Entität sein. Während interne Modifikatoren aber an einen Referenten gekoppelt sind, der mit dem Ereignis-Argument des Verbs verbunden ist, sind Framesetter innerhalb der Diskursstruktur des Satzes eingebettet. „They enter into the semantic composition at the stage where topic/comment structuring takes place“[12] (Maienborn 2001: 231), denn ihr Bedeutungsbeitrag bestehe darin, die Anwendung des Kommentars auf das Topik eines Satzes zu restringieren, ihm also eine zusätzliche lokale Beschränkung aufzuerlegen. Framesetter setzen einen Rahmen, innerhalb dessen die Hauptprädikation stattfindet. Wie genau dieser Bedeutungsbeitrag aussieht, kann variieren und wird, genau wie für interne Modifikatoren, durch die Pragmatik bestimmt.

Durch die Annahme von MODv als Schablone, die syntaktisch und semantisch offener ist als ihr Pendant für externe Modifikatoren MOD, sind Grammatik und Pragmatik somit in der Lage zu interagieren. Modifikatoren sind nach Maienborns Ansatz generell flexibel und können laut Syntax prinzipiell relativ variabel auftreten. Da die Semantik allerdings nur ein paar geeignete Plätze vorsieht, an denen Modifikatoren letztendlich tatsächlich lizenziert werden können, folgt dann doch die Existenz von Basispositionen auch für Modifikatoren.

Ein Vergleich des Maienborn-Ansatzes mit demjenigen nach Frey & Pittner (1998) und Frey (2000a, 2003) zeigt, dass für die Ermittlung der Basispositionen verschiedener Adverbiale von den Autoren beider Ansätze dieselben Tests angewandt werden, wobei sie auf ein ungefähr gleiches Resultat kommen. Im Unterschied dazu ist die Interpretation Maienborns, was das Ergebnis der Tests betrifft, allerdings eine andere. Frey & Pittner und Frey gehen davon aus, dass die Klassenzugehörigkeit der jeweiligen Adverbiale zunächst durch ihre lexikalisch-semantischen Eigenschaften festgelegt wird, wobei für jede der Klassen eine unterschiedliche syntaktische Basisposition existiert. In Maienborns Modell dagegen werden die betrachteten Adverbiale durch die Semantik zunächst lediglich als lokale Adverbiale klassifiziert. Je nach syntaktischer Position, an der die Modifikatoren dann aber letztendlich auftreten, leisten sie einen unterschiedlichen semantischen Beitrag. Daher spricht Maienborn zwar auch den Frameadverbialen eine bestimmte Basisposition zu, die sie aufgrund ihres semantischen Bezugs zur Proposition erhalten. Sie nimmt allerdings nicht an, dass dieser Adverbial-Typ in der Lage ist, sich aus dieser Position heraus an einen anderen Ort zu bewegen. Sattdessen stimmt in Maienborns Ansatz die Basisposition von Rahmensetzern mit deren Oberflächenposition überein.

4.3. Cinque - Der radikal-syntaktische Ansatz

Einen anderen, von Frey & Pittner (1998) und Frey (2000a, 2003) abzugrenzenden, syntaktischen Ansatz bietet Cinque (1999). Ich habe diesen Ansatz hier den ,radikal­syntaktischen Ansatz‘ genannt, da die Syntax bei Cinque die Adverbial-Positionierung sehr viel strikter und rigider festlegt, als sie das bei Frey & Pittner und Frey tut. Cinque nimmt an, dass ein Satz weit mehr als die als gängig angenommenen funktionalen Projektionen enthält. Evidenz für deren Existenz sowie für deren Reihenfolge liefern freie und gebundene Morpheme in verschiedenen Sprachen (diese können als Suffixe, Auxiliare oder Partikeln auftreten), die grammatische Kategorien wie Modus, Modalität, Tempus, Aspekt oder Genus verbi kodieren (die grammatischen Kategorien Negation und Kongruenz spielen hierbei keine Rolle). Die Rangfolge solcher Morpheme sei in den von Cinque untersuchten Sprachen und somit - wie es den Anschein hat - in allen Sprachen der Welt dieselbe (Cinque 1999: 52ff). Gleichzeitig macht Cinque eine parallele Beobachtung in der Abfolge verschiedener Adverbien. Auch diese haben in den verschiedenen Sprachen der Welt ein Rangfolge-Muster, nach dem sie auftreten (Cinque 1999: 3ff).

