Marktzinsmethode als Basis modernen Bank-Controllings


Bachelorarbeit, 2010

51 Seiten, Note: 2,00


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

1. Einführung - Bank

2. Bedeutsamkeit der Marge
2.1. Die Steuerungsfunktion der Marge
2.2. Konzeptionelles Anforderungsprofil der Marge

3. Basiskonzept der Marktzinsmethode
3.1. Marktzinsmethode als Zentrale Kalkulationsmethode
3.2. Unvollkommenheit der Geld- und Kapitalmärkte

4. Opportunitätsprinzip, Engpassprinzip und Gegenseitenkonzept
4.1. Opportunitätsprinzip
4.2. Engpassprinzip
4.3. Gegenseitenprinzip (Gegenpositionsprinzip)

5. Grundsätze zur Marktzinsmethode
5.1. Risiko Neutralität
5.2. Exklusivität
5.3. Singularität
5.4. Grenzwertigkeit
5.5. Unternehmensfortführung
5.6. Marktwert

6. Der Strukturbeitrag als Transformationskomponente
6.1. Einführung
6.2. Beispiel

7. Der Konditionsbeitrag als Basis der Deckungsbeitragskalkulation
7.1. Einführung
7.2. Komponenten zum Konditionsbeitrag
7.3. Beispiel
7.4. Bedeutung des Konditionsbeitrags für die Marktbereiche
7.5. Bedeutung des Konditionsbeitrags für den Planungsprozess

8. Zusammenführung von Struktur- und Konditionsbeitrag zum Zinsüberschuss
8.1. Graphische Darstellung
8.2. Beispiel

9. Buchhalterische Betrachtungsweise (Accounting veiw)
9.1. Einführung
9.2. Beispiel
9.3. Geschäftsstellenbezogene Informationen

10. Schlussfolgerung
10.1. Gesamtbanksteuerung
10.2. Produktbezogene Steuerung
10.3. Risikobezogene Steuerung
10.4. Mitarbeiterbezogene Steuerung
10.5. Kundenbezogene Steuerung

Literaturverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1 Engpassprinzip und Gegenseitenkonzept

Abbildung 2 Strukturbeitrag

Abbildung 3 Komponente zum Konditionsbeitrag

Abbildung 2: Konditionsbeitrag

Abbildung 3: Ermittlung von Konditionsmargen und -beiträgen

Abbildung 6: Arten von Budgets

Abbildung 7: Soll-Ist-Vergleich des Zinsüberschussbudgets

Abbildung 8: Darstellung der Abweichungsanalyse

Abbildung 9: Darstellung von Struktur- und Konditionsbeitrag

Abbildung 10: Zusammenführung von Struktur- und Konditionsbeitrag

Abbildung 11 Buchhalterische Betrachtungsweise - Bank Austria Financial Statements 2009

Abbildung 12 Zinserträge / Zinsaufwendungen - Bank Austria Financial Statements 2009

Abbildung 13 Geschäftsstellenbezogene Betrachtungsweise ohne Margenkalkulation

VORWORT

Bei der Verrechnung von Ressourcen und Dienstleistungen zwischen organisatorischen Einheiten eines Unternehmens werden interne Transferpreise bedeutsam. Nach Ewert/Wagenhofer1 sind Transferpreise „Wertansätze für innerbetrieblich erstellte Leistungen (Produkte, Zwischenprodukte, Dienstleistungen), die von anderen, rechnerisch abgegrenzten Unternehmensbereichen bezogen werden.“

Diese abstrakte Definition soll etwas anschaulicher dargestellt werden. Kreditinstitute stellen dem Kunden traditionell Liquidität zur Verfügung, agieren hierbei einerseits als Liquiditätsversorger (Spareinlagen), andererseits als Liquiditätsverbraucher (Kreditvergabe). Diese dafür benötigten Ressourcen Liquidität und Kapital werden jedoch nicht von der kreditgebenden Abteilung eingeworben, sondern stattdessen von spezialisierten Refinanzierungs- und Kreditabteilungen. Schaut man also genauer in eine Bank hinein, so stellt man fest, dass es eine Art „Bank in der Bank“ gibt, welche intermediär zwischen den mitteleinwerbenden und den mittelausgebenden Abteilungen agiert - das sogenannte Treasury der Bank. Dieses bildet die Grundlage für eine konsistente Produktkalkulation, die jedem Produkt jenen Preis zuweise, der einen positiven Beitrag zur risikogerechten Eigenkapitalrendite leistet.

