Politikverdrossenheit - Wählerverhalten in Deutschland


Studienarbeit, 2004

36 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Entwicklung des Wahlverhaltens im Zeitverlauf

3 Der Wähler in den Thesen der Wahlforschung
3.1 Der Wähler im soziologischen Modell
3.1.1 Die gesellschaftliche Stellung
3.1.2 Die Konfession
3.2 Der Wähler im sozialpsychologischen Ansatz
3.3 Der Wähler im Rational-Choice-Ansatz
3.4 Zusammenfassung der Thesen

4 Weitere Einflussfaktoren
4.1 Die demographischen Faktoren
4.2 Die regionalen Merkmale

5 Die Nichtwähler
5.1 Die Nichtwähler in den Wählerverhaltenstheorien
5.1.1 Die Nichtwähler im soziologischen Ansatz
5.1.2 Die Nichtwähler im soziopsychologischen Ansatz
5.1.3 Die Nichtwähler im Rational-Choice-Ansatz
5.2 Zusammenfassung der Thesen

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der vorliegenden Studienarbeit möchte ich mich mit dem Thema Politikverdrossenheit – Wählerverhalten in Deutschland – beschäftigen.

Der Terminus Politikverdrossenheit an sich wurde bereits Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre in Bezug auf die Legitimationskrise der Wohlfahrtsdemokratie und mit dem Entstehen der Grünen verwendet. 1992 wurde das Wort „Politikverdrossenheit“ zum Wort des Jahres gewählt.[1]

Trotzdem findet sich in der Literatur keine einheitliche Definition des Begriffs.

Eine Erklärung kann sein, dass mit Politikverdrossenheit die Unzufriedenheit der Art und Weise gemeint ist, wie Politik vollzogen wird.

„Im Kern von Politikverdrossenheit stehen die Unzufriedenheit mit sowie Misstrauen gegenüber Politikern (...).“[2]

Zum einen kann Politikverdrossenheit eine geringe Beschäftigung mit Politik und Zuwendung zur Politik bedeuten, zum anderen aber auch die Unzufriedenheit mit der Politik, wie beispielsweise die Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen oder politischen Vorgängen.

Weiterhin kann sowohl das fehlende Vertrauen in Politikprozesse angeführt werden, als auch ein Unzufriedenheit betreffend der Grundideen und Grundprinzipien der politischen Ordnung.[3]

In Deutschland besteht keine Wahlpflicht, deshalb wird die Wahlbeteiligung – mit Einschränkungen – als Gradmesser für das politische Engagement der Menschen herangezogen. Je nach Art der Wahl (Bundes-, Landtags-, Kommunalwahlen oder Europäische Parlamentswahlen) weist die Wahlbeteiligung deutliche Differenzen auf.[4]

Werden Nichtwähler gefragt, warum sie der Wahl fern bleiben, so führen sie meist Krankheit, Urlaub und Beruf als Grund an. Die Bereitschaft sich verhindern zu lassen hängt vom Grad des Interesses und der politischen Einbindung des einzelnen Wählers ab.[5] Jeder Dritte gibt aber auch Partei- bzw. Politikverdrossenheit als Grund nicht zur Wahl zu gehen an.[6]

Viele Bürger sind von den Leistungen des politischen Systems und den Verantwortungsträgern enttäuscht, sie sind der Meinung, „dass viel debattiert, aber wenig entschieden, viel versprochen, aber wenig gehandelt wird.“[7] Den Vertretern der Parteien fehlt es an Durchsetzungsfähigkeit, Entschlusskraft, Glaubwürdigkeit sowie Bürgernähe.[8]

Bei der ersten Gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 herrschte eine Wahlbeteiligung von 77,8 %. Diese Wahlbeteiligung war die niedrigste seit 1949.[9]

Vergleicht man die Wahlbeteiligung nach den Bundesländern, wird deutlich, dass die Wahlbeteiligung in Westdeutschland höher ist, als in Ostdeutschland.[10]

Bei der Bundestagswahl am 22. September 2002 lag die Wahlbeteiligung bei 79,1 %.[11]

Die Wahlbeteiligung kann aber nicht als ausschließliches Messinstrument zum Grad der Politikverdrossenheit herangezogen werden, so kann eine hohe Wahlbeteiligung ein Krisenindiz darstellen, stehend für die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Ein hoher Stimmenanteil für die Volksparteien kann auch nicht als eindeutig verstanden werden für Zufriedenheit der Wähler, dies kann einen Mangel an Alternativen, „die Wahl des kleineren Übels“ darstellen.[12]

Gründe für die zunehmende Unzufriedenheit mit der Politik können sein, der soziale Wandel, der Wertewandel, die wachsende Zahl politischer Skandale und eine gestiegene Erwartungshaltung des Bürgers gegenüber dem Staat.[13]

Die Bürger können auch in verschiedene Kategorien von Wählern eingeordnet werden.

