Religiosität und Partnerschaft der heutigen Jugend

Einfluss der Religiosität auf Werte, Rollenbild und Partnerschaftsvorstellungen


Seminararbeit, 2008

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe

1. Inhaltsverzeichnis

2. Einleitung

3. Hypothesen

4. Dimensionen

5. Präsentation der Ergebnisse
5.1. Intrinsische Werte in einer Partnerschaft
5.2. Zukunftsperspektive Partnerschaft
5.3. Traditionelles vs. egalitäres Rollenbild

6. Zusammenfassung

7. Anhang

2. Einleitung

Ist es nicht der Werteverfall, den uns die Öffentlichkeit als Grund für Beziehungsunfähigkeit und mangelnde Bereitschaft für langfristige Partnerschaften der heutigen Jugend sugg erieren möchte?

Kennen wir nicht alle die oberflächlichen Aussagen unserer Gesellschaft, die Jugend möchte keine Verantwortung auf sich nehmen und sich nicht durch Beziehungen langfristig binden?

Welche Faktoren sind es aber, die einen Einfluss auf die Wertvorstellungen und zukünftigen Familien- und Partnerschaftsvorstellungen der Jugendlichen haben?

In der 15. Shell Jugendstudie 2006 (Deutschland) wurde unter anderem diese Thematik eingehend behandelt und im Bezug auf das Wertesystem und Religiosität der Jugend eine zentrale Feststellung hervorgehoben.

„Religiosität spielt im Wertesystem der Jugend weiterhin nur eine mäßige Rolle, besonders bei den männlichen Jugendlichen. An diesem Befund hat sich seit den 80ern und 90ern auch in den 2000er Jahren nichts geändert.“ (Albert Mathias, Hurrelmann Klaus, u.a.: Jugend 2006. 15.Shell Jugendstudie. Frankfurt am Main. 2006. S.24)

Dennoch soll in dieser vorliegenden Arbeit dieses Thema behandelt werden und Ergebnisse für Österreich liefern, die wahrscheinlich den Deutschen sehr ähnlich sind. Die vorliegende Seminararbeit präsentiert Ergebnisse aus der Österreichischen Jugend- Wertestudie 2000. Befragt wurden 998 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 24 Jahren.

Ziel und Inhalt dieser Seminararbeit ist die Untersuchung, von welchen Faktoren Partnerschaftsvorstellungen und Werte innerhalb einer Beziehung bzw. Lebensgemeinschaft möglicherweise abhängig sind und welche Vorstellungen Jugendliche von der Aufteilung der alltäglichen Tätigkeiten in einer Partnerschaft haben.

3. Hypothesen

Um mögliche Zusammenhänge darzustellen werden vier Hypothesen aufgestellt, die anhand statistischer Berechnungen geprüft werden sollen.

3.1. Stellenwert intrinsischer Werte in Beziehungen

Bei jungen Leuten die im Elternhaus religiös erzogen wurden, und/oder selbst religiös sind, haben intrinsische Werte in einer Partnerschaft einen höheren Stellenwert als bei nicht religiös erzogenen und praktizierenden Personen.

Der Grund dafür mag die Glaubens- und Kirchennähe sein, die ihnen diese Wertvorstellungen vermittelt.

Ebenso haben demographische Variablen wie Geschlecht oder die Größe des Wohnortes einen gewissen Einfluss auf die Wichtigkeit von Werten in einer Beziehung. Es wird allgemein angenommen, dass Werte für Frauen wichtiger sind als für Männer.

3.2. Partnerschaftsvorstellungen vs. Religiosität

Jugendliche die religiös erzogen wurden und/oder ihren Glauben praktizieren, haben traditionellere bzw. familienfreundlichere Partnerschaftsvorstellungen, als andere Jugendliche.

Das mag daran liegen, dass religiöse Eltern ihre Werte und Partnerschaftsideale stärker ihren Kindern vermitteln, als Eltern die ihre Kinder nicht religiös erziehen.

3.3. Partnerschaftsvorstellungen vs. demographischer Variablen

Des Weiteren hängen Partnerschaftsvorstellungen der Jugendlichen vom Geschlecht, von der Größe des Wohnortes, sowie der Wohnform in der junge Leute bis zu ihrem 14. Lebensjahr gelebt haben ab.

Es wird angenommen, dass junge Frauen eher zu fixen Partnerschaften sowie einer Familie mit Kindern tendieren. Ebenso, dass Jugendliche die aus kleineren Ortschaften bzw. Städten kommen eher ein traditionelleres Familienbild haben als Großstadtkinder. Die Wohnform der Jugendlichen, d.h. in welcher Art von Partnerschaft ihre Eltern lebten (zusammen lebende Eltern, Patchworkfamilie, allein erziehende Eltern), prägt die Jugendlichen in ihrer eigenen Vorstellung von Partnerschaftsidealen bzw. Familienbild.

3.4. Traditionelles vs. egalitäres Rollenbild in einer Partnerschaft

Glaubens- und Kirchennahe Jugendliche haben ein traditionelleres Rollenbild einer Partnerschaft als Religionsferne Jugendliche.

Die Religion bzw. Kirche schreibt der Frau stärker die Rolle der Hausfrau und Mutter zu.

Es lässt sich auch sicher bestätigen, dass Frauen ein egalitäreres Rollenbild von einer Partnerschaft haben als Männer.

Ebenso wird angenommen, dass sich ein Unterschied zwischen kleinen und großen Wohnorten in denen die Befragten leben, im Bezug auf das Rollenbild nachweisen lässt.

4. Dimensionen

Um die oben angeführten Hypothesen prüfen zu können, braucht es Skalen die aus Items des Fragebogens erstellt werden, die hier näher erklärt werden.

Unter der Skala „Reltyp“ (Spearman Korrelationskoeffizient r= .63; Signifikanz .01) sind in dieser Arbeit die Glaubens- und Kirchennahen bzw. religiösen Jugendlichen zu verstehen. Diese bilden sich aus folgenden Fragestellungen der „Österreichischen Jugendwerte Studie 2000“; „Wie oft gehen Sie abgesehen von Hochzeiten, Beerdigung und Taufen, zum Gottesdienst in die Kirche bzw. ein anders Gotteshaus?“ und „Abgesehen von Gottesdiensten, wie oft beten Sie zu Gott?“

Von den Ausprägungen beider Items „täglich“ bis „nie“ wurde die Skala „Reltyp“ in drei Abstufungen (eher religiös, weniger religiös, nicht religiös) berechnet.

Die Items der demographischen Faktoren wie Ortsgröße und Wohnform wurden zur besseren Übersicht in drei Kategorien zusammengefasst.

Ortsgrößen: a) Ortschaften bis zu 5.000 Einwohnern, b) Ortschaften bzw. Städte von 5.000 bis 50.000 Einwohnern und c) Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern.

Die Wohnform, in denen Jugendliche bis zu ihrem 14. Lebensjahr gelebt haben, wurde ebenfalls in drei Kategorien zusammengefasst: a) zusammen lebende bzw. verheiratete Eltern, b) Patchworkfamilie und bei Großeltern lebende Jugendliche, c) allein erziehende Eltern.

Um die erste Hypothese prüfen zu können, muss definiert werden, was unter Wertvorstellung in einer Beziehung zu verstehen ist. Dafür wurde die Skala „intrinsische Werte“ (Cronbachs Alpha .72) aus den folgenden Fragestellungen (mittels count Befehl) gebildet. „Wie wichtig halten sie in einer Lebensgemeinschaft bzw. Ehe, Treue und gegenseitiges Verstehen bzw. Toleranz?“ und der Frage, „Was alles gehört für Sie zu einer Beziehung dazu: gern Zeit miteinander verbringen, gemeinsam Spaß haben, treu sein, gegenseitiges vertrauen und sich auf den anderen verlassen können?“

Die Skala „intrinsische Werte“ wurde in den zwei Ausprägungen, a) intrinsische Werte eher weniger wichtig und b) intrinsische Werte eher wichtig, gebildet.

Zur Überprüfung der zweiten Hypothese werden einzelne Items über die Zukunftsperspektive bezüglich Familie und Partnerschaft herangezogen, um über Zusammenhänge von

Partnerschaftsvorstellungen und demographische Faktoren sowie Religiosität bzw. religiöse Erziehung von Jugendlichen Aussagen treffen zu können.