Obwohl Transferpreise2 schon im frühen 20. Jahrhundert diskutiert wurden, stellen Sie auch heute noch eine aktuelle Thematik dar. Die Marktzinsmethode ermittelt die Zusammensetzung eines Zinsergebnisses verursachungsgerecht. Während diese zur Verrechnung von Transferpreisen sowohl in der europäischen als auch angelsächsischen Hemisphäre weitgehend verbreitet sind, ist dies in vielen Ländern Osteuropas noch in Entwicklung. Um die Relevanz und das Konzept der Marktzinsmethode zu verdeutlichen, möchte ich dieses Thema in meiner Arbeit genauer behandeln.

1. EINFÜHRUNG - BANK

Eine Bank ist ein Kreditinstitut, das entgeltliche Dienstleistungen für den Zahlungs-, Kredit- und Kapitalverkehr anbietet.3 Banken versorgen also Unternehmen, private und öffentliche Haushalte mit Zahlungsmitteln und übernehmen die Abwicklung des baren und bargeldlosen Zahlungsverkehrs (Girogeschäft).

Je nach Typus beschäftigt sich eine Bank mit der Entgegennahme von Sicht-, Termin-(Termingeld) und Spareinlagen; Gewährung von Krediten und Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Zu den Bankgeschäften gehört auch der Ankauf von Wechseln und Schecks (Diskontgeschäft). die Anschaffung und Veräußerung von Wertpapieren für andere (Effektengeschäft), die Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren für andere (Depotgeschäft), die Investition von Kundengeldern in Fonds. über die eine Anteilsbescheinigung ausgestellt wird (Investmentgeschäft) und die Übernahme von Bürgschaften, Garantien usw. (Garantiegeschäft).4

Universalbanken sind im deutschsprachigen Raum Europas sehr verbreitet.5 Diese sind Kreditinstitute, die im Gegensatz zu Spezialbanken die gesamte Bandbreite der Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäfte anbieten. Die Universalbanken sind bestrebt durch das Anbieten ihres Allfinanzangebots die Kundenbindungen zu intensivieren, beständiger zu machen und Cross-Selling- Geschäfte nutzen zu können. Auf diese Art und Weise soll der Ertrag pro Kunde gesteigert werden.

Darüber hinaus ist es in Anbetracht des immer intensiver werdenden Beratungsbedarfs von Nutzen, sämtliche Finanzen eines Kunden im Blick zu haben, um ihn so vollständig beraten zu können.6

Eine weitere Stufe sind die Allfinanzgeschäfte durch den Zusammenschluss von Banken und Versicherungen. Die Verbindung der Großbanken zu Industriemonopolen durch Finanzbeteiligung und Aufsichtsratsmandate ist bei allen Monopolen gegeben und internationale Finanzgeschäfte und Monopolbeteiligungen gehören zu den Geschäften der Großbanken.7

Banken vermitteln ungenutztes Geldkapital in Form von Krediten zur Finanzierung bzw. Ankauf von Kapital. Es ist ein Betrieb, der fremde Gelder annimmt (Einlagengeschäfte) und sie als Darlehen an die Wirtschaft oder Privatpersonen weiterleitet (Kreditgeschäfte).8

Geld, das nicht unmittelbar gebraucht wird, kann von den Haushalten zur späteren Verwendung angelegt bzw. gespart werden. Unternehmen, die große Investitionen tätigen, können diese in der Regel nicht vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren und haben daher einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf. Durch Aufnahme von Krediten können Investitionen zum Teil fremdfinanziert werden. Die Entgegennahme von Spareinlagen und anderen Vermögenswerten zur sicheren Verwahrung und die Kreditvergabe bilden die klassische Geschäftsgrundlage einer Bank.9

