Herbert Marshall McLuhan. Eine Analyse von "Die mechanische Braut" durch Comics


Hausarbeit, 2013

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Herbert Marshall McLuhan und Die mechanische Braut
2.1. Die Entstehung und die Einflüsse von Die mechanische Braut
2.2 Der Inhalt von Die mechanische Braut

3. Die Verknüpfung von Bild und Text

4. Das Medium Comic

5. Comic-Beispiele aus Die mechanische Braut
5.1. Superman
5.2 Tarzan
5.3. Knallhart wie Narziß

6. Wie viel Das Medium ist die Massage steckt bereits in Die mechanische Braut?

7. Resümee

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die Werke des Kanadiers Herbert Marshall McLuhan (1911-1980) gelten als Grundsteine der Medientheorie. McLuhan war ein vielseitig gebildetes Ausnahmetalent. Er war nicht nur Philosoph, Geisteswissenschaftler, Professor der englischen Literatur und Literaturkritiker, sondern auch ein brillanter Kommunikationstheoretiker, Rhetoriker und Wortakrobat.

Diese Hausarbeit setzt sich mit der ersten großen Veröffentlichung von McLuhan

Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen – auseinander. Das Thema wurde aufgrund des Schwerpunktes „Kultur, Literatur und Medien“ im Modul L2 und als thematische Ergänzung, zu den darin vorgestellten Medientheorien, gewählt.

Um ein besseres Verständnis für McLuhans Werk Die mechanische Braut zu bekommen, wird nicht nur auf die Entstehung des Klassikers der Medientheorie eingegangen, sondern auch auf die Einflüsse, die auf den Autor wirkten und die ihn erst dazu bewegten genau diese Publikation anzustreben. Zudem wird der Inhalt des Buches, das 1951 publiziert wurde, behandelt. McLuhan setzt sich hier mit den Auswirkungen der Presse, des Radios, des Kinos und der Werbung auf die Gesellschaft der 1930er und 1940er Jahre in Amerika und deren Kultur auseinander.

Folgend wird die Verbindung von Bild und Text näher betrachtet. Es gestaltet sich schwierig einen Startpunkt des Vorläufers des Mediums Comic zu finden. Je nach Definition oder dem individuellen Verständnis des Mediums, sind dessen Wurzeln meist älter, als man erwartet.

Anschließend wird das Medium Comic definiert und begriffsgeschichtlich analysiert. Weiterführend wird mit Hilfe von Beispielen aus McLuhans Die mechanische Braut gearbeitet. Aus welchem Blickwinkel betrachtet der Verfasser die Bildgeschichten? Wie wirkten Figuren wie Superman und Tarzan auf die Gesellschaft und die Kultur der Menschen in Amerika in den 1930er und 1940er

Jahren? Macht eine Werbung für Muskelaufbau aus Jugendlichen einen narzisstischen Helden wie Tarzan? Waren Comics für McLuhan gar das Phantasieventil für die Unfähigkeit der Menschheit?

Als weiteren Punkt behandelt die Hausarbeit die Frage, wie viel von McLuhans bekanntestem Werk aus dem Jahre 1967 Das Medium ist die Massage: Ein Inventar medialer Effekte bereits in seinem Erstlingswerk Die Mechanische Braut steckt.

Ein nachfolgendes Resümee bildet den Abschluss der Hausarbeit. Dabei werden die Kernaussagen der Medientheorie von McLuhan zum Medium Comic nochmals zusammengefasst. Ferner wird ausgeführt, welche Kritikpunkte McLuhans Werk aufwirft und in welchem Ausmaß Medien und Werbung aus heutiger Sicht auf die Menschen wirken.

