Der Text Jes 24-27 gehört zu einem der umstrittensten im Ersten Testament.
Nahezu jede Frage erfährt voneinander erheblich differierende Antworten, sei es
die Frage nach seinem Aufbau, seiner Einheitlichkeit oder einem möglichen
Wachstum, die Frage nach seinem Ort innerhalb traditionsgeschichtlicher
Entwicklungen, womit auch die Frage nach seinem Verhältnis zur Apokalyptik
verbunden ist. Umstritten sind ebenso gattungs- und formkritische Zuordnungen
der einzelnen Abschnitte, und nicht zuletzt seine historische Einordnung und damit
verknüpft die Identität der Stadt, die in diesem Text einen bedeutenden Platz
einnimmt. Von einem Konsens ist die Forschung weit entfernt. Nur am Rande
allerdings wurde die sozialgeschichtliche Fragestellung an diesen Text
herangetragen. Deshalb wird diese Frage in der vorliegenden Arbeit im Mittelpunkt
stehen. Es soll untersucht werden, in welcher Weise der Text die sozialen,
ökonomischen, politischen sowie kulturellen Bedingungen des gesellschaftlichen
Kontextes seiner Entstehungszeit widerspiegelt, und wie er versucht, diese
Verhältnisse theologisch zu reflektieren.
Kurz sei zu Beginn das Vorgehen skizziert. In einem ersten Schritt wird die
Einheitlichkeit des Textes begründet. Daran schließt sich der Vorschlag einer
Gliederung an, der versucht, der Komposition des Textes gerecht zu werden. Im
Hauptteil der Arbeit beleuchte ich den sozialgeschichtlichen Hintergrund von
Jes 24-27. Dabei gehe ich zuerst Hinweisen nach, die der Text über
gesellschaftliche Zustände und Konfliktkonstellationen gibt. Von diesen Indizien
ausgehend wird eine historische Einordnung des Textes versucht. Im Anschluss
daran erfolgt eine ausführliche Beschäftigung mit der Situation und den
Vorstellungen der Gruppe der Gerechten, aus deren Perspektive der Text
vermutlich verfasst worden ist. Einen besonderen Platz nimmt in diesem
Zusammenhang das Motiv der Stadt ein. Die Auseinandersetzung mit seinen
sozialgeschichtlichen und theologischen Implikationen erfolgt deshalb in einem
eigenen Abschnitt. Der Versuch einer genaueren Charakterisierung der
TrägerInnengruppe sowie eine Verortung von Jes 24-27 innerhalb des
theologischen Diskurses seiner Entstehungszeit durch eine Verhältnisbestimmung
zu anderen ausgewählten zeitgenössischen Theologien und Texten bilden den
Abschluss der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Text
2.1 Die Einheitlichkeit des Textes
2.1.1 Der Text als Einheit
2.1.2 Auseinandersetzung mit literarkritischen Eingriffen
2.2 Gliederung
3. Zum sozialgeschichtlichen Hintergrund
3.1 Gesellschaftliche Ausdifferenzierung und Konfliktlagen
3.2 Datierung
3.3 Die Gerechten
3.3.1 Die Selbstbezeichnungen
3.3.2 Die gegenwärtige Situation – Jes 26,7-
3.3.3 Die Zukunftsvorstellungen
3.3.3.1 Das Gericht
3.3.3.2 Die Heilsvorstellungen
3.4 Die Stadt
3.4.1 Die Identität der Stadt
3.4.2 Sozialgeschichtliche Implikationen des Stadtmotivs
3.4.2.1 Das Verhältnis Stadt - Land
3.4.2.2 Der Einfluss hellenistischer Stadtkultur in Judäa
4. Der Ort von Jes 24-27 in der frühhellenistischen Gesellschaft Judäas
4.1 Die TrägerInnengruppe
4.2 Eine theologische Einordnung
5. Zusammenfassung
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Text Jes 24-27 gehört zu einem der umstrittensten im Ersten Testament. Nahezu jede Frage erfährt voneinander erheblich differierende Antworten, sei es die Frage nach seinem Aufbau, seiner Einheitlichkeit oder einem möglichen Wachstum, die Frage nach seinem Ort innerhalb traditionsgeschichtlicher Entwicklungen, womit auch die Frage nach seinem Verhältnis zur Apokalyptik verbunden ist. Umstritten sind ebenso gattungs- und formkritische Zuordnungen der einzelnen Abschnitte, und nicht zuletzt seine historische Einordnung und damit verknüpft die Identität der Stadt, die in diesem Text einen bedeutenden Platz einnimmt. Von einem Konsens ist die Forschung weit entfernt. Nur am Rande allerdings wurde die sozialgeschichtliche Fragestellung an diesen Text herangetragen. Deshalb wird diese Frage in der vorliegenden Arbeit im Mittelpunkt stehen. Es soll untersucht werden, in welcher Weise der Text die sozialen, ökonomischen, politischen sowie kulturellen Bedingungen des gesellschaftlichen Kontextes seiner Entstehungszeit widerspiegelt, und wie er versucht, diese Verhältnisse theologisch zu reflektieren.
Kurz sei zu Beginn das Vorgehen skizziert. In einem ersten Schritt wird die Einheitlichkeit des Textes begründet. Daran schließt sich der Vorschlag einer Gliederung an, der versucht, der Komposition des Textes gerecht zu werden. Im Hauptteil der Arbeit beleuchte ich den sozialgeschichtlichen Hintergrund von Jes 24-27. Dabei gehe ich zuerst Hinweisen nach, die der Text über gesellschaftliche Zustände und Konfliktkonstellationen gibt. Von diesen Indizien ausgehend wird eine historische Einordnung des Textes versucht. Im Anschluss daran erfolgt eine ausführliche Beschäftigung mit der Situation und den Vorstellungen der Gruppe der Gerechten, aus deren Perspektive der Text vermutlich verfasst worden ist. Einen besonderen Platz nimmt in diesem Zusammenhang das Motiv der Stadt ein. Die Auseinandersetzung mit seinen sozialgeschichtlichen und theologischen Implikationen erfolgt deshalb in einem eigenen Abschnitt. Der Versuch einer genaueren Charakterisierung der TrägerInnengruppe sowie eine Verortung von Jes 24-27 innerhalb des theologischen Diskurses seiner Entstehungszeit durch eine Verhältnisbestimmung zu anderen ausgewählten zeitgenössischen Theologien und Texten bilden den Abschluss der Arbeit.