Die Profite der Banken, entstehen durch Umverteilung des in der Produktion geschaffenen Mehrwerts.10 Da die Kernaktivität von Banken die Umverteilung darstellt, ist es essentiell genau zu verstehen wie und vor allem durch welche individuellen Geschäfte eine Bank einen Profit erwirtschaftet und welche Geschäfte sich als uneinbringlich erweisen. Um entscheidungsrelevante Informationen erhalten zu können, muss daher erstmals das Bewusstsein über die Notwendigkeit einer einzelgeschäftsbezogenen Information bestehen.11

2. BEDEUTSAMKEIT DER MARGE

2.1. DIE STEUERUNGSFUNKTION DER MARGE

Als Kreditnehmer erscheinen einem die Zinssätze für Kredite häufig relativ hoch, aus Sicht der Bank sind es oftmals jedoch nur minimale Gewinne. Wie jedes andere Unternehmen auch hat eine Bank über die gewöhnlichen Ausgaben der Unternehmensführung, zB. Personal, Miete, etc. sowie Kosten für die Bereitstellung der Liquidität, welche refinanzieren werden müssen. Demnach verdient sie nicht den effektiven Ertragszins, den der Kreditnehmer für den Kredit bezahlt, sondern die Differenz zu dem kalkulatorischen Kostenzins. Für Einlagengeschäfte gilt dies in umgekehrter Weise. Die Bank verdient hierbei die Differenz zwischen dem kalkulatorischen Ertragszins und dem effektiven Kostenzins. Diese Differenz wird im Allgemeinen als Marge bezeichnet.12

Die Marge ist ein zentrales Element des internen Rechnungswesens und damit des bankbetrieblichen Informationssystems. Dieses Informationssystem soll in der Lage sein den Entscheidungsträgern jederzeit entscheidungsrelevante und unverfälschte Kosten- sowie Erlösinformationen zur Verfügung zu stellen.13

Die individuelle Bewertung jedes einzelnen Geschäfts kann eine vollkommen kalkulatorische Abgrenzung zwischen Aktiv- und Passivseite ermöglichen. Grundvoraussetzung ist daher ein Kalkulationskonzept das prinzipiell die Bewertung jedes separaten Geschäftes verursachungsgerecht ermöglicht, um später daraus resultierend den Gesamterfolg errechnen zu können. Darüber hinaus ist es bedeutungsvoll, da Entscheidungen aufgrund der in der Realität unvollkommenen Information nicht zu einem Zeitpunkt, sondern laufend und von verschiedenen unabhängigen Entscheidungsträgern getroffen werden.14

2.2. KONZEPTIONELLES ANFORDERUNGSPROFIL DER MARGE

Bedeutsam neben der Einzelbewertung ist auch die Aussage des Grenznutzens der Margenkalkulation. Eine gesonderte Aussage über den Einzelerfolg eines Geschäftes lässt sich nur dann treffen, wenn dieser in seiner Höhe von anderen Geschäften unabhängig ist und die Ergebnisinformation nur den marginalen Ertrag (Grenzertrag), dh. den zusätzlichen Ertrag, angibt. Die kalkulierte Marge hat daher konkret die Aussage darüber zu machen, wie sich das Ergebnis der Bank verändert, wenn ein Geschäft abgeschlossen oder unterlassen wird.15

Bei variabel verzinslichen Geschäften kann es zu einer Veränderung der kalkulierten Marge kommen. Maßgeblich ist allerdings, dass die kalkulierte Marge im jeweiligen Entscheidungszeitpunkt eindeutig gültig ist. Bei veränderten Umweltbedingungen entsteht erneuter Entscheidungsbedarf. Dabei muss die Marge, die für einen vorhergehenden Zeitpunkt kalkulierte wurde, nicht mehr gültig sein. Vielmehr muss die Marge in der neuen Entscheidungssituation unter Berücksichtigung gegebenenfalls veränderter Marktverhältnisse wiederrum sicher kalkulierbar sein.16

Diese Überlegung führt zur Anforderung der Daten-Aktualität. Aus diesem Grund müssen die Informationen zeitnah und aktuell sein. Gerade an Finanzmärkten ist dies sehr wichtig, da die Zinsstruktur volatil ist und oft kurzfristigen Schwankungen unterliegt. Die Gefahr für die Kalkulation besteht daher darin, dass die Marge nicht den jeweils aktuellen marginalen Gewinn von Kredit- und Einlagengeschäften anzeigt.