2. Herbert Marshall McLuhan und Die mechanische Braut

McLuhan gilt als Pionier auf dem Gebiet der Medientheorie und zudem als einer ihrer prominentesten Vertreter. Während viele Wissenschaftler, die sich mit Medien und deren Theorien auseinandersetzten, nur in Fachkreisen diskutiert wurden, erfuhr McLuhan mit Aussagen wie Das Medium ist die Botschaft, seiner Körperextensionsthese oder dem Begriff Das globale Dorf weltweite Anerkennung. Die Werke von McLuhan stecken voller provokanter und polarisierender Ideen. Einerseits bezeichneten ihn seine öffentlichen, sowie akademischen Leser als Wirrkopf oder gar als Schwätzer, andererseits wurde er

als Pop-Philosoph und Ikone des Medienzeitalters hochstilisiert.[1] McLuhans

Erstlingswerk Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen aus dem Jahre 1951 behandelte kritisch die damals noch junge Werbewelt der Vereinigten Staaten in den 1930er und 1940er Jahren. In 58 Kapiteln analysierte McLuhan die Wirkung der Werbung auf das kollektive Denken der Menschen.

2.1. Die Entstehung und die Einflüsse von Die mechanische Braut

McLuhans Idee zu einem Buch mit Sammlungen von kommentierten Werbeanzeigen soll er bereits im Alter von 18 Jahren gehabt haben. Uneingeschränkt lässt sich dieser Grundgedanke zu Die mechanische Braut bis ins Jahr 1930 zurückverfolgen. So notierte er in seinem Tagebuch vom

26. März 1930, dass in einigen Jahrzehnten „eine Sammlung der Werbetricks und

–slogans von 1930 eine interessante Lektüre bieten würde als irgend etwas anderes, das in dieser Generation erschienen ist“.[2]

Die Einflüsse, die McLuhan in sein Erstlingswerk aus dem Jahre 1951 einflocht sind vielfältig. An dieser Stelle sollen nur die Wichtigsten genannt werden:

1932 las McLuhan Gilbert Keith Chestertons What’s Wrong with the World. McLuhan war begeistert von dem fröhlichen Katholiken. Chesterton verband seine sozialistische und kapitalistische Kritik mit dem klassischen aber unortho- doxen Katholizismus. Zudem arbeitete er mit Wortspielen und brillanten Slogans, die den Wortakrobaten McLuhan für sich gewannen. Chesterton war auch ein Grund der McLuhan 1936 zum Eintritt in die katholische Kirche bewegte.[3]

Zum Bakkalaureats Studium der englischen Literatur zog es McLuhan 1934 nach Großbritannien an die University of Cambridge. Zu diesem Zeitpunkt avancierte die Universität unter Ivor Armstrong Richards und Frank Raymond Leavis zum Zentrum des New Criticism.[4] Leavis war es auch, der McLuhan mit seinem Werk Culture and Environment inspirierte und ihn zudem ermutigte, die reale Welt durch dieselbe Brille zu betrachten wie die literarische[5] und seine erworbenen Methoden des New Criticism am Gegenstand der Werbung anzuwenden.

Zudem war McLuhan ein begeisterter Anhänger des englischen Vortizismus. Die Illustrationen in Wyndham Lewis‘ The Doom of Youth von 1932 inspirierten ihn zum Layout von Die mechanische Braut.[6] Mit einem anderen Vortizisten, Ezra Pound, stand McLuhan in regem Kontakt. Pound regte McLuhan durch sein Ideogramm in Prosa und Vers dazu an, seine unterschiedlichen Artikel aus Werbung, Presse, Radio, Film, Comics und Meinungsumfragen in einem Buch zu vereinen, ohne den thematischen und stilistischen Reichtum der Texte zu beschneiden.[7] Ebenso begeisterte sich McLuhan an der Lektüre Finnegans Wake aus dem Jahre 1939 von James Joyce. Joyce erfand hier neue Wörter, indem er englische Begriffe neu zusammenfügte, umbildete oder um Wörter aus anderen Sprachen erweiterte.[8] Durch seine Außergewöhnlichkeit entzieht sich das Werk dem Leser, da es kein lineares Verständnis dafür gibt. Eine vielfältige Interpretation der Literatur wird so möglich.

