„Die religiösen Lehren sind sämtliche Illusion, unbeweisbar, niemand darf gezwungen werden, sie für wahr zu halten, an sie zu glauben. Einige von ihnen sind so unwahrscheinlich, so sehr in Widerspruch zu allen, was wir mühselig über die Realität der Welt erfahren haben, dass man sie - mit entsprechender Berücksichtigung der psychologischen Unterschiede – mit Wahnideen vergleichen kann.“
Sigmund Freud, Psychoanalytiker (1856-1939)
Dieses Zitat von Freud macht deutlich, dass Glauben auf keine Lehren aufbaut, die real belegbar sind. Diese Tatsache führt zu Problemen zwischen einer weltlichen und einer vom Glauben bestimmten Lebensauffassung. Denn die Verhaltensweisen der Menschen basieren auf unterschiedlichen Wertvorstellungen, nach denen sie ihr eigenes Tun und das Handeln ihrer Mitmenschen als „gut“ oder „böse“, „richtig“ oder „falsch“ bewerten, was wiederum zu Widersprüchen führt.
In der Medizin spitzt sich dieser Konflikt oft zu, wenn die Behandlungsmethoden des Arztes nicht mit dem Glauben des Patienten vereinbar sind.
Ich möchte diesen Konflikt am Beispiel der Zeugen Jehovas darstellen, die aus Glaubensgründen eine zum Teil lebensnotwendige Bluttransfusion ablehnen.
Meine Studienarbeit enthält sowohl medizinische und rechtliche Daten zur Blutübertragung, als auch Informationen zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Weiterhin stelle ich die Medizinische Ethik und die Glaubensethik, als Richtungen der Ethik vor, um auf moralische Fragen bezüglich der Verweigerung von Blutübertragungen bei den Zeugen Jehovas einzugehen.
Mir liegt es jedoch fern, die Glaubensgemeinschaft in dieser Studienarbeit zu verurteilen oder deren Lehren, wie Sigmund Freud es nennt, als „Wahnideen“ darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Definition des Begriffs der Bluttransfusion
- 2. Verweigerung der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas
- 2.1 Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas
- 2.2 Gründe für die Ablehnung der Bluttransfusion
- 2.3 Gesetzliche Grundlagen für die behandelnden Ärzte
- 3. Ethische Ansätze
- 3.1 Medizinische Ethik als Teil der Berufsethik
- 3.2 Glaubensethik
- 4. Standpunkte zu ethischen Fragen bezüglich der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas
- 4.1 Wie ist das Unterlassen einer lebenswichtigen Bluttransfusion, auf Wunsch des Patienten, ethisch zu rechtfertigen?
- 4.2 Ist es ethisch vertretbar, gegen den Willen des Patienten, eine Bluttransfusion durchzuführen?
- 4.3 Werden Eltern der Verantwortung des Sorgerechtes gerecht, wenn sie eine Bluttransfusion bei ihren minderjährigen Kindern ablehnen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den ethischen Konflikt zwischen medizinischer Notwendigkeit und religiösem Glauben am Beispiel der Zeugen Jehovas und ihrer Ablehnung von Bluttransfusionen. Sie beleuchtet die medizinischen Aspekte der Bluttransfusion, die Glaubensgrundlagen der Zeugen Jehovas, und die relevanten ethischen Prinzipien aus medizinischer und religiöser Perspektive.
- Definition und medizinische Aspekte der Bluttransfusion
- Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas und ihre Ablehnung von Bluttransfusionen
- Ethische Konflikte zwischen medizinischer Notwendigkeit und religiösem Glauben
- Medizinische Ethik und Glaubensethik im Kontext der Bluttransfusion
- Rechtliche Aspekte und die Verantwortung von Ärzten und Eltern
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Konflikt zwischen weltlicher und glaubensbasierter Lebensauffassung, der sich besonders in medizinischen Kontexten, wie der Ablehnung von Bluttransfusionen durch Zeugen Jehovas, manifestiert. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und betont die Neutralität gegenüber der Glaubensgemeinschaft.
1. Definition des Begriffs der Bluttransfusion: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Bluttransfusion, differenziert zwischen Vollblut- und Blutbestandteilstransfusionen und beschreibt die medizinischen Verfahren, Risiken und notwendigen Vorkehrungen. Es betont die Notwendigkeit der Aufklärung des Patienten und seiner informierten Einwilligung sowie die Ausnahmefälle, in denen eine Transfusion ohne Einwilligung zulässig sein könnte. Die Bedeutung der Eigenblutspende als Alternative wird ebenfalls hervorgehoben.
2. Verweigerung der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas: Dieses Kapitel beschreibt die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, ihre Geschichte und ihre zentralen Glaubensgrundsätze, die zur Ablehnung von Bluttransfusionen führen. Es beleuchtet die Rolle der „Watch Tower Society“ und die Interpretation der Heiligen Schrift, die diese Ablehnung begründet. Der Abschnitt unterstreicht, dass es sich um eine komplexe Entscheidung handelt, die auf tief verwurzelten religiösen Überzeugungen beruht.
