Die Schwierigkeit einer kurzen Darstellung der Geschichte verschiedener Völker, Länder oder Ereignisse besteht darin, die verschiedenen, z.T. unsicheren Quellen zusammenzufügen und ein relativ klares Bild entstehen zu lassen. In Bezug auf die Geschichte Israels liegen am greifbarsten die Schriften des Alten Testamentes vor. Bei den geschichtlichen Darstellungen des Alten Testaments handelt es sich nicht „um Konzeptionen aus einem Guß, sondern um Traditionswerke, deren Verfasser aus einem größeren Quellenbestand ausgewählt und in ihrer Geschichtsdarstellung ältere Literaturwerke, Einzelüberlieferungen und eigene Betrachtungen nebeneinandergestellt haben.“1
Die außerbiblischen Texte helfen dabei, Lücken zu füllen, die Verflechtung Israels in die Geschichte der Nachbargebiete mit einzubeziehen und so ein relativ stabiles Gesamtbild zu entwerfen. Die archäologischen Funde sind von Bedeutung, „weil sie Stand und Entwicklung der materiellen Kultur in einer bestimmten Epoche widerspiegeln“2, auch wenn sie immer noch der Interpretation durch Texte bedürfen. Bei der Darstellung der früharabischen und islamischen Geschichte begibt man sich auf noch unsichereren Boden. In einer Gesellschaft, deren größter Bevölkerungsteil des Lesens und Schreibens nicht mächtig war, werden Geschichten und Erzählungen mündlich weitergegeben. Die Zeitspanne zwischen den jeweiligen Ereignissen und deren Niederschrift war in der arabischen Welt sehr groß. „Muslimische Berichte wurden über Generationen mündlich weitergegeben, bevor man sie schriftlich niederlegte.“3..
Die Erstellung einer gesicherten Chronologie erweist sich also als heikle Angelegenheit, ist aber auch nicht Hauptbestandteil dieser Arbeit. Es soll hier nur versucht werden, einen äußeren Rahmen zu schaffen, der sich auf die wichtigen Geschehnisse der Geschichte Israels, Arabiens und der sich überschneidenden Ereignisse stützt. Dieses äußere Gerüst soll auch als Leitfaden und Orientierungshilfe dienen, wenn an späterer Stelle die Hauptschriften der beiden Religionen – Judentum und Islam – dargestellt und verglichen werden.
1 W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, Stuttgart 1989, S. 91
2 ebenda, S. 92
3 B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, München 1997, S. 75
Inhaltsverzeichnis
- A. Geschichte Israels und Arabiens
- 1. Israel
- 1.1. Die Zeit vor der Landnahme
- 1.2. Die Landnahme
- 1.3. Wagnis Königreich
- 1.4. Spiel der Mächte
- 1.5. Zweiter Versuch - Großreich Juda
- 1.6. Die Römer – der geographische Untergang
- 1.7. Unermüdliche Energien
- 2. Arabien
- 2.1. Arabien im 1.Jahrtausend v. Chr.
