Das 18. Jahrhundert wird heute aus geistesgeschichtlicher Sicht als „Zeitalter der Aufklärung“ beschrieben, das gekennzeichnet war durch eine Hinwendung nicht nur zur Reflektion im Bereich von Staatsphilosophie, sondern in seiner Konsequenz auch zur Verstandesanwendung in der Lebensführung jedes einzelnen Menschen. Ein bereits in der Frühen Neuzeit aufgetretener Bestandteil aufklärerischen Denkens war die empirische Vorgehensweise in den Wissenschaften, was zu einer sukzessiven Abkehr von der absoluten Autorität der antiken Vorbilder und der Kirchenlehrer führte. Während bisher die Begriffe und Lehrsätze die Erscheinungen bestimmten, war es nun umgekehrt.1 Ersetzt wurden diese tradierten Denkschemata durch die Maxime, Erkenntnisse aus der Betrachtung des Objekts selbst abzuleiten und dem Untersuchungsgegenstand also eine Gesetzmäßigkeit zuzubilligen, die losgelöst vom geistigen Erbe der Antike und der reinen Buchwissenschaft existierte. Die Aufklärung weist der Vernunft auch nicht die Rolle eines Systems zu, das vor oder über den Dingen existierte, vielmehr ist die Vernunft eine Eigenschaft der Dinge selbst, die durch vernunftorientiertes Denken für den Menschen sichtbar gemacht werden kann. 2 Da die Vernunftanwendung mit dem Anspruch auftrat, die gesamte Gesellschaft zu durchdringen und keine Grenzen akzeptieren zu müssen3, erschöpfte such die Aufklärung jedoch nicht in einem Wandel bei der Erkenntnistheorie 4, sondern war implizit auf praktische Veränderungen in der gesamten soziokulturellen Realität angelegt.5
Einer der radikalsten Aufklärer auf protestantischer Seite war Carl Friedrich Bahrdt, eine Person, die als orthodoxer Theologe begann, als fast areligöser politischer Agitator endete und durch sein Verhalten inner~ wie außerhalb der Universität Freund und Feind emotionalisierte wie kaum ein anderer. In dem „Handbuch der Moral für den Bürgerstand“ versuchte er einem breiten Publikum der Bevölkerungsmitte einen Ratgeber zur Verfügung zu stellen, der Lebensklugheit, christliche Motivation und das Ziel des Berufserfolges miteinander verband und außerdem den Erfordernissen aufklärerischer Hinterfragbarkeit Genüge tat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bahrdts Biographie
- Das „Handbuch der Moral“
- Der Leserkreis
- Andere Stände
- Glückseligkeit
- Verhalten gegen Staat und Obrigkeit
- Ökonomie des Bürgers
- Ergötzlichkeiten
- Bürgerliches Metier
- Wahl des Ehegatten
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Morallehre des Carl Friedrich Bahrdt und untersucht sein „Handbuch der Moral für den Bürgerstand“. Ziel ist es, Bahrdts Moralvorstellungen und die Begründungen seiner Ratschläge zu analysieren und den Leserkreis zu identifizieren, an den er sich richtet. Dabei wird die Einbettung von Bahrdts Werk in das „Zeitalter der Aufklärung“ und die Besonderheiten der Aufklärung im 18. Jahrhundert beleuchtet.
- Aufklärung und ihr Einfluss auf die Lebensführung
- Empirische Vorgehensweise in den Wissenschaften und die Abkehr von traditionellen Autoritäten
- Die Bedeutung der Vernunft in der Aufklärung
- Bahrdts „Handbuch der Moral“ als Ratgeber für den Bürgerstand
- Die Rolle und das Selbstverständnis des Leserkreises in Bahrdts Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet das 18. Jahrhundert als „Zeitalter der Aufklärung“ und die Bedeutung der Vernunft für die Lebensführung. Sie beschreibt die empirische Vorgehensweise in den Wissenschaften und die Abkehr von traditionellen Autoritäten. Die Einleitung stellt auch die Bedeutung der Aufklärung für die gesellschaftliche Veränderung dar und zeigt, dass die Aufklärung unterschiedliche Formen und Entwicklungen in den europäischen Ländern aufwies.
Bahrdts Biographie
Dieses Kapitel widmet sich der Biografie von Carl Friedrich Bahrdt, beginnend mit seiner Geburt und Kindheit. Es beschreibt die schwierigen Bildungsbedingungen, die er erlebte, und die gewalttätige Atmosphäre seiner Schulzeit. Die Schilderung von Bahrdts Jugendzeit zeichnet ein Bild seiner Lebensumstände und seiner Erfahrungen, die seine späteren Ansichten und Handlungen beeinflussen könnten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Aufklärung, Moral, Carl Friedrich Bahrdt, „Handbuch der Moral“, Bürgerstand, Vernunft, Empirie, Tradition, Religion, Staat, Obrigkeit, Glückseligkeit, Ökonomie, Ergötzlichkeiten, Ehegattenwahl.
- Quote paper
- Magister Joachim Pahl (Author), 2003, Die Morallehre des Carl Friedrich Bahrdt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21399