Die Verkammerungsbestrebungen der beruflichen Pflege in Deutschland rücken durch die aktuellen politischen Entwicklungen zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit.
In Schleswig-Holstein ist im Jahr 2012 beschlossen worden, eine Pflegekammer zu gründen, in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz sind Umfragen unter den beruflich Pflegenden durchgeführt worden. Das Ergebnis der Umfragen: Die professionellen Pflegekräfte befürworten die Gründung von Pflegekammern auf Landesebene.
Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit die Berufsgruppe an den politischen Entwicklungen im Sinne der Theorie der politischen Partizipation beteiligt wird. Die Ziele dieser Arbeit sind der Nachweis, aus welchem Grund die professionell Pflegenden der Gründung einer Pflegekammer zustimmen und wie diese Zustimmung in den Rahmen der Professionalisierung der Pflege in Deutschland eingeordnet werden kann.
Nach einer kurzen Darstellung der Professionalisierung der beruflichen Pflege in Deutschland werden die bestehenden Heilberufekammern im deutschen Gesundheitssystem vorgestellt. Es folgt eine Differenzierung zwischen berufs- und wirtschaftsständischen Kammern und die Darstellung der Problematik einer Pflichtmitgliedschaft in einer Körperschaft des öffentlichen Rechts sowie die Darstellung der Aufgaben, Inhalte und Ziele bestehender Heilberufekammern.
Im Weiteren werden die rechtlichen Grundlagen und Definition einer Pflegekammer beschrieben, ein Überblick über internationale Regulierungen der Pflegeberufe und eine mögliche Regulierung der beruflichen Pflege in Deutschland gegeben. Argumente für und gegen die Gründung von Pflegekammern in Deutschland werden anhand der aktuellen Diskussion in der Fachöffentlichkeit nachgezeichnet.
Nach der Darstellung des empirischen Verfahrens einschließlich der Konzeptspezifikation und Fragebogenentwicklung werden im Weiteren die Ergebnisse der schriftlichen Befragung dargestellt.
Die Arbeit schließt mit einer kritischen Würdigung der Ergebnisse unter Berücksichtigung der gesundheitsökonomischen Perspektive. Das Selbstverwaltungsprinzip und die berufliche Regulierung der Heilberufe, also das autoritäre Korporatismusmodell, sollten aus Sicht des Autors verändert werden. Es scheint geboten, Pflegekammern als Körperschaft des öffentlichen Rechts übergangsweise einzurichten. Jedoch ist das gesamte System der Heilberufekammern zu überdenken, denn der vorrangige Auftrag an die berufsständischen Kammern kann vom Markt wesentlich effizienter gelöst werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG IN DAS THEMA
- GESUNDHEITSOKONOMISCHER HINTERGRUND
- PROFESSIONALISIERUNG DER BERUFLICHEN PFLEGE IN DEUTSCHLAND
- FRAGESTELLUNG UND GANG DER UNTERSUCHUNG
- HEILBERUFEKAMMERN IN DEUTSCHLAND
- DEFINITION UND RECHTLICHE GRUNDLAGEN VON KAMMERN IM DEUTSCHEN GESUNDHEITSSYSTEM
- Historische Entstehung von Kammern in Deutschland
- Definition der Begrifflichkeit
- FORMEN VON KAMMERN
- Differenzierung zwischen wirtschaftsständischen und berufsständischen Kammern
- Berufsständische Kammern
- Pflichtmitgliedschaft in berufsständischen Kammern
- HEILBERUFEKAMMERN IM DEUTSCHEN GESUNDHEITSWESEN
- Die Heilberufekammern der Ärzte
- Die Heilberufekammern der Apotheker
- Die Heilberufekammern der Psychotherapeuten
- Die Heilberufekammern der Zahnärzte
- VERKAMMERUNGSBESTREBUNGEN DER BERUFLICHEN PFLEGE IN DEUTSCHLAND
- DEFINITION UND RECHTLICHE GRUNDLAGEN
- AUFGABEN UND ZIELE VON NURSING COUNCILS UND BOARDS OF NURSING
- AUFGABEN UND ZIELE DEUTSCHER PFLEGEKAMMERN
- Abgrenzung einer Pflegekammer zu berufsständischen Organisationen und Gewerkschaften
- Bestehende berufliche Regulierungen der Pflegeberufe auf Länderebene
- Mögliche Ziele und Aufgaben deutscher Pflegekammern
- ARGUMENTE FÜR UND GEGEN DIE GRÜNDUNG VON PFLEGEKAMMERN
- Argumente für die Gründung von Pflegekammern
- Argumente gegen die Gründung von Pflegekammern
- EMPIRISCHES VERFAHREN UND METHODISCHES VORGEHEN
- ZIELSETZUNG DER EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG
- THEORIEBILDUNG
- KONZEPTSPEZIFIKATION
- FORSCHUNGSDESIGN UND STICHPROBE
- OPERATIONALISIERUNG UND FRAGEBOGENKONSTRUKTION
- Operationalisierung und Entwicklung des Fragebogens
- Pretest des Fragebogens
- DATENERHEBUNG
- DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE
- GÜTEKRITERIEN
- Reliabilität
- Validität
- Objektivität
- ERGEBNISDARSTELLUNG DER EINZELNEN ITEMS
- Aktuelle Situation der Pflege in Deutschland
- Aufgaben und Inhalte des Pflegeberufes
- Professionalisierung in der Pflege
- Zustimmung zur Einrichtung einer Pflegekammer vor Information der Befragten
- Bewertung der Aufgaben und Ziele einer Pflegekammer
- Zustimmung zur Einrichtung einer Pflegekammer nach Information der Befragten
