Diese Arbeit befasst sich mit der Finanzierung von Film- und Kreativprojekten, insbesondere durch Crowdfunding, einer neuen internetbasierten Finanzierungsform. Der Fokus liegt dabei auf dem Filmbereich im deutschsprachigen, europäischen aber auch US-amerikanischen Raum. Im Laufe der Arbeit wird auch auf neue Filmverwertungsmechanismen eingegangen und wie sich diese mit dem Crowdfunding-Bereich verknüpfen lassen.
Ziel der Arbeit ist es, zu eruieren welches Potential Crowdfunding- und ähnliche Finanzierungsmechanismen als Alternative zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten in der Filmbranche haben und wie dieses Potential auch möglichst ohne Risiko und für einen maximalen finanziellen aber auch inhaltlichen Projekterfolg genutzt werden kann. Hierzu wird anfangs auf traditionelle Filmfinanzierungsmethoden sowie deren Vor- und Nachteile eingegangen. Danach folgt das Hauptkapitel Crowdfunding, das zur intensiven Auseinandersetzung mit allen relevanten Bereichen des Crowdfunding-Themas dient. Neben der Vermittlung von detaillierten Crowdfunding-Kenntnissen werden wichtige Bereiche wie Marketing und Gesetzgebung gestreift und zahlreiche Crowdfunding-Beispiele von erfolgreichen Filmproduktionen aufgezeigt. Im Anschluss wird auf das Thema der Filmverwertung eingegangen. Einerseits, weil sich, wie im Crowdfunding auch, hier durch die Weiterentwicklung des Internets enorme Möglichkeiten für die Filmbranche auftun und andererseits, weil es naheliegend ist, die Filmverwertung auf diesem Wege in Crowdfunding-Mechanismen zu integrieren. Während der gesamten Arbeit steht die Frage wie und in welchem Ausmaß neue Finanzierungs- und Verwertungsmethoden sinnvoll genutzt werden können im Vordergrund. Im Schlussteil der Arbeit widme ich mich der Zusammenführung der gewonnenen Erkenntnisse um meine Forschungsfrage beantworten zu können.
Die Motivation für diese Arbeit resultiert aus meinen Tätigkeiten als Produzent bei meinem Masterabschluss-Projekt, dem Kurzfilm "Gilberti's Curiositäten". Da es sich bei Crowdfunding um eine neue Finanzierungsform, insbesondere für Film- und Kreativprojekte, handelt, deren Potential noch nicht ausreichend bekannt ist, kann diese Arbeit eine Orientierungshilfe für die Medienbranche darstellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Einführung in das Forschungsgebiet und Motivation
1.2. Problemaspekt und Relevanz
1.3. Forschungsstand und Forschungsfrage
1.4. Methodik
1.5. Überblick und Aufbau
1.6. Begriffsdefinitionen
2. Filmfinanzierung und -förderung
2.1. Die Herstellungskosten eines Kinofilms
2.2. Vor der Produktion
2.3. Kalkulation und Cashflow-Plan
2.4. Filmförderungen durch Bund und Länder
2.5. Finanzierung durch den Österreichischen Rundfunk
2.6. Filmförderungen der Europäischen Union
2.6.1. Die Eurimages
2.6.2. Das M.E.D.I.A.-Programm 2007
2.7. Bilaterale Koproduktionsabkommen
2.8. Fernsehsender und Studios
2.9. Eigenanteil und Koproduktion
2.10. Bankkredite und Kofinanziers
2.11. Pre-Sales, Vertriebs- und Verleihgarantien
2.12. Sponsoring und Productplacement
2.13. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten
3. Crowdfunding
3.1. Geschichte und Definition
3.2. Begrifflichkeit
3.2.1. Spenden oder unterstützen?
3.3. Charakteristik und Finanzierungsmodell
3.4. Weitere Finanzierungsinstrumente
3.4.1. Vorauszahlung, Pre-Selling und -Ordering
3.4.2. Crowdsponsoring
3.4.3. Mikro-Kredite, Niedrigzinskredite und Social Lending
3.5. Daten und Fakten
3.5.1. Der Crowdfunding-Monitor
3.5.2. Die co:funding Konferenz
3.6. Potentielle UnterstützerInnen und deren Motivation
3.6.1. Definition der Zielgruppe
3.6.2. Allgemeine Personenkreise
3.6.3. Woran ein Projekt gemessen wird
3.7. Die finanzierbare Summe
3.7.1. Rekordsummen
3.8. Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren
3.8.1. Eigenanalyse
3.8.2. SMARTe Ziele und Projektmanagement
3.8.3. Pitch-Video und Kommunikation
3.8.4. Mediale Berichterstattung und Signalling
3.8.5. Zeitraum und Zielsumme des Fundings
3.8.6. Dankeschön!
3.8.7. Zusammenfassung und Ergänzung
3.9. Crowdfunding-Plattformen und andere Intermediäre
3.9.1. Der allgemeine Ablauf
3.9.2. Verschiedene Geschäftsmodelle
3.9.3. Alles-oder-nichts
3.9.4. Deutsche und internationale CF-Plattformen
3.9.5. Der Zahlungsvorgang
3.10. Kickstarter
3.11. Startnext
3.11.1. Die Bezahlmethoden
3.11.2. Daten und Zahlen
3.12. Plattformunabhängiges Crowdfunding und Crowdinvesting
3.13. Crowdinvesting
3.13.1. Kapitalaquise und gesetzliche Regulierungen
3.13.2. Regionales Investing und BürgerInnenbeteiligungen in Österreich
3.13.3. Die Verbindung zum Crowdfunding
3.13.4. Die Rolle der Business Angels
3.13.5. Medienfonds
3.14. Cofunding
3.15. Crowdsourcing
3.15.1. wreckamovie.com
3.16. Unser Masterabschluss-Film "Gilberti's Curiositäten"
3.17. Aktuelle Filmprojekte und Crowdfinancing
3.17.1. SEIN ODER NICHT'N GAAGE! (Funding)
3.17.2. Stromberg - Der Film (Investing)
3.17.3. Iron Sky (Funding und Investing)
3.17.4. Hotel Desire (Investing)
3.17.5. Sie nannten ihn Spencer (Funding)
3.18. Chancen und Risiken
3.18.1. Crowdfunding in den Medien
3.18.2. Die Rolle des Web 2.0
3.18.3. Die Kreativwirtschaft
3.18.4. Chancen und Risiken für Supporter
3.18.5. Chancen und Risiken für InitiatorInnen
3.19. Recht und Pflicht
3.19.1. Rechtsbeispiele im Crowdfunding
3.19.2. Rechtsbeispiele im Crowdinvesting
3.19.3. Rechtsbeispiele im Cofunding
3.20. Der Staat und Crowdfunding
3.20.1. Der Crowdfunding Act in den USA
4. Filmverwertung, Verleih und Vertrieb
4.1. Refinanzierung durch Verwertung
4.1.1. Marketing
4.1.2. Rechte- und Lizenzhandel
4.1.3. Die Verwertungskette
4.2. Eigenvertrieb und -vermarktung
4.2.1. Der Vertrieb über Crowdfunding-Plattformen
4.2.2. goodscreenings.org
4.2.3. CreateSpace und Reelport
4.2.4. IP-TV/ Video on Demand
4.2.5. Kachingle und Flattr
4.2.6. Merchandising und Licensing
5. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Bibliografie
Internetquellen
Audiovisuelle Materialien
Weitere Quellen
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhang
Experten-Interview mit Denis Bartelt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1. Einführung in das Forschungsgebiet und Motivation
Im Zuge meiner Ausbildung an der Fachhochschule Salzburg konnte ich nicht nur zahlreiche praktische Erfahrungen im Bereich der Film- und Fernsehproduktion sammeln sondern auch ein theoretisches Basiswissen aufbauen. Bei meinem Masterabschluss-Projekt, dem Kurzfilm "Gilberti's Curiositäten", war ich unter anderem als Produzent tätig. Zu Beginn des Projekts war ich in Bezug auf Filmfinanzierung, dem Forschungsgebiet dieser Masterthesis, noch relativ unerfahren und begann erst nach und nach mich intensiv in das Thema einzuarbeiten. Es stellte sich heraus, dass mein unzureichendes Wissen über Filmförderungen und andere traditionelle oder alternative Finanzierungsmöglichkeiten gerade in der Vorproduktionsphase, in der die Finanzierung eines Films bereits Großteils geklärt sein sollte, ein großes Risiko für den Projekterfolg darstellte. Ich habe festgestellt, dass es keinesfalls ratsam ist sich auf einzelne Finanzierungsmethoden, wie etwa Förderungen, zu fixieren und zu verlassen. Trotzdem sind sie die Anlaufstelle Nr. 1, besonders bei StudentInnen-Produktionen. Der bürokratische Aufwand kann gerade bei Förderungen sehr hoch und die Abwicklung langwierig sein. Eine Förderzusage lässt dann meist sehr lange auf sich warten, wenn sie denn überhaupt kommt. Die Auswahl bzw. Möglichkeiten zur Finanzierung von StudentInnen-Produktionen sind damit schon ziemlich erschöpft. Umfangreiche Kooperationen mit Fernsehsendern, InvestorInnen und Groß-SponsorInnen oder Erlöse aus Lizenzierungen die in der Vorproduktionsphase generiert werden sind eher unwahrscheinlich. Bleiben auf traditionellem Wege nur noch die Unterstützung der Universität und die Eigenmittel des Teams.
Aufgrund dieser Problematik habe ich nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht und bin durch die damals (Mitte 2011) steigende mediale Berichterstattung zum Thema auf Crowdfunding, das Teilforschungsgebiet dieser Masterthesis, gestoßen. Crowdfunding wurde u.a. durch Beispiele wie den Film Iron Sky als unbürokratische und schnelle Finanzierungsform der Zukunft für Film- und Kreativprojekte angepriesen. Rasch und ohne großen Aufwand an Geld für die Produktion zu kommen hörte sich für mich freilich verlockend an und ich begann mich näher mit dem Thema zu befassen. Da Crowdfunding im Internet über sogenannte Crowdfunding-Plattformen stattfindet waren diese Plattformen auch meine erste Anlaufstelle und ich begann deren Angebote zu vergleichen.