Zum einen die Stammwähler, diese zeichnen sich aus durch die konstante Wahl einer Partei.[14] Dies bedeutet, dass die Wahlentscheidung vor Beginn des Wahlkampfs schon relativ feststeht. Die Zahl der Stammwähler hat aber in den Jahren 1990 bis 2001 stark abgenommen. „Etwa die Hälfte der Wahlberechtigten identifizieren sich im weiteren Sinne nicht mehr mit einer Partei.“[15]

Die Wechselwähler sind eine Wählergruppe, die für den Wahlkampf sehr wichtig geworden ist. „Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie in ihrer engen sozialen Umgebung widersprüchlichen Einflüsse durch Bezugsgruppen und Identifikationsangebote ausgesetzt sind, die einen Aufbau stabiler Parteibindungen erschweren.“[16] Die Randwähler sind eine Untergruppe der Wechselwähler, diese sind keiner Partei fest zuzuordnen. Die Entscheidung für eine Partei fällt bei jeder Wahl von neuem. Dies bedeutet aber nicht immer einen Wechsel der Partei.[17] Die zunehmende Beweglichkeit der Wähler wird verschieden bewertet, zum einen als offenere Politik, zum anderen als Instabilität für das politische System.

Nach Forschungen des Instituts Allensbach vom Februar 2002 wussten lediglich 46 % der Wahlberechtigten zu diesem Zeitpunkt, welche Partei sie im September 2002 bei der Bundestagswahl wählen würden. 33 % der Wahlberechtigten schwankten zwischen zwei Parteien und 11 % zwischen mehr als zwei Parteien.[18] Neben den Wahlberechtigten die zur Wahl gehen gibt es Bürger, die sich nicht an Wahlen beteiligen. Diese Nichtbeteiligung kann vielfältige Ursachen haben, sodass nicht von einer homogenen Gruppe geredet werden kann.

In meiner Studienarbeit werde ich mich an späterer Stelle noch intensiver mit den Gründen der Wahl- oder Nichtwahlentscheidungen beschäftigen.

Im ersten Kapitel habe ich einleitend eine Einführung in das Thema Politikverdrossenheit gegeben. Im zweiten Kapitel steht die Entwicklung des Wahlverhaltens im Mittelpunkt und damit die zeitliche Entwicklung und Veränderung des Wahlverhaltens. Im dritten Kapitel erläutere ich drei Thesen der Wahlforschung. In der Wahlforschung existieren zwar mehr wie diese drei Thesen[19], bei den von mir ausgewählten Thesen handelt es sich aber um die bekanntesten und einflussreichsten Thesen. Mit diesen möchte ich einen Überblick über die Diskussion geben. Da in den Thesen der Wahlforschung nicht alle relevanten Aspekte des Wahlverhaltens angesprochen werden, gehe ich im vierten Kapitel auf weitere Aspekte des Wahlverhaltens ein. Im fünften Kapitel beschäftige ich mich mit dem Thema der Nichtwähler, in Bezug auf die Wahltheorien und abschließend ziehe ich im sechsten Kapitel ein Fazit.

2 Die Entwicklung des Wahlverhaltens im Zeitverlauf

In der Entwicklung des Wahlverhaltens hat sich im Laufe der Zeit eine abnehmende Konzentration der Stimmenanteile für die beiden Volksparteien CDU/CSU und SPD vollzogen, dies basiert auf der Erweiterung des Parteienspektrums um die Grünen in den 1980er Jahren und die PDS nach der Wiedervereinigung. Seit 1980 ist auch eine Zunahme der Wahlenthaltungen zu verzeichnen, mit 21,4 % Nichtwählern wurde 1990 in den alten Bundesländern nahezu wieder der Ausgangswert von 1949 erreicht.[20] Weiterhin kam es ab den 1980er Jahren zu einer Zunahme des Stimmensplittings.[21] 1976 votierten noch 93,2 % aller Wähler einheitlich, 1987 dagegen machten bereits 14 % von der Möglichkeit des Stimmensplitting Gebrauch. Festzustellen ist auch, dass die Zahl der Wechselwähler sich seit den 1980er Jahren erhöht hat. Mit dem Wechselwahlverhalten wird deutlich, dass die Parteienbindungen rückläufig sind.[22]

Doch warum wandelt sich das Wahlverhalten?