Darüber hinaus muss eine Marge objektive Informationen zur Verfügung stellen. Realitätsgerecht und somit auch korrekt können Informationen nur sein, wenn indirekte oder direkte Entscheidungsträger den Bewertungsmaßstab nicht beeinflussen. Eine Marge darf daher nur die Erfolgsrealität darstellen. Die dargestellten Erfolgsbeiträge dürften nicht von den Erfolgselementen, insbesondere Konditionen, anderer Geschäfte beeinflussbar sein. Denn somit wäre der Erfolg objektiv nicht mehr allein einem einzelnen Geschäft zurechenbar.17

Die Informationen müssen für den Entscheidungsträger nachvollziehbar sein. Dies gilt sowohl für das Grundkonzept der Margenkalkulation sowie für die verständliche Darstellungsweise. Diese Nachvollziehbarkeit ist nur gegeben sofern das Kalkulationssystem logisch konsequent aufgebaut ist. Auch muss die Präsentation der Informationen trotz der Komplexität der Margenkalkulation nachvollziehbar sein.18

3. BASISKONZEPT DER MARKTZINSMETHODE

3.1. MARKTZINSMETHODE ALS ZENTRALE KALKULATIONSMETHODE

Die Marktzinsmethode („Matched Funds Transfer Princing Concept“ - MFPT) ist ein hierfür geeignetes Instrument und zentrale Kalkulationsmethode im modernen Bankenmanagement. Sie ist eine Methodologie für die interne Kalkulation von Refinanzierungskosten.19

Es wird vom Opportunitätsprinzip ausgegangen und der Ergebnisbeitrag (Werterlös) entgegen eines alternativ möglichen Geschäftes am Geld- und Kapitalmarkt (money and capital market) herangezogen. Ein Kreditinstitut könnte grundsätzlich statt einer Kreditvergabe, das Geld am Kapitalmarkt anlegen oder statt Spareinlagen aufzunehmen, sich am Kapitalmarkt refinanzieren.20

Einen zusätzlichen Erfolg erwirtschaftet ein Kreditgeschäft nur dann, wenn dessen Zinsertrag höher ist als der Zinsertrag der Geldanlage, die zugunsten des Kreditgeschäfts nicht mehr zum Zuge kommt. Umgekehrt erwirtschaftet ein Einlagengeschäft nur dann einen zusätzlichen Erfolg, sofern die Zinskosten niedriger sind als die Zinskosten der Geldaufnahme, auf die zugunsten des Einlagengeschäfts verzichtet wird.21

Daher sind nur Kundengeschäfte vorteilhaft, die günstiger als ein alternatives, fristengleiches Interbankengeschäft sind. Das alternative Geschäft muss im Volumen, Laufzeit und Zinsanpassungscharakteristika mit dem Kundengeschäft entsprechen und nicht von einzelnen Entscheidungsträgern der Bank beeinflussbar sein.22

Die Marktzinsmethode unterscheidet zwei Ergebniskomponenten aus den zinstragenden Geschäften. Die gesamte Bruttozinsspanne, die sich ergibt, wird in den Konditionsbeitrag (pricing marin) und den Strukturbeitrag (mismatch result) aufgeteilt. Diese müssen die vollständigen zugehörigen Kosten (Kreditrisikokosten, Kapitalbeschaffungskosten, usw.) decken, um einen Gewinn zu erwirtschaften.