Nach einiger Recherche entschloss ich mich für die gemeinnützige und kostenlose Plattform startnext.de. Dass es sich dabei um einen kostenlosen Service handelte war nicht der einzige Grund für meine Entscheidung. Auch das Erscheinungsbild der Seite, ihr technischer Umfang sowie tiefgehende Informationen zum Thema Crowdfunding und ein Leitfaden zur Erstellung eines Crowdfunding-Projekts haben mich überzeugt. Schließlich konnten wir für unser Projekt von Juni bis Juli 2012 innerhalb von nur einem Monat 915,- Euro durch 24 UnterstützerInnen über Crowdfunding lukrieren. Beworben wurde das Crowdfunding-Vorhaben dabei über soziale Netzwerke, Mailverteiler und Mundpropaganda. Der Marketing-Aufwand hielt sich also in Grenzen und die bereitgestellten Projektinformationen hatten einen ähnlichen Umfang wie bei der Einreichung für eine Förderung. Das Crowdfunding-Konzept war für unser Projekt also ein Erfolg, wenngleich 915,- Euro für eine Filmproduktion, auch wenn es sich um einen Kurzfilm handelt, nicht wirklich viel Geld bedeuten.
1.2. Problemaspekt und Relevanz
Medienberichten zufolge hatten Spielfilme wie Iron Sky und Kurzfilme wie Hotel Desire Crowdfunding-Ergebnisse zwischen 170.000,- und 300.000,- Euro. Inspiriert von diesen Beispielen wollte ich das Potential von Crowdfunding, bzw. welche Beträge durch diese Finanzierungsform tatsächlich lukriert werden können, eruieren. Relativ rasch kam ich bei meinen Recherchen allerdings zu dem Schluss, dass viele Medienberichte falsche Zahlen beinhalten, das Thema Crowdfunding unzureichend tief behandeln und so ein falsches Bild von Crowdfunding bzw. seinem Potential, insbesondere für die Finanzierung von Filmprojekten, entsteht. Dies war gleichzeitig der Anstoß, das Thema in meiner Masterthesis zu behandeln. Die Ergebnisse der Masterthesis sollen u.a. dazu dienen die Entscheidung über die Inanspruchnahme der Crowdfunding-Methode als Finanzierungsalternative zu erleichtern, die Risiken bei der Durchführung zu minimieren und ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen indem das Thema tiefgehend beleuchtet wird. Da es sich bei Crowdfunding um eine noch weitgehend unregulierte Finanzierungsmethode handelt, die es durchaus vermag große Geldbeträge zu bewegen die nicht nur Schenkungscharakter haben, spielt der rechtliche Aspekt bzw. die rechtliche Absicherung der AkteurInnen ebenfalls eine große Rolle.
Der Fokus liegt auf der Anwendung in der Film- und Kreativwirtschaft. Relevanz hat das Thema jedoch generell für alle, die in Zeiten der Wirtschaftskrise auf der Suche nach Finanzierungsalternativen sind, oder GeldgeberInnen, die kreative und innovative Projekte unterstützen wollen. Am Beispiel Iron Sky wird deutlich, dass Crowdfunding bereits für große, internationale Filmproduktionen relevant geworden ist. Auch für den Staat, dessen Förderprogramme und die Gesetzgebung ist das Thema von Bedeutung da es im Zuge der Crowdfunding-Entwicklung eventuell sinnvoll ist, Anpassungen in diesen Bereichen vorzunehmen.
1.3. Forschungsstand und Forschungsfrage
Zu Beginn meiner Recherche, Anfang 2012, gab es noch wenig deutsche Literatur oder repräsentative, amtliche Daten über Crowdfunding. Erst nach und nach entwickelte sich analog zur steigenden Popularität des Crowdfunding-Themas ein Angebot an Fachliteratur. Es ist damit zu rechnen, dass in nächster Zeit immer mehr wissenschaftliche Arbeiten zum Thema entstehen werden. Der Forschungsstand, insbesondere im deutschen Raum, war und ist durch Beobachtungen definiert, die von den AkteurInnen der Szene getroffen werden. Das sind einerseits die Crowdfunding-Plattformen und ihre NutzerInnen, Wirtschaftstreibende und ihre InteressensvertreterInnen aber auch Forschungseinrichtungen. Das Thema wird auch bereits auf Messen und zahlreichen Vorträgen behandelt die durch die genannten AkteurInnen abgehalten werden. Da Crowdfunding im Internet abgewickelt wird findet auch die Datenerhebung Großteils online statt. Die Crowdfunding-Plattformen stellen dazu regelmäßig aktualisierte Daten zur Verfügung. Da das Thema jedoch besonders im deutschsprachigen Raum seit 2012 stark an Popularität gewonnen hat, sind die Zahlen von 2011 längst obsolet und auch aktuelle Daten stellen keinesfalls einen Status Quo dar oder sind für die nähere Zukunft repräsentativ. Bis sie sich eingependelt haben sind sie aber für eine mittelfristige Zukunftsprognose geeignet. Literatur zur traditionellen Filmfinanzierung und -vermarktung gibt es reichlich, jedoch noch ohne konkrete Integration von Crowdfunding in diese Bereiche. Für die Crowdfunding- und Filmszene liegt es aber auf der Hand, dass gerade in der Verbindung von Finanzierung (Crowdfunding), Stoffentwicklung und Umsetzung (Crowdsourcing) und der Vermarktung über Online-Vertriebswege großes Potential steckt. Dies wird durch aktuelle Anstrengungen, insbesondere durch kleinere unabhängige FilmmemacherInnen, Produktionsfirmen und Verleihe, deutlich.
Es stellt sich daher nicht die Frage ob Crowdfunding zur Finanzierung von Filmprojekten oder zur Integration in andere Teilbereiche einer Filmproduktion geeignet ist. Potential ist auf jeden Fall vorhanden. Vielmehr stellt sich für mich, auch in Bezug auf den Problemaspekt, folgende Forschungsfrage:
Wie können FilmproduzentInnen die Finanzierungsform Crowdfunding und ähnliche Mechanismen nutzen um ein Filmprojekt möglichst ohne Risiko zu finanzieren, umzusetzen und dessen Erfolgswahrscheinlichkeit zu steigern bzw. in welchem Ausmaß ist dies möglich und auch sinnvoll?
1.4. Methodik
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Thema Crowdfunding zur Finanzierung von Filmproduktionen, insbesondere kleinerer Projekte im No- und Low-Budget-Bereich bis 1,5 Millionen Euro. Da Crowdfunding aber auch für größere Filmproduktionen Relevanz hat und der Film Iron Sky mit einem Produktionsbudget von über sieben Millionen Euro stark zur Bekanntheit des Themas beigetragen hat, werden auch solche Beispiele behandelt. Für Hollywood-Filme mit regelmäßigen Budgets im dreistelligen Millionenbereich die durch private Hand aufgebracht werden scheint Crowdfunding noch keine Rolle zu spielen. Sie werden daher nur sporadisch für Vergleiche herangezogen. Der regionale Fokus liegt auf Österreich und Deutschland sowie Europa und den USA. Dabei werden österreichische Filmfördermöglichkeiten und Gesetze hervorgehoben, verstärkt deutsche Crowdfunding-Angebote und die Entwicklung der Finanzierungsmethode in Deutschland behandelt, sowie die geschichtliche Entwicklung von Crowdfunding in Europa und den USA beleuchtet. Die USA gelten als Crowdfunding-Vorbild.
Die Abläufe der Filmfinanzierung, des Crowdfundings und der Filmverwertung werden in dieser Arbeit zu allererst gemäß deutschsprachiger Fachliteratur dargestellt. Die Aussagen über Gesetzgebungen beziehen sich hauptsächlich auf österreichische Gesetzestexte. Da Crowdfunding wie bereits erwähnt über das Internet abgewickelt wird, wurden zusätzlich Datenerhebungen, mit Bedacht auf die Aktualität der Zahlen, teilweise erst kurz vor Fertigstellung dieser Arbeit über das Internet durchgeführt. Darüber hinaus konnte ich den Gründer und Geschäftsführer der zahlenmäßig erfolgreichsten deutschen Crowdfunding-Plattform, Denis Bartelt, für ein persönliches Experten-Interview gewinnen, welches im Oktober in Wien bei einem Vortrag zum Thema Crowdfunding stattfand. Es wurden auch aktuelle Medienberichte herangezogen und ein Fernsehbeitrag des Österreichischen Rundfunks zur Recherche verwendet. Charakteristisch für das Thema Crowdfunding wird in dieser Arbeit auch versucht für das Thema Geld in Zusammenhang mit Transparenz, Ehrlichkeit, Nachvollziehbarkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie zu sensibilisieren.
Um sprachliche Diskriminierungen zu vermeiden wurde durchwegs geschlechtergerechte Sprache, Großteils mittels Binnen-I, verwendet. Branchenübliche Fachbegriffe, vor allem aber englische, werden übernommen.
1.5. Überblick und Aufbau
Zu Beginn der Arbeit wird auf das Gebiet der Filmfinanzierung im traditionellen Sinne eingegangen bzw. in die Materie der Filmfinanzierung eingeführt. Dazu werden zunächst die Herstellungskosten von Kinofilmen thematisiert und in Bezug auf Internationalität und Umfang der Filme relativiert. In weiterer Folge werden die etablierten Finanzierungsmethoden der Filmbranche sowie ihre Vor- und Nachteile behandelt, wodurch ein für die Folgekapitel notwendiges Basiswissen aufgebaut werden kann.
Das Hauptkapitel dient der umfangreichen Auseinandersetzung mit dem Kernthema, der neuen und internetbasierten Finanzierungsmethode Crowdfunding. Dazu werden alle relevanten Crowdfunding-Themen beleuchtet, detaillierte Kenntnisse über die Finanzierungsmethode sowie ihre Geschichte vermittelt und auch Bereiche wie Marketing und Gesetzgebung gestreift. Zum besseren Verständnis werden zahlreiche Beispiele aus der Filmbranche aber auch anderen Kreativbereichen behandelt. Da Crowdfunding als gute Möglichkeit gilt schnell und ohne bürokratische Hürden informelles Kapital zu lukrieren, soll aufgezeigt werden ob sich dies auch bewahrheitet. Filmproduktionen, besonders im Independent- und Low-Budget-Bereich, sind stetig auf der Suche nach Geldquellen, die wenig oder keinen ungewollten Einfluss auf die Ökonomie und den Inhalt der Produktion nehmen. Durch das vermittelte Wissen im Kapitel Filmfinanzierung wird so ein direkter Vergleich mit traditionellen Filmfinanzierungsmethoden möglich.
Das Kapitel der Filmverwertung beschäftigt sich mit neuen Verwertungsmöglichkeiten, auch in Zusammenhang mit Crowdfunding, die sich unter anderem durch das Web 2.0 für die Filmindustrie ergeben. Mit dem Fokus auf Independent-Produktionen und Low-Budget-Filmen wird auch auf die Möglichkeit der Eigenvermarktung eingegangen. Die Verbindung von Crowdfinancing- und Filmverwertungsmechanismen über das Internet bzw. welche Vor- und Nachteile aus einer solchen Kombination entstehen, wird ebenfalls behandelt.