2. Der Text
2.1 Die Einheitlichkeit des Textes
In der Forschung an Jes 24-27 wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Vorschläge hinsichtlich literarkritischer Teilungen und redaktionsgeschichtlichen Wachstums dieses Textes gemacht.[1] Grundlage für die ersteren sind vor allem „Brüche“ im „logischen“ Verlauf des Textes, formgeschichtliche und kolometrische Analysen; Kriterium für die redaktionsgeschichtliche Fragestellung u.a. die Vorstellung einer kontinuierlichen und geradlinigen Entwicklung bestimmter Anschauungen und Traditionen innerhalb der Religionsgeschichte Israels. Die Ergebnisse der Untersuchungen variieren dabei aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen der jeweiligen ForscherInnen hinsichtlich der Anwendung obengenannter Grundlagen und Kriterien erheblich. Eine allgemein anerkannte Lösung konnte somit bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gefunden werden.
Hier soll ein anderer Weg gegangen werden. Jes 24-27 stellt m.E. eine einheitliche Komposition dar, die Notwendigkeit zu literarkritischen Eingriffen und der daraus folgenden Annahme eines Wachstums des Textes ist nicht gegeben.[2] Das soll im Weiteren in zwei Schritten begründet werden. In einem ersten Schritt möchte ich für die Einheit des Textes argumentieren, in einem zweiten mich mit den wichtigsten literarkritischen Eingriffen auseinandersetzen.[3]
2.1.1 Der Text als Einheit
Bei einem ersten Lesen erscheint Jes 24-27 allerdings als ein Text, der sich nicht sofort als Einheit zu erkennen gibt. Die einzelnen Abschnitte erweisen sich „as being disparate in genre and style“[4], aber, und auch hier ist Watts recht zu geben, „intentionally put together as a cantata or liturgy“[5]. Diese Absicht lässt sich auf mehreren Ebenen erkennen.
Eine stilistische Untersuchung zeigt zwei Besonderheiten des Textes. Zum einen fallen phonetische Phänomene auf, die sich durch den gesamten Text ziehen. Dies sind vor allem Wortwiederholungen, Alliterationen und Paronomasien. Besonders eindrücklich ist dabei die gehäufte Verwendung von Alliterationen und Paronomasien in der Gerichtsschilderung in Jes 24. Die Verdoppelung von Worten tritt vor allem in Jes 26 auf, insbesondere in der Form der Anadiplosis.[6]
Zum anderen ist das häufige Vorkommen von Hapaxlegomena zu erwähnen. Als Beispiele seien hier genannt: hY"aiv. (24,12), yzIr" (24,16), hp'sea] (24,22), jAl (25,7), hn"med>m; und !Bet.m; (jeweils 25,10), tABr>a' (25,11), rv;Wy (Hophal, 26,1), !AtL'q;[] (27,1), hN"t,ycia] (von twc – 1.Singular Imperfekt + Suffix 3.Plural) und h['f.p.a, (von [fp – 1.Singular Imperfekt + h-Kohortativum; jeweils 27,4), ha'S.as; (27,8) und rgI (27,9).[7]
Auf einer semantischen Ebene ist der Gebrauch von Worten beachtenswert, die den gesamten Text prägen. An erster Stelle ist hier #r<a, anzuführen. Dieses Wort kommt vor allem in Jes 24 vor, aber auch in den weiteren Kapiteln spielt es eine wichtige Rolle. In den meisten Fällen ist es dabei nicht auf eine nationale Größe beschränkt, sondern meint die gesamte Erde, wobei sicherlich eine gewisse Doppeldeutigkeit mitschwingt.[8] In diesen Kontext gehören ebenfalls noch lbeTe und #r<a, ybev.yO. Zusammen geben diese drei Worte dem Text eine universale Ausrichtung.
Eine zweites Wort hy:r>qi bzw. ry[i eröffnet ein weiteres Bedeutungsfeld, welches für alle vier Kapitel prägend ist. In vier Abschnitten beschäftigt sich der Text mit einer Stadt: in 24,7-12; 25,1-5; 26,1-5 und 27,10-11. Dieses wiederkehrende Motiv hat somit den Charakter eines Leitmotivs.
Besonders in den Kapiteln 25 und 26 tauchen drittens mehrere Bezeichnungen für Menschengruppen auf, die sich einander gegenüberstehen: u.a. lD" und !Ayb.a, auf der einen sowie ~yrIz" und ~yciyrI[' auf der anderen Seite.
Ein viertes Wort sei hier erwähnt, welchem eine wichtige Bedeutung in der Beschreibung von Gottes Handeln zukommt: dqp. Insgesamt siebenmal kommt es vor (24,21.22; 26,14.16.21; 27,1.3). In fast allen Fällen, bis auf 27,3, beschreibt es das richtende Eingreifen Gottes, sowohl gegen kosmische Kräfte als auch bestimmte Gruppen auf der Erde.[9]
Als kurze Zusammenfassung dieser sematischen Untersuchung kann hier festgehalten werden, dass die vier Wortfelder vier Themenbereiche eröffnen, welche im Mittelpunkt von Jes 24-27 stehen: Universalität, das Schicksal einer Stadt, der Gegensatz zwischen bestimmten Gruppen von Menschen sowie das Thema des Gerichts.
Bei einer Untersuchung der Komposition des Textes ist besonders die Gegensätzlichkeit der entworfenen Bilder bemerkenswert. So bildet die Darstellung des Gerichtes in Jes 24 eine Negativfolie, zu der im weiteren Textverlauf positive Gegenbilder konstruiert werden.[10] Ein erstes taucht in 25,6-8 auf. Dem Verwelken des Weinstocks (24,7), dem Fehlen des Weines (24,9) und der Klage um den Wein (24,11) steht das Bild des Mahles in 25,6 entgegen; eines Mahles, bei dem kein Mangel herrscht an ~yqiQ'zUm. ~yrIm'v.. Daneben steht ein weiteres positives Bild in 25,7.8: JHWH wird die Trauer beenden, indem er von allen Gesichtern die Tränen abwischen wird. Diese Hoffnungen stellen einen Kontrast zum Seufzen der Menschen in 24,7 und dem Ende der Freude in 24,8.11 dar.