- 2.2. Wieder streiten sich die Mächte – Rom (Byzanz) und Persien
- 2.3. Der große Frieden
- 2.4. Wiederaufnahme des Krieges - Voraussetzungen des aufkommenden Islam
- 2.5. Religiöse Situation zur Zeit Muhammads
- 2.6. Muhammad und die Gründung des Kalifats
- 2.7. Von den Abbasiden bis zu den Osmanen – ein Schnelldurchlauf
- 2.8. Mit Europa kommt eine neue Idee
- 3. Resümee und Weiterführung
- B. Entstehung, Entwicklung und Verständnis der Schrift
- 1. Entstehung der Schriften des Alten Testaments
- 1.1. Der Prozess der Einordnung von Überliefertem und Neuem
- 1.1.1. Mündliche Überlieferung
- 1.1.2. Die Autorenschaft
- 1.2. Der Kanon
- 1.3. Die zeitliche Entwicklung der Texte
- 1.3.1. Entwicklung bis zu den Aufständen der Makkabäer
- 1.3.2. Abschluss des Kanons
- 1.4. Textverständnis und Bedeutung - Zur Hermeneutik
- 1.4.1. Der Kanon
- 1.4.2. Die Propheten
- 1.4.3. Das Gottesbild
- 1.4.3.1. Die Offenbarung
- 1.4.3.2. Der Monotheismus
- 1.4.3.3. Verhältnis Gott – Mensch
- 1.4.3.4. Liebe und Furcht
- 1.5. Resümee und Überleitung
- 2. Entstehung der koranischen Schrift
- 2.1. Der Koran
- 2.1.1. Die schriftliche Fixierung
- 2.1.2 Die utmanische Koranausgabe
- 2.1.3. Wirkung und Bedeutung des Koran
- 2.2. Konfrontation mit den Juden und ihre Auswirkungen auf den Koran
- 2.2.1. Muhammads Hoffnung auf die Juden (1-3 mekkanische Periode)
- 2.2.2. Falsche Hoffnungen und Bruch (die medinische Periode)
- 2.2.3. Auswirkung auf den Koran
- 2.3. Textverständnis und Bedeutung – Zur Hermeneutik
- 2.3.1. Der Koran
- 2.3.2. Wer war Muhammad?
- 2.3.3. Das Gottesbild
- 2.3.3.1. Der Mensch vor Gott
- 2.3.3.2. Der Monotheismus
- 2.3.3.3. Liebe und Furcht
- 2.3.3.4. Die Eschatologie
- 3. Resümee und Überleitung
- Die Geschichte Israels im Kontext seiner Nachbarvölker
- Die geschichtliche Entwicklung Arabiens bis zur Entstehung des Islam
- Die Entstehung der Schriften des Alten Testaments und ihre Interpretation
- Die Entstehung des Korans und seine Interpretation im Kontext der Geschichte
- Vergleichende Analyse des Gottesbildes im Alten Testament und im Koran
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, einen Überblick über die Geschichte Israels und Arabiens sowie die Entstehung und das Verständnis der Schriften des Alten Testaments und des Korans zu geben. Der Fokus liegt auf der Darstellung der geschichtlichen Entwicklungen und ihrer Auswirkungen auf die religiösen Texte. Ein Vergleich der beiden Textsammlungen soll helfen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf Gottesbild, Hermeneutik und Textverständnis zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
A. Geschichte Israels und Arabiens: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Geschichte Israels und Arabiens, wobei die Herausforderungen der Quellenlage und der Rekonstruktion historischer Ereignisse hervorgehoben werden. Es werden die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung verschiedener Quellen, insbesondere die Verwendung des Alten Testaments für die Geschichte Israels und die mündliche Überlieferung für die früharabische Geschichte, angesprochen. Die Bedeutung außerbiblischer Texte und archäologischer Funde für die Rekonstruktion der Geschichte Israels wird ebenfalls betont. Das Kapitel legt den Grundstein für den späteren Vergleich der religiösen Schriften, indem es einen historischen Rahmen schafft und wichtige Ereignisse in beiden Geschichtsverläufen beleuchtet.
B. Entstehung, Entwicklung und Verständnis der Schrift: Kapitel B befasst sich eingehend mit der Entstehung und Entwicklung sowohl des Alten Testaments als auch des Korans. Es analysiert die Entstehungsprozesse der Texte, einschließlich der mündlichen Überlieferung und der Rolle der Autoren. Der Kanon des Alten Testaments und die zeitliche Entwicklung der Texte werden ebenso behandelt wie die Entstehung des Korans und seine schriftliche Fixierung. Die Konfrontation Muhammads mit den Juden und deren Auswirkungen auf den Koran werden detailliert untersucht. Abschließend wird das Textverständnis und die Hermeneutik beider Schriften beleuchtet, wobei Aspekte wie das Gottesbild, der Monotheismus und das Verhältnis Gott-Mensch im Mittelpunkt stehen.