Im letzten Kapitel werden die gemachten Beobachtungen und der Erkenntnisgewinn für die Beantwortung der Forschungsfrage zusammengeführt. Es wird ein persönliches Fazit gezogen und ein kurzer Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Finanzierungsform Crowdfunding, auch im Filmbereich, gegeben.
1.6. Begriffsdefinitionen
Der Crowdfunding-Bereich ist immer noch relativ neu und unterliegt stetigen Umstrukturierungen. Neue Plattformen und Projekte entstehen, Geschäftsmodelle werden entwickelt und adaptiert. Überlappungsfreie Definitionen, Klassifizierungen und Systeme sind nur schwer möglich. In dieser Arbeit wird daher auch besonderes Augenmerk auf das Verständnis und die Unterscheidbarkeit diverser Crowdfunding- und filmproduktionsspezifischer Fachausdrücke gelegt. Die meisten Begriffe werden im Fließtext erläutert, die folgenden sind jedoch schon im Vorfeld relevant.
Der Filmproduzent/die Filmproduzentin:
ProduzentInnen entwickeln entweder eigene Filmideen oder lassen sich von AutorInnen inspirieren. Gemeinsam mit Regie und Buch sind sie die UrheberInnen eines Films. Dabei tragen ProduzentInnen auch das wirtschaftliche Risiko einer Filmproduktion und haben die Budgetverantwortung. Sie setzen sich intensiv mit der Planung, Finanzierung und Umsetzung einer Filmproduktion auseinander und wie diese vermarktet werden kann.[1]
Independent- und Low-Budget-Film
Independent Cinema bezeichnet Filme, die unabhängig von großen Produktionsfirmen und Verleihen produziert und vertrieben werden. Inhalt und Ästhetik eines solchen Indie-Films müssen sich somit keinen Zwängen des Marktes beugen.[2]
Low-Budget-Filme entstehen mit verhältnismäßig geringen Produktionskosten, bis 1,5 Millionen Euro, und haben den Charakter eines unabhängigen Nischenproduktes. Das bedeutet jedoch nicht, dass Low-Budget-Filme keinen wirtschaftlichen Erfolg anstreben.[3]
2. Filmfinanzierung und -förderung
Dieses Kapitel dient der Einführung in die Materie der Filmfinanzierung. Es behandelt die aktuell üblichen, also traditionellen, Methoden der Filmfinanzierung und soll so ein für das Folgekapitel notwendiges Basiswissen vermitteln. Hierfür werden unter anderem Aspekte aufgezeigt, die einerseits förderlich, andererseits aber auch hinderlich für eine Filmproduktion sein können.
Es ist nicht nur für Filmproduktionen ratsam auf eine ausgewogene Mischung verschiedener Finanzierungsformen, das sogenannte "Multi Sources Independent Financing"[4], zu achten. Je diversifizierter die Geldquellen sind, desto besser. Ein Projekt etwa nur durch staatliche Förderungen finanzieren zu wollen ist aufgrund der immer größer werdenden Auswahl neuer Finanzierungsmöglichkeiten nicht ratsam.[5] Als FilmproduzentIn befindet man sich in einem ständigen Konkurrenzkampf um Geldmittel die zuallererst bei traditionellen Anlaufstellen wie Förderungen und Fernsehsendern gesucht werden.
Abbildung 1 : Die Finanzierungsstruktur deutscher Kinofilme
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Wendling 2012: 39)
Der Konkurrenzkampf um Fördermittel nimmt stetig zu. Einer der Gründe dafür ist, dass die Eintrittsbarrieren in die Filmproduktion, insbesondere in die digitale, durch neue, günstigere Technik, besseren Arbeitsablauf und die gezielte Ausbildung im Bereich neuer Medien, stark reduziert wurden. Die technische und inhaltliche Qualität von Independent-Filmproduktionen steht jener konventioneller Produktionen oft in nichts mehr nach.[6]
Auch der ORF-Fernsehfilm ist sich bewusst, dass es
"[...] eine sehr dynamische Produzentenszene gibt und derzeit eine Art Generationswechsel stattfindet: Der Markt wird nicht mehr nur von einigen wenigen Filmproduzenten beherrscht wie in den 1990er Jahren, sondern es gibt eine Vielzahl von kleineren Produktionsfirmen, die auf ihre Chance hoffen und sie auch nützen."[7]
2.1. Die Herstellungskosten eines Kinofilms
Eine universal geltende Zahl kann hier nicht genannt werden da verschiedenste Faktoren auf die Kosten einer Kinofilmproduktion Einfluss nehmen. Das Produktionsland und dessen Filmförderungen, der technische und inhaltliche Umfang sowie der angestrebte Verwertungsmarkt bestimmen die Höhe der Herstellungskosten maßgeblich. Deutsche Kinoproduktionen die auf den nationalen Markt abzielen haben ein Durchschnittsbudget von ca. vier bis fünf Millionen Euro.[8] In Frankreich ist diese Zahl mit 22 Millionen Euro knapp sechs Mal höher. Gründe für dieses hohe Budget sind unter anderem eine starke nationale Filmförderung, gesetzlich vorgeschriebene Quoten für nationale Filme in den Kinos und ein erschlossener Weltmarkt. Europäische Kinoproduktionen, die in internationaler und europäischer Koproduktion entstehen haben durchschnittliche Herstellungskosten von etwa 17 Millionen Euro. Hollywoodfilme bzw. international zu verwertende Filme aus den Vereinigten Staaten von Amerika beginnen bei einem Produktionsbudget von 30 Millionen Euro. Blockbuster[9] wie Filme des Produzenten Jerry Bruckheimer (Fluch der Karibik Reihe) erreichen sogar ein Budget von bis zu 250 Millionen Euro.[10]
Solche Blockbuster haben in Deutschland einen Marktanteil von über 65 Prozent während deutsche Eigen- und Koproduktionen mit 15 Prozent eine Minderheit darstellen.[11] 90 Prozent aller europäischen Filmproduktionen bewegen sich in einem Budgetrahmen zwischen 30.000,- und 3 Millionen Euro. Produktionen mit einem Budget von unter 1,5 Millionen Euro werden vom europäischen M.E.D.I.A.-Programm als Low-Budget- bzw. Independent-Filme mit Gewinnabsicht eingestuft.[12]
2.2. Vor der Produktion
Für ProduzentInnen ist es in der Vor-Produktionsphase besonders wichtig einen Überblick über Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten sowie deren Richtlinien zu haben. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Vorhaben den Finanzierungsvoraussetzungen auch gerecht wird.[13]
Es gibt zahlreiche Finanzierungsquellen die in Anspruch genommen werden können. Hierbei unterscheidet man zwischen formellem und informellem Kapital. Formelles Kapital wird durch institutionelle GeldgeberInnen wie den Staat, Banken, Versicherungen oder Fonds im Rahmen streng geregelter Gesetze und standardisierter Prozeduren vergeben. Informelles Kapital hingegen kommt meist nicht von institutionellen GeldgeberInnen sondern von einem breiten Personenkreis wie von Familienmitgliedern, FreundInnen, Fans etc. Informell bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass keine vertraglichen Vereinbarungen getroffen werden. Der Organisationsgrad und die Regelungsdichte sind jedoch weitaus geringer als bei formellem Kapital. Dabei eignet sich informelles Kapital, auch "love money" genannt, besonders gut um möglichst schnell kleinere Finanzbedarfsvolumina zu decken.[14]
"Es verbleiben nicht nur in Mitteleuropa oft nur die informellen Geldgeber (vor allem Familie und Freunde) und - gewissermaßen als 'letzter Hafen' - die staatliche Förderung. Dieses Fehlen von Frühphasenfinanzierern wird weltweit als 'Early-Stage-Gap' (Frühpasen-Finanzierungslücke) bezeichnet."[15]
In dieser frühen Phase des Filmprojekts muss man seine Idee durch ein Treatment bzw. eine Informationsmappe möglichst gut verkaufen können und Verhandlungsgeschickt bei Förderanstalten oder der Akquise von SponsorInnen zeigen.[16]
2.3. Kalkulation und Cashflow-Plan
Bei der Suche nach Förderungen und anderen GeldgeberInnen ist finanzielle Transparenz, also eine Kalkulation die den geplanten Bedarf monetärer Mittel klar und nachvollziehbar darstellt sowie ein Cashflow-Plan zur Liquiditätsermittlung, unerlässlich. Grundsätzlich kann in jeder Phase der Vorproduktion eine Teilkalkulation aufgestellt werden, wobei erst der Drehplan eine aussagekräftige Berechnung der Kosten ermöglicht. Der Drehplan vereint alle für die Kalkulation relevanten Positionen aus dramaturgischer, zeitlicher, räumlicher und ökonomischer Sicht. Bestes Beispiel ist die Anzahl der Drehtage. Sie ist für die Kalkulation essentiell. Jeder Tag kostet schließlich Geld und wird durch den Drehplan determiniert.[17]
Das Österreichische Filminstitut stellt auf seiner Homepage[18] unter anderem eine Kalkulationshilfe zur Verfügung. Die Kostenzusammenstellung einer Filmkalkulation besteht aus folgenden Bereichen:
- Vorkosten
- Nutzungsrechte
- Gagen, Löhne und Honorare
- Atelier, Bau und Außenaufnahmen
- Technik und Ausstattung
- Reise- und Transportkosten
- Bild-/Tonmaterial und Bearbeitung
- Endfertigung
- Versicherungen
- Allgemeine Kosten
- Kostenmindernde Erträge (werden subtrahiert)[19]
Nachdem so die Fertigungskosten errechnet wurden, bestimmt man die Herstellungskosten durch Addition der Gemeinkosten, Fertigstellungsversicherung, Finanzierungskosten und Überschreitungsreserven. ProduzentInnen kalkulieren üblicherweise 7,5 Prozent der Fertigungskosten für die Gemeinkosten und einen Zuschlag von 2,5 Prozent der Herstellungskosten als von den Filmförderungen gewährte ProduzentInnenvergütung. Im Falle einer unzureichend gewinnbringenden Auswertung des Films wird die Arbeit der Produzentin bzw. des Produzenten zumindest mit dieser Vergütung honoriert.[20]
Der Cashflow-Plan gibt einen Überblick über den Liquiditätsbedarf der während der Produktion auftritt, ist also zeitlich aufgeteilt und berücksichtigt auch Zahlungseingänge durch Förderungen, KoproduzentInnen, den Vertrieb und Verleih sowie die Eigenfinanzierung. Da er nicht nur die Ausgaben sondern auch die Einnahmen aufzeigt wird er bei der Vergabe von Bankkrediten zur Bestimmung der Liquidität herangezogen. Dabei wird auf ein dynamisches Gleichgewicht von Zahlungseingängen und –ausgängen geachtet.[21]
"Diese Informationsquellen gepaart mit den produktionseigenen Informationen aus dem eigentlichen Produktionsprozess ermöglichen eine effiziente Steuerung innerhalb des schnellen Herstellungszeitraums des Films."[22]
Tabelle 1 : Der Cashflow-Plan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 125)
Nachdem der Finanzierungsbedarf durch die Erstellung einer Kalkulation ermittelt wurde und die Summe der zugesicherten Förderungen und Finanzierungen feststeht, werden diese in einem Finanzierungsplan gegenübergestellt. Neben dem Cashflow-Plan ist der Finanzierungsplan ein wichtiges Instrument um den budgetären Überblick zu behalten.[23]
2.4. Filmförderungen durch Bund und Länder
Förderprogramme sind besonders im Bereich des Low-Budget-Films bzw. im Independent Cinema essentiell.[24] Es hat sich gezeigt, dass es im Zuge der aktuellen bzw. vergangenen Finanzkrise nur zu geringfügige Kürzungen von staatlichen Förderungen gekommen ist. Diese Finanzierungsform gilt also als krisenresistent. Der stetige Anstieg staatlich subventionierter Spielfilme, 2011 waren es in Deutschland etwa 1.000, schmälert allerdings die Finanzierungsanteile einzelner Produktionen. Der Großteil dieser Produktionen kommt dabei aus dem nicht marktrelevanten Independent-Bereich und generiert kaum Erlöse durch Vertriebsmechanismen.[25] Im Jahr 2010 erhielten insgesamt 469 Filmproduktionen österreichische Fördermittel.[26]
In Österreich teilen sich der Bund und die neun Bundesländer die Aufgabe der Filmförderung. Bei 18 dieser Förderstellen, die Filmfinanzierung durch den Österreichischen Rundfunk nicht mitgerechnet, können Förderansuchen eingereicht werden. Die Filmförderung durch den Bund stellt sich wie folgt dar:
- Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur "bmukk"
fördert den österreichischen Kinofilm nach künstlerischen Aspekten.
