Als Hannibals Heer im Jahr 218 v. Chr. die Alpen überquert hatte, und die erschöpften Soldaten ihre Blicke über die Weite der Poebene schweifen liessen, muss ihnen die Mühsal ihrer historischen Tat anzusehen gewesen sein. Von den ursprünglich knapp 50 000 Soldaten und 37 Kriegselefanten waren laut Polybios nur noch die Hälfte übrig. Doch die Überlebenden hatten ihre Zähigkeit im Kampf gegen rebellische Bergvölker, eisiges Wetter und unwegsames Gelände unter Beweis gestellt, und sollten in der Folge harte Gegner für ihre Feinde werden. Bei den nun folgenden Schlachten zeichnete sich die Überlegenheit von Hannibals Armee schon ab. Die Schlacht beim Fluss Trebia im Jahr 218 v. Chr. endete mit einer römischen Niederlage, da Hannibal schon hier mit ungewöhnlichen Taktiken kämpfte.
Nach einer Zeitphase in der die Römer auf eine Art Kleinkrieg gegen die Karthager setzten, beschloss der römische Senat, ermutigt durch einige kleinere Siege, Hannibal schliesslich zur Entscheidungsschlacht zu stellen. Die römische Armee wurde vernichtend geschlagen, und 70 000 römische Soldaten und Bundesgenossen sollen laut Polybios Darstellung den Tod gefunden haben.
In dieser Arbeit möchte ich nun den Gründen der römischen Niederlage nachgehen. Dazu gebe ich zur Orientierung zuerst einen Überblick über den Ablauf der Schlacht und die Organisation der römischen Armee. Danach werde ich erforschen welche verschiedenen Faktoren auf Seiten der Römer und ihrer Bundesgenossen zur Niederlage beigetragen haben. Sind die Römer zu grosse Risiken eingegangen, haben sie den Gegner unterschätzt, oder lag es an der Organisation der Armee? Welchen Anteil hatten politische, taktische und strategische (Fehl)entscheidungen? Waren diese Fehler absehbar, gingen die Römer also sehenden Auges in ihr Verderben?
Bei der Beantwortung dieser Fragen werde ich aus Platzgründen grösstenteils auf die römische Seite eingehen, und dem Anteil der Karthager am Ausgang der Schlacht weniger Platz einräumen. Zudem werde ich den wahrscheinlich hauptsächlichen Grund von Hannibals Sieg, nämlich sein geniales taktisches Können, nur am Rande streifen. Da sein taktisches Konzept der Kesselschlacht schon Gegenstand vieler Untersuchungen war, konzentriere ich mich in dieser Arbeit auf die bisher vernachlässigten und weniger untersuchten Aspekte. Aus all diesen Untersuchungen soll sich schlussendlich ergeben, weshalb die Römer mit ihrer zahlenmässig weit überlegenen Armee so vernichtend geschlagen wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0. Einleitung
- 2.0. Hauptteil
- 2.1. Forschungsstand
- 2.2. Quellenkritik
- 2.3. Die Schlacht von Cannae und die Gründe der römischen Niederlage
- 2.3.1. Verlauf der Schlacht
- 2.3.2. Aufbau der römischen Armee
- 2.3.3. Politische Faktoren
- 2.3.4. Strategische Faktoren
- 2.3.5. Taktische Faktoren
- 2.3.6. Militärische Faktoren
- 2.3.7. Andere Faktoren
- 3.0. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gründe für die vernichtende römische Niederlage in der Schlacht von Cannae im Jahr 216 v. Chr. Ziel ist es, verschiedene Faktoren – politische, strategische, taktische und militärische – zu analysieren und deren Beitrag zur Niederlage zu bewerten. Die Arbeit konzentriert sich dabei primär auf die römischen Entscheidungen und Handlungen.
- Analyse der römischen Militärorganisation und -strategie vor der Schlacht von Cannae.
- Bewertung der politischen und strategischen Entscheidungen Roms im Vorfeld der Schlacht.
- Untersuchung der taktischen Fehler der römischen Armee während der Schlacht.
- Bewertung der Rolle militärischer Faktoren (z.B. Ausrüstung, Ausbildung) im Kontext der Niederlage.
- Einordnung der Quellenlage und deren Kritik.
Zusammenfassung der Kapitel
1.0. Einleitung: Die Einleitung skizziert den Verlauf des Zweiten Punischen Krieges bis zur Schlacht von Cannae und stellt die Forschungsfrage nach den Ursachen der römischen Niederlage. Sie hebt Hannibals Alpenüberquerung und die vorangegangenen Schlachten hervor, um den Kontext der Entscheidungsschlacht von Cannae zu verdeutlichen. Die Einleitung betont, dass die Arbeit sich auf die römischen Aspekte konzentrieren wird und den Anteil Hannibals an seinem Erfolg nur am Rande behandeln wird, da dessen taktisches Können bereits intensiv untersucht wurde.
