Reaktanz ist der innere Widerstand gegen Einschränkungen der individuellen Handlungs- oder
Entscheidungsfreiheit.
Wird eine freie Verhaltensweise bedroht oder durch Verbote sowie äußeren Druck unmöglich
gemacht, entsteht ein motivationaler Spannungszustand, der darauf gerichtet ist die verlorene
oder bedrohte Freiheit wiederzugewinnen. Dieser motivationale Spannungszustand ist
psychologische Reaktanz.
Die Reaktanzstärke hängt von vier Bedingungen ab:
· der Wichtigkeit der Freiheit für die beengte Person
· dem Umfang der bedrohten oder eliminierten Freiheit
· der Stärke der Freiheitseinengung
· der Erwartungen der eingeengten Person eine bestimmte Freiheit zu haben.
Die Neigung, die unerwünschte oder verbotene Handlung auszuführen wird gefördert. Einige Autoren erwähnen des öfteren die Unterdrückung von Reaktanz. Diese kommt zustande,
wenn, durch zu starke Kontrolle der beengenden Instanz, eine Manifestation von Reaktanz
gehemmt wird. Auch bei Gefahr von unerwünschten Konsequenzen im sozialen Bereich wird
Reaktanz unterdrückt.
Wird die Verhaltungsweise durch sozialen Einfluss eingeengt, kann es gegebenenfalls zur
Unterdrückung von psychologischer Reaktanz kommen.
DICKENBERGER und GNIECH (1982) fertitgen ein Modell an, welches erklärt, wie sich die beiden
gegensätzlichen Kräfte, Konformität und Manifestation, miteinander fügen. Anhaltspunkt dieses
Modells ist das lerntheoretische Konfliktmodell für Annäherungs- und Vermeidungstendenzen
von MILLER (1944). Die beiden Achsen in Millers Koordinatensystem werden von ihm als
„Aktionspotenzial“ und als „Nähe zum Ziel“ bezeichnet. Durch Verstärkung entstehen Kräfte, die
mit ansteigender Nähe zum Ziel zunehmen. Das Aktionspotential der beiden Kräfte wächst
bedingungslos vom anderen mit dem Näherkommen an das Ziel. Das negative Gradient, die
Vermeidung, ist allerdings steiler. Der Konflikt ist hier vielmehr zwischen den
Verhaltenstendenzen als zwischen den Kräften zu sehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Definition des Reaktanzbegriffes
- 2. Manifestation von Reaktanz
- 2.1. Direkte Wiederherstellung der Freiheit
- 2.2. Indirekte Wiederherstellung von Freiheit
- 2.3. Aggressionen
- 2.4. Attraktivitätsveränderungen
- 2.5. Reaktanz und Persönlichkeit
- 3. Die Reaktanztheorie
- 3.1. Reaktanzeffekte
- 4. Verbindungen zu anderen Theorien
- 4.1. Altruismus, Hilfesuchverhalten und Reaktionen auf Hilfe
- 4.2. Kontrolltheorie
- 4.3. Die Theorie der kognitiven Dissonanz
- 4.4. Die Güter-Theorie nach Brock
- 4.5. Frustration
- 4.6. Die Theorie der gelernte Hilflosigkeit
- 5. Anwendung der Reaktanztheorie auf einzelne Verhaltensbereiche
- 5.1. Negative Attitüdenänderung
- 5.2. Negativistisches Verhalten in psychologischen Experimenten
- 5.3. Territorialverhalten
- 5.4. Kaufverhalten
- 5.5. Konsumentenreaktionen und politisches Verhalten
- 5.6. Interpersonale Attraktivität und romantische Liebe
- 5.7. Gesundheitspsychologische Bereiche
- 5.8. Widerstand bei der Kindererziehung
- 5.9. Reaktanz bei Tieren
- 5.10. Kriminologie und Forensische Psychologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Theorie der psychologischen Reaktanz. Ziel ist es, den Reaktanzbegriff zu definieren, seine Manifestationen zu beschreiben und seine Verbindungen zu anderen relevanten Theorien aufzuzeigen. Die Anwendung der Reaktanztheorie auf verschiedene Verhaltensbereiche wird ebenfalls untersucht.
- Definition und Entstehung von psychologischer Reaktanz
- Manifestationen von Reaktanz und deren Einflussfaktoren
- Verbindungen der Reaktanztheorie zu anderen psychologischen Theorien
- Anwendung der Reaktanztheorie in verschiedenen Kontexten
- Verhaltensmuster und -vorhersagen im Kontext von Reaktanz
Zusammenfassung der Kapitel
1. Definition des Reaktanzbegriffes: Dieses Kapitel erläutert den Kernbegriff der psychologischen Reaktanz als inneren Widerstand gegen die Einschränkung individueller Handlungs- oder Entscheidungsfreiheit. Es beschreibt Reaktanz als einen motivationalen Spannungszustand, der durch die Bedrohung oder Eliminierung von Freiheiten entsteht und auf deren Wiedergewinnung abzielt. Die Stärke der Reaktanz wird durch die Wichtigkeit der Freiheit, den Umfang der Einengung, die Stärke der Einengung und die Erwartung der Person bezüglich der Freiheit bestimmt. Die Neigung, verbotene Handlungen auszuführen, wird durch Reaktanz verstärkt.