3. Ethische Ansätze: Dieses Kapitel untersucht die ethischen Aspekte des Konflikts, indem es die medizinische Ethik und die Glaubensethik gegenüberstellt. Es analysiert die Prinzipien der medizinischen Berufsethik, wie den Respekt vor der Autonomie des Patienten und die Pflicht zur Fürsorge, und setzt sie in Beziehung zu den ethischen Prinzipien, die innerhalb der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas gelten. Der Konflikt zwischen diesen beiden ethischen Systemen wird ausführlich dargestellt.
4. Standpunkte zu ethischen Fragen bezüglich der Bluttransfusion bei den Zeugen Jehovas: Dieses Kapitel behandelt verschiedene ethische Dilemmata im Detail. Es diskutiert die ethische Rechtfertigung des Unterlassens einer lebensnotwendigen Bluttransfusion auf Wunsch des Patienten, die ethische Vertretbarkeit einer Bluttransfusion gegen den Willen des Patienten und die Frage der elterlichen Verantwortung bei minderjährigen Kindern. Es präsentiert verschiedene Standpunkte und mögliche Lösungsansätze, um die komplexen ethischen Herausforderungen zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Bluttransfusion, Zeugen Jehovas, Glaubensethik, Medizinische Ethik, Autonomie des Patienten, ärztliche Verantwortung, religiöse Überzeugung, ethischer Konflikt, Rechtliche Grundlagen, informed consent.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Ethische Konflikte um Bluttransfusionen bei Zeugen Jehovas
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den ethischen Konflikt zwischen medizinischer Notwendigkeit und religiösem Glauben, dargestellt am Beispiel der Ablehnung von Bluttransfusionen durch Zeugen Jehovas. Sie analysiert die medizinischen Aspekte der Bluttransfusion, die Glaubensgrundlagen der Zeugen Jehovas und die relevanten ethischen Prinzipien aus medizinischer und religiöser Perspektive. Die Arbeit betrachtet auch rechtliche Aspekte und die Verantwortung von Ärzten und Eltern.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Schwerpunkte: Definition und medizinische Aspekte der Bluttransfusion; die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas und ihre Ablehnung von Bluttransfusionen; ethische Konflikte zwischen medizinischer Notwendigkeit und religiösem Glauben; medizinische Ethik und Glaubensethik im Kontext der Bluttransfusion; und rechtliche Aspekte sowie die Verantwortung von Ärzten und Eltern.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Konflikt zwischen weltlicher und glaubensbasierter Lebensauffassung im medizinischen Kontext beschreibt. Es folgen Kapitel zur Definition der Bluttransfusion, zur Verweigerung der Bluttransfusion bei Zeugen Jehovas (inkl. deren Glaubensgrundlagen), zu ethischen Ansätzen (medizinische und Glaubensethik) und schließlich zu verschiedenen ethischen Dilemmata im Detail, wie der Rechtfertigung des Unterlassens einer lebensnotwendigen Bluttransfusion auf Wunsch des Patienten, der ethischen Vertretbarkeit einer Transfusion gegen den Willen des Patienten und der elterlichen Verantwortung bei minderjährigen Kindern.
Welche ethischen Dilemmata werden diskutiert?
Die Arbeit behandelt zentrale ethische Fragen: Ist das Unterlassen einer lebenswichtigen Bluttransfusion auf Wunsch des Patienten ethisch vertretbar? Ist es ethisch vertretbar, gegen den Willen des Patienten eine Bluttransfusion durchzuführen? Wie verhält es sich mit der Verantwortung der Eltern, wenn sie eine Bluttransfusion für ihre minderjährigen Kinder ablehnen?
Welche ethischen Prinzipien werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Prinzipien der medizinischen Berufsethik, wie den Respekt vor der Autonomie des Patienten und die Pflicht zur Fürsorge, und setzt diese in Beziehung zu den ethischen Prinzipien innerhalb der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Der Konflikt zwischen diesen beiden ethischen Systemen wird ausführlich dargestellt.
Welche rechtlichen Aspekte werden berücksichtigt?
Die Arbeit beleuchtet die gesetzlichen Grundlagen für behandelnde Ärzte im Kontext der Verweigerung einer Bluttransfusion durch Zeugen Jehovas. Die Verantwortung von Ärzten und Eltern wird im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen diskutiert.
Welche Rolle spielt der Glaube der Zeugen Jehovas?
Die Arbeit beschreibt die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, ihre Geschichte, zentrale Glaubensgrundsätze und die Interpretation der Heiligen Schrift, die zur Ablehnung von Bluttransfusionen führt. Die Rolle der „Watch Tower Society“ wird ebenfalls beleuchtet.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels, die die zentralen Punkte und Ergebnisse jedes Abschnitts kurz und prägnant darstellt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Bluttransfusion, Zeugen Jehovas, Glaubensethik, Medizinische Ethik, Autonomie des Patienten, ärztliche Verantwortung, religiöse Überzeugung, ethischer Konflikt, Rechtliche Grundlagen, informed consent.
- Arbeit zitieren
- Doreen Hunger (Autor:in), 2003, Wenn Zeugen Jehovas die Bluttransfusion verweigern - Ethische Standpunkte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21696