Der Dreißigjährige Krieg, der mit dem Ständeaufstand in Böhmen 1618 seinen Anfang genommen hatte und erst 1648, inzwischen zum Krieg der europäischen Großmächte mutiert, mit Unterzeichnung des Westfälischen Friedens beendet werden konnte, gilt gemeinhin, neben der Reformation Martin Luthers und der Kirchenspaltung, als das einschneidenste Ereignis der Frühen Neuzeit in Europa. Am Ende stand der Aufstieg Frankreichs zum neuen kontinentalen Hegemon und die politische Ohnmacht des Reiches, die durch die Schwächung der kaiserlichen Zentralgewalt zugunsten der Souveränität der Fürsten und Städte zementiert wurde. Der Westfälische Frieden wurde somit, besonders vor dem Hintergrund des seit dem 19. Jahrhundert aufblühenden deutschen Nationalismus, von der historischen Forschung noch bis in die jüngste Vergangenheit als „ein nationales Unglück“ für das deutsche Volk und für das Heilige Römische Reich als Beginn „der tödlichen Krankheit, der es schließlich erlag“ betrachtet. Dass die Geschichte ganz anders hätte verlaufen können, wird dabei häufig übersehen. In der Tat gab es nach dem Tod des schwedischen Königs Gustav Adolf Ende 1632 eine durchaus reelle Möglichkeit, den Frieden im Reich auf der Grundlage eines gesunden Kräftegleichgewichts zwischen Kaiser und Ständen wiederherzustellen. Doch der 1633 nach Breslau einberufene Friedenskongress scheiterte bereits im Vorfeld. Stattdessen schuf der kaiserliche Sieg in der Schlacht von Nördlingen 1634 eine Situation, die den Kaiser dazu verleitete, Kursachsen als Haupt der deutschen Protestanten seine Friedensbedingungen zu diktieren und zugleich die Forderungen Schwedens und Frankreichs völlig zu ignorieren. Der 1635 in Prag geschlossene Frieden zwischen Kaiser und Kursachsen konnte daher, obwohl von der Mehrheit der Stände ratifiziert, dem Reich den ersehnten Frieden nicht sichern. Die historische Forschung hat den Friedensbemühungen nach dem Ableben von Gustav Adolf bis zum Abschluss des Prager Friedens wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motive der kaiserlichen Friedenspolitik
- Motive der kursächsischen Friedenspolitik
- Die Konferenz von Leitmeritz und der geplante Friedenskongress von Breslau 1633
- Der Vorfrieden von Pirna 1634
- Schlussbetrachtung
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Friedensbemühungen von Kaiser Ferdinand II und dem Kurfürsten von Sachsen in der Zeit nach dem Tod von Gustav Adolf 1632 bis zum Pirnaer Vorfrieden 1634. Sie untersucht die Ursachen ihrer jeweiligen Friedenspolitik und beleuchtet das Scheitern des Breslauer Friedenskongresses.
- Die Kriegsmüdigkeit und die Suche nach einem Frieden im Reich nach dem Tod von Gustav Adolf
- Die unterschiedlichen Ziele und Vorstellungen von Kaiser und Kurfürst in Bezug auf die Friedensbedingungen
- Der Einfluss des schwedischen Kanzlers Oxenstierna und die Rolle des Heilbronner Bundes
- Die Bedeutung des Sieges in der Schlacht von Nördlingen für die kaiserliche Friedenspolitik
- Die Entstehung des Prager Friedens und seine Folgen für den weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Friedensbemühungen nach dem Tod von Gustav Adolf ein und stellt die Forschungsfrage nach den Ursachen der Friedenspolitik von Kaiser Ferdinand II und dem Kurfürsten von Sachsen dar.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Motive der kaiserlichen Friedenspolitik und zeigt auf, wie die veränderte militärische Lage und die Bedrohung des Hauses Österreich die Entscheidung für Friedensverhandlungen beeinflussten.
Das dritte Kapitel widmet sich den Motiven der kursächsischen Friedenspolitik und betont die Bedeutung der Reichs- und Kaisertreue, der Bewahrung der Reichsverfassung und der Notlage des Landes für die Friedensbestrebungen des Kurfürsten.
Das vierte Kapitel beschreibt die Konferenz von Leitmeritz und den geplanten Friedenskongress von Breslau. Es analysiert die unterschiedlichen Vorstellungen von Kaiser und Kurfürst über die Friedensbedingungen und die Rolle Schwedens im Friedensprozess.
Das fünfte Kapitel erläutert die Hintergründe des Pirnaer Vorfriedens und die Rolle Schwedens als Motor für die Annäherung zwischen Kaiser und Kurfürst.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Dreißigjährigen Krieg, die Friedenspolitik von Kaiser Ferdinand II und dem Kurfürsten von Sachsen, den Prager Frieden, den Breslauer Friedenskongress, Gustav Adolf, Oxenstierna, der Heilbronner Bund und die Reichsverfassung.
- Arbeit zitieren
- Steffen Prosser (Autor:in), 2012, Von Leitmeritz nach Pirna. Der Kaiser, Kursachsen und die Friedensfrage 1633/1634, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215906