Der Salzhandel im Späten Chinesischen Kaiserreich


Essay, 2012

11 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


„ The ancient character for salt, yan, is a pictograph in three parts.

The lower part shows tools, the upper left is an imperial official and the upper right is brine. So the very character by which the word salt was written depicted the state's control ofits manufacture.“

(Fu 1993: 29).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungl: http://baike.baidu.com/view/ 29262.htm, abgerufen am 20.ll.20l2.

Seit mehr als einem Jahrtausend wird Salz im Gebiet des heutigen China als wertvolles Handels­und Konsumgut genutzt. Die vielseitige Nachfrage für Salz als Konservierungsmittel, medizinische Substanz und Nahrungsergänzung machten es frühzeitig zu einem Handelsgut und einem profitablen Besteuerungsobjekt (Zelin 2005: 3). Erstmals schriftliche Erwähnung erfährt Salz, laut Gale, bei Sima Qian (144 v. Chr. - 92 v. Chr.), der die finanzielle Wichtigkeit von Salz für den Staat betont (Gale 1930: 243). Mit dem literarischen Werk Die Debatte über Salz und Eisen (Yantie lun), welches 86 v. Chr. zusammengestellt wurde, erreichte das stetig wachsende Interesse an Salz und dessen Verbindung zum Staat seinen Höhepunkt in der Han-Dynastie (206 v.Chr. - 220 n. Chr.). Diese Abhandlung wird von Wissenschaftlern als wertvoller Beitrag zur frühen chinesischen Finanzliteratur betrachtet. Das Yantie lun gibt vor, eine öffentliche Diskussion aufzuzeichnen, in der Vertreter der staatlichen Salz- und Eisenmonopole und daneben konfuzianische Gelehrte in der Opposition debattieren (Gale 1930: 243). Die Debatte war demnach in zwei Gruppen geteilt - Reformisten und Modernisten. Die Reformisten waren hauptsächlich konfuzianische Gelehrte, die Privatisierung und eine Rückkehr zu den alten laissez-faire (franz. einfach laufen lassen) Prinzipien für die Salz- und Eisenindustrie befürworteten. Chinesische Dynastien wählten einen laissez-faire Ansatz für ökonomische Aktivitäten, was sich im chinesischen Steuersystem reflektierte, welches hauptsächlich auf Abgaben für Land und nichts weiteres basierte (Zelin 2005: 3). Die Modernisten repräsentierten großteils das Interesse der Zentralregierung und unterstützten legalistische Philosophien der vorangegangenen Qin-Dynastie, die sich in zahlreichen strengen Gesetzlichkeiten zur staatlichen Kontrolle der Industrie äußerten (Loewe 1986: 186). Die Qin-Dynastie legte das erste in der Geschichte bekannte, staatlich kontrollierte Monopol auf ein lebensnotwendiges Gut, nämlich Salz, fest (Fu 1993: 31). Die Salzindustrie blieb von diesem diesem Zeitpunkt an unter staatlicher Kontrolle.

In der Tang-Dynastie (618 - 907) wurde eine neue Methode zur Verwaltung der Salzproduktion eingeführt. Die Regierung kaufte alles an produziertem Salz auf und verkaufte es zu einem erhöhten Preis an private Händler. Außerdem waren von der Bevölkerung, den Produzenten und den Händlern Steuerabgaben für Salz zu leisten. Eine Familie musste beispielsweise eine bestimmte Menge an Reis an die Regierung abgeben, die dem damaligen Preis von Salz entsprach, um Salz zu bekommen (Gale 1930: 244). Salzmonopole wurden endgültig zu einer dauernden Einrichtung seit Mitte des 8. Jahrhunderts (Vogel 1994: 131). Man könnte hier von einer Kombination aus dem Staatsmonopol der Qin-Dynastie und dem zeitweiligen laissez-faire-Prinzip folgender Regierungen sprechen.

Im weiteren Verlauf sind die alten Monopolgebiete während der Song-Dynastie (960 - 1276) für freien Handel geöffnet worden. Das bedeutete, dass sie von Großhändlern, die mit Handelszertifikaten vom Staat ausgestattet waren, bedient wurden (Gale 1930: 246). Ihre eigentliche Form erhielt die Salzverwaltung in China, laut Gale, mit der Qing-Dynastie (1644 - 1912) (Gale 1930: 246). Er ist der Ansicht, dass der Salzhandel als Barometer des chinesischen Nationallebens angesehen werden kann. Die Geschichte der Salzbesteuerung repräsentiere die grundlegenden Eigenschaften in der Geschichte der öffentlichen Finanzen und der politischen Wirtschaft Chinas (Gale 1930: 244).

