Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Spielfilm "Robert Koch - Der Bekämpfer des Todes", der 1939 von Hans Steinhoff gedreht wurde. Dabei soll dieser Film auf seine propagandistischen Inhalte untersucht werden, ganz besonders auf jene, die nur im Zusammenhang mit dem zeitgenössischen Kontext der Entstehung und Aufführung des Filmes im Dritten Reich verständlich sind. Dies bedeutet, dass die inhaltliche Gestaltung des Filmes in Bezug gesetzt werden soll zu den politischen und propagandistischen Informationen, die zur Zeit der damaligen Aufführung im Umlauf waren. Besonderes Augenmerk soll dabei auf antisemitische Aussagen geworfen werden.
Dem Massenmedium Film kommt mit seinem eigenständigen sprachlichen und emotionalen Code eine besondere Bedeutung für die politische Nutzung als Propagandamittel im Dritten Reich zu. Zwar existiert diesbezüglich eine Fülle von Material, die Forschung konzentrierte sich jedoch bisher immer auf eine zusammenfassende Darstellung des NS-Filmwesens oder auf die Analyse einiger weniger Filme, wie z.B. die Parteifilme von 1933 (Steinhoffs "Hitlerjunge Quex", Seitz' "SA-Mann Brand" und Wenzlers "Hans Westmar") oder "Jud Süß" (Harlan, 1941). Was fehlt, ist die Untersuchung weiterer, auf den ersten Blick nicht als antisemtisch erkennbare, Filme, deren Einordnung in den politischen Kontext sowie ihre Ergänzung durch andere propagandistische Aussagen aus unterschiedlichsten Bereichen. Das so entstehnde Bild des Wirkzusammenhangs unterschiedlichster propagandistischer Aussagen erschließt einen Einblick auf das konnotative Umfeld und eine Einschätzung der subjektiven Wahrnehmung von Filmen im "Dritten Reich".
Inhalt
Vorwort
1. Einleitung
2. Propaganda
2.1. Begriffsbestimmung
2.2. Propagandaverständnis im Nationalsozialismus
2.3. Grundlagen der NS-Propaganda
2.4. Umsetzung der Propagandatheorie
2.4.1. Ansätze zur Wirkungserklärung nationalsozialistischer Propaganda
2.4.2. Feindbilder
2.4.3. Sprachregelung
2.5. Spielfilm als Propagandainstrument im Dritten Reich
2.6. Zusammenfassung
3. Antisemitismus im Dritten Reich
3.1. Ursprünge der NS-Rassenideologie und Stellenwert im nationalsozialistischen Weltbild
3.2. Rassismus im nationalsozialistischen Weltbild
3.3. Antisemitische Propaganda im Dritten Reich
3.3.1. Das jüdische Feindbild und seine sprachliche Gestaltung
3.3.2. Antisemitische Filmpropaganda
3.4. Zusammenfassung
4. Der "Robert-Koch"-Spielfilm
4.1. Entstehungszusammenhang des Filmes
4.1.2. Produktionsdaten
4.1.3. Produktionsbeteiligte
4.1.4. Distribution und Förderung des Filmes
4.2. Besprechung in Filmkritiken
4.3. Beurteilung des Filmes in der Nachkriegsliteratur - Forschungsstand
4.4. Zusätzliche Kontextinformationen
4.4.1. Medizin und Medizinerfilm im Dritten Reich
4.4.2. Darstellung historischer Personen
5. Produktanalyse
5.1. Gliederung bzw. Segmentierung des Spielfilmes
5.1.1. Akteinteilung
5.1.2. Einteilung in Sequenzen und Subsequenzen
Übersicht I: Sequenzen (Inhalt)
Übersicht II: Sequenzen/Subsequenzen (Zeit)
5.2. Beschreibung des Verlaufsprotokolls
5.3. Auswertung
5.3.1. Gestaltung des Filmes
5.3.2. Untersuchung von manifesten propagandistischen Elementen des Filmes
5.4. Feinanalyse - Untersuchung des Feindbildes im Spielfilm
5.4.1. Auswahl und Protokollierung der Schlüsselszenen Übersicht III: Einstellungsprotokolle (Kategorien)
5.4.2. Untersuchung des Filmes auf latente propagandistische Inhalte
6. Zusammenfassung der Ergebnisse
7. Literatur- u. Quellenverzeichnis
Vorwort
Für die in dieser Arbeit vorgenommene Analyse des Spielfilms "Robert Koch - Der Bekämpfer des Todes" wurde eine Fassung des Filmes in Länge von 3098 m verwendet, die im Bundesarchiv in Koblenz vorliegt. Die Länge, die das Bundesarchiv selbst mit 3187 m angibt, kommt durch die dort gängige Zählweise zustande, die von der sonst üblichen differiert.
Diese Fassung ist die längste, die heutzutage existiert. Der Film hatte ursprünglich eine Länge von 3169 m, wobei die fehlenden 71 m durch Kopierschwund verloren gegangen sind.
An dieser Stelle möchte ich mich beim Deutschen Institut für Filmkunde in Frankfurt bzw. Wiesbaden, dem heutigen Rechtsinhaber des Filmes, und dem Bundesarchiv in Koblenz für die Erlaubnis bedanken, den Film zu benutzen, sowie beim Filmmuseum, München - besonders bei Frau Weniger - wo mir für die Filmsichtung die Räumlichkeiten zur Verfügung standen.
Mein Dank gilt ebenfalls Frau Professor Dr. Ursula E. Koch und Herrn Dr. Martin Loiperdinger, ohne dessen Unterstützung die Verwirklichung dieser Arbeit auf große Probleme gestoßen wäre.
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Spielfilm "Robert Koch - Der Bekämpfer des Todes"[1], der 1939 von Hans Steinhoff gedreht wurde. Dabei soll dieser Film auf seine propagandistischen Inhalte untersucht werden, ganz besonders auf jene, die nur im Zusammenhang mit dem zeitgenössischen Kontext der Entstehung und Aufführung des Filmes im Dritten Reich verständlich sind. Dies bedeutet, daß die inhaltliche Gestaltung des Filmes in Bezug gesetzt werden soll zu den politischen und propagandistischen Informationen, die bei seiner damaligen Aufführung im Umlauf waren. Besonderes Augenmerk soll dabei auf antisemitische Aussagen geworfen werden.
Dem Massenmedium Film kommt mit seinem eigenständigen sprachlichen und emotionalen Code eine besondere Bedeutung für die politische Nutzung als Propagandamittel im Dritten Reich zu. Zwar existiert diesbezüglich eine Fülle von Material, die Forschung konzentrierte sich jedoch bisher immer auf eine zusammenfassende Darstellung des NS-Filmwesens oder auf die Analyse einiger weniger Filme, wie z.B. die Parteifilme von 1933 (Steinhoffs "Hitlerjunge Quex", Seitz' "SA-Mann Brand" und Wenzlers "Hans Westmar") oder "Jud Süß" (Harlan, 1941). Was fehlt, ist die Untersuchung unterschiedlichster Filme, deren Einordnung in den politischen Kontext sowie ihre Ergänzung durch andere propagandistische Aussagen aus unterschiedlichsten Bereichen.
Die Analyse des Filmes bezieht sich in ihren Grundzügen auf den Ansatz Marc Ferros[2], der Filme auf sichtbare und nicht-sichtbare Elemente untersucht. Ein Film hat demnach Bedeutungsinhalte, die über das "momentan Wahrgenommene" hinausgehen.
"Der Film wird nicht als Kunstwerk betrachtet, sondern als ein Produkt, ein Bild qua Objekt, dessen Bedeutungen nicht nur filmischer Natur sind. Aufschlußreich ist er nicht nur durch das, was er bezeugt, sondern auch durch den sozialgeschichtlichen Zugang, den er erlaubt."
Dabei darf nach Ferros Überlegungen der Film nicht ausschließlich werkimmanent betrachtet, sondern muß "in seine Umwelt, mit der er zwangsläufig kommuniziert", integriert werden. Nur wenn der Film in seinen Elementen, deren Beziehung untereinander und seiner Beziehung zu Urhebern, Gesellschaft und Regime untersucht wird, "kann man hoffen, nicht nur das Werk, sondern auch die dargestellte Wirklichkeit zu erfassen", kann gewährleistet werden, daß auch latente Inhalte des Filmes, hinter den manifesten, wahrgenommen werden.
Zur Auswahl des "Robert Koch"-Filmes führten verschiedenen Punkte. Zum einen fiel auf, daß der scheinbar biographische Film eine Selektion vornimmt und nur den Ausschnitt aus Kochs Leben zeigt, in dem er den Tuberkelbazillus entdeckt. Seine sonstigen Entdeckungen, die ebenfalls von großer medizinischer Bedeutung waren sowie seine Anstrengungen, einen Impfstoff gegen die Tuberkulose zu entwickeln, werden im Film nicht behandelt. Gleichzeitig kommt es im Film durch verschiedenen Gestaltungsmittel zu einer eindeutigen Polarisierung zwischen Gut und Böse, die zu der Vermutung Anlaß gab, daß der Film tendenziös ist und eine propagandistische Absicht verfolgt. Die sprachliche Gestaltung bestimmter Passagen weist außerdem darauf hin, daß im Film ein Feindbild aufgebaut wird, das nicht mit den Gegenspielern identisch ist. Der Konflikt Kochs mit den verschiedenen Personen hat nichts mit seinem eigentlichen Kampf gegen den Bazillus und die Krankheit, die dieser verursacht, zu tun. Diese Punkte gaben Anlaß, das Feindbild des Filmes genauer zu untersuchen, das durch seine sprachliche Gestaltung an das jüdische Feindbild des Nationalsozialismus, das häufig mit parasitologischen Metaphern umschrieben wurde, erinnert.
Der "Koch"-Spielfilm wird in der Fachliteratur allgemein als Propagandafilm betrachtet. Dabei wird er jedoch immer nur auf seine manifesten propagandistischen Inhalte untersucht, auf jene Aussagen, die werkimmanent zu erschließen sind. Keine der Arbeiten geht dabei auf das Feindbild im Film ein und untersucht dessen sprachliche Parallelen zur Feindbilderzeugung im propagandistischen Kontext der Entstehung und Aufführung des Filmes.
