Bei der Beschäftigung des Autoren mit diesem Thema gilt sein besonderes Interesse dem Versuch, eine (zumindest literarische) Schnittstelle zwischen viktimologischer Wissenschaft (Arbeit) mit psychologischer und juristischer Praxis zu schaffen.
Neben der Findung griffiger Definitionen der Begrifflichkeiten im Themenfeld der Viktimologie, speziell des sexuellen Missbrauchs an Kindern und seinen Ausprägungen sollen insbesondere Antworten auf folgende Fragen gefunden werden:
Wo wird das sexuell missbrauchte Kind sekundär viktimisierenden Einflüssen ausgesetzt?
Wie können diese Einflüsse vermieden oder zumindest reduziert werden?
Um die allgemeine Fragestellung einzugrenzen, wird der Fokus vor allem auf das Strafverfahren und dessen Umfeld unter Bezugnahme auf konkrete Fallbeispiele gelegt.
In diesem Zusammenhang wird der Autor ausführlicher auf die mögliche Sekundärviktimisation durch sogenannte aussagepsychologische Gutachten (auch bekannt als Glaubwürdigkeitsgutachten) und deren mögliche Reduzierung eingehen.
Indem er die derzeitigen strukturellen Gegebenheiten darlegt, möchte er die Leser für die Situation des Kindes als Opfer sexuellen Missbrauchs im Strafverfahren sensibilisieren. Des weiteren wird er über die Probleme in der momentanen Verfahrensweise reflektieren und versuchen, daraus Lösungsvorschläge abzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0. Vorwort
- 2.0. Zur Begrifflichkeit sexueller Missbrauch
- 3.0. Definitionen
- 3.1. Definition des Begriffes „Kind“
- 3.2. Definition des Begriffes „,sexueller Missbrauch“
- 3.3.Eigene Forschungsdefinition
- 3.4. Formen des sexuellen Missbrauchs
- 3.5. Definition von primärer und sekundärer Viktimisation
- 4.0. Darstellung der Wormser Prozesse als Ausgangspunkt der Überlegungen zur sekundären Viktimisation
- 5.0. Primäre und sekundäre Viktimisierung von sexuell missbrauchen Kindern
- 5.1. Primäre Folgen sexuellen Missbrauchs
- 5.2. Sekundäre Folgen sexuellen Missbrauchs
- 5.3. Die Situation des kindlichen Opferzeugen vor Gericht
- 6.0. Zwischenresümee
- 7.0. Sekundäre Viktimisation durch Glaubhaftigkeitsgutachten
- 7.1. Begrifflichkeiten im Bereich der aussagepsychologischen Begutachtung
- 7.2. Die wesentlichen Elemente eines Glaubhaftigkeitsgutachtens
- 7.3. Die historische Entwicklung der Glaubhaftigkeitsbegutachtung
- 7.4. Rolle und Situation des Gutachters
- 8.0. Der aktuelle wissenschaftliche Stand
- 8.1. Die Criteria Based Content Analysis
- 8.2. Der Validity Check
- 8.3. Ergänzungen zur Zusammensetzung eines umfassenden Gutachtens nach Fiedler und Steller
- 8.4. Kurze zusammenfassende Darstellung
- 9.0. Praxis der Begutachtung
- 9.1. Richtlinien für die Zeugenbefragung im Zuge der aussagepsychologischen Begutachtung
- 9.2. Richtlinien der Polizei zur Befragung kindlicher Opferzeugen sexuellen Missbrauchs
- 10.0. Konsequenzen aus den Wormser Prozessen
- 11.0. Ausblick auf die Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema der sekundären Viktimisation von sexuell missbrauchten Kindern, insbesondere im Kontext des Strafverfahrens. Der Fokus liegt darauf, die negativen Folgen zu beleuchten, die durch den Umgang mit dem Kind als Opferzeugen im Strafprozess entstehen können, und mögliche Strategien zur Reduzierung dieser sekundären Viktimisation aufzuzeigen.
- Definition und Abgrenzung von primärer und sekundärer Viktimisation
- Analyse der Wormser Prozesse als Fallbeispiel für sekundäre Viktimisation von Kindern im Strafverfahren
- Die Rolle von aussagepsychologischen Gutachten und deren potenzielle Auswirkungen auf die Opfer
- Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Glaubhaftigkeitsbegutachtung und deren praktische Anwendung
- Entwicklung von Lösungsvorschlägen zur Verbesserung des Umgangs mit kindlichen Opferzeugen im Strafverfahren
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in das Thema der Diplomarbeit ein und beschreibt den persönlichen Hintergrund des Autors. Kapitel 2 beleuchtet die Begrifflichkeit „sexueller Missbrauch“ und diskutiert alternative Bezeichnungen. In Kapitel 3 werden verschiedene Definitionen von „Kind“, „sexueller Missbrauch“ und Viktimisation vorgestellt.
Kapitel 4 analysiert die Wormser Prozesse als Paradebeispiel für Sekundärviktimisierung, wobei das Verhalten der Behörden und die Folgen für die beteiligten Kinder beleuchtet werden. Kapitel 5 untersucht die primären und sekundären Folgen sexuellen Missbrauchs und analysiert die spezifische Situation des Kindes als Opferzeugen im Strafverfahren.
Kapitel 7 befasst sich mit der sekundären Viktimisation durch aussagepsychologische Gutachten und analysiert deren Geschichte und Methodik. Kapitel 8 präsentiert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Glaubhaftigkeitsbegutachtung und diskutiert verschiedene Ansätze wie die Criteria Based Content Analysis und den Validity Check.
Kapitel 9 beleuchtet die Praxis der Begutachtung und stellt Richtlinien für die Zeugenbefragung von Kindern im Rahmen der aussagepsychologischen Begutachtung vor.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die folgenden Themen: sekundäre Viktimisation, sexuell missbrauchte Kinder, Strafverfahren, aussagepsychologische Gutachten, Glaubhaftigkeitsbegutachtung, Wormser Prozesse, Criteria Based Content Analysis, Validity Check.
- Arbeit zitieren
- Martin Kragl (Autor:in), 2003, Sekundäre Viktimisation von sexuell missbrauchten Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22177