Man kann durchaus behaupten, dass das Salzmonopol von Beginn an ein Schlüsselwerkzeug für die chinesische Regierung war. Salz war durch seine umfangreiche und örtlich begrenzte Produktion ein ideales Zielobjekt für bürokratische Verwaltung. In der Theorie war die Salzproduktion ein Staatsmonopol, aber in der Praxis war China einfach zu groß um die gesamte Produktion, den Handel und den Transport von der Regierung einheitlich kontrollieren zu lassen. Deswegen versuchte die Regierung wenigstens den Handel zu steuern. Eine Elite von Großhändlern wurde autorisiert um das Salz vom Ort der Produktion abzuholen und den Transport dabei für den Staat zu besteuern (Kurlansky 2002: 371).

In dieser Abhandlung sollen vorerst die Organisation der Salzmonopole und des inländischen Salzhandels während der Qing-Dynastie erörtert werden. Daraufhin werde ich mich konkret mit den Handelsbedingungen in Zigong, Sichuan als lokales Exempel befassen. Fazit soll sein, herauszufinden, inwieweit man das chinesische Staatsmonopol auf den Salzhandel als solches betrachten kann und wie der Markt funktionierte.

Das Salzmonopol der Qing-Regierung

Nach einem kurzen historischen Abriss soll der Fokus dieses Abschnitts eine vertiefenden Betrachtung der Organisation des Salzmonopols in der letzten Dynastie des chinesischen

Kaiserreichs sein. Unabdingbar dabei ist es ein Blick auf die verschiedenen Lokalisationen des Salzabbaus und den Produktionsbedingungen zu werfen. Durch die enorme Größe des Landes und den unterschiedlichen Bedingungen an den Produktionsorten war es der Regierung unmöglich eine einheitliche Verwaltung für die Salzproduktion festzulegen. Daraus folgend variierten Produktionsbedingungen vor Ort, was ebenso Auswirkungen auf den Verwaltungsapparat der Salzindustrie hatte.

Auch Chiang ist der Meinung, dass „in Ch'ing times, the sheer vast geographical extent of the production and distribution of salt made any centralized management difficult.“ (Chiang 1983: 199). Von den damals 18 Provinzen des Reiches wurde lediglich in Guanxi kein Salz abgebaut. Die kommerzielle Produktion fand in insgesamt 15 Provinzen des Reiches statt (Chiang 1983: 197). Das meiste Salz wurden in Küstengebieten produziert. Die beiden größten salzproduzierenden inländischen Provinzen waren, laut Chiang, Sichuan und Shaanxi (Chiang 1983: 198). Den verschiedenen geografischen Bedingungen entsprechend gab es sechs verschiedene Arten von Salz, die durch Salzsieden und Verdunsten gewonnen wurden. Folge dieser weitläufigen lokalen Streuung von Salzproduktionsstätten war, dass es kein einheitliches, zentralisiertes System gab, was den Salzhandel regelte. Ausgehend von den bereits bestehenden Verwaltungseinteilungen, den natürlichen Gegebenheiten und den Salzvorkommen wurde China in sieben Salzverwaltungsgebiete geteilt, welche eine Kombination aus Salzproduktionsort und Markt waren (Chiang 1993: 199).

Der Staat kontrollierte den Salzhandel in diesen Regionen mithilfe von sechs verschiedenen Systemen. Diese sechs Systeme waren das Zertifikaten-System yin fa, das Syndikats-System kang fa, das Ticket-System piao fa, das Salzzuteilungssteuer-System kuaiting fa, das offizielle Transport System guan yun und das System der Besteuerung der Salzminen jiu changcheng shui (Chiang 1993: 200).

Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, wie diese Systeme genau ausgesehen haben, werde ich zwei davon näher erläutern - zum einen das im Reich meistgenutzte Zertifikaten-System yin fa und das für Sichuan bedeutende offizielle Transportsystem guan yun. Das Zertifikatensystem teilte die Salzindustrie in zwei Bereiche: Produktion und Distribution. Jede Saline bestand aus mehreren salzproduzierenden Haushalten. Jeder Haushalt war verpflichtet dem Staat einen festgesetzten Anteil seiner Produktion abzugeben. Der Staat übernahm dabei die Produktionskosten und zahlte einen Minimallohn. Die Salzgroßhändler wiederum erhielten Zertifikate von der Regierung für die sie in bestimmten Salzlagern Salz ankaufen konnten. Diese Großhändler waren dafür verantwortlich das Salz an sekundäre Händler in dafür vorgesehenen Marktgebiete auszuliefern. Die sekundären Händler, von denen die meisten auch Großhändler, einige aber auch Einzelhändler waren, stellten Lagermöglichkeiten in Bezirkshauptstädten zur Verfügung und verkauften das Salz an Einzelhändler im gesamten Bezirk (Chiang 1983: 200).

Das System des offiziellen Transports betraf abgelegene Provinzen, wie Guanxi, wo der Salzhandel eher unprofitabel für Großhändler war. Um ihr Geschäft dort profitabel zu machen, verzögerten die Salzhändler häufig ihre Steuerzahlungen und häuften Salzzertifikate an. 1724 wurde in Guanxi das System des offiziellen Transports eingeführt. Die Verteilung von Salz wird von einem Netzwerk aus öffentlichen Salztransportämtern an strategischen Punkten ausgeführt und von Großhändlern ergänzt. Der Einzelhandel blieb in den Händen von kleineren Ladenbesitzern (Chiang 1983: 204). Diese beiden Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass die Verteilung von Salz in den Händen von privilegierten Händlern lag und sich unter einer strikten Regierungskontrolle befand.

Die Qing-Regierung versuchte weiterhin nach alter Tradition das staatliche Monopol an Salz zu wahren. Nichtsdestotrotz hatte sie keine vereinheitlichte Gesamtmacht über die Salzindustrie von der Produktion bis hin zum Verkauf. Der Staat verwaltete zwar die Salzminen und die Großhändler direkt, während Zentral- und Provinzregierungen die Lizenzen beaufsichtigten, die der Staat an Händler verkaufte (Fu 1993: 95). Es ist offensichtlich, dass es der Regierung nicht gelang einen einheitlichen Verwaltungsapparat für die Salzindustrie zu erschaffen. Auch Zelin ist der Ansicht, dass „among and even within the producing areas the organization of salt administration could vary considerably [...]“ (Zelin 2005: 4). Von Salzproduktionsstätten weit entfernte Gebiete, wie Guanxi, wurden mit einem anderen Verwaltungssystem (guan yin) betreut als Provinzen, die näher an Produktionsstätten lagen. Lokale Unterschiede wirkten sich auf die Entwicklung des Verwaltungsapparates der Salzindustrie aus, indem sie zu vom Staat diktierten lokal angepassten Verwaltungssystemen führten.

Der inländische Salzhandel der Qing-Regierung

Der chinesische Staat agierte zur Verwaltung der Salzindustrie mit der Überwachung des Handels und der Großhändler. Neben den eigentlichen Akteuren der Salzindustrie, den Produzenten, ist es für diese Untersuchung unabdingbar einen Blick auf die logistische Organisation der Handelswege und auf die Großhändler an sich zu werfen.

Die geografische Lage der Salzproduktionsstätten wirkte sich nicht nur auf die Verwaltungssysteme, sondern auch auf die Transportbedingungen aus. Die streng begrenzte Lokalisierung von Salzproduktionsstätten und die damit verbundenen Transportbedingungen nutzten Salzhändler um Reichtum anzuhäufen. Sie agierten so zwar für das staatseigene Monopol, aber gleichzeitig auch als Privatpersonen für den Markt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Der Salzhandel im Späten Chinesischen Kaiserreich
Hochschule
Universität Leipzig  (Ostasiatisches Institut)
Veranstaltung
China als gesellschaftliche Wirklichkeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
11
Katalognummer
V214204
ISBN (eBook)
9783656425427
ISBN (Buch)
9783656433545
Dateigröße
397 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Salz, Handel, China, Kaiserreich
Arbeit zitieren
Linda Nestler (Autor:in), 2012, Der Salzhandel im Späten Chinesischen Kaiserreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214204

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Salzhandel im Späten Chinesischen Kaiserreich



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden