Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hat sich die europäische Politik so grundlegend
verändert wie seit dem Zweiten Weltkrieg noch nicht geschehen. Vor 1989 prägten
Begriffe wie „Kalter Krieg“, „Kampf der Systeme“ und „Nukleare Abschreckung“ die
internationale Politik, dies änderte sich innerhalb weniger Jahre: „Aussöhnung“,
„Partnerschaft“, „Osterweiterung“ und „Solidarität“ wurden die neuen Schlagworte.
Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft wurden darüber hinausgehend wegweisende
Maßnahmen beschlossen: Grenzen für Personen, Güter, Kapital und Dienstleistungen
wurden abgebaut, die wirtschaftliche Union der Mitgliedsstaaten nach fast vierzig Jahren
vollendet, die neu eingeführte gemeinsame Währung hat sich neben dem Dollar als zweite
Weltwährung etabliert.
Diese spannende Zeit soll Thema dieser Arbeit sein. Dabei soll das Hauptaugenmerk auf
der deutschen Partei liegen, die in diesen Umbruchjahren den Regierungschef der
Bundesrepublik Deutschland stellte: die CDU. Helmut Kohl und seine Regierung haben
die deutsche Europapolitik der 80er und 90er Jahre maßgeblich geprägt, die Leitbilder, die
in dieser Zeit die Politik bestimmten sollen Thema der ersten beiden Kapitel dieser
Abhandlung sein.
Im dritten Kapitel werden jene Veränderungen in der Europapolitik der CDU zur Sprache
kommen, die sich schon in der Spätphase der Ära Kohl andeuteten. Das alte Kohl’sche
Leitbild der „Vereinigten Staaten von Europa“ wurde durch seine Nachfolger in den
Hintergrund gedrängt, bei Fragen zur Finalität der Europäischen Union stand ein
Überdenken des Systems der Staatengemeinschaft im Vordergrund und ma n wollte den
Begriff der Nation nicht aufgeben, Reformen der bestehenden Verträge rückten dadurch in
den Mittelpunkt der Diskussionen. Nach 1998 spielte in europapolitischen Fragen
Wolfgang Schäuble die entscheidende Rolle bei der Positionierung der CDU, deshalb
sollen seine Ansätze den dritten Teil der Abhandlung prägen.
Das heißt im Klartext, dass sich die Vision eines zukünftigen Bundesstaates Europa, die es
in der Zeit vor 1989 noch in der CDU gab, in den folgenden Jahren aufgelöst hat. An ihre
Stelle sind häufig auf dem bestehenden System beruhende Reformgedanken getreten, die
mittlerweile parteiübergreifend anerkannt werden und sich nur in Details voneinander
unterscheiden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ära Kohl
- Kohls politischer Hintergrund
- Kalter Krieg und politische Wende - Kohls Europapolitik der 80er Jahre
- Der Charakter der europäischen Leitbilder der CDU-Politik
- Die Einheitliche Europäische Akte (EEA)
- Die politische Wende - eine neue CDU-Europapolitik?
- Umsetzung der gemeinsamen Währungspolitik im Zeichen der deutschen Wiedervereinigung
- Neue Leitbilder in der Post-Maastricht-Debatte in den Unionsparteien
- Die CDU in der Opposition
- Subsidiarität und Renationalisierung als neue Leitbilder?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Leitbilder der CDU-Europapolitik von Helmut Kohl bis Angela Merkel, wobei der Schwerpunkt auf den Jahren 1980 bis 1998 liegt. Sie beleuchtet die Veränderungen in der deutschen Europapolitik vor dem Hintergrund der politischen Wende und der deutschen Wiedervereinigung.
- Die Entwicklung der Leitbilder der CDU-Europapolitik in der Ära Kohl
- Die Bedeutung der deutschen Wiedervereinigung für die europäische Integration
- Der Wandel der Leitbilder in der CDU nach 1998
- Die Rolle der Subsidiarität und Renationalisierung in der CDU-Europapolitik
- Die Bedeutung der "Vereinigten Staaten von Europa" für die CDU
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erläutert die Bedeutung der europäischen Integration für die deutsche Politik im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Sie stellt die Hauptaugenmerke dieser Arbeit auf die CDU-Europapolitik unter Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble dar.
Die Ära Kohl
Dieses Kapitel unterteilt die Europapolitik der Kohl-Regierungen in zwei Phasen: Die Zeit vor und nach der politischen Wende. Es beleuchtet Kohls politischen Hintergrund, die Auswirkungen des Kalten Krieges auf die deutsche Europapolitik und die Rolle der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA).
Die CDU in der Opposition
Dieses Kapitel untersucht die Veränderungen in der CDU-Europapolitik nach 1998. Es analysiert die neuen Leitbilder der Subsidiarität und Renationalisierung, die in der Spätphase der Ära Kohl aufkamen.
Schlüsselwörter
CDU-Europapolitik, Helmut Kohl, Angela Merkel, Kalter Krieg, politische Wende, deutsche Wiedervereinigung, Einheitliche Europäische Akte (EEA), Subsidiarität, Renationalisierung, "Vereinigte Staaten von Europa"
- Arbeit zitieren
- Matthias Thiele (Autor:in), 2003, Leitbilder der CDU-Europapolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21823