- Das Filminstitut
fördert den Kinofilm nach kulturellen und wirtschaftlichen Kriterien.
- Der Fernsehfonds Austria
fördert den Fernsehfilm.
- Die Förderinitiative Filmstandort Austria
fördert den Kinofilm zur Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Filmwirtschaft.[27]
Darüber hinaus gibt es die Länderförderungen in den neun Bundesländern
- Burgenland
(Abt. 7 - Kultur, Wissenschaft und Archiv),
- Kärnten
(Abt. 6 - Bildung, Generationen und Kultur, UAbt. 6 - Kunst und Kultur),
- Niederösterreich
(Abt. Kunst und Kultur) und
- Vorarlberg
(Abteilung Kultur) mit jeweils einer Abteilung sowie
- Oberösterreich
(Abteilung Wirtschaft sowie Direktion Kultur, Institut für Kunst und Volkskultur),
- Salzburg
(Abteilung 15 - Wirtschaft Forschung und Tourismus sowie Abteilung Kultur),
- Steiermark
(Cinestyria Filmcommision and Fonds sowie CINE ART),
- Tirol
(Cine Tirol Film Commission sowie Abteilung Kultur) und
- Wien
(Filmfonds Wien sowie Magistratsabteilung 7 - Kultur) mit mehreren Abteilungen.[28]
Den Bundesländern ist die Stärkung ihrer Kompetenz im Filmbereich und die Vermarktung der Region ein wichtiges Anliegen. Länderförderungen setzen also in den Förderrichtlinien voraus, dass die Produktion diverse regionale Bezüge zum Standort aufweist. Diese reichen von bestimmten Drehorten über den Drehbuchinhalt bis hin zu den Wohnsitzen der Teammitglieder. In diesem Zusammenhang sei auch der sogenannte Regionaleffekt bzw. Ländereffekt genannt. Er ist ein Förderkriterium das den Rückfluss von Fördergeldern in die regionale Wirtschaft sicherstellen soll. Je höher dieser Effekt durch die Kalkulation argumentiert werden kann, desto wahrscheinlicher ist auch eine Förderung. Falls die gewährte Fördersumme jedoch niedriger ist als der vereinbarte Regionaleffekt, also mehr Geld ausgegeben werden muss als gefördert wird, muss dies durch freie Gelder ausgeglichen werden können.[29] Um den Ländereffekt im Auge behalten zu können ist es notwendig, die Kosten in der Kalkulation entsprechend den Ländern aufzuteilen.[30]
Gefördert werden können nahezu alle Phasen eines Filmprojekts. Das beginnt bei der Stoff- bzw. Drehbuchentwicklung und geht über die eigentliche Produktion bis hin zur Verwertung eines Films. Filmförderungen haben im Wesentlichen zwei Intentionen. Einerseits die kulturelle Förderung und Stärkung der Filmlandschaft und andererseits die durch eine Filmproduktion entstehenden positiven Effekte auf die Wirtschaft zu forcieren. Fördergelder werden entweder als nicht rückzuzahlende Subventionen oder bedingt rückzahlbare Darlehen, also Darlehen die bei einer gewinnbringenden Verwertung des Films zu bestimmten Teilen zurückgezahlt werden müssen, vergeben. Da Spiel- und Dokumentarfilme üblicherweise bis zu 50 Prozent aus Förderprogrammen finanziert werden ist es für die ProduzentInnen notwendig eine dementsprechende Summe daraus zu kumulieren. Beteiligt sich zusätzlich noch ein öffentlich-rechtlicher Sender, bestehen die Herstellungskosten eines Films zu gut zwei Drittel aus öffentlichen Geldern. Es ist daher sinnvoll die Produktion auch erst dann zu beginnen, wenn sie zu einem Großteil mit solchen Geldern gesichert ist.[31] Da Zahlungen von Förderanstalten oft in Raten geschehen ist auf deren raschen Eingang zu achten um Kosten für Zwischen- bzw. Lückenfinanzierungen wie Kreditzinsen zu vermeiden.[32]
Die Förderungsmöglichkeiten auf regionaler, nationaler, transnationaler und internationaler Ebene der Europäischen Union sind zahlreich und komplex. Das Ausschüttungsvolumen beträgt hierbei ca. 1,7 Milliarden Euro die auf mehr als 680 Förderprogramme aufgeteilt sind.[33]
Der Anteil der deutschen Filmförderung beträgt etwa 310 Millionen Euro.[34] In Österreich betrugen die festgesetzten Jahresbudgets des Bundes und der Länder 2010 in Summe etwa 55 Millionen Euro und wurden im Vergleich zum Jahr 2007 um gut 20 Millionen Euro angehoben. In Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten, Vorarlberg und im Burgenland wird die Höhe der jährlichen Landesförderungen in Abhängigkeit von verfügbarem Budget und Anzahl der eingereichten Förderanträge bestimmt. Ihre Förderleistung ist in den 55 Millionen Euro nicht enthalten.[35]
Zusätzlich zu regulären Förderungen werden auch Referenzmittel vergeben. Das sind Zuschüsse die aufgrund vergangener und erfolgreicher Filmproduktionen der ProduzentInnen geleistet werden. Solche Erfolge können darüber hinaus die Chancen auf eine Förderzusage erheblich steigern.[36]
2.5. Finanzierung durch den Österreichischen Rundfunk
In Österreich gibt es im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens mit dem Österreichischen Filminstitut "ÖFI" zusätzlich die Möglichkeit einer Filmfinanzierung durch Mittel des Österreichischen Rundfunks "ORF". Diese Mittel sind allerdings nur für eine Unterstützung von rund 30 österreichischen Filmproduktionen im Jahr, wie beispielsweise Michael Hanekes "Das Weiße Band" oder Werner Bootes "Plastic Planet", ausreichend. Drei Viertel der Einreichungen können nicht berücksichtig werden. 10 Prozent des Film/Fernseh-Abkommens werden hierbei als Innovationsförderung für experimentelle Produktionen von NachwuchsautorInnen und -regisseurInnen verwendet. Der ORF zieht aus dieser Partizipation unter anderem den Vorteil die geförderten, fertig produzierten Filme auch in sein Programm aufnehmen zu können. ORF III, als neuer Kanal, nimmt diese Möglichkeit im Rahmen seines Kultur- und Informationsschwerpunktes wahr.[37]
Bei Koproduktionen durch Fernsehsender ist generell darauf zu achten in welchem Ausmaß dem Sender durch seine Finanzierung Verwertungsrechte bzw. Lizenzen zugesprochen werden. So kann es beispielsweise vorkommen, dass der Sender zwar bei der Finanzierung der Produktion hilft, sich aber im Gegenzug wertvolle Lizenzen sichert die den ProduzentInnen in der Auswertungsphase als Haupterlösquelle dienen würden.[38]
2.6. Filmförderungen der Europäischen Union
Länderübergreifende Koproduktionen sind in Europa ein wichtiger Bestandteil der Filmindustrie. Deutschland und Frankreich haben die EU-weit größten Förderprogramme und eignen sich für Koproduktionen sehr gut. Darüber hinaus wird durch eine solche Zusammenarbeit der europäische Gedanke gefördert.[39]
2.6.1. Die Eurimages
Hierbei handelt es sich um eine Förderung der Europäischen Union die genau auf eine solche Zusammenarbeit abzielt. Antragsberechtigt sind Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme deren ProduzentInnen aus mindestens zwei verschiedenen Mitgliedsländern kommen und eine Auswertung im Kino anstreben. Dabei steht, wie bereits erwähnt, der europäische Gedanke im Vordergrund, der die europäische Filmidentität stärken, zwischen den Kulturen vermitteln und die Wirtschaft fördern soll. Mit einem jährlichen Betrag von etwa 20 Millionen Euro werden die Herstellung, der Vertrieb und der Verleih von Kinofilmproduktionen gefördert. Auch die europäischen Kinos und deren anhaltende Digitalisierung schöpfen aus dem Topf der Eurimages. Bei der Produktionsförderung können bis zu 20 Prozent der Herstellungskosten eines Filmprojekts gefördert werden. Als Voraussetzung müssen u.a. alle beteiligten ProduzentInnen jeweils mindestens 10 Prozent der Herstellungskosten aufbringen um Schein-Koproduktionen zu verhindern. Je internationaler eine Produktion ist, egal ob Inhalt, Drehorte, Cast oder Crew etc., desto bessere Chancen hat ein Filmprojekt die Eurimages in Anspruch nehmen zu können. Das Förderprogramm der Eurimages bedient zwei Filmbereiche. Große Filmprojekte, die eine erfolgreiche Verwertung erwarten lassen, mit bis zu 720.000,- Euro und die nicht minder wichtigen Arthouse-Produktionen[40], die künstlerisch und kulturell anspruchsvoll sind und in sogenannten Programmkinos gezeigt werden, mit bis zu 380.000,- Euro. Diese Gelder sind reine bedingt rückzahlbare Darlehen. Im Fall der Eurimages muss allerdings beachtet werden, dass die Darlehen nicht erst nach einer völligen Refinanzierung des Filmes zurückgezahlt werden müssen sondern anteilig an der Förderbeteiligung bereits ab jeder Art eines Erlösrückflusses. Da durch diese Regelung die Refinanzierung des Films und die Rückführung des ProduzentInneneigenanteils verlangsamt werden, sind andere Förderungen der Eurimages vorzuziehen.[41]
2.6.2. Das M.E.D.I.A.-Programm 2007
Es dient der Stärkung der gesamten audiovisuellen Industrie in Europa, nicht nur der filmschaffenden. Das aktuelle Programm hat eine Laufzeit von sieben Jahren und endet im Jahr 2013. Nachdem die M.E.D.I.A.-Programme aber seit 1990 bestehen ist mit einer Weiterführung zu rechnen. Das Fördervolumen beträgt 755 Millionen Euro an nicht rückzahlbaren Subventionen und dient der Unterstützung von Unternehmen aus den Bereichen Entwicklung, Produktion, Promotion, Vertrieb und Verleih sowie Lerninitiativen, Pilotprojekten und Festivals. Auch Vorhaben zur Stärkung europäischer AV-Produktionen oder die Entwicklung neuer Technologien für deren Vertrieb sind förderbar. Das Förderprogramm adressiert europäische Koproduktionen, fördert deren Entwicklungskosten mit bis zu 50 Prozent und kann nicht von Einzelpersonen in Anspruch genommen werden. Im Rahmen des M.E.D.I.A.-Programms gibt es insgesamt 19 Projekte die sich mit unterschiedlichen Teilbereichen befassen. Der European SCRIPT Fund etwa ist für Projekt- und Drehbuchentwicklung zuständig während die M.E.D.I.A. Produktions-Garantiefonds Kreditbürgschaften für ProduzentInnen übernehmen. i2i Audiovisual erleichtert ProduzentInnen die Finanzierung von Kreditkosten sowie Kosten für Versicherungen und Fertigstellungsgarantien von Kino- und Fernsehfilmen mit bis zu 50 Prozent.[42] Detaillierte Informationen über das umfangreiche M.E.D.I.A.-Programm und seine Projekte erhält man durch die länderspezifischen MEDIA Desks wie etwa den MEDIA Desk Österreich.[43]
