Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit den verschiedenen Formen und Gestalten der
Rezeption des Parsismus, der vor-islamischen Sprachen, Religionen und Kulturen Persiens,
durch die deutschen Dichter, Autoren und Wissenschaftler seit der Spätaufklärung bis zum
Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Untersuchung soll am Beispiel fünf ausgewählter
Schriftsteller und Gelehrten durchgeführt werden, die alle wichtige Etappen in der Rezeption
des Parsismus in Deutschland markieren. Das Hauptkriterium für die Auswahl von Johann
Wolfgang von Goethe und Friedrich Wilhelm Nietzsche war ihre unbestreitbare Bedeutung in
der Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, während die tragende Rolle von Johann
Gottfried Herder, Johann Friedrich Kleuker und Friedrich Spiegel bei der Gestaltung der
persischen Religionswissenschaft in Deutschland als Grund für ihre Auswahl zu betrachten
ist. Der Einsatz der Arbeit in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts war zwingend, weil Herder
1772 mit der ersten europäischen „Zend-Avesta“-Übersetzung konfrontiert wurde. Mit der
Herausgabe des letzten Bandes von „Also sprach Zarathustra“ mußte aber die Analyse
abgeschlossen werden, weil die Geschichte, die Kulturen und Traditionen Persiens im neuen
Jahrhundert der Industrialisierung und der Naturwissenschaften auf europäische Leser immer
weniger Reiz ausübten.
Daß jede von den hier zu behandelnden Persönlichkeiten an einem oder an mehreren
Elementen des Parsismus interessiert war und daß jede von ihnen ein besonderes Ziel bei der
Beschäftigung mit dem Parsismus verfolgte, darf als entscheidende Voraussetzung dieser
Rezeptionsanalyse angesehen werden. Durch die Herausstellung ihrer Interessen und
Intentionen soll letzten Endes deutlich werden, daß ihre Bemühungen um den Parsismus
hauptsächlich mit dem Ziel der Begründung eigener Ideen und Gedanken und der
Rechtfertigung eigener Argumente in den philosophisch-weltanschaulichen
Auseinandersetzungen in und mit ihrer Zeit geschahen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Kapitel: Supranaturalismus, Aufklärung und die Frühgeschichte der Rezeption des Parsismus im Denken und Wirken von Johann Friedrich Kleuker
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Die Authentizität des „Zend-Avesta“
- 3. Die Bedeutung der Authentizitätsproblematik
- II. Kapitel: Der Stellenwert des Parsismus im geschichtlichen Denken von Johann Gottfried Herder
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Herders Auseinandersetzung mit den altpersischen Quellen
- 3. Forschung.
- 4. „Zend-Avesta“ und das Neue Testament: Herders Sprach- und Begriffsvergleiche.......
- 5. Die Stilisierung des Urchristentums zur Naturreligion
- III. Kapitel: Johann Wolfgang Goethe und das idealisierte Bild Persiens
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Goethes Quellen
- 3. Forschung.
- 4. Zarathustra und die Depravation der Naturreligion der Perser
- 4.1 Das vorzoroastrische Stadium
- 4.2 Das nachzoroastrische Stadium
- 4.3 Schlußbetrachtung
- 5. Die altpersische Geschichte im „,West-östlichen Divan”
- 5.1 Von den,,friedlichen“ und „gesitteten“ Persern
- 5.2 Die orientalische Despotie
- 5.3 Die Geschichte der Achämeniden und Sassaniden
- 6. Goethes Intention bei der Auseinandersetzung mit dem Parsismus
- IV. Kapitel: Die Entwicklung der Rezeption des Parsismus in den Werken von Friedrich Spiegel
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Die Erläuterung des „Zend-Avesta“
- 3. Die Tendenz der vergleichenden Sprachwissenschaft im Zeitalter Spiegels.......
- V. Kapitel: Die stilistische Bedeutung der Antonyme ‘gut' und ‘böse' in Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“
- 1. Vorbemerkungen
- 2. Forschung.
- 3. Nietzsche und sein Interesse am Dualismus der Zarathustra-Religion
- 4. 'Gut und Böse' als Vehikel zur Chiffrierung der Grundgedanken Nietzsches
- 4.1 Die Vorrede des Zarathustra
- 4.2 Also sprach Zarathustra. Erster Teil
- 4.3 Also sprach Zarathustra. Zweiter Teil..
- 4.4 Also sprach Zarathustra. Dritter Teil..
- 4.5 Also sprach Zarathustra. Vierter Teil..........\n
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation untersucht die Rezeption des Parsismus in der deutschen Literatur zwischen 1772 und 1886. Die Arbeit analysiert die Auseinandersetzung von fünf ausgewählten Autoren mit der vor-islamischen Religion, Sprache und Kultur Persiens. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie diese Autoren den Parsismus für die Begründung eigener philosophischer und weltanschaulicher Positionen nutzten.- Die Rezeption des Parsismus in der deutschen Literatur
- Die Auseinandersetzung mit dem Parsismus durch ausgewählte deutsche Autoren
- Die Bedeutung des Parsismus für die Entwicklung philosophischer und weltanschaulicher Ideen
- Der Einfluss des Parsismus auf die deutsche Literatur und Religionswissenschaft
- Die Herausarbeitung der Interessen und Intentionen der behandelten Autoren in Bezug auf den Parsismus
Zusammenfassung der Kapitel
- **Kapitel I**: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der frühen Rezeption des Parsismus durch den Schullehrer Johann Friedrich Kleuker. Es beleuchtet Kleukers Interesse an der Authentizität des "Zend-Avesta" und die Bedeutung dieses Themas für seine eigene philosophische und religiöse Weltanschauung.
- **Kapitel II**: Dieses Kapitel behandelt die Rezeption des Parsismus durch den Philosophen Johann Gottfried Herder. Es analysiert Herders Auseinandersetzung mit altpersischen Quellen und die Rolle des Parsismus in seiner historischen und philosophischen Argumentation.
- **Kapitel III**: Dieses Kapitel analysiert Goethes Beschäftigung mit dem Parsismus und der Entstehung des idealisierten Bildes Persiens in seiner Literatur.
- **Kapitel IV**: Dieses Kapitel untersucht die Rezeption des Parsismus durch den Orientalisten Friedrich Spiegel. Es befasst sich mit Spiegels Erläuterung des "Zend-Avesta" und der Bedeutung der vergleichenden Sprachwissenschaft für seine Arbeit.
- **Kapitel V**: Dieses Kapitel behandelt die stilistische Bedeutung der Antonyme "gut" und "böse" in Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra". Es analysiert Nietzsches Interesse am Dualismus der Zarathustra-Religion und die Rolle dieser Antonyme für seine philosophischen Grundgedanken.
Schlüsselwörter
Die Dissertation beschäftigt sich mit den Kernthemen des Parsismus, der vor-islamischen Religion und Kultur Persiens, und der deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen die Auseinandersetzung mit dem "Zend-Avesta", die vergleichende Religionswissenschaft, die deutsche Aufklärung und die Entwicklung der deutschen Literatur und Philosophie. Wichtige Begriffe sind: Supranaturalismus, "Zend-Avesta", Dualismus, Zarathustra, Religion, Philosophie, Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft, Orientalistik und deutsche Aufklärung.- Arbeit zitieren
- Sakine Azodanlou (Autor:in), 2001, Die Rezeption des Parsismus in der deutschen Literatur zwischen 1772 und 1886, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22744