Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist das digitale Informationsgut und dessen Einsatz für Geschäftsmodelle bei der Unternehmensgründung. Das Ziel besteht in der Identifikation begünstigender innerer und äußerer Umweltfaktoren, die eine Gründung in diesem Wirtschaftssektor unterstützen könnten. Die Forschungsfragen nehmen Bezug auf eine Klassifizierung der digitalen Informationsgüter hinsichtlich ihrer Existenzgrundlagen und die Auswirkung dieser Unterteilung auf die Vermarktungs- und Erlösmodelle. Die Untersuchung ergab, dass digitale Informationsgüter in drei Klassen formiert werden können, die sich nach ihrer Produktionsart und ihrem Bewegungsfreiraum innerhalb der Technologien bemessen lassen.
Das Ergebnis für die Vermarktungs- und Erlösmodelle ist die Zuweisung eines tendenziell richtungweisenden Maßnahmenkatalogs für die junge unternehmerische Tätigkeit. Dieser Katalog enthält die Zuteilung der Informationsgüterklassen über die Teilgebiete der Preisdifferenzierung, Kundenbindung und Netzwerkeffekte. Durch diese Arbeitsergebnisse ließen sich die Forschungsfragen beantworten, wie die digitalen Informationsgüter klassifiziert werden können und welche Auswirkungen dies auf die Geschäftsmodellierung hat.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Inhalt und Aufbau der Arbeit
1.1 Hintergrund und Kontext
1.2 Forschungsfragen und methodisches Vorgehen
1.3 Einschränkungen und Abgrenzungen
2 Unternehmensgründung
2.1 Die Bedeutung der Unternehmensgründung
2.2 Definition, Gründungsphasen und -formen
2.3 Die Auswirkungen des Internets
3 E-Business als Plattform der Unternehmensgründung
3.1 Akteure im Handel
3.2 Horizontale und vertikale Marktplätze
3.3 Elektronische Geschäftskonzepte
4 Das Informationsgut als Grundlage der Geschäftstätigkeit
4.1 Informations- und öffentliche Güter im Vergleich
4.2 Netzwerkeffekte
4.2.1 Direkte Netzwerkeffekte
4.2.2 Indirekte Netzwerkeffekte
4.3 Asymmetrische Informationsverteilung
4.4 Fixkostendegression
5 Folgerungen und theoretischer Ansatz
5.1 Unterteilung des digitalen Informationsgutes
5.2 Einbindung in bestehende Theorien
5.2.1 Übertragung der Diffusionstheorie von Weiber
5.2.2 Die Modelle von Heitmann/Herrmann/Stahl und Wirtz
6 Geschäftsmodelle für die Unternehmensgründung
6.1 Vorstellung der Geschäftsmodellkonzepte
6.2 Erlösmodell
6.3 Preisdifferenzierung
6.3.1 Auktionen
6.3.2 Versioning
6.3.3 Nichtlineare Preisbildung
6.3.4 Preisbündelung
6.3.5 Zeitliche Preisdifferenzierung
6.3.6 Zusammenfassende Beurteilung
6.4 Vermarktungsstrategien
6.4.1 Asymmetrische Informationsverteilungen als Vorbereitung des Transaktionsprozesses
6.4.2 Umstellungskosten als Kundenbindungsmechanismus
6.4.3 Netzeffekte in der Unternehmensplanung
7 Kritische Zusammenfassung und Bewertung
7.1 Eignung und Defizite der Unterteilung digitaler Informationsgüter für die Anwendung auf Geschäftsmodelle bei der Unternehmensgründung
7.2 Schlussbetrachtung und Ausblick auf zukünftige Untersuchungen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: TEA-Modell
Abbildung 2: Gründungsformen
Abbildung 3: Akteure im elektronischen Handel
Abbildung 4: Eigenschaften von elektronischen Geschäftkonzepten
Abbildung 5: Netzwerkeffekte und Ausschlussprinzip bei Informationsgütern
Abbildung 6: Klassifizierung digitaler Informationsgüter
Abbildung 7: Erzeugung des dynamischen Informationsgutes
Abbildung 8: Informationsgüter im Vergleich
Abbildung 9: Verbindungen des 4C-Net-Modells mit den digitalen Informationsgütern
Abbildung 10: Erlösmodellsystematik im E-Commerce
