Im Zeitalter der Globalisierung, der zunehmenden grenzüberschreitenden privaten und beruflichen örtlichen Mobilität und des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen an einem Ort, werden Flexibilität und Toleranz zu entscheidenden Faktoren des menschlichen Handelns. Sowohl moderne Unternehmen, als auch der Schulalltag sind von der Komplexität und Dynamik divergierender Lebensweisen und religiöser Weltanschauungen geprägt. Beide Parteien müssen schließlich lernen, diese adäquat zu bewältigen. Das Ziel dieser flexiblen Anpassung an die sich immer schneller wandelnden Bedingungen ist auf unternehmerischer Seite der Aufbau und Erhalt von Wettbewerbsfähigkeit und im schulischen Kontext die Ausbildung von interkulturellen Kompetenzen des Einzelnen.....
Inhaltsverzeichnis
1. Ausgangssituation
2. Zielsetzung und aktueller Forschungsstand
3. Aufbau der Arbeit
4. Religiöse Vielfalt im öffentlichen Raum
4.1 Entwicklung der religiösen Vielfalt
4.2 Die Religionszugehörigkeiten in Deutschland
4.3 Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt
4.4 Wie Vielfalt zum interreligiösen Dialog anregt
5. Religiöse Vielfalt auf der Bildungsebene
5.1 Interreligiöses Lernen
5.1.1 griffserklärung – Interreligiöses Lernen
5.1.2 vangelische Perspektiven zum interreligiösen Lernen
5.1.3 onzepte des interreligiösen Lernens
5.1.4 nterreligiöses Lernen als Aufgabe der Pädagogik
5.2 Von der Theorie in die Praxis
5.2.1 chule in der Zukunft
5.2.2 dellversuch: Berufsschule 3 Nürnberg
6. Religiöse Vielfalt im Unternehmen
6.1 Das Diversity Management
6.1.1 on den Wurzeln zur aktuellen Verbreitung
6.1.2 des Diversity Managements
6.2 Von der Theorie in die Praxis
6.2.1 nternehmen in der Zukunft
6.2.2 xisbeispiel: Commerzbank
7. Schlussbetrachtung
8. Literaturverzeichnis
9. Abbildungsverzeichnis
10. Gedächtnisprotokoll
„Auf die Welt des anderen einlassen“
Ulrich Sieber
(Vorstand Group Human Resources und Group Integration bei der Commerzbank AG, 2011)
1. Ausgangssituation
Im Zeitalter der Globalisierung, der zunehmenden grenzüberschreitenden privaten und beruflichen örtlichen Mobilität und des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen an einem Ort, werden Flexibilität und Toleranz zu entscheidenden Faktoren des menschlichen Handelns. Sowohl moderne Unternehmen, als auch der Schulalltag sind von der Komplexität und Dynamik divergierender Lebensweisen und religiöser Weltanschauungen geprägt. Beide Parteien müssen schließlich lernen, diese adäquat zu bewältigen. Das Ziel dieser flexiblen Anpassung an die sich immer schneller wandelnden Bedingungen ist auf unternehmerischer Seite der Aufbau und Erhalt von Wettbewerbsfähigkeit und im schulischen Kontext die Ausbildung von interkulturellen Kompetenzen des Einzelnen. Um Deutschland langfristig als wettbewerbsfähiges Land zu erhalten, kann der Aufbau von ‚interkultureller Kompetenz‘ bei der ‚Jugend von heute‘ bereits in der Berufsschule als didaktische Chance angesehen werden. Dabei ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser didaktischen Aufgabe sehr wichtig, da die Zukunft der Bundesrepublik von unserer heutigen Jugend abhängt. Diesen Grundstein, der bereits in der Berufsschule gelegt werden soll, gilt es im Unternehmen auszubauen. So sieht sich die Gesellschaft mit der Herausforderung konfrontiert, sich dem dynamischen Feld der internen Vielfalt, also der Vielfalt, welche die Mitarbeiter mit in die Organisation und die Schüler mit in die Bildungsstätte tragen, anzupassen. Diese Vielfalt ist ihrerseits durch einen stetigen demographischen und gesellschaftlichen Wandel gekennzeichnet. Da sich infolgedessen die Rahmenbedingungen verändern, kann eine gleichzeitig effizientere Arbeit mit der Ressource ‚Mensch‘ nur gelingen, wenn das Potenzial dieser Vielfalt der Mitarbeiter und Schüler erkannt wird. Demnach verfolgt auf Unternehmensseite das ‚Diversity Management‘ die Strategie, die Vielfältigkeit der Beschäftigten eines Unternehmens wahrzunehmen, anzuerkennen und bestenfalls sinnvoll zu fördern. Seitens der Berufsschulen hingegen wird die Förderung der ‚interkulturellen Kompetenz‘ vorangetrieben, um die Vielfältigkeit für sich nutzen zu können. Dabei beschränkt sich beides nicht nur auf die Rücksichtnahme der Interessen von behinderten Menschen und Schülern oder auf die Förderung von Frauen und Mädchen, sondern auch auf die Berücksichtigung der religiösen Vielfalt der Arbeitnehmer und Berufsschüler. Gegenwärtig fordert die Entwicklung der Glaubensgemeinschaften eine erweiterte Personal- und Bildungspolitik. Zum Beispiel
können Religion und Glaube sowohl die Einstellung zur Arbeit, als auch das Engagement zum Lernen deutlich prägen. (vgl. Moazedi, 2009, S. 40f) Nach Angaben der Forschungsgruppe ‚Weltanschauungen in Deutschland‘ betrugen im Jahr 2008 die Anteile der Evangelischen Landeskirchen und der Katholischen Kirche in Deutschland zusammen 59,90 Prozent. Im Vergleich dazu betrug dieser Anteil im Jahr 1990 noch 72,3 Prozent und im Jahr 1950 betrug der Anteil der zwei Hauptreligionen in Deutschland – wie in Abbildung 1 zu sehen – sogar noch 96,4 Prozent. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2012)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Religionszugehörigkeit 1950 in Deutschland Vgl. Statistisches Bundesamt. (1966).
