Von der Zweckgemeinschaft in den ‚Schoß der Familie’, so könnte sehr grob die Entwicklung
von der großen Haushaltsfamilie zur bürgerlichen Kleinfamilie umrissen werden. Die äußeren
Umstände, die ein Gefühl für die Familie als Refugium forcierten, aber auch die
Schattenseiten dieser abgeschirmten Innenwelt sollen in dieser Arbeit in erster Linie
untersucht werden.
Betrachtet man den sozialen und gesellschaftlichen Wandel im 19. Jahrhundert, so dürfen die
Veränderungen der Familienstrukturen nicht außer Acht gelassen werden. Gerade dieses
Gebiet ist so mit vielen weiteren Wandelerscheinungen direkt oder indirekt verknüpft, daß
keine Arbeit über das Thema ‚Familie im 19. Jahrhundert’ ohne Hinweise auf die
Französische Revolution, den ständischen Gesellschaftsaufbau oder die Urbanisierung
auskommt, ganz abgesehen von Untersuchungen zu Rollenbildern, Kindererziehung und
damit die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten, wie sie wiederum Charakteristika einer
ganzen Epoche sind. Das Zusammenleben von Menschen fand und findet immer statt, und die
Organisation dieses Zusammenlebens gibt oftmals in überzeugender Weise Auskunft über
weit größere Zusammenhänge, die den Familienverband als Miniatur einer ganzen
Gesellschaft ausmachen.
In dieser Arbeit sollen die wichtigsten strukturellen Wandlungen im Familienverband des 19.
Jahrhunderts vor dem Hintergrund der größeren politischen und gesellschaftlichen
Veränderungen beleuchtet werden. Von dort aus soll ein Blick in die Vergangenheit zur
großen Haushaltsfamilie und in die Zukunft bis zum Familienbegriff der heutigen Zeit nicht
vergessen werden, es wird der Fokus aber auf die bürgerliche Kleinfamilie im 19. Jahrhundert
gerichtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff, Familie'
- Die,große Haushaltsfamilie' oder das ganze Haus'
- Die Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie
- Der Wandel des Ehebegriffs im ausgehenden 19. Jahrhundert
- Die Industrielle Revolution und ihre Auswirkungen auf die Familie
- Urbanisierung und Konsum - räumlicher und finanzieller Druck auf die Familie
- Vater, Mutter, Kind: Rückwärtsgewandtheit und entsprechende Rollenbilder in der bürgerlichen Kleinfamilie
- Familie im 20. und 21. Jahrhundert
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie im 19. Jahrhundert und stellt sie in den Kontext des sozialen und gesellschaftlichen Wandels der Zeit. Sie beleuchtet die Faktoren, die zur Ablösung der großen Haushaltsfamilie durch die Kleinfamilie führten, wobei der Fokus auf den Wandel des Ehebegriffs, die Auswirkungen der Industrialisierung, die Urbanisierung und den Druck auf die Familie sowie die Entstehung neuer Rollenbilder liegt.
- Der Wandel des Ehebegriffs im ausgehenden 19. Jahrhundert
- Die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Familienstruktur
- Die Rolle von Urbanisierung und Konsum für die Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie
- Die Entwicklung neuer Rollenbilder in der Kleinfamilie
- Die Bedeutung der Familie als Refugium in einer sich wandelnden Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung führt in das Thema der Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie ein und stellt den Zusammenhang zwischen der Familienentwicklung und den größeren gesellschaftlichen und politischen Veränderungen im 19. Jahrhundert heraus. Sie hebt die Bedeutung der Familie als Spiegelbild der Gesellschaft hervor und kündigt die Schwerpunkte der Arbeit an.
Der Begriff, Familie'
Dieses Kapitel analysiert den Begriff „Familie“ und stellt die historische Entwicklung vom alten Familienbegriff der „Hausgenossenschaft“ hin zum modernen Familienverständnis als verwandte Personen dar. Es beleuchtet die Veränderungen im Sprachgebrauch und die Bedeutung des Begriffs „Haus“ in verschiedenen historischen Kontexten.
Die,große Haushaltsfamilie' oder das ganze Haus'
Dieses Kapitel bietet eine kurze Betrachtung der „großen Haushaltsfamilie“ als Vorläufer der bürgerlichen Kleinfamilie. Es beschreibt die Organisation des Zusammenlebens, die Aufgabenverteilung, den Hausfrieden und die hierarchischen Strukturen innerhalb dieser Familientypen.
Die Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie
Dieses Kapitel analysiert die Faktoren, die zur Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie führten, wie den Wandel des Ehebegriffs, die Auswirkungen der Industrialisierung und Urbanisierung und die Entstehung neuer Rollenbilder. Es beschreibt die Kleinfamilie als Reaktion auf veränderte Lebensbedingungen und ihre Bedeutung als Refugium vor den Herausforderungen der modernen Welt.
Der Wandel des Ehebegriffs im ausgehenden 19. Jahrhundert
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Entwicklung des Ehebegriffs im ausgehenden 19. Jahrhundert und die Ablösung des Sippengedankens durch die Idee der „freien“ Ehe. Er beleuchtet den Einfluss der Französischen Revolution und die Bedeutung des Rechts auf Ehe.
Schlüsselwörter
Die Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie, Familienstruktur, gesellschaftlicher Wandel, Industrialisierung, Urbanisierung, Ehebegriff, Rollenbilder, Hausgenossenschaft, große Haushaltsfamilie, Refugium, Sippengedanken, Hausfrieden, Französische Revolution.
- Arbeit zitieren
- Till Hurlin (Autor:in), 2002, Die Entstehung und Ausformung der bürgerlichen Kleinfamilie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22457