Die vorliegende Arbeit will deshalb nicht nur die manifeste Propaganda des Filmes analysieren, sondern ebenso latente Gehalte des Filmes finden. Dafür sollen jene Punkte des Filmes untersucht werden, die Ansätze für weite Interpretationsräume bieten, die nur durch und im Kontext der Situation des Dritten Reiches zu erschließen sind. Um dies zu erreichen, müssen in der Analyse des Filmes daher Aspekte berücksichtigt werden, die die konnotative Ebene beeinflussen, d.h. all jene Faktoren, die Begriffen bestimmte zusätzliche Bedeutungen geben. Im Endeffekt soll dadurch eine mögliche Wechselwirkung der Aussagen des Filmes mit anderen Aussagen des propagandistischen Systems des Dritten Reiches aufgezeigt werden.
Besonders im Nationalsozialismus, mit seinem System permanenter Ansprache, sollten einzelne Aussagen nicht losgelöst aus ihrem Kontext betrachtet werden. Erst in ihrer Ergänzung und innerhalb des Systems können ihre Bedeutungen, und dabei ganz besonders die konnotativen, vollständig erschlossen werden.
Als zentrale Fragestellung der Untersuchung ergibt sich daher, ob das im Film aufgebaute Feindbild, eingebunden in die komplexen propagandistischen Aussagen eines Umfeldes, das sehr stark mit Metaphern arbeitet, durch konnotative Verschiebungen, d.h. durch zusätzliche Bedeutungen, die ursprünglich nicht mit den Begriffen verbunden sind, Ansätze bietet für eine antisemitische Interpretation. Mit anderen Worten, bestand die Möglichkeit, den Feind des Filmes, den Bazillus, mit dem in der Propaganda dargestellten Feindbild Jude zu assoziieren?
Dies würde bedeuten, daß der Film latente Inhalte aufweist, die so heute nicht mehr ohne weiteres verständlich sind.
Interessant ist dabei, daß der Film, obwohl er als Propagandafilm kategorisiert wird, nach dem Krieg nicht verboten wurde und von der FSK, allerdings mit Einschränkungen, zugelassen wurde. Ebenso ist der Film heute in einer gekürzten Fassung, als Video, frei zugänglich. Geht man jedoch davon aus, daß der Film sich von seinen propagandistischen Aussagen durch einige Schnitte 'bereinigen' läßt, bedeutet dies, daß diese Aussagen sich auf einige wenige Momente des Spielfilms beschränken müßten. Das genaue Gegenteil soll die nachfolgende Untersuchung beweisen: Der Film propagiert weit mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.
An dieser Stelle soll jedoch explizit betont werden, daß diese Arbeit nicht beweisen will, daß es sich bei "Robert Koch" um einen antisemitischen Film handelt. Vielmehr soll dargestellt werden, daß der Film die Möglichkeit für Rückschlüsse auf antisemitische Vorstellungen bietet und damit schon vorhandene antisemitische Einstellungen des Rezipienten unterstützt bzw. diesen gegenüber antisemitischen Aktionen abstumpfen läßt. Hierbei muß berücksichtigt werden, daß der damalige Zuschauer permanent mit antisemitischen Aussagen konfrontiert war, auch schon lange vor 1933. Die Propaganda griff auf lange Wurzeln zurück. Durch die Nationalsozialisten fanden dann die parasitologischen Metaphern bezüglich der Juden immer mehr Verbreitung. Dabei stellt sich noch einmal die Frage, ob die Möglichkeit bestand, die Metaphorik des Filmes mit der antisemitischen Metaphorik gleichzusetzen, ob der Bazillus im Film unter Umständen als Allegorie verstanden wurde.
Was die Untersuchung nicht zeigen kann, ist, ob die beschriebenen propagandistischen Aussagen von der Produktionsseite her geplant waren. Hierfür fehlen die Produktionsunterlagen des Filmes. Auch in den Akten des Propagandaministeriums, die im Bundesarchiv vorliegen, ließen sich keine Aussagen über den Film finden. Goebbels erwähnt den Film in seinen Tagebüchern ebenfalls nicht[3].
Ebenso kann die Untersuchung nicht die tatsächliche Wirkung des Filmes bzw. von Propaganda allgemein, auf den Rezipienten nachweisen. Dies ist heute nicht mehr objektiv feststellbar. Hier können nur Möglichkeiten der Rezeption unter veränderten Rezeptionsbedingungen aufgezeigt werden.
In der Analyse des Films wurden verschiedenen Ansätze in einem Methodenmix angewendet. Dabei war besonders Helmut Kortes Definition der systematischen Filmanalyse von Bedeutung. Korte beschreibt sie als Versuch, "das eigene subjektiv und objektiv determinierte Filmerlebnis durch Untersuchung der rezeptionsleitenden Signale im Film, durch Datensammlung, Datenvergleich am Film und den filmischen Kontextfaktoren, durch Beobachtung und Interpretation schrittweise zu objektivieren".[4]
Diese rezeptionsleitenden Signale, die sich sowohl auf der visuellen, als auch der auditiven Ebenen befinden, werden dabei, u.a. anhand von Filmprotokollen, die die einzelnen gestalterischen Merkmale des Filmes festhalten und kategorisieren, getrennt und später in Beziehung gesetzt.
Werner Faulstich[5] betrachtet die Filmanalyse als "Analyse einer Kommunikationssituation". Da die Bedeutung eines Filmes nicht direkt zu erschließen sei, müsse die "Subjektivität des Filmwissenschaftlers ausdrücklich in Betracht gezogen werden". Ein Film könne nie vollständig erfaßt werden, da er immer wieder auf unterschiedliche Rezipienten treffe, die den Film unterschiedlich interpretierten.
"Die Filmanalyse als Sozialwissenschaft kann unter der Voraussetzung umfassender Fragestellungen nur in dem Sinne erschöpfende Resultate erzielen, als sie die objektiv feststellbaren Strukturen eines Filmes im Hinblick auf bestimmte Rezipienten (mit bestimmten Präferenzen und Bedürfnissen in einer bestimmten Zeit) mit bestimmten, historisch sich wandelnden Bedeutungen in Zusammenhang bringt."
Der "Robert Koch"-Film kann unter der angegebenen Fragestellung demnach nur erschlossen werden unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen er entstand und auf die er traf.
Michael Schaaf[6] gibt für die Struktur einer Filmanalyse drei Hauptelemente an, die berücksichtigt werden müssen. Zum einen die analytischen Elemente, die die filmischen Gestaltungsmittel und die Darstellungsweise untersuchen. Dann die synthetischen Elemente, die etwas über die Thematik des Filmes und seine Aussageintention feststellen, und zum Schluß die evaluativen Elemente, die entweder auf der Ebene der Wirkung des Filmes oder auf der seiner Bedeutung Schlußfolgerungen ziehen.
Korte gibt bezüglich der Struktur vier Analysedimensionen an, die die Bedeutung eines Filmes als ganzes erst zugänglich machen:
Die Filmrealität (mit den im Film selbst enthaltenen Daten und Aussagen); die Bedingungsrealität (mit den Faktoren, die auf Inhalt und Form des Filmes bei seiner Entstehung eingewirkt haben); die Bezugsrealität (mit der Problematik, auf die der Film bezogen ist) und die Wirkungsrealität (mit der Rezeption des Filmes).[7]
Bei den verschiedenen Ansätzen kommt immer zum Ausdruck, daß sie sowohl den Entstehungszusammenhang und die Kontextfaktoren eines Filmes als auch das Produkt selbst erschließen müssen, um so manifeste und latente Aussagen, um auf Ferros Ansatz zurückzukommen, feststellen zu können.
Interessant ist, daß die genannten Ansätze bezüglich der Produktanalyse, d.h. der Analyse des eigentlichen Filmwerkes, sowohl quantifizierende als auch interpretative Verfahren anwenden. Notwendig sind Quantifizierungen, wie sie durch die Protokollierung von Einstellungen in verschiedenen Kategorien gewährleistet sind, um strukturelle Eigenarten eines Filmes festzustellen. Jedoch sind sie nur sinnvoll, wenn sie anschließend qualifiziert werden und "mit nicht objektiv meßbaren Beobachtungen wie z.B. Mimik, Gestik der Schauspieler, Handlungsorten oder inhaltlichen Höhepunkten"[8] verbunden werden.
Um den genannten Punkten gerecht zu werden, gliedert sich die Arbeit in zwei Teile. Zunächst soll in Kapitel 2 und 3 der Kontext, der für die Entstehung des Filmes und der im Zusammenhang der eigentlichen Fragestellung der Untersuchung von Bedeutung war, erarbeitet werden.
Da der Film sowohl durch seine Produktions- und Distributionsförderung, als auch durch seine Beurteilung in der Fachliteratur, eindeutig als Werk zu bezeichnen ist, das von propagandistischer Bedeutung für das Regime war, wird zuerst das Wesen von Propaganda allgemein untersucht. Auf die Begriffsdefinition und die Darstellung der Geschichte folgt dann die Erarbeitung der Propagandavorstellungen der Nationalsozialisten. Dabei soll festgestellt werden, welche Möglichkeiten ihr zugetraut wurden, welches Ziel sie verfolgte und welcher Stellenwert ihr zukam. Danach wird auf einzelne Propagandstrategien eingegangen, besonders auf die des Feindbildes und der sprachlichen Gestaltung und auf die Nutzung des Mediums Film für diese Zwecke.
Dabei stellt sich die Frage, ob Propaganda den Menschen zu einem willenlosen Werkzeug eines Regimes machen kann und wenn ja, welche Mechanismen hierfür notwendig sind. Oder wirkt Propaganda doch nur, wenn sie auf einen gewissen Boden fällt, d.h. der Wille zur Teilnahme bereits vorhanden ist? Dieser Punkt muß ebenso ausführlicher betrachtet werden.