Fachserie A / Bevölkerung und Kultur / Volks- und Berufszählung vom 6. Juni 1961, Heft 5, Bevölkerung nach der Religionszugehörigkeit. (S. 21). Stuttgart.
Diese Fakten, sowie die forcierte Globalisierung seit den 1990er Jahren, lassen darauf schließen, dass die religiöse Vielfalt in Deutschland mehr und mehr zunimmt. (vgl. Willems, 2011, S. 12) Zweifelsohne bringt diese Vielfalt jedoch auch Probleme mit sich, da beispielsweise die Ängste der Deutschen gegenüber nicht-christlichen Religionen groß sind. Hier zeigt sich also Handlungsbedarf, der sowohl von den Berufsschulen als auch von den Unternehmen aufgegriffen werden muss.
2. Zielsetzung und aktueller Forschungsstand
Ziel dieser Arbeit ist es, die Fragestellung ‚Wie wird sowohl in der Berufsschule als auch im Unternehmen mit religiöser Vielfalt umgegangen?‘ zu beantworten. Dabei bilden das interreligiöse Lernen hinsichtlich der Berufsschule und das Diversity Management bezüglich der Unternehmen die Ansatzpunkte dieser Arbeit. Die beiden Betrachtungsweisen stellen hierbei die bisher wenig erforschte Dimension ‚religiöse Vielfalt‘ in den Mittelpunkt. Letztlich wird die Beziehung dieser Themenpunkte anhand von Wertefundamenten dargelegt.
3. Aufbau der Arbeit
Zunächst einmal wird in Kapitel vier die religiöse Vielfalt allgemein und der daraus entstehende interreligiöse Dialog erklärt. Ziel dabei ist es, den Leser für die Bedeutung dieser Thematik zu sensibilisieren. Daraufhin wird in Kapitel fünf die Brücke von der Vielfalt zur Bildungsebene geschlagen. An dieser Stelle wird es vertieft um interreligiöses Lernen an Berufsschulen gehen. Diese Wahl wurde deshalb getroffen, da ich selbst angehender Berufsschullehrer in Wirtschaft und evangelischer Religionslehre bin und ich mich daher mit diesen Themenpunkten sowohl gegenwärtig, als auch im zukünftigen Berufsleben befassen werde. Hierzu wird die Berufsschule 3 in Nürnberg als Praxisbeispiel dienen, um vertieft in die Materie einzusteigen. In Kapitel sechs behandelt diese Arbeit das Thema des Diversity Managements im Unternehmen sowohl theoretisch als auch anhand des Best Practice Beispiels der ‚Commerzbank‘. In der Schlussbetrachtung in Kapitel sieben werden die zentralen Ergebnisse zusammengefasst und ein Ausblick in die Zukunft gegeben. Die Struktur der Ihnen vorliegenden Arbeit ist zur Verdeutlichung in Abbildung 2 visuell dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Eigene Darstellung: Aufbau der Arbeit Hinweis:
Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung, wie zum Beispiel Schülerinnen/Schüler, verzichtet. Daher sind sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen geschlechtsneutral zu verstehen. Ich bitte die Leserinnen und Leser dieser Arbeit um Verständnis für diesen Sachverhalt.