Ein ähnliches Gegenstück zu Jes 24 bildet das gesamte Kapitel 27. In Jes 24 fehlt der Wein, in 27,2 wird ein dm,x, ~r,K, besungen. Den Bildern des Verdorrens und Verwelkens der Erde und des Weines (24,4.7) steht das Tränken des Weinbergs (27,3) sowie das Blühen und Knospen Israels und Jakobs (27,6) gegenüber. Das Gerichtshandeln Gottes in 24 wird mit der Aussage JHWHs yli !yae hm'xe kontrastiert (27,4). In 24,5 werden die Ursachen für das Gericht Gottes beschrieben, in 27,5 die
Bedingungen für ein mögliches Miteinander mit JHWH genannt. Und als ein letztes Bild ist besonders beachtenswert das Bild des Zerstreuens der BewohnerInnen der Erde in 24,1, dem die Sammlung der ~yxiD"NIh;w> ~ydIb.aoh' aus Ägypten und Assur in 27,13 entgegengestellt ist. Diese Gegenüberstellung bildet somit einen Rahmen, der zudem auch noch eine wichtige inhaltliche Entwicklung im Text anzeigt: von der Zerstreuung zur Sammlung, von der Verzweiflung zur Hoffnung, vom Gericht zur Rettung.
Bei einer Betrachtung von Jes 24-27 in seinem weiteren Kontext fallen zahlreiche Bezüge zu Texten im Jesajabuch, aber auch zu Texten in anderen prophetischen Büchern auf. Ein Großteil dieser Bezüge zeichnet sich dabei durch eine ausweitende und universalisierende Tendenz aus. Dieser Umstand macht es wahrscheinlich, dass Jes 24-27 im Verhältnis zu diesen Texten jünger ist: vorhandene Texte werden aufgenommen und ihre partikularen Vorstellungen erweitert. Es ist m.E. möglich, von einer den ganzen Komplex Jes 24-27 betreffenden hermeneutischen Perspektive zu sprechen, die Texte aus der prophetischen Tradition benutzt und für den neuen Zusammenhang universalisierend auslegt. Nur einige Beispiele seien hier angeführt.
Formen der Wurzeln qqb und qlb in Jes 24,1 finden sich zusammen nur noch in Nah 2,3. Dort beziehen sie sich auf die Zerstörung von Ninive, in 24,1.3 der gesamten Erde. Jes 24,2 nimmt !heKoK; ~['k' hy"h'w> aus Hos 4,9 auf, weitet die Aufzählung der sich gegenüberstehenden Menschengruppen aber aus. In 24,17f. findet sich ein Sprichwort, welches so auch in Jer 48,43f. steht. Dort bezieht es sich auf den ba'wOm bvewOy, hier in 24,17 auf den #r<a'h' bvewOy. Nur in Jes 1,8 und Jes 24,20 wird eine hnI"Wlm. erwähnt, in Jes 1,8 wird die Tochter Zion mit ihr verglichen, in 24,20 die Erde. Ex 24,9-11 spricht davon, dass siebzig der Ältesten von Israel Gott schauen durften und ein Mahl hielten. Jes 25,6-8 dehnt diese Vorstellung von einem Mahl vor bzw. mit Gott auf alle Völker aus. In Jes 26,21 wird der Aufbruch JHWHs von seinem Ort angekündigt. Dieselbe Formulierung verwendet Mi 1,3: wOmwOqM.mi aceyO hw"hy> hNEhi-yKi. Hier zieht JHWH aus wegen der Übertretungen Jakobs und des Hauses Israel, in 26,21 um die Sünden des #r<a'h' bveyO heimzusuchen.
Die Verbindung dieser unterschiedlichen Linien, insbesondere die Gegenüberstellung der gegensätzlichen Bilder, die durchgehende hermeneutische Perspektive einer universalisierenden Auslegung traditioneller Texte, aber auch die vier gezeigten Wortfelder, welche den gesamten Text prägen, sprechen m.E. gegen die Notwendigkeit literarkritischer Teilungen. Eher lassen sie die Vermutung wahrscheinlicher erscheinen, Jes 24-27 als einheitliche Komposition zu begreifen.
2.1.2 Auseinandersetzung mit literarkritischen Eingriffen
Kurz soll auf die verbreiteten literarkritischen Eingriffe eingegangen werden. Oft wird das gesamte Kapitel 27 als uneinheitliche und stufenweise Fortschreibung des Textes 24-26 angesehen.[11] Dagegen sprechen m.E. die obengenannten Beziehungen zwischen Kapitel 24 und 27, die durch ihre gegensätzlichen Bilder so etwas wie einen Rahmen bilden und die gedankliche Entwicklung von 24-27 anzeigen. Besonders wichtig allerdings ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass die Konstruktion von Jes 26,13-27,11 in Anlehnung an Hos 13,4-14,10 als Interpretation dieses Textes erfolgt ist, was Day überzeugend gezeigt hat.[12] Diese Einsicht spricht damit auf der einen Seite für die Einheit von Kapitel 27 selbst[13] und lässt auf der anderen Seite auch keinen Raum für die Annahme einer zeitlich späteren Hinzufügung von Jes 27 an Jes 24-26.
