Wenn Zeugen Jehovas die Bluttransfusion verweigern - Ethische Standpunkte


Studienarbeit, 2003

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Definition des Begriffs der Bluttransfusion

2. Verweigerung der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas
2.1 Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas
2.2 Gründe für die Ablehnung der Bluttransfusion
2.3 Gesetzliche Grundlagen für die behandelnden Ärzte

3. Ethische Ansätze
3.1 Medizinische Ethik als Teil der Berufsethik
3.2 Glaubensethik

4. Standpunkte zu ethischen Fragen bezüglich der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas
4.1 Wie ist das Unterlassen einer lebenswichtigen Bluttransfusion, auf Wunsch des Patienten, ethisch zu rechtfertigen?
4.2 Ist es ethisch vertretbar, gegen den Willen des Patienten, eine Bluttransfusion durchzuführen?
4.3 Werden Eltern der Verantwortung des Sorgerechtes gerecht, wenn sie eine Bluttransfusion bei ihren minderjährigen Kindern ablehnen?

Schlussteil

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Die religiösen Lehren sind sämtliche Illusion, unbeweisbar, niemand darf gezwungen werden, sie für wahr zu halten, an sie zu glauben. Einige von ihnen sind so unwahrscheinlich, so sehr in Widerspruch zu allen, was wir mühselig über die Realität der Welt erfahren haben, dass man sie - mit entsprechender Berücksichtigung der psychologischen Unterschiede – mit Wahnideen vergleichen kann.“

Sigmund Freud, Psychoanalytiker (1856-1939)

Dieses Zitat von Freud macht deutlich, dass Glauben auf keine Lehren aufbaut, die real belegbar sind. Diese Tatsache führt zu Problemen zwischen einer weltlichen und einer vom Glauben bestimmten Lebensauffassung. Denn die Verhaltensweisen der Menschen basieren auf unterschiedlichen Wertvorstellungen, nach denen sie ihr eigenes Tun und das Handeln ihrer Mitmenschen als „gut“ oder „böse“, „richtig“ oder „falsch“ bewerten, was wiederum zu Widersprüchen führt.

In der Medizin spitzt sich dieser Konflikt oft zu, wenn die Behandlungsmethoden des Arztes nicht mit dem Glauben des Patienten vereinbar sind.

Ich möchte diesen Konflikt am Beispiel der Zeugen Jehovas darstellen, die aus Glaubensgründen eine zum Teil lebensnotwendige Bluttransfusion ablehnen.

Meine Studienarbeit enthält sowohl medizinische und rechtliche Daten zur Blutübertragung, als auch Informationen zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Weiterhin stelle ich die Medizinische Ethik und die Glaubensethik, als Richtungen der Ethik vor, um auf moralische[1] Fragen bezüglich der Verweigerung von Blutübertragungen bei den Zeugen Jehovas einzugehen.

Mir liegt es jedoch fern, die Glaubensgemeinschaft in dieser Studienarbeit zu verurteilen oder deren Lehren, wie Sigmund Freud es nennt, als „Wahnideen“ darzustellen.

1. Definition des Begriffs der Bluttransfusion

Die Bluttransfusion ist die Übertragung von Vollblut oder Blutbestandteilen (z.B.: Erythrozyten-, Leukozyten-, Thrombozytenkonzentrat) eines Blutspenders, mittels Venenkanüle direkt in die Blutbahn des Empfängers. Die Vollblutübertragung, auch Austauschtransfusion genannt, bildet heutzutage eher eine Ausnahme.

Sie kommt nur zum Einsatz, um massiven Hämolysen (Zerstörung der körpereigenen roten Blutkörperchen), zum Beispiel bei Transfusionszwischenfällen, bei hämolytischen Krisen der Sichelzellanämie, bei der Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Neugeborenem, vorzubeugen und bei starken Blutungen nach einem Unfall. Hierfür wird Frischblut verwendet, das nicht älter als 72 Stunden sein darf. Ansonsten werden nur Blutbestandteile transfundiert.

Als indirekte Bluttransfusion wird die Übertragung von Blutkonserven bezeichnet.

Da die Bluttransfusion eine Transplantation flüssigen Gewebes Darstellt, muss sichergestellt werden, dass das Spenderblut frei von Bakterien, Viren und Krankheiten ist und der Blutgruppe des Empfängers entspricht. In seltenen Fällen kann auch „Universalspenderblut“ mit der Blutgruppe 0 Übertragen werden. Die Übertragung findet nur bei absoluter Notwendigkeit statt, da immer ein minimales Restrisiko besteht, dass es trotz genauester Prüfung des Blutes zu Infektionen oder hämolytischen Komplikationen kommen kann.

Nur Ärzte dürfen diesen Medizinischen Eingriff vornehmen. Im Vorfeld einer Blutübertragung muss der Patient über mögliche Gefahren aufgeklärt werden und seine Einwilligung zu diesem Eingriff, in Form einer Einverständniserklärung, geben.

Wenn der Patient bewusstlos ist, dürfen Blutkonserven nur eingesetzt werden, wenn für ihn Lebensgefahr besteht. In diesen Fällen muss auf das Blut fremder Spender zurückgegriffen werden.

Vor geplanten Operationen in denen ein größerer Blutverlust zu erwarten ist, kann man Eigenblut spenden, das bei Bedarf wieder in den eigenen Körper übertragen werden kann. Mit dieser Methode wird eine Infektion und Unverträglichkeit von vornherein ausgeschlossen.

