Säkularisierung im Blickpunkt quantitativer empirischer Makrosoziologie


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Säkularisierung als Forschungsgegenstand der Makrosoziologie
2.1 Der Begriff der Säkularisierung in der Soziologie
2.2 Theoretische Erklärungsansätze
2.3 Empirische Untersuchungen zur Säkularisierung
2.4 Kritik und Anregungen

3 Fazit

Literatur

1 Einleitung

Diese Arbeit beabsichtigt, einen Überblick über verschiedene theoretische und empiri­sche Ansätze der Makrosoziologie zur Erklärung von Religiosität, beziehungsweise deren Abwesenheit, in modernen Gesellschaften zu bieten. Sie bezieht sieh hauptsächlich auf die 2010 in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienene Stu­die Säkularisierung, Individualisierung oder Marktmodell? - Religiosität und ihre Erklä­rungsfaktoren im europäischen Vergleich von Gert Pickel, da es nur wenige länderverglei­chende Studien zum Thema gibt und eine tiefergehende Behandlung länderspezifischer Studien den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Die genannte Studie bietet sieh für das Vorhaben dieser Arbeit außerdem an, da sie mit der Säkularisierungstheorie, der Individualisierungsthese des Religiösen und dem Marktmodell des Religiösen drei wich­tige Theoriegebäude zur Erklärung von Religiosität auf ihr empirisches Fundament hin untersucht. Einen Anspruch das Forschungsgebiet allumfassend zu behandeln hat diese Arbeit, angesichts des knappen Rahmens, keineswegs,

2 Säkularisierung als Forschungsgegenstand der Makrosoziologie

Bevor in dieser Hausarbeit auf theoretische und empirische Werkzeuge zur makrosozio­logischen Betrachtung des Phänomens eingegangen wird, soll zunächst Umrissen werden, was in der Soziologie konkret unter Säkularisierung verstanden wird. Dazu wird nach­folgend der sieh nahezu aufdrängenden Definition des Gegenstands von Gert Pickel die Denkfigur der Entzauberung der Welt Max Webers gegenübergestellt.

Anschließend an die darauf folgenden Ausführungen zur theoretischen und empiri­schen Fassbarkeit des empirischen Referenten, werden diese Ansätze einer kritischen Betrachtung unterzogen.

2.1 Der Begriff der Säkularisierung in der Soziologie

Da die Studie Piekels keine explizite Definition seines Verständnisses von Säkularisierung aufweist, wird die Operationalisierung der abhängigen Variable betrachtet, die uns eine implizite Definition des empirischen Referenten anbietet: Pickel betrachtet Indikatoren zu zwei Aspekten der Religiosität. Einerseits erfasst er durch den Anteil der Konfessi­onslosen einer Gesellschaft und die durchschnittliche Anzahl der Gottesdienstbesucher die kirchliche Seite der Religiosität, andererseits, durch Angaben zur Selbsteinsehätzung als religiös oder nichtreligiös, den Glauben an Gott und zu alternativen Formen der Religiosität, den persönlichen Aspekt der Religiosität.1 Je geringer der Anteil der Kon­fessionslosen ausfällt und je stärker die restlichen Indikatoren ausgeprägt sind, desto religiöser ist die betrachtete Grundgesamtheit. Oder ex negativo: Desto weniger säkular ist sie nach Pickel. Xaeh seinem Verständnis weist Säkularisierung im Sinne schwinden­der Religiosität also zwei von einander zu unterscheidende Dimensionen auf. Die eine bezeichnet er als Kirchlichkeit, sie bezieht sieh auf die öffentlich sichtbare Form der Religiosität. Diese Sichtbarkeit ermöglicht meist eine zuverlässige und valide Messung der Indikatoren dieser Dimension, zumindest sind sie wenig aufwendig zu operationa- lisieren. Die andere Dimension nennt Pickel subjektive Religiosität, hierbei geht es um öffentlich nicht sichtbare Religiosität, um individuell selbst zugeschriebene und empfun­dene Religiosität. Diese ist zweifelsohne kaum aus sogenannten natürlichen Daten zu erheben. Stattdessen ist hier die Erhebung individueller Einstellungen mittels sorgfäl­tig operationalisierter Indikatoren notwendig. Zusammenfassend lässt sieh also sagen, dass sieh Säkularisierung für Pickel sowohl durch abnehmende oder abwesende öffentli­che Religiosität auszeichnet, wie sie durch Mitgliedschaften in Religionsgemeinschaften und konkrete soziale Handlungen wie Kirchenbesuche ausgedrückt wird, als auch durch eine Abnahme oder schlichte Abwesenheit individueller Einstellungen, die die jeweiligen Akteure selbst als Religiosität oder etwas vergleichbares interpretieren(vgl, Pickel 2010, S. 224).

