Die 1949 publizierte Dystopie „1984“ von George Orwell zählt nicht nur zu den meistgelesenen, sondern auch zu den am kontroversesten diskutierten Büchern der Weltliteratur. Ich untersuche welche Intention der Zeit seines Lebens politisch denkende und schreibende Orwell mit seinem letzten Roman verfolgte. Eines der zentralen Anliegen Orwells war es, zu zeigen, wie ausgehend von der politischen und sozialen Weltlage zur Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts eine posttotalitäre Schreckensherrschaft weltweit die Macht ergreift. Die Darstellung der historischen Entwicklungsgeschichte des Systems, sowie Fundament und Struktur der Herrschaft sind bei der Untersuchung von zentraler Bedeutung.
Bei der Analyse von „1984“ als moderner Anti-Utopie ist dem Aspekt Rechnung zu tragen, dass Orwell mit seinem Entwurf der autoritär-etatischen Utopie-Tradition eine radikale Absage erteilt. Wie Orwell selbst zu bedenken gab, handelt es sich bei „1984“ um eine dystopische Satire. Parallel zu der Analyse des sozio-politischen Systems werde ich in den jeweiligen Kapiteln herausarbeiten, wie der Autor die Menschheit vor den dem utopischen Gedankengut immanenten totalitären Tendenzen, welche erst in der jüngsten Vergangenheit so verheerende Wirkung gezeigt hatten, warnt. Zu diesem Zweck werde ich den hierarchischen Staatsaufbau, die Funktion der einzelnen Glieder des dystopischen Leviathans, sowie den metaphysischen Überbau des Regimes rekonstruieren. Um das Ich-Bewusstsein des Individuums durch das Kollektivbewusstsein zu ersetzen, muss der menschliche Geist manipuliert und durch den verinnerlichten gesellschaftlichen Zwang kontrolliert werden. In Übereinstimmung mit James Burnham sah Orwell im modernen Totalitarismus, verkörpert in Form des oligarchischen oder bürokratischen Kollektivismus, eine weltweite Gefahr. Orwells Beschreibung des internationalen Systems und des permanenten Kriegszustands sind von elementarer Bedeutung für das Verständnis des Romans. Der Autor beschäftigt sich mit der Macht als pervertierendem Faktor, durch den der Glaube an die emanzipatorische Vernunft diskreditiert wurde. Das psychologische Profil der Täter, die sich offiziell als Retter der Menschheit sehen, sich aber ebenso darüber im Klaren sind, dass ihr ideales Gemeinwesen ein System des „kontrollierten Wahnsinns“ ist, bildet die Voraussetzung für die abschließende Betrachtung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intention und Rezension des Werkes
- Orwell ein politischer Schriftsteller
- “1984”: Interpretation und historischer Kontext
- Aufbau und Handlung des Romans
- Der Oligarchische Kollektivismus Ozeaniens
- Der Ursprung: Scheitern des utopischen Ideals
- Das theoretisch-ökonomische Fundament
- Der Unterdrückungs- und Überwachungsstaat
- Die ozeanische Gesellschaftsordnung
- Der Grosse Bruder
- Die Partei
- Die Innere Partei
- Die Äußere Partei
- Exkurs: Geschlechterbeziehung und Familie
- Die Proles
- Der Staatsfeind: Emmanuel Goldstein
- Manipulation des Geistes: „Doppeldenk“ und „Neusprech“
- „Doppeldenk“
- „Neusprech“
- Das Internationale System: „Krieg ist Frieden“
- Macht als Selbstzweck
- Ausblick: Lösung der drei gesellschaftspolitischen Grundprobleme
- Koordination
- Kooperation
- Verteilungsgerechtigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert George Orwells Dystopie „1984“ und untersucht, wie der Autor vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Weltlage des 20. Jahrhunderts die Gefahr einer totalitären Herrschaft aufzeigt. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung des totalitären Systems, die Funktionsweise der Herrschaft und die Manipulation des menschlichen Geistes.
- Die Gefahren des totalitären Gedankenguts
- Der Aufbau und die Funktionsweise einer dystopischen Gesellschaft
- Die Manipulation des menschlichen Geistes durch „Doppeldenk“ und „Neusprech“
- Die Bedeutung des internationalen Systems im Roman
- Die Macht als pervertierender Faktor
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Essays ein und präsentiert die Intention des Autors, die Gefahren des Totalitarismus aufzuzeigen. Kapitel 2 beleuchtet Orwells politische Motivation und die Entstehungsgeschichte von „1984“. Kapitel 3 gibt einen Überblick über den Aufbau und die Handlung des Romans. Kapitel 4 untersucht die Entstehung, Struktur und das Fundament des totalitären Systems. Kapitel 5 beschreibt die hierarchische Gesellschaftsordnung in Ozeanien. Kapitel 6 widmet sich der Manipulation des menschlichen Geistes durch „Doppeldenk“ und „Neusprech“.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Essays sind: Totalitarismus, Dystopie, „1984“, George Orwell, Überwachungsstaat, Manipulation, „Doppeldenk“, „Neusprech“, Ozeanien, Gesellschaftsordnung.
- Arbeit zitieren
- Miriam Helisch (Autor:in), 2003, Zu George Orwells '1984', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22856