[...] Die Skeptiker dieses neuen Abrechnungssystems fürchten unter anderem untragbare Risiken für die Behandlungsqualität, bedingt durch kürzere Liegezeiten und einen größeren Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern. Wie gezeigt werden soll, scheinen sich manche der Befürchtungen zu bestätigen. Beachtenswert ist jedoch, dass ein Großteil der betriebs- und volkswirtschaftlichen Arbeiten zur gesundheitspolitischen Debatte nur einen Ausblick auf die monetären oder qualitätsverbundenen Auswirkungen wirft. Dabei muss jede durch die Politik oder das Krankenhausma nagement vorgegebene ökonomisch motivierte Entscheidung seine Umsetzung auch auf der Mikroebene, sprich zwischen Pflegepersonal und Patient, finden. Die Vorstellungen der richtungsweisenden Institutionen (im Sinne von gestellten Rahmenbedingungen3) sind jedoch nicht immer deckungsgleich mit den Arbeitsauffassungen der im Krankenhaus agierenden Personen. Sparmaßnahmen können Rahmenbedingungen schaffen, die ein Handeln gegen die innere Überzeugung z.B. des Arztes provozieren, um diesen gerecht zu werden. Das somit auftretende Spannungsfeld zwischen Ethik und Ökonomie und die damit einhergehenden ethischen Konflikte stellen das am meisten ignorierte Problemfeld dar4. In der vorliegenden Arbeit soll nun versucht werden, herauszustellen, welche Auswirkungen die Einführung eines DRG-basierten Fallpauschalensystems auf die Mikroebene hat. Im Fokus steht hier die Beziehung zwischen Arzt und Patient im Krankenhaus. Da diese vor allem durch das Umfeld bestimmt wird, wird vorerst eine Prognose der zu erwartenden ökonomischen Folgen der DRG-Umstellung für die hier interessanten Bereiche gestellt. Ausgehend von den Ergebnissen der Prognose wird gefragt, welche Auswirkungen diese konkret für das Verhältnis zwischen Arzt und Patient, insbesondere für das Handeln des Arztes, haben werden. Mit Hilfe der Principal-Agent-Problematik werden dann ethische Konfliktsituationen des Krankenhausalltags herausgearbeitet und zur Unterstützung des Arztes in solchen Konfliktsituationen zuletzt ein ethisches Modell vorgestellt. 3 vgl. zur handlungstheoretischen und adressatenbezogenen Perspektive Dietzelfelbinger (2002), S. 84f. 4 vgl. Kühn (2003), S. 80.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ärztliches Handeln aus ethischer und ökonomischer Perspektive
- Grundlagen
- Ethik
- Ökonomik
- Ehik und Ökonomie - zwei Gegenpole?
- Wirtschafts- und Medizinethik: Eine Standortbestimmung
- Die drei Handlungsebenen der Wirtschaftsethik
- Die Mikroebene
- Die Mesoebene
- Die Makroebene
- Die drei Handlungsebenen der Wirtschaftsethik
- Die Beziehung zwischen Arzt und Patient im Lichte der Ökonomie und Ethik
- Erklärungsmodelle
- Grundlagen
- Diagnosis Related Groups - Ein Überblick über das neue Fallpauschalensystem
- Gesetzliche Grundlagen
- Allgemeines
- Ursprung der DRGs
- Funktionsweise
- Zeitplan der DRG-Einführung
- Allgemeine Auswirkungen von DRG
- Die Veränderung der Krankenhauslandschaft als Ergebnis des Wettbewerbs
- Spezialisierung und Effizienzsteigerung
- Behandlungsqualität
- Risikoselektion durch Ablehnung spezieller Fälle
- Die Senkung der Verweildauer
- Kostendruck und Leistungsorientierung
- Spezielle Auswirkungen von DRG - Die Rolle des Arztes als Entscheidungsträger im Krankenhaus
- Problemstellung
- Erläuterung
- Das Spannungsfeld
- Die Ethik
- Die Ökonomie
- Interessenkonflikte im Spannungsfeld: Die Prinzipal-Agenten-Problematik als Erklärungsmodell
- Konkrete Konfliktsituationen zwischen Ethik und Ökonomie (Fallgruppen des ärztlichen Handelns)
- Unterversorgung
- Überversorgung
- Fehlversorgung
- DRGs die optimale Lösung?
