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Einführung
Als BANGE (1988) dazu aufforderte, die „Mauer des Schweigens“ gegenüber dem sexuellen Mißbrauch an Jungen zu brechen, stieß er auf taube Ohren (S. 35ff.). Ein Jahrzehnt später hat sich daran im wesentlichen nicht viel geändert. In den Regalen von Buchhandlungen und Bibliotheken dominieren nach wie vor eindeutig mädchenspezifische Bücher, während man von einer angemessenen Beschäftigung mit den männlichen Opfern sexuellen Mißbrauchs nicht
sprechen kann (von einer „Aufarbeitung“ dieses zu kurz gekommenen Themas ganz zu schweigen). Diese Situation hat viel mit der Art und Weise zu tun, mit der das „Tabuthema“ sexueller Mißbrauch in Deutschland in die öffentliche Diskussion „eingeführt“ wurde.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die „Entdeckung" eines Themas
- Die Konzentration auf Mädchen - zu Lasten der Jungen
- Warum wurden die Jungen vergessen?
- Die Rolle des Feminismus
- Zwei Seiten eines Themas - oder zwei Themen?
- Exkurs zur Geschichte des sexuellen Mißbrauchs
- Die Diskussion in der Gegenwart
- Zum Aufbau dieses Textes
- Zur Definition von sexuellem Mißbrauch
- Anmerkungen zur „Definitionsfrage"
- „Myth of shared meaning"
- Definitionsklassen
- Definitionskriterien
- Bewertung der Handlungen
- Absicht des Handelnden
- Art der Mißbrauchshandlungen
- Wirkung der Handlung auf das Opfer
- Altersunterschied und Altersbegrenzungen
- Gewaltanwendung und offener Zwang
- Die Frage der Einwilligung
- Sich mißbraucht fühlen (subjektive Bewertung)
- Beurteilung der Definitionsproblematik
- Forschungstheoretische Anmerkungen
- Ausgewählte methodische Aspekte
- Definitionen
- Stichproben
- Kontrollgruppen
- Datenerhebung
- Zum Problem der Antwortverweigerung
- Zur Bedeutung methodischer Aspekte
- Probleme der jungenspezifischen Forschung
- Einseitigkeit der Forschungskonzepte
- Verzerrte Ergebnisse und unsachliche Argumentationen
- Zusammenfassung und Bewertung
- Zur Häufigkeit sexuellen Mißbrauchs an Jungen
- Zahlenangaben und ihre Bedeutung
- „Inzidenz" und „Prävalenz"
- Zahlenangaben deutscher Studien
- Inzidenzzahlen
- Prävalenzstudien
- Internationale Ergebnisse
- Bewertung der Zahlenangaben
- Die Umstände des sexuellen Mißbrauchs
- Vorbemerkungen
- Korrelationen der Umstandsvariablen
- Die Umstandsvariablen
- Beziehung zwischen Opfer und Täter
- Art der Mißbrauchshandlungen
- Häufigkeit und Dauer der Übergriffe
- Alter der Jungen bei Beginn des sexuellen Mißbrauchs
- Alter der Täter und Altersunterschied zum Opfer
- Anwendung von Zwang, Gewalt und Drohungen
- Strategien der Täter
- Geschlecht der Täter
- Aufdeckung des Mißbrauchs und soziale Reaktionen
- Beurteilung der Ergebnisse
- Theorien zur Erklärung der Folgen sexuellen Mißbrauchs
- Zur Notwendigkeit von theoretischen Modellen
- Das Modell von FINKELHOR und BROWNE
- Faktor „Traumatische Sexualisierung"
- Faktor „Verrat"
- Faktor „Ohnmacht"
- Faktor „Stigmatisierung"
- Bewertung
- Das Child Sexual Abuse Accomodation Syndrome
- Psychoanalytisch orientierte Ansätze
- Die „Verführungstheorie" von FREUD
- Die Aussagen von FERENCZ' zum sexuellen Mißbrauch
- Bewertung
- Posttraumatische Belastungsreaktion (PTBR)
- Zum Konzept der „Posttraumatischen Belastungsreaktion"
- Gestörte kognitive Konstrukte als Erklärung einer PTBR
- Bewertung
- Weitere Modelle
- Kognitive Prozesse
- Streßtheorie und Bewältigung
- Lerntheorien
- Blick auf „Systeme"
- Zusammenfassung
- Ergebnisse der Forschung zu den Folgen
- Vorbemerkungen
- Zum Mangel jungenspezifischer Untersuchungen
- Zur Problematik langer „Folgenlisten"
- Jungenspezifische Folgen?
- Gibt es ein „Mißbrauchssyndrom"?