Anschließend müssen die Ergebnisse anhand ihrer Umsetzung bezüglich des Antisemitismus' konkretisiert werden. Hierfür werden zunächst die Wurzeln der NS-Rassenideologie dargestellt und der Stellenwert, den der Antisemitismus innerhalb des nationalsozialistischen Weltbildes einnimmt sowie seine Gestaltung in der Propaganda. Hier soll aufgezeigt werden, daß dem Antisemitismus sowohl ideologisch als auch propagandistisch zentrale Bedeutung zukam. Der Antisemitismus war sowohl Mittel als auch Zweck bzw. Ziel des Nationalsozialismus. Das Medium Film wurde auch hierbei intensiv genutzt.
Der zweite Teil der Arbeit, der Kapitel 4 und 5 umfaßt, beinhaltet die eigentliche Analyse des Filmwerkes. Hier wird zunächst neben dem Entstehungszusammenhang des Films (Produktionsdaten, -beteiligte und Distribution) seine Behandlung durch die zeitgenössische Presse dargestellt sowie auf seine Besprechung in der Fachliteratur nach dem Krieg eingegangen. Zusätzliche Informationen bietet eine kurze Darstellung des medizinischen Weltbildes im Nationalsozialismus, dessen Niederschlag in Filmen sowie die propagandistische Verzerrung der historischen Personen des "Koch"-Spielfilms, sowohl im Film als auch in der Presse.
Der "Robert Koch"-Film wurde in der Produktanalyse zunächst quantitativ auf seine Strukturmerkmale untersucht, wobei sie der Akteinteilung von Syd Field[9] folgt. Demnach unterteilt sich ein Film in drei Akte (Exposition, Konfrontation, Auflösung). Da diese Einteilung sehr grob ist, erschien es notwendig, eine differenziertere Einteilung des Filmes vorzunehmen. Die Untereinheiten wurden in dieser Arbeit als Sequenzen und Subsequenzen bezeichnet. Nach welchen Gesichtspunkten diese Untergliederung vorgenommen wurde, soll in Kapitel 5.1. noch ausführlich geschildert werden.
Um den Film in seiner Gesamtgestaltung und auf seinen inhaltlichen Verlauf untersuchen zu können und um ihn zitierbar zu machen, wurde ein Verlaufsprotokoll auf der Basis der Sequenzen und Subsequenzen angefertigt. Ziel des Verlaufsprotokolls war es, den Film als Ganzes schriftlich zu fixieren, wobei der Hauptaugenmerk auf den Handlungsverlauf und die Dialoge gerichtet wurde. Gestalterische Mittel wurden an dieser Stelle weniger berücksichtigt, jedoch nicht ganz außer Acht gelassen. Sie befinden sich als Anmerkungen in dem Protokoll. Ziel dieses Analyseschrittes war es, die Struktur des Filmes und die Gestaltung der Einzelpersonen festzustellen und an ihnen manifeste propagandistische Aussagen ausfindig zu machen.
Die anschließende Feinanalyse untersucht ausgewählte Schlüsselszenen danach genauer auf das im Film aufgebaute Feindbild. Hierfür wurde ein quantifizierendes Verfahren angewendet, indem die einzelnen Einstellungen der verschiedenen Subsequenzen untersucht wurde. Dabei war es das Ziel, visuell-formale Gestaltungskriterien von den inhaltlich-auditiven zu trennen, um später deren qualitative Beziehung zueinander festzustellen und möglicherweise schon auf dieser Ebene tendenzgebende Gestaltungsmerkmale des Filmes - die rezeptionsleitenden Signale, nach Korte - ausfindig zu machen. Die Auswahlkriterien für die Schlüsselszenen sowie die genaue Kategorisierung der Einstellungsprotokolle wird in Kapitel 5.4.1. noch genauer dargestellt.
Anschließend werden die Ergebnisse der quantitativen Analyse mit den inhaltlichen Aussagen des Filmes verglichen und zu dem im ersten Teil erarbeiteten Kontext in Beziehung gesetzt. Hierdurch soll gewährleistet werden, daß sowohl interpretativ als auch assoziativ, bezüglich der Möglichkeiten zusätzlicher Bedeutungsinhalte einzelner Elemente argumentiert wird, und auf mögliche Parallelen in der Gestaltung von Feindbildern geachtet wird.
2. Propaganda
2.1. Begriffsbestimmung
Der Begriff der Propaganda bedeutet im Allgemeinen die "bewußt betriebene Beeinflussung von Glaubensweisen, Wertschätzungen, Einstellungen und schließlich des Han-
delns, besonders mit Mitteln der Massenkommunikation"[10]
Bruce L. Smith[11] fügt dem noch hinzu, daß die Beeinflussung mithilfe von Symbolen wie Musik, Flaggen, Gesten oder Worten stattfindet und den Rezipienten bezüglich Einstellungen und Verhalten in eine Richtung lenken soll, die dieser zumindest als kontrovers empfindet.
Baumgarten bezeichnet deshalb Propaganda als ein "erstklassiges Herrschafts- und Machtmittel, dem eine Art dunkle Unwiderstehlichkeit zugetraut wurde (und wird)"[12]
Hierbei wird deutlich, daß der Propaganda etwas Manipulatives anhaftet, was sie von argumentativer Überzeugungsarbeit unterscheidet. Propaganda dient eher zur Aktivierung von Massen und "sie drückt die allgemein bestehende Möglichkeit aus, Menschen zu
beeinflussen und (...) Glauben zu erwecken, ja nach wohlassortierten Rezepten her-
vorzurufen."[13]
Lasswell faßt 1927 die massenkommunikative und politische Rolle von Propaganda folgendermaßen zusammen:
"Propaganda versucht, die Einstellung großer Menschenmengen zu beeinflussen, und zwar in umstrittenen (kontroversen) Fragen, in denen sich eine bestimmte Gruppe engagiert hat."[14]
Häufig wird dem als negativ empfundenen Propagandabegriff der positivere Begriff der Erziehung entgegengesetzt.
"Erziehung ist jedoch nur insoweit frei von Propaganda, als sie sich beschränkt auf die Vermittlung technischen Könnens, logischen Denkens, faktischen Wissens."[15]
Dabei findet jedoch auch bei Erziehung immer eine Beeinflussung in Richtung bestimmter Wertvorstellungen und gesellschaftlicher Auffassungen statt.
Der ursprünglich aus dem kirchlichen stammende Begriff der Propaganda erhält erst im Zuge der französischen Revolution 1789 seinen politischen Bedeutungsinhalt.
Der Begriff galt seit der 'Congregatio de propaganda fide', die 1622 durch Papst Gregor XV gegründet wird, als Bezeichnung für die Missionstätigkeit der Kirche, im Sinne von: "Gewinnen von Menschen in Verantwortung für deren Seelenheil".[16]
Mit dem Ziel der Verbreitung der Ideen und Ideale der französischen Revolution entwickelt sich ab 1789 die politische Bedeutung des Propagandabegriffs. Auf den Erfahrungen der kirchlichen Missionsarbeit aufbauend, begründet der Jakobinerclub die erste kommunikationstheoretische Grundlage.[17]
Bezeichnenderweise haftet dem Begriff bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts etwas Bedrohliches an, da die von Frankreich kommende revolutionäre Propaganda von konservativen Kreisen abgelehnt wird.
" Die mit dem Propagandabegriff verbundene politische Verschwörungstheorie wurde erst aufgegeben, als sich der Begriff zur Bezeichnung der ideologischen Werbung der unterschiedlichsten politischen Gruppen durchgesetzt hatte. An die Stelle der Vorstellung von einer institutionell verankerten Propaganda trat die Erfahrung vielfältiger Propagandaaktionen."[18]
Mit Aufkommen der politischen Anarchismusbewegung nach 1848 entwickelt sich das Schlagwort der 'Propaganda der Tat', mit dem weitgehend terroristische Anschläge gemeint werden. Hierdurch erhält der Propagandabegriff wiederum die "Vorstellung revolutionärer Subversion"[19].
Mit aus diesem Grunde bevorzugt die deutsche Sozialdemokratie den Begriff der Agitation, der vorher weitgehend synonym genutzt, nun eher für die Bezeichnung der politischen Öffentlichkeitsarbeit gebraucht wird.
"Als 'Agitation' galt ausschließlich die öffentliche Aktivwerbung für politische Programme."[20]
Erst der Leninismus grenzt die beiden Begriffe voneinander ab. Im sozialistischen Sinne steht Propaganda nunmehr für die Beeinflussung der Gebildeten und Vernünftigen durch den vernünftigen Gebrauch geschichtlicher und philosophischer Argumente, wohingegen Agitation für die gefühlsmäßige Ansprache durch Schlagwörter steht, die an die Ungebildeten gerichtet ist.[21]
Zielgruppe für Propaganda ist der Funktionärskader, wohingegen Agitation die kommunistischen Zielsetzungen in die Massen hineintragen soll.
"Agitation ist Schulung, Verteilung, lokale Tätigkeit der 'Führer' der öffentlichen Meinung (Agitatoren), die (...) die durch Propaganda fixierten Jahresaufgaben den Gruppen der Millionenheere so einzutränken haben, daß Renitenz, Müdigkeit, Unglaube, Trägheit dem Aufleben kooperierender Energien Platz macht. Hierzu findet kaum psychologische Unterrichtung statt, außer den Faustregeln der Agitation: Mobilisierung von Empörung, Haß, Zorn gegen vorgestellte Feinde und Widerstände."[22]
Hierdurch wird das Grundverständnis totalitärer Propagandasysteme geprägt. Deutlich wird hierbei der vertikale Einsatz von Propaganda als Mittel der staatlichen Kontrolle. Propaganda, bzw. das Zusammenspiel von Propaganda und Agitation (dem 'Agitprop') wird vom Regime zur Volkslenkung eingesetzt und dient zur Machtstabilisierung, wobei für den gezielten Einsatz ebenso das Ausloten der öffentlichen Meinung gehört, wie die Androhung von Gewalt und Terror bei nicht konformem Verhalten.[23]
2.2. Propagandaverständnis im Nationalsozialismus
Ähnlich den Propagandatechniken der Kommunisten in der Weimarer Republik, die es verstanden, in einer Art "Propagandamedienverbund", mit dem "alle Bereiche des Lebens angesprochen " wurden[24], setzen die Nationalsozialisten Propaganda als politisches Mittel ein.