Abbildung 11: Formen der Preisdifferenzierung
Abbildung 12: Tendenzen der Erlösmodellsystematik nach der Informationsgüterklasse
Abbildung 13: Transaktionsnotwendige Information
Abbildung 14: Reduktion von Unsicherheit in Abhängigkeit von der informationsökonomischen Eigenschaftskategorie
Abbildung 15: Plausibilitätsüberlegungen zum Gestaltungsmix
Abbildung 16: Bindungszustände als Gegenpole
Abbildung 17: Zweiteilung der Netzeffekte in der Unternehmensplanung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Inhalt und Aufbau der Arbeit
1.1 Hintergrund und Kontext
Die Verbreitung der IKT ließ eine Entwicklung zu, die in den Wirtschaftswissenschaften als quartärer Sektor bezeichnet wird. Dieser Sektor, ebenfalls als Informationssektor bekannt, wurde von Gottmann (1961) in seinem Buch „Megalopolis: The Urbanized Northeastern Seaboard of the United States“ beschrieben. Damals noch als Unterkategorie des Tertiärsektors (Dienstleistungssektors) ging es um die Bedeutung von Informationen beim Aufbau von Wirtschaftsmetropolen und ihren Einfluss auf die Durchführung kommerzieller Aktivitäten.
Als Folgerung daraus verwies er auf die Undurchführbarkeit solcher Prozesse, sollte die Tätigkeit nicht von einem gewissen Informationsgrad begleitet werden.[1] Eine Zeitspanne von über 50 Jahren hat die Reife der Informationskonzepte so weit vorangetrieben, dass sie sich zu einem eigenständigen Wirtschaftssektor ausgedehnt haben.
Aus dieser rasanten Entwicklung, das wachsende menschliche Bedürfnis nach Information zu erfüllen, lässt sich ableiten, dass digitale Informationsgüter einen immer höheren Stellenwert im gesellschaftlichen Leben einnehmen werden. Der Ausbau der IKT unterstützt den Prozess, dass Informationsgüter sogenannte Produktivkräfte zum informationellen Kapitalismus beitragen.[2] Die effektive Nutzung der Technologien und der damit einhergehende Austausch von Informationen sind für Unternehmen und auch bei deren Gründung, zu einem wichtigen strategischen Faktor geworden.[3]
Das Forschungsgebiet der digitalen Informationsgüter und ihrer Dynamik bei der Geschäftsmodellentwicklung wirft noch immer Fragen auf, die es zu beantworten gilt. Geschäftsmodelle liefern in diesem Bereich einen Umriss der zu tätigenden Aufgaben, verlieren sich jedoch mit steigender Tiefe des Themas zunehmend. Das Forschungsgebiet klärt nur ungenügend, wie die Interaktion digitaler Informationsgüter mit Geschäftsprozessentscheidungen zusammenhängt.
1.2 Forschungsfragen und methodisches Vorgehen
Wissenschaftliches Arbeiten erfordert das Heranziehen von Forschungsfragen. Diese haben den Ausgangspunkt, dass sie einen Sachverhalt in der Realität aufklären sollen.[4] In dieser Untersuchung beziehen sie sich auf das Gebiet der Wirtschaftswissenschaften, mit dem Schwerpunkt „Geschäftsmodelle für digitale Informationsgüter“. Den Hintergrund stellt die Unternehmensgründung dar, anhand deren dargelegt werden soll, welche Entscheidungen bei der Geschäftsmodellkonstellation zu treffen sind, um das Überleben einer Betriebsgründung bestmöglich zu gewährleisten oder zumindest dessen Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. In dieser Arbeit werden zwei Forschungsfragen gestellt, die durch eine literarische Beweisführung überprüft und ggf. falsifiziert werden.
- Forschungsfrage 1:
Wie werden digitale Informationsgüter in Klassen formiert, wenn ihre Existenzgrundlagen als Referenz dienen, und bietet ein solches Modell einen
Vorteil bei der Ausarbeitung von Geschäftsmodellstrategien?
