Buddhismus und Kant


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Lehre des Buddha
2.1. Siddharta Gautama, Begründer des Buddhismus
2.2. Die Vier Edlen Wahrheiten
2.3. Die Fünf Aneignungsgruppen und die Nicht-Seelenhaftigkeit
2.4. Karma
2.5. Wiedergeburt
2.6. Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten
2.7. Nirvana

3. Kant und Buddhismus
3.1. subjektive Wahrnehmung
3.2. das Absolute in der Leerheit und das Nichts bei Kant
3.3. die Leerheit als das kantische Noumenon

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im ersten Teil der folgenden Arbeit wird eine kurze, abrisshafte Erklärung der ursprünglichen Lehre des Buddha gegeben, um jene Aspekte der Lehre Buddhas, die hier näher untersucht werden sollen, nicht kontextlos einzuführen. Zur Vertiefung wird an geeigneter Stelle auf Publikationen verwiesen, hauptsächlich von dem Indologen Dr. Hans Wolfgang Schumann.

Im zweiten Teil wird die aus der Lehre des Buddha entwickelte Philosophie der subjektiven Wahrnehmung der empirischen Dinge mit dem transzendentalen Idealismus Kants verglichen sowie versucht, den Begriff der Leerheit mit dem kantischen Begriff vom Nichts und dem Noumenon in Beziehung zu setzen.

Es wird darauf verzichtet, die Entwicklung des Buddhismus aus vorbuddhistischen Denksystemen darzustellen. Stattdessen wird auf die Arbeit von Volker Zotz „Geschichte der buddhistischen Philosophie“ verwiesen.[1]

2. Die Lehre des Buddha

2.1. Siddharta Gautama, Begründer des Buddhismus

Siddharta Gautama, der Begründer des Buddhismus, wurde wahrscheinlich im Jahr 563 v.Chr.

als Sohn einer adligen Familie, die der Krieger- und Beamtenkaste angehörte, in Lumbini, das südlich des Himalaja im heutigen Königreich Nepal an der Grenze zu Indien liegt, geboren. Kurz nach seiner Geburt soll ein Weiser prophezeit haben, dass Siddharta die Buddhaschaft erlangen und das Rad der Lehre in Gang setzen werde.

Siddharta wuchs wohlbehütet und sorgenfrei in relativer Abgeschiedenheit von weltlichen Dingen im Palast seines Vaters auf. Er durchlief die Ausbildung eines Angehörigen der Kriegerkaste, wobei er allerdings nicht viel Interesse an soldatischen Fertigkeiten und Kraftdemonstrationen zeigte, sondern als empfindsamer und nachdenklicher Junge auffiel. Mit 16 Jahren wurde Siddharta verheiratet, mit 29 Jahren gebar seine Frau einen Sohn.

Kurz darauf verließ Siddharta den elterlichen Palast und machte sich als Wanderasket auf die Suche nach Erleuchtung.
Er schloss sich zuerst asketischen Lehrern an, bevor er allein als Bettelasket umherwanderte. Durch Atemübungen bis zur Bewusstlosigkeit und Hungeraskese bis zur totalen Ausmergelung versuchte er Erleuchtung zu erlangen. Jedoch gab er dies nach 6 Jahren, ohne einen Schritt weitergekommen zu sein auf und wandte sich der Meditation zu. In der Nähe des heutigen Bodh Gaya offenbarte sich Siddharta durch meditative Versenkung das Naturgesetz des Karmas, der ethischen Kausalität. Er erlangte Erkenntnis vom Leiden, seiner Ursache, der Aufhebung des Leidens und dem Weg der Aufhebung des Leidens, kurz den Vier Edlen Wahrheiten, die aus dem Kreislauf der Wiedergeburten führen. So hatte Siddharta Erleuchtung gefunden und wurde zum Buddha, zum Erleuchteten.

Nach anfänglichem Schweigen, entschloss er sich auf Bitten anderer seine während der Meditation gewonnenen Erkenntnisse darzulegen. Seine erste Lehrrede hielt er vor fünf Gefährten aus seiner Zeit als Wanderasket im Wildpark von Benares, wodurch er das Rad der Lehre in Gang setzte und sich die eingangs erwähnte Prophezeiung – wenn sie denn wahr ist – erfüllte.

Zahlreiche Jünger schlossen sich ihm und seiner Lehre an. Es folgte die Gründung eines Ordens mit Ordensregeln, der immer mehr Zulauf erhielt. Bis ins hohe Alter zog Siddharta von Ort zu Ort und legte seine gewonnen Einsichten, seine Lehre dar. Im Alter von 80 Jahren, im Jahr 483 v.Chr. starb Siddharta an einer verdorbenen Speise und ging als Buddha ins Nirvana, ins ewige Verlöschen ein, das das Ende des Wiedergeburtskreislaufes darstellt. (vgl. hierzu Schumann 1999; Schumann 1995, S. 13 ff.; Snelling 1991, S.25 ff.)[2]

2.2. Die Vier Edlen Wahrheiten

Die Einsichten oder Erkenntnisse, die Siddharta unter einem Baum meditierend erlangte, werden die Vier Edlen Wahrheiten genannt. In Schumanns „Der historische Buddha“ findet sich

folgende Übersetzung aus dem Pali-Kanon:

(1) Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit vom Leiden (dukkha): Geburt ist leidhaft, Alter ist leidhaft, Krankheit ist leidhaft, Tod ist leidhaft; Trauer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind leidhaft; mit Unliebem vereint, von Liebem getrennt sein ist leidhaft; Begehrtes nicht erlangen ist leidhaft; kurz: Die Fünf Aneignungsgruppen (welche die empirische Persönlichkeit ausmachen) sind leidhaft.
(2) Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit von der Leidensentstehung: Es ist die Wiedergeburt bewirkende, wohlgefällige, mit Leidenschaft verbundene Gier (tanha), die hier und dort Gefallen findet, nämlich: Die Gier nach Lust, die Gier nach Werden, die Gier nach Vernichtung.
(3) Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Die restlose Aufhebung, Vernichtung, Aufgabe, Verwerfung, das Freigeben (und) Ablegen eben dieser Gier.
(4) Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit von dem zur Leidensaufhebung führenden Wege, es ist dieser Achtfache Weg, nämlich Rechte Ansicht, Rechter Entschluß, Rechte Rede, Rechtes Verhalten, Rechter Lebensunterhalt, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Meditation. (Mahavagga des Vin 1,6,17+19-22 = Samyuttanikaya 56,II,5-8; zit.n. Schumann 1999, S.83; vgl. auch Mylius S. 242 ff.)

Die Vier Edlen Wahrheiten bilden das Grundgerüst der buddhistischen Lehre, die danach strebt, den Kreislauf der Wiedergeburten zu durchbrechen und ins Nirvana einzugehen. Vordergründig ließe sich einwenden, dass das Leben auch seine Schattenseiten hat, jedoch meint der Buddha mit Glück dauerhaftes Glück, das es nicht gibt, denn: „Zum Maßstab wahren Glücks (sukha) macht er die Beständigkeit. Keine Freude ist von Dauer, jeder Glückszustand, alles Geliebte ist vergänglich und mündet in Leiden: Es ist Talmiglück, das mit Kummer und Tränen aufgewogen werden muß.“ (Schumann: Buddhismus. S. 63)

2.3. Die Fünf Aneignungsgruppen und die Nicht-Seelenhaftigkeit

Die Fünf Aneignungsgruppen sind jene, aus der ein Individuum als Wesen besteht. Der Körper ist als erste Gruppe der Träger der vier weiteren, nicht physischen Bestandteile . Empfindungen sind die Kontakte der Sinnesorgane mit sinnlichen Reizen und Eindrücken der Umwelt. Aus ihnen gehen Wahrnehmungen hervor, die wiederum zu Geistesregungen führen z.B. Sehnsüchte, Begierden und Absichten. Die fünfte Gruppe ist das Bewusstsein. Schumann

erklärt:

Das BEWUSSTSEIN [...] entsteht aus den Empfindungen, Wahrnehmungen und Geistesregungen als ein Bewußt- oder Gewahrwerden des Aufgefaßten: Das vom Auge, Gehör, Geruchsorgan usw. vermittelte Objekt wird zu einem vom Licht des Verstandes beleuchteten Gegenstand. (Schumann: Buddhismus. S. 67)

Snelling führt dazu aus:

Wenn ein Sinnesorgan oder der Geist Kontakt zu einem bestimmten Gegenstand aufnimmt, ist einfache Bewußtseinsmachung und nicht wirkliche Erkenntnis dieses Gegenstandes die Funktionen des Bewußtseins, das in Abhängigkeit von diesem Gegenstand entsteht.

(vgl. Snelling, S.80)

Die fünf Aneignungsgruppen sind vergänglich und unbeständig, also dem Leiden unterworfen, woraus der Buddha schloss, dass es etwas wie eine Seele, ein Selbst oder ein Ich, das den Tod überdauert, nicht geben kann. (vgl. Schumann: Buddhismus. S. 68 ff.; vgl. Mylius S. 157 f., 161 ff., 235 ff.)

Schumann ergänzt, dass Spekulationen von Buddhismusforschern und Neo-Buddhisten über eine Seele oder ein Selbst außerhalb der empirischen Person auf Übersetzungsfehler und Fehlinterpretationen der Pali-Texte zurückzuführen sind. (vgl. Schumann: Buddhismus. S. 72 ff.) Bechert et al. weisen darauf hin, dass Buddhismusforscher die betreffenden Textstellen unterschiedlich auslegen, da der Buddha in keiner Textstelle explizit die Existenz einer Seele oder eines Selbst leugnen würde. Sie führen aber aus, das der Buddha sie vermutlich nicht anerkannt hat. (Bechert et al. S. 44 ff.)

[...]


[1] Zotz, Volker: Geschichte der buddhistischen Philosphie. Rowohlt, Hamburg 1996

[2] Im nachfolgenden wird der Name Siddharta verwendet, wenn auf die Zeit vor der Erleuchtung, Buddha, wenn auf die Zeit nach der Erleuchtung Bezug genommen wird.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Buddhismus und Kant
Hochschule
Pädagogische Hochschule in Schwäbisch Gmünd  (Humanwissenschaften)
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V22717
ISBN (eBook)
9783638259897
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Buddhismus, Kant
Arbeit zitieren
Rüdiger-Philipp Rackwitz (Autor:in), 2004, Buddhismus und Kant, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22717

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