Dabei wird der "Propagandabegriff radikal instrumentalisiert"[25]. Propaganda ist nur Mittel zum Zweck, dessen einziges Ziel ihr Erfolg ist, ungehindert, in welcher Form sie dieses erreicht.
"Im Unterschied zur leninistischen Propagandatheorie verzichten die Nationalsozialisten jedoch bis zur Machtergreifung darauf, eine Indoktrinierung der eigenen Mitglieder von der Massenwerbung zu unterscheiden."[26]
Der nationalsozialistische Propagandabegriff entspricht dabei eher der sozialistischen Agitation. Um jedoch dem Aktionismus, der mit dem NS-Propagandabegriff verbunden ist, etwas entgegenzusetzen, prägt Goebbels den Begriff der "Volksaufklärung". Seiner Meinung nach hat das permanente "Trommeln" von Propaganda eine Abstumpfung zur Folge, die durch die dauerhafte Indoktrination der "Volksaufklärung" aufgefangen werden soll. Folgerichtig wird kurz nach der Machtergreifung, im März 1933, das "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" ins Leben gerufen.[27]
Dadurch wird Propaganda zur staatlichen Institution, die in einem allumfassenden System einerseits zur Stabilisierung des Regimes und andererseits zur Aktivierung der Massen im Sinne der NS-Ideologie dient.
2.3. Grundlagen der NS-Propaganda
Das Wesen bzw. die Vorstellung von den Möglichkeiten von Propaganda im Nationalsozialismus basieren vornehmlich auf den Überlegungen Hitlers, die er schon 1925 in seiner Veröffentlichung "Mein Kampf"[28] niederlegt.
Für Hitler bildet Propaganda, Erziehung und Terror die Basisinstrumente mit denen der totalitäre Staat, die 'Volksgemeinschaft', erschaffen und aufrechterhalten werden sollte. Grundlegender Gedanke ist hierbei das Führerprinzip, bei dem der Staat streng hierarchisch aufgebaut und nach militärischem Prinzip durch Befehl und Gehorsam geordnet wird. Der Mensch als Individuum existiert bei dieser Vorstellung nicht mehr. Die Bevölkerung wird nur noch als Masse angesehen, die nicht nach eigenen Bedürfnissen handelt, sondern nur zum Nutzen des Staates.[29]
Die besagten Instrumente Terror, Erziehung und Propaganda dienen dabei zum Schaffen von Konformität. Als Terroreinheiten stehen nach der Machtübernahme die 'Geheime Staatspolizei' (Gestapo) zur Verfügung, deren Aufgabe es ist, "alle staatsfeindlichen Bestrebungen im gesamten Staatsgebiet zu erforschen und zu bekämpfen..."[30], und die 'Schutzstaffel' (SS), die als Elitetruppe nach 1933 für die Führung der Konzentrationslager und die Verwirklichung der sog. 'Endlösung' zuständig war.
Interessant ist Hitlers Instrumentalisierung von Erziehung, die hier, im Gegensatz zur schon erwähnten Auffassung, nicht als positives Gegenstück zu Propaganda steht, sondern diese ergänzt. Erziehung soll von Beginn an gewährleisten, daß die Jugend von klein auf zur Systemkonformität angehalten wird. Im Mittelpunkt steht die "körperliche Ertüchtigung", deren Aufgabe das "Heranzüchten kerngesunder Körper"[31] ist, dies natürlich unter dem Aspekt der militärischen Verwertbarkeit.
Durch die Organisation jeder Altersstufe in verschiedenen Verbänden, wie Hitlerjugend, Arbeitsdienst, SA u.v.m., wird die Einflußmöglichkeit auf den Einzelnen gewährleistet. Teilnahme an propagandistischen Veranstaltungen sowie erzieherischen Maßnahmen wird Pflicht.
Zu Propaganda erklärt Hitler, daß diese "sich ewig nur an die Masse zu richten"[32] hat, womit er sie von wissenschaftlicher Belehrung abgrenzt, die sich an die Intelligenz des Staates richtet.
"Die Aufgabe der Propaganda liegt nicht in einer wissenschaftlichen Ausbildung des einzelnen, sondern in einem Hinweisen der Masse auf bestimmte Tatsachen, Vorgänge, Notwendigkeiten usw., deren Bedeutung dadurch erst in den Gesichtskreis der Masse gerückt werden soll."[33]
Um zu erreichen, "daß eine allgemeine Überzeugung von der Wirklichkeit einer Tatsache, der Notwendigkeit eines Vorganges, der Richtigkeit von etwas Notwendigem usw. entsteht"[34], muß Propaganda an das Gefühl gerichtet sein.
"Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll."[35]
Dies bedeutet, daß sich Propaganda nach der emotionalen Vorstellungswelt der breiten Masse richten muß, um deren Aufmerksamkeit zu erregen und sie gefühlsmäßig zu aktivieren.
"Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der letzte (sic!) unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten vermag."[36]
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Propaganda nach Hitler einfach, emotional und auf wenige Schlagwörter reduziert sein muß, die permanent wiederholt werden. Sie muß eindeutig sein und einseitig nur für das sprechen, was sie erreichen will. Ziel ist es, die Gefolgschaft der Masse sicherzustellen, die emotionalisiert und enthusiastisch, ohne Verstand dem Führerbefehl folgt, d. h. nationalsozialistische Politik willenlos ausführt.
Ausgehend vom diesen Prämissen ist für Hitler Propaganda allmächtig. Ausschlaggebend ist allein die Stärke des Propagandisten, wobei der Inhalt der Propaganda sowie die emotionalen und situativen Aspekte des Zuhörers zweitrangig sind.[37]
2.4. Umsetzung der Propagandatheorie
Auf Hitlers Vorstellungen aufbauend organisiert Goebbels ab 13. März 1933, als neu ernannter 'Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda', ein allumfassendes System der Beeinflussung und Kontrolle.
"In demonstrativer Abkehr von allen Einzelwegen politischer Werbung, die das Selbstverständnis parlamentarischer Parteien mit kennzeichnet, entwickelte die Hitler-Bewegung ein System permanenter Ansprache, Überredung und Verpflichtung, in dem nonverbale wie verbale, optische wie akustische Propagandaelemente zu sinnlichen Montageeinheiten für eine säkularreligiöse Weltanschauungs-Propaganda und Massenkommunikation gemacht werden konnten."[38]
Eine besondere Rolle bezüglich der Nutzung für propagandistische Zwecke nehmen, neben Massenveranstaltungen, hierbei verständlicherweise die Massenmedien ein. David Welch[39] spricht davon, daß innerhalb eines Medienverbundes sich Presse, Radio und Film gegenseitig mit Themen belieferten, und diese jeweils nach ihren Möglichkeiten und unter den vom Staat vorgegebenen Richtlinien darstellten. In ihrer Wirkung unterstützten sich die einzelnen Medien gegenseitig durch die gleichzeitige, stufenweise Ausgabe von Informationen, über deren Veröffentlichung letztendlich von staatlicher Seite aus entschieden wurde. Das Propagandaministerium verteilte, kontrollierte und beschönigte Informationen. Dabei ging die Kontrolle der Medien soweit, daß bestimmte Sprachregelungen getroffen wurden, mit denen Ereignisse kommentiert bzw. beschrieben werden sollten. Auf das Phänomen der Sprachregelung, d.h. der staatlichen Kontrolle von Sprache, soll an späterer Stelle eingegangen werden[40], ebenso wie auf die besondere Rolle des Films als nationalsozialistisches Propagandainstrument[41]. Wichtig festzuhalten bleibt hier jedoch David Welchs Anmerkung, daß das Medium Film im Dritten Reich innerhalb des Medienverbundes zu sehen ist. Dieser ermöglichte es, daß dem von Meinungsvielfalt isolierten Publikum die, für uns heute meist offensichtlichen Manipulationsversuche, nicht bewußt wurden. Das Publikum hatte keine Vergleichsmöglichkeiten von außen, konnte somit Informationen nur schwerlich in Frage stellen. Gleichzeitig stellt die Propaganda nur ein bestimmtes Verhalten als das Richtige dar, stellt mangelnde Konformität unter Strafe, wodurch die Annahme bestimmter Anschauungen und Einstellungen für den Einzelnen ermöglicht, die Ablehnung jedoch aus Mangel an Alternativen erschwert wird.[42]
Wie schon erwähnt, zeichnet sich Joseph Goebbels für die Organisation der Propaganda im Dritten Reich verantwortlich. Goebbels Ziel war es, "nach der staatlichen die innere Gleichschaltung zu vollenden, den Nimbus des Führers von Partei und Staat aufzubauen und die junge Volksgemeinschaft massenpsychologisch derart zu indoktrinieren, daß sie jeden Befehl auf dem Wege von oben nach unten kritiklos befolgte und der individuelle Wille dabei im Interesse des Ganzen unterging."[43]
Eines der geeignetesten Mittel hierfür ist der Führerkult, den Goebbels konsequent durchsetzt, bis "das deutsche Volk in Hitler nicht primär den Politiker, Staatsmann und Feldherrn sah, sondern den geliebten Menschen, der die größten Opfer gab und deshalb von allen auch das größte Opfer fordern konnte"[44]. Dadurch wird Hitler zum idealen 'Volksgenossen' hochstilisiert, zum vorbildlichen Deutschen, wie ihn die NS-Weltanschauung sieht.
