Genau wie in allen anderen Berufsgruppen ändern sich die Rolle, Aufgaben und Funktionen von Politikern immer wieder im Laufe der Zeit und passen sich den Gegebenheiten ihrer Epoche an. Merkmale, durch die sich Politiker jedoch grundsätzlich definieren, sind zum Beispiel Macht und Einflussnahme auf das Leben der Menschen in der Gesellschaft, für die ihr politisches Handeln relevant ist. Durch diese Faktoren sind Politiker zu einem gewissen Teil zuständig für die Gestaltung der Gesellschaft. Auf welchem Wege sie diese Funktion ausüben, also auf welche Art und Weise sie mit ihrer Umwelt in Interaktion treten, hat sich besonders in der letzten Zeit deutlich geändert. Im heutigen Zeitalter der Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, muss erfolgreiche Politik, und damit auch erfolgreiche Politiker, vollkommen anderen Anforderungen gerecht werden als noch vor ein paar Jahrzehnten oder sogar Jahren. Politik findet in den Medien statt – und daraus ergibt sich die erste zentrale Frage dieser Hausarbeit: Findet sie auch für die Medien statt? Mit dem Bundestagswahlkampf 1998 drängte sich immer deutlicher die Überlegung auf, inwieweit die politische Kommunikation, derer sich die Parteien im Wahlkampf und auch danach bedienten, gekennzeichnet war durch das Vermitteln politischer Botschaften auf der einen Seite oder doch vielleicht eher durch die mediengerechte Inszenierung der eigenen Partei und insbesondere des eigenen Kanzlerkandidaten auf der anderen Seite. Darüber hinaus stellt sich die Frage, was einen Politiker dann in dieser „mediatisierten Politikwelt“ eigentlich dazu qualifiziert, sich als besonders geeignet für seine Rolle zu erweisen: Wenn es tatsächlich so ist, dass das politische Handeln heute absolut medienorientiert ist und zum Teil vielleicht sogar nur wegen der Medien überhaupt stattfindet (Stichwort „Pseudo-Ereignisse“), dann muss ein fähiger Politiker doch auch über vollkommen andere Kompetenzen verfügen als in der Vergangenheit. Ein Politiker von heute muss sich in den Medien präsentieren können. Die zweite zentrale Frage lautet: Ist er also ein Medienstar? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politiker versus klassische Stars
- Die Definition des Begriffes ,,Star“
- Politiker als gesellschaftliche Elite
- Die ,,Starisierung“ von Politikern
- Der Politiker als Star
- Die Verknüpfung von Inhalt und Inszenierung
- Der Wahlkampf in den Medien
- Symbolische oder rhetorische Politik
- Pseudo events
- Personalisierung
- Entertainisierung
- Voll- und teilmediatisierte Medienkampagnen
- Der Bundestagswahlkampf 1998
- Der Starpolitiker Gerhard Schröder
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die zunehmende „Starisierung“ von Politikern im Zeitalter der Massenmedien. Sie analysiert, ob und inwieweit sich die politische Kommunikation durch die Medien verändert hat und ob Politiker eher politische Botschaften vermitteln oder ihre Inszenierung für die Medien optimieren. Die Arbeit betrachtet den Wandel der politischen Rolle im Kontext der medialen Vermarktung und befasst sich mit den Strategien und Herausforderungen, denen sich Politiker in der heutigen medienorientierten Welt gegenübersehen.
- Die Definition des Begriffes „Star“ und die Abgrenzung von Politikern
- Die „Starisierung“ von Politikern als Phänomen der medialen Vermarktung
- Die Rolle der Selbstinszenierung in der heutigen Politik
- Strategien der politischen Kommunikation im Wahlkampf, insbesondere die „Amerikanisierung“
- Das Beispiel des Starpolitikers Gerhard Schröder im Bundestagswahlkampf 1998
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentralen Fragen der Hausarbeit vor: Inwieweit prägt die Medienlandschaft die politische Kommunikation und wird Politik für die Medien inszeniert oder für die Gesellschaft? Anschließend wird im zweiten Kapitel der Begriff „Star“ definiert und abgegrenzt von der Rolle des Politikers. Es wird herausgearbeitet, dass Politiker zwar keine klassischen Stars im Sinne des Begriffs sind, jedoch eine zunehmende „Starisierung“ in der Politik zu beobachten ist. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Faktoren, die einen Politiker zu einem „Star“ machen und warum diese „Starisierung“ relevant ist. Kapitel 4 analysiert die Rolle der Selbstinszenierung und zieht einen Vergleich zwischen der Rolle des Politikers und des Schauspielers. In Kapitel 5 werden verschiedene Strategien der politischen Kommunikation im Wahlkampf beleuchtet, darunter die symbolische Politik, „Pseudo events“, Personalisierung, Entertainisierung und verschiedene Formen von Medienkampagnen. Die Entwicklungen im Bundestagswahlkampf 1998 werden in Kapitel 5.6 näher betrachtet. Das sechste Kapitel widmet sich dem Beispiel des Starpolitikers Gerhard Schröder. Schließlich fasst das Fazit die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt Antworten auf die zentralen Fragestellungen.
Schlüsselwörter
Starisierung, Politik, Medien, Wahlkampf, Selbstinszenierung, Personalisierung, Entertainisierung, Medienkampagnen, Gerhard Schröder, Bundestagswahlkampf 1998.
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- Simone Mir Haschemi (Author), 2000, Politiker als Star: Politik in den Medien oder Politik für die Medien?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22239