2.7. Bilaterale Koproduktionsabkommen
Österreich arbeitet mit einigen Ländern in Form eines Koproduktionsabkommens zusammen das einerseits den Kulturaustausch fördern soll, andererseits aber auch Zugang zu Fördersystemen anderer Länder ermöglicht. Ein österreichischer Film kann so beispielsweise in Deutschland gefördert werden wenn er einen entsprechenden Deutschlandbezug aufweist und als Gemeinschaftsproduktion anerkannt wurde. In Deutschland findet die Abwicklung bzw. Vermittlung über die Filmförderungsanstalt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle statt.[44]
2.8. Fernsehsender und Studios
Die Finanzierungsformen des "Multi Sources Independent Financing" stehen unter anderem den Auftragsproduktionen von Fernsehsendern und Studioproduktionen gegenüber. Hohe Beteiligungen von Fernsehsendern an einer Produktion sind allerdings eher im Fernsehfilmbereich üblich und haben zusätzlich ein starkes Mitspracherecht der Sender zur Folge.[45] Üblicherweise beauftragt der Fernsehsender ProduzentInnen, stellt das Budget zur Verfügung, zahlt den ProduzentInnen einen Gewinnanteil aus und behält nach der Fertigstellung sämtliche Rechte am Produkt ein.[46]
Nischenprodukte wie Low-Budget- bzw. Indie-Filme haben im deutschen Raum nur wenige Möglichkeiten Kooperationen mit Fernsehsendern einzugehen. Neben der Filmfinanzierung durch den Österreichischen Rundfunk gibt es unter anderem noch folgende Anlaufstellen:
- ZDF:
"Das Kleine Fernsehspiel"
- ARD:
"Debüt im Ersten"
- 3sat
- ARTE
- DCTP:
Nischenprodukte für Privatsender[47]
Da das Medium Fernsehen auch heute noch eine starke Konkurrenz zur Kinoauswertung darstellt, ist es im Interesse von Förderungen und Fernsehanstalten Kinofilmproduktionen zu unterstützen die später auch im Fernsehen ausgestrahlt werden können. Da sich Kino und Fernsehen jedoch alleine schon durch die unterschiedlich große Präsentationsfläche stark unterscheiden, ist es ratsam Kinofilme auch mit Bedacht auf eine Auswertung im Fernsehen zu produzieren. Dies kann zu starken inhaltlichen aber auch technischen Einschnitten führen die als Endergebnis einen Hybrid aus Kino- und TV-Film zur Folge haben. Das Ausmaß von Senderbeteiligungen an Kinofilmproduktionen sei also gut überlegt wenn es die Finanzierungsstruktur der Produktion erlaubt.[48] Die Finanzierungsstruktur deutscher Kinofilme besteht durchschnittlich zu knapp einem Viertel aus Senderbeteiligungen. Das macht den TV-Markt zum größten Koproduzenten deutscher Kinofilme die ohne diese Beteiligung kaum zu finanzieren wären. Im US-Amerikanischen Studiosystem ist das sogenannte "Single Source Financing" üblich, also die ausschließliche Finanzierung einer Produktion durch die Finanzmittel eines Produktionsstudios.[49] Dadurch wird die grundverschiedene Finanzierungsstruktur von europäischen und amerikanischen Filmproduktionen deutlich. In den USA sind diese etwa 10 Prozent öffentlich und 90 Prozent privat finanziert während es in Deutschland genau umgekehrt ist.
2.9. Eigenanteil und Koproduktion
ProduzentInnen bzw. FilmherstellerInnen müssen den Herstellungsprozess vorfinanzieren da Fördergelder und andere Finanzmittel nicht von Beginn an zur Verfügung stehen. Durch die Beteiligung Dritter kann eine Finanzierungsbasis geschaffen werden die zwar das Privatvermögen der ProduzentInnen schont, gleichzeitig aber auch Budget- und Zeitrahmen mit sich bringt. Wird das Produktionsbudget überschritten oder verzögert sich die Herstellung, muss dies durch Eigenkapital ausgeglichen werden.[50] Förderungen setzten in vielen Fällen einen zu leistenden ProduzentInnen-Eigenanteil am Produktionsbudget von bis zu 10 Prozent voraus.[51] Dies ist für große und etablierte ProduzentInnen mit entsprechendem finanziellen Hintergrund ungleich leichter als für unabhängige NeueinsteigerInnen oder KleinproduzentInnen die sich oft auf einer Gradwanderung zum finanziellen Aus befinden.[52]
Die Zusammenarbeit mehrerer ProduzentInnen kann hier Abhilfe schaffen und das finanzielle Risiko reduzieren.[53] Zwar wird einerseits der kreative Prozess geteilt, was weniger Mitspracherecht für einzelne ProduzentInnen bedeutet, andrerseits teilt man sich aber auch das Risiko. Verwertungsrechte und Gewinn werden dementsprechend aufgeteilt.[54]
"Gerade größere Produktionen sind undenkbar, ohne dass sich mehrere Produzenten zusammenschließen, um so gemeinsam das Finanzierungsbudget und die Herstellung des Filmes stemmen zu können."[55]
Als Independent-FilmemacherIn ist es daher durchaus sinnvoll wenn man sich nach Senior-Partnerunternehmen umsieht mit denen man eventuell zusammenarbeiteten könnte. Nicht nur in diesem Fall ist es enorm wichtig mit seiner Filmidee möglichst große Aufmerksamkeit zu erregen und eine Fangemeinde zu bilden. Gelingt dies sogar noch vor Produktionsbeginn steigen auch die Chancen KoproduzentInnen für das Projekt zu gewinnen. Schließlich ist dies der Beweis für einen vorhanden Markt bzw. eine vorhandene Zielgruppe für das Endprodukt.[56]
2.10. Bankkredite und Kofinanziers
Die Anzahl der Kreditvergaben durch Banken ist mit der Wirtschaftskrise und den darauf folgenden Maßnahmenpaketen zur Bankenaufsicht Basel II und Basel III stark gesunken. Der Basler Ausschuss hat mit diesen Texten internationale Rahmenbedingungen für Banken und deren Eigenkapitalanforderungen geschaffen, die auch im europäischen Bankenaufsichtsrecht zu finden sind.[57] Wie bereits erwähnt, geht einem Ansuchen für einen Bankkredit zusätzlich zur Kalkulation die Erstellung eines Cashflow-Plans voraus. Ohne einen detaillierten Nachweis zukünftiger Zahlungseingänge und Eigenleistungen wird eine Bank kaum einen Kredit vergeben bzw. nur zu sehr schlechten Konditionen und hohen Zinsen.[58] In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass bereits zugesagte Förderungen von Banken nicht als Sicherheit anerkannt werden.[59] Bankgarantien bei denen die Bank entweder zugesicherte Zahlungen Dritter vorfinanziert oder bei Zahlungsverzug bzw. -ausfall von Raten einspringt sind eine weitere Beteiligungsmöglichkeit von Banken. Kurzfristige Engpässe an liquiden Mitteln können so überbrückt und eine reibungslose Produktion garantiert werden. Diese Vorgehensweise wird als Lückenfinanzierung bzw. Gap-Financing bezeichnet.[60]
Kofinanziers agieren ähnlich wie Banken und stellen Finanzmittel zur Verfügung die zu einem späteren Zeitpunkt inkl. Zinsen wieder zurückgezahlt werden müssen. Sie haben keinerlei Mitspracherecht bei der Filmentstehung und sind auch nicht an der Auswertung beteiligt. Solche Kooperationen sind ohne Bürgschaften bzw. entsprechende Sicherheiten allerdings selten.[61]
2.11. Pre-Sales, Vertriebs- und Verleihgarantien
FilmproduzentInnen die eine Kinoauswertung anstreben nehmen schon vor den Dreharbeiten Kontakt mit nationalen Filmverleihen auf. Aufgrund des Drehbuches, der Besetzung, des Filmteams etc. entscheiden Verleihe schon vor Fertigstellung eines Films über eine Kooperation. Fällt diese Entscheidung positiv aus, kauft ein Verleih für eine Vorabankaufsumme, welche die sogenannte Verleihgarantie bzw. Minimumgarantie[62] darstellt, die Lizenz für eine nationale Kinoauswertung. Üblicherweise fließen etwa 50 Prozent des späteren Kinokartenerlöses an das Kino selbst, die andere Hälfte wird zwischen Verleih und ProduzentIn laut Vereinbarung bzw. nach Abzug der dem Verleih entstandenen Kosten, aufgeteilt.[63]
Die Kooperation mit den Vertrieben, die keinesfalls mit den Verleihen verwechselt werden dürfen, stellt sich ähnlich dar. Vertriebe sind nicht nur für den Vertrieb im Home Entertainment- (VoD[64], Blu-Ray, DVD etc.) oder TV-Sektor zuständig, sondern kümmern sich auch um die weltweite Kinoauswertung durch internationale Verleihfirmen. Sie übernehmen dabei auch die Anpassungen für den internationalen Markt wie Untertitelung, Synchronisation etc. sowie das Marketing. Die Erlösaufteilung erfolgt ebenfalls nach Abzug der dem Vertrieb entstandenen Kosten laut Vereinbarung.[65] Bei Fernsehfilmen bzw. Filmen die allein von Fernsehsendern finanziert werden, besteht für die ProduzentInnen keine Möglichkeit den unfertigen Film an Distributionsfirmen zu lizenzieren, da der Fernsehsender die Verwertung selbst übernimmt.[66]
2.12. Sponsoring und Productplacement