Die interessante Feststellung ist nun, dass die Abfolge der grammatischen Morpheme sich semantisch mit der Rangfolge der Adverbien weitestgehend deckt, und dass es eine transparente semantische Relation zwischen jeder Adverbklasse und dem jeweils folgenden grammatischen Morphem zu seiner Rechten gibt. Cinque schließt daraus, dass viele bisher eventuell aus dieser Diskussion ausgeblendete grammatische Kategorien funktionale Phrasen bilden, sodass sozusagen ein ganzes - starres - funktionales Gerüst entsteht. Weiterhin schließt er, dass bestimmte Adverbien jeweils deren Spezifizierer- Position besetzen; es herrscht also eine systematische 1:1-Beziehung zwischen verschiedenen Adverbphrasen und funktionalen Köpfen. Cinque bezeichnet Adverbien daher als „the overt manifestation of [...] different functional projections“ (Cinque 1999: iiif). Konkret wird also angenommen, dass z.B. Sprechakt-Adverbien in der Spezifizierer- Position derjenigen funktionalen Projektion, die durch den Sprechakt-Modus gebildet wird, stehen, evaluative Adverbien in der Spezifizierer-Position der funktionalen Projektion des evaluativen Modus, habituelle Adverbien in der Spezifizierer-Position der funktionalen Projektion des habituellen Aspekts, durative Adverbien in der Spezifizierer-Position der funktionalen Projektion des durativen Aspekts, und so weiter. Es handelt sich hier also um ein transparentes Spezifizierer-Kopf-Verhältnis. Cinque nimmt somit keine Adjunktion von Adverbien an andere Phrasen an, denn eine solch rigide fixierte Rangordnung verschiedener Adverbphrasen, wie sie hier anscheinend gefunden wurde, sei unter der Annahme, Adverbien würden adjungiert, nicht denkbar. Durch die Annahme verschiedener Spezifizierer-Positionen für verschiedene Adverbien lasse sich dieses Phänomen allerdings sehr gut erklären (Cinque 1999: 44f).

Scheinbar von dieser fixen Reihenfolge abweichende Beispiele, z.B. also, wenn zwischen zwei verschiedenen Adverbien mehr als eine Rangfolge möglich zu sein scheint, erklärt Cinque anhand unterschiedlicher Skopus-Verhältnisse. Zwar findet Cinque, dass generell die Rangfolge einiger der Projektionen auf semantische Skopus-Verhältnisse reduziert werden könnte. Allerdings ist das bei Weitem nicht für jede der funktionalen Projektionen der Fall, sodass ein syntaktischer Ansatz wie vorgeschlagen notwendig ist.

Da Cinque durch die Betrachtung verschiedenartiger Sprachen zu seinen Schlussfolgerungen gelangt, sieht er das Gerüst aus funktionalen Projektionen als Bestandteil der Universalgrammatik an; es variiere über die Sprachen der Welt hinweg nicht. Er postuliert alle Kopf-Kategorien für jede Sprache, auch wenn sie z.T. nicht in jeder Sprache overt realisiert sind.

Cinques Ansatz wurde hier vorgestellt, um zu zeigen, dass die Annahme von Bewegung für Adverbiale und damit auch für Frameadverbiale nicht zwingend sein muss. Ein Ansatz wie der von Cinque würde also strikte Basispositionen für Adverbiale, d.h. auch für Frame- und Satzadverbiale postulieren. Somit würde die Reihenfolge, in der Frame- und Satzadverbiale im Mittelfeld auftreten, in einem Ansatz wie dem von Cinque wohl per se auf eine bestimmte Rangordnung festgelegt. Bewegung und somit eine andere Reihenfolge kommen daraufhin nicht in Frage, auch nicht, wenn außersyntaktische Faktoren wie z.B. die Informations-Strukturierung eines Satzes dies nahelegen würden.

