Der Kompetenzbegriff in der Erwachsenenbildung und seine Beeinflussung durch das Konzept des lebenslangen Lernens


Hausarbeit, 2012

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Kompetenzbegriff
2.1 Definition
2.2 Kompetenzvermittlung in der Erwachsenenbildung
2.3 Kompetenzmessung

3. Lebenslanges Lernen

4. Die Auswirkungen des Lebenslangen Lernens auf die Kompetenzvermittlung in der Erwachsenenbildung

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Bildungsweg eines Individuums ist bis zum Erreichen des gewünschten Abschlusses heutzutage nahezu einheitlich und standardisiert. Für die Vermittlung von grundlegenden Fertigkeiten, wie Sprachkenntnissen oder naturwissenschaftlichen Fähigkeiten ist die Schulbildung zuständig. Sie legt die Grundlage für den weiteren persönlichen Werdegang, doch ist spätestens nach der zwölften beziehungsweise dreizehnten Klasse vorbei. Danach folgen entweder eine berufliche Ausbildung oder ein Studium, bevor die bis dato herrschende Kontinuität an Bildung abbricht. Doch gerade in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft ist es unumgänglich sich weiterzubilden. Die Aufgabe der Erwachsenbildung ist es, diese Aus- und Weiterbildung zu organisieren und durchzuführen. Dabei umfassen die Gegenstände der Erwachsenenbildung ein sehr breites Spektrum.[1]

Vielmehr soll das Lernen als solches in den Fokus rücken. Dabei ist es die Aufgabe der Erwachsenenbildung diesen Prozess der Wissensaufnahme anzuregen, denn es kann nur durch die Aneignung des Lernenden selbst erfolgen und würde ohne eigene Lernaktivität nicht zustande kommen. Selbstbestimmtes Arbeiten und Freiwilligkeit kann jedoch nicht durch einseitige Steuerung erzeugt werden, sondern steht in Abhängigkeit mit der Bedeutung der Lerngegenstände für den Lernenden.[2] Das Lernen ist demnach stark interessenorientiert und muss entsprechend bei der Konzipierung von Lernzielen festgehalten werden. Die Lernziele sollen den Lernenden ermöglichen ihre Handlungsspielräume zu erweitern und Probleme des täglichen Lebens, egal ob beruflich oder privat, besser lösen zu können. Um diese Lernziele zu systematisieren und Verwendungszusammenhänge herzustellen, werden sie in bestimmten Kompetenzen zusammengefasst. Dabei umfassen sie Themen der menschlichen Lebenswelt. Das führt dazu, dass es keine Altersbeschränkung für eine Lerntätigkeit gibt und sich jedes Individuum stetig in einer bestimmten Art und Weise durch die Aufnahme von Wissen weiterbildet.[3]

Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Kompetenzvermittlung durch die Erwachsenenbildung vor dem Hintergrund des Konzeptes des Lebenslangen Lernens zu betrachten. Dabei soll besonders beachtet werden, wie Kompetenzen vermittelt werden und welche Probleme durch das Lebenslange Lernen dabei entstehen können. Dafür soll zunächst eine genaue Definition der Terminus Kompetenz erfolgen bevor die Kompetenzmessung und -vermittlung in der Erwachsenenbildung untersucht werden. Danach folgt eine Definition und Beschreibung des Konzepts des Lebenslangen Lernens bevor anschließend untersucht wird, welche Auswirkungen das Lebenslange Lernen auf die Kompetenzvermittlung hat.

Sowohl der Kompetenzbegriff als auch das Lebenslange Lernen sind sehr gut erforschte Gebiete in der Sozialwissenschaft. Daher kann auf eine Vielzahl an Literatur zurückgegriffen werden, die Grundlage für diese Arbeit bilden soll.

2. Der Kompetenzbegriff

In diesem ersten Kapitel liegt der Betrachtungsschwerpunkt auf dem Begriff der Kompetenz. Hierbei soll neben einer Definition auch herausgearbeitet werden, wie die Kompetenzvermittlung innerhalb der Erwachsenenbildung funktioniert, wie Kompetenzen gemessen werden können und welche Kritik es aus wissenschaftlicher Sicht gibt.

2.1 Definition

Um eine Grundlage zu schaffen, soll zunächst eine Definition des Terminus Kompetenz erfolgen. Aufgrund der unterschiedlichen Betrachtungsweisen des Begriffes, fällt eine trennscharfe Einordnung schwer. Während Chomsky aus Sicht der Sprachwissenschaft argumentiert, finden sich auch Definitionen aus der Psychologie und der Erziehungswissenschaft. „Wer auf die Kompetenz-Definition hofft, hofft vergeblich.“[4] Arnold hält fest, dass Kompetenz das Handlungsvermögen einer Person bezeichnet und dabei nicht nur subjektorientiert, sondern auch ganzheitlich ausgerichtet ist. Der Begriff umfasst neben inhaltlichem Können und Wissen auch darüber hinaus Fähigkeiten, die häufig als sogenannte Schlüsselqualifikationen bezeichnet werden.[5] Traue hält fest, dass der Kompetenzbegriff nur eine Erweiterung des Qualifikationsterminus sei, die sich aus der Anpassung an postfordistische Verhältnisse generiert.[6] Daher bietet es sich zunächst an eine etymologische Bestimmung vorzunehmen und den Wortursprung im Lateinischen zu suchen. Das Wort „competentia“ kann mit dem deutschen Substantiv „Zusammentreffen“ übersetzt werden. Im gleichen Wortstamm ist auch das Adjektiv „competense“ zu finden, was so viel wie „angemessen“ bedeutet. Somit kann daraus gefolgert werden, dass Kompetenz ein Ausdruck dafür ist, dass jemand bei Zusammentreffen von einer Situation, seinem persönlichen Wissensstand und seinen Fähigkeiten angemessen reagieren und agieren kann.[7] Diese Schlussfolgerung kommt der Definition von Dehnbostel und Gillen nahe, die jedoch noch eine zeitliche Komponente hinzufügen:

„Unter dem allgemeinen Begriff ‚Kompetenz‘ sind zunächst Fähigkeiten, Methoden, Wissen, Einstellungen und Werte zu verstehen, deren Erwerb, Entwicklung und Verwendung sich auf die gesamte Lebenszeit eines Menschen beziehen.“[8]

Kruse wird bei seiner Definition noch genauer und führt den Grund für die Aneignung von Kompetenzen mit an.

