Als am 11.September 2001 entführte Flugzeuge in das World Trade Center und das Pentagon rasten, stand nicht nur Amerika unter Schock. Auf der ganzen Welt verfolgten Menschen Direkt-Übertragungen der Katastrophen-Bilder. Selten war ein Ereignis derart medial präsent. Nach der ersten Explosion strömten hunderte Fotografen und Kameraleute zum Ort des Geschehens, Journalisten kauften Touristen auf der Straße ihre Videokameras ab. Die zweite Explosion nur 18 Minuten später wurde bereits aus zahlreichen Blickwinkeln abgelichtet. CNN zahlte für die besten Bilder des zweiten Einschlags 50.000 US-Dollar. Kabelsender und Radiostationen, die keine eigene Nachrichtenredaktion hatten, übernahmen die Aufnahmen von CNN oder CBS. Da die großen Fernsehsender und Nachrichtenmagazine in New York ihre Zentralen haben, mussten Notpläne entwickelt werden. So wurden zum Beispiel die Mitarbeiter des Wall Street Journal aus ihrem Gebäude gegenüber dem World Trade Center evakuiert.
Drei Wochen nach den Anschlägen erklärte die US-Regierung den „Krieg gegen den Terrorismus“. Auch in den Medien entwickelte sich eine patriotische Haltung. In vielen Nachrichtenstudios hing die amerikanische Flagge im Hintergrund, manche Moderatoren steckten sich stars-and-stripes-Buttons ans Revers. Mehrere Verordnungen der Regierung zum Schutz der nationalen Sicherheit tangierten auch die Medien in ihrer freien Berichterstattung. So durften nur ausgewählte Journalisten über den Krieg gegen das Taliban-Regime in Afghanistan berichten. Jeder Beitrag wurde zudem vor der Ausstrahlung vom Verteidigungsministerium überprüft.
In dieser Arbeit möchte ich darstellen, wie sich die Berichterstattung in den US-Medien nach dem 11.September 2001 verändert hat. Dabei werde ich sowohl auf Restriktionen seitens der Regierung, als auch auf die Selbstzensur der Medien und den Interessenwandel in der Gesellschaft eingehen. Zur Verdeutlichung programmatischer Veränderungen beim USamerikanischen Fernsehen stelle ich eine Studie des Project for Excellence in Journalism vor, in der die Morgen- und Abendnachrichten der Sender NBC, CBN und ABC untersucht werden. In Kapitel 5 werden Reaktionen und Veränderungen im Journalismus im Allgemeinen dargestellt und an konkreten Beispielen festgemacht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Networks in den Vereinigten Staaten – Ein kurzer Überblick
- Die Zeit vor den Terroranschlägen
- Die Nachrichten der Networks
- Akzeptanz der Medien in der Öffentlichkeit
- Die Pressefreiheit: Verhältnis zwischen Journalismus und Staat
- Die Zeit nach den Terroranschlägen
- Die Nachrichten der Networks
- Der Stimmungswandel in der Bevölkerung
- Einschränkung der Pressefreiheit als Folge staatlicher Maßnahmen
- Die Reaktion der Journalisten
- Selbstzensur und Patriotismus
- Kampf um die Pressefreiheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Veränderungen in der Berichterstattung der US-amerikanischen Medien nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Der Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der Anschläge auf das amerikanische Fernsehen und den Journalismus im Allgemeinen. Untersucht werden die Reaktionen der Regierung, die Selbstzensur der Medien und die veränderten Erwartungen der Gesellschaft.
- Analyse der journalistischen Berichterstattung im US-Fernsehen vor und nach den Anschlägen
- Bewertung der Einflussnahme der US-Regierung auf die Medienlandschaft
- Untersuchung der Auswirkungen des 11. September auf die Pressefreiheit und den Selbstverständnis des Journalismus
- Analyse der Veränderungen im gesellschaftlichen Umgang mit den Medien
- Identifizierung von Schlüsselthemen und -entwicklungen im US-Journalismus nach den Anschlägen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die mediale Präsenz der Terroranschläge vom 11. September 2001. Kapitel 2 bietet einen Überblick über das US-amerikanische Fernsehsystem und die Entwicklung der großen Networks. In Kapitel 3 wird die Berichterstattung der Networks vor den Anschlägen analysiert. Der Fokus liegt dabei auf den Themengebieten Lifestyle, Sensationsberichterstattung und dem Verhältnis von Journalismus und Staat. Kapitel 4 analysiert die Veränderungen in der Nachrichtenberichterstattung der Networks nach den Anschlägen. Es werden die Reaktionen der Bevölkerung, die Einschränkungen der Pressefreiheit und die staatlichen Maßnahmen zur Kontrolle der Medien dargestellt. Kapitel 5 widmet sich den Reaktionen der Journalisten auf die neuen Herausforderungen, die durch die Anschläge entstanden sind. Es werden die Themen Selbstzensur, Patriotismus und der Kampf um die Pressefreiheit behandelt.
Schlüsselwörter
US-Journalismus, Terroranschläge, 11. September 2001, Fernsehen, Networks, Nachrichtenberichterstattung, Pressefreiheit, Selbstzensur, Patriotismus, staatliche Einflussnahme, Project for Excellence in Journalism, Infotainment
- Arbeit zitieren
- Petra Sander (Autor:in), 2003, Der US-Journalismus nach dem 11. September 2001 am Beispiel des amerikanischen Fernsehens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21644