- Forschungsfrage 2:
Welche Auswirkungen hat eine solche Klassifizierung der digitalen Informationsgüter auf die Strategieentwicklung der Erlös- und
Vermarktungsmodelle?
Die Beantwortung der Forschungsfragen beginnt mit der Grundlagenerarbeitung in Kapitel 2–4, in denen die Einflussgrößen für die Ausrichtung eines Geschäftsmodells vorgestellt werden. Eingegangen wird auf die Unternehmensgründung als solche, die Plattform des E-Business als Medium des Handels und das digitale Informationsgut als Gegenstand der Geschäftstätigkeit. Auf die Erarbeitung der Grundlagen folgt ein theoretischer Ansatz zur Formierung der Klassen bei digitalen Informationsgütern.
Darauf aufbauend, beginnt der Hauptteil mit dem Schwerpunkt zur Beantwortung der Forschungsfragen. Darin werden Geschäftsmodelle beschrieben, die sich an dem theoretischen Ansatz orientieren und Aussagen über die Qualifikation und dessen Einsatz in der Praxis treffen. Der letzte Abschnitt befasst sich mit der kritischen Zusammenfassung und Bewertung des abgehandelten Themas und stellt die Eignung und die Defizite der gewonnenen Erkenntnisse in zusammengefasster Form dar. Am Ende dieser Ausführungen wird eine Schlussbetrachtung des Forschungsgegenstands mit einem Ausblick auf zukünftige Untersuchungen durchgeführt.
1.3 Einschränkungen und Abgrenzungen
Das Themengebiet der Geschäftsmodelle für Unternehmensgründungen mit digitalen Informationsgütern bietet ausreichend Material, um sich schnell in der Menge an Informationen und bestehenden Theorien zu verlieren. Aus diesem Grund wird eine strenge Eingrenzung des Forschungsgegenstands und eine Abgrenzung zu anderen Themengebieten umgesetzt, damit eine möglichst aussagefähige Beweiskette vorgelegt wird. In dieser Untersuchung werden selbstständig originäre Unternehmensgründungen betrachtet, die sich unmittelbar in der Konzeptions- und Umsetzungsphase befinden. Das Ziel liegt in der Komplexitätsreduktion, da die Zahl der zu berücksichtigenden Variablen proportional ansteigen würde, je mehr Formen der Unternehmensgründungen miteinbezogen werden.
Der in dieser Arbeit vorgestellte theoretische Ansatz soll die unterschiedlich starken Einflüsse der unvollständigen Information und der Netzwerkeffekte auf die jeweiligen digitalen Informationsgüterklassen wiedergeben und der Klassifizierung an sich eine Einordnung ermöglichen, die nicht durch Doppelauslegungen geprägt ist. Daher werden die inneren und äußeren Einflüsse auf Geschäftsmodelle näher betrachtet, die der unvollständigen Information entspringen. In diesem Kontext liegt ein Schwerpunkt auf den Erlös- und Vermarktungsmodellen und den damit verbundenen Strategien zur Erreichung der Unternehmensziele.
2 Unternehmensgründung
2.1 Die Bedeutung der Unternehmensgründung
Die Anzahl der Unternehmensgründungen wird in politischen und wirtschaftlichen Zweigen als Motor für Innovation und Leistungssteigerung angesehen.[5] Sie fördern den Wettbewerb und sorgen für eine stetige Erneuerung von Märkten und Prozessen.[6] Historisch kann festgehalten werden, dass es häufig zu sogenannten Gründungswellen kam, die in periodischen Zyklen wie etwa 1948 das „deutsche Wirtschaftswunder“ mithilfe des Marshallplans oder in den 1980er-Jahren die Revolution durch technologieorientierte Unternehmen ganze Märkte und ökonomische Konstrukte neu schaffen oder beleben konnten.[7] Diese sind ein Ausdruck der enormen Relevanz von Unternehmensgründungen und der Auswirkungen des Ausbleibens oder deren Zunahme für Länder oder Branchen.