- Kurz- und langfristige Folgen
- „Initialfolgen" bei sexuell mißbrauchten Jungen
- Psychosomatische Symptome
- Affektive Symptome
- Symptome einer gestörten Selbstwahrnehmung
- Aggressive Verhaltensweisen
- Suizidale und autoaggressive Verhaltensweisen
- Soziale Probleme und Beziehungsstörungen
- Folgen für die Sexualität
- Sonstige Symptome
- Bewertung
- Langzeitfolgen sexuellen Mißbrauchs
- Langfristige sexuelle Symptome
- Psychosomatische Beschwerden
- Störungen der Selbstwahrnehmung
- Suizidalität
- Beziehungsprobleme
- Emotionale Reaktionen und Symptome
- Sonstige Folgen
- Opfer ohne Symptome
- Bewertung der Forschung zu den Folgen
- Anmerkungen zur Praxisarbeit
- Arbeitsfelder im Zusammenhang mit sexuellem Mißbrauch
- Sexueller Mißbrauch in Psychotherapien
- Sexueller Mißbrauch in Sorgerechts- und Strafverfahren
- Diagnostik - Zur „Entdeckung" sexuell mißbrauchter Kinder
- Intervention - zum Dilemma institutioneller Hilfen
- Prävention sexuellen Mißbrauchs
- Zusammenfassung
- Diagnostisches Vorgehen
- False Negatives und False Positives
- Diagnostische Konstellationen
- Diagnostische Hilfsmittel
- Beurteilung der Möglichkeiten diagnostischen Vorgehens
- Intervention
- Grundsätzliche Fragen zur Intervention
- Konsequenzen des „Nachweisproblems"
- Anmerkungen zu verschiedenen Interventionsanleitungen
- Zusammenfassung und Bewertung
- Prävention
- Weg von „Mythen" - hin zu „starken Kindern"
- Grundgedanken der Präventionsprogramme
- Zielgruppen der Programme
- Wie effektiv sind die Präventionsprogramme?
- Negative Folgen von Präventionskonzepten
- Bewertung und Ausblick
- Beurteilung der „Praxisarbeit"
- Die andere Sicht
- Beurteilung der Antithesen
- Antithese 1: Sexueller Mißbrauch kommt selten vor
- Antithese 2: „Pädophile" Kontakte sind kein sexueller Mißbrauch.
- Antithese 3: Die sexuellen Kontakte haben keine negativen Folgen.
- Antithese 4: Traumatisierend ist nur die Reaktion auf die Kontakte.
- „Pädophile" als die „wahren Kinderschützer"?
- Zusammenfassung
- Einordnung der Ergebnisse
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Internationale Prävalenzstudien (Schüler und Studenten)
- Internationale Prävalenzstudien (Allgemeinbevölkerung)
- Ausgewählte statistische Angaben
- Fremdtäteranteil verschiedener Dunkelfelduntersuchungen
- Täterinnenanteil verschiedener Dunkelfelduntersuchungen
- Anteil einmaliger Vorfälle bei verschiedenen Dunkelfelduntersuchungen
- Sammlung von Umstandsvariablen nach JULIUS/BOEHME (1997)
- Anmerkungen zur Intervention professioneller Helfer
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema sexuellen Mißbrauchs an Jungen. Sie analysiert die Forschungsergebnisse und hinterfragt die bisherige Diskussion, die sich hauptsächlich auf Mädchen als Opfer konzentriert hat. Die Arbeit stellt die Notwendigkeit einer umfassenden Betrachtung des Themas unter Einbezug der spezifischen Situation von Jungen heraus und beleuchtet die verschiedenen Aspekte des sexuellen Mißbrauchs, von der Definition über die Häufigkeit und die Umstände bis hin zu den Folgen und der Praxisarbeit.
- Die Unterrepräsentation von Jungen als Opfer sexuellen Mißbrauchs in der Forschung und öffentlichen Diskussion.
- Die Bedeutung einer klaren Definition von sexuellem Mißbrauch und die Auswirkungen verschiedener Definitionen auf die Forschungsergebnisse.
- Die Problematik der Häufigkeitsangaben und die Schwierigkeiten, das Ausmaß sexuellen Mißbrauchs an Jungen in Deutschland zu bestimmen.
- Die verschiedenen Umstände sexuellen Mißbrauchs an Jungen und die Frage, wie sich diese auf die Folgen auswirken.
- Die unterschiedlichen Theorien und Modelle zur Erklärung der Folgen sexuellen Mißbrauchs und die Notwendigkeit eines multifaktoriellen und multisystemischen Ansatzes.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung beleuchtet die Entstehung des Themas sexueller Mißbrauch und die Konzentration auf Mädchen als Opfer. Sie thematisiert die Rolle des Feminismus und die Frage, ob es sich um zwei getrennte Themen handelt oder ob man die Ergebnisse der Mädchenforschung auf Jungen übertragen kann. Des Weiteren wird die Geschichte des sexuellen Mißbrauchs und die aktuelle Diskussion mit ihren Polarisierungen beleuchtet.