Max Webers Entzauberung der Welt kann ebenfalls als Definition von Säkularisierung verstanden werden, obwohl Weber dieses Wort nicht einmal in den Mund nimmt:

„Die zunehmende Intellektualisierung und Rationalisierung bedeutet also nicht eine zunehmende allgemeine Kenntnis der Lebensbedingungen, unter denen man steht. Sondern |... |: das Wissen davon oder den Glauben daran: dass man, wenn man nur wollte, es jederzeit erfahren könnte, dass es also prinzipiell keine geheimnisvollen unberechenbaren Mächte gebe, die da hin­einspielen, dass man vielmehr alle Dinge - im Prinzip - durch Berechnen beherrschen könne. Das aber bedeutet: die Entzauberung der Welt, Nicht mehr, wie der Wilde, für den es solche Mächte gab, muss man zu magischen Mitteln greifen, um die Geister zu beherrschen oder zu erbitten. Sondern technische Mittel und Berechnung leisten das,“ (Weber 1922)

Damit beschreibt Weber wie im Zuge dessen, was er mit Intellektualisierung und Ra­tionalisierung umreißt, an die Stelle religiöser oder spiritueller Weltdeutungssysteme funktionale Äquivalente weltlichen Wesens, genauer: ein Vertrauen in Wissenschaft und Technik, treten. Im Gegensatz zu Pickel bietet Weber damit sogar einen über die bloße Definition des Sachverhalts hinausgehenden theoretischen Ansatz, um sowohl die Exis­tenz religiöser Einstellungen, als auch ihr Schwinden nach vollziehen zu können,2

Während Pickel den Gegenstand der Säkularisierung lediglich als abwesende oder zu­mindest rückläufige religiöse oder spirituelle Handlungen und Einstellungen beschreibt, geht Weber einen gedanklichen Schritt weiter: Ihm zufolge sind es weniger schwinden­de oder fehlende Einstellungen, sondern vielmehr sieh transformierende Annahmen, Die Idee, die Welt und ihre Vorgänge seien durch transzendente Wesenheiten, Götter, Ma­gie oder ähnliches bedingt und kontrollierbar, wandelt sieh dahingehend, dass dies nun durch die Mittel der Moderne - Technologien und durch die Wissenschaft - möglich sei.

[...]


1 Die alternativen Formen der Religiosität beinhalten „Glaube an Magie, Spiritualität, Okkultismus, Astrologie“(Pickel 2010, S. 224).

2 Dieser sei an dieser Stelle aber ebenso wenig weiter beachtet, wie auch die Begriffe Intellektualisierung und Rationalisierung nicht erläutert werden, da eine ausführliche Beschäftigung den Rahmen dieser Arbeit sprengen und das eigentliche Thema verfehlen würde.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Säkularisierung im Blickpunkt quantitativer empirischer Makrosoziologie
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Seminar: Quantitative empirische Makrosoziologie
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V215925
ISBN (eBook)
9783656448945
ISBN (Buch)
9783656449812
Dateigröße
799 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
säkularisierung, blickpunkt, makrosoziologie
Arbeit zitieren
Boris Reinecke (Autor:in), 2011, Säkularisierung im Blickpunkt quantitativer empirischer Makrosoziologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215925

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