Die griechische Religion hat ihren Ursprung in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends bei den Ioniern und Achaiern-Äoliern. Diese hatten sich nach der Einwanderung aus dem Norden zu Beginn des zweiten Jahrtausends mit der mediterranen Urbevölkerung vermischt. Als Hauptschöpfung der frühen mykenischen Religion sieht man den patriarchalischen Götterstaat, dessen Vorbild sicherlich die politischen Verhältnisse jener Zeit waren. Daneben blühte der Toten- und Ahnenkult, aus dem sich später der Heroenkult entwickelte. Damals wurde der Grundstock der griechischen Mythologie geschaffen, der Erzählungen von Göttern und Heroen, welche die griechischen Schriftsteller später frei gestalteten.
Die Religion in der griechischen Blütezeit wurde wesentlich vom Kult des Stadtstaates geprägt. Sie kannte weder ein festes Dogma noch Glaubenssätze oder ethische Lehren, warnte jedoch davor, sich mit den Göttern gleichstellen zu wollen. Ebenso wie es keinen einheitlichen festen Gottesbegriff gab, waren auch die einzelnen Götter in ihrem Wesen äußerst verschieden. Obwohl sie, was ihre Gestalt und ihr Verhalten anbelangt, immer als anthropomorph gesehen wurden, galten sie jedoch als die ,,Unsterblichen", die willkürlich in die Geschicke der Menschen eingriffen.
In ihrer Struktur war die griechische Religion eine Volksreligion, die primär nicht von Einzelnen, sondern von Gemeinschaften praktiziert wurde.
In jeder Stadt wurden viele Götter mit jeweils anderen Kulten und Festen verehrt. Neben den ,,großen Göttern", die vielfach örtlich unterschiedliche Kultbeinamen erhalten hatten, wurden noch Lokal- bzw. Stadtgötter und Landesheroen verehrt.
Inhaltsverzeichnis
1. Allgemeine Informationen zur griechischen Religion und Mythologie
2. Die Polisreligion
3. Ziele der religiösen Erziehung bei den Griechen
4. Religiöse Erziehung in Familie und Gesellschaft
4.1 Die Familie als Kultgemeinde
4.2 Religiöse Feste in der Bürgergemeinde
5. Religiöse Erziehung in der Schule
5.1 Die Affinität von Schulen und Heiligtümern
5.2 Die Inhalte des „Kultlernens“
5.3 Die Einbindung des einzelnen Schülers in den Kult
6. Götterglauben und Ethik im Unterrich
7. Kinder in besonderem Kultdienst.
1. Informationen über griechische Religion und Mythologie
Die griechische Religion hat ihren Ursprung in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends bei den Ioniern und Achaiern-Äoliern. Diese hatten sich nach der Einwanderung aus dem Norden zu Beginn des zweiten Jahrtausends mit der mediterranen Urbevölkerung vermischt. Als Hauptschöpfung der frühen mykenischen Religion sieht man den patriarchalischen Götterstaat, dessen Vorbild sicherlich die politischen Verhältnisse jener Zeit waren. Daneben blühte der Toten- und Ahnenkult, aus dem sich später der Heroenkult entwickelte. Damals wurde der Grundstock der griechischen Mythologie geschaffen, der Erzählungen von Göttern und Heroen, welche die griechischen Schriftsteller später frei gestalteten.
Die Religion in der griechischen Blütezeit wurde wesentlich vom Kult des Stadtstaates geprägt. Sie kannte weder ein festes Dogma noch Glaubenssätze oder ethische Lehren, warnte jedoch davor, sich mit den Göttern gleichstellen zu wollen. Ebenso wie es keinen einheitlichen festen Gottesbegriff gab, waren auch die einzelnen Götter in ihrem Wesen äußerst verschieden. Obwohl sie, was ihre Gestalt und ihr Verhalten anbelangt, immer als anthropomorph gesehen wurden, galten sie jedoch als die „Unsterblichen“, die willkürlich in die Geschicke der Menschen eingriffen.
In ihrer Struktur war die griechische Religion eine Volksreligion, die primär nicht von Einzelnen, sondern von Gemeinschaften praktiziert wurde.