Eine weitere oft geäußerte Vermutung ist die Abtrennung von Jes 24,21-23 und Jes 25,6-8(10a).[14] Doch lässt diese Auffassung die planmäßige Komposition des großen Mittelteils 24,21-26,6 außer acht, in dem die prophetischen Ankündigungen 24,21-23; 25,6-8; 25,10b-12 im Wechsel mit den Liedern 25,1-5; 25,9-10a; 26,1-6 stehen.[15]
Gegen die Zugehörigkeit schließlich von Jes 25,10b-12 zum ursprünglichen Textbestand wird geltend gemacht, dass diese Verse mit ihrer Verurteilung Moabs gegen die universalisierende Tendenz des gesamten Textes verstoßen. Dagegen ist mit Scholl einzuwenden, dass diesem Urteil „neuzeitliche Vorstellungen von Universalität“[16] zugrunde liegen, die möglicherweise bedrückende Erfahrungen ausblenden. Worin diese bestanden haben könnten, ist für uns heute nicht mehr nachvollziehbar.[17] Daneben sprechen der eben gezeigte kompositionelle Wechsel von prophetischen Ankündigungen und Liedern gegen eine spätere Hinzufügung von Jes 25,10b-12.
2.2 Gliederung
Mit dem vorgetragenen Argumentationsgang wurde versucht, die Einheitlichkeit von Jes 24-27 einsichtig zu machen. Die Gliederung der Komposition, die hier vorgeschlagen wird, orientiert sich vor allem an syntaktischen Hinweisen, die auf Einschnitte innerhalb des Textes hindeuten. Die Benennung der Abschnitte erfolgt nach inhaltlichen Kriterien, formkritische werden, da in einigen Fällen eine genaue Gattungsbestimmung schwierig ist, nur als Ergänzung hinzugezogen. Zusätzlich wird in der Gliederung die jeweilige Zeitperspektive der einzelnen Abschnitte berücksichtigt.
Der erste große Abschnitt 24,1-20 ist durch hNEhi vom Vorherigen abgegrenzt. Er wird durch die Schilderung des Schicksals der Erde bestimmt – allein #r<a'h' bzw. #r,a, kommen sechzehnmal vor. Der inhaltliche Bogen wird von der Entleerung der Erde (24,1) bis zu ihrem endgültigen Fall gezogen (24,20): ~Wq @ysito-al{w> hl'p.n"w>. Innerhalb dieses Abschnitts lassen sich Unterabschnitte ausmachen. Der erste stellt so etwas wie das Programm für die folgende Schilderung dar und endet in 24,3 mit der Formel hZ<h; rb'D'h;-ta, rB,DI hw"hy> yKi. Im nächsten Abschnitt wird der Grund für das umkehrende Eingreifen JHWHs angegeben. Er endet mit dem betonten zweifachen !Ke-l[; in 24,6. Der dritte Teil beschreibt das Ende der Freude und der Stadt, er wird abgeschlossen durch eine bestätigende Zusammenfassung des bis dahin Dargestellten: ~yMi[;h' %AtB. #r<a'h' br<q,B. hy<h.yI hko yKi (24,13). 24,14 wird eingeleitet durch einen betonten Subjektwechsel: hM'he. In 24,15 ergeht ihre Aufforderung zum Jubel an andere Menschen (Imperativ Plural). 24,16 schildert die Reaktion auf den Jubel: durch einen Subjektwechsel in die 1.Person, erst Plural,
dann Singular, wird eine andere handelnde Gruppe eingeführt. In beiden Abschnitten sind die SprecherInnen demnach in jeweils zwei Gruppen unterschieden.[18] In 24,17 wird die Gerichtsschilderung wieder aufgenommen und bis 24,20 fortgeführt. Formkritisch betrachtet kann die Gerichtsschilderung 24,1-13 wohl nur ganz allgemein als prophetische Gerichtsankündigung bezeichnet werden. Die Anklage erfolgt in 24,5, die Darstellung der Konsequenzen der zu bestrafenden Handlungen in den übrigen Versen.[19] Das überwiegend hier vorkommende Perfekt ist in diesem Fall als Perfekt Propheticum aufzufassen, die zeitliche Perspektive ist damit eine zukünftige. 24,14-20 ähnelt einem Disputationswort mit These (24,14-16aa), Gegenthese (24,16ab-18a) und Begründung der Gegenthese (24,18b-20).[20] Es liegt deshalb nahe, hier auch einen Wechsel in der zeitlichen Perspektive zu sehen, und zwar insofern, dass in der Gegenwart über die richtige Interpretation der eben erfolgten Gerichtsankündigung gestritten wird. Die Begründung der Gegenthese handelt dann wieder von den zukünftigen Ereignissen des Gerichts.
In 24,21 wird mit dem ersten Vorkommen von aWhh; ~AYB; hy"h'w> im Bereich Jes 24-27 die Darstellung der Ergebnisse des erwarteten Gerichts begonnen.[21] Die gesamte zeitliche Perspektive des Abschnitts ist eine zukünftige. Auf die Schilderung des Beginns der Königsherrschaft JHWHs 24,21-23 folgt in 25,1-5 ein Danklied, eingeleitet durch die Eröffnungsformel hT'a; yh;l{a/ hw"hy>. Syntaktisch ist es im Singular gehalten, inhaltlich hat es jedoch eine weitere Perspektive. Von daher kann es durchaus als stellvertretend vom prophetischen Ich gesungener „communal thanksgiving song“[22] bezeichnet werden. Der nächste Hinweis auf einen Einschnitt findet sich in 25,6, das Perfekt Konsekutivum hf'['w>. Dieser Abschnitt besteht aus zwei Teilen: der Schilderung des Mahles der Völker, welche mit rBeDI hw"hy> yKi abgeschlossen wird, und dem Dank der Teilnehmenden, eingeleitet wiederum mit aWhh; ~AYB; rm;a'w>.[23] Angeschlossen mit adversativem w> wird in 25,10b-12 der Ausschluss Moabs von der Rettung angekündigt. Darauf folgt in 26,1-6 ein weiteres Lied, dessen eindeutige formkritische Einordnung schwer fällt,[24] eröffnet erneut mit der Formel aWhh; ~AYB;.