Im Vorwort von Die mechanische Braut ging McLuhan explizit auf die Erzählung von Edgar Allan Poe Hinab in den Maelström ein.[9] Die Kurzgeschichte handelt von drei Brüdern, die auf hoher See mit ihrem Schiff in einen gewaltigen Strudel geraten. Das Schiff berstet und bricht schließlich auseinander. Zwei der Brüder halten sich an großen Wrackteilen fest, die sie letzten Endes in die Tiefe reißen. Der dritte Bruder beobachtet neugierig die Gegenstände im Maelström und

erkennt, dass schwere Trümmerteile oder Bäume zuerst in die Tiefe gezogen werden. Er klammert sich so an ein kleines Fass und überlebt.[10] Diese Erzählung diente McLuhan als Metapher für den Medienstrudel. Der Rezipient muss eine distanzierte Beobachtungsposition beispielsweise gegenüber der Werbeanzeige einnehmen, diese genau analysieren und sich den Sog zunutze machen. Nur so kann er dem Chaos entkommen.[11]

Der Wirtschaftshistoriker Harold Adams Inns gilt als Vater vieler Ideen der Toronto School of Communication, an der McLuhan unterrichtete. Die Dissertation von Innis aus dem Jahre 1923 A History oft the Canadian Pacific Railroad und das 1930 erschienene Buch The Fur Trade in Canada: An Introduction to Canadian Economic History behandelten die Entwicklung der

kanadischen Eisenbahn und des Pelzhandels.[12] Innis Bestreben lag in seinen

Büchern darin, „die Auswirkungen der Kommunikationsmedien auf die charakteristischen Formen des Wissens“[13] zu untersuchen.

2.2 Der Inhalt von Die mechanische Braut

In Die mechanische Braut erforscht McLuhan die Wirkung von Medien und Reklame auf den Menschen. Er arbeitet mit anschaulichen Beispielen aus dem Bereich der Werbung, des Radios, der Presse, des Fernsehens und des Kinos. Von Charlie Chaplin zu Zeitungsannoncen. Von Galluputanern zu politisch- motivierten Aushängen. Von Erektionsproblemen und dubiosen Marktforschungen zu Kinoidolen und Männern von Rang. Von der mechanischen Braut zu den zahllosen Comicfiguren, die in den folgenden Kapiteln im Sinne McLuhans analysiert werden. Nichts bleibt bei ihm unbehandelt.

Auf einer Seite des Buches sieht man je eine Werbeannonce, die McLuhan treffenderweise als „die Höhlenmalerei des 20. Jahrhunderts“[14] bezeichnet. Auf der Anschlussseite folgt seine Analyse der Werbeannonce, die immer von rhetorischen Fragen eingeleitet wird. Diese dienen als Leerstellen, die den Leser des Buches dazu anregen sollen, über die Fragen nachzudenken und sich selbst in das Geschehen einzubringen, anstatt sich vom Werbestrudel aufsaugen zu lassen.

Dem Leser soll so bewusst werden, welche Kräfte unbewusst auf ihn einwirken.

McLuhan schrieb Die mechanische Braut im Hinblick auf die Mediengesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in Amerika. Es kann als Fundgrube für die Reklame der 1930er und 1940er Jahre angesehen werden. Das Buch wagt zudem einen

Blick in die Seele der amerikanischen Bevölkerung, die sich in diesen Jahrzehnten auf dem Höhepunkt des Wohlstandes und des Optimismus der Nachkriegszeit befand.

3. Die Verknüpfung von Bild und Text

Es gestaltet sich schwierig einen Startpunkt der Verknüpfung von Bild und Text und somit des Vorläufers des Mediums Comic zu finden. Je nach Auslegung des Begriffes oder dem individuellen Verständnis des Mediums Comic, sind dessen Wurzeln meist älter, als man vermutet.