Der Konditionsbeitrag resultiert sich aus dem Renditevorteil von Kundengeschäften gegenüber fristenkongruenten Geschäften am Geld- und Kapitalmarkt. Dieses wird dezentral in den Marktbereichen getätigt.23

Der Strukturbeitrag ergibt sich aus den unterschiedlichen Fristigkeitsstrukturen (Fristentransformation) sowie den gegebenenfalls unterschiedlichen Währungsmerkmalen (Währungstransformation) der Aktiv- und Passivgeschäfte.24 Dieser wird zentral, separat vom Kundengeschäft, vom Treasury der Bank gesteuert.

3.2. UNVOLLKOMMENHEIT DER GELD- UND KAPITALMÄRKTE

Die Marktzinsmethode geht von der Existenz eines vollkommenen Geld- und Kapitalmarktes aus. Dh. es bestehen keine Zugangsbeschränkungen, jeder Teilnehmer kann beliebige Beträge anlegen und refinanzieren, für einzelne Fristigkeiten existiert nur ein Zinssatz und ein einzelner Marktteilnehmer hat keinen Einfluss auf die Höhe der Zinssätze. Sofern diese Bedingungen erfüllt werden, kann eine Bank die Fristenstruktur ihrer Bilanz durch eigenbestimmte Geld- und Kapitalmarktgeschäfte vollständig steuern.25

Es wird für jedes Kundengeschäft eine qualitativ vergleichbare alternative Anlage- bzw. Refinanzierungsmöglichkeit am Geld- und Kapitalmarkt vorausgesetzt.

Faktisch ist der Geld- und Kapitalmarkt in Realität jedoch nicht vollkommen, da viele Banken den eigentlichen Geldmarkt nicht oder nur teilweise beanspruchen. Etwaige Zugangsbeschränkungen zum Geld- und Kapitalmarkt wirken sich vor allem bei Passivengpässen, dh. einem Kundenkreditüberhang, negativ aus, da Anlagemöglichkeiten über den Kapitalmarkt praktisch immer bestehen.26

Darüber hinaus ist die Bedingung eines einheitlichen Zinssatzes für eine bestimmte Frist nicht erfüllt. Teilnehmer am Geldmarkt gehören verschiedenen Bonitätsklassen an und am Kapitalmarkt wird eine Vielzahl von Anleihen unterschiedlicher Emittenten gehandelt.27

Geld- und Kapitalmarkt-Geschäfte weisen üblicher Weise strukturelle Unterschiede zu den Kundengeschäften einer Bank auf. Kundengeschäfte werden mit Privatpersonen und Unternehmen abgeschlossen, am Geld- und Kapitalmarkt sind insbesondere Kreditinstitute und die öffentliche Hand aktiv, woraus ein unterschiedliches Gefährdungspotential der Geschäfte resultiert. Auch das Volumen eines Kundengeschäfts unterschreitet für gewöhnlich den Mindestbetrag einer Transaktion am Geld- und Kapitalmarkt.

Als Kriterium zur Gegenüberstellung vergleichbarere Geschäfte zieht die Marktzinsmethode das verbleibende Merkmal, dh. also die Fristigkeit heran, da diese vom Grundsatz her auch am Geld- und Kapitalmarkt auftreten. Die volumen- und risikomäßigen Unterschiede zwischen den Kunden- und den Geld- und Kapitalmarkgeschäften werden von der Bank üblicher Weise in Form eines speziellen Risikozuschlags berücksichtigt. Diese Unterschiede begründen wesentlich die Existenz einer Konditionsdifferenz, dessen Ermittlung eines der zentralen Ziele der Marktzinsmethode ist.28

4. OPPORTUNITÄTSPRINZIP, ENGPASSPRINZIP UND GEGENSEITENKONZEPT

4.1. OPPORTUNITÄTSPRINZIP

Das Opportunitätsprinzip besagt, dass ein Kreditinstitut grundsätzlich statt eines Kundengeschäfts am Geld- und Kapitalmarkt tätig werden. Bezogen auf einen Kundenkredit könnte die Bank das Geld auch am Geld- und Kapitalmarkt platzieren. Passivseitig gilt, dass die Mittelbeschaffung, statt der Hereinnahme einer Kundeneinlage auch am Interbankenmarkt möglich wäre.29

Prinzipiell folgt die Marktzinsmethode der Lösung der klassischen Investitionsrechnung, da davon ausgegangen wird, dass die jederzeit durchführbare fristenkongruente Geld- und Kapitalmarktalternative verdrängt wird.