Das Kapitel „Zur Definition von sexuellem Mißbrauch" befasst sich mit der Problematik der Definition und den verschiedenen Definitionskriterien. Es wird die Frage nach der Bewertung der Handlungen, der Absicht des Handelnden, der Art der Mißbrauchshandlungen und der Wirkung auf das Opfer diskutiert. Außerdem werden die Kriterien Altersunterschied, Gewaltanwendung und die Frage der Einwilligung beleuchtet. Abschließend wird die Beurteilung der Definitionsproblematik dargestellt.
Das Kapitel „Forschungstheoretische Anmerkungen" widmet sich einer Auswahl forschungsmethodischer Aspekte, die für die Beurteilung der Aussagekraft von Forschungsergebnissen relevant sind. Es werden die Auswirkungen von Definitionen, Stichproben, Kontrollgruppen, Datenerhebung und Antwortverweigerung auf die Forschungsergebnisse diskutiert.
Das Kapitel „Zur Häufigkeit sexuellen Mißbrauchs an Jungen" befasst sich mit der Frage nach dem Ausmaß sexuellen Mißbrauchs an Jungen in Deutschland. Es werden die unterschiedlichen Zahlenangaben und die Problematik der Definitionen beleuchtet. Des Weiteren werden die Ergebnisse deutscher und internationaler Studien zum Ausmaß vorgestellt und bewertet.
Das Kapitel „Die Umstände des sexuellen Mißbrauchs" analysiert die verschiedenen Faktoren, die die Situation des sexuellen Mißbrauchs beeinflussen. Es werden die Beziehung zwischen Opfer und Täter, die Art der Mißbrauchshandlungen, die Häufigkeit und Dauer der Übergriffe, das Alter der Jungen und der Täter, die Anwendung von Gewalt und die Strategien der Täter untersucht. Außerdem wird die Frage nach dem Geschlecht des Täters und der Aufdeckung des Mißbrauchs beleuchtet.
Das Kapitel „Theorien zur Erklärung der Folgen sexuellen Mißbrauchs" stellt verschiedene Theorien und Modelle zur Erklärung der Folgen sexuellen Mißbrauchs vor. Es werden das Modell von FINKELHOR und BROWNE, das Child Sexual Abuse Accomodation Syndrome, psychoanalytisch orientierte Ansätze und das Modell der Posttraumatischen Belastungsreaktion (PTBR) vorgestellt.
Das Kapitel „Ergebnisse der Forschung zu den Folgen" befasst sich mit den Folgen sexuellen Mißbrauchs an Jungen. Es werden die Initialfolgen und Langzeitfolgen in verschiedenen Bereichen wie psychosomatische Symptome, affektive Symptome, Störungen der Selbstwahrnehmung, aggressive Verhaltensweisen, suizidales Verhalten, soziale Probleme, Folgen für die Sexualität und sonstige Symptome untersucht. Außerdem wird die Problematik von „Opfern ohne Symptome" beleuchtet.
Das Kapitel „Anmerkungen zur Praxisarbeit" analysiert verschiedene Arbeitsfelder im Zusammenhang mit sexuellem Mißbrauch. Es werden die Bereiche Psychotherapie, Sorgerechts- und Strafverfahren, Diagnostik, Intervention und Prävention beleuchtet.
Das Kapitel „Die andere Sicht" befasst sich kritisch mit verschiedenen Thesen, die von „Pädophilen" vertreten werden. Es werden die Antithesen „Sexueller Mißbrauch kommt selten vor", „Pädophile" Kontakte sind kein sexueller Mißbrauch", „Die sexuellen Kontakte haben keine negativen Folgen", „Traumatisierend ist nur die Reaktion auf die Kontakte" und „Pädophile" als die „wahren Kinderschützer" untersucht.
Das Kapitel „Einordnung der Ergebnisse" fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt die Bedeutung des Themas „Sexueller Mißbrauch an Jungen" heraus. Es wird die Notwendigkeit einer umfassenden Betrachtung des Themas und die Bedeutung der Berücksichtigung komplexer Zusammenhänge betont.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen sexuellen Mißbrauch an Jungen, Forschungsergebnisse, Definitionsprobleme, Häufigkeitsangaben, Umstände des sexuellen Mißbrauchs, Folgen sexuellen Mißbrauchs, Theorien und Modelle, Praxisarbeit, Diagnostik, Intervention, Prävention, „Pädophilie", und die Einordnung des Themas in den Kontext anderer Formen innerfamiliärer Gewalt.
- Quote paper
- Jörg Zobl (Author), 1998, Sexueller Missbrauch an Jungen - Eine kritische Bestandsaufnahme der Forschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2191
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