Im ausgehenden Mittelalter wurden viele verschüttete antike (insbesondere griechische) Quellen wiederentdeckt. Das veränderte grundlegend das Denken der Zeit. Man stellte andere und undogmatische d. h. nicht mehr nur kirchlich gebundene Fragen. Die klassischen theologischen Texte wurden angezweifelt- unter Rückbezug auf noch ältere Autoritäten. Neue, unvoreingenommene Überlegungen und Beobachtungen kamen auf und bereiteten den Weg u. a. für die moderne Naturwissenschaft. Es wurde auch auf die vorchristlichen Quellen zurückgegriffen, vor allem auf die Astrologie, welche in der Folgezeit einen enormen Aufschwung nahm. Sie wurde nicht mehr pauschal als gnostische Irrlehre betrachtet, sondern gilt als Mantik, als Erkenntnisinstrument. Lediglich die Praxis der Prognostik wurde nach wie vor skeptisch beurteilt. Der Begriff Astrologie bezeichnet den Versuch, aus der Stellung und dem Lauf der Sterne das Schicksal der Menschen zu deuten. Die schematische Darstellung von Sonne, Planeten und Tierkreis im Augenblick eines bestimmten Ereignisses z. B. der Geburt eines Menschen nennt man Horoskop. Die Astrologie wurzelt in den Astralreligionen der orientalischen Kulturvölker des Altertums und wurde im dritten und zweiten Jahrtausend vor Christus von den Babylonern entwickelt und in der hellenistischen Zeit vom Orient übernommen und weitergeführt. Die Sternenlehre wurde im 16. Jh. zur theoretischen Grundlagenwissenschaft, welcher die Gebildeten ganz Europas anhingen. Die Astrologie, die natürliche Magie und die Experimente der Alchemie waren maßgebliche Wegbereiter der modernen Naturwissenschaft1. In vorliegender Arbeit möchte ich mich mit den Anfängen des Neuplatonismus in Westeuropa beschäftigen. Ich stelle die philosophische Positionen der zwei bedeutendsten Neuplatoniker- Marcilio Ficino und Pico della Mirandola dar und versuche die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihrer Weltlehre, ihren Bezug zur Astrologie zur Stellung des Menschen im Universum zu erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Das Konzil von Ferrara und Anfänge des Neuplatonismus in Westeuropa
- 2. Weltordnung und Stellung de Menschen in den Schriften Marcilio Ficinos
- 2. 1. Gesamtentwurf über Gott, Kosmos und Menschen in der `Theologia platonica von Marcilio Ficino`
- 2. 2. Marcilio Ficinos Bezug zur Astrologie
- 3. Pico della Mirandola und seine Stellung der Astrologie gegenüber
- 3. 1. Überblick über das Leben und das Werk von Pico della Mirandola
- 3. 2. Picos Weltenlehre
- 3. 3. Disputationes adversam astrologiam divinatricem`- ein Manifest gegen die die Astrologie
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Anfängen des Neuplatonismus in Westeuropa und untersucht die philosophischen Positionen der beiden bedeutendsten Neuplatoniker, Marcilio Ficino und Pico della Mirandola. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihrer Weltlehre, ihrem Bezug zur Astrologie und ihrer Sicht auf die Stellung des Menschen im Universum aufzuzeigen.
- Das Konzil von Ferrara und die Wiederentdeckung der antiken griechischen Philosophie
- Die Bedeutung des Neuplatonismus für die Renaissance
- Die Weltlehren von Marcilio Ficino und Pico della Mirandola
- Die Rolle der Astrologie in der Renaissance
- Die Stellung des Menschen im Universum nach Ficino und Mirandola
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Wiederentdeckung antiker Quellen im ausgehenden Mittelalter, die zu neuen Denkansätzen und Fragestellungen führte. Sie stellt den Aufstieg der Astrologie in dieser Zeit dar und beleuchtet ihre Rolle als Erkenntnisinstrument. Die Arbeit konzentriert sich auf die Anfänge des Neuplatonismus in Westeuropa und den Einfluss des Konzils von Ferrara.
Das erste Kapitel behandelt das Konzil von Ferrara und die Bedeutung des direkten Kontakts mit byzantinischen Gelehrten und Texten für den römischen Westen. Es stellt den Einfluss von Georgios Gemistos Plethon dar, der die platonische Philosophie in den Vordergrund rückte und die Gründung der platonischen Akademie in Florenz initiierte.
Kapitel 2 widmet sich der Weltlehre von Marcilio Ficino, insbesondere seinem Gesamtentwurf über Gott, Kosmos und Menschen in seiner `Theologia platonica`. Es untersucht auch Ficinos Bezug zur Astrologie und seine Sicht auf die Stellung des Menschen im Universum.
Kapitel 3 beleuchtet das Leben und Werk von Pico della Mirandola und seine Weltenlehre. Es betrachtet insbesondere seine Schrift `Disputationes adversam astrologiam divinatricem`, die ein Manifest gegen die Astrologie darstellt.
Schlüsselwörter
Neuplatonismus, Renaissance, Marcilio Ficino, Pico della Mirandola, Astrologie, Weltordnung, Stellung des Menschen, Konzil von Ferrara, Georgios Gemistos Plethon, `Theologia platonica`, `Disputationes adversam astrologiam divinatricem`.
- Quote paper
- Bozena Esskali (Author), 2002, Anfänge des Neoplatonismus in Europa und seine Position gegenüber der Astrologie. Ein Vergleich der Werke von M.Ficino und Pico della Mirandola, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22058