Des einen Freud ist des anderen Leid. Dieses Sprichwort könnte man veräußern, betrachtet
man die Geschichte der Obszönität in der allgemeinen Literaturgeschichte. Im Lauf der
Historie gab es immer und gibt es immer noch Werke, die von einem Teil der Öffentlichkeit,
meistens jedoch von einem machtinhabenden Amt, wie der Kirche oder einer absolutistischen
oder diktatorischen Regierung, als obszön, frivol und unanständig eingestuft wurden und
werden. Die häufige Folge solcher Verbannung von Texten in die sinnbildlich mit „obszön“
beschriftete Schublade, war oft völliges Druckverbot oder andere Einschränkungen durch die
Zensur und häufig auch Bestrafung und Verfolgung der Autoren. Ironischerweise bereitet
dabei allein die Frage danach, was obszön sei, erhebliche Definitionsschwierigkeiten. Denn
eine allgemeingültige Definition des Begriffs Obszönität lässt sich nicht aufstellen. Es liegt
vielmehr im Auge des Betrachters, variiert von Person zu Person, aber auch von Gesellschaft
zu Gesellschaft und von Epoche zu Epoche, wer oder was als obszön, also „unanständig,
schamlos, anstößig“2 empfunden wird. „Das lehrt die lange Geschichte: obszön ist, wer oder
was irgendwo irgendwann irgendwen aus irgendwelchem Grund zur Entrüstung getrieben
hat.“3 Mit dieser amüsanten, weil nach allen Seiten offenen, Definition beginnt Ludwig
Marcuse sein unterhaltsames Sachbuch Obszön - Geschichte einer Entrüstung, in dem er an
sechs literarischen Skandalen der Weltliteratur darstellt, was im Wandel der Zeiten als obszön
empfunden wurde. Aber die Definition ist nach zwei Richtungen diffizil: einmal muss sie
eben danach variieren, welche Handlung, Person oder Sache als obszön empfunden wird und
zum Zweiten danach, auf welche Weise sich dieses Gefühl äußert. Denn nic ht nur das, was
wie Marcuse untermauert, zur „Entrüstung“ treibt, ist obszön, sondern auch was Scham,
Abneigung, ja Ekel oder Angst, oder auch ein Zusammenspiel all dieser und weiterer
Empfindungen beim jeweiligen Betrachter oder Leser hervorrufen kann. Solange sich
Obszönitäten hinter verschlossener Tür, im stillen Kämmerlein des individuellen Privatlebens
abspielen, können sie kaum für eine Entrüstung einer größeren Öffentlichkeit, als etwa einiger
tratschender Nachbarn, sorgen. [...]
2 Wahrig Fremdwörterlexikon: Synonyme unter dem Eintrag „obszön“, Gütersloh 1999, S. 647
3 Marcuse, Ludwig: Obszön-Geschichte einer Entrüstung, Zürich 1984, S.11
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Was ist obszön?...
- Die Geschichte der Obszönität in der spanischen Literatur. Ein Überblick......
- Patty Diphusa. Textgeschichte und Versuch einer Zusammenfassung.....
- Textgeschichte......
- Versuch einer Zusammenfassung.
- Leben und Werk Pedro Almodóvars..
- La movida. Ausbruch nach der langen Unterdrückung.
- Die Natürlichkeit des Obszönen in Patty Diphusa...
- Schlußbemerkung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung und Darstellung von Obszönität in Pedro Almodóvars Text „Patty Diphusa“ im Kontext der spanischen Literaturgeschichte. Die Untersuchung analysiert, wie die Konzepte von Obszönität sich im Laufe der Zeit in Spanien entwickelt haben und wie Almodóvars Werk diese Konzepte reflektiert.
- Die Entwicklung des Obszönitätsbegriffs in der spanischen Literatur.
- Der Einfluss der Zensur auf die Darstellung von Obszönität in der spanischen Literatur.
- Die Bedeutung von „Patty Diphusa“ im Kontext der „Movida“.
- Die natürliche Darstellung von Obszönität in Almodóvars Werk.
- Die Verbindung zwischen Obszönität und gesellschaftlicher Normen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung definiert den Begriff der Obszönität und beleuchtet die Schwierigkeit, eine allgemeingültige Definition zu finden. Sie stellt die verschiedenen Arten von Entrüstung hervor, die durch Obszönität ausgelöst werden können.
- Das zweite Kapitel bietet eine historische Übersicht über die Darstellung von Obszönität in der spanischen Literatur. Es zeigt die besonderen Herausforderungen auf, denen sich spanische Schriftsteller in Bezug auf die Zensur gestellt sahen.
- Kapitel 3 befasst sich mit der Textgeschichte und Zusammenfassung von „Patty Diphusa“. Es beleuchtet die Besonderheiten des Textes und seine Einordnung in verschiedene literarische Kategorien.
- Kapitel 4 gibt einen Einblick in das Leben und Werk von Pedro Almodóvar.
- Kapitel 5 analysiert die „Movida“ und ihre Bedeutung für die spanische Kultur und Gesellschaft.
- Kapitel 6 untersucht die natürliche Darstellung von Obszönität in „Patty Diphusa“ und die Verbindung zu gesellschaftlichen Normen.
Schlüsselwörter
Obszönität, spanische Literatur, Zensur, Pedro Almodóvar, Patty Diphusa, Movida, sexuelle Befreiung, gesellschaftliche Normen, pornographische Literatur.
- Quote paper
- Annika Silja Sesterhenn (Author), 2003, La realidad imita al porno - die Natürlichkeit des Obszönen in Pedro Almodóvars Patty Diphusa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21623