Bereits 1977 stellten sich in der Gründungsforschung elementare Fragen, die bis heute nicht ausreichend untersucht wurden. Damals wie heute sind Fragen offen, bezüglich der Informationsprobleme bei Existenzgründungen und der einhergehenden Problemstellung, dass die Chancen bei einem Markteintritt nicht erkannt werden.[8] Ein wesentliches Problem stellt die minimale Informationsdichte auf diesem Forschungsgebiet dar.
Heute werden durch den Staat zwangsweise Daten erhoben, die die Gründungs- und Insolvenzraten sowie das Alter oder Geschlecht betreffen, jedoch nicht, welche Maßnahmen und Entscheidungen in einem Unternehmen zu einer positiven oder negativen Wirkung führen. Das Ziel der Gründungsforschung sollte es demnach sein, in den einzelnen Wirtschaftssektoren begünstigende innere und äußere Umweltfaktoren festzustellen, die eine Gründung unterstützen könnten.
2.2 Definition, Gründungsphasen und -formen
Die Unternehmensgründung beschreibt einen Ablauf, der wie folgt beschrieben wird:
Errichtung eines arbeitsfähigen, erwerbswirtschaftlichen Betriebs. Erforderliche Maßnahmen: Planung (der Beschaffung, der Leistungserstellung, des Absatzes, der Finanzierung und der Organisation), Beschaffung der Erstausstattung an Kapital, an Personal, an Betriebsmitteln und ggf. Waren oder Stoffen, Aufbau der inneren und äußeren Organisation[9]
Der Kern dieser Definition ist, dass eine Gründung im bestmöglichen Fall einen arbeitsfähigen erwerbswirtschaftlichen Betrieb hervorbringt. Synonym zu „Unternehmensgründung“ werden in der Literatur auch Begriffe wie „Entrepreneurship“, „Existenzgründung“ oder „Start-up“ verwendet. Die verschiedenen Begriffe haben stets das gleiche Thema zum Gegenstand, sind mit ihren Inhalten aber nicht deutlich abgegrenzt. Der „Global Entrepreneurship Monitor 2011“ unterteilt den Gründungsprozess daher anhand des TEA-Modells in verschiedene Phasen. Dabei durchläuft der Teilnehmer vier Ebenen der Gründung, bis er zum Schluss den Status eines etablierten Unternehmers erhält.
Abbildung 1: TEA-Modell[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für die Erarbeitung schlüssiger Behauptungen wird sich der Betrachtungszeitraum im weiteren Verlauf der Untersuchung auf die Entstehungs- und die neue Phase des TEA-Modells konzentrieren. In diesen Abschnitten finden sowohl die Planung als auch die Umsetzung der Geschäftsidee statt und liefern somit eine genauere Betrachtung des Ursache-Wirkungs-Verhältnisses von Erfolg und Misserfolg.
Das Themenfeld darf sich jedoch nicht nur auf die Phasen einer Gründung im Zeitablauf beschränken, sondern muss auch auf die jeweiligen Formen einer Unternehmensgründung eingehen. Für die Unterteilung wird ein Modell von Szyperski und Nathusius verwendet.[12] Sie gliedern die Gründungsformen in vier unterschiedliche Kategorien, wobei auf zwei Achsen vier Variable definiert werden. Auf der einen Seite werden die derivativen und originären Formen aufgestellt und auf der anderen die selbstständigen und unselbstständigen Unternehmensgründungen. Zusammen ergeben sich dadurch dann vier voneinander zu unterscheidende Gründungsformen.
Abbildung 2: Gründungsformen[13]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus den unterschiedlichen Schnittstellen geht hervor, dass nur ein Feld vollkommen frei von Umwelteinflüssen gegründet werden kann. Die Errichtung eines Unternehmens ohne Einmischung von außen gelingt nur in der selbstständig originären Schnittstelle.[14] Diese Form der Gründung ist auch die reinste Bildung eines Unternehmens, aus der sich alle anderen Formen ableiten lassen.
