[...] Die Regentschaft übernahm sein Neffe
Philipp von Orleans. Er sah sich mit einer Schuldenlast von mehr als 2 Milliarden
Livre konfrontiert sowie einer jährlichen Zinsbelastung von 90 Millionen Livre. Die
Nettosteuereinnahmen betrugen 69 Millionen Livre, denen Ausgaben von 146 Mio.
Livre gegenüberstanden1. Frankreich war chronisch pleite. Der Fiskus konnte seine
Schulden nicht mehr bezahlen und dessen Gläubiger hatten kein Geld, um ihre
Lieferanten zu befriedigen.
In dieser Situation fand John Law mit seinen Ideen Gehör beim Regenten und durfte
die erste Bank in Frankreich gründen. John Law kam 1671 in Schottland zur Welt. Seine brillanten mathematischen
Fähigkeiten nutzte er in seiner Jugend in Spielsalons aus und kam so zu Reichtum.
1694 entkam er durch eine Flucht aus dem Gefängnis nur knapp dem Tod, zu
welchem er nach einem Duell verurteilt wurde. Sein finanzwirtschaftliches Geschick
hatte er sich bei seinen Aufenthalten in den europäischen Finanzmetropolen
angeeignet. Von 1716 – 1720 prägte er massiv das französische Finanzwesen. Er
war kurzfristig der reichste Mann der Welt. Er löste den ersten Aktienboom aber auch
den ersten Börsencrash der Geschichte aus.
John Law war fasziniert von der Idee einer Bodenkreditbank, die Grundbesitz
erwerben und Papiergeld als Kredit ausgeben sollte. Die Sicherung des Kredites
sollte durch Grund und Boden erfolgen, da Land einen weniger unsicheren
Vermögenswert darstellt als Münzgeld2. Er plante die Noten jedem Grundeigentümer
auszuhändigen, der dafür eine Hypothek auf seinen Grundbesitz errichten ließ oder
der bereit war, diesen Grundbesitz an eine zu diesem Zweck geschaffene öffentliche
Anstalt abzutreten. Zunächst werde ich auf die theoretischen Grundlagen des Papiergeldes näher
eingehen und seine Vorzüge gegenüber dem Münzgeld darstellen sowie die
Situation in Frankreich beleuchten, bevor John Law in die französischen
Finanzmärkte eintritt. Im nächsten Kapitel zeige ich die Entwicklung des
Papiergeldes in Frankreich auf und wie John Law seinen auf Boden gestützten
Papiergeldplan immer mehr aus den Augen verliert was schließlich zum Platzen der
Aktienblase führt. Darüber hinaus möchte ich die Konsequenzen seiner Finanzpolitik
für die französische Wirtschaft darstellen. Es stellt sich die Frage, wie John Law es
geschafft hat, Vertrauen für eine neue Währung zu gewinnen und warum sein
Finanzprojekt letztendlich gescheitert ist.
1 Vgl. Murphy, S.169.
2 Vgl. Galbraith, S.27.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Papiergeldsystem im 18.Jahrhundert
2.1 Aufbau eines Bankwesen
2.2 Gründe für Papiergeld
2.3. Situation in Frankreich
3. Papiergeld in Frankreich
3.1.Verknüpfung Papiergeld mit Aktien
3.2.Verknüpfung Papiergeld mit Handelsgesellschaft
3.3.Entwicklung der Aktienblase
3.4 Auswirkungen der Wirtschaftspolitik
4. Gründe des Scheiterns
4.1. Ökonomische Gründe
4.2. Sonstige Gründe
5. Resümee
LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Am 1.9.1715 starb der Sonnenkönig Ludwig XIV. Seine kostenintensive kriegerische Außenpolitik und die Misswirtschaft seiner Finanzminister führten dazu, dass Frankreich am Rande des Ruins stand. Die Regentschaft übernahm sein Neffe Philipp von Orleans. Er sah sich mit einer Schuldenlast von mehr als 2 Milliarden Livre konfrontiert sowie einer jährlichen Zinsbelastung von 90 Millionen Livre. Die Nettosteuereinnahmen betrugen 69 Millionen Livre, denen Ausgaben von 146 Mio. Livre gegenüberstanden[1]. Frankreich war chronisch pleite. Der Fiskus konnte seine Schulden nicht mehr bezahlen und dessen Gläubiger hatten kein Geld, um ihre Lieferanten zu befriedigen.
