Das Aufkommen der Hunde an verschiedenen Stellen des Werkes steht im Mittelpunkt des Essays. Was die Hunde für eine Bedeutung für Malte haben, wofür sie stehen, etc. wird in diesem Essay behandelt.
Das Bild der Hunde und ihre Signifikanz in Rilkes ‚Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge‘
Die Aufzeichnungen von Malte Laurids Brigge geben dem Leser einen umschweifenden Eindruck von dessen Leben und Erinnerungen aus seiner Kindheit, die er im Laufe des Buches Stück für Stück zusammenträgt.
In seinen insgesamt 71 Einträgen gibt den Leser und vordergründig sich selbst die Chance, herauszufinden, wer er selbst eigentlich ist und wie seine Erinnerungen sein gegenwärtiges Ich geprägt haben. Auffällig ist von Beginn bis zum Schluss des Buches, dass Malte immer wieder an vereinzelten Textstellen auf Hunde eingeht, ohne selbst einen großen Bezug zu ihnen aufzubauen. Er selbst erwähnt sie schlichtweg neben der eigentlichen Intension seines Aufzeichnens. Doch gerade weil er immer wieder auf die Hunde zurückkommt, ist es signifikant herauszustellen, welchen Stellenwert und welche Bedeutung sie für ihn selbst in den einzelnen Aufzeichnungen sowie auf das ganze Werk bezogen haben.
Sogenannte Haushunde, welche als „[…]domestizierte Form des Wolfs […]“[1] gelten, sind nachweislich seit über 10.000 Jahren Begleiter der Menschen, die in verschiedensten Formen dem Menschen zur Verfügung stehen, darunter als Wach- und Schutzhund, als Gesellschafter oder als Jagdbegleiter. Welche dieser Rollen die Hunde bei Malte gespielt haben, spricht er selbst nicht aus, aber es lässt sich anhand der Erinnerung seinerseits bestimmen.
Zu Beginn seiner Aufzeichnungen befindet sich Malte in Paris, einer ihm fremden und verhassten Stadt. Für ihn besteht die Stadt selbst nur aus Krankheiten, Ängsten und dem Tod.[2] In seiner zweiten Aufzeichnung beschreibt er die Situation, dass er in Paris nachts nicht schlafen kann, da er durch diverse Geräusche wachgehalten wird. „Elektrische Bahnen rasen läutend durch meine Stube. Automobile gehen über mich hin.“[3] Malte, der selbst in einer ländlichen Gegend aufgewachsen ist, kann sich an die ihm ungewohnten Geräusche der modernen Technik nicht gewöhnen und findet keinen Schlaf. Er beruhigt sich erst von den lauten Eindrücken der Nacht, als er von draußen einen Hund bellen hört. „Ein Hund bellt. Was für eine Erleichterung: ein Hund.“[4] Das verdeutlicht dem Leser von Anfang an, dass Malte nicht nur einen Bezug zu Hunden im Allgemeinen zu haben scheint, sondern auch, dass diese eine beruhigende Wirkung auf ihn haben. Trotz des Großstadtlärms kann Malte nach dem Wahrnehmen des Hundes und dessen Geräusche einschlafen. Daraus ist zu schließen, dass das Bellen eines Hundes für ihn selbst eine positive und beruhigende Bedeutung für ihn hat, die im Verlauf des Buches durch die Kindheitserinnerungen, auf seine Vergangenheit zurückzuschließen ist.
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[1] Christian Adams; Cordula Speer [u.a.]: Brockhaus. Das Taschenlexikon in 24 Bänden. Band 10. Hory-Juf. F.A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH, Gütersloh 2010, S. 3288f.
[2] Vgl. Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Herausgegeben v. Manfred Engel, Philipp Reclam jun. GmbH, Stuttgart 1997, S. 7ff.
[3] Rilke: Malte, S. 7, Abschnitt 2.
[4] Ebenda, S. 8, Abschnitt 2.
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- Susanne Hahn (Author), 2012, Das Bild der Hunde und ihre Signifikanz in Rilkes ‚Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge‘, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214401