Aktiv und Passiv im Deutschen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

24 Seiten, Note: Gut (+)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Theoretischer Teil
1. Wesen und Bedeutung von Aktiv und Passiv
1.1. Aktiv und Passiv im Vergleich
1.2 Anschluss des Agens im Passiv
1.3. Gebrauch des Passivs in Textsorten
2. Unpersönliches Passiv
3. Problem des sein -Passivs
4. Parallelformen des Passivs (Passiv-Paraphrasen)
5. Einschränkungen beim Gebrauch des Passivs

Didaktisch-methodischer Teil
1. Stoffauswahl
2. Stoffvermittlung
2.1. Behandlung des werden -Passivs
2.2. Behandlung des sein -Passivs
3. Ausgewählte Übungen und Aufgaben
4. Eigene Didaktisierungsvorschläge für die Passivvermittlung im Unterricht Deutsch als Fremdsprache

Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

EINLEITUNG

Das zu behandelnde Thema ist unter linguistischem Aspekt gleichermaßen wichtig wie schwierig: Einerseits ist das Passiv eine häufige Form, hat ein weites Verbreitungsgebiet und einen eigenen kommunikativen Bereich. Andererseits enthält seine linguistische Beschreibung zahlreiche Probleme, die in den Gesamtgrammatiken unzureichend reflektiert werden und sehr oft auch eine unterschiedliche oder gar kontroverse Erklärung finden.

Dieses Thema stellt für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache ein schwieriges Lernobjekt dar, weil die Äquivalente in den anderen Sprachen (den Muttersprachen der Lerner) verschieden sind. So wird z. B. das werden -Passiv oft mit dem sein -Passiv verwechselt, wenn für beide grammatischen Erscheinungen des Deutschen in der Muttersprache nur ein Äquivalent vorhanden ist (etwa im Englischen) oder das sein -Passiv durch eine andere grammatische Kategorie – etwa den Aspekt – ausgedrückt wird (etwa in einigen slawischen Sprachen).

Die theoretische sowie didaktisch-methodische Fundierung der Arbeit bilden vor allem die Werke von deutschen Grammatikern L. Götze, U. Engel, Helbig/Kempter. Auch russische Autoren O. Moskalskaja und E. Schendels werden teilweise dazu herangezogen.

THEORETISCHER TEIL

1. Wesen und Bedeutung von Aktiv und Passiv

1.1. Aktiv und Passiv im Vergleich

Wesentlich für die Unterscheidung von Aktiv und Passiv ist der jeweilige Gebrauch. Die alte Regel, das Passiv sei lediglich die Umkehrung des Aktivs:

Der Hund beißt den Mann.

Der Mann wird von dem Hund gebissen.

ist also nicht aufrecht zu erhalten, da beide Sätze keineswegs identisch sind. Das Aktiv kann von der Bedeutung her nicht einfach als „Tätigkeitsform“, das Passiv nicht einfach als „Leideform“ umschrieben werden, wie das in den früheren deutschen Schulgrammatiken oft (als Übersetzung der Termini ins Deutsche) der Fall war. Oftmals drückt das Aktiv keine „Tätigkeit“ aus:

Er lebt in Deutschland.

Die Sonne scheint.

Es regnet. Was gibt es?

Sie bekommt ein Geschenk.

Ebenso bedeutet die Passiv-Struktur keineswegs nur „Leiden“:

Er wird gelobt/beschenkt. (positives Erlebnis)

Jetzt wird aber geschlafen! (energische Aufforderung)

Die ganze Nacht wurde getanzt. (aktives Verhalten)

Aktiv und Passiv bezeichnen zwar in der Regel die gleichen Sachverhalte in der objektiven Wirklichkeit, aber sie bedeuten nicht völlig dasselbe. Sie drücken den gleichen Sachverhalt unter verschiedenen subjektiven Blickrichtungen, unter verschiedenen „Sehweisen“ des Sprechers, unter unterschiedlichen Perspektiven aus. Das Aktiv lässt das Geschehen als „agensorientiert“ bzw. als „agenszugewandt“, das Passiv das Geschehen als „nicht-agensorientiert“ bzw. als „agensabgewandt“ erscheinen (vgl. Helbig/Kempter 1997, 10f)