- Lösungsansätze
- Das Bottom-up-Modell
- Das Top-Down-Modell
- Das Nijmegen-Modell
- Qualitätsmanagement
- Das Verhältnis von Qualitätsmanagement und Ethikmodellen
- Das Ethikmodell als Wettbewerbsfaktor
- Das Spannungsfeld
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Einfluss der Diagnosis Related Groups (DRG) auf das ärztliche Handeln und untersucht, wie sich das Fallpauschalensystem auf die Beziehung zwischen Ethik und Ökonomie im Gesundheitswesen auswirkt. Die Arbeit befasst sich mit den grundlegenden ethischen und ökonomischen Aspekten des ärztlichen Handelns und setzt diese in Bezug zu den Auswirkungen der DRG-Einführung.
- Die ethischen und ökonomischen Prinzipien des ärztlichen Handelns
- Die Funktionsweise des DRG-Systems und seine gesetzlichen Grundlagen
- Die Auswirkungen der DRG auf die Krankenhauslandschaft und die Behandlungsqualität
- Die Herausforderungen und Konflikte, die sich durch die DRG für die Rolle des Arztes als Entscheidungsträger im Krankenhaus ergeben
- Mögliche Lösungsansätze zur Bewältigung der Spannungen zwischen Ethik und Ökonomie im Kontext der DRG
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Forschungsgegenstand - den Einfluss von DRGs auf das ärztliche Handeln - dar. Es werden die Relevanz und die Aktualität des Themas sowie die Forschungsfragen und die methodische Vorgehensweise der Arbeit vorgestellt.
- Ärztliches Handeln aus ethischer und ökonomischer Perspektive: Dieses Kapitel beleuchtet die ethischen und ökonomischen Grundlagen des ärztlichen Handelns. Es werden die verschiedenen ethischen Prinzipien und ökonomischen Modelle im Kontext des Gesundheitswesens vorgestellt und ihre Bedeutung für die Arzt-Patienten-Beziehung erläutert.
- Diagnosis Related Groups - Ein Überblick über das neue Fallpauschalensystem: Dieses Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über das DRG-System. Es werden die gesetzlichen Grundlagen, der Ursprung, die Funktionsweise und die zeitliche Einführung des Systems erläutert.
- Allgemeine Auswirkungen von DRG: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der DRG auf die Krankenhauslandschaft und die Behandlungsqualität. Es werden die Veränderungen im Wettbewerb zwischen Krankenhäusern, die Auswirkungen auf die Spezialisierung und die Effizienzsteigerung sowie die potenziellen Risiken der Risikoselektion und der Senkung der Verweildauer beleuchtet.
- Spezielle Auswirkungen von DRG - Die Rolle des Arztes als Entscheidungsträger im Krankenhaus: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den spezifischen Herausforderungen, die sich durch die DRG für die Rolle des Arztes als Entscheidungsträger ergeben. Es werden die Spannungen zwischen Ethik und Ökonomie im Kontext des ärztlichen Handelns analysiert und konkrete Konfliktsituationen wie Unterversorgung, Überversorgung und Fehlversorgung dargestellt. Abschließend werden verschiedene Lösungsansätze vorgestellt, die auf die Bewältigung dieser Herausforderungen zielen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Diagnosis Related Groups (DRG), ärztliches Handeln, Ethik, Ökonomie, Gesundheitswesen, Fallpauschalensystem, Krankenhauslandschaft, Behandlungsqualität, Risikoselektion, Verweildauer, Entscheidungsträger, Prinzipal-Agenten-Problematik, Qualitätsmanagement, Lösungsansätze.
- Arbeit zitieren
- Jörn Bordeaux (Autor:in), 2003, Der Einfluss von DRG auf das ärztliche Handeln - Eine kritische Analyse im Spannungsfeld zwischen Ethik und Ökonomie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22791