Organisatorisch gewährleistet Goebbels die propagandistische Beeinflussung des Volkes durch die Kontrolle der Kultur. Durch die Gründung der Reichskulturkammer am 22. September 1933 legt Goebbels den Grundstein für die Gleichschaltung des öffentlichen Lebens. Die Reichskulturkammer wird in sieben Einzelkammern untergliedert, die für unterschiedliche Bereiche zuständig sind. Zusammen mit unterschiedlichen Gesetzen, wie dem Schriftleitergesetz vom Oktober 1933 oder dem Reichslichtspielgesetz vom Februar 1934 geraten Presse, Rundfunk und Filmwesen unter staatliche Kontrolle. Inhaltlich wird damit ermöglicht, das Volk durch die ständige Wiederholung von Schlagwörtern permanent auf die zentralen Punkte nationalsozialistischer Weltanschauung einzuschwören: den Antisemitismus und die Expansionspolitik, und damit auf den Krieg.[45]
2.4.1. Ansätze zur Wirkungserklärung nationalsozialistischer Propaganda
Doch wie funktionierte das nationalsozialistische Propagandasystem tatsächlich? Interessant erscheint hier die Arbeit von Jörg Bohse, der unter anderem untersucht, wie Propaganda das Problem zu bewerkstelligen suchte, die "Massen an eine ihren Interessen zuwiderlaufende Politik zu binden"[46]. Dabei geht Bohse davon aus, daß, neben dem KZ-System, eines der auffälligsten Merkmale nationalsozialistischer Herrschaft "die ständige Formierung der Bevölkerung, die ununterbrochenen Beeinflussungsversuche durch massiven Propagandaeinsatz..." waren, deren Ziel nicht nur die Passivierung und Ruhigstellung der Bevölkerung war, sondern die die Mobilisierung der Masse hervorrufen sollte.[47]
"Die angestrebte totale Unterwerfung unter die Formierungs- und Anpassungsmaßnahmen auf allen Ebenen des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens dienten somit, ebenso wie die Teilnahme an politischen Massenveranstaltungen, das Mitmarschieren in den nationalsozialistischen Verbänden, nicht nur der Ablenkung und Kontrolle, sondern zugleich der Disziplinierung und Verhaltenseinübung für den Ernstfall"[48]
Hitler selbst stellte fest, daß die Rede das wichtigste Propagandainstrument überhaupt sei[49]. Bohse stellt in seiner Untersuchung, besonders zu diesem Instrument, klar, daß die Annahme Hitlers von der Allmacht der Propaganda so nicht haltbar ist. Keineswegs wurde der Zuhörerschaft willkürlich ein fremder Wille aufgezwungen, sondern war ganz im Gegenteil, "die propagandistische Formierung herrschaftskonformer Meinungen immer auf die Berücksichtigung der aktuellen Zustände des Massenbewußtseins angewiesen"[50]. Dadurch ergibt sich, daß Meinungs-Kontrolle wesentlicher Bestandteil des NS-Propagandasystems ist, und zwar nicht nur zur Verfolgung Andersdenkender als Teil des Terrors, sondern als "wesentliche Vorbedingung für das Funktionieren der auf Konsens angeleg-
ten Integrationsbemühungen des Systems"[51].
Propagandistische Erfolge sind demnach laut Bohse zurückzuführen auf die genaue Kenntnis der Situation des Zuhörers auf Seiten des Propagandisten als auch auf die entsprechende Umsetzung und Inszenierung der propagandistischen Botschaft.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Ulrich Nill, der davon ausgeht, "daß Propaganda ein Angebot darstellt, das ein ihm entsprechendes Bedürfnis voraussetzt, um angenom-
men zu werden"[52]. Mit anderen Worten fußt Propaganda beim Zuhörer nur dann, wenn er im Grunde genommen schon vorher von der propagandistischen Botschaft überzeugt, zumindest aber mit ihr sympathisiert hat.
"Der Propagandist äußert demnach nur das, wovon er weiß, daß es bei seinem Publikum ankommt"[53].
Sowohl Bohse als auch Nill kommen deshalb zu dem Schluß, daß die nach dem zweiten Weltkrieg gängigen Thesen der "Rechtfertigungsliteratur", die alle gesellschaftlichen Entwicklungen im Dritten Reich "der Dämonologie eines Führers"[54] anlastet, so nicht haltbar seien. Durch die Pauschalisierung zum allmächtigen Führer und "einer entstellenden Propaganda, der viele aus Unwissenheit zum Opfer fielen"[55], wurde es ermöglicht, die Gesamtschuld des Dritten Reiches auf eine kleine Gruppe von Verführern zu konzentrieren und die Deutschen als Volk freizusprechen. Spricht man dem Volk einen eigenen Willen ab, so kann es für seine Taten auch nicht die Verantwortung übernehmen.[56] Geht man jedoch wie Nill davon aus, daß "bestimmte Bedürfnisse durch das ideologische 'Angebot' des Faschismus befriedigt wurden"[57], wird deutlich, daß der Nationalsozialismus gewollt war, und die Bevölkerung die von ihm angebotenen Lösungsmuster akzeptierte.
Die Manipulationsmöglichkeit für den Propagandisten besteht nur insofern, daß dieser der Bedürfnislage der Zuhörer entsprechende Lösungsmuster anbietet bzw. die Informationslage kontrolliert und alternative Lösungen vorenthält, um so in eine bestimmte Richtung zu lenken. Dem Zuhörer wird so die Annahme der gängigen Vorstellung und Vorurteile erleichtert und die Suche nach eigenen, abweichenden Ansätzen erschwert.
Angewandtes Mittel, um dies zu erreichen, ist das von Hitler geprägte Prinzip der Vereinfachung. Ulrich Nill der dieses "äußerst wirkungsvolle Mittel von Propaganda"[58] in
seiner Arbeit untersucht, bezeichnet damit die Hitlers Propagandavorstellung entsprechende Reduktion komplexer Probleme auf zentrale Punkte, eine simplifizierende Schwarz-Weiß-Malerei in 'Gut und Böse'.
Damit nennt Nill, neben den schon erwähnten Charakteristika Führerprinzip und Gemeinschaftsmythos, das Freund-Feind-Schema als ein weiteres zentrales Mittel für die Massenwirksamkeit des Nationalsozialismus.[59]
2.4.2. Feindbilder
Ziel der Internalisierung von Feindbildern ist die Schuldzuweisung von Mißständen auf eine bestimmte Gruppe. Als Voraussetzung hierfür nennt Nill das Vorhandensein bestimmter, meist wirtschaftlicher Mißstände und den Drang zur Flucht in eine Art Kollektivempfinden, der Identifikation mit der Masse[60].
"Gut ist die eigene Gemeinschaft. Böse und feindlich ist demnach, was außerhalb dieser Gemeinschaft steht. Es wird ein Feindbild geschaffen, das nun seinerseits wieder zu einem Mythos wird und in das alles Schlechte dieser Welt hineinprojiziert werden kann."[61]
Auch Johannes Zischka stellt in seiner Untersuchung zur NS-Rassenideologie die Herausbildung eines bipolaren, dichotomischen Deutungsschemas im nationalsozialistischen Weltbild fest, "das auf möglichst viele gesellschaftliche und politische Phänomene
angewandt wird"[62]:
"Komplexe Erscheinungen werden dabei grob vereinfacht und auf ein bloßes Entweder-Oder, ein Für-Mich oder Gegen-Mich, ein Freund-Feind-Verhältnis reduziert. Solch bipolare, dichotomische Deutungen des historischen und sozialen Geschehens führen im gesellschaftlichen Bereich nicht selten zur Ausbildung hoch emotionalisierter Feind-Stereotype."[63]
Nach Hitlers Vorstellung kann für ein Volk immer nur ein Feindbild existieren. Seiner Meinung nach muß darauf geachtet werden, die "Aufmerksamkeit eines Volkes nicht zu zersplittern, sondern immer auf einen einzigen Gegner zu konzentrieren"[64].
Zischka kommt daher zu dem Schluß, daß die NS-Rassenideologie mit dem von ihr propagierten Gegensatzpaar 'arisch-jüdisch' "in geradezu idealtypischer Weise ein bipolares, dichotomisches Deutungsschema" darstellt, das die "unterschiedlichsten gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Erscheinungen" zu deuten wußte, "wobei alles Positive als 'arisch', alles Negative und Verwerfliche als 'jüdisch' hingestellt wurde"[65].
Um etwaige Gegensätze zu kaschieren und Unstimmigkeiten zu verdecken, treibt Hitler die Vereinfachung soweit, daß es für ihn "nur einen Feind gibt, der viele Gesichter hat"[66]
Damit wird deutlich, was noch an späterer Stelle[67] explizit herausgearbeitet werden soll: Der Antisemitismus ist nicht nur einer der zentralen Punkte im nationalsozialistischen Weltbild, sondern er stellt auch für die propagandistische Nutzung des Freund-Feind-Schemas den wesentlichen Inhalt dar.[68]
2.4.3. Sprachregelung
Wie schon an früherer Stelle erwähnt[69], war es Ziel der NS-Propaganda, durch Reduktion der propagandistischen Botschaften auf wenige Schlagworte, und deren permanenter Wiederholung, dem Volk diese im Gedächtnis zu verankern. Das heißt mit anderen Worten, daß die Schlagwörter mit einer bestimmten Bedeutung belegt werden sollen, die von der Bevölkerung verinnerlicht wird.
Hitler war sich der Bedeutung von Sprache bewußt, weshalb auch für ihn die Rede das wichtigste Propagandainstrument war. Durch den direkten Kontakt mit dem Publikum ist es dem Redner möglich, seine Sprache permanent der Stimmung und Aufnahmefähigkeit seines Publikums anzupassen, um sicherzustellen, daß sie "seinen Ausführungen mit Verständnis zu folgen vermögen"[70].
Hierzu stellt Ehlich fest, daß im Nationalsozialismus mit seinem System permanenter Ansprache, sowohl in den Massenveranstaltungen, wie auch durch die häufige Verwendung des Rundfunks, der Sprache eine zentrale Rolle zukam.
"Massen-Kommunikation als Massen-Partizipation vermittelte sich über die sinnliche Partizipation an den artifiziellen, an den inszenierten Auren der Aufzüge und Massenversammlungen, der Ansprachen und Reden. Die Semiotik des Faschismus ist eine, in der dem Hören ein zentraler Stellenwert zu-
kommt"[71]
Ehlich fügt hinzu, daß dies natürlich auch dadurch bedingt war, daß die Möglichkeiten der Bildübertragung noch nicht weit genug entwickelt waren; "allerdings wurden durch den Einsatz des Films,..., auch diese visuellen Möglichkeiten dort intensiv benutzt, wo dies möglich war"[72].