4. Religiöse Vielfalt im öffentlichen Raum
Die zunehmende Komplexität und Dynamik des gesellschaftlichen Geschehens und die verstärkte weltweite Verflechtung zwischen Menschen und Organisationen bringen eine multikulturelle Gesellschaft mit sich. Diese pluralistische Gesellschaft zeigt sich nicht nur darin, dass nebeneinander lebende Menschen unterschiedlichen Ethnien oder Nationalitäten angehören oder verschiedene Sprachen sprechen, sondern auch anhand von teilweise sehr divergierenden Weltanschauungen, die nicht selten religiös bedingt sind. Durch diese Heterogenität der Anschauungen forcierte sich die seit jeher bestehende religiöse Differenziertheit in unserer Gesellschaft, in der Mitglieder verschiedener Religionen nun in derselben politischen Gemeinschaft zusammenleben. Diese kulturell-gesellschaftliche Entwicklung der Gesellschaft birgt sowohl Chancen, als auch Risiken für die Gegenwart und die zukünftige Evolution.
4.1 Entwicklung der religiösen Vielfalt
Das Zusammenleben von Menschen mit verschiedensten säkularen und religiösen Weltanschauungen ist in Deutschland zur Alltagsrealität geworden. (vgl. Arzt, Jakobs, Knauth und Pithan, 2009, S. 9) Dabei stellt Glaubensgemeinschaft eine Organisation bzw. die Gesamtheit der Angehörigen einer Konfession oder religiösen Gruppe dar. (vgl. Bibliographisches Institut, 2013a) Die Geschäftsführerin des Exzellenzcluster Religion und Politik Iris Fleßenkämper betonte diesbezüglich, dass „religiöse Vielfalt […] jedoch kein Signum der Moderne, sondern ein Grunddatum der Religionsgeschichte“ (vgl. Fleßenkämper, 2012) sei. Einige Forschungen hierzu zeigen, dass sich immer und immer wieder Gesellschaften und Religionen mit dieser
‚Problematik‘ auseinandersetzen mussten. (vgl. Fleßenkämper, 2012) Heutzutage spiegelt die weltweite Verflechtung seit den 1990er Jahren die religiöse Vielfalt auf kleinstem Raum wider und bringt dadurch die Herausforderung, mit dieser Problematik umgehen zu können, in die Gegenwart hinein. Dadurch entstand schon früh eine Art von „Patchwork-Religiosität oder Religiosität à la carte“, (Grom, 2010, S.
47) die eine Zunahme von religiösen Optionen mit sich brachte. Diese Ausdehnung der Pluralität und des ‚Auswählens der Religion‘ wird aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren nicht zum Stillstand kommen. (vgl. Gabriel, 2009, S. 22) Dies bedeutet folglich, dass sich die möglichen Weltanschauungen, nach denen ein
Individuum leben kann, durch die religiöse Vielfalt signifikant ausdifferenziert haben. Gleichwohl wird dieser Trend in der jüngeren Geschichte in Deutschland unterstützt. Denn seit den „1930er Jahren, vor allem ab den 1940er Jahren infolge von Vertreibungs- und Fluchtbewegungen […] mischten sich die Konfessionen in bis dahin unbekanntem Maße.“ (Willems, 2011, S. 12) Hierbei handelte es sich jedoch um „religiös-konfessionelle Pluralisierungen“. (Willems, 2011, S. 12) Kurze Zeit nach dem Krieg – ab den 1950er Jahren – vervielfältigten sich die Weltanschauungen durch die Migrationsbewegungen in Deutschland nochmals sehr rasch. (vgl. Schwendemann, 2009, S. 170) Jüngst wird diese Entwicklung durch die volle Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der Europäischen Union ab 2014 weiter vorangetrieben. Laut der Zeitschrift Focus werden „hunderttausende Krisenflüchtlinge aus Süd- und Osteuropa erwartet“. (Quoos, 2012) Durch diesen Beschluss der Europäischen Union werden sich erwartungsgemäß auch zukünftig die asymmetrischen Weltanschauungen in Deutschland weiterhin summieren.