Folglich wird eine Investition nur getätigt wenn die Rendite des Kundengeschäfts die Geld- und Kapitalmarktrendite übersteigt. Dabei wird davon ausgegangen, dass ausreichend Liquidität vorhanden ist, sodass eine Investition getätigt werden kann. Das Opportunitätsprinzip ist charakterisiert durch die Frage wie investiert wird, jedoch nicht ob investiert wird.

Ist Kapital annahmegemäß vorhanden, so würde bei Nichtanlage des Kapitals unnötigerweise zumindest auf die Geld- und Kapitalmarktrendite verzichtet werden. Gleichermaßen kann bei der Einlagenhereinnahme argumentiert werden. Bei annahmegemäß gegebenen Anlagealternativen führt die Hereinnahme von Kundeneinlagen immer zur Verdrängung bzw. Einsparung der jederzeit möglichen fristenkongruenten Beschaffungsalternative am Geld- und Kapitalmarkt. Konsequenterweise wird also eine Finanzierung nur durchgeführt, wenn der Effektivzinssatz der Kundeneinlagen den Geld- und Kapitalmarktsatz unterschreitet. Damit stellt sich die Frage wie finanziert wird, nicht aber, ob überhaupt finanziert wird.30

4.2. ENGPASSPRINZIP

Das Opportunitätsprinzip zeigt Steuerungsdefizite, die vermieden werden sollen. Alternativ wird die Wahl des Einstandszinssatzes nach dem sogenannten Engpassprinzip vorgeschlagen.31 Herrscht zum Zeitpunkt des Kundengeschäfts ein Liquiditätsüberhang oder -bedarf, spricht man von einer sogenannten Engpasssituation.

Es stellt sich die situationsabhängige Frage ob bei einer Investitionsentscheidung das benötigte Kapital bereits vorhanden ist. Im Falle eines Aktivengpasses, dh. bei einem Kundeneinlagenüberhang, wird das strukturelle Vorhandensein liquider Mittel unterstellt. Es wird vorgeschlagen für beide Bilanzseiten den Geldsatz - Zinssatz für die Geldaufnahme - zu verwenden. Bei Vorhandensein eines Passivengpasses, also einem Kundenkreditüberhand, wird vom Mangel liquider Mittel ausgegangen. Es müsste entsprechend umgekehrt der Briefsatz - Zinssatz für die Geldanlage - zur Anwendung kommen.32

Bei Anwendung dieses Verfahrens gemäß dem Kundengeschäftsüberhangs kann sich ein Aktivengpass leicht in einen Passivengpass umwandeln und umgekehrt. Entsprechend wären laufend Anpassungen in Bezug auf den richtigen Bewertungsmaßstab für das Kundengeschäft vorzunehmen. Bei nicht rechtzeitiger Anpassung besteht das zentrale Problem in der Lieferung falscher Steuerungsimpulse. Den Marktbereichen würde zB. signalisiert werden das Aktivgeschäft zu forcieren, während die Passivseite durch den niedrigen Einstandszinssatz gebremst würde. Zum Ausgleich der Fristentransformation hätte hingegen genau der andere Zinssatz verwendet werden müssen.33

Sofern die Einstandszinssätze tatsächlich nach dem Engpassprinzip vorgegeben werden, wären dezentrale Vertriebseinheiten im Allgemeinen von den Dispositionsentscheidungen der Zentralinstanz abhängig.34

Die Engpassdefinition selbst, sowie die Tatsache, dass der Engpass nicht nur vom Kundengeschäft abhängt, sondern von den getätigten Treasury- Maßnahmen. Vor allem ist zu klären, ob auf den Engpass im Kundengeschäft oder den der Gesamtbank zu koordinieren ist. Letztlich hängt dann das Kundengeschäft vom Ergebnis der Maßnahmen in der Gesamtbank ab.35