Der nächste Teil 26,7-21 beinhaltet in v7-18 eine Klage über die gegenwärtige Situation der SprecherInnen, welche in 26,19 mit einem Heilsorakel und in v20f. mit einer erneuten Bestätigung der Nähe des Gerichtes JHWHs beantwortet wird: AmAqM.mi aceyO hw"hy> hNEhi-yKi.[25]
Jes 27 ist durch das viermalige aWhh; ~AYB; bzw. aWhh; ~AYB; hy"h'w> gegliedert, wodurch sich die zeitliche Perspektive wiederum als eine zukünftige zu erkennen gibt. Nach dem Sieg JHWHs über die Urungeheuer (27,1) wird das neue Israel beschrieben. Ein Lied JHWHs vergleicht es zuerst mit einem Weinberg (27,2-6). In 27,12-13 wird der Text abgeschlossen durch die Ankündigung der Sammlung Israels aus Ägypten und Assur aWhh; ~AYB;. Eingeschoben in v7-11 ist eine Reflexion über die Art des Gerichts an Israel, welche aus zwei Teilen besteht, der zweite Teil v10f., der das Ende der Stadt zum Thema hat, ist durch yKi an v7-9 angebunden. Dieses Disputationswort[26] – die These in 27,7 und die Gegenthese in 27,8-11[27] – lässt es wahrscheinlich erscheinen, hier, wie bereits in 24,14-18a(20), eine Diskussion in der Gegenwart um die Interpretation des Gerichts zu sehen.
Für die Gliederung von Jes 24-27 ergibt sich demnach folgendes Bild:
Zeitliche Perspektive
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Zum sozialgeschichtlichen Hintergrund
Zunächst erscheint Jes 24-27 für eine historische Einordnung und Auswertung relativ unzugänglich. Er weckt den Eindruck zeitloser Gültigkeit. Trotzdem enthält er m.E. einige Hinweise auf konkrete politische, ökonomische und soziale Verhältnisse. Diesen Hinweisen soll hier nachgegangen werden. In einem ersten Schritt suche ich dabei nach Indizien, die Rückschlüsse auf gesellschaftliche Ausdifferenzierungen und damit verbundene Konflikte geben können. Sie helfen zugleich bei einer Datierung des Textes, die ich unter Zuhilfenahme verschiedener Kriterien versuchen werde.
Im Anschluss daran werde ich mich mit einigen für das Thema wichtigen Motiven von Jesaja 24-27 auseinandersetzen und ihre sozialgeschichtlichen Implikationen herausarbeiten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beschäftigung mit der Stadt und den unterschiedlichen Gruppen, besonders den Gerechten.
3.1 Gesellschaftliche Ausdifferenzierung und Konfliktlagen
Einige wenige Verse geben Auskunft über die Ausdifferenzierung der Gesellschaft, vor deren Hintergrund der Text verfasst worden ist, und ihr immanenter Konfliktlagen.[28]
Gleich in Jes 24,2 wird als Konsequenz des Gerichts von der Einebnung aller Unterschiede zwischen bestimmten Gruppen von Menschen gesprochen. Aus dieser Aufzählung lassen sich erste Anhaltspunkte für ein Bild der damaligen Gesellschaft gewinnen.[29] Die Aufzählung selbst ist kunstvoll arrangiert. In den ersten vier Gegensatzpaaren steht das sozial schwächere Glied zuerst, bei den beiden letzteren ist dies umgekehrt. Grundsätzlich kann m.E. aus der Aufreihung der Gruppen auf eine soziale Spaltung der Gesellschaft in (mindestens) zwei Schichten geschlossen werden. Genauere Folgerungen erlauben das erste und die beiden letzten Paare.
!heKoK; ~['k' – so steht an herausgehobener Stelle das erste Paar. Es scheint damit auf einen grundlegenden Gegensatz in der Gesellschaft hinzuweisen. Einen König, der dem Volk anstelle des Priesters gegenüberstehen würde, gibt es offenbar nicht. Es scheint, dass ein Priester diese Rolle übernommen hat. Beide Sachverhalte geben erste Hinweise für eine Datierung des Textes. Das Fehlen eines Königs verweist auf die exilische bzw. nachexilische, die hervorgehobene Position des Priesters wohl erst auf die frühhellenistische Zeit.[30]
Die beiden letzten Paare der Aufzählung betreffen den ökonomischen Bereich. Die Umkehrung der Paare – das sozial stärkere Glied wird jetzt zuerst genannt – sowie die doppelte Behandlung des Schuldwesens können ein Hinweis darauf sein, welches Gewicht dieses Problem gehabt haben muss. Die Zusammenstellung kann aber noch weiter ausgewertet werden. Das erste Paar beschreibt das Schuldwesen mit neutralem Ton, das zweite dagegen beinhaltet eine klare sozialkritische Perspektive. Der Terminus avn/hvn beschreibt „in allen Fällen eine besonders skrupellose, gewinnorientierte Form des Darlehens speziell an arme Mitbürger“. Dieses Darlehensverhältnis beinhaltet von Seiten des Schuldners die Gegenleistung eines Pfandes, die eigene Arbeitskraft bzw. die Arbeitskraft der Kinder, wodurch der Gläubiger „ein maximales Zugriffsrecht auf den Schuldner erhält“. Die „fast unausweichliche Folge (ist) Leibeigenschaft oder Verkauf in die Sklaverei“.[31]
Weitere Begriffe, die auf gesellschaftliche Gruppen hindeuten, unterstreichen die soziale Aufspaltung der Gesellschaft. Die Gerechten stehen in Kontrast zum Frevler (26,7.10), die Armen stehen den Gewalttätigen und den Fremden gegenüber (25,4f.). Zwischen all diesen Gruppen scheint ein unversöhnlicher Gegensatz zu bestehen.[32]
Trotz der wenigen Hinweise im Text ergibt sich, dass er eine Gesellschaft zeichnet, in der es unterschiedliche Schichten gibt, zwischen denen sich soziale Gräben und Konfliktlagen zeigen.