Frey & Pittner (1998), Frey (2000a, 2003) und Pittner (2004) hingegen meinen, dass die Reihenfolge-Restriktionen zwischen verschiedenen Adverbialen nicht so strikt und rigide durch die Syntax determiniert sein können. Zwar stellen auch sie einen syntaktischen Ansatz zur Positionierung von Adverbialen im deutschen Mittelfeld vor, allerdings lassen sie Scrambling für Adverbiale zu. Somit kann bei Frey & Pittner und Frey gewährleistet werden, dass unter Einflussnahme weiterer Faktoren wie z.B. der Informationsstruktur Adverbiale auch in anderen als ihren Basispositionen auftreten können. Zu Cinques Ansatz bleibt den Autoren insgesamt zu sagen, dass er die Syntax sehr stark verkompliziere und Annahmen dieser Art daher nicht ökonomisch seien.

4.4. Haider - Adverbial-Reihenfolge durch Syntax-Semantik-Schnittstelle

Haider (2000) sucht für das Auftreten von Adverbialen eine universale Erklärung zu finden, die sowohl OV-Sprachen wie das Deutsche als auch VO-Sprachen wie das Englische gleichermaßen abdeckt. Außerdem ist es für Haider wichtig, in seinem Modell nicht nur die Reihenfolge von Adverbialen in der VP erklären zu können, sondern darüber hinaus auch deren Auftreten innerhalb anderer Phrasentypen.

Haider (2000: 102ff) meint, dass eine Erklärung à la Cinque nicht weit genug reicht. Er stellt fest, dass beim Auftreten von Modifikatoren innerhalb von Verbalphrasen (VPs), Determiniererphrasen (DPs[13] ) und Adjektivphrasen (APs) in deren Stellungsverhalten und Interpretation offenbar Gemeinsamkeiten existieren. APs und DPs, in denen Modifikatoren offensichtlich dieselben Rangfolge-Muster aufweisen wie innerhalb von VPs, werden in Cinques (1999) Ansatz allerdings nicht berücksichtigt. Wenn Cinques Modell diese Kategorien auch abdecken würde, dann müssten die funktionalen Projektionen, die er für das Auftreten von Adverbialen innerhalb von VPs verantwortlich macht, auch innerhalb einer DP bzw. einer AP angenommen werden. Laut Haider bleibt dies allerdings zu bezweifeln, da sich die funktionale Architektur von Sätzen so nicht in niedrigeren Phrasen finden können sollte. Andernfalls würde die gesamte Syntax unnötigerweise sehr komplex werden. Dieses ist m.E. Haiders gewichtigstes Argument gegen Cinques Ansatz. Auch weitere von Haider aufgeführte Phänomene lassen sich durch ein Modell, in dem Adverbiale in Spezifizierer-Positionen funktionaler Köpfe verortet werden, nicht erklären, was hier aber nicht weiter ausgeführt werden soll. Als Fazit Haiders (2000: 103) bleibt zu sagen, dass Cinques Modell nur einen zu engen Anwendungsbereich abdecke und deshalb verworfen werden müsse.

Eine weitere Möglichkeit, das syntaktische Auftreten von Adverbialen zu erklären, wäre, sie prinzipiell als adjungiert anzunehmen. Nach Haider genüge allerdings auch ein solcher Ansatz nicht vollständig. Die generelle Annahme von Adjunktion würde mit Blick auf Sprachen wie das Englische bedeuten, dass Adverbiale an beiden Seiten der VP adjungiert werden können, wobei die c-Kommando-Relationen sich im postverbalen Bereich einfach spiegelverkehrt zum präverbalen Bereich verhalten sollten. Durch eine solche Annahme würde man allerdings mit den Prinzipien der Generativen Grammatik in Konflikt geraten, da Strukturbäume immer rechtsverzweigend sein müssen, d.h. c-Kommando-Relationen müssen immer von links nach rechts gelesen werden. Daher wären die für den postverbalen Bereich anzunehmenden c-Kommando-Relationen konträr zu den aufgrund der Rechtsverzweigung von Strukturbäumen anzunehmenden c-Kommando-Relationen. Ein Ansatz, in dem für Adverbiale nur Adjunktion angenommen wird, würde also übergeneralisieren, denn Rechtsadjunktion ist ausgeschlossen.