Als Basisliteratur bezüglich Sprache im Nationalsozialismus gilt Victor Klemperers "Lingua Tertii Imperii"[73]. Klemperer, als jüdischer Professor in Dresden selbst Verfolgter im Dritten Reich, zeigt in einer Art Tagebuch seine Eindrücke über die nationalsozialistische Sprache. Seiner Meinung nach war die Sprache des Dritten Reiches durch "Mein Kampf" ab 1925 fixiert. Sie wurde ab 1933 von "einer Gruppen- zu einer Volkssprache, d.h., sie bemächtigte sich aller öffentlichen und privaten Lebens-bereiche"[74].
"Man wacht mit einer bis ins letzte durchorganisierten Tyrannei darüber, daß die Lehre des Nationalsozialismus in jedem Punkt und so auch in ihrer Sprache unverfälscht bleibe."[75]
Stilistisch, meint Klemperer, kannte die nationalsozialistische Sprache "keinen Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache":
"Vielmehr: alles in ihr war Rede, mußte Anrede, Anruf, Aufpeitschung
sein."[76]
Kritisiert wird Klemperer u.a. von Bohse, der darauf verweist, daß Klemperers Ansatz wiederum Teil der Rechtfertigungsliteratur sei, die den Nationalsozialismus auf die Macht Einzelner reduzieren, die "den Bereich der deutschen Sprache 1933 okkupierten und 1945 wieder verließen"[77] . Natürlich ist Klemperers Einschätzung so nicht mehr haltbar, da neuere Untersuchung-
en[78] nachweisen, daß die Wurzeln der faschistischen Sprache weit tiefer zurückreichen, als Klemperer annimmt und sich auch noch viel länger hielten bzw. halten. Doch ist nicht zurückzuweisen, daß der Nationalsozialismus den Sprachgebrauch beeinflußte und ihn für propagandistische Absichten strategisch nutzte[79].
Auch Zischka kommt zu dem Ergebnis, daß Sprache, als dem Medium, in dem sich Ideologie artikuliert, ein hoher Stellenwert zukommt. Den Nationalsozialisten diente Sprache als Transfermittel, das für propagandistische Zwecke funktionalisiert wurde.
Da Sprache nicht nur informationsübermittelnd wirkt, sondern auch Handlungen auslöst bzw. diese beeinflußt, kommt ihr eine politische Bedeutung zu.
"Die emotive Komponente ist ausschlaggebend dafür, daß Sprache als Mittel zur Beeinflussung von Einstellungen, Überzeugungen, Erwartungen und Verhaltensweisen für die Politik eine große Rolle spielt. Denn die politische Sprache zielt von vornherein nicht auf reine Informationsvermittlung ab, sondern auf die Veränderung oder Stabilisierung von politischen Lagen. Sie ist primär nicht darauf ausgerichtet, wie die Wissenschaftssprache auf kognitiver Ebene sachliche Informationen zu vermitteln und möglichst präzise Aussagen zu formulieren, sondern durch die Aufnahme vieler nicht-kognitiver Bedeutungselemente Zustimmungsbereitschaft zu erzeugen, emotionell gestützte Einstellungen zu stabilisieren oder ins Wanken zu bringen, Handlungserwartungen zu stärken oder zu verändern."[80]
Christoph Sauer prägt hierzu das Konzept der "Sprachpolitik", das er folgendermaßen definiert:
"Mit sprachlichen und anderen symbolischen Mitteln Politik machen oder betreiben und dabei auch politikferne Lebensbereiche sprachlich zu politisieren."[81]
Aufgabe des Propagandaminmisteriums war dabei die "Lenkung sprachpolitischen Eingreifens in die Erfahrungsaneignung der Menschen"[82] und deshalb die direkte Beeinflussung der Presse, um durch inhaltliche und stilistische Vorgaben die "Schlagkraft"[83] der Veröffentlichungen zu erhöhen. Ziel war es, neben der allgemeinen Politisierung, eine einheitliche Selbstdarstellung des Regimes zu erreichen.
Um zu veranschaulichen, auf welche Art und Weise es erreicht werden sollte, auch den Alltag zu politisieren, soll hier kurz auf die Arbeit von Utz Maas eingegangen werden. Maas zeigt anhand verschiedener Texte, u.a. aus dem Haushaltsbereich, aus dem bäuerlichen Bereich, aber auch aus politischen Reden, daß es das Ziel des Nationalsozialismus war, alle gesellschaftlichen Schichten und Gruppen zu erreichen und in die nationalsozialistische Politik einzubinden[84]. Maas geht davon aus, daß durch Sprache eine alltägliche "gesellschaftliche Reproduktion"[85] stattfindet und somit sich durch die Sprache die gesellschaftlichen Vorgänge wiederholen. Dadurch wirkt sie systemstabilisierend.
"Sie (die Sprache, Anm. d. Verf.) markiert als symbolische Ordnung das Feld der Vergesellschaftung, das bei wachsender gesellschaftlicher Differenzierung die hinter dem Rücken der Subjekte prozessierenden Faktoren, die die gesellschaftliche Einheit stiften, zugänglich macht. Die Vergesellschaftung selbst ist ein materieller Prozeß, verankert in der materiellen (Re)Produktion - über diese Vergesellschaftung kann nur verfügen (oder doch an der Verfügung über sie partizipieren), wer sie sich symbolisch aneignet."[86]
Mit anderen Worten wird der Nationalsozialismus immer wieder reproduziert, wenn man erreicht, ihn in der Sprache zu verankern. Dies geschieht dadurch, daß die Faktoren beherrscht werden, die Sprache produzieren, die Sprache in das Familienleben hineintragen. Als Beispiel sei hier Maas' Analyse eines Flugblattaufrufs zur Abfallverwertung genannt[87]. In der Reihe 'Kampf dem Verderb' wird dafür geworben, dem Staat die Rohstoffe zukommen zu lassen, die mit Hilfe der Hitlerjugend eingesammelt werden. Nach Maas' Meinung dient diese Aktion nur zur "gesellschaftlichen Erfassung des Alltags"[88], wobei die permanente Präsens des Staates zum Ausdruck kommen und die Bevölkerung in propagandistische Aktionen einbezogen werden soll. Durch die mehr oder weniger erzwungene Beteiligung muß gleichzeitig auch das entsprechende Vokabular übernommen werden. Die Hitler-Jugend dient dabei als Verbindungsglied zwischen Staat und Volk. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle der Haushalte und die Denunziation bei Nichtbeteiligung. Letztendlich zeigt sich hierbei, daß "Sprache im Faschismus als Moment der Verstaatlichung des Alltags,
der Eliminierung von autonomen Räumen, von Widerstandspotentialen"[89] dient. Der Versuch des Ausbruchs aus der Reproduktion führt dabei zum Konflikt mit dem Herrschaftssystem.
Bezüglich der Sprachstrategien der Nationalsozialisten existiert eine Reihe von Untersuchungen. An dieser Stelle soll auf jene Strategien eingegangen werden, die für die vorliegende Arbeit von Bedeutung sind.
Zischka nennt in diesem Zusammenhang die Metapher als Stilmittel:
"Wichtig für die Überzeugungskraft der politischen Sprache ist auch die Verwendung von bildhaften Ausdrücken, Umschreibungen oder Metaphern, wodurch der emotionale Gehalt der Bildebene auf die Sachebene übertragen wird."[90]
Dies bedeutet, daß durch die Beschreibung mit bildhaften Ausdrücken dem Zuhörer bestimmte Vorgänge anschaulich verdeutlicht werden, er sie emotional nachvollziehen kann, da er sie mit Erlebnissen aus seinem eigenen Erfahrungsschatz verbinden kann. Ein großer Teil der angewandten Metaphern stammte aus dem organischen und biologischen Bereich, bzw. aus der Medizin[91], und diente vornehmlich der antisemitischen Propaganda.[92]
"Metamorphisierungen bewirken eine Interaktion zwischen Wissenssystemen, die aus ganz unterschiedlichen Quellen stammen; aber diese Interaktion transferiert Plausibilitäten von einem in den anderen Bereich. Zwar braucht man die Verschiebung nicht mitzumachen, aber sie ist im ersten Verständnis unerläßlich und äußert sich als Bilder-Sog. Viele Metamorphisierungen dienen dazu, die gegen bestimmte Gruppen und Völker einzusetzenden politisch-terroristischen Mittel durch 'einleuchtende' Bildlichkeit akzeptabel zu machen."[93]
Christoph Sauer beschreibt zudem ein weiteres taktisches Mittel der NS-Sprache, die Anspielungen:
"Sie zielen auf komplexe Rekonstruktionen der Vergewisserung und gemeinden den Lesenden ein. Wenn man sich nicht an die Beschränkung durch Rhetorik und Stilistik gebunden achtet, die Anspielungen als 'Stilmittel' betrachten, dann handelt es sich um ein Verfahren, mit dem einem Leser auf indirekte Weise zu verstehen gegeben wird, daß er zum Verständnis des Ausdrucks auf gemeinsame Erfahrungen mit dem Autor zurückgreifen kann oder muß."[94]
In eine ähnliche Richtung zielt dabei das Konzept der Konnotation. Konnotation soll hierbei, nach Maas, das Phänomen sein, "daß jeder sprachliche Ausdruck in unserer Sprachbiographie durch den Kontext indiziert ist, in dem wir ihn kennengelernt haben - jenseits seiner in Wörterbüchern explizierten Bedeutung bedeutet / bezeichnet jeder Ausdruck eben immer auch reflexiv die Situation, deren Artikulation er ermöglicht (hat)".[95]
Dies bedeutet, daß Begriffe neben der aktuellen Bedeutung immer auch eine zusätzliche Bedeutung haben, eine Bedeutung, die auf Erfahrung beruht. Durch Nennung eines Begriffs wird somit immer seine Nebenbedeutung assoziiert bzw. wird dieser in einen größeren, schon bekannten Kontext eingeordnet[96].