Nebenwirkungen die auftreten können sind: Unwohlsein, Schüttelfrost, Fieber, Blutdruckabfall und seltener auch ein Kreislaufschock.

Trotz dieser Nebenwirkungen, die auch bei jedem anderen medizinischen Eingriff auftreten können, ist die Bluttransfusion eine Möglichkeit Leben zu retten.

( nach: www.manfred-gebhard.de/Aerzteblatt.htm)

2. Verweigerung der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas

Diese medizinische Maßnahme, die Leben retten kann, wird jedoch nicht von allen Menschen akzeptiert. Es gibt Glaubensgemeinschaften, die die Bluttransfusion aufgrund ihres Glaubens ablehnen. Hierzu gehören auch die Zeugen Jehovas.

In diesem Teil der Studienarbeit, möchte ich klären warum die Zeugen Jehovas die Blutübertragung ablehnen. Vorab aber, stelle ich die Glaubensgemeinschaft im Allgemeinen vor, um die Hintergründe für ihr Tun aufzuzeigen und besser zu verstehen.

2.1 Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas sind eine Glaubensgemeinschaft, die um ihre Anerkennung, als Kirche kämpft, aber bislang zu den Sekten[2] zählt. Die Gemeinschaft wurde 1874 von Charles Taze Russell gegründet. Sie haben ihren Hauptsitz seit 1909 im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Nach ihren Vorstellungen steht der Menschheit ein naher Weltuntergang bevor, der auch „Schlacht von Harmagedon“ genannt wird. Überleben kann diesen Tag nur, wer Mitglied der Zeugen Jehovas ist. Christi soll auf die Erde wiederkehren und 144.000 Tausend der Auserwählten mit ins Paradies nehmen. Die übrigen Glaubensanhänger werden ein himmlisches Leben auf der Erde haben. Die „Ungläubigen“ hingegen werden mit der Welt untergehen. Erwartet wurde dieser Tag schon 1874. Nachdem der Weltuntergang jedoch nicht eintraf, wurde das Datum mehrere Male verschoben.

Die Zeugen Jehovas gruppieren sich um die amerikanische „Watch Tower Society“ deren leitende Körperschaft als Vertretung Christi auf Erden gesehen wird. Diese vertreibt unter anderem die Zeitschriften „Wachturm“ und „Erwachet“ und die eigene Bibelfassung, die so genannte „Neue Welt Bibel“, die von der Heiligen Schrift ökumenisch orientierter Kirchen abweicht.

Die Glaubensgemeinschaft lehnt viele christliche Feiertage, die Sakramente, politisches Engagement und den Militärdienst als unbiblisch ab.

Um ihre Zugehörigkeit zu bekunden, praktizieren sie die Erwachsenentaufe. Diese können auch Minderjährige erhalten, wenn sie die Fähigkeit besitzen, bestimmte Glaubensätze zu reproduzieren. Zeugen Jehovas stehen ein Leben lang im Dienst dieser Organisation, die bis ins Privatleben hinein durchorganisiert ist. Der „Königreichssaal“, den es in vielen Städten gibt, bildet das Zentrum des Gemeindelebens. Hier finden zum Beispiel Bibel- und Lesestunden statt.

Ziel der Zeugen Jehovas ist es, die „Welt des Satans“ zu missionieren, indem sie mit ihren Zeitschriften “Wachturm“ und „Erwachet“ in vielen Fußgängerzonen präsent sind oder von Haustür zu Haustür gehen, um ihren Predigerdienst zu erfüllen, der als höchster Ausdruck von Nächstenliebe gilt. Da das „Weltliche“ für sie von Satan bestimmt wird und somit böse ist, wird der Kontakt zu Nichtmitgliedern häufig unterbunden. Auch die Eheschließung erfolgt vorzugsweise im Kreis der Gemeinde

Etwa 160.000 Mitglieder umfasst die Glaubensgemeinschaft in Deutschland - in Amerika sind es circa eine Million. Insgesamt gibt es die Zeugen Jehovas weltweit in rund 180 Ländern.

(nach: www.manfred-gebhard.de/Aerzteblatt.htm)

[...]


[1] Moral: „ Eine Moral ist der Inbegriff jener Normen und Werte, die durch gemeinsame Anerkennung als verbindlich gesetzt worden sind und in der Form von Geboten (Du sollst…; es ist deine Pflicht…) oder Verboten (Du sollst nicht…) an die Gemeinschaft der Handelnden appellieren. …“ (Annemarie Pieper, Einführung in die Ethik, 2000, S.32)

[2] „ Sekte: (religiöse) Gemeinschaft, die sich innerhalb einer Konfession um eine Sonderlehre gesammelt und mit der Verwerfung der gemeinsamen Glaubensgrundlage auch die äußere Trennung vollzogen hat.“( Großes Lexikon in Farbe, Band 3, München, 1993)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Wenn Zeugen Jehovas die Bluttransfusion verweigern - Ethische Standpunkte
Hochschule
Berufsakademie Sachsen in Breitenbrunn  (Studienakademie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V21696
ISBN (eBook)
9783638252560
ISBN (Buch)
9783638788694
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wenn, Zeugen, Jehovas, Bluttransfusion, Ethische, Standpunkte
Arbeit zitieren
Doreen Hunger (Autor:in), 2003, Wenn Zeugen Jehovas die Bluttransfusion verweigern - Ethische Standpunkte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21696

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