Dem Unterschied zwischen Agenszugewandtheit und Agensabgewandtheit entspricht die Tatsache, dass im Aktiv zumeist das Agens obligatorisch genannt wird (als Subjekt im Nominativ), dass es im werden -Passiv aber nur fakultativ erscheint (als Präpositionalphrase). Allerdings kann von Agenszugewandtheit und Agensabgewandtheit nur dann die Rede sein, wenn eine Opposition zwischen den beiden Formen des Aktivs und des Passivs überhaupt vorhanden ist. Ist von einem Verb dagegen nur die Bildung des Aktivs möglich, so kann dieses Aktiv nicht mehr als agenszugewandt charakterisiert werden, sondern es ist merkmallos und enthält gar kein Agens:

Ich wohne in Lwiw.

Er bekommt einen Brief.

Es ist gewiss zutreffend, dass das werden -Passiv oft dann verwendet wird, wenn das Agens nicht bekannt ist oder nicht benannt werden soll. Falls aber im werden -Passiv das Agens in einer Präpositionalphrase ausgedrückt wird, ist es keineswegs immer „beiläufig“, sondern kann sogar besonders wichtig sein und die neue Information enthalten, vor allem dann, wenn es (was oft der Fall ist) in die rhematische Position des vom Informationsgehalt her wesentlichen Satzgliedes rückt und damit ein besonderes Gewicht erhält – im Unterschied zum Aktiv, wo das Agens zumeist in der thematischen Position am Satzanfang steht. In diesem Falle wirkt das werden -Passiv kommunikativ sogar eher als „agenszugewandt“.

Das folgende Beispiel zeigt, dass die Passivkonstruktion mit Angabe des Agens in Gestalt einer Präpositionalphrase am Ende des Satzes eines der Mittel der Hervorhebung des Agens ist:

Im Restaurant war es hell, elegant und gemütlich. Es lag gleich an der Halle, den Konversationsräumen gegenüber, und wurde, wie Joachim erklärte, hauptsächlich von neu Angekommenen, außer der Zeit speisenden Gästen, und von solchen, die Besuch hatten, benutzt. (Th. Mann)

1.2. Anschluss des Agens im Passiv

Für die Wahl der Präposition im werden -Passiv stellen manche herkömmliche Grammatiken ziemlich strenge Regeln bereit: Danach soll „von“ jeweils den Urheber, den Täter oder die Ursache bezeichnen, „durch“ schwächt den Grad der Aktivität ab und verwandelt den Täter in einen Vermittler, falls es eine Person ist, oder in ein Mittel, falls es sich um einen Gegenstand oder ein Abstraktum handelt, „mit“ bezeichnet das Mittel, das Werkzeug oder das Instrument. Ich meine, diese Regelung ist zu starr und entspricht nicht immer dem heutigen Sprachgefühl des Muttersprachlers, denn z.B. folgende Sätze werden heutzutage als normal akzeptiert:

Die Vorlage wurde durch das Parlament gebilligt.

(statt: von dem Parlament)

Die Brücke ist durch die Partisanen gesprengt worden.

(statt: von den Partisanen)

Der Bedeutungsunterschied zwischen „von“ und „durch“ macht sich meist bei ihrem Nebeneinander geltend:

Er wurde von seinem Freund durch einen Boten (einen Brief) benachrichtigt.

Das Schiff wurde von einem Flugzeug durch Bomben zertstört.

Unabhägig von den genannten qualitativen Regularitäten über die Verwendung der beiden Präpositionen beim Anschluss des Passivs gelten in den meisten Grammatiken folgende quantitative Verhältnisse: „von“ erscheint normalerweise bei Personen, auch bei Abstrakta und seltener bei Nichtlebewesen, umgekehrt erscheint „durch“ vor allem bei Sachen, auch bei Abstrakta und seltener bei Personen.

1.3. Gebrauch des Passivs in Textsorten

Aktiv und Passiv sind jeweils unterschiedliche kommunikative Strategien. Das werden -Passiv bietet die Möglichkeit, den Täter unbezeichnet zu lassen, was aus den folgenden Gründen geschehen kann:

Der Handelnde ist nicht bekannt, kann nicht konkret angegeben werden:

Dieses Gebäude wurde im 17. Jh. gebaut.

Der Handelnde darf oder soll aus irgendeinem Grund nicht genannt werden:

Das Ergebnis der Untersuchungen im Mordfall X wird nächste Woche mitgeteilt.