4.2 Die Religionszugehörigkeiten in Deutschland
Die Auffassung des Theologen Hans Küng, die bei der gegenwärtigen Verteilung der verschiedenen Religionsgemeinschaften immer in Betracht gezogen werden sollte, dass jeder, egal ob Muslim, Christ, oder Jude an den Einen Gott glaubt, unterstütze ich in vollem Umfang. (vgl. Küng, 2010, S. 16) All unsere heiligen Schriften unterstützen dies und so lesen wir beispielsweise im Koran, „Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt und zu euch herabgesandt wurde. Unser Gott und euer Gott ist einer. Und wir sind Ihm ergeben.“ (Islamisches Zentrum München, 2013) Fernerhin erwähnt Hans Küng aber auch, dass die Religionen indischer Herkunft, wie etwa Hinduismus und Buddhismus, nicht von einem Gott, sondern von einem „all- umfassenden kosmischen Urgrund“ (Küng, 2010, S. 16) ausgehen. Weiter führt Hans Küng an, dass es viele weitere Religionen gibt, die sich alle auf ihre Weise mit Gottes-, Welt- und Menschenbildern auseinandersetzen. Dahingegen steigt aber auch die Tendenz, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören,– wie in Abbildung 2 zu erkennen – in Deutschland erheblich und mischt dadurch die Vielfalt auf. So machen die Konfessionslosen, laut Bundeszentrale für politische Bildung, bundesweit 33,06 Prozent aus. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2012a) Wie eingangs schon erwähnt, schrumpfte der Anteil der evangelischen Kirche (29,23
Prozent) und der römisch-katholischen Kirche (30,15 Prozent) seit 1950 erheblich. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2012a) Zur drittgrößten Religion in Deutschland entwickelte sich über Jahre hinweg der Islam, der aktuell einen Anteil von 4,89 Prozent an der deutschen Bevölkerung ausmacht. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2012a) Der Grund hierfür sind vor allem die türkischstämmigen Migranten, die unter der Gruppe der Muslime in Deutschland die größte Gruppe bilden. Doch nicht alle Muslime sind türkischstämmig. Des Weiteren stammen die in Deutschland lebenden Muslime aus Südosteuropa, dem Nahen Osten, Südasien, Südostasien, Nordafrika, Iran, dem Afrika südlich der Sahara und Zentralasien. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2012b) Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass schon allein unter den Muslimen in Deutschland eine heterogene Vielfältigkeit herrscht. Eine weitere Religion, die nicht außer Acht gelassen werden soll, ist die Orthodoxe Kirche, die mit 1,55 Prozent der Gesamtbevölkerung immerhin 1,27 Millionen Menschen in Deutschland vereint. Des Weiteren sind mit 0,40 Prozent die Freikirchen in Deutschland vertreten. Die auf den ersten Blick sehr klein erscheinende Zahl von 0,30 Prozent der in Deutschland lebenden Buddhisten ist keineswegs zu unterschätzen, denn es sind mit beachtlichen 245.000 Menschen doch vergleichsweise mehr Menschen, als die fränkischen Städte Erlangen und Fürth zusammen beherbergen. Außerdem folgen den Buddhisten die Juden mit 0,24 Prozent und die Hindus mit 0,12 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland. (siehe Abbildung 3)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Religionszugehörigkeit in Deutschland
Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2012). Religionszughörigkeit.
Verfügbar unter: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale- situation-in-deutschland/145148/religionszugehoerigkeit [10.05.2013]
Anhand dieser Statistik lässt sich folglich behaupten, dass in der Bundesrepublik Deutschland eine hohe weltanschaulich-religiöse Vielfalt herrscht. Doch wie wird diese Vielfalt in Deutschland wahrgenommen und akzeptiert? Darum soll es im nächsten Kapitel gehen.
4.3 Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt
„Häufig wird die Vielfalt als Überforderung empfunden und mit Rückzug beantwortet: in entpolitisierte Nischen, auf das übersichtliche Privatleben, in Fundamentalismen, Vereinfachungen und Vereindeutigungen oder neue Hierarchien.“ (Arzt et al. 2009,
S. 9) Silvia Arzt will hierbei die Gesellschaft warnen, dass bei falscher Wahrnehmung der religiösen Vielfalt oder auch der Akkumulation von religiöser Vielfalt mehrfach ein Rückzug des jeweiligen Individuums stattfindet. Daher appelliert sie an die Gesellschaft, dass es deren Aufgabe sei, die Individuen zu einem Leben mit der
religiösen Vielfalt zu befähigen. (vgl. Arzt et al. 2009, S. 9) Arzt trifft in diesem Zusammenhang eine zentrale Aussage, mit der sich die Gesellschaft bedingungslos auseinandersetzen muss. Die Vielfältigkeit wird meist durch den „Wunsch nach öffentlicher Wahrnehmung [verschiedener Religionen], verbunden mit äußerer Sichtbarkeit, wie er sich im Bau von Kultusgebäuden ausdrückt“ (Könemann und Loretan, 2009, S. 7) erhöht von der Bevölkerung in Deutschland wahrgenommen. Demzufolge erhöht sich die öffentliche Wahrnehmung der religiösen Vielfalt seitens eines einzelnen Individuums zwangsläufig. Angesichts dieser Forderung wird die religiöse Vielfalt heutzutage auch im Alltag schnell ersichtlich und dadurch von jedermann wahrgenommen. Folkert Doedens zeigt darüber hinaus auf, dass „die ganze Stadt [voller] Religion“ sei. (Doedens, 2002, S. 1) Er spricht außerdem von der „Fülle des Angebots dieses