3.2 Datierung
Die Auswertung von Jes 24-27 hinsichtlich von Andeutungen auf die innere Verfasstheit der Gesellschaft hat auch einige Indizien für eine Datierung des Textes ergeben.[33] Wie oben schon erwähnt, deutet das Fehlen des Königs in 24,2 auf die exilische bzw. nachexilische Zeit. Ebenso verhält es sich mit der Polarität Gerechte – Frevler, die sich so wohl erst in nachexilischer Zeit entwickelt hat.[34] Des Weiteren erwies sich das Gegenüber von Priester und Volk als ein Hinweis auf die hellenistische Zeit. Durch den Wegfall von König und persischem Statthalter kam dem Hohepriester auch immer mehr die Rolle eines „politischen Repräsentanten des Gemeinwesens“[35] zu. Dazu kommt, dass dem Text wahrscheinlich keine akute politische oder militärische Bedrohung vor Augen steht; dazu fehlen konkrete Anhaltspunkte in der Schilderung des Gerichts und den übrigen Bildern des Textes. Dieser Umstand könnte auf eine längere Friedenszeit hinweisen,[36] was in hellenistischer Zeit die ptolemäische Herrschaft über Judäa im gesamten 3. Jahrhundert v.u.Z. in Frage kommen lässt.
Eine Spätdatierung wird unterstützt durch die oben bereits angedeutete Tendenz, frühere Texte der Tradition aufzunehmen und ihre Aussagen zu universalisieren, besonders im Hinblick auf ein Gericht, das nicht nur einzelne Völker betrifft, welche Israel als Feinde betrachtet, sondern unterschiedslos alle BewohnerInnen der Erde, den Himmel und die gesamte Erde.[37] Ebenso ist der Blick in eine fernere Zukunft innerhalb der Prophetie eine späte Entwicklung.[38]
Ein weiterer Hinweis ist die nicht weiter differenzierte Erwähnung von Assur und Ägypten in Jes 27,13. Sie stehen „gleichmäßig nebeneinander“, nicht als mögliche Bündnispartner für Israel wie beim Jesaja des 8. Jahrhunderts und bei Hosea, sondern „als Regionen und Machtbereiche, aus denen das deportierte Gottesvolk der Heilswende heimkehren wird; in diesem vor allem in Sach 10 und im Jesajabuch gegebenen Fall handelt es sich um Herrschaftsgebiete in der Zeit nach dem Perser- und Alexander-Reich.“[39]
Ein letztes Kriterium ist das Verhältnis von Jes 24-27 zu anderen Texten, die dieser Komplex bereits voraussetzt. Dazu gehören deutero- und tritojesajanische Texte, besonders auch der späte Text Jes 63,7-64,11.[40]
So ergibt sich als Entstehungszeit für Jes 24-27 die Zeit der ptolemäischen Herrschaft, im Engeren die längere Friedensperiode 300-221 v.u.Z. Eine genauere Datierung erscheint nicht möglich.
3.3 Die Gerechten
Es hat sich gezeigt, dass im Zentrum der Komposition Jes 24-27 der Abschnitt 26,7-21 steht. In ihm ist von der aktuellen Situation der Gerechten die Rede. Von dorther fällt dann auch ein Licht auf die Zukunftsvorstellungen, die in den 26,7-21 rahmenden Texten entwickelt werden. Sie können m.E. als Erwartungen der Gruppe betrachtet werden, die in 26,7-21 über ihren momentanen Zustand klagt. Dieser Abschnitt bildet daher den Schlüssel für das Verständnis der gesamten Einheit. Von ihm ausgehend versuche ich im Folgenden, eine Charakteristik der Gruppe der Gerechten zu geben. Im Anschluß daran werde ich mich näher mit ihren Zukunftsvorstellungen beschäftigen.[41]
3.3.1 Die Selbstbezeichnungen
Seit der sozialen Krise in der persischen Zeit im 5. Jh. v.u.Z. lässt sich in zahlreichen Texten, insbesondere in den Psalmen, in Proverbien und in Hiob, das Thema eines Gegensatzes zwischen den Gerechten und den Frevlern ([v'r") finden.[42] Bei dem Versuch einer Beschreibung der Gerechten in diesen Texten ergibt sich folgendes Bild: Der qyDIc; wandelt auf den Wegen JHWHs (Ps 1,6; Prov 2,20; 4,18), d.h. er hält seine Gebote, er freut sich an Gott (Ps 64,11). Er redet Recht (Ps 37,30; Prov 12,5) und verabscheut die Lüge (Prov 13,5). Eine soziale Einordnung ist nicht ganz eindeutig. Die Gerechten können sowohl der reichen Schicht angehören, so vor allem im Buch Hiob, aber auch in den Proverbien[43], als auch der armen Schicht, so vor allem in den Psalmen, z.B. in Ps 37 und 94. Dies scheint zuerst einmal auf einen religiösen Gegensatz hinzudeuten. Auf der einen Seite die Gerechten, die JHWH folgen, auf der anderen Seite die Frevler und Gottlosen, welche die Gebote JHWHs übertreten. Allerdings ist eine soziale Komponente, die sich ja bereits in der angesprochenen Parteinahme der Gerechten für die Armen angedeutet hat, nicht zu übersehen. Sie wird insbesondere in der Charakteristik der ~y[iv'r> deutlich. Nur einige typische Züge seien hier genannt. Schon in Jer 5,26-29 sind mit diesem Begriff die Großen und Reichen gemeint, die das Recht der Waisen und Armen missachten. Sie haben Erfolg (Ps 92,8; Hi 21,7), sind reich (Ps 37,16; 73,3.12; Hi 20,20f.), sie eignen sich unrechtmäßig fremden Besitz an und unterdrücken die Armen (Ps 10,2.8; Hi 20,19), die Menschen müssen unter ihnen leiden und seufzen (Prov 28,12.28; 29,2), sie verdrehen das Recht (Jes 26,10), sie sind hochmütig, fürchten Gott nicht und verlassen sich nur auf ihren Reichtum (Ps 10,4; 73,7-11; Hi 21,14f.). So hat die Gegenüberstellung Gerechte – Frevler durchaus, und vielleicht sogar primär, soziale Konnotationen. Das gilt auch im Hinblick auf die reichen Gerechten, die aufgrund ihrer Solidarität mit den Armen selbst von Armut bedroht sein konnten.
[...]
[1] Vgl. die Übersichten bei Scholl, Elenden, 4-22 und Wildberger, Jesaja, 893-896.