4.3. GEGENSEITENPRINZIP (GEGENPOSITIONSPRINZIP)

Vorausgesetzt, dass der Controller tendenziell die Auswirkungen von Cashflows im Kundengeschäft zu kompensieren, etwa, dass er im Kreditgeschäft für die Refinanzierung sorgt. Diese Überlegung kann auch anhand eines korrekt interpretierten Opportunitätsprinzips angestellt werden.36

Nehmen wir als Beispiel eine Investitionsentscheidung in Form einer Kreditvergabe. In der Bankwirtschaft wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass lediglich Kundengelder knapp seien, da Geld in beliebigen Beträgen am Geld- und Kapitalmarkt beschafft werden könnte.

Das Gegenseitenkonzept geht aber davon aus, dass innerhalb eines Kreditinstituts Geld, als einziger Produktionsfaktor, prinzipiell knapp ist. Die Annahme der Knappheit ist zu wählen, damit die gewählte Maßnahme eine andere Handlungsalternative (Anlage) verdrängt.37 Die Investitionsrechnung trifft die Vorausnahme, dass eine Verdrängung der jederzeit möglichen Anlage am Geld- und Kapitalmarkt erfolgt. Ebenso können in der Bankpraxis tatsächlich auch Kundengeschäfte verdrängt werden.

[...]


1 [Ewert/Wagenhofer, 2005] S. 573

2 Erste systematische Analyse von Transfer- oder Verreichnungspreisen präsentierte Schmalenbach, [Schmalenbach 1908/09]

3 http://de.wikipedia.org/wiki/Bank

4 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/bank/bank.htm

5 http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/i/in/investmentbank.php

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Universalbank

7 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/bank/bank.htm

8 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/bank/bank.htm

9 http://de.wikipedia.org/wiki/Bank

10 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/bank/bank.htm

11 [Schierenbeck, 2003] S. 45

12 [Schierenbeck, 2003] S. 44

13 [Schierenbeck, 2003] S. 43

14 [Schierenbeck, 2003] S. 45

15 [Schierenbeck, 2003] S. 45

16 [Schierenbeck, 2003] S. 47

17 [Schierenbeck, 2003] S. 47

18 [Schierenbeck, 2003] S. 49

19 [Schierenbeck, 2003] S. 70

20 [http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/marktzinsmethode/marktzinsmethode.htm]

21 [Schierenbeck, 2003] S. 45

22 [http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/marktzinsmethode/marktzinsmethode.htm]

23 [Schierenbeck, 2003] S. 48

24 [http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/marktzinsmethode/marktzinsmethode.htm]

25 Schierenbeck/Moser, 1995] S. 248

26 [Schierenbeck/Moser, 1995] S. 263

27 [Schierenbeck/Moser, 1995] S. 263

28 [Schierenbeck/Moser, 1995] S. 248

29 Schierenbeck, 2003] S. 223

30 www.msg-gillardon.de/uploads/media/BBL-04-2009.pdf / S. 3

31 [Schierenbeck, 2003] S. 84

32 Schierenbeck/Moser, 1995] S. 263

33 Schierenbeck, 2003] S. 227

34 [Hofmann, 2007] S. 99

35 [Schierenbeck, 2003] S. 84

36 www.msg-gillardon.de/uploads/media/BBL-04-2009.pdf / S. 3

37 [Wimmer, 2004] S. 211

Ende der Leseprobe aus 51 Seiten

Details

Titel
Marktzinsmethode als Basis modernen Bank-Controllings
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)
Note
2,00
Autor
Jahr
2010
Seiten
51
Katalognummer
V215065
ISBN (eBook)
9783656523345
ISBN (Buch)
9783656535041
Dateigröße
1061 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transferpreise, Margen, FTP, ITR, Strukturbeitrag, Koditionenbeitrag, Konditionsbeitrag, ALM, Bank, Bank Controlling, Controlling
Arbeit zitieren
Alina Andrei (Autor:in), 2010, Marktzinsmethode als Basis modernen Bank-Controllings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215065

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