In dieser Situation fand John Law mit seinen Ideen Gehör beim Regenten und durfte die erste Bank in Frankreich gründen.
John Law kam 1671 in Schottland zur Welt. Seine brillanten mathematischen Fähigkeiten nutzte er in seiner Jugend in Spielsalons aus und kam so zu Reichtum. 1694 entkam er durch eine Flucht aus dem Gefängnis nur knapp dem Tod, zu welchem er nach einem Duell verurteilt wurde. Sein finanzwirtschaftliches Geschick hatte er sich bei seinen Aufenthalten in den europäischen Finanzmetropolen angeeignet. Von 1716 – 1720 prägte er massiv das französische Finanzwesen. Er war kurzfristig der reichste Mann der Welt. Er löste den ersten Aktienboom aber auch den ersten Börsencrash der Geschichte aus.
John Law war fasziniert von der Idee einer Bodenkreditbank, die Grundbesitz erwerben und Papiergeld als Kredit ausgeben sollte. Die Sicherung des Kredites sollte durch Grund und Boden erfolgen, da Land einen weniger unsicheren Vermögenswert darstellt als Münzgeld[2]. Er plante die Noten jedem Grundeigentümer auszuhändigen, der dafür eine Hypothek auf seinen Grundbesitz errichten ließ oder der bereit war, diesen Grundbesitz an eine zu diesem Zweck geschaffene öffentliche Anstalt abzutreten.
Zunächst werde ich auf die theoretischen Grundlagen des Papiergeldes näher eingehen und seine Vorzüge gegenüber dem Münzgeld darstellen sowie die Situation in Frankreich beleuchten, bevor John Law in die französischen Finanzmärkte eintritt. Im nächsten Kapitel zeige ich die Entwicklung des Papiergeldes in Frankreich auf und wie John Law seinen auf Boden gestützten Papiergeldplan immer mehr aus den Augen verliert was schließlich zum Platzen der Aktienblase führt. Darüber hinaus möchte ich die Konsequenzen seiner Finanzpolitik für die französische Wirtschaft darstellen. Es stellt sich die Frage, wie John Law es geschafft hat, Vertrauen für eine neue Währung zu gewinnen und warum sein Finanzprojekt letztendlich gescheitert ist.
2. Papiergeldsystem im 18. Jahrhundert
2.1. Aufbau eines Bankwesens
In einem Münzgeldsystem ohne Banken stellt die Münze ein Nettovermögen dar, dem keine Verbindlichkeit gegenübersteht[3]. Als Besitzer der Münze hat man die Möglichkeit zwischen zwei Alternativen zu wählen. Entweder gibt man die Münze aus, oder behält sie, um die Ausgabe zu verschieben. Wenn man sich dazu entscheidet die Münzen zu horten, fließt kein Geld in den Wirtschaftskreislauf, was sich letztendlich für die Produktion nachteilig auswirkt.
In einem Papiergeldsystem mit Banken unterscheidet man zwischen einem Edelmetallgestützten System und einem Kreditgestützten System.
Beim Edelmetallgestützten System steht der Banknote eine Deckung in Gold und Silber gegenüber, während beim Kreditgestützten System der Banknote eine Deckung in privaten und öffentlichen Darlehen gegenüber steht.
Bei einem Kreditgestützten Bankwesen, in dem man über ein Konto verfügt, kommt neben den Möglichkeiten Geld auszugeben oder Geld zu behalten eine dritte Dimension hinzu: Die Einlage eines Kontos. Diese entspricht einem Darlehen, das ein Kreditnehmer für Konsum- oder Investitionszwecke nutzt. Es fließt mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf was zur Folge hat, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Vergleich zum Münzgeldsystem steigt.
John Law favorisierte in seinen Theorien das Kreditgestützte System, um das Bankwesen vor unsteten Gold- und Silberströme zu schützen.
2.2. Gründe für Papiergeld
Die Ausweitung des Handels und des Geldverkehrs brachte die Notwendigkeit mit sich, das Münzgeld durch eine bequemere Zahlungsart zu ersetzen.