Eine Gegenüberstellung der Felder ist im Rahmen dieser Arbeit nicht vorgesehen. Jede Kreuzung für sich allein genommen, kann, objektiv betrachtet, verglichen und mit den in dem Objekt zuständigen Parametern analysiert werden. Jedoch multiplizieren sich die Möglichkeiten der zu betrachtenden Variablen, wenn die Felder einander gegenübergestellt werden. Insbesondere bei der Gründung eines Unternehmens sind die Anfangszustände von grundlegender Bedeutung, um eine schlüssige Aussage über messbare Fortschritte zu liefern. Für eine zweckmäßige Auseinandersetzung ist es erforderlich, sich auf eines der Felder zu beschränken.[15]
Die Kernaussage bildet sich anhand der zuvor aufgestellten Prämissen und besagt, dass, wenn alle Handlungsstränge für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens gefunden werden sollen, sie in der Entstehungs- und neuen Phase sowie in der selbstständig originären Gründung zu suchen sind, da die gewonnenen Erkenntnisse auf diesem Wege einen höheren Aussagewert erhalten.
2.3 Die Auswirkungen des Internets
Unternehmensgründungen profitieren in der heutigen Zeit von der ansteigenden Nutzung der IKT und der allgegenwärtigen Vernetzung in allen Bereichen des menschlichen Daseins. Für Unternehmen haben sich viele Vorteile ergeben, die nicht nur den etablierten, sondern auch den neugegründeten Unternehmen helfen, sich auf dem Markt zu positionieren.
Eine Standardisierung der Geschäftsprozesse führt zwangsläufig zu deren Automatisierung. Dieser Prozess sorgt beim Internethandel und generell bei Geschäftsprozessen für Kosten-, Zeit- und Personaleinsparungen.[16] Der Faktor Internet hat diesen Umstand bei digitalen Informationsgütern um ein Vielfaches erweitert. Die Technologie führt bei digitalisierten Leistungsangeboten zu einer Reduktion der Transaktionskosten. Die Transaktionszeiten haben sich ebenfalls reduziert, da die Daten zum Zeitpunkt des Zahlungseingangs elektronisch abrufbar sind.
Digitale Informationsgüter liegen zudem meist nur in elektronischer Form vor, sodass keine Kosten für Verkaufsräume oder Lagerflächen anfallen. Diese Umstände haben die Entwicklung von Informationsangeboten im Internet ermöglicht und elementare Veränderungen bei den Geschäftsprozessen zugelassen.[17] Unter diesen Bedingungen erlangen Existenzgründer einen Vorteil gegenüber dem Handel mit materiellen Produkten.[18]
Generell unterstützt das Internet auch die Entwicklung, den Absatzmarkt auszubauen, was die Steigerung der Anzahl möglicher Kunden bedeutet. Ein weiterer Punkt ist die Vervielfältigung der Marketingoptionen eines Unternehmens. Bereits heute ist das standardmäßige Marketing eher toleriert als gewollt, da die Werbung im Internet einen viel anwenderorientierteren Wirkungsgrad aufweist. So gelang der Internetwerbung 2011 in Deutschland ein Plus der Nettoeinnahmen von 15 Prozent.[19] Für Existenzgründungen im Informationssektor über das Internet führt jeder dieser Punkte zu einem einfacheren und kostengünstigeren Einstieg in den Markt.
Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass der anschließende Wettbewerb leichter zu bestehen ist. Häufig verhält es sich genau umgekehrt, da die Zahl der konkurrierenden Unternehmen nicht mehr durch physikalische Gegebenheiten begrenzt ist, was theoretisch und nur zum Teil dem Modell der vollkommenen Konkurrenz[20] nahekommt.[21] Um nicht diesen Hindernissen zu unterliegen, braucht es eine eindeutige und möglichst umfassende Planung in Form eines Geschäftsmodells.
Das Internet ist eine begünstigende Plattform für digitale Informationsgüter und erleichtert die Kommunikation mit einer stetig wachsenden Anzahl von Menschen. Hinzu kommen positive Faktoren der Kosteneinsparung, die besonders bei Unternehmensgründungen als Vorteile gegenüber der physischen Welt des Handelns zu werten sind.