Beim Sponsoring erhält eine Filmproduktion finanzielle Mittel, Sach- oder Dienstleistungen von Einzelpersonen, Organisationen oder Unternehmen die im Gegenzug dafür Individualleistungen verlangen. Meistens sind diese aber nicht finanzieller Natur sondern sollen einen Werbeeffekt haben.[67]
Im Fernsehen werden SponsorInnen meist mittels Logo-Einblendungen und Texthinweisen erwähnt. Im Film ist dies allerdings nicht üblich. Hier kommt eine viel subtilere Art der Werbung zum Einsatz. Productplacement oder auch Schleichwerbung ist die in die Handlung des Films eingebaute Abbildung bzw. Präsentation eines zu bewerbenden Produktes. Auch Drehorte, ganze Länder, Organisationen oder Philosophien können so beworben werden. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass bei einer späteren TV-Auswertung Probleme auftreten können da im deutschen Raum Productplacement im Fernsehen nur eingeschränkt erlaubt ist. Öffentlich-rechtliche Fernsehsender in Deutschland und Österreich haben das Publikum gesetzlich vor Schleichwerbung zu schützen. Das betrifft vor allem Eigen- und Auftragsproduktionen aber auch Koproduktionen. Dramaturgisch notwendige Requisiten, die dem Sender ohne zusätzliche Bezahlung zur Verfügung gestellt werden, bilden allerdings eine Ausnahme und werden als "Generic Placement" bezeichnet. Hollywoodproduktionen werden im Gegensatz zu deutschen Filmen, bei denen diese Finanzierungsart nur einen kleinen Teil der Produktionskosten deckt, durchschnittlich zu 15 Prozent mittels Productplacement finanziert. Buch, Ausstattung, Motive, Bildsprache und Productplacement werden hier üblicherweise so kombiniert, dass ein Sinnzusammenhang entsteht der die Philosophie des beworbenen Produkts unterschwellig transportiert. Diese Form des Productplacements nennt man "Branded Entertainment".[68]
In den USA ist es üblich, dass sich das Militär (Army oder Navy) an Filmproduktionen durch Zurverfügungstellung von Kriegsgerät beteiligt, vorausgesetzt der Film stellt das Militär im richtigen Licht dar. Dieses sogenannte "Image Placement" findet man beispielsweise bei Filmen wie "Top Gun", die ohne militärische Unterstützung gar nicht erst produziert werden hätten können.[69]
2.13. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten
Neben den Hauptfinanzierungsbestandteilen gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten das Produktionsbudget aufzubessern. Sie können dazu dienen Finanzierungslücken zu schließen oder zusätzliche Sicherheit zu schaffen. Doch nicht nur zusätzliche Finanzmittel erleichtern die Herstellung. Durch Rückstellungen bzw. Beistellungen werden die Herstellungskosten reduziert. Eine vertraglich festgelegte Rückstellung von Gagen und Honoraren sieht vor, den vereinbarten Betrag beispielsweise erst nach gewinnbringender Verwertung des Films an SchauspielerInnen oder Crewmitglieder, fix oder nach Quoten, auszubezahlen. Im Rahmen von Finanzierungsanteilen oder einer Koproduktion können sich auch Studiounternehmen, Postproduktionsbetriebe oder Technikverleihe, die keine 100-prozentige Arbeitsauslastung verzeichnen, mit Personal und Technik beteiligen. Die Studio Babelsberg AG und Bavaria Film seien hier als Beispiele genannt.[70]
3. Crowdfunding
Nachdem im vorherigen Kapitel die traditionellen, also üblichen, Finanzierungsmethoden von Filmproduktionen und ihre Charakteristika aufgezeigt wurden, befasst sich dieses Kapitel mit einer neuen, internetbasierten Möglichkeit um rasch und mit überschaubarem Aufwand an freie Geldmittel zu kommen. Crowdfunding. Traditionelle Filmfinanzierung ist meist hoch reguliert, bringt großen bürokratischen sowie zeitlichen Aufwand mit sich und beeinflusst die Ökonomie und den Inhalt eines Films oft in hohem Maße. Dies schränkt eine Filmproduktion einerseits in ihrer kreativen Freiheit und andererseits in ihrer Produktionsdynamik ein. Es soll also erörtert werden ob und wie es Crowdfunding und Crowdfunding-verwandte Mechanismen vermögen, ähnlich hohe Beträge wie traditionelle Filmfinanzierungsmethoden zu lukrieren während sie gleichzeitig nicht so stark ungewollten Einfluss auf die Ökonomie und den Inhalt eines Filmprojekts haben.
Die traditionellen Methoden der Filmfinanzierung wurden nicht erst seit Beginn des Internetzeitalters, in dem alles und jeder miteinander vernetzt ist, um neue Wege der Geldbeschaffung erweitert. Wege, die zwar die Abhängigkeit einer Produktion von Förderungen und Koproduktionsbeteiligungen verkleinern, mit denen sich jedoch kaum alleine ein Film finanzieren lässt. Um gegen die bereits erwähnte, immer größer werdende Konkurrenz im Indie- bzw. Low-Budget-Filmbereich bestehen zu können sind sie jedoch essentiell.[71] Hinzu kommt, dass durch unzureichende Marktchancen oder das hohe Risiko eines Misserfolgs in der Anfangsphase eines Projektes, formelle GeldgeberInnen, insbesondere Banken, sehr zurückhaltend sind was die Vergabe von Krediten oder Fördermitteln anbelangt. Crowdfunding hat besonders in dieser Finanzierungsphase großes Potential.[72]
"Kreative Projekte werden viel zu selten vom formellen Kapitalmarkt unterstützt: Banken sehen das kommerzielle Potenzieal nicht und geben schon wegen fehlender banküblicher Sicherheiten ungern Kredite."[73]
3.1. Geschichte und Definition
Der Begriff Crowdfunding kommt aus den USA und existiert seit Anfang des 21. Jahrhunderts. Brian Camelio, CEO von artistShare[74], trug im Jahr 2000 durch die Gründung dieser auf dem Crowdfundingprinzip beruhenden Internetplattform für MusikerInnen wesentlich zur Entstehung des Begriffs bei. Er bedeutet frei übersetzt "Finanzierung durch das gemeine Volk" wobei der deutsche Terminus "Schwarmfinanzierung" gebräuchlicher ist. Auch von "Krautfunding"[75] ist die Rede. Eine möglichst große Anzahl an sogenannten UnterstützerInnen finanziert dabei auf einschlägigen Internetplattformen durch Kleinbeträge zweckgebunden diverse Projekte, zu denen auch Filmproduktionen zählen können, die sie für unterstützungswürdig halten.[76] artistShare lies 2004 das Crowdfunding-Prinzip patentieren woraus bis heute ein Rechtsstreit mit der größten CF-Plattform der USA, Kickstarter, resultiert. Die tatsächliche Formulierung "Crowdfunding" wurde allerdings erst im Jahr 2006 dokumentiert und kommt von Michael Sullivan.[77] artistShare war eine Reaktion auf die wachsende Problematik digitaler Raubkopien von Musik und Filmen im Internet. Für KünstlerInnen und ProduzentInnen der Musikindustrie war es mit artistShare erstmals möglich die Kosten für die Produktion eines Albums schon vor dessen Release zu decken bzw. Gewinne zu erzielen. Das moderne Crowdfunding war geboren.[78]
Auch wenn das Finanzierungsmodell früher noch nicht unter seinem heutigen Namen bekannt war fand es schon lange vor dem Internetzeitalter Anwendung. Der österreichische Komponist Wolfgang Amadeus Mozart oder sein deutscher Kollege Ludwig van Beethoven finanzierten bereits im 18. Jahrhundert Premierenkonzerte oder die Druckkosten für ihre Kompositionen teilweise mittels a-priori-Subskriptionen. Als Gegenleistung erhielten die "UnterstützerInnen" exklusiven Zugang. Die New Yorker Freiheitsstatue konnte letztendlich nur durch die Unterstützung des amerikanischen und französischen Volkes 1885/1886 fertiggestellt werden. Mit namentlichen Nennungen als Vergütung wurde man zusätzlich zum Spenden angeregt.[79]
Seinen Durchbruch hatte Crowdfunding im Jahr 2006 nachdem die europäische Internetplattform sellaband.com mit großem medialen Interesse startete. Die Plattform ermöglichte es anfangs Fans von Musik-Bands direkt an der Finanzierung neuer Alben zu partizipieren, ähnlich wie bei artistShare. Eine solche Vorfinanzierung durch AnhängerInnen, die später mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin das fertige Album gekauft hätten, ist durchaus sinnvoll. Einerseits wird das persönliche Risiko einer Vorfinanzierung reduziert, andererseits bindet man die TeilnehmerInnen nicht nur in den Entstehungsprozess mit ein sondern auch an das fertige Produkt.[80]
Mittlerweile hat sellaband.com sein Angebot durch zahlreiche Sparten erweitert in denen KünstlerInnen mit ihren Ideen nach Geld suchen können. Besonders in den Bereichen der Wohltätigkeit, Kunst und Kultur folgten rasch auch weitere Crowdfunding-Plattformen.[81]
Im Filmbereich ist die 2009 entstandene britische Produktion "The Age of Stupid" berühmt geworden da sie als erste crowdgefundete Filmproduktion gilt und die MacherInnen mit der Internetplattform IndieScreenings[82] zusätzlich eine neue Vertriebsmethode für Indie-Produktionen entwickelten.[83] So sahen auch die FilmemacherInnen ihre Chance den Fesseln der traditionellen Filmfinanzierung zu entkommen. Fesseln wie die Abtretung von Rechten, Gewinnbeteiligungen und Pflichten die es beim Crowdfunding nur im Umfang selbst festgelegter Gegenleistungen gibt. Dazu zählen neben ideellen Werten auch Dankeschöns[84], also kleine materielle oder immaterielle Gaben die im Gegenzug für Unterstützungen gewährt werden.[85]
Nachdem die holländische Crowdfunding-Plattform sellaband.com Anfang 2010 Insolvenz anmeldete, wurde sie von dem Deutschen Michael Bogatzki weitergeführt. Das Thema Crowdfunding und dessen Entwicklung wurde unter dem damaligen Blog startnext.de und bei diversen Fachvorträgen beleuchtet. Am 10. September 2010 ging Startnext als Crowdfunding-Plattform online und startete am 21. Oktober 2010, gemeinsam mit den deutschen Plattformen inkubato[86] und mySherpas[87], die ersten Finanzierungen. Anfang 2011 hatte sich das Crowdfundingangebot in Deutschland durch diverse Internetplattformen so weit entwickelt, dass es als das deutsche Crowdfunding-Startjahr angesehen werden kann. Damals gab es, sellaband.com nicht mitgezählt, in Deutschland bereits fünf Crowdfunding-Plattformen zur Finanzierung kreativer Projekte:
- startnext.de
- inkubato.com
- mysherpas.com (nicht mehr aktiv)
- pling.de und
- visionbakery.de[88]
Am stärksten vertreten ist das Thema Crowdfunding in der Musikszene. Das liegt einerseits daran, dass die Finanzierungsmethode ihre Wurzeln in der Musikszene hat und andererseits ideal für diesen Kreativbereich einsetzbar ist. Allein in Deutschland gibt es drei CF-Plattformen die sich nur auf den Musikbereich konzentrieren. sellaband.com, pledgemusic.com und sonicangel.com. Durch Crowdfunding verlieren große Musiklabels immer mehr an Bedeutung. MusikerInnen können heutzutage ihre Alben, Touren oder Musikvideos mittels Crowdfunding vorfinanzieren, bekommen gleichzeitig aufschlussreiche Informationen über den Markt indem sie sich bewegen und haben dabei kaum Kosten. Unbürokratischer, unabhängiger und risikoloser geht es kaum, während gleichzeitig die Crowdfunding-Plattformen und das Internet ideal für Marketingzwecke genutzt werden können. Viel Zeit, Kommunikations- und Marketingtalent sowie der Wille zur völligen Transparenz sind jedoch Voraussetzungen für eine solche CF-Kampagne.[89]
3.2. Begrifflichkeit
Crowdfunding, auch Crowdfinancing genannt, und Crowdinvesting fallen beide unter den Sammelbegriff Crowdfunding, also die Finanzierung durch den Schwarm. Dabei kann Crowdinvesting als eine Weiterentwicklung des Crowdfundings verstanden werden.[90] Funding und Investing unterscheiden sich jedoch erheblich, wie wir später sehen werden[91], und dürfen nicht verwechselt werden. Dass auch in der Literatur und den Medien Crowdfunding als Überbegriff für beide Formen verwendet wird bringt zwangsläufig Verwirrung mit sich. Crowdfunding dient der Finanzierung von Projekten durch spendenähnliche Kleinbeträge während, Crowdinvesting bei der Finanzierung von Unternehmensgründungen oder Großprojekten durch Investitionen Anwendung findet. Da beim Crowdfunding meist Einzelprojekte finanziert werden und beim Crowdinvesting Unternehmensgründungen oder Unternehmen, die auf eine fortlaufenden Geschäftstätigkeit abzielen, bietet sich der Projektbegriff gut als Abgrenzungsmerkmal an:
„Ein Projekt ist ein zielgerichtetes, einmaliges Vorhaben, das aus einem Satz von abgestimmten, gelenkten Tätigkeiten mit Anfangs- und Endtermin besteht und durchgeführt wird, um unter Berücksichtigung von Zwängen bezüglich Zeit und Ressourcen [...] ein Ziel zu erreichen.“[92]
Die CF-Plattform Kickstarter definiert dies ähnlich:
"Everything on Kickstarter must be a project. A project has a clear goal, like making an album, a book, or a work of art. A project will eventually be completed, and something will be produced by it."[93]
Zur Zeit befassen sich immer mehr wissenschaftliche Arbeiten und Presseartikel mit dem Thema Crowdfunding. Das steigende Interesse daran lässt sich gut mit Googles Service "Insights for Search"[94] darstellen. Er zeigt an wie viele Suchanfragen zu einem bestimmten Begriff in Relation zur Summe aller Suchanfragen über eine gewisse Zeitspanne getätigt wurden. In diesem Fall sind es die Begriffe "Crowdfunding" (blaue Linie) und "Crowdinvesting" (rote Linie):
Abbildung 2 : Google-Suchanfragen für Crowdfunding und Crowdinvesting
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Google 2012)
Durch diese Grafik wird schnell deutlich, dass der Begriff "Crowdinvesting" im Gegensatz zum Begriff "Crowdfunding" im Netz kaum verbreitet ist. Daraus ist jedoch keinesfalls dessen Potential als Finanzierungsmethode abzuleiten, wie wir später noch sehen werden. Ebenfalls erkennbar ist das explosionsartige Aufkommen des Suchbegriffes "Crowdfunding" zwischen den Jahren 2011 und 2012 und die dadurch abzuleitende Popularität.
Crowdfunding ist ein Spiegelmodell der Mikrofinanzierung, wobei UnterstützerInnen bei ersterem im Gegenzug vordefinierte Geschenke bzw. Dankeschöns erhalten können. Mikro leitet sich in diesem Fall von der kleinvolumigen Endsumme ab, weswegen Mikrofinanzierung auch ausschließlich bei Vorhaben mit sehr kleinem Kapitalbedarf Anwendung findet und durch Individuen, aber auch Institutionen angeboten wird.[95] Durch die immer größere Verbreitung des Themas Crowdfunding im Internet entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik die Begrifflichkeiten betreffend.[96]
3.2.1. Spenden oder unterstützen?
Wichtig ist die Differenzierung der Begriffe "Unterstützung" und "Spende". UnterstützerInnen bekommen Gegenleistungen, SpenderInnen für gewöhnlich nicht. Für unterstützende Unternehmen können im Gegenzug auch Medialeistungen erbracht werden. In diesem Fall wird von Crowdsponsoring gesprochen. SpenderInnen erwarten keine Gegenleistungen. Das schlechte Gewissen, Mitleid, der Gerechtigkeitssinn oder andere intrinsische Motive lassen Menschen spenden. Hilfebedürftige aller Art können durch diese Spendenform profitieren. Dies bringt eine weitere Bezeichnung zum Vorschein: Crowddonating. Sammelt eine Non-Profit-Organisation für satzungsmäßige, gemeinnützige Zwecke solche Spenden ohne dafür Gegenleistungen zu erbringen spricht man wiederum von Fundraising. Als Beispiel sei hier die "Bill and Melinda Gates Foundation" für Entwicklungshilfe genannt.[97]
Um die Steuerpflicht im Crowdfunding, die automatisch durch Gegenleistungen bzw. die Gewährung von Dankeschöns entsteht, zu vermeiden, gibt es die Möglichkeit von freien Unterstützungen. Freie Unterstützungen sind Schenkungen, haben Spendencharakter und müssen nicht versteuert werden, da ihnen keine Gegenleistung zugrundeliegt. SpenderInnen können Spenden in gewissen Fällen absetzen sofern an eine nicht staatliche, gemeinnützige Organisation, die gewisse Voraussetzungen erfüllt, gespendet wird. Das österreichische Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht sieht keine steuerlich privilegierte Behandlung von Spenden an Filmproduktionen oder kreative Projekte vor.[98]
3.3. Charakteristik und Finanzierungsmodell
Wichtigstes Merkmal der Finanzierungslösung ist das flexible, unbürokratische und schnelle Lukrieren von kleinvolumigem Kapital durch Individuen. Es handelt sich also um eine informelle Finanzierungslösung bzw. informelles Kapital.[99] Crowdfunding kann am Zeitpunkt der Projektumsetzung gemessen entweder davor, währenddessen oder danach stattfinden. Je nach Entwicklungsphase des Projektes variieren die optimalen Finanzierungsinstrumente und die Bereiche in denen potentielle GeldgeberInnen zu finden sind. Typisch für das Crowdfunding sind finanzielle Zuwendungen auf freiwilliger Basis ohne Gegenleistungszwang und ohne Rechtsfolge. Sie finden hauptsächlich bei kulturellen, wissenschaftlichen oder gemeinnützigen Projekten ohne kommerziellen Fokus und mit definiertem Ende Anwendung. Aus diesem Grund ist Crowdfunding auch eher untypisch für Unternehmensfinanzierungen.[100]
Da die meisten CF-Projekte in den Bereichen Film- und Musikproduktion gestartet werden und diese traditionell einen wirtschaftlichen Hintergrund haben, liegt der Anteil von kommerziell orientierten CF-Projekten in den ersten neun Monaten 2012 trotzdem bei rund 70 Prozent.[101]
Obwohl kein Gegenleistungszwang besteht ist es üblich, Dankeschöns für die Unterstützung in materieller oder immaterieller Form zu leisten. Bei einem Filmprojekt könnte etwa der fertige Film in Form einer DVD als Dankeschön dienen, was einem Vorauszahlungsmodell gleichkommt. Die Übergänge zu anderen Finanzierungsmodellen bzw. Überschneidungen mit anderen Finanzierungsinstrumenten sind daher oft fließend.[102] Crowdfunding-Projekte können viele verschiedene Charakteristika aufweisen, aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen und verschiedenste Ziele verfolgen. Die Klassifizierung in zwei Hauptkategorien mit je drei Unterkategorien gibt einen guten Überblick:
- Gesellschaftlicher Zweck:
- Gemeinnützig/altruistisch
- Gewerblich/kommerziell
- Mischform
- Organisatorische Einbettung der InitiatorInnen:
- Unabhängig/privat
- In eine Organisation eingebettet
- Start-up[103]
Ein Filmprojekt das sich durch die Hilfe von Crowdfunding finanziert ist üblicherweise eine Mischform den gesellschaftlichen Zweck betreffend und unabhängig bzw. privat organisiert. Beispiele dafür sind Filme wie "Iron Sky" und "The Age of Stupid".[104]
3.4. Weitere Finanzierungsinstrumente
Neben den bereits erwähnten, freien Unterstützungen oder Unterstützungen mit Gegenleistungen wie Dankeschöns, gibt es noch andere Finanzierungsinstrumente die im Rahmen des Crowdfundings oder crowdfundingverwandter Modelle genutzt werden können.