religiösen Supermarkts“ (Doedens, 2002, S. 1) und meint damit, dass an jeder Ecke einer Stadt die verschiedensten Religionen zu sehen sind. Beginnend mit theologischen Sprüchen in U-Bahn-Stationen, Menschen auf den Straßen, deren Kleidung und Schmuck ihre Religionszugehörigkeit zu erkennen geben, Juden, die eine Synagoge betreten, Muslime, die sich in der Moschee zum Mittagsgebet treffen oder gar Kinder, die sich im Gemeindehaus treffen, um den Jugendgottesdienst vorzubereiten. Vieles mehr könnte man hier aufzählen. (vgl. Doedens, 2002, S. 1) Nicht weniger tritt die Vielfältigkeit der Religionen in Deutschland selbstredend in den Medien in Erscheinung. Hierbei sind Beispiele wie die Kopftuch-Debatte von muslimischen Lehrerinnen, der Kruzifix-Beschluss oder Trauerfeiern nach Katastrophen zu nennen. Angesichts dieser Vielzahl an religiösen Ausprägungen, die von jedem einzelnen Individuum wahrgenommen werden, stellt sich nun die Frage der Akzeptanz in der heutigen Gesellschaft. Diesbezüglich erforschte der Religionssoziologe Detlef Pollack die Akzeptanz der religiösen Vielfalt. Die Ergebnisse dieser Studie sind erschreckend und wurden in der Einleitung dieser Arbeit schon kurz angerissen. Die Untersuchung zeigt gewissermaßen, dass die Ängste der Deutschen gegenüber nicht-christlichen Religionen groß sind. In Westdeutschland fühlen sich 40,7 Prozent der Befragten durch fremde Kulturen bedroht. Diese Zahl wird sogar noch von den Ostdeutschen um 9,4 Prozentpunkte übertroffen. (vgl. Pollack, 2010, S. 52) Des Weiteren sind beachtliche 73,3 Prozent aus Westdeutschland und 74,5 Prozent aus Ostdeutschland der Meinung, dass die zunehmende Vielfalt von religiösen Gruppen in unserer Gesellschaft eine Ursache
für viele Konflikte ist. (vgl. Pollack, 2010, S. 53) Dass die Ängste und die Anzahl der Widersacher in den neuen Bundesländern höher als in den alten sind, ist sowohl die Folge der Strukturprobleme in Ostdeutschland, als auch der Erblasten der Deutschen Demokratischen Republik, kurz DDR. (Hengst, 2012) Dementgegen macht das ambivalent erscheinende Ergebnis dieser Studie bezüglich des Respekts gegenüber nicht-christlichen Religionsgemeinschaften zuversichtlich. So sagen an dieser Stelle gleichzeitig 80,8 Prozent der Westdeutschen und 75 Prozent der Ostdeutschen, dass man alle Religionen respektieren ‚muss‘. (vgl. Pollack, 2010, S. 55) Sowohl das Ergebnis bezüglich des ‚Respekts‘, als auch das Resultat, dass 53,3 Prozent der Menschen aus Westdeutschland und 46,3 Prozent der Ostdeutschen die religiöse Vielfalt als kulturelle Bereicherung der Gesellschaft ansehen, sollte positiv aufgefasst werden. (vgl. Pollack, 2010, S. 66) An dieser Ansicht, dass die Vielfalt eine Bereicherung darstellt, muss angeknüpft werden. Dieser Befund macht für die vorliegende Arbeit deutlich, dass die wichtige Ressource ‚religiöse Vielfalt‘ besser ‚vermarktet‘ werden muss. Dabei versucht diese Arbeit zu zeigen, an welcher Stelle angesetzt werden muss, sodass dieses Bewusstsein in der Gesellschaft verankert werden kann. Etwas kontrovers zu den vorangegangen positiven Deutungen gehen mit dem Faktum der religiösen Vielfalt auch gewisse Risiken einher. Die Autoren Andre Bächtiger, Seraina Pedrine und Mirjam Ryser bestätigen den Nachholbedarf auf diesem Gebiet und behaupten, dass „die säkulare Sphäre der Öffentlichkeit [eher dazu tendiere, die] Religion als Bedrohung zu bewerten“. (Bächtiger, Pedrine und Ryser, 2009, S. 55) Joachim Willems aus der praktischen Theologie und Religionspädagogik der Humboldt-Universität zu Berlin belegt dies auch, indem er schreibt, dass die „religiöse Pluralität […] von einem Großteil der Bevölkerung als Problem betrachtet wird“. (Willems, 2011, S. 12f) Die kontemporäre Studie der Bertelsmann-Stiftung unterstützt die bisherigen Ergebnisse in großem Maße. Bei dieser Studie wird zugleich auch bekannt, dass die gefühlte Bedrohung durch andere Religionen zumeist auf den Islam zurückgeht. Denn 49 Prozent der Westdeutschen und 57 Prozent der Ostdeutschen fühlen sich nach Ergebnissen der Bertelsmann- Stiftung vom Islam bedroht. (vgl. Hollstein und Peters, 2013) Knapp die Hälfte der deutschen Bundesbürger teilt demnach nicht die Auffassung von Ex- Bundespräsident Christian Wulff, dass der Islam zu Deutschland passt. (vgl. Hollstein und Peters, 2013) Gewissermaßen zeigen diese Studien und Behauptungen für die
vorliegende Ausarbeitung, dass man sich meines Erachtens mit den Eigenarten und Gegebenheiten der Religion des ‚anderen‘ beschäftigen muss, sodass die Gedanken und Handlungen dieses ‚anderen‘ verstanden werden können. Um die vorhandenen Potenziale bzw. die Bereicherung eines interreligiösen Austauschs nutzen zu können, muss jedoch zunächst die Angst des jeweiligen Individuums genommen, als auch Barrieren abgebaut werden. Der Grundstein hierfür muss auf der Bildungsebene gelegt werden. Wie dies geschehen soll, wird sich im Verlauf der Arbeit zeigen. Nach einer Betrachtung der Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt lässt sich erahnen, dass diese sowohl Chance als auch Risiko sein kann. Nun stellt sich jedoch auch die Frage, wie diese religiöse Vielfalt Einfluss auf die Gesellschaft nimmt. Dies wird im nächsten Punkt erläutert.