Als ein Grund kann der Wandel von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft angesehen werden. Dies ist gekennzeichnet durch sozialstrukturelle- und kulturelle Wandlungsprozesse.[23] Der sozialstrukturelle Wandel zeigt sich zum Beispiel an der Änderung der Berufsfelder. Im Jahre 1950 gab es noch mehr Arbeiter als Angestellte, Beamte und Selbständige zusammen. Seit Anfang der 1990er Jahre stellen Angestellte und Beamte die absolute Mehrheit.[24] Die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter nimmt ebenso ab, wie die Zahl der kirchengebundenen Katholiken.[25] Diese Veränderung beeinflusst auch die Wahlentscheidungen. Die Arbeiter waren klassische SPD Wähler, dieses Klientel geht der SPD verloren. „Vor allem in ihren Stammländern Nordrhein-Westfalen und Saarland (...) blieb ihre Wählerschaft bei dieser Wahl (2002 Erg. des Verf.) verstärkt zuhause.“[26] Genauso ergeht es der CDU/CSU mit dem Klientel der Katholiken. Der soziokulturelle Wandel bewirkt, dass sich die Wählerschaft der Volksparteien allmählich ähnlicher wird und nicht mehr so gravierende Unterschiede festzustellen sind, wie noch in den 1950er Jahren.

Aus diesem Grunde reagieren die Parteien heutzutage mit der Bewegung zur Mitte, um so breitere Wählerschaften anzusprechen. Durch diese Entpolarisierung werden sich die Parteiprogramme ähnlicher.

Ein weiterer Grund für den Wandel des Wählerverhaltens ist die Bildung. Durch Medien, wie Fernseher und Presse[27] ist die Informationsbeschaffung leichter geworden. Hinzu kommt das Internet, welches einen bequemen und schnellen Informationszugang zuhause liefern kann. Aber auch die Zahl der Schul- und Ausbildungsabschlüsse hat sich verändert. Der Anteil der Abiturienten lag 1960 noch bei 10,4 %, im Jahre 2000 lag er bei 25,6 %.[28] Die Zahl der Studierenden erhöhte sich von im Jahre 1950 247.000 auf 1.799.000 im Jahre 2000/2001.[29]

Mit steigender Bildung sinkt die Bindung zu einer Partei. Von Wahl zu Wahl entscheidet sich ein Bildungsbürger für die nach seiner Ansicht bessere Alternative. Orientierungshilfen durch Meinungsführer oder Parteien werden trivialer.[30]

Weiterhin festzustellen ist die Tendenz zur individuellen Lebensführung. Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte ist von 19,4 % im Jahre 1950 auf 36 % im Jahre 2000 angestiegen. Demgegenüber ist die Zahl der Haushalte mit fünf und mehr Personen von im Jahre 1950 16,1 % auf 4,4 % im Jahre 2000 gesunken.[31] Im Zuge des steigenden Wohlstands- und Bildungsniveaus ist seit Mitte der 1960er Jahre die Abwendung von traditionellen Werten hin zu Freiheits- und Entfaltungswerten festzustellen.[32] Die Wahlbeteiligung wird „immer weniger als verbindliche Bürgerpflicht empfunden.“[33] Dies kann als zusammenhängend mit der Abkehr von religiösen Werten gesehen werden. Religiöse Werte beinhalten Pflichten und Normen, die Akzeptanz dieser kann sich positiv auf den Gang zur Wahlurne auswirken.

Im vergangenen Kapitel wurden die Merkmale des Wahlverhaltens zahlenmäßig und im Zeitablauf dargestellt.

Im Folgenden sollen die Faktoren, die Auswirkungen auf das Wahlverhalten haben können, auf ein theoretisches Fundament gestellt werden.