3 E-Business als Plattform der Unternehmensgründung
Die Literatur versucht seit Längerem, die Begriffe „E-Business“ und „E-Commerce“ voneinander zu trennen, weil sie seit Beginn der Net-Economy häufig als gegenseitige Synonyme verwendet werden. Eine Lösung dieses Problems liefert die hierarische Gliederung mit „E-Business“ als Oberbegriff. Dieser umfasst alle elektronischen und betriebswirtschaftlichen Aktivitäten wie z. B. das Marketing oder den Ein- und Verkauf, die über das Internet getätigt werden können, wobei sich der E-Commerce ausschließlich mit der Transaktion von Produkten oder Dienstleistungen befasst.[22]
3.1 Akteure im Handel
Unter den Akteuren im elektronischen Handel wird die Art der Geschäftsbeziehung verstanden, in der man als Person oder Institution am Markt teilnimmt und welche Kundengruppe bedient wird. Dabei werden die Akteure „Consumer“, „Business“ und „Administration“ definiert, die jeweils eine Rolle mit einer bestimmten Ausrichtung am Handel einnehmen. Diese führen durch unterschiedliche Anordnungen zu neun verschiedenen Konstellationen, die die Geschäftsmodellentwicklung grundlegend beeinflussen.[23]
Abbildung 3: Akteure im elektronischen Handel[24]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Spezialisierung im elektronischen Handel erfordert eine Ausrichtung der Geschäftsmodelle nach den Bedürfnissen der Handelspartner. Dafür muss z. B. die Unternehmens- oder Produktpräsentation an die unterschiedlichen Kundenerwartungen angepasst werden. Ein Unternehmen stellt andere Anforderungen als ein Konsument.
Die populärste Ausrichtung im elektronischen Handel ist die B2C-Beziehung. In diesem Bereich findet der klassische Handel statt, wie man ihn z. B. von den Warenhäusern kennt. Der Handel im B2B-Bereich findet ebenfalls eine breite Anwendung, ist für den gewöhnlichen Nutzer im Internet aber weniger gut sichtbar. Dieser Bereich ist nicht nur für den Handel zwischen Unternehmen geeignet, sondern auch um eine Effizienzsteigerung zu erzielen. Dabei werden z. B. Ein- und Verkäufer gezielt auf Plattformen zusammengeführt, um Beschaffungs- und Produktionskosten zu reduzieren.[25] Die Administrationskonstellationen einschließlich des C2B-Bereichs sind in ihren Dimensionen nicht mit den vorangegangenen Gebieten zu vergleichen, finden jedoch auch Anwendung, um Kontaktaufnahmen und Kommunikationswege zu vereinfachen.[26]
3.2 Horizontale und vertikale Marktplätze
Neben der Ausrichtung auf eine oder mehrere Kundengruppen ist festzustellen, in welchem Maß der Geschäftsgegenstand das Bedürfnis der Leistungsnachfrager befriedigen soll. Hierbei spricht die Literatur von sogenannten horizontalen und vertikalen Marktplätzen. Ein horizontaler Markt handelt mit Gütern, die branchenübergreifend eingesetzt werden. Hierzu zählen z. B. Büroartikel und USB-Speichermedien. Sie kommen nicht nur in IT-Unternehmen zum Einsatz, sondern auch im Einzelhandel oder Pharmakonzernen. Ein vertikaler Markt hingegen bedient nur einen Branche, will dafür aber den ganzen Produktionsprozess bedienen.[27]
Hierbei wird dann nicht nur eine Schraube für den Zusammenbau eines Motors geliefert, sondern auch der Motorblock, die Kolben und andere verwendete Bauteile. Beide Ausrichtungen sind in ihren Modellen sehr unterschiedlich. Der horizontale Markt vermeidet eine Spezialisierung, setzt das Preisniveau niedrig an und führt dadurch zu einer höheren verkauften Stückzahl. Die vertikalen Marktplätze konzentrieren sich auf nur einen Produktionsprozess, sind in ihrem Preissegment aber deutlich höher angesiedelt und qualitativ hochwertiger.
Für ein digitales Informationsgut wäre ein Szenario denkbar, das die Informationsversorgung eines Netzwerks auf jedem Themengebiet abdeckt. Dabei sind die Informationen auf das Wichtigste und Nötigste beschränkt, um die Machbarkeit der Unternehmung zu gewährleisten. In diesem Fall ist die Geschäftstätigkeit auf den horizontalen Markt ausgerichtet. Gilt die Informationsversorgung hingegen einem Netzwerk, das ein einziges Thema hat, wie z. B. die Architektur, müssen die Informationen zwangsläufig detaillierter sein, um dem spezialisierten Nutzer zu entsprechen, sodass die Unternehmung Teil eines vertikalen Marktplatzes wird.