- Demografischer Teil
- Freie Antworten der "letzten Seite"
- ERGEBNISDARSTELLUNG DER BIVARIATEN ANALYSEN
- Vergleich zwischen Zustimmung zu einer Pflegekammer und Professionalisierung in der Pflege
- Vergleich zwischen der Zustimmung zu einer Pflegekammer vor und nach Information der Befragten sowie nach Aufgaben, Inhalte und Zielen von Pflegekammern
- Vergleich zwischen der Zustimmung zu einer Pflegekammer nach Information der Befragten sowie ausgewählten demografischen Daten
- KRITISCHE WÜRDIGUNG UND AUSBLICK
- METHODENKRITIK
- DARSTELLUNG AUSGEWÄHLTER ERGEBNISSE
- BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE UND HYPOTHESENBEWERTUNG
- AUSBLICK UNTER GESUNDHEITSÖKONOMISCHEN GESICHTSPUNKTEN
- LITERATURVERZEICHNIS
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Frage, ob die pflegerische Profession in Deutschland an den Bestrebungen zur Gründung von Pflegekammern partizipiert. Sie analysiert die Einstellungen von Pflegekräften in einer Fachklinik für Rehabilitation in Thüringen zu diesem Thema und setzt diese in den Kontext der Professionalisierung der Pflege. Die Arbeit untersucht, ob die Pflegebasis eine konventionelle politische Partizipation wünscht und damit eine stärkere Interessensvertretung fordert.
- Politische Partizipation der Pflegeberufe
- Professionalisierung der Pflegeberufe
- Gründung von Pflegekammern
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Pflegeberufe
- Gesundheitsökonomische Aspekte der Pflegekammerdiskussion
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung in das Thema: Dieses Kapitel legt den Fokus auf den gesundheitsökonomischen Hintergrund der Pflegekammerdiskussion und beleuchtet die Professionalisierung der Pflegeberufe in Deutschland. Es werden die Ziele der Professionalisierung, die aktuelle Situation der Pflege und die Problematik der politischen Partizipation der Pflegenden dargestellt. Die Forschungsfrage und die Hypothesen der Arbeit werden formuliert.
- Heilberufekammern in Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung und die rechtlichen Grundlagen von Kammern im deutschen Gesundheitssystem. Es werden die verschiedenen Arten von Kammern, insbesondere die berufsständischen Kammern, sowie die Aufgaben und Inhalte der bestehenden Heilberufekammern für Ärzte, Apotheker, Psychotherapeuten und Zahnärzte vorgestellt.
- Verkammerungsbestrebungen der beruflichen Pflege in Deutschland: Dieses Kapitel befasst sich mit den aktuellen Bestrebungen zur Gründung von Pflegekammern in Deutschland. Es werden die rechtlichen Grundlagen, die Aufgaben und Ziele von Nursing Councils und Boards of Nursing im internationalen Vergleich sowie die möglichen Aufgaben und Ziele deutscher Pflegekammern dargestellt. Schließlich werden die Argumente für und gegen die Gründung von Pflegekammern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
- Empirisches Verfahren und methodisches Vorgehen: Dieses Kapitel beschreibt das Forschungsdesign der empirischen Untersuchung, die Theorie der politischen Partizipation als Grundlage der Arbeit und die Konzeptspezifikation. Es wird die Stichprobe der Untersuchung erläutert, das Forschungsdesign als explorative schriftliche Befragung vorgestellt und die Konstruktion des Fragebogens detailliert beschrieben. Zudem werden der Pretest des Fragebogens, die Datenerhebung und die deskriptive statistische Auswertung der Daten dargestellt.
- Darstellung der Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Zuerst werden die Gütekriterien Reliabilität, Validität und Objektivität des Messinstruments Fragebogen geprüft. Anschließend werden die Ergebnisse der einzelnen Items, die Struktur des Fragebogens folgend, dargestellt. Es werden die Antworten der Befragten zu den Themen aktuelle Situation der Pflege, Aufgaben und Inhalte des Pflegeberufes, Professionalisierung in der Pflege, Zustimmung zur Einrichtung einer Pflegekammer sowie demografische Daten präsentiert. Abschließend werden die Ergebnisse der bivariaten Analysen, die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Items beleuchten, dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Verkammerung der Pflegeberufe, die politische Partizipation von Pflegekräften, die Professionalisierung der Pflege, die Aufgaben und Ziele von Pflegekammern, die rechtlichen Rahmenbedingungen der Pflegeberufe und die gesundheitsökonomischen Aspekte der Pflegekammerdiskussion. Die Arbeit beleuchtet die Einstellungen von Pflegekräften zu diesen Themen und untersucht, ob die Pflegebasis eine stärkere Interessensvertretung fordert.
- Quote paper
- Martin Schlie (Author), 2013, Partizipation der pflegerischen Profession an den Verkammerungsbestrebungen in Deutschland , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215912