In jeder Stadt wurden viele Götter mit jeweils anderen Kulten und Festen verehrt. Neben den „großen Göttern“, die vielfach örtlich unterschiedliche Kultbeinamen erhalten hatten, wurden noch Lokal- bzw. Stadtgötter und Landesheroen verehrt.[1]
2. Die Polisreligion
"Die lokal und regional unterschiedliche Ausformung des Glaubens und Kultes der Hellenen äußert sich in dem, was man Polisreligion nennt. Sie bedeutet die gewohnheitsmäßige, gesellschaftlich verbindliche, auch rechtlich - durch Androhung von Sanktionen - festgelegte Verehrung der in einer Stadt oder einem Landgebiet seit jeher verehrten Götter in der dortigen Ausformung durch den Bürger und seine Familie innerhalb der dasselbe praktizierenden Bürgerschaft. Der Bürger, der hier ausschert, gefährdet das Wohlwollen der Götter gegenüber der Gesamtheit von Bürgerschaft und Staat."[2]
"Ein jeder war den Göttern Verehrung schuldig und hatte die Forderungen, die sie stellten, zu erfüllen; denn Vergehen wurden nicht nur am Fehlenden selbst, sondern auch an Geschlecht und Staat gerächt. Die Frömmigkeit gegenüber den Göttern band die Glieder einer Gemeinschaft angesichts der höheren Mächte zusammen.[3] “ „Eine Eigenheit der griechischen Polisreligion, ihre selbstverständliche patriotische Komponente, die in erster Linie als Liebe und Treue in zur eigenen Stadt empfunden wurde, verband den Kult der Götter und Heroen mit dem Sich-Selbst-Feiern der Bürgergemeinde.[4] Als Teilnehmer an solchen Feierlichkeiten wurden die Kinder und Jugendlichen behutsam an den Patriotismus ihrer Eltern herangeführt. Sie wurden durch meist eindrucksvolle Zeremonien von ihm beeinflußt, so dass sie ihn später selbstredend übernahmen und lebten.
Hier verband sich religiöse mit politischer Erziehung.
3. Ziele religiöser Erziehung bei den Griechen
Die verschiedensten Formen religiöser Erziehung sollten die Heranwachsenden an die Mythen und Kulte der Städte heranführen und sie mit ihnen vertraut machen. Die jungen Menschen sollten später in der Lage sein, an Kulthandlungen für die Stadtgötter teilzunehmen und diese richtig auszuführen. Dadurch sollte das erfolgreiche Bestehen der Stadt gesichert werden.
Dem Kult wird in der hellenistischen Religion ein sehr hoher Stellenwert zugesprochen, weshalb es sinnvoll scheint, an dieser Stelle etwas genauer auf ihn einzugehen.
„ Im Cultus oder der Veräußerlichung religiösen Bewusstseins liegt, wie man sich kurz ausdrücken kann, ein Wirken der Götter auf die Menschen und der Menschen auf die Götter vor [... ]“[5].
Er geht hervor „aus dem Bewusstsein der Abhängigkeit und Bedürftigkeit, und seine Anfänge gehören einer Zeit an, der ein würdiger Begriff von Göttern und ihrem Verhältnis zur Menschheit noch fremd war .“ Platon sieht den Kult als Tauschhandel zwischen Göttern und Menschen, d.h. der Kult war etwas „was die Göttern von Rechtswegen fordern, die Menschen von Pflichtwegen zu leisten haben.“
„ Unterlassung oder leichtfertig unkorrekte Durchführung des Kultes bewirken Gleichgültigkeit oder gar Übelwollen der Götter, die sich dann vernachlässigt fühlen.“[6] Die vielfach in der Öffentlichkeit vollzogenen Opfer und andere Kulthandlungen zeigen, dass der Götterkult eine soziale Kommunikation darstellt.
Die korrekte Durchführung des Kultes war daher neben der Prägung zu gottesfürchtigen guten Bürgern das wesentlichste Ziel der religiösen Erziehung.
[...]
[1] Brockhaus multimedial 2001
[2] Andreas Mehl. Seite 70.
[3] Martin P. Nilsson: Griechischer Glaube. 1950. Seite 13.
[4] Martin.P. Nilsson. Seite 12/13
[5] Lorenz Grasberger: Erziehung und Unterricht im klassischen Altertum – Teil 3. Würzburg 1971. Seite 535.
[6] Andreas Mehl: Religiöse Erziehung und Unterweisung in der griechischen Antike. In: Schriftenreihe Ichenhausen. Band 13, 1993. Seite 67 - 68
- Arbeit zitieren
- Anke Janssen (Autor:in), 2002, Bildung und Erziehung bei den Griechen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2145