Die Unternehmensgründung stünde mit den horizontalen und vertikalen Marktplätzen vor der Aufgabe, das Geschäftsmodell mit der Ausrichtung der Geschäftstätigkeit anzugleichen. Damit werden zwangsläufig das Leistungsangebot und die Erlös- und Vermarktungsstrategien beeinflusst. Aus diesem Grund sind die Entscheidungen so relevant, sich – A – für die eigene Position und die der Handelspartner auf dem Markt zu entscheiden und – B – entweder den horizontalen oder den vertikalen Marktplätzen anzuschließen.
[...]
[1] Vgl. Gottmann (1961), S. 576 ff.
[2] Vgl. Castells (2001), S. 19, 107 f.; vgl. Kreßner (2008), S. 5.
[3] Vgl. Bloß (2003), S. 23.
[4] Vgl. Kornmeier (2007), S. 75.
[5] Vgl. Hering (2005), S. 25.
[6] Vgl. Baldegger/Julien (2011), S. 241.
[7] Vgl. Wenz (1993), S. 97 f.
[8] Vgl. Szyperski/Nathusius (1999), S. 5.
[9] Vgl. Achleitner/Breuer/Breuer (2012).
[10] Quelle: in Anlehnung an Bosma/Wennekers/Ernesto (2012), S. 10.
[11] Vgl. Bosma/Wennekers/Ernesto (2012), S. 10 f.
[12] Definition: Ein Firmenwert ist der Betrag, den ein Käufer bei Übernahme einer Unternehmung als Ganzes […] zu zahlen bereit ist (Unternehmungsmehrwert). Firmenwertbildende Faktoren sind z. B. gutes Management, effiziente Herstellungsverfahren bzw. Betriebsorganisation, Facharbeiterstamm, verkehrsgünstige Lage, Stammkundschaft. Für die Bilanzierung in Handels- und Steuerrecht zu unterscheiden: (1) Originärer (selbst geschaffener) Firmenwert, entspricht der Differenz von Ertragswert und Substanzwert; (2) derivativer (abgeleiteter) Firmenwert; letzterer [sic!] wird durch Kauf erworben und entspricht der Differenz zwischen Kaufpreis und Substanzwert; Dennerlein et al. (2012).
[13] Quelle: in Anlehnung an Szyperski/Nathusius (1999), S. 27.
[14] Vgl. Szyperski/Nathusius (1999), S. 29.
[15] Vgl. Kornmeier (2007), S. 75.
[16] Vgl. Ebel (2004), S. 55.
[17] Vgl. Blunck (2003), S. 6.
[18] Vgl. Bereuter (2012), S. 12 f.
[19] Vgl. Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e. V. (2012).
[20] Definition: Marktmodell, das durch einen stationären Zustand der Wirtschaft bei maximaler wirtschaftlicher Effizienz (optimale Faktorallokation) geprägt ist. Aufgrund zahlreicher realitätsferner Annahmen über das Verhalten der Wirtschaftssubjekte und sonstiger vorherrschender Rahmenbedingungen sowie im Hinblick auf drohende Zielkonflikte taugt das Modell der vollkommenen Konkurrenz allenfalls bedingt als wirtschaftspolitisches Leitbild; Mecke (2012).
[21] Vgl. Ahlert (2001), S. 195.
[22] Vgl. Blunck (2003), S. 2.
[23] Vgl. Hermanns/Sauter (1999), S. 23.
[24] Quelle: in Anlehnung an Hermanns/Sauter (1999), S. 23.
[25] Hermanns/Sauter (2001), S. 27.
[26] Vgl. ebd., S. 29 f.
[27] Vgl. Blunck (2003), S. 76.
- Arbeit zitieren
- John Winkelmeyer (Autor:in), 2013, Geschäftsmodelle für Unternehmensgründungen am Beispiel digitaler Informationsgüter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214531
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