4.4 Wie Vielfalt zum interreligiösen Dialog anregt
Der allgegenwärtige Pluralismus der möglichen Weltanschauungen führt zu einer verstärkten religiösen Entscheidungsfreiheit, die dem Einzelnen obliegt. Diese führt ihrerseits zu einer radikalen Individualisierung des Glaubens. Infolgedessen wird Religion immer mehr zur Privatsache des Einzelnen und setzt daher Selbstverantwortung und Autonomie voraus. (vgl. Tautz, 2007, S. 314) Dahingehend obliegt dem Individuum nun die „Aufgabe, die das persönliche Leben tragenden Werte selbst in einem andauernden Akt der Identitätsbalance herzustellen“. (Tautz, 2007, S. 314) Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Mensch bezüglich der vitalen Werte im Leben auf sich selbst gestellt ist. Indes wurde diese Art der „Patchwork-Religiosität“ (Grom, 2010, S. 47) sowie auch der religiöse Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel und die globale Entwicklung zum größten Teil unterschätzt. (vgl. Buhse, 2013) Der Geschäftsführer des Deutschen Entwicklungsdienstes und Lehrbeauftragte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Jürgen Wilhelm geht in seinem Buch ‚Religion und globale Entwicklung. Der Einfluss der Religionen auf die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung‘ sehr direkt und lakonisch mit dem Einfluss der Religionen um. Laut Wilhelm sei der Beginn der zögernden Beachtung des Einflusses der Religion auf die
„religiös motivierten oder mit religiösen Motiven begründeten Terroranschläge auf die USA am 11. September 2001“ (Wilhelm, 2009, S. 14) zurückzuführen. Seither findet eine verstärkte Diskussion über die Affinität der Begriffe ‚Religion‘ und ‚wirtschaftliche
Entwicklung‘ statt. Dieses Ereignis lässt die Gesellschaft aus zwei heterogenen Blickwinkeln auf die Religion schielen. Zum einen hält der Staat und das Individuum nach Bewältigungshilfen bezüglich Trauer oder Sinnfragen des Lebens durch Religion und Kirche Ausschau. Zum anderen steht nach solch religiös motivierten Ereignissen wie dem Terroranschlag des 11. September 2001 die Frage im Raum, ob eine solche Ausprägung von ‚Glaube‘ und ‚Religion‘ bekämpft werden muss. (Runge, 2009, S. 33) Durch die Inanspruchnahme der Kirche als
„Zeremonienmeister“ (Runge, 2009, S. 33) des deutschen Staates, der seit der Weimarer Verfassung 1919 rechtlich und organisatorisch von der Kirche getrennt ist, nimmt die Kirche selbstredend Einfluss auf die Gesellschaft der Gegenwart. (vgl. Runge, 2009, S. 33) Johannes Lähnemann bekräftigt die Suggestion der Religionen deutlich, indem er sagt, dass „bei vielen nationalen[,] wie internationalen Entwicklungen“ (Lähnemann, 2009, S. 207) der Einfluss der Religion unübersehbar sei. Wie schon in Kapitel ‚4.3 Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt‘ festgestellt wurde, erhöht sich durch religiös motivierte Geschehnisse – meist Anschläge – gewiss die Angst des Einflusses der Religionen auf die kontemporäre Gesellschaft bzw. fühlt sich die Bevölkerung durch inkongruente Religionen bedroht. All die Vielfältigkeit dieser großen Traditionen ist psychologisch für jedes Individuum betrachtet eine gemeinschaftliche Selbstachtung, „die jede lebensfähige menschliche Gruppe charakterisiert.“ (Hick, 1994, S. 132) Der britische Theologe und Religionsphilosoph John Hick zieht dabei in Betracht, dass jede Gruppe eine gewisse Art von Stolz und Wertgefühl entwickelt. Die Parallele hierzu ist ohne Frage der Nationalstolz, den beispielsweise jeder Franzose, Deutsche, Amerikaner oder auch Chinese in sich trägt. (vgl. Hick, 1994, S. 132) Jedes Individuum sieht seine Muttersprache, seine Verhaltensweisen, Speisen oder auch Kunstformen als richtig und selbstverständlich an. Das Individuum geht sogar weiter und sieht fremde Lebenswege – die von seinen eigenen abweichen – als seltsam oder gar abstrakt an. (vgl. Hick, 1994, S. 132) Vorbehaltlos sollte dieses parochialistische Gedankengut von den Christen abgelegt werden, da die Integration – als ureigentümliche Wertevorstellung der Christen – von dem ‚anderen‘ nur dadurch gelingen wird. Ferner scheint in puncto Toleranz und Akzeptanz der interreligiöse Dialog auf allen möglichen Ebenen unabdingbar zu sein. Unlängst ist nunmehr das Gespräch zwischen den Religionen nicht nur von akademischem Interesse (vgl. Haußmann