2. Manifestation von Reaktanz: Dieses Kapitel befasst sich mit der Ausprägung von Reaktanz. Es wird der Aspekt der Reaktanz-Unterdrückung durch starke Kontrolle oder Angst vor Konsequenzen thematisiert. Ein Modell von Dickenberger und Gniech (1982), basierend auf Millers Konfliktmodell, erklärt den Zusammenspiel von Konformität und Reaktanzmanifestation. Der zunehmende soziale Druck wird als "Nähe zum Ziel" interpretiert, wobei die Reaktanzmotivation mit steigendem Druck schneller wächst als die Anpassungstendenz. Die Kapitel beschreibt unterschiedliche Verhaltensmuster, die von Konformität über latente bis hin zu manifester Reaktanz reichen können, abhängig vom Ausmaß des sozialen Einflusses. Das Kapitel präsentiert grafische Darstellungen dieser Verhaltensmuster und die möglichen Verhaltensabläufe nach Brehm und Brehm (1981).
Häufig gestellte Fragen zum Thema Psychologische Reaktanz
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Dieser Text bietet eine umfassende Übersicht über die Theorie der psychologischen Reaktanz. Er definiert den Begriff, beschreibt seine Manifestationen, beleuchtet seine Verbindungen zu anderen relevanten Theorien und untersucht seine Anwendung in verschiedenen Verhaltensbereichen.
Was ist psychologische Reaktanz?
Psychologische Reaktanz ist ein innerer Widerstand gegen die Einschränkung individueller Handlungs- oder Entscheidungsfreiheit. Sie entsteht als motivationaler Spannungszustand durch die Bedrohung oder Eliminierung von Freiheiten und zielt auf deren Wiedergewinnung ab. Die Stärke der Reaktanz hängt von Faktoren wie der Wichtigkeit der Freiheit, dem Umfang und der Stärke der Einengung sowie der Erwartung der Person bezüglich der Freiheit ab.
Wie manifestiert sich Reaktanz?
Reaktanz kann sich auf verschiedene Weisen zeigen. Der Text beschreibt direkte und indirekte Wiederherstellung der Freiheit, Aggressionen, Veränderungen der Attraktivität der eingeschränkten Handlung und den Einfluss der Persönlichkeit. Ein Modell von Dickenberger und Gniech (1982) erklärt den Zusammenhang von Konformität und Reaktanzmanifestation unter zunehmendem sozialem Druck. Die Reaktionen reichen von Konformität über latente bis hin zu manifester Reaktanz.
Welche Verbindungen bestehen zu anderen Theorien?
Der Text untersucht die Verbindungen der Reaktanztheorie zu Theorien wie dem Altruismus, der Hilfesuchverhalten, der Kontrolltheorie, der kognitiven Dissonanz, der Güter-Theorie nach Brock, Frustration und der Theorie der gelernten Hilflosigkeit.
In welchen Bereichen wird die Reaktanztheorie angewendet?
Die Anwendung der Reaktanztheorie wird in diversen Bereichen beleuchtet, darunter: negative Attitüdenänderung, negativistisches Verhalten in Experimenten, Territorialverhalten, Kaufverhalten, Konsumentenreaktionen und politisches Verhalten, interpersonale Attraktivität und romantische Liebe, Gesundheitspsychologie, Kindererziehung, Verhalten bei Tieren, Kriminologie und Forensische Psychologie.
Welche Kapitel umfasst der Text und was ist ihr Inhalt?
Der Text gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 definiert den Reaktanzbegriff. Kapitel 2 beschreibt die Manifestationen von Reaktanz, einschließlich verschiedener Verhaltensmuster und Modelle. Kapitel 3 behandelt die Reaktanztheorie selbst und ihre Effekte. Kapitel 4 widmet sich den Verbindungen zu anderen Theorien. Kapitel 5 zeigt die Anwendung der Reaktanztheorie auf verschiedene Verhaltensbereiche.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, den Reaktanzbegriff zu definieren, seine Manifestationen zu beschreiben, seine Verbindungen zu anderen relevanten Theorien aufzuzeigen und seine Anwendung auf verschiedene Verhaltensbereiche zu untersuchen.
Welche Schlüsselthemen werden behandelt?
Schlüsselthemen sind die Definition und Entstehung psychologischer Reaktanz, die Manifestationen von Reaktanz und deren Einflussfaktoren, die Verbindungen der Reaktanztheorie zu anderen psychologischen Theorien, die Anwendung der Reaktanztheorie in verschiedenen Kontexten und Verhaltensmuster und -vorhersagen im Kontext von Reaktanz.
- Arbeit zitieren
- Lenka Eiermann (Autor:in), 2003, Die Theorie der Psychologischen Reaktanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22419