Die sechs Wahlen, die nach Unterzeichnung des Dayton-Abkommens am 14.12.1995 in
Paris in den vergangenen fünf Jahren in Bosnien und Herzegowina stattgefunden haben,
zählen zu den „komplexesten Wahlen der Geschichte“1. Dies hat vor allem zwei Gründe.
Zum einen waren die Ausgangsbedingungen aufgrund der verheerenden Folgen des
Bürgerkrieges äußerst schwierig. Zum anderen sah die im Dayton-Abkommen (Annex 4)
festgelegte neue Verfassung einen komplizierten Aufbau des Staates Bosnien und
Herzegowina vor.
Die Ergebnisse dieser Wahlen wurden oft und ausführlich behandelt. Es soll hier deshalb
nicht darum gehen, die Wahlergebnisse in allen ihren Einzelheiten darzustellen. Im
Mittelpunkt soll vielmehr die Fragestellung stehen, welche Rolle die Wahlen und damit
auch die OSZE als Organisatorin der Wahlen im Rahmen der Friedenskonsolidierung nach
dem Bürgerkrieg in Bosnien und Herzegowina gespielt haben.
In einem ersten Teil werden deshalb Überlegungen dazu angestellt, welche Ziele und
Schwierigkeiten die Durchführung von Wahlen nach Bürgerkriegen haben können.
Der zweite Teil stellt die Voraussetzungen speziell für die Wahlen in Bosnien und
Herzegowina, kurz ihre Ergebnisse2 und die Rolle der OSZE bei der Vorbereitung und
Durchführung der Wahlen dar.
In einem letzten Teil sollen dann die Wahlergebnisse, besonders der ersten Wahlen von
1996 und der letzten vom November 2000, im Hinblick auf Tendenzen und Hintergründe
ihrer Entwicklung analysiert und bewertet werden. Auch die Rolle und das Verhalten der
OSZE wird in die Untersuchung miteinbezogen. Zum Schluss werden einige Perspektiven
für die Entwicklung in Bosnien und Herzegowina aufgezeigt, insbesondere für die
Aufgaben der internationalen Gemeinschaft, speziell der OSZE.
1 Frowick, OSZE-Mission, 170. So der damalige Leiter der OSZE-Mission in Bosnien und Herzegowina über die ersten
Wahlen im September 1996. Das kann aber für alle Wahlen gelten, die in den folgenden Jahren in Bosnien und
Herzegowina durchgeführt worden sind.
2 Eine Auflistung der Wahlergebnisse der wichtigsten Parteien ist im Anhang dieser Arbeit zu finden. Für eine
detaillierte Aufschlüsselung aller Wahlergebnisse, auch der kleineren Parteien, der Wahlen von 1998 und 2000
(Kantonsversammlungen, Parlamente der RS, der Föderation und des Gesamtstaates, Präsident der RS) vgl.
http://www.oscebih.org/pre_results/scripts/finallesults2000.htm. Die Ergebnisse der Wahlen von 1996 sind Heilborn,
Wahlen, 310.315 entnommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wahlen nach Bürgerkriegen - Ziele und Schwierigkeiten
- Die Wahlen in Bosnien und Herzegowina
- Voraussetzungen
- Der Vertrag von Dayton
- Die Voraussetzungen in Bosnien und Herzegowina
- Die Wahlen in der Föderation und im Gesamtstaat
- Die Kommunalwahlen
- Die Rolle der OSZE
- Voraussetzungen
- Bewertungen und Perspektiven
- Die Wahlen vom 13./14. September 1996
- Die Wahlen vom 11. November 2000
- Bewertung der Rolle der OSZE
- Resümee und Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Wahlen in Bosnien und Herzegowina nach dem Dayton-Abkommen. Ziel ist es, die Rolle der Wahlen im Prozess der Friedenskonsolidierung nach dem Bürgerkrieg zu untersuchen, wobei der Fokus auf die OSZE als Organisatorin der Wahlen liegt.
- Die Herausforderungen bei der Durchführung von Wahlen nach Bürgerkriegen
- Die Bedeutung von Wahlen für die Festigung des Friedens und die Demokratisierung
- Die Rolle der OSZE bei der Vorbereitung und Durchführung der Wahlen
- Die Analyse der Wahlergebnisse im Hinblick auf Tendenzen und Hintergründe
- Die Perspektive für die Entwicklung in Bosnien und Herzegowina und die Rolle der internationalen Gemeinschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Kontext der Wahlen in Bosnien und Herzegowina dar, die nach dem Dayton-Abkommen stattfanden, und erläutert die Komplexität dieser Wahlen aufgrund der schwierigen Ausgangsbedingungen und der neuen Verfassung.
- Wahlen nach Bürgerkriegen - Ziele und Schwierigkeiten: Dieses Kapitel beleuchtet die Ziele von Wahlen im Kontext der Friedenskonsolidierung und die damit verbundenen Herausforderungen. Es wird argumentiert, dass Wahlen in destabilisierten Staaten eine komplexe Rolle spielen und das Risiko der Polarisierung und Destabilisierung bergen können.
- Die Wahlen in Bosnien und Herzegowina: Hier werden die Voraussetzungen für die Wahlen in Bosnien und Herzegowina erläutert, insbesondere der Vertrag von Dayton und die spezifischen Bedingungen in Bosnien. Das Kapitel beschreibt die Wahlen in der Föderation, dem Gesamtstaat und die Kommunalwahlen und beleuchtet die Rolle der OSZE bei der Organisation und Durchführung der Wahlen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Friedenskonsolidierung, Wahlen nach Bürgerkriegen, die Rolle der OSZE, die politische Entwicklung in Bosnien und Herzegowina, der Dayton-Vertrag, Demokratisierung, ethnopolitischer Konflikt und die Herausforderungen der internationalen Gemeinschaft.
- Arbeit zitieren
- Winfried Kändler (Autor:in), 2001, Die Wahlen in Bosnien und Herzegowina 1996-2000, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21841