[2] So schon Anderson, Isaiah, 122, der aber noch mit späteren Hinzufügungen rechnet, z.B. Jes 25,10f., und kürzlich Scholl, Elenden, 35. Selbst Wildberger, der einen komplizierten Wachstumsprozess annimmt, unterstreicht: „Daß sie [die vier Kapitel] jetzt, wie sie uns überliefert sind, eine einheitliche Komposition darstellen, die als Zeugnis der kommenden Ereignisse bei der großen bevorstehenden Wende der Geschichte verstanden werden will, ist evident“ (Wildberger, Jesaja, 893). Und etwas weiter unten betont er noch einmal, dass er die einzelnen Schichten nicht getrennt untersuchen wird, da „die Jesajaapokalypse trotz ihrer komplizierten Vorgeschichte als einheitliche Prophezeiung der eschatologischen Wende zu verstehen ist und jede einzelne Schicht, jeder Abschnitt und jede Ergänzung erst von diesem Gesamtrahmen her ihre spezifische Aussagekraft bekommen“ (a.a.O., 905). Angesichts dieser Aussagen erscheint es mir zum einen fraglich, ob ein mögliches Wachstum des Textes plausibel begründet werden könnte, und zum anderen, welchen hermeneutischen Wert solch eine Annahme dann noch hätte.
[3] Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den einzelnen Hypothesen kann hier nicht erfolgen, dazu sei auf die jeweils angegebene Literatur verwiesen. Ich beschränke mich hier auf die m.E. wesentlichen Punkte.
[4] Watts, Isaiah, 311.
[5] Ebd. Zu dieser formkritischen Bestimmung und ihren Implikationen vgl. Kapitel 4.1. Ähnlich auch Ringgren: „Though comprising several subsections, the whole apocalypse must be considered a coherent composition.“ (Ringgren, Observations, 107).
[6] Ausführlich vgl. dazu die detaillierte Aufstellung der klanglichen Phänomene bei Mulder, Teologie, 73f., die jeweiligen Abschnitte zum Stil der einzelnen Perikopen bei Scholl, Elenden, sowie den Beitrag von Williamson, in dem er zusammenfassend unterstreicht, dass die zahlreichen Wortspiele „the result of what appear to us to be an artificial use of both language and grammar“ sind (Williamson, Sound, 9), also durchaus gewollt.
[7] Eine vollständige Liste vgl. bei Mulder, Teologie, 72.
[8] Das ist in dem Sinn zu verstehen, dass das Schicksal des Landes Israel Einfluss hat auf das Schicksal der gesamten Erde. So könnten auch die Gerichtsschilderungen in Jes 24 verstanden werden; vgl. dazu vor allem den Beitrag von Hanhart, Land, besonders 131f.
[9] Das gilt auch für den schwierigen Vers 26,16. Vgl. dazu Anm. 73.
[10] Zum Folgenden vgl. vor allem Scholl, Elenden, 180-182.
[11] So z.B. Albertz, Religionsgeschichte, 644; Kaiser, Jesaja, 145; Plöger, Theokratie, 89-94; Wildberger, Jesaja, 903f.; Sweeney, Isaiah, 350-352, der allerdings eine im Verhältnis zu 24-26 frühere Entstehung von 27 annimmt.
[12] Vgl. den Beitrag von Day, Dependence. Eine Abhängigkeit ist sehr wahrscheinlich, da zum einen zahlreiche gleiche Bilder verwendet werden, die zudem nur hier vorkommen (z.B. der lebenspendende Tau in Hos 14,6/Jes 26,19 (vgl. a.a.O., 360) sowie die Vorstellung der Wiederherstellung Israels als Blühen in Hos 14,6-8/Jes 27,2-6 (vgl. a.a.O., 361f.)). Zum anderen stehen die acht Anspielungen in Jes 26,13-27,11 bis auf eine Ausnahme in der gleichen Reihenfolge wie im Hoseatext (vgl. a.a.O., 357f.).
[13] Auch Sweeney, Gleanings, 54-58, plädiert für die Einheitlichkeit von Jes 27, da sich im gesamten Kapitel Bezüge zu Jes 1 und 17 finden.
[14] Vgl. z.B. Albertz, Religionsgeschichte, 644; Kaiser, Jesaja, 145; Wildberger, Jesaja, 898f.899f.; Plöger, Theokratie, 76f.
[15] Vgl. Scholl, Elenden, 78, im Anschluss an Bernhard Duhm.
[16] A.a.O., 97.
[17] Vgl. a.a.O., 116.
[18] Zu dieser Analyse der Aktanten vgl. Beuken, Prophet, 136f.
[19] Zur Diskussion der Form vgl. Sweeney, Isaiah, 330.
[20] Vgl. a.a.O., 328-330, der allerdings noch 24,21-23 zum Disputationswort hinzuzieht, was aber angesichts des betonten aWhh; ~AYB; hy"h'w> m.E. nicht überzeugend ist.
[21] Die Formel aWhh; ~AYB; leitet bei Jesaja durchgehend die Ankündigung zukünftiger Ereignisse ein, vgl. z.B. 2,11.17.20; 10,20.27; 11,10.11; 17,4.7.9; 31,7; 52,6.
[22] Sweeney, Isaiah, 334.
[23] Zur Bestimmung von 25,9-10a als Danklied vgl. Kaiser, Jesaja, 163f.
[24] Es hat Elemente eines Einzugliedes in den Tempel oder das neue Jerusalem (26,1f.) sowie in 26,3f. eines Vertrauensbekenntnisses bzw. einer „exhortation to trust“ (Sweeney, Isaiah, 339, der das gesamte Lied als „song of praise for YHWH’s victory“ (ebd.) bezeichnet). Koenen, Heil, 107, betrachtet 26,4-6 als Antwort der Torwächter auf die Aufforderung, die Tore zu öffnen. Zur Diskussion vgl. auch Kaiser, Jesaja, 166.
[25] Für eine ausführlichere Diskussion der Gattung von 26,7-21 vgl. Kapitel 3.3.2.
[26] Vgl. Sweeney, Isaiah, 347.349.
[27] Auch 27,12f. könnte noch zum Disputationswort hinzugezogen werden, und zwar als eine Art Begründung der Gegenthese, welche das Gericht gegen Israel als eines zum Heil, d.h. zur Sammlung aller deutet.
