Die ethnisch-territorialen Krisen und Kriege auf dem Balkan im Verlauf der
90er Jahre haben in Bezug auf verschiedenste weltpolitische Akteure dazu
geführt, dass das Thema Sicherheitspolitik neu überdacht werden musste.
Die klaren machtpolitischen Verhältnisse zwischen Ost und West während
des Kalten Krieges waren überwunden, so dass man sich Anfang der 90er
Jahre zunächst in einer Euphorie über die vielzitierte „Jahrhundertchance“
zur kollektiven Konfliktlösung befand. Durch Dokumente wie etwa die KSZECharta
von Paris (1990) wurde das generelle Vertrauen auf die „Lösbarkeit
von Konflikten durch Kooperation und Integration“ (Rohloff 1999: 26)
dokumentiert. Das bedeutete einen deutlichen Ansehensgewinn der
Vereinten Nationen als zukünftiger Wahrer des Weltfriedens. Innerhalb der
Europäischen Gemeinschaft begann man mit der Entwicklung einer
eigenständigen europäischen Sicherheitsarchitektur, der sog.
Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). Währenddessen
schien die NATO, Hauptakteur des Kalten Krieges, angesichts des Wegfalls
der Bedrohung durch den Warschauer Pakt ein wenig desorientiert.
Doch schon bald zeigte sich, dass die vielumjubelte Transformation der
ost- und vor allem südosteuropäischen Staaten nicht so problemlos vor
sich ging wie erhofft. Der Vielvölkerstaat Jugoslawien zerbrach angesichts
gravierender wirtschaftlicher Probleme und des seit kurzem unter der
titoistischen Decke hervorbrechenden Nationalismus. Nun zeigte sich nur
all zu gut, dass von einer funktionsfähigen europäischen
Sicherheitsarchitektur längst noch nicht die Rede sein konnte. Es herrschte
Uneinigkeit unter den EG-Staaten in fast allen Punkten, angefangen von
der Frage der diplomatischen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens bis
hin zur Suche nach den geeigneten Maßnahmen zur Verhinderung der
sog. „ethnischen Säuberungen“.
Und so kam Ende der 90er Jahre doch wieder die NATO, mit neuem
Strategiekonzept, ins Spiel. Mit ihrer militärischen Intervention in den Kosovo-Konflikt hat sie sicherlich eine „Zäsur in den Internationalen
Beziehungen“ (Rohloff 1999: 1) markiert.
Was bedeutet diese Verletzung des völkerrechtlichen Gewaltmonopols für
die internationale Sicherheitspolitik und speziell für die Weiterentwicklung
der europäischen Sicherheitsstrukturen? Wird das Gewaltverbot aus Artikel
2, Ziffer 4 der UN-Charta nun zum Interventionsgebot? Wie wägt man die
Verteidigung von Menschenrechten gegenüber der Wahrung staatlicher
Souveränität ab? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die historische Entwicklung des Kosovo-Konflikts
- Jugoslawien und der Westen im 20. Jahrhundert
- Jugoslawien und das Kosovo
- Der Einfluss des Bosnienkrieges und die Eskalation des Kosovo-Konflikts
- Die Internationalisierung des Kosovo-Krieges
- Krisenpräventionsstrategien der sicherheitspolitischen Institutionen
- Die UNO
- Die OSZE
- Die NATO
- Die Europäische Union
- Lessons learned...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Kosovo-Konflikts im Kontext der internationalen Sicherheitspolitik und beleuchtet die Rolle verschiedener Akteure bei der Krisenprävention. Sie untersucht die Herausforderungen, die durch den Zerfall Jugoslawiens entstanden sind, und analysiert die Strategien, die von der UNO, der OSZE, der NATO und der Europäischen Union zur Konfliktlösung und -prävention verfolgt wurden.
- Die historische Entwicklung des Kosovo-Konflikts
- Die Rolle des Westens im Kosovo-Konflikt
- Krisenpräventionsstrategien der internationalen Organisationen
- Der Wandel der internationalen Sicherheitsarchitektur
- Die Rolle von Menschenrechten und Völkerrecht im Konflikt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Kosovo-Konflikts im Kontext des Wandels der internationalen Sicherheitspolitik nach dem Ende des Kalten Krieges. Sie stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor und skizziert den Fokus auf die Rolle der NATO im Kosovo-Konflikt.
Das zweite Kapitel behandelt die historische Entwicklung des Kosovo-Konflikts, wobei der Fokus auf den Einfluss des Bosnienkrieges auf die Eskalation der Konflikte in Jugoslawien liegt. Der Abschnitt beleuchtet die historischen Hintergründe und die Rolle des Nationalismus im Zerfall des Vielvölkerstaates.
Kapitel drei analysiert die Krisenpräventionsstrategien der wichtigsten internationalen Organisationen, wie der UNO, der OSZE, der NATO und der Europäischen Union. Es beleuchtet deren unterschiedliche Ansätze und die Herausforderungen, die sich im Kontext des Kosovo-Konflikts stellten.
Schlüsselwörter
Kosovo-Konflikt, Jugoslawien, internationale Sicherheitspolitik, Krisenprävention, NATO, OSZE, UNO, Europäische Union, Menschenrechte, Völkerrecht, Intervention, Transformation, Balkan, ethnischer Konflikt, Nationalismus.
- Arbeit zitieren
- Nina Heckmann (Autor:in), 2003, Zwischen Völkerrecht und Menschenrechten - Internationale Sicherheitspolitik und Krisenprävention am Beispiel Kosovo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21404
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