Mark Granovetter’s bahnbrechende Studie „Getting A Job“ (1995 [1974]) zeigte,
dass soziale Kontakte eine wichtige Rolle beim Zugang zu Arbeitsplätzen spielen
und dass gerade schwache Beziehungen am hilfreichsten sind. Eine
Schlussfolgerung seiner Arbeit war, dass soziale Netzwerke nicht nur Chancen zur
Mobilität bieten, sondern auch Gruppen qualifizierte Leute benachteiligen
können, weil diese nicht gut in Netzwerke integriert sind (1995 [1974], S. 141).
Eine gravierende Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt ist die zwischen Männern
und Frauen. So gibt es immer noch typisch weibliche Berufe, die sich vor allem
durch eine schlechtere Bezahlung und geringere Aufstiegschancen auszeichnen:
„segregated employment is almost always the same as unequal employment”
(Hultin und Szulkin 1999). Ist es das fehlende „Vitamin B“, das Frauen vom
Zugang zu besseren Jobs abhält? Wenn ja, warum haben Frauen nicht dieselben
Netzwerkressourcen wie Männer? Erstaunlicherweise beschäftigen sich nur
wenige Studien mit den Unterschieden der sozialen Kontakte von Männer und
Frauen im Allgemeinen, und deren Bedeutung beim Zugang zu neuen
Arbeitsplätzen im Besonderen (vgl. Granovetter 1995 [1974], S. 131; Hanson und
Pratt 1991, S. 232). Wenn geschlechtsspezifische Unterschiede untersucht
werden, dann ist meist nicht der Zugang zu Arbeitsplätzen, sondern die
Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb von Organisationen das Thema. Dabei wird
meist die Einbettung des Arbeitsmarktgeschehens in das bestehende soziale
Umfeld vernachlässigt und nur die informellen Netzwerke innerhalb eines
Unternehmens untersucht. Wenn aber Informationen über offene Stellen in das
Alltagsleben eingebettet sind, dann müssten sich die geschlechtsspezifischen
Interaktionsmuster auch auf die Stellensuche übertragen.
Nach einer Darstellung der Netzwerktheorie beim Zugang zu neuen Stellen nach
Granovetter werde ich in dieser Hausarbeit versuchen, eine Erklärung für die
unterschiedliche berufliche Positionierung von Männern und Frauen darzustellen.
Auf der Grundlage von bisherigen Studien wird insbesondere untersucht, ob und
wieso Männer und Frauen ein unterschiedliches Stellensuchverhalten aufweisen
und welche Unterschiede in der Netzwerkstruktur zu finden sind.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN UND BEGRIFFE
- Thesen nach Granovetter
- Soziale Ungleichheit
- SUCHVERHALTEN VON MÄNNERN UND FRAUEN
- Quantitative Bedeutung sozialer Kontakte
- Stellensuche oder Stellenfindung?
- GESCHLECHTSSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE DER NETZWERKE
- Verwandte und starke Beziehungen
- Nach Geschlecht differenzierte Netzwerke / Homophilie
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Rolle sozialer Netzwerke beim Zugang zu Arbeitsplätzen, insbesondere im Hinblick auf die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeit untersucht, ob und inwiefern Männer und Frauen unterschiedliche Suchstrategien verfolgen und welche Unterschiede in der Netzwerkstruktur zu finden sind.
- Die Bedeutung sozialer Netzwerke für den Arbeitsmarktzugang
- Geschlechtsspezifische Unterschiede im Suchverhalten
- Unterschiede in der Netzwerkstruktur von Männern und Frauen
- Die Rolle von „Vitamin B“ und informellen Netzwerken
- Die Auswirkungen von Netzwerken auf die berufliche Positionierung
Zusammenfassung der Kapitel
- EINLEITUNG: Diese Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und beleuchtet die Diskrepanz zwischen der Bezahlung und den Aufstiegschancen von Frauen und Männern in typischen Frauenberufen. Die Studie von Mark Granovetter dient als Ausgangspunkt, um die Rolle sozialer Netzwerke im Kontext von Arbeitsmarktungleichheit zu untersuchen.
- THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN UND BEGRIFFE: Dieses Kapitel erläutert die grundlegenden theoretischen Konzepte, die der Hausarbeit zugrunde liegen. Es behandelt die Besonderheiten des Arbeitsmarktes im Vergleich zu Gütermärkten, insbesondere die Bedeutung unvollständiger Informationen und die Rolle sozialer Netzwerke als Informationsquelle. Granovetter's Studie „Getting A Job“ wird ausführlich vorgestellt, wobei die These der geringeren Suchkosten durch vorhandene soziale Beziehungen hervorgehoben wird.
- SUCHVERHALTEN VON MÄNNERN UND FRAUEN: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Unterschieden im Suchverhalten von Männern und Frauen bei der Jobsuche. Es untersucht die quantitative Bedeutung sozialer Kontakte und die Frage, ob Männer und Frauen eher aktiv Stellen suchen oder eher auf passive Stellenangebote stoßen.
- GESCHLECHTSSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE DER NETZWERKE: Dieses Kapitel analysiert die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den sozialen Netzwerken von Männern und Frauen. Es betrachtet die Rolle von Verwandten und starken Beziehungen sowie die Bedeutung von homophilen Netzwerken, also Netzwerken, die sich aus Personen mit ähnlichen Eigenschaften zusammensetzen.
Schlüsselwörter
Soziale Netzwerke, Arbeitsmarkt, Ungleichheit, Geschlechterunterschiede, Stellensuche, Stellenfindung, Job-Search-Theorien, Granovetter, Vitamin B, Homophilie, Netzwerkstruktur, Informationsbeschaffung, Matching-Prozesse, berufliche Positionierung.
- Arbeit zitieren
- Claudia Laubstein (Autor:in), 2003, Soziale Netzwerke von Männern und Frauen: Eine Erklärung für Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21441