In Deutschland nimmt die Zahl der Ausländer von Jahr zu Jahr zu. Einer
großer Teil von ihnen kommt aus islamischen Ländern, so dass der Islam
inzwischen zur drittgrößten Glaubensgemeinschaft – nach der römischkatholischen
und evangelischen Kirche – in unserem Land
herangewachsen ist. Rund 2,5 Millionen Muslime leben heute in
Deutschland1, Tendenz steigend.
Dieses gesellschaftlichen Neben- und vor allem auch Miteinander von
Menschen völlig unterschiedlicher Kulturkreise hat – abgesehen von
vielen Problemen die dieser „clash of cultures“ natürlich auch nach sich
gezogen hat – dazugeführt, dass die Anzahl der Eheschließungen
zwischen katholischen Frauen und muslimischen Männern ständig
zunimmt. Ehen zwischen muslimischen Frauen und katholischen Männern
kommen dagegen kaum vor, da das islamische Recht eine solche Heirat
verbietet, es sei denn, der Mann tritt zum Islam über.
Die folgende Darstellung zum Thema „Das Eherecht im ökumenischen
Kontext: Das islamische Eheverständnis unter besonderer
Berücksichtigung der Auflösung der Ehe“ möchte einen ersten Überblick
über das islamische Eheverständnis und seine Ehevorstellung geben,
wobei ein besonderer Schwerpunkt auf das Verfahren und die Praxis der
Eheauflösung gelegt werden soll. Weiterhin soll herausgearbeitet werden,
inwieweit sich dieses Eheverständnis von dem der katholischen Lehre
unterscheidet bzw. ob diese doch tiefergehenden Unterschiede überhaupt
miteinander vereinbar sind.
In einem ersten Schritt soll anhand eines kurzen Überblicks über die Lehre
des Islams sowie mittels weiterer Grundlagen in die Materie eingeführt
werden. Anschließend soll näher auf das eigentliche Thema der Arbeit,
nämlich die Bedeutung der Ehe nach islamischen Recht sowie auf formale
Bestimmungen der Eheschließung im Islam eingegangen werden. Einen weiteren Themenblock bildet dann die Auflösung der Ehe nach
islamischen Recht. Es sollen hierbei verschiedene Arten der Eheauflösung
erläutert sowie an den jeweils unterschiedlichen Verfahren in den
Maghreb-Staaten die doch oftmals recht divergierende Anwendung in den
islamischen Ländern beispielhaft dargestellt werden. Abschließend soll
dann noch der Fall der katholisch-islamischen Mischehe aus Sicht beider
Religionsgemeinschaften betrachtet werden.
1 Vgl. SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ (Hrsg.), Christen und Muslime in
Deutschland (Arbeitshilfen, Bd. 172), Bonn 2003, S. 11. (Künftig zitiert als: SEKRETARIAT
DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ, Muslime.)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen des islamischen Eheverständnisses
- Der Glaube im Islam: Hingabe in Gottes Willen
- Die Quellen des islamischen Eherechts: Der Koran und die sunna
- Die islamischen Länder und ihr Rechtssystem
- Das islamische Eheverständnis
- Die Bedeutung der Ehe im Islam
- Die Voraussetzungen für die Eheschließung
- Die Formbestimmung der Eheschließung
- Die Auflösung der Ehe
- Verschiedene Arten der Eheauflösung
- Die Auflösung der Ehe am Beispiel der Maghreb-Staaten
- Marokko
- Algerien
- Tunesien
- Die katholisch-islamische Mischehe
- Die religionsverschiedene Mischehe nach islamischem Recht
- Die religionsverschiedene Mischehe nach katholischer Lehre
- Unterschiede zwischen dem islamischen und dem katholischen Eheverständnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das islamische Eheverständnis im Kontext der ökumenischen Beziehungen, insbesondere hinsichtlich der Auflösung der Ehe. Sie beleuchtet die Grundlagen des islamischen Glaubens und Rechtssystems sowie die Bedeutung der Ehe im Islam. Darüber hinaus wird die Praxis der Eheauflösung in verschiedenen islamischen Ländern, speziell in den Maghreb-Staaten, untersucht.
- Die Grundlagen des islamischen Glaubens und des islamischen Eherechts
- Die Bedeutung der Ehe im islamischen Rechtssystem
- Die verschiedenen Arten der Eheauflösung im Islam
- Die Anwendung des islamischen Eherechts in den Maghreb-Staaten
- Der Vergleich des islamischen Eheverständnisses mit der katholischen Lehre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die aktuelle Situation der katholischen und muslimischen Bevölkerung in Deutschland sowie die zunehmende Zahl von Mischehen. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen des islamischen Eheverständnisses dargestellt, wobei insbesondere auf den Glauben an Gott, die Quellen des islamischen Rechts sowie die verschiedenen Rechtssysteme in islamischen Ländern eingegangen wird. Das dritte Kapitel widmet sich der Bedeutung der Ehe im Islam, den Voraussetzungen für eine Eheschließung und der Form der Eheschließung. Im vierten Kapitel werden verschiedene Arten der Eheauflösung erläutert und die Verfahren in den Maghreb-Staaten, Marokko, Algerien und Tunesien, anhand von Beispielen näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Islam, Ehe, Eherecht, islamisches Eheverständnis, Auflösung der Ehe, Maghreb-Staaten, katholisch-islamische Mischehe, ökumenischer Kontext, šari'a, Koran, sunna
- Arbeit zitieren
- Martina Schnetter (Autor:in), 2004, Eherecht im ökumenischen Kontext: Das islamische Eheverständnis unter besonderer Berücksichtigung der Auflösung der Ehe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21431