[28] Ich berücksichtige hier nicht die Darstellung der Stadt und nur am Rande die Motive der Gerechten, der Armen und ihrer Gegner. Vgl. dazu die Kapitel 3.3 und 3.4.
[29] Zu beachten ist hier sicherlich, dass es sich in Jes 24 um die Schilderung eines kommenden Gerichts, wie auch insgesamt 24-27 von zukünftigen Ereignissen handelt, so dass der Wert dieses Textes für Rückschlüsse auf konkrete gesellschaftliche Gegebenheiten bezweifelt werden kann. M.E. aber entstehen Zukunftsvorstellungen nicht ohne Bezug auf reale Gegebenheiten. Hoffnungen auf die Zukunft bzw. Ängste vor ihr können durchaus auch auf eine Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation zurückgeführt werden, welche sich in den Hoffnungen widerspiegelt. Dies rechtfertigt m.E., auch aus Texten wie Jes 24-27 Schlussfolgerungen über die Gesellschaft zu ziehen, in der diese Texte entstanden sind, mitunter auch im Umkehrschluss.
[30] Vgl. Albertz, Religionsgeschichte, 592-594. Ausführlich zur Datierung siehe Kapitel 3.2.
[31] Alle drei Zitate bei Hossfeld/Reuter, av'n", 662f.
[32] Diese Bezeichnungen haben neben ihrer hier herausgestellten sozialen Bedeutung sicherlich auch eine religiöse Dimension. Vgl. zur Diskussion Kapitel 3.1.1.
[33] Die Datierungen reichen von Jesaja selbst im 8. Jahrhundert v.u.Z. bis zu den makkabäischen Aufständen Mitte des 2. Jahrhunderts v.u.Z. Sie konzentrieren sich jedoch auf drei Epochen. Die erste ist die exilische Zeit. Millar, Isaiah, 114f., datiert aufgrund des „prosodic style of Isaiah 24-27 and its themes“ den Großteil des Textes in die frühexilische Zeit. Johnson, Chaos, 16f., nimmt drei Komplexe an, die von einem Autor in der Zeit von 587 v.u.Z. kurz vor dem Fall Jerusalems bis in die spätexilische Zeit verfasst worden sind. Das Exil wird in dieser Deutung mit dem Chaos, welches in Jes 24-27 beschrieben wird, gleichgesetzt. Die zweite Epoche ist die persische. Wildberger, Jesaja, 908-911, datiert aufgrund des Wortgebrauchs, der theologischen und formalen Nähe zu Haggai und Sacharja sowie der Ferne zur Apokalyptik in die Zeit zwischen 500 und 400 v.u.Z. Drittens ist dies die auch hier vertretene frühhellenistische Zeit. Steck, Abschluß, 83, datiert den Text Jes 24-27, den er zu seiner redaktionellen Fortschreibung I des Jesajabuches zählt (vgl. a.a.O., 27) um 312/311 v.u.Z. als Reaktion auf den Friedensschluss nach dem 3. Diadochenkrieg 311 v.u.Z., da die daraus entstandene Situation „als eine weltweite Festigung makedonischer Feindmacht erscheinen (musste), die nur durch Jahwes kosmisch-weltweite Vernichtung von Völkermacht zugunsten der Heilswende aufzubrechen war“ (a.a.O., 83; zu den näheren Umständen des Krieges und des Friedensschlusses vgl. Gehrke, Geschichte, 37f.). Kaiser, Jesaja, 144f., nimmt einen Wachstumsprozeß von Mitte des 4. bis Mitte des 2. Jahrhunderts v.u.Z. an. Für einen Überblick über die Datierungen des Gesamttextes bzw. der einzelnen Wachstumsstufen vgl. Wildberger, Jesaja, 905-907, Johnson, Chaos, 11-14 sowie Pagán, Poetry, 314f. Eine detaillierte Diskussion der einzelnen Datierungen und ihrer Berechtigung kann hier nicht erfolgen. Ich beschränke mich auf die Darstellung der Argumente für die hier vorgeschlagene Datierung des Textes.
[34] Vgl. Albertz, Religionsgeschichte, 541-549, besonders die Diskussion verschiedener Interpretationen dieser Gegenüberstellung a.a.O., 543-545. Zu einer genaueren Charakterisierung der Gerechten und Frevler vgl. in dieser Arbeit Kap. 3.3.1.
[35] Albertz, Religionsgeschichte, 593.
[36] So auch a.a.O., 643f.
[37] Vgl. Steck, Abschluß, 23.
[38] Vgl. Scholl, Elenden, 256. Zu den Anfängen dieser „Eschatologisierung“ in der persischen Zeit vgl. insbesondere Albertz, Religionsgeschichte, 485-487.
[39] Beide Zitate Steck, Abschluß, 23.
[40] Eine gründliche Diskussion dieses schwierigen Feldes literarischer bzw. traditionsgeschichtlicher Abhängigkeit in die eine oder andere Richtung oder aber eines gemeinsamen Diskurses über die gleichen Fragen kann hier nicht erfolgen. Dieses letzte Kriterium bleibt, wie zum Teil auch die anderen, immer auf die Annahme mehr oder weniger linearer, aufeinander aufbauender Entwicklungsstufen theologischer Vorstellungen angewiesen – die Möglichkeit eines Nebeneinanders, Ineinanders, von Rückschritten, eines „Hin und Zurück“ von Entwicklungen ist selten im Blick – und somit bleibt es auch immer vorläufig. Ausführlich zum Verhältnis von Jes 24-27 zu anderen vorausgesetzten Texten vgl. Scholl, Elenden, 258-265.
[41] Auf ihre Beziehung zur Stadt werde ich in diesem Abschnitt nur am Rande eingehen, da sich das folgende Kapitel ausführlich mit diesem Problembereich beschäftigen wird.
[42] Vgl. Albertz, Religionsgeschichte, 543.
[43] Prov 29,7 sagt, dass der Gerechte die Rechtssache der ~yLiD: kennt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass er selbst nicht zu diesen gehört.
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