„Unter Kompetenz verstehen wir die Fähigkeit des Menschen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eines selbstständigen, aufgabenbezogenen und sinnerfüllten Lebens in einer anregenden, unterstützenden, die aktive und bewußte Auseinandersetzung mit Aufgaben und Belastungen fördernden Umwelt.“[9]

Diese Auswahl an Definitionen zeigt die differenzierte Betrachtungsweise des Kompetenzbegriffes. Gerade Kruse macht mit der Betonung der Wiederherstellung des sinnerfüllten Lebens deutlich, dass Kompetenzen einen hohen Stellenwert für das Individuum haben und ihr Erwerb entscheidend für die Ausprägung und Gestaltung der eigenen Identität sein kann. Jedoch muss dabei beachtet werden, dass sich Kompetenzen stets aus mehreren Partitionen zusammensetzen. Zum einen die Fähigkeiten, die, obwohl eng mit dem Kompetenzbegriff verknüpft, nicht synonym zu gebrauchen sind. Ein weiterer Teil ist das Wissen, also die reine Kenntnis von Fakten, was dann mit entsprechenden Fertigkeiten, also den motorischen Möglichkeiten der Ausübung, umgesetzt wird. Und abschließend bestehen die Dispositionen, die als Persönlichkeitsmerkmale immanent sind für die Organisation des menschlichen Handels.[10] Dabei sollte beachtet werden, dass ein Teil allein noch keine Kompetenz ausmacht, sondern nur das Zusammenspiel die kompetenten Handlungen ermöglicht.

Grundsätzlich lässt sich der Kompetenzbegriff in mehrere Arten unterscheiden. Es gibt die Fachkompetenz, die Methodenkompetenz, die Sozialkompetenz, die Individualkompetenz und Handlungskompetenzen. Faulstich / Zeuner fügen für die Erwachsenenbildung weiterhin noch eine Meta-Kompetenz an, die die Fähigkeit beschreibt, sich von gegebenen Zusammenhängen zu distanzieren und sich selbst mit ihnen in Beziehung zu setzen. Gleichzeitig warnen sie auch vor einer zu starken Verwischung des Kompetenzbegriffes indem jeder menschlichen Fähigkeit das Wort Kompetenz angehangen wird, da sonst auch zwischen „Suppenesskompetenz“ und „Puddingesskompetenz“ unterschieden werden müsste.[11]

Es zeigt sich bei dem Versuch einer Definition, dass dieser Begriff sehr weit gefasst ist. Es lässt sich zusammenfassen, dass Kompetenzen aus mehreren Teilen zusammengesetzt sind und grundsätzlich die Handlung des Menschen in bestimmten Situationen lenken. Jedoch lassen sich Kompetenzen nicht mit der Durchführung einer gezielten Bildungsmaßnahme erwerben, sondern begründen sich aus der Entfaltung eigener Fähigkeiten in Zusammenarbeit mit Beratern oder Coachs in Lernprozessen.[12]

Da es laut Erpenbeck vergebens auf eine genaue Definition von Kompetenz zu warten, soll an dieser Stelle die etymologische Deutung angenommen werde, dass Kompetenzen uns ein situationsangepasstes und korrektes Handeln gemäß unserer Fähigkeiten ermöglichen. Sie eignet sich an dieser Stelle für den weiteren Gebrauch, da sie wissenschaftsunspezifisch ist und nur die reine Wortbedeutung als Grundlage fasst. Diese Kompetenzen sind nicht angeboren sondern müssen in entsprechenden Maßnahmen erlangt oder erworben werden.

[...]


[1] Vgl. Faulstich / Zeuner 2008, S. 14ff.

[2] Vgl. Faulstich / Zeuner 2008, S. 25.

[3] Vgl. Faulstich / Zeuner 2008, S. 54f.

[4] In: Erpenbeck 1996, S. 9.

[5] Vgl. Arnold 2010, S. 172f.

[6] Vgl. Traue 2010, S. 50.

[7] Vgl. Gnahs 2007, S. 20.

[8] In: Dehnbostel / Gillen 2005, S. 32.

[9] In: Kruse 1994, S. 530.

[10] Vgl. Gnahs 2007, 25f.

[11] Vgl. Faulstich / Zeuner 2008, S. 55f.

[12] Vgl. Traue 2010, S. 54.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Kompetenzbegriff in der Erwachsenenbildung und seine Beeinflussung durch das Konzept des lebenslangen Lernens
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Mission, Profession oder Beruf? Polyvalente Professionalität in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V215164
ISBN (eBook)
9783656432036
ISBN (Buch)
9783656434535
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erwachsenenbildung, Kompetenz, Lebenslanges Lernen, Lernen, Weiterbildung, Professionalisierung
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Martin Schulze (Autor:in), 2012, Der Kompetenzbegriff in der Erwachsenenbildung und seine Beeinflussung durch das Konzept des lebenslangen Lernens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215164

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