3 Der Wähler in den Thesen der Wahlforschung

„Es gibt nicht die Theorie des Wahlverhaltens, weil es auch nicht die Theorie des menschlichen Verhaltens gibt.“[34]

Es haben sich drei unterschiedliche Ansätze zur Erklärung des Wahlverhaltens herausgebildet. Diese stehen zwar nicht alleine, aber stellen doch die wichtigsten Theorien dar. Sie sind nicht vollkommen unabhängig zu betrachten, beinhalten aber andere Schwerpunkte.

Es handelt sich hierbei um das soziologische Modell, das sozialpsychologische Modell und das Modell des rationalen Wählers, die ich im weiteren Verlauf des Kapitels näher erläutern möchte.

3.1 Der Wähler im soziologischen Modell

Der Ansatz der Wähler im soziologischen Modell wird auch der sozialstrukturelle Ansatz genannt. Das Modell gliedert sich zudem noch einmal in mikro- und makrosoziologisch auf.

Das mikrosoziologische Modell beruht auf der Theorie der sozialen Kreise, diese wurden um 1890 von Georg Simmel formuliert. Jeder Mensch ist danach in verschiedene soziale Kreise eingebunden, z.B. Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz etc.[35] Paul F. Lazarsfeld hat diese Erkenntnisse in die Wahltheorie übernommen. Der Kontext der verschiedenen Kreise prägt das Verhalten des Menschen. Die empirische Basis für diesen Ansatz stellt die Panel-Studie in Erie County im Bundesstaat Ohio dar. In dieser Studie wurden 600 Wahlberechtigte aus Erie County bei der Präsidentschaftswahl im Jahre 1940 von Mai bis November sieben Mal befragt. Erie County wurde ausgewählt, da sich das Wahlergebnis dieser Stadt nur wenig von dem nationalen Gesamtergebnis unterschied. Es war klar, dass es einen typisch amerikanischen Landstrich nicht gab, aber es sollte der Wechsel der politischen Einstellungen und Wahlabsichten untersucht werden. Ergebnis dieser Studie war, dass die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe sich stark auf das Wahlverhalten auswirkt. Ein starker Einfluss ging von der Familie sowie des Freundeskreises aus. Aufgrund der Ergebnisse entwickelte die Columbia School eine Charakteristika.

Den sozialökonomischen Status, die Religionszugehörigkeit und die Wohngegend, dies sei ausschlaggebend für das Wahlverhalten.

Eine weitergehende empirische Studie von Berelson et al (1954) kam zu dem Ergebnis, dass der einzelne sein soziales Umfeld möglichst homogen gestalten möchte, um Konflikte zu vermeiden.[36] Die Autoren waren der Ansicht, es bestehe die Möglichkeit, dass der Freundeskreis je nach politischer Haltung ausgesucht würde.[37]

Die Homogenität der sozialen Kreise findet sich heutzutage nur selten, da die heutige Gesellschaft durch starke soziale und räumliche Mobilität gekennzeichnet ist.[38]

Die Zugehörigkeit zu verschiedenen Kreisen kann zu einer späteren Wahlentscheidung oder gar zur Nichtwahl oder Rückgang des politischen Interesses führen. Trotz der nicht Eindeutigkeit kann heute immer noch festgestellt werden, dass sozialstrukturelle Faktoren und Eigenschaften einen hohen Einfluss auf das politische Verhalten der Bürger haben. Ein Kritikpunkt an dem Modell der Columbia School ist, dass Lazarsfeld keine eindringliche Erklärung für sein Modell vorbringt.[39]

Dies ist beim makrosoziologischen Ansatz nicht der Fall. Dieser Ansatz geht auf Lipset und Rokkan zurück. Sie gehen von „grundsätzlichen Konflikten in der Gesellschaft aus.“[40] Dabei beziehen sie sich auf Parsons Klassifikation sozialer Systeme, dieses ist in einem Vierfeldschema dargestellt worden. Daraus resultiert das Ergebnis, dass sich vier Konflikte als die Hauptkonflikte abzeichnen. Zum ersten der Konflikt zwischen der herrschenden Elite und den abhängigen Bevölkerungsgruppen in der Region. Zum zweiten der Konflikt zwischen der Kirche und dem Machtanspruch des Staates. Zum dritten der Konflikt zwischen agrarischen- und industriellen Interessen und zum vierten der Konflikt zwischen den besitzenden Klassen und der Arbeiterklasse.[41]

Diese Konflikte trugen dazu bei, dass Parteien gegründet wurden. Diese Parteien sind dauerhaft vertreten, für neue ist eine Etablierung schwierig. Neue Parteien haben es schwer Wähler zu überzeugen, dazu kommt, dass in Deutschland die 5 % Hürde existiert. Alte Parteien können auch flexibel sein, sind dies in der Realität aber meist nicht.