Der Lösungsvorschlag Haiders sieht daher so aus, Adverbiale links des Kopfes - also präverbale Adverbiale - als adjungiert anzunehmen (vgl. (15), nach Haider (2000: 126)), während Adverbiale rechts des Kopfes in die entsprechende Phrase eingebettet sind. Mit der Einbettung verhalte es sich so, dass die lexikalische Repräsentation des Verbs an eine höhere Position im Satz wandere und in der Kopfposition nur eine Spur zurücklasse (vgl. (16), nach Haider (2000: 126)). Durch diese Annahme werden auch für postverbale Adverbiale die c-Kommando-Relationen korrekt vorhergesagt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dennoch gibt es aber Datenlagen wie in (17)a. und (17)b. (Haider 2000: 97).

(17) a. Sie hat [heute] [die ganze Zeit] [im Garten] [mit großer Sorgfalt] [an ihrem Steckenpferd] gearbeitet.
b. She has worked [on her hobby] [with great care] [in the garden] [the whole time] [today].

Die Adverbiale in der VO-Sprache Englisch treten hier genau spiegelverkehrt zu den Adverbialen der OV-Sprache Deutsch auf. Diese Abfolge würde durch die Annahme von Rechtsadjunktion richtig vorhergesagt. Bei Annahme von Einbettung der postverbalen Adverbiale allerdings sollten diese genau in der umgekehrten Reihenfolge auftreten. Haiders Theorie kann aber auch dieses Faktum dennoch erklären, indem sie annimmt, dass die spiegelverkehrt angeordneten postverbalen Adverbiale im Englischen extraponiert sind. Dies anzunehmen ist nicht ungewöhnlich. Denn auch im Deutschen können durchaus postverbale Adverbiale auftreten; da die Phrasenstruktur hier aber auf keinen Fall eine geeignete Adjunktions-Stelle besitzen kann, müssen diese Adverbiale zweifellos in der Extrapositions-Domäne stehen.

Präverbale Positionen seien för Adverbiale in VO-Sprachen nur bedingt zugänglich, daher werden sie größtenteils extraponiert. Dem semantischen Skopus dieser Adverbiale würden jedoch dennoch präverbale Positionen entsprechen, da die syntaktische Struktur inkrementell von links nach rechts aufgebaut wird und die Adverbiale daher eigentlich an einer Position verarbeitet werden sollten, an der sie gar nicht stehen. In einer OV-Sprache ist die Sache einfach: Hier koindizieren die Generierung der c-Kommando-Struktur und die Integration der Adverbiale. Die Elemente, die linear früher kommen, stehen auch in der Baumstruktur höher. Adverbiale in OV-Sprachen werden in eine inkrementell nicht komplette VP integriert, da ja das Verb zum Zeitpunkt der inkrementellen Verarbeitung der Adverbiale noch nicht verarbeitet wurde. In VO-Sprachen dagegen ist die VP an dem Punkt, wo postverbale Adverbiale strukturell integriert werden sollen, syntaktisch und semantisch eigentlich schon komplett; die Adverbiale im Extrapositions-Bereich können daher nicht mehr in der strukturell passenden Position eingefügt werden. Durch ihre Spiegelung kann aber gewährleistet werden, dass sie zumindest inkrementell in der semantisch richtigen Reihenfolge integriert werden. Ein Adverb, das in eine tiefere Domäne integriert wird, muss deshalb im Extrapositions-Bereich einem Adverb vorausgehen, das in eine höhere Domäne integriert wird.