2.0. Hauptteil: Der Hauptteil gliedert sich in die Analyse des Forschungsstandes, die Quellenkritik und die detaillierte Untersuchung der Schlacht von Cannae unter verschiedenen Aspekten. Er beleuchtet die wichtigsten Quellen (Polybios und Livius) kritisch und setzt sie in Relation zueinander. In den folgenden Unterkapiteln werden die politischen, strategischen, taktischen und militärischen Faktoren, die zur römischen Niederlage beigetragen haben, eingehend analysiert.
2.1. Forschungsstand: Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über die existierende Literatur zu der Schlacht von Cannae. Es werden die Arbeiten von Goldsworthy, Daly und O’Connell analysiert und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen im Hinblick auf die Darstellung des Schlachtverlaufs, der politischen Hintergründe und der Quellenkritik herausgearbeitet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bewertung der Zahlenangaben zu den Verlusten beider Seiten.
2.2. Quellenkritik: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bewertung der Quellen, insbesondere von Polybios und Livius. Es analysiert die jeweiligen Vor- und Nachteile der Quellen, berücksichtigt deren jeweilige Perspektive und geht auf mögliche Beeinflussungen durch politische und persönliche Faktoren ein. Die kritische Auseinandersetzung mit den Überlieferungen dient als Grundlage für eine fundierte Analyse der folgenden Kapitel.
Schlüsselwörter
Schlacht von Cannae, Zweiter Punischer Krieg, Hannibal, Römische Armee, Karthagische Armee, Militärstrategie, Militärtaktik, Quellenkritik, Polybios, Livius, Politische Faktoren, Strategische Faktoren, Taktische Faktoren, Militärische Faktoren, Römische Niederlage.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Analyse der Schlacht von Cannae
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Gründe für die vernichtende Niederlage der römischen Armee in der Schlacht von Cannae im Jahr 216 v. Chr. Der Fokus liegt auf der Bewertung verschiedener Faktoren – politischer, strategischer, taktischer und militärischer Art – die zum römischen Scheitern beitrugen. Die Analyse konzentriert sich primär auf die Entscheidungen und Handlungen der römischen Seite.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Der Hauptteil beinhaltet die Analyse des Forschungsstandes, die Quellenkritik und eine detaillierte Untersuchung der Schlacht von Cannae unter verschiedenen Aspekten (Verlauf der Schlacht, Aufbau der römischen Armee, politische, strategische, taktische und militärische Faktoren).
Welche Quellen werden verwendet und wie werden sie kritisch bewertet?
Die Arbeit basiert hauptsächlich auf den Quellen Polybios und Livius. Das Kapitel zur Quellenkritik analysiert die jeweiligen Vor- und Nachteile dieser Quellen, berücksichtigt ihre Perspektiven und mögliche Beeinflussungen durch politische und persönliche Faktoren. Diese kritische Auseinandersetzung bildet die Grundlage für die Analyse der Schlacht.
Welche Faktoren werden im Detail untersucht?
Die Analyse umfasst eine eingehende Untersuchung der politischen, strategischen, taktischen und militärischen Faktoren, die zur römischen Niederlage in Cannae beitrugen. Dies beinhaltet die Analyse der römischen Militärorganisation und -strategie, die Bewertung der politischen und strategischen Entscheidungen Roms, die Untersuchung taktischer Fehler und die Bewertung der Rolle militärischer Faktoren (Ausrüstung, Ausbildung).
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Analyse der römischen Militärorganisation und -strategie vor der Schlacht, die Bewertung der politischen und strategischen Entscheidungen Roms im Vorfeld, die Untersuchung der taktischen Fehler der römischen Armee während der Schlacht, die Bewertung der Rolle militärischer Faktoren und die Einordnung der Quellenlage und deren Kritik.
Welche Zusammenfassung der Kapitel bietet die Arbeit?
Die Einleitung skizziert den Kontext des Zweiten Punischen Krieges bis Cannae und formuliert die Forschungsfrage. Der Hauptteil analysiert den Forschungsstand, die Quellen und die Schlacht unter verschiedenen Aspekten. Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen. Die Arbeit betont dabei die römischen Aspekte und behandelt Hannibals Anteil nur am Rande.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Schlacht von Cannae, Zweiter Punischer Krieg, Hannibal, Römische Armee, Karthagische Armee, Militärstrategie, Militärtaktik, Quellenkritik, Polybios, Livius, Politische Faktoren, Strategische Faktoren, Taktische Faktoren, Militärische Faktoren, Römische Niederlage.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen der römischen Niederlage in Cannae zu untersuchen und den Beitrag verschiedener Faktoren (politisch, strategisch, taktisch, militärisch) zu bewerten. Der Fokus liegt auf der Analyse der römischen Entscheidungen und Handlungen.
- Arbeit zitieren
- MA Urs Endhardt (Autor:in), 2013, Sehenden Auges ins Verderben? Rom und die Schlacht bei Cannae, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215141