Der Handelnde ist belanglos; er braucht nicht genannt zu werden:

Abonnierte Tageszeitungen werden in den frühen Morgenstunden ausgetragen.

Der Handelnde hat einen allgemeinen Charakter:

Die Geschäfte in Deutschland werden um 20 Uhr geschlossen.

Der Handelnde fehlt tatsächlich:

Bei der Eisenbahnkatastrophe wurden zwei Wagen beschädigt und mehrere Personen verletzt.

Der Handelnde kann dem Text oder der Situation konkret entnommen werden:

Dieses Thema wird im Kapitel 5 erörtert (vom Verfasser).

Aktiv und Passiv sind höchst unterschiedlich auf Textsorten verteilt. Passivstrukturen dominieren also dort, wo die Darstellung des Prozesses oder des Ergebnisses des Vorgangs im Vordergrund stehen. Solche Textsorten sind:

Beschreibung historischer Prozesse

Verordnungen und Erlasse

Fachsprachen der Naturwissenschaften und Technik

Kochbücher (Kochrezepte)

Sprache der Medien, insbesondere Zeitungen

2. Unpersönliches Passiv

Formen wie es wird getanzt, der Toten wurde gedacht, es wird den Veranstaltern gedankt usw. sind Varianten des werden -Passivs (Götze 2000, 186). Dabei ist es in Terminologie dieser Passivstruktur zu einer Vielfalt gekommen: eingliedriges Passiv (Schendels), subjektlose Passivkonstruktion (Moskalskaja), neutrales Passiv (Engel), unpersönliches Passiv (Helbig/Buscha; Götze). Wir beziehen uns auf den letzten Terminus, den die meisten Verfasser verwenden. Das unpersönliche Passiv ist auf die 3. Person Singular beschränkt (es) und schließt auch intransitive, sogar subjektive Verben ein. Ist aber die erste Stelle durch eine Adverbialangabe besetzt, so fehlt das platzhaltende (einleitende) es:

Es wird getanzt. - Hier wird getanzt.

Es wird den Veranstaltern gedankt. - In München wird den Veranstaltern gedankt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Aktiv und Passiv im Deutschen
Hochschule
Universität des Saarlandes  (Germanistik)
Veranstaltung
HS: Funktionale Grammatik im Unterricht
Note
Gut (+)
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V22009
ISBN (eBook)
9783638254694
ISBN (Buch)
9783638822350
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die vorliegende Hauptseminararbeit ist der grammatischen Kategorie der Genera verbi gewidmet. Der Bereich des Aktivs und Passivs wird unter linguistischem und didaktisch-methodischem Aspekt beschrieben. Hier wird versucht, sowohl auf die Oppositionsverhältnisse zwischen Aktiv und Passiv einzugehen als auch die Kriterien für die Stoffauswahl und die Vermittlung im Unterricht Deutsch als Fremdsprache zu entwickeln. Die Arbeit bezieht auch die sogenannten Passivparaphrasen in die Beschreibung ein
Schlagworte
Aktiv, Passiv, Deutschen, Funktionale, Grammatik, Unterricht
Arbeit zitieren
Oleh Bey (Autor:in), 2003, Aktiv und Passiv im Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22009

Kommentare

  • Gast am 2.11.2007

    M.A..

    Die vorliegende Arbeit „Aktiv und Passiv im Deutschen“ von Oleg Bey lässt als wissenschaftliche Arbeit, und eine Hauptseminararbeit sollte dazu gehören, einiges zu wünschen übrig. Ihrer äußeren Form nach erweckt sie zwar den Anschein dazu zu gehören, fachlich kann es sich höchstens um einen Versuch handeln aus schlecht zusammengesuchten und veralteten Literatur zum Thema, das vom Verfasser nicht annähernd verstanden wurde, ein Essay zusammen zu kleistern. Dabei wurden die übernommenen Stellen kaum entsprechend gegenzeichnet, Hinweise in der Literaturliste (ganze 7 Autoren) sind völlig unzureichend (Plagiat). Beispiele aus dem Deutschen oft falsch gebraucht, Zusammenhang völlig unklar, häufige Grammatikfehler. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Arbeit überhaupt an einer Universität als Hauptseminararbeit angenommen oder gar „gut“ benotet wurde. Als solche ist sie „mangelhaft“.

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