Strategisch bedeutet dies, daß es möglich ist, bestimmte Bedeutungszusammenhänge zu prägen, Erfahrungseindrücke durch Begriffe abrufbar sind. Daß die Konnotation als Glaubwürdigkeitsstrategie angewandt wurde, zeigt Nill am Beispiel des Begriffs 'Jugend' in einer Goebbels-Rede. Durch die Verbindung des Begriffs mit der Vorstellungswelt von Freizeitaktivitäten der Jugendbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als auch mit jugendlicher Autonomiebestrebung, gliedert sich in die Argumentation der Rede, die zusätzliche Bedeutung von 'jugendlicher Energie' ein, wodurch letztendlich eine Verschiebung stattfindet:
"Jugend wird zur Metapher für gesellschaftliche Veränderung".[97]
Interessant ist hierfür auch die Analyse Wolfgang Werner Sauers, der die Dissertation von Manfred Pechau über "Nationalsozialismus und deutsche Sprache" von 1935 untersucht. Sauer faßt die Ergebnisse folgendermaßen zusammen:
"Seine (Pechaus, d.Verf. )Ausführungen zeigen, daß die 'Sprache des Nationalsozialismus' sich in vieler Hinsicht gerade durch Kontinuität auszeichnet, daß in den Reden prominenter Nationalsozialisten bewußt an gängige Vorstellungen angeknüpft wird, alte Wortbedeutungen aufgegriffen und umgewertet werden, daß mit Neuschöpfungen sparsam umgegangen wird. Nur so ist Suggestion durch Sprache möglich."[98]
2.5. Spielfilm als Propagandainstrument im Dritten Reich
Nach 1933 gelingt es den neuen Machthabern sehr schnell, das Filmwesen unter staatliche Kontrolle[99] zu bringen. Wie alle Organisationen wird auch das Filmwesen 'gleichgeschaltet' und fällt unter die ausschließliche Zuständigkeit von Goebbels Propagandaministerium.
Durch Gründung der 'Filmkreditbank GmbH' am 1. Juni 1933 wird der erste Schritt zur Übernahme des Filmwesens eingeleitet. Sie soll "den Abfluß jüdischen Kapitals aus den deutschen Filmunternehmen ausgleichen"[100]. Mit der Filmkreditbank steht Goebbels ein finanzielles Instrument zur Verfügung, das entscheidend zur Realisierung bestimmter Filmprojekte beiträgt bzw. diese verhindert.
Am 14. Juli 1933 wird die 'vorläufige Filmkammer' errichtet, die am 22. September zu einer der sieben Hauptkammern der Reichskulturkammer wird. Ihr Präsident ist Goebbels, der so Zugriff auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens hat. Um die Zulassung einer Berufstätigkeit im Bereich Film zu erhalten, ist es grundlegende Bedingung, Mitglied in der Reichsfilmkammer zu sein. Aufnahme in dieser findet jedoch nur, wer weltanschaulich-politisch zuverlässig erscheint und den rassischen Anforderungen genügt.
Als letzer Schritt für die Übernahme des Filmwesens gilt der Erlaß des Reichslichtspielgesetzes, das am 1. März 1934[101] in Kraft tritt. In ihm wird die Vorzensur sämtlicher Spielfilme eingeführt, die vom Reichsfilmdramaturgen und der Filmprüfstelle durchgeführt wird. Dieser untersteht direkt Goebbels' Befehl.[102]
Mit dem Lichtspielgesetz wird zusätzlich die Möglichkeit geschaffen, Filme, die der nationalsozialistischen Auffassung in irgendeiner Weise widersprechen, mehr oder weniger willkürlich zu verbieten. Dies gilt für neue Spielfilme genauso, wie für jene, die vor dem 1.1.1933 zugelassen wurden und für die nun eine Neuzulassung beantragt werden muß[103]. Die Entscheidung über die Prädikatisierung[104] eines Filmes liegt ebenfalls bei der Filmprüfstelle.
Diesem Punkt kommt erhebliche Bedeutung zu. Das Prädikatsystem, das im Dritten Reich immer weiter ausgebaut wird, ermöglicht es, die Distribution von Filmen zu steuern. Erhält ein Film ein Prädikat, bedeutet dies Steuererleichterungen für seine Einnahmen, was zu vermehrter Aufführung in Kinos, aber auch in Verbänden und Organisationen (z.B. in der Jugendfilmstunde bei Prädikat 'Jugendwert') führt.
Da die Journalisten ebenfalls durch die Reichskulturkammer organisiert sind und somit ebenfalls unter der Kontrolle Goebbels stehen, erweist es sich als einfach, die Filmkritik durch die Filmbetrachtung zu ersetzen. Filme dürfen von nun an nicht mehr kritisch beschrieben werden, da ihre Beurteilung allein dem Propagandaministerium obliegt. Den Journalisten ist nur noch die Beschreibung der Filmproduktionen, nach den offiziellen Richtlinien erlaubt bzw. die Betrachtung der Filme unter bestimmten festgelegten Gesichtspunkten.[105]
Damit ist die Neuorganisation des Filmwesens bis Anfang 1934 abgeschlossen. Die Filmindustrie wird ab diesem Zeitpunkt von Goebbels in allen Bereichen kontrolliert: Von der Konzeption über die Produktion[106] bishin zur Distribution der Filme untersteht alles dem Reichspropagandaministerium.[107]
Erst 1937 werden die nächsten Schritte bezüglich der Filmwirtschaft eingeleitet. Durch Absatzschwierigkeiten im Ausland gerät der deutsche Film 1936/37 in eine schwere Krise. Dies hat zur Folge, daß Goebbels Max Winkler einschaltet, den Leiter der Cautio-Treuhandgesellschaft mbH, deren Aufgabe es ist, sich im Auftrag der Regierung die Aktienmehrheit der großen deutschen Filmfirmen anzueignen. Bis Anfang 1939 gelingt es der Cautio, in den Besitz der größten Filmproduzenten; der UFA-, Terra-, Tobis- und Bavaria-Konzerne; zu gelangen. Die Verstaatlichung der Filmwirtschaft wird jedoch vorerst geheimgehalten. Erst mit der Gründung der Ufa-Film GmbH (UFI), im Januar 1942, gerät die Filmindustrie auch offiziell in staatliche Hände. Die Kontrolle des Filmtrusts obliegt durch verschiedene Institutionen dem Reichspropagandaministerium.[108]
Doch was war das Ziel des nationalsozialistischen Films? Seit dem ersten Weltkrieg hatte man erkannt, daß der Film ein Instrument von hohem propagandistischen Nutzen sein konnte[109]. Auch Hitler und Goebbels waren sich dessen bewußt und wollten ihn planmäßig zu ihren Gunsten einsetzen. Bezüglich der Anwendung des Films gingen ihre Meinungen jedoch auseinander.
Nach Hitlers Meinung waren Kunst und Politik nicht miteinander vereinbar[110], deshalb wollte er den politischen Film. Jeder, der sich einen Film ansehen würde, sollte mit dem Bewußtsein ins Kino gehen, daß es sich um einen nationalsozialistischen Film handle[111]. Dementsprechend gestalteten sich auch die ersten NS-Filme: "Hans Westmar" (Wenzler, 1933), "SA-Mann Brand" (Seitz, 1933) und "Hitlerjunge Quex" (Steinhoff, 1933) verherrlichen die NSDAP und das Leben in der Partei.
Goebbels war jedoch unzufrieden mit dieser Art Film, die er als "dramatisiertes Parteiprogramm"[112] bezeichnete. Der Film sollte die Möglichkeiten der Emotionalisierung des Publikums nutzen. Seiner Vorstellung nach mußte der Film mit subtileren Methoden arbeiten und Unterhaltung mit politischer Botschaft mischen. Die Propaganda sollte dabei unsichtbar bleiben und die politische Botschaft vom Zuschauer in einer Art nationalsozialistischem Erkenntnisprozeß entdeckt werden:
[...]
[1] Hans Steinhoff (Rg.). Robert Koch - Der Bekämpfer des Todes. (nach dem Roman von Helmuth Unger.) Tobis, 1939
[2] Marc Ferro. Der Film als 'Gegenanalyse' der Gesellschaft. in: M. Bloch u.a.. Schrift und Materie der Geschichte, Vorschläge zur systematischen Aneignung historischer Prozesse. Claudia Honegger (Hrsg.), Frankfurt /M., 1977, S. 254/255.
[3] Im Zeitraum von Mai bis Oktober 1939 liegen überhaupt keine Eintragungen in den Tagebüchern vor. Neuerlich aufgetauchte Fragmente sind leider noch nicht zugänglich.
[4] Helmut Korte (Hrsg.). Systematische Filmanalyse in der Praxis. Braunschweig, 1986, S. 13.
[5] Werner Faulstich. Einführung in die Filmanalyse. 3., vollst. neu bearb. u. erhebl. erw. Aufl. - Tübingen, 1980, S. 117.
[6] Michael Schaaf. Theorie und Praxis der Filmanalyse. in: Alphons Silbermann, Michael Schaaf und Adam Gerhard. Filmanalyse - Grundlagen, Methodik, Didaktik. München, 1980, S. 103-109.
[7] Helmut Korte, 1986, S. 16.
[8] ebd. S. 12.
[9] Syd Field. Das Drehbuch. in: Syd Field, Peter Märthesheimer, Wolfgang Längsfeld u.a.. Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film. Andreas Meyer (Hrsg.), 4. aktual. Auflage, München, Leipzig, 1992, S. 12/13.
[10] Eduard Baumgarten. Propaganda. in: Staatslexikon. G÷rres-Gesellschaft (Hrsg.), 6. v÷ll. neu bearb. Aufl., Bd 6, Freiburg, 1961. S. 535.
[11] Bruce L. Smith. Propaganda. in: International Encyclopedia of the social sciences. David L. Sills (Hrsg.), Bd 12, o.O.: The Macmillan Company & The Free Press, 1968, S. 579.
[12] Eduard Baumgarten, 1961, S. 535.
[13] Dolf Sternberger, Gerhard Storz, W. E. Süskind. Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Frankfurt/M., Berlin, 1989 (zuerst 1967), S. 151.
[14] Lasswell, zit. in: Karl Friedrich Reimers. Propaganda. in: Staatslexikon. Görres-Gesellschaft (Hrsg.),
7. Aufl., Bd 4, Freiburg, 1988, S. 597.
[15] Eduard Baumgarten, 1961, S. 535.
[16] Karl Friedrich Reimers, 1988, S. 595.
[17] ebd., S. 596.