und Lähnemann, 2005, S. 5), da gleichzeitig „heute […] die konkurrierenden Ansprüche der großen Religionen und Weltanschauungen auch im deutschen Alltag heftig und kontrovers diskutiert“ (Steinmetz, 2001, S. 1) werden. So ist im interreligiösen Dialog, der ein „vieldimensionales Begegnungs- und Austauschgeschehen zwischen Personen oder Gemeinschaften verschiedenen Glaubens“ (Schreer, 2013) darstellt, nach Ansicht von Schreer, das Ziel enthalten, dass alle Konfessionen und Religionen in der Gesellschaft gleich sind und gleichberechtigt werden. Partout ist die Angelegenheit ‚Gleichberechtigung‘ aufgrund der erschreckenden Ergebnisse aus dem Kapitel ‚4.3 Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt‘ von Nöten. Gleichwohl ist dieser Dialog nicht nur angesichts der oben genannten faktischen religiösen Pluralität notwendig, „sondern auch zutiefst theologisch und ethisch gefordert, weil ‚Gottes Geist‘ auch in anderen Religionen wirksam […] und der Andersgläubige in seiner Würde als Person und als Geschöpf Gottes wahrzunehmen und zu respektieren ist.“ (Schreer, 2013) Die Grundeinstellung des Christentums sollte von jedem Individuum vertreten und mit Eifer vorangetrieben werden. Solcherlei Respekt und die Forderung zur Integration kommt nun heute anhand des interreligiösen Dialogs mehr und mehr zum Tragen. In Deutschland tritt erstmals 1998 „Der Runde Tisch der Religionen“ (Dehn, 2006) in Erscheinung, welcher auf Einladung der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (WCRP) entstanden ist und heute aus den „führenden Repräsentanten der evangelischen, katholischen und orthodoxen, Kirchen, des Islam, des Judentums, des Hinduismus, des Buddhismus und der Baha.“ (Lehmann, 2013) besteht. Laut Alfred Weil, Mitglied dieses Gremiums, sei das Ziel dieser Kommission, „angesichts von Vorurteilen gegen Fremde und Andersgläubige über vertrauensbildende Maßnahmen, gemeinsame Herausforderungen und Aufgaben nachzudenken.“ (Lehmann, 2013) Denn sobald eine Fiktion in den Köpfen der Menschen herrscht, setzen sie sich mit der Problematik auseinander. Im ‚Brief der Religionen an die Religionen in Deutschland‘ aus dem Jahre 1998 schreiben die Mitglieder des Runden Tisches, dass es nun an der Zeit sei, aufeinander zuzugehen. (Weltreligionstag, 2013) Außerdem sieht das Gremium die „Vielfalt als einen Reichtum an[,] und [möchte alles] fördern[,] […] was der Integration dient“. (Lehmann, 2013) Darüber hinaus appellieren die Mitglieder des Runden Tisches an die Gesellschaft: „Reichen wir uns die Hände und öffnen die Herzen füreinander, auf dass in das neue
Jahrtausend hinein die Welt gerechter und friedvoller werde!“ (Weltreligionstag, 2013) Hierbei stellt das Globalziel ‚Weltfrieden‘ eine übergeordnete Rolle dar und sollte zu keiner Zeit außer Acht gelassen werden. Gleichermaßen sind indessen die Zivilgesellschaft, die wissenschaftlichen Disziplinen, sowie die anderen unterschiedlichen gesellschaftlichen Subsysteme gefordert, die Chance dieser Vielfalt zu nutzen. (vgl. Willems, 2011, S. 13) Willems appelliert hierbei, dass letzten Endes alle gefordert sind, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen, um die gesetzten Ziele vereint erreichen zu können. Dieser Appell sollte zeitlebens im Bewusstsein eines jeden Individuums sein. Letztendlich lässt sich bekräftigen, dass der interreligiöse Dialog den Schwerpunkt bildet, die Chancen der religiösen Pluralität aufzugreifen und auf allen möglichen Ebenen zu repräsentieren. Mit einem Verweis darauf, wie religiöse Vielfalt konstruktiv genutzt werden kann, lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass man der vorhandenen Pluralität durch Integration und Gleichbehandlung entgegenkommen soll, um diese sinnvoll nutzen zu können. Nun stellt sich im nächsten Kapitel die Frage, wie es gelingt, derlei religiöse Vielfalt positiv mit dem Ansatz des interreligiösen Lernens zu verknüpfen und damit den Grundstein für religiöse Offenheit und Toleranz zu legen.