Schlüsselwörter
Altes Testament, Koran, Geschichte Israels, Geschichte Arabiens, Textentstehung, Hermeneutik, Gottesbild, Monotheismus, Mündliche Überlieferung, Kanon, Muhammad, Judentum, Islam, Vergleichende Religionswissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Geschichte Israels und Arabiens sowie Entstehung und Verständnis des Alten Testaments und des Korans
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte Israels und Arabiens sowie die Entstehung und das Verständnis der Schriften des Alten Testaments und des Korans. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Darstellung der geschichtlichen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die religiösen Texte, sowie einem Vergleich beider Textsammlungen bezüglich Gottesbild, Hermeneutik und Textverständnis.
Welche Themen werden im Kapitel A "Geschichte Israels und Arabiens" behandelt?
Kapitel A liefert eine Einführung in die Geschichte Israels und Arabiens, wobei die Herausforderungen der Quellenlage und der Rekonstruktion historischer Ereignisse betont werden. Es behandelt die Geschichte Israels von der Zeit vor der Landnahme bis zur römischen Herrschaft, sowie die Geschichte Arabiens vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis zur Entstehung des Osmanischen Reiches. Die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung verschiedener Quellen (Altes Testament, mündliche Überlieferung, außerbiblische Texte, archäologische Funde) werden hervorgehoben.
Welche Themen werden im Kapitel B "Entstehung, Entwicklung und Verständnis der Schrift" behandelt?
Kapitel B konzentriert sich auf die Entstehung und Entwicklung des Alten Testaments und des Korans. Es analysiert die Entstehungsprozesse, einschließlich mündlicher Überlieferung und Autorenschaft, den Kanon des Alten Testaments, die zeitliche Entwicklung der Texte, die Entstehung des Korans und seine schriftliche Fixierung. Die Konfrontation Muhammads mit den Juden und deren Einfluss auf den Koran werden detailliert untersucht. Schließlich beleuchtet es das Textverständnis und die Hermeneutik beider Schriften, mit Schwerpunkt auf Gottesbild, Monotheismus und dem Verhältnis Gott-Mensch.
Wie wird das Gottesbild im Alten Testament und im Koran verglichen?
Der Text ermöglicht einen Vergleich des Gottesbildes im Alten Testament und im Koran, indem er die jeweiligen Aspekte in den Kapiteln zur Textinterpretation analysiert. Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Verständnis von Monotheismus, dem Verhältnis Gott-Mensch, Liebe und Furcht vor Gott werden beleuchtet. Der Vergleich dient dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der religiösen Konzeption beider Schriften herauszuarbeiten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text am besten?
Die Schlüsselwörter umfassen: Altes Testament, Koran, Geschichte Israels, Geschichte Arabiens, Textentstehung, Hermeneutik, Gottesbild, Monotheismus, Mündliche Überlieferung, Kanon, Muhammad, Judentum, Islam, Vergleichende Religionswissenschaft.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, einen Überblick über die Geschichte Israels und Arabiens sowie die Entstehung und das Verständnis der Schriften des Alten Testaments und des Korans zu geben. Der Fokus liegt auf der Darstellung der geschichtlichen Entwicklungen und ihrer Auswirkungen auf die religiösen Texte. Ein Vergleich der beiden Textsammlungen soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf Gottesbild, Hermeneutik und Textverständnis aufzeigen.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text ist für ein akademisches Publikum konzipiert, welches sich mit der Geschichte Israels und Arabiens sowie der Entstehung und Interpretation des Alten Testaments und des Korans auseinandersetzen möchte. Die strukturierte Darstellung und der vergleichende Ansatz machen ihn besonders für wissenschaftliche Arbeiten und Studien geeignet.
- Arbeit zitieren
- Assja Husemann (Autor:in), 2003, Koranisches und alttestamentarisches Recht. Ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21607