„Wie mehrfach nachgewiesen sind diese Großorganisationen von großer Schwerfälligkeit und zusätzlich zu den theoretischen Gründen in der Regel personell und strukturell inflexibel.“[42]

In der Bundesrepublik Deutschland dominieren zwei Konflikte. Der Klassenkonflikt und der Konfessionskonflikt. Der Klassenkonflikt begünstigt die SPD, der Konfessionskonflikt die CDU/CSU. Dies hat seinen Ursprung im Klassenkampf der Industrialisierung und der Auseinandersetzung zwischen Bismarck und dem Katholizismus.[43] Die Bedeutung der Klassen- sowie der Religionskonflikte besteht auch heute noch im Wahlverhalten, wenn auch in kleinerem Maße.

3.1.1 Die gesellschaftliche Stellung

Heute wie damals ist die gesellschaftliche Stellung mit Faktoren, wie Berufsgruppe, Einkommen und Bildungsgrad wichtig für Parteipräferenzen.

Auf die Entwicklung im Zeitverlauf wurde in Kapitel zwei schon eingegangen. An dieser Stelle ist festzuhalten, dass sich die Berufsbilder seit der Industrialisierung sehr verändert haben, aber die Grundlinien der Parteipräferenzen noch zu erkennen sind. Selbständige sind zu einem höheren Anteil CDU/CSU und FDP Wähler, als SPD oder Grünen Wähler. Dies liegt an den Orientierungen der Parteien. Arbeiter wählen eher die SPD, da sie sich von ihr am ehesten vertreten fühlen. Eine Auflösung des Arbeitermilieus ist aber sichtbar. 1998 hatte die SPD bei den Arbeitern 18 Prozentpunkte Vorsprung vor der CDU/CSU, im Jahre 2002 verringerte sich dieser Vorsprung auf 7 Prozentpunkte. Wird nur der Westen Deutschlands betrachtet sinkt die Zahl von 23 auf 6 Prozentpunkte. Bei den gewerkschaftlich gebundenen Arbeitern fiel die Zahl im Westen von 48 Prozentpunkte Zustimmung mit der SPD auf 27 Prozentpunkte.[44]

Bei Angestellten und Beamten erhalten die Grünen großen Zuspruch. Zur Differenzierung nach Berufsgruppen ist aber zu sagen, dass unter den Beamten und Angestellten ein großer Wechselwähleranteil existiert, da diese Berufsgruppen eine schwache Einbindung in soziokulturelle Milieus aufweisen.[45]

Beim Betrachten des Einkommens, ist zu bemerken, dass FDP Anhänger in der Regel über deutlich höhere Einkommen verfügen, als Wähler der CDU/CSU oder SPD. Die Wähler der Grünen sind meist einkommensstärker, als die der SPD.[46]

Der Bildungsgrad ist bei den Grünen und den FDP Anhängern meist höher anzusiedeln. Anzumerken ist, dass bei den äußeren linken Parteien überdurchschnittlich viele Höhergebildete vertreten sind. Bei den äußeren rechten Parteien ist dies nur unterdurchschnittlich gegeben.

[...]


[1] vgl. Feist, Ursula: Die Macht der Nichtwähler. Wie die Wähler den Volksparteien davon laufen, Knauer, München, 1994, S. 98

[2] WWW.bpb.de/popup_druckversion.html?guid=R6LTDNB , Stand 11.04.2003

[3] vgl WWW.bpb.de/popup_druckversion.html?guid=R6LTDNB , Stand 11.04.2003

[4] vgl. Datenreport 2002, Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 2000, S. 158

[5] vgl. Bürklin, Wilhelm: Wählerverhalten und Wertewandel, Leske + Budrich, Leverkusen, 1988, S. 86

[6] vgl. Kleinhenz, Thomas: Die Nichtwähler, Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen, 1995, S. 56

[7] Feist, Ursula, a.a.O. S. 46

[8] vgl. Feist, Ursula, a.a.O. S.118

[9] vgl. Datenreport 2002, a.a.O. S. 159

[10] vgl. ebenda

[11] www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahl2002/deutsch/ergebnis2002/ergebgrafik/html/wb_999.htm , Stand 15.07.2003