Die Frage nach Basispositionen von Adverbialen sieht Haider (2000: 128ff) als Henne-Ei­Problem an. Werden durch die Semantik der Adverbiale scheinbare Basispositionen erzeugt, oder sind Basispositionen für die jeweilige semantische Interpretation verantwortlich? Haider meint, dass die invariante relative Reihenfolge von Adverbialen untereinander sowohl in VPs als auch in DPs und APs nahelegt, dass diese Reihenfolge nicht strukturell, sondern vielmehr semantisch bedingt ist. Auch die sprachübergreifenden Betrachtungen führen zu diesem Ergebnis. Nach Haider gibt es für bestimmte Adverbiale keine vorbestimmten syntaktischen Basispositionen. Was es aber gebe, ist eine semantisch bedingte relative Abfolge verschiedener Adverbialklassen (prozess-, ereignis- oder propositionsbezogen) untereinander. Taucht ein semantisch niedrigeres Adverbial auf, ohne dass vorher ein semantisch höheres Adverbial platziert wurde, könne der Slot für dieses höhere Adverbial nicht wieder geöffnet werden. Die relative Reihenfolge von Adverbialen lasse sich daher also auf eine syntaktisch-semantische Schnittstelle zurückführen. Die Annahme syntaktischer Basispositionen dagegen sei unnötig.

Ein Bezug des Haider-Ansatzes zu den bisherigen Überlegungen meiner Arbeit kann insofern hergestellt werden, als Haider nun eben ganz im Gegensatz zu den bisherigen Modellen keine Basispositionen für Adjunkte annimmt, sondern lediglich eine semantisch bedingte Abfolge zwischen ihnen. In einem Modell dieser Art sollten m.E. Adverbiale fix an der Position stehen müssen, an der sie aus semantischen Gründen in die Syntax eingefügt werden. Denn wenn es keine Basispositionen für Adjunkte gibt, so kann es auch keine Bewegung der Adjunkte aus diesen heraus geben. Bestimmte Adverbiale sollten im Vergleich zueinander daher nur in einer möglichen Reihenfolge auftreten können. Somit würde ein Ansatz dieser Art auch für Frame- und Satzadverbiale untereinander nur eine mögliche Reihenfolge postulieren. Ob informationsstrukturelle Faktoren hierbei ggf. intervenieren könnten, kommt allerdings nicht klar heraus.

5. Satz-Topiks

Um dieses Unterthema[14] mit einer kurzen Erläuterung zu beginnen, worum es in diesem Kapitel überhaupt geht, sei zunächst gesagt, dass es laut Frey (2000b: 138) zwei verschiedene gängige Konzepte für den Begriff ,Topik‘ gibt. Nach dem sogenannten ,Familiarity‘-Konzept wären Topiks „jene Ausdrücke, deren Referenten im Diskurs bereits vorher eingeführt wurden oder die aus anderen Gründen den Gesprächsteilnehmern bereits gegenwärtig sind“; im ,Aboutness‘-Konzept wird dagegen angenommen, dass „Topiks [...] die Ausdrücke <sind>, über deren Referenten durch die Sätze Aussagen gemacht werden - Topik ist eine Kategorie des pragmatischen ,Worüber‘ “. Auch bei Bußmann (2008: 745) werden diese zwei verschiedenen Topik-Konzepte unterschieden, wobei hier gesagt wird: „Die beiden Verwendungsweisen der Begriffe T. vs. P. [Topik vs. Prädikation, Anmerkung M.S.] werden in der Forschung oft nicht deutlich genug voneinander unterschieden, woraus häufig terminologische Unklarheiten und Mischdefinitionen resultieren.“