3.4.1. Vorauszahlung, Pre-Selling und -Ordering
Unterstützungen die als Gegenleistung bzw. Dankeschön das fertige Produkt haben, können dementsprechend als Vorauszahlungen definiert werden. Man spricht von Pre-Selling bzw. Pre-Ordering. Es entsteht automatisch ein Anspruch auf das Produkt sobald es fertiggestellt wurde. Besonders bei der Entwicklung neuer und innovativer Produkte findet diese Finanzierungsform Anwendung. Da dies theoretisch ein Kaufakt und keine Spende oder freie Unterstützung darstellt, auch wenn die "Lieferung" erst später erfolgt, besteht Mehrwertsteuer- bzw. Umsatzsteuerpflicht.[105]
Um die Umsatzsteuerpflicht zu umgehen, könnte man hier das in der Kreativwirtschaft durchaus übliche "Street-Performer-Protocol" nutzen. KünstlerInnen bieten hierbei die kostenlose Nutzung eines Werkes (Buch, Software, Film etc.) wenn die Summe aller Unterstützungsbeträge einen bestimmten Wert erreicht. Dabei sind die Beträge von den UnterstützerInnen frei wählbar und können als Spenden gesehen werden. Über ein Treuhandkonto wird das Geld später entweder zurück- oder ausgezahlt. Besonders die Problematik digitaler Raubkopien macht dieses Finanzierungsmodell interessant für KünstlerInnen, ProduzentInnen und Verlage.[106]
3.4.2. Crowdsponsoring
Sponsoring, oder im Zusammenhang mit Crowdfunding auch Crowdsponsoring genannt, findet auf mündlicher oder schriftlicher Vertragsbasis statt. Dabei unterstützen bzw. sponsern SponsorInnen ein Projekt durch Finanzmittel, Sach- oder Dienstleistungen. Im Gegenzug werden meist Individualleistungen bestimmt die für die SponsorInnen einen Werbeeffekt haben und dem Erreichen diverser Marketingziele dienen. Die deutsche Crowdfundingplattform mySherpas (nicht mehr aktiv) war speziell auf diese Art der Projektunterstützung ausgerichtet.[107]
3.4.3. Mikro-Kredite, Niedrigzinskredite und Social Lending
Die Vergabe von Mikro-Krediten an UnternehmensgründerInnen in Entwicklungsländern hat Tradition. Banken und andere FinanzdienstleisterInnen vergeben diese Kredite zu sehr hohen Zinsen mit Jahreszinssätzen von bis zu 20 Prozent. Als altruistisch können diese Mikro-Kredite, die sich zwischen 15,- Euro und 1.000,- Euro bewegen, also nicht angesehen werden.[108]
[...]
[1] Vgl. Wendling 2012: 76, Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 40f, 85f.
[2] Vgl. Kiefer 2002 in: Koebner 2002: 269-271.
[3] Vgl. Koll/Kurz/Messel 2006: 11-13.
[4] Vgl. Wendling 2012: 38.
[5] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 28.
[6] Vgl. Wendling 2012: 183.
[7] Hipfl 2012 in: Mitschka/Unterberger 2012: 117.
[8] Vgl. Wendling 2012: 31.
[9] Anm. d. Verf.: Blockbuster sind Kinofilme die mit sehr hohem finanziellen Aufwand produziert wurden um durch hohe Publikumszahlen den maximalen Gewinn zu erreichen.
(Vgl. Neumann 2002 in: Koebner 2002: 82f).
[10] Vgl. Wendling 2012: 31f.
[11] Vgl. Schütte 2012 in Wendling 2012: 35f.
[12] Vgl. Wendling 2012: 12f.
[13] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 38.
[14] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 28f.
[15] Ebd.: 31.
[16] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 238.
[17] Vgl. ebd.: 57.
[18] www.filminstitut.at/de/antragstellung
[19] Vgl. Wendling 2012: 109-111.
[20] Vgl. ebd.: 109-111.
[21] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 124-126.
[22] Ebd.: 235f.
[23] Vgl. Wendling 2012: 66f.
[24] Vgl. ebd.: 183.
[25] Vgl. Stampfer 2012 in Wendling 2012: 75.
[26] Vgl. Österreichisches Filminstitut 2011: 68.
[27] Vgl. Österreichisches Filminstitut 2011: 63.
[28] Vgl. ebd.: 63.
[29] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 27-29, 58f.
[30] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 158f.
[31] Vgl. Wendling 2012: 39, 117-119.
[32] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 238.
[33] Vgl. Jakobs 2011: 124.
[34] Vgl. Wendling 2012: 134.
[35] Vgl. Österreichisches Filminstitut 2011: 70.
[36] Vgl. Wenlding 2012: 67.
[37] Vgl. Hipfl 2012 in: Mitschka/Unterberger 2012: 117.
[38] Vgl. Wendling 2012: 62.
[39] Vgl. Wendling 2012: 126f.
[40] Anm. d. Verf.: Als Arthouse wird ein kleines Kino bezeichnet, dessen Programm sich aus anspruchsvollen Autorenfilmen zusammensetzt. Bei Autorenfilmen werden RegisseurInnen als alleinige AutorInnen des Films anerkannt. Sie sind AutorIn, RegisseurIn und ProduzentIn zugleich.
(Vgl. Universität Kiel 2012, Grob 2002 in: Koebner 2002: 46-50.)
[41] Vgl. ebd.: 128-130.
[42] Vgl. Wendling 2012: 130-132.
[43] www.mediadeskaustria.eu
[44] Vgl. Wendling 2012: 78f.
[45] Vgl. Schütte 2012 in: Wendling 2012: 35f.
[46] Vgl. Wendling 2012: 58.
[47] Vgl. Koll/Kurz/Messel 2006: 163f.
[48] Vgl. Wendling 2012: 62.
[49] Vgl. ebd.: 38f, 165.
[50] Vgl. Wendling 2012: 37f.
[51] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 59.
[52] Vgl. Mayer 2012 in: Wendling 2012: 41.
[53] Vgl. Houcken 2012 in: Wendling 2012: 55.
[54] Vgl. Wendling 2012: 60.
[55] Ebd.: 60.
[56] Vgl. Nörenberg/Pold 2012 in: Wendling 2012: 191.
[57] Vgl. Schenk 2012: 2, Finanzmarktaufsicht 2012
[58] Vgl. Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 124-126.
[59] Vgl. Willfort 2012.
[60] Vgl. Wendling 2012: 72.
[61] Vgl. ebd.: 69.
[62] Vgl. Koll/Kurz/Messel 2006: 120.
[63] Vgl. Tröster 2010 in Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 279f.
[64] Siehe Kapitel 4.2.4.
[65] Vgl. Tröster 2010 in Clevé/Schmidt-Matthiesen 2010: 279f.
[66] Vgl. Houcken 2012 in: Wendling 2012: 58f.
[67] Vgl. Donrbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 52.
[68] Vgl. Wendling 2012: 176-179, RIS 2012 a: § 13-17.
[69] Vgl. Wendling 2012: 179.
[70] Vgl. ebd.: 68f.
[71] Vgl. Wendling 2012: 183f.
[72] Vgl. Schenk 2012: 2.
[73] Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 97.
[74] www.artistshare.com
[75] Vgl. Warner 2012: 10.
[76] Vgl. Wendling 2012: 184, Schenk 2012: 1f, 4, Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 1
[77] Vgl. tyclipso.me 2012: 17.
[78] Vgl. Laemmermann 2012: 9.
[79] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 7, 19, Kreßner 2012 in: tyclipso.me 2012: 8.
[80] Vgl. Wendling 2012: 184f, Schenk 2012: 2.
[81] Vgl. Wendling 2012: 185.
[82] www.indiescreenings.net
[83] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 20f, tyclipso.me 2012: 17, IndieScreenings 2012.
[84] Siehe Kapitel 3.8.6.
[85] Vgl. Wendling 2012: 185.
[86] www.inkubato.com
[87] www.mysherpas.com
[88] Vgl. Schnek 2012: 4, Kreßner 2012 in tyclipso.me 2012: 9, tyclipso.me 2012: 17.
[89] Vgl. Kreßner 2012 in: tyclipso.me 2012: 44f.
[90] Vgl. Schenk 2012: 2.
[91] Siehe Kapitel 3.13.
[92] Laemmermann 2012: 23.
[93] Kickstarter 2012 e.
[94] www.google.com/insights/search
[95] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 20f.
[96] Vgl. ebd.: 18.
[97] Vgl. Bartelt 2011, Wendling 2012: 188f, Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 46.
[98] Vgl. Auer/Hippel/Walz 2007: 195f, RIS 2012 e: § 1 Abs. 1, RIS 2012 g: Artikel 2.
[99] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 28.
[100] Vgl. ebd.: 51f.
[101] Vgl. Klein 2012 a: 1, Klein 2012 b: 10.
[102] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 51f.
[103] Vgl. ebd.: 3f, 36f.
Anm. d. Verf.: Ein Start-up ist das Vorhaben eine Organisationseinheit ohne zeitliche Befristung, also ein Unternehmen oder einen Verein etc., zu schaffen. (Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 4).
[104] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 38.
[105] Vgl. Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 1, 53.
[106] Vgl. ebd.: 58.
[107] Vgl. Bartelt 2011, Dornbusch/Frey/Hemer/Schneider 2011: 52.
[108] Vgl. Rothengatter 2008: 30f.
- Arbeit zitieren
- Philipp Eidinger (Autor:in), 2012, Love Money. Crowdfunding in der Film- und Kreativwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215144
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