Der Handel im Inneren eines Landes hängt vom Geld ab. Mehr Geld gibt einer größeren Anzahl von Menschen eine Beschäftigung als weniger Geld. Eine Vermehrung des Geldes wirkt sich seiner Meinung nach positiv auf die Produktion aus und führt somit zu einer Verringerung der Arbeitslosigkeit.
Geld ist für John Law ein Tauschmittel, das ein Recht zum Erwerb einer Warenmenge gibt. Für diese Funktion ist ein kostspieliges Metall überflüssig. Deshalb sah er das Papiergeld im Vorteil gegenüber dem Münzgeld. Papiergeld lasse sich mit geringeren Kosten herstellen und transportieren und könne nicht ins Ausland abfließen. Es zirkuliert schneller als Münzgeld und belebt den Handel. Es ist in seinen Augen wertbeständiger als Metallgeld, da es vom Metallwert unabhängig sei und seine Menge dem Geldbedarf beliebig angepasst werden könne. Silber hingegen fehlt es an Wertbeständigkeit, da das Angebot an Silber in den letzten 200 Jahren im Verhältnis zu seinen Bedarf überdehnt wurde, worunter sein Marktwert stark gelitten hat[4].
John Law wollte mit dem Papiergeldsystem die Zahlungsmittel vermehren, die Kaufkraft steigern und die Unternehmenstätigkeit fördern[5].
Damit die Bevölkerung Vertrauen in die neue Währung gewinnt, war es notwendig, dass das ausgegebene Papiergeld durch einen entsprechenden Gegenwert gedeckt war.
2.3. Situation in Frankreich
Am meisten profitierten vom französischen Finanzwesen bis 1715 der Adel und die Finanziers. Die Finanziers waren Personen, die ihr Geld damit verdienten, dass sie Steuern eintrieben und den Fiskus verwalteten[6]. Sie waren Mittelsmänner des Adels. Der Adel stellte das Geld der Krone bereit, um im Gegenzug Steuerpachten oder Sonderrechte zu fordern. Der Inhaber einer Steuerpacht musste die Summe der Steuern, die er erheben würde im Voraus abschätzen und sie dem Staat vorstrecken. Wenn die Einnahmen unter dieser Summe blieben, musste er selbst für die Differenz aufkommen, wenn sie höher ausfielen, durfte er den Überschuss für sich behalten. Es herrschte eine ausgeprägte Korruption und Ineffizienz unter den Steuerpächtern.
Ende 1715 wurde der heimische Livre abgewertet. Abwertungen hatten zur Folge, dass zusätzliche Steuereinnahmen geschaffen wurden und sich die öffentlichen Schulden verminderten[7]. Jedoch wurde dadurch das Geld noch knapper und es kam zu deflationären Tendenzen.
Der faktische Staatsbankrott des französischen Finanzsystems 1715 zwang zur Suche nach finanziellen Erneuerungen, um ein Wirtschaftswachstum herbeizuführen.
John Law war der Meinung, dass Frankreich in einer Währungs- und Finanzkrise steckt. Die Wirtschaft schwächelte und das Geld war knapp. Daneben waren aufgrund der hohen Staatsverschuldung die Zinsen sehr hoch. Sein Ziel war es, die Staatschuld abzubauen und den Wohlstand des Landes zu fördern[8]. Er schlug ein Kreditinstitut vor, das die Papiergeldmenge erhöhen sollte. Damit würde das Geld billiger und somit der Kreditzins sinken. Somit sah er im Papiergeld eine Quelle, die dem Staat große Einnahmen verschaffen konnte. Durch die Erfordernis von Barvorleistungen, wird die Produktion sowie die Beschäftigung steigen und ein Zahlungsbilanzüberschuss erzeugt werden. John Law verknüpfte wirtschaftliche Entwicklung, monetäre Politik, Senkung der Zinssätze und Tilgung der öffentlichen Schuld[9].
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[1] Vgl. Murphy, S.169.
[2] Vgl. Galbraith, S.27.
[3] Vgl. Murphy, S.144.
[4] Vgl. Murphy, S.114.
[5] Vgl. Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, S.94.
[6] Vgl. Murphy, S.169.
[7] Vgl. Murphy, S.196.
[8] Vgl. Kiehling, S.25.
[9] Vgl. Handbuch der europäischen Wirtschafts- u. Sozialgeschichte, Bd.4, S.488.
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