5. Religiöse Vielfalt auf der Bildungsebene
Auf Basis der vorherrschenden religiösen Pluralität in Deutschland ergibt sich nun die Notwendigkeit eines adäquaten toleranten Umgangs mit dieser. In interreligiösen Lernprozessen stellen ‚Soft Skills‘, wie zum Beispiel die Offenheit, Empathie und Toleranz folglich eine unabdingbare Schlüsselqualifikation dar. Denn unter Umständen könnte jemand, der die Kompetenz des Umgangs mit anderen Welteinstellungen nicht erworben hat, im Gegensatz zu anderen, religiös aufgeschlosseneren Personen, schnell als zu einseitig und altmodisch denkend abgestempelt werden. (vgl. Schwendemann, 2009, S. 172) So möchte beispielsweise Wilhelm Schwendemann darauf hinweisen, dass zur heutigen Zeit interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen von großer Bedeutung sind. Denn diese Kompetenz eröffnet die Möglichkeit interkultureller Begegnungen, eines Abbaus von feindseligen Einstellungen gegenüber Fremden, sowie die Bereitschaft, andere kulturelle Lebensformen nicht per se auf Distanz halten zu wollen. (vgl. Schwendemann, 2009, S. 173) Der Grundstein für diese Ausbildung von
Kompetenzen sollte gegenwärtig auf der Bildungsebene, also im Schulleben gelegt werden, da die Schüler von heute die Welt von morgen konstituieren. Zunächst wird jedoch die Theorie des ‚interreligiösen Lernens‘ aufgegriffen, um anschließend von der Theorie in die Praxis übergehen zu können.
5.1 Interreligiöses Lernen
Weil auch der schulische Alltag von religiöser Vielfalt beeinflusst wird, reagierte die Schulpädagogik in den siebziger Jahren auf die „gesellschaftlichen Veränderungen mit dem Konzept der ‚Ausländerpädagogik‘“. (Grethlein, 2012, S. 403) Ein besonderes Augenmerk wurde hierbei zunächst auf die fremdsprachendidaktischen Aspekte gelegt. Weitere Gedankenstränge hierzu wurden weitestgehend außer Acht gelassen, da zu dieser Zeit vollkommen unterschätzt wurde, dass die Kinder von sogenannten Gastarbeitern länger in Deutschland bleiben könnten. Als dies nach und nach eintraf, musste schulpädagogisch umgedacht werden und infolgedessen wurde die Zweitsprachendidaktik zunehmend als notwendig angesehen, um den Schülern mit Migrationshintergrund die Chance zu geben, am Gesellschaftsleben teilnehmen zu können. (vgl. Grethlein, 2012, S. 403) Darauf aufbauend wurde die Forderung nach einer ‚interkulturellen Pädagogik‘ von vielen Pädagogen laut. Mitberücksichtigt wurden hierbei nun die unterschiedlichen Verhaltensweisen und Einstellungen eines jeden Schülers. Ziel von alledem war, die integrative Haltung gegenüber Migranten und Neuankömmlingen sowohl zu wecken, als auch zu stärken. (vgl. Grethlein, 2012, S. 403) Hier kristallisierte sich stückweise das Konstrukt des ‚interreligiösen Lernens‘ heraus, das erstmals 1990 von Karl Ernst Nipkow als Begrifflichkeit verwendet wurde. (vgl. Grethlein, 2012, S. 405)
5.1.1 Begriffserklärung – Interreligiöses Lernen
Doch was bedeutet dieser Terminus im Wesentlichen? Zu Beginn werden die Begriffe separat betrachtet. Der Begriff ‚interreligiös‘ besteht zum einen aus dem lateinischen Präfix ‚inter-‘, das als ‚zwischen-‘ oder auch als ‚Begegnung‘ zu verstehen ist. Genauer gesagt legt es die Gleichberechtigung der Gesprächspartner nahe. (vgl. Bibliographisches Institut, 2013b) Andererseits besteht der Terminus aus dem Adjektiv ‚religiös‘, das so viel bedeutet, wie stark von Religion und Glaube beeinflusst. (vgl. Bibliographisches Institut, 2013b) Vereint ist ‚interreligiös‘ als der Zustand auf einer Zwischenebene inmitten von verschiedenen Religionen zu verstehen.
[...]
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.