Mit der Skala „Rollenbild“ (Cronbachs Alpha .85) soll die vierte Hypothese auf einen Zusammenhang zwischen dem Rollenverständnis in einer Partnerschaft und der Skala „Reltyp“, dem Geschlecht, der Wohnform und der Ortsgröße des Wohnortes geprüft werden. Bei der Erstellung der Skala „Rollenbild“ wurden die Häufigkeiten an Zustimmung gezählt, dass Mann und Frau für folgende Tätigkeiten gleich verantwortlich sein sollen: putzen, bügeln, Müll beseitigen, kochen, Reparaturen im Haus machen, Kinder erziehen, Kinder bei Krankheit pflegen, in Karenz gehen, Geschirr abwaschen, den Geschirrspüler ein- und ausräumen, Bankangelegenheiten regeln, Auto kaufen und Einkaufen gehen.

Die Skala Rollenbild wird (mittels Bereichsteiler zu je 50%) ebenso in zwei Ausprägungen aufgeteilt: a) eher egalitäre Rollenverteilung und b) eher traditionelle Rollenverteilung.

5. Präsentation der Ergebnisse

5.1. Intrinsische Werte in einer Partnerschaft

Unter diesem Punkt wurden Kreuztabellen berechnet, die zeigen sollen, ob intrinsische Werte von einer religiösen Erziehung, praktizierender Religiosität, dem Geschlecht und/oder der Größe des Wohnortes abhängig sind, bzw. wie groß die tatsächlichen Unterschiede sind. Mit Hilfe dieser Berechnungen soll die oben angeführte Hypothese (3.1) geprüft werden.

In der Tabelle 5.1.1 ist zu sehen, dass ein leichter Zusammenhang zwischen der religiösen Erziehung und der Wichtigkeit von intrinsischen Werten besteht. Somit sind den religiös erzogenen Jugendlichen mit 79% intrinsische Werte geringfügig wichtiger als den nicht religiös erzogenen Jugendlichen (68%).

Tab. 5.1.1 Religiöse Erziehung / Intrinsische Werte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sig. Chi2-Test: p= .000; Kontigenzkoeffizient C = .13

Eine ähnliche Tendenz zeigt die nächste Tabelle (5.1.2). Der Unterschied zwischen eher religiösen Jugendlichen und nicht religiösen Jugendlichen ist sogar noch um eine Spur größer als es bei der religiösen Erziehung war. D.h. von den eher religiösen Befragten stimmen 83%, von den nicht religiösen Befragten nur 65% zu, dass ihnen intrinsische Werte in einer Lebensgemeinschaft bzw. Beziehung wichtig sind.

Tab. 5.1.2 Religiosität / Intrinsische Werte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sig. Chi2-Test: p= .000; Kontigenzkoeffizient C = .16

Es bestätigt sich auch die Hypothese im Bezug auf das Geschlecht, dass den Frauen intrinsische Werte in einer Beziehung tendenziell wichtiger sind als den Männern. Der Unterschied ist zwar nicht sehr groß, aber immerhin 13%.

Tab. 5.1.3 Geschlecht / Intrinsische Werte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sig. Chi2-Test: p= .000; Kontigenzkoeffizient C = .15

Ebenso besteht ein leichter Zusammenhang der Größe des Wohnortes, in dem die Jugendlichen leben bzw. aufgewachsen sind und intrinsischer Werte.

Obwohl das Ergebnis etwas schwierig zu interpretieren ist, da der Unterschied nicht linear verläuft, kann man aus der folgenden Tabelle (5.1.4) erkennen, das für Jugendliche die vom Land kommen, intrinsische Werte etwas wichtiger sind als für Großstadtkinder.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Religiosität und Partnerschaft der heutigen Jugend
Untertitel
Einfluss der Religiosität auf Werte, Rollenbild und Partnerschaftsvorstellungen
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Soziologie)
Note
2
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V215860
ISBN (eBook)
9783656444329
ISBN (Buch)
9783656444572
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Religiosität, Partnerschaft, Rollenbild, Werte, Partnerschaftsvorstellungen, Jugend-Wertestudie 2000, Shell Jugendstudie, Wertesystem
Arbeit zitieren
MA Markus Scholze (Autor:in), 2008, Religiosität und Partnerschaft der heutigen Jugend, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215860

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