Am 16. April 1947 wird Rudolf Höß genau an dem Ort gehenkt, an welchem er als Kommandant selbst viele Menschen in den Tod geschickt hatte – in Auschwitz. Unter dem Titel „Kommandant in Auschwitz“ werden seine Aufzeichnungen 1958 von dem Historiker Martin Broszat in Stuttgart veröffentlicht. Mit der Veröffentlichung sind viele moralische Fragen verbunden. Eine von ihnen lautet: Wie liest man die Aufzeichnungen
ohne falsche Sympathien zu wecken? Eine Antwort hierauf könnte kritisches und zielgerichtetes Lesen sein. Diese darf nicht instinktiv, sondern muss analytisch fundiert sein und das Aufdecken versteckter Mechanismen zum Ziel haben. Beispielhaft für einen versteckten Mechanismus ist die Imagekonstruktion von Rudolf Höß. An Hand der
Fragestellung Wie gestaltet Rudolf Höß die Erzählung seiner Lebensgeschichte und kreiert dadurch ein spezifisches Selbstbild? soll im Folgenden kritisches und zielgerichtetes Lesen erprobt werden. Um die Räder des Mechanismus herauszuarbeiten wird das kreierte Selbstbild von Höß rekonstruiert. Analysiert werden hierbei auch die Sprache und die Verwendung von narrativen Strategien. Untermauert wird das Vorgehen durch die Integration von Journalartikeln und Buchkritiken sowie den begleitenden Worten des Herausgebers Martin Broszat.Wie Rudolf Höß die Erzählung seiner Lebensgeschichte gestaltet und dadurch ein spezifisches Selbstbild kreiert?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Selbstbild
- Der allwissende und glaubhafte Richter
- Der bürokratische Automat
- Der sensible Poet
- Resümee
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Autobiografie von Rudolf Höß, dem Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz, und untersucht, wie er durch die Gestaltung seiner Lebensgeschichte ein spezifisches Selbstbild kreiert. Die Analyse konzentriert sich auf die sprachlichen und narrativen Strategien, die Höß einsetzt, um sich selbst darzustellen, und beleuchtet die Widersprüche, die in seinem Selbstbild verborgen sind.
- Rekonstruktion des Selbstbildes von Rudolf Höß
- Analyse der Sprache und narrativen Strategien
- Entlarvung von Widersprüchen in Höß' Darstellung
- Untersuchung der Rolle des Autors und des Lesers
- Bewertung der Glaubwürdigkeit von Höß' Aussagen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die Notwendigkeit eines kritischen und zielgerichteten Lesens der Autobiografie von Rudolf Höß. Sie betont die Bedeutung der Analyse von versteckten Mechanismen, die Höß einsetzt, um ein bestimmtes Selbstbild zu konstruieren.
Das Kapitel „Das Selbstbild" analysiert die verschiedenen Facetten des Selbstbildes, das Höß in seiner Autobiografie entwirft. Es werden drei zentrale Aspekte beleuchtet: Der allwissende und glaubhafte Richter, der bürokratische Automat und der sensible Poet. Der Abschnitt "Der allwissende und glaubhafte Richter" untersucht, wie Höß durch die Verwendung von Wiederholungen, NS-Jargon und Bewertungen anderer Menschen versucht, sich als glaubwürdig und allwissend darzustellen. Der Abschnitt "Der bürokratische Automat" analysiert die passive Darstellung des Selbstbildes, die durch die Verwendung von Zahlen, Aufzählungen und detaillierten Beschreibungen geprägt ist. Höß inszeniert sich als unschuldiges Rädchen im System, das nur Befehle ausführt. Der Abschnitt "Der sensible Poet" beleuchtet die emotionale Seite des Selbstbildes, die durch die Darstellung als liebender Familienvater, die Betonung von Selbstmitleid und die Verwendung von poetischen Beschreibungen konstruiert wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Autobiografie von Rudolf Höß, das Selbstbild, die narrative Gestaltung, sprachliche Strategien, die Rolle des Autors, die Konstruktion von Glaubwürdigkeit, die Darstellung von Macht und Schuld, die Analyse von Widersprüchen und die kritische Lektüre.
- Quote paper
- Genevieve Mulack (Author), 2012, Die Selbstbildgestaltung von Rudolf Höß in "Kommandant in Auschwitz", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215794