[12] Wolling, Jens: Politikverdrossenheit durch Massenmedien? Der Einfluss der Medien auf die Einstellung der Bürger zur Politik, Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen, Wiesbaden, 1999, S. 11

[13] vgl. Kleinhenz, Thomas, a.a.O. S. 56

[14] vgl. www.egora.uni-muenster.de/FmG/wahlen_s0004b.shtml , Seite 8, Stand 4.6.2002

[15] Bundestagswahlen 2002, Informationen zur politischen Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung, Mai 2002, S. 14

[16] vgl. www.egora.uni-muenster.de/FmG/wahlen_s0004b.shtml , Seite 8, Stand 4.6.2002

[17] vgl. www.egora.uni-muenster.de/FmG/wahlen_s0004b.shtml , Seite 2, Stand 4.6.2002

[18] vgl. Bundestagswahlen 2002, a.a.O. S. 14

[19] in verschiedener Literatur wird auch noch die Normalisierungs- und die Krisenthese angeführt, vgl. Bürklin, Wilhelm/Klein, Markus: Wahlen und Wählerverhalten. Eine Einführung, 2. Aufl., Leske + Budrich, Opladen, 1998, S 161ff

[20] vgl. Hetterich, Volker: Von Adenauer zu Schröder. Der Kampf um Stimmen, Leske + Budrich, Opladen, 2000, S. 59

[21] Stimmensplitting bedeutet, dass die Wahlkreis- und Listenstimme für unterschiedliche Parteien abgegeben werden kann, vgl Hetterich, Volker, a.a.O. S. 60

[22] vgl. Hetterich, Volker, a.a.O. S. 61

[23] vgl. Hetterich, Volker, a.a.O. S. 62

[24] vgl. ebenda

[25] vgl. Hetterich, Volker, a.a.O. S. 63

[26] vgl. Hartenstein, Wolfgang/Müller-Hilmar, Rita: Die Bundestagswahl 2002: Neue Themen – neue Allianzen. In: Das Parlament, Aus Politik und Zeitgeschichte, Bundeszentrale für politische Bildung, B 49-50/2002, S. 20

[27] vgl. Eilfort, Michael: Die Nichtwähler. Wahlenthaltung als Form des Wahlverhaltens, Studien zur Politik, Schöningh, Paderborn, 1994, S. 259

[28] vgl. Datenreport 2002, Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 2000, S. 62

[29] vgl. Datenreport 2002, a.a.O. S. 69

[30] vgl. Hetterich, Volker, a.a.O. S. 64

[31] vgl. Datenreport 2002, a.a.O. S. 39

[32] vgl. Hetterich, Volker, a.a.O. S. 64

[33] Hetterich, Volker, a.a.O. S. 65

[34] Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Ursprünge, Theorien, Instrumente und Methoden, Leske + Budrich, Opladen, 1998, S. 23

[35] Roth, Dieter, a.a.O. S. 24

[36] vgl. Roth, Dieter, a.a.O. S. 25

[37] vgl. ebenda

[38] vgl. ebenda

[39] vgl. Roth, Dieter, a.a.O. S. 26

[40] ebenda

[41] vgl. Roth, Dieter, a.a.O. S. 28

[42] Roth, Dieter, a.a.O. S. 30

[43] vgl. Roth, Dieter, a.a.O. S. 31

[44] vgl. Roth, Dieter/Jung, Matthias: Ablösung der Regierung vertagt: Eine Analyse der Bundestagswahl 2002. In: Das Parlament, Aus Politik und Zeitgeschichte, Bundeszentrale für politische Bildung, B 49-50/2002, S. 16

[45] vgl. Metje, Matthias: Wählerschaft und Sozialstruktur im Generationswechsel, Wiesbaden, 1994, S. 106

[46] vgl. http://homepages.compuserve.de/agaumann/pol_sys_brd/node12.html, Stand 29.7.2003

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Politikverdrossenheit - Wählerverhalten in Deutschland
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Politikwissenschaft)
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
36
Katalognummer
V21747
ISBN (eBook)
9783638252898
ISBN (Buch)
9783638691826
Dateigröße
574 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politikverdrossenheit, Wählerverhalten, Deutschland
Arbeit zitieren
Claudia Werner (Autor:in), 2004, Politikverdrossenheit - Wählerverhalten in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21747

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