Ausführlich in die Diskussion um Aboutness- vs. Familiarity-Topiks einzusteigen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Das Aboutness-Konzept allerdings ist für die weiteren Überlegungen dieser Arbeit relevant und soll deshalb hier genauer betrachtet werden. Zweck dieses Abschnitts soll es daher sein, zunächst ein paar Artikel verschiedener Autoren, die für ein Aboutness-Topik-Konzept plädieren, in Grundzügen vorzustellen. Dieses Konzept wird für die Überlegungen zu den Frameadverbialen noch nötig sein. Neben einer kurzen Vorstellung der Ansichten dieser Autoren ist es zum einen für die weitere Arbeit relevant, die oft ebenfalls unter den Begriff Topik eingeordnete Möglichkeit des sogenannten Frame-Settings (was ja u.a. die Frameadverbiale leisten) zu betrachten. Zum anderen aber soll vor allem ein Artikel von Frey (2000b) in den Vordergrund gerückt werden. Während andere Autoren Topik meist als rein pragmatische Kategorie (mit eventuellem Niederschlag in der Syntax) ansehen, argumentiert Frey für eine im deutschen Mittelfeld speziell für Topiks ausgezeichnete syntaktische Position. Das Deutsche wäre somit seiner Ansicht nach, was Topiks betrifft, eine diskurskonfigurationale Sprache. Diese Position wird nach Freys Meinung durch die Satzadverbiale konstituiert. Daher ergibt sich auch, dass die relative Positionierung von Frameadverbialen zu den Satzadverbialen mit ihrer Auszeichnung als Topiks in Verbindung zu stehen scheint. Zunächst seien die als Haupteigenschaften von Aboutness-Topiks anzusehenden Kriterien nach Bußmann (2008: 743f) kurz präsentiert:

„Topik vs. Prädikation: Gliederung von Sätzen in Satzgegenstand (>das, worüber etwas ausgesagt wird<) und Satzaussage (>das, was darüber ausgesagt wird<). In diesem Sinne spricht man auch vom ,logischen‘ bzw. ,thematischen‘ Subjekt vs. Prädikat. Eine allgemein akzeptierte Definition des Begriffspaares steht aus, da es sich offensichtlich um mehrdimensionale Begriffe handelt (vgl. Jacobs 2001). Allerdings gibt es einige heuristische Kriterien, mit deren Hilfe man in vielen Fällen das T. identifizieren kann. So stellt ein Satz, in dem ein bestimmtes Element X Topik ist, eine Antwort auf die Frage What aboutX? dar. [...] Obwohl T. und P. als semantische bzw. pragmatische Relationen gelten, werden sie durch verschiedene syntaktische Eigenschaften der Sätze gesteuert. Es gibt eine starke Tendenz, das T. eines Satzes als syntaktisches Subjekt auszudrücken. [...] kann man durch bestimmte Konstruktionen ein Nicht-Subjekt als T. kennzeichnen, vgl. die Spaltsatz-Konstruktion Was diesen Mann betrifft, dem gebe ich kein Geld. und die Linksversetzung Diesem Mann, dem gebe ich kein Geld. In ,topik-prominenten‘ Sprachen (wie Koreanisch, Japanisch, Tagalog) kann hingegen jedes beliebige Satzglied mittels bestimmter Partikeln oder Affixe als T. gekennzeichnet werden. [...] Ferner gilt die satzinitiale Stellung eines Satzgliedes als T.-Kriterium [...], insbesondere in ,diskurskonfigurationellen‘ Sprachen wie Ungarisch und Rumänisch. [...] Wichtigste semantische Eigenschaft eines T. ist seine referentielle (d.h. spezifische) Interpretation. [...]“

5.1. Konzeptionen des Aboutness-Topiks

Interessant ist, dass das Konzept des Aboutness-Topiks im Prinzip schon bis ins 19. Jahrhundert hineinreicht. Es geht zurück auf von der Gabelentz (1869) und Paul (1880), die das, was heute unter den Begriff des Aboutness-Topiks fällt, als ,psycho logisches Subjekt‘ und dessen Gegenstück, den Kommentar, als ,psychologisches Prädikat‘bezeichnen. So sagt von der Gabelentz (1869: 378ff), wenn er über den Zweck des Sprechens zu einem Adressaten redet: „Ich glaube, hierzu gehört ein Doppeltes: erstens, daß man des Anderen Aufmerksamkeit (sein Denken) auf etwas hinleite, zweitens, daß man ihn über dieses Etwas das und das denken lasse; und ich nenne das, woran, worüber ich den Angeredeten denken lassen will, das psychologische Subject, das, was er darüber denken soll, das psychologische Prädicat. […] ob ich sage: Napoleon wurde bei Leipzig geschlagen, oder: bei Leipzig wurde Napoleon geschlagen; durch den einen Satz erfährt der Hörer nicht mehr und nicht weniger als durch den anderen. Psychologisch aber besteht ein tiefer Unterschied: in dem einen Falle ist es Napoleon, in dem anderen die Gegend bei Leipzig, von der ich reden, auf die ich den Gedanken des Angeredeten hinlenken will, also mein psychologisches Subject.“