[18] Wolfgang Schieder, Christof Dipper. Propaganda. in: Geschichtliche Grundbegriffe.
Otto Brunner (Hrsg.), Bd 5, Stuttgart, 1984, S. 70.
[19] ebd. S. 96.
[20] ebd. S. 96.
[21] Vgl. Bruce L. Smith, 1968, S. 579.
[22] Eduard Baumgarten, 1961, S. 537.
[23] Vgl. hierzu auch Jörg Bohse. Inszenierte Kriegsbegeisterung und ohnmächtiger Friedenswille: Meinungslenkung und Propaganda im Nationalsozialismus. Stuttgart, 1988, S. 7ff und 70, 71: Ausgehend von einem Zitat Goebbels, daß hinter Propaganda "immer ein scharfes Schwert stehen" müsse, zeigt Bohse, daß Androhung von Gewalt wesentlicher Bestandteil des faschistischen Propagandaverständnisses war. Dies sowohl für die Unterdrückung von Gegenstimmen, als auch für die Aktivierung der Bevölkerung.
[24] Karl Friedrich Reimers, 1988, S. 596.
[25] Wolfgang Schieder, Christof Dipper, 1984, S. 109.
[26] ebd. 110.
[27] Vgl. ebd., S. 110/111.
[28] Für diese Arbeit wurde vornehmlich die kommentierte Fassung von "Mein Kampf" benutzt: Adolf Hitler. Mein Kampf. Eine kommentierte Auswahl von Christian Zehnter. München, 1974.
[29] Vgl. Christian Zehnter (Kommentar), in: Adolf Hitler, 1974, S. 102/103.
[30] Preußisches Gestapo-Gesetz, 10.02.1936, zit in: Adolf Hitler, 1974, S. 206.
[31] Adolf Hitler, 1974, S. 103,104.
[32] Adolf Hitler ebd., S. 109.
[33] Adolf Hitler, zit in: ebd., S. 110.
[34] Adolf Hitler, zit in: ebd., S. 110.
[35] Adolf Hitler, zit in: ebd., S. 110.
[36] Adolf Hitler, zit in: ebd., S. 111.
[37] Vgl. Ulrich Nill. Die 'geniale Vereinfachung' - Antiintellektualismus in Ideologie und Sprachgebrauch bei Joseph Goebbels. Frankfurt/M., Bern, New York, Paris, 1991, S. 46.
[38] Karl Friedrich Reimers, 1988, S. 596.
[39] David Welch. Propaganda and the German Cinema 1933-45. reprinted with correction, Oxford, 1987 (zuerst 1983), S. 308, 309.
[40] siehe Kapitel 2.4.3.
[41] siehe Kapitel 2.5.
[42] David Welch, 1987, S. 310,311.
[43] Harald Peuschel. Die Männer um Hitler. Düsseldorf, 1982, S. 40.
[44] ebd. 41.
[45] Vgl. Harald Peuschel, 1982, S. 52 / Vgl. Hierzu auch Eberhard Jäckel. Hitlers Weltanschauung. erw. u. überarb. Neuausgabe, Stuttgart, 1981, S. 118, 119.
[46] Jörg Bohse. Inszenierte Kriegsbegeisterung und ohnmächtiger Friedenswille: Meinungslenkung und Propaganda im Nationalsozialismus. Stuttgart, 1988, S. 57.
[47] ebd. S. 59.
[48] ebd. S. 59, 60.
[49] Vgl. Christian Zehnter in: Adolf Hitler, 1974, S. 113.
[50] Jörg Bohse, 1988, S. 7.
[51] ebd. S. 7.
[52] Ulrich Nill, 1991, S. 47.
[53] ebd. S. 49.
[54] Jörg Bohse, 1988, S. 4.
[55] Eberhard Jäckel, 1981, S. 146.
[56] Vgl. Ulrich Nill, 1991, S. 33-36.
[57] ebd. S. 36.
[58] ebd. S. 53.
[59] Vgl. ebd. S. 64.
[60] Vgl. ebd. S. 65.
[61] ebd. S. 59.
[62] Johannes Zischka. Die NS-Rassenideologie - Machttaktisches oder handlungsbestimmendes Ideal? Frankfurt/M., Bern, New York, 1986, S. 74.
[63] ebd. S. 74.
[64] Adolf Hitler, zit in: ebd. S. 78.
[65] ebd. S. 75.
[66] Ulrich Nill, 1991, S. 203: Nill stellt dies anhand der Auseinandersetzung zwischen Goebbels und Hitler bezüglich der 'Trotzki-Frage' fest, bei der Goebbels die Notwendigkeit der Relativierung bzw. Abstufung zwischen verschiedenen Feinden entdeckt, Hitler jedoch weiter konsequent vereinfacht.
[67] Vgl. Kapitel 3.3..
[68] Vgl. Johannes Zischka, 1986, S. 80/81.
[69] Vgl. Kapitel 2.3.
[70] Adolf Hitler, 1974, S. 113.
[71] Konrad Ehlich. Über den Faschismus sprechen - Analyse und Diskurs. in: Sprache im Faschismus. Konrad Ehlich (Hrsg.), Frankfurt/M, 1989, S. 20.
[72] ebd. S. 21.
[73] Victor Klemperer. Lingua Tertii Imperii - Die Sprache des Dritten Reiches. 11. Aufl., Leipzig, 1991 (zuerst 1946).
[74] ebd. S. 25.
[75] ebd. S. 27.
[76] ebd. S. 28.
[77] Jörg Bohse, 1988, S. 3 / Vgl. auch: Christoph Sauer. Der aufdringliche Text. Hilversum, Diss. 1990,
S. 258ff, und Ulrich Nill, 1991, S. 91ff..
[78] wie etwa: Utz Maas. Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand. Opladen, 1984, S. 165ff oder Siegfried Jäger. Rechtsextreme Propaganda heute. in: Konrad Ehlich, 1989, S. 289-322.
[79] Vgl. hierzu: Wolfgang Werner Sauer. Der Duden im 'Dritten Reich'. in: Konrad Ehlich, 1989,
S. 104-119: Sauer zeigt hier, wie auch der Duden, durch Umgestaltung der Definitionen, als auch durch Streichung und Neuaufnahme von Wörtern, schrittweise an die NS-Ideologie angeglichen wurde.
[80] Johannes Zischka, 1986, S. 121.
[81] Christoph Sauer, 1990, S. 255.
[82] ebd. S. 283.
[83] ebd. S. 283.
[84] Utz Maas, 1984, S. 21-192.
[85] ebd. S. 195.
[86] ebd. S. 196.
[87] ebd. 35-38.
[88] ebd. S. 36.
[89] ebd. S. 38.
[90] Johannes Zischka, 1986, S. 122.
[91] Vgl. Ulrich Nill, 1991, S. 127.
[92] ebd. S. 126/127; Vgl. auch Kapitel 3.3.1.
[93] Christoph Sauer, 1990, S. 273.
[94] ebd. S. 274.
[95] Utz Maas. Sprache im Nationalsozialismus - Analyse einer Rede eines Studentenfunktionärs. in: Konrad Ehlich, 1989, S. 168.
[96] Vgl. Utz Maas, 1984, S. 202 u. 228-231.
[97] Ulrich Nill, 1991, S. 325.
[98] Wolfgang Werner Sauer. Der Sprachgebrauch der Nationalsozialisten vor 1933. Hamburg, 1978, S. 23.
[99] Auf die politischen Verlagerungen vor 1933, d.h. daß die Hauptfilmproduktion durch Hugenbergs UFA in den Händen der Deutschnationalen war, soll hier nicht näher eingegangen werden. Vgl. dazu u.a. Joe Hembus, Christa Bandmann. Klassiker des Deutschen Tonfilms 1930-1960. München, 1980, S. 9ff.
[100] Francis Courtade, Pierre Cadars. Geschichte des Films im Dritten Reich. (Übers. v. Florian Hopf),
dt. gekürzte Ausgabe; München, Wien, 1975 (frz. Originalf. 1972), S. 30.
[101] Es baut auf dem Reichslichtspielgesetz vom 12.5.1920 auf, zuletzt geändert am 6.10.1931.
[102] Vgl. Gerd Albrecht. Natioanalsozialistische Filmpolitik. Stuttgart, 1969, S. 12-27.
[103] Lichtspielgesetz (16.2.1934). zit. in: Ulrich Kurowski. Deutsche Spielfilme 1933-1945 - Materialien II. 2. verb. Aufl., München, 1980, S. 72/73.
[104] ebd. S. 74. / Vgl. hierzu auch: Boguslaw Drewniak. Der deutsche Film 1938-1945 - Ein Gesamt-überblick. Düsseldorf, 1987, S. 26-28.
[105] Vgl. Francis Courtade, Pierre Cadars, 1975, S. 18ff.
[106] Vgl. hierzu: Fritz Hippler. Die Verstrickung. 2. rev. u. erw. Aufl., Düsseldorf, [1982], S. 213: Wobei Goebbels sogar bei der Schauspielerauswahl mitentschied. Für die Kontrolle des Darstellereinsatzes wurde vom damaligen Reichsfilmintendanten Fritz Hippler ein spezielles Listensystem entwickelt, daß in Abstufung entweder Schauspieler von Produktion zu Produktion weiterreichte (Liste 1), sie nur mit Sondergenehmigung zuließ (Liste 4) oder gleich ganz ausschloß (Liste 5).
[107] Vgl. Francis Courtade, Pierre Cadars, 1975, S. 22/23.
[108] Vgl. Gerd Albrecht, 1969, S. 28-33 und Wolfgang Becker. Film und Herrschaft. Berlin, 1973, S. 154ff.
[109] Zu diesem Thema sei verwiesen auf Hans Barkhausen. Filmpropaganda für Deutschland. Hildesheim, 1982.
[110] Vgl. David Welch, 1987, S. 42.
[111] Vgl. Erwin Leiser. Deutschland erwache. erw. Neuausgabe, Hamburg, 1989 (zuerst 1968), S. 17.
[112] Joseph Goebbels, zit. in: Hilmar Hoffmann. Und die Fahne führt uns in die Ewigkeit - Propaganda im NS-Film. Band 1, Frankfurt/M., 1988, S. 10.
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