[...]


[1] Bußmann (2008: 558f): “Proposition: [...] Unter P. wird der einzelsprachunabhängige, bezüglich des Illokutionstyps neutrale gemeinsame Nenner der Bedeutung von all den Sätzen bezeichnet, die das Zutreffen ein und desselben Sachverhalts zum Inhalt haben. So wird in den entsprechenden Äußerungen der Sätze Sam raucht gewohnheitsmäßig / Raucht Sam wirklich gewohnheitsmäßig? / Es ist nicht wahr, dass Sam gewohnheitsmäßig raucht / Wenn Sam gewohnheitsmäßig raucht, dann wird er nicht mehr lange leben / Sam smokes habitually jedes Mal die gleiche Referenz (Sam) und die gleiche Prädikation (raucht gewohnheitsmäßig) vollzogen, unabhängig davon, ob dies im Rahmen einer Feststellung, Frage oder eines Widerspruchs geschieht. P. ist somit der den Wahrheitswert bestimmende Kern der Bedeutung eines Satzes, wobei die spezifische syntaktische Form und lexikalische Füllung der jeweiligen Äußerungsform unberücksichtigt bleiben. [...]“

[2] Subjektorientierte Satzadverbiale wie absichtlich werden im Gegensatz zu Pittner (1999, 2004) in meiner Arbeit nicht unter der Klasse der Satzadverbiale betrachtet, sondern außen vor gelassen, da ihre Verortung nicht unumstritten ist. Diese Adverbiale weisen Zwittercharakter auf. Sie haben zwar auf der einen Seite Propositionsbezug, was eine Betrachtung dieser subjektorientierten Adverbiale unter der Gruppe der Satzadverbiale rechtfertigen würde. Auf der anderen Seite allerdings beziehen sie sich auch auf das Subjekt und müssten daher zu einer anderen Adverbialklasse gerechnet werden, siehe Frey & Pittner (1998: 518f).

[3] Allerdings bleibt etwas umstritten, wo genau die Basisposition solcher subjektorientierter Adverbiale wie z.B. absichtlich zu verorten wäre, da sie, wie in Fußnote 2 erwähnt, Zwittercharakter aufweisen.

[4] Frey (2000a, 2003) wendet für verschiedene Adverbialklassen im Prinzip genau dieselben Tests an und kommt für die in diesem Abschnitt ausführlicher vorgestellten Adverbiale zu einem im Großen und Ganzen gleichen Ergebnis wie Frey & Pittner (1998). Allerdings geht Frey in seinen Artikeln von anderen Beispielsätzen aus, sodass ich mich bei der Vorstellung der Ergebnisse der Basispositions-Tests hier jeweils mit der Nennung der entsprechenden Stellen bei Frey & Pittner begnüge.

[5] Dies ist dann so, wenn man die beiden quantifizierten Phrasen unbetont lässt, was z.B. unter Verum-Fokus der Fall ist. Verum-Fokus führt zu einer die Geltung des Satzes hervorhebenden Interpretation. Er wird in V2-Sätzen ausgedrückt durch die Akzentuierung des finiten Verbs in der C0-Position bzw. in VE-Sätzen wie (3) durch die Betonung des Komplementierers.

Kapitälchen stehen hier wie in folgenden Beispielen für die Akzentuierung der betreffenden Silbe.

[6] Zu überlegen wäre, ob indefinit interpretierte w-Phrasen tatsächlich völlig stellungsfest sind, oder ob sie sich, wenn sie Subjekt sind, nicht doch von SpecVP nach SpecIP bewegen, allerdings eben nicht darüber hinaus in die Topik-Position.

[7] Die von Frey (2000a, 2003) ermittelte Basisabfolge sieht ein wenig anders aus. Was Freys Ansichten von den Ansichten Frey & Pittners weitgehend unterscheidet, wird ebenfalls unter Punkt 6 beleuchtet.

[8] Die Akzentuierungs-Muster deuten an, dass die Sätze in dieser Konstituenten-Anordnung den oben vorgestellten Fokusprojektions-Test bestehen. Man kann also auf die Frage Was ist geschehen? mit den Elementen in dieser Reihenfolge antworten.

[9] Bußmann (2008: 495f): „Operator: [...] In der Formalen Logik sind O. Ausdrücke, die, angewandt auf bestehende Ausdrücke, neue Ausdrücke bilden. Zu den O. i.w.S. zählen damit Quantoren, logische Prädikate und Logische Partikeln. Den Geltungsbereich eines O. bezeichnet man als seinen Skopus. [...]“

[10] Für eine für diese Arbeit als gängig angenommene Klassifizierung verschiedener Satzadverbiale siehe Frey & Pittner (1998) bzw. Frey (2000a, 2003), vgl. 2.1.

[11] Externe Modifikatoren lokalisieren komplette Ereignisse. Interne Modifikatoren demgegenüber lokalisieren keine Ereignisse als Ganzes, sondern nur bestimmte Teilaspekte darin, siehe auch Pittner (2004) in 3.2. Frameadverbiale, siehe 2.2, können auch als rahmensetzende Lokative bezeichnet werden.

[12] In Kapitel 4 wird auf die Unterteilung in Topik vs. Kommentar genauer eingegangen werden, da diese für die Positionierung von Satzadverbialen relativ zu Framesettern relevant sein könnte.

[13] Da sich die DP-Analyse gegenüber der NP-Analyse inzwischen weitgehend durchgesetzt hat, werde ich in dieser Arbeit durchgehend die Bezeichnung DP und nicht NP verwenden, auch wenn ein Autor, über dessen Artikel ich rede, es in seinem eigenen Text anders handhabt.

[14] Wichtig ist, dass es in diesem Abschnitt um Satz- und nicht um Diskurs-Topiks geht. Reinhart (1981) bringt diesen Unterschied gut auf den Punkt. Betrachten wir z.B. den Satz Mr. Morgan is a careful researcher and a knowledgeable semiticist, but his originality leaves something to be desired. (Reinhart 1981: 54), so könnte man die Frage, worum es in diesem Satz geht, auf zweierlei Weise beantworten. Auf der einen Seite könnte man den Satz äußern: This sentence is about Mr. Morgan., welcher das Satz-Topik darstellt; das Satz-Topik muss mit einem im Satz gelieferten Ausdruck korrespondieren. Möchte man etwas präziser sein, so könnte man aber auch antworten: This sentence is about Mr. Morgan ’s scholarly ability. Diese wissenschaftlichen Fähigkeiten können zwar das Diskurs-, nicht jedoch das Satz-Topik darstellen, da sie eben keine konkrete sprachliche Entsprechung im Satz haben.

Ende der Leseprobe aus 141 Seiten

Details

Titel
Syntaktische Basispositionen für Adjunkte?
Untertitel
Psycholinguistische Untersuchungen zum Stellungsverhalten von Frameadverbialen und Satzadverbialen
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Germanistische Linguistik / Psycholinguistik
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
141
Katalognummer
V213762
ISBN (eBook)
9783656420491
ISBN (Buch)
9783656421207
Dateigröße
906 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
syntaktische, basispositionen, adjunkte, psycholinguistische, untersuchungen, stellungsverhalten, frameadverbialen, satzadverbialen
Arbeit zitieren
Melanie Störzer (Autor:in), 2012, Syntaktische Basispositionen für Adjunkte?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213762

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