Bereits im Zeitalter des Jungpaläolithikum, gegen Ende der letzten Eiszeit benützte der Home sapiens sapiens Felswände als Medium um darauf Tiere und Menschen zu verewigen. Im Süden Frankreichs befindet sich eine Höhle, an deren Wand vor ca. 30.000 Jahren eine Herde von Nashörnern abgebildet wurde. Eines der Tiere sticht heraus, da es mit mehreren Hörnern versehen wurde, was die Darstellung von Bewegung ausdrücken soll, die typisch für das Medium Comicist.[15]

In ägyptischen Gräbern wurden bereits vor rund 3.400 Jahren Malereien, die in einer Bildfolge die damalige Ernte von Getreide beschrieben und sich im Bogen von unten nach oben lasen, gefunden. Im Gegensatz dazu kann man ägyptische Hieroglyphen aber nicht mit einer Vorform des Mediums Comic gleichsetzen, da sie trotz ihrer Bildlichkeit für Laute und damit nicht für Gegenstände stehen.

Hieroglyphen ähneln somit eher unserer heutigen Schrift.[16] Ähnliche Beispiele für

sehr frühe Formen der Verknüpfung von Bild und Text stellen altsumerische Holztafeln[17] (ca. 2500 v. Chr.), chinesische Vasen- und Wandmalereien aus der Han-Dynastie[18] (ab 206 v. Chr.), sowie die mehrfach kopierte römische Trajansäule[19] (113 n. Chr.) dar.

[...]


[1] Vgl. Daniela Kloock, Angela Spahr: Medientheorien. Eine Einführung. 3. Auflage. München: Fink 2007 (=UTB 1986), S. 39.

[2] Jürgen Reuss: Mechanische Braut und elektronisches Schreiben. Zur Entstehung und Gestalt von Marshall McLuhans erstem Buch. In: Marshall McLuhan: Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen. Aus dem Amerikanischen, erste dt. Ausgabe, Amsterdam: Verlag der Kunst 1996. S. 233-247, (hier: S. 233).

[3] Vgl. ebd., S. 235f.

[4] Vgl. ebd., S. 235.

[5] Vgl. Douglas Coupland: Marshall McLuhan. Eine Biographie. Stuttgart: Tropen 2010, S. 57 und vgl. Philip Marchand: Marshall McLuhan. Botschafter der Medien. Biographie. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1999, S. 159.

[6] Vgl. Reuss: Mechanische Braut und elektronisches Schreiben, S. 240 und vgl. Marchand: Marshall McLuhan, S. 159.

[7] Vgl. Reuss: Mechanische Braut und elektronisches Schreiben, S. 242.

[8] Vgl. Coupland: Marshall McLuhan, S. 115.

[9] Vgl. Marshall McLuhan: Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen. Aus dem Amerikanischen, erste dt. Ausgabe, Amsterdam: Verlag der Kunst 1996, S. 7.

[10] Vgl. Edgar Allan Poes Werke. Gesamtausgabe der Dichtungen und Erzählungen. Band 5: Phantastische Fahrten. Theodor Etzel (Hg.) Berlin: Propyläen-Verlag 1922. S. 117-141, (hier: S. 131- 141).

[11] Vgl. McLuhan: Die mechanische Braut, S. 7.

[12] Vgl. Sven Grampp: Marshall McLuhan. Eine Einführung. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2011 (=UTB 3570), S. 117.

[13] Zitiert nach: Marchand: Marshall McLuhan, S. 167.

[14] Coupland: Marshall McLuhan, S. 118.

[15] Vgl. Andreas C. Knigge: Alles über Comics. Eine Entdeckungsreise von den Höhlenbildern bis zum Manga. Hamburg: Europa-Verlag 2004, S. 89-91.

[16] Vgl. Scott McCloud: Comics richtig lesen. Die unsichtbare Kunst. Hamburg: Carlsen 2001, S. 22.

[17] Vgl. Knigge: Alles über Comics, S. 93.

[18] Vgl. ebd., S. 97.

[19] Vgl. ebd., S. 98.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Herbert Marshall McLuhan. Eine Analyse von "Die mechanische Braut" durch Comics
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
25
Katalognummer
V229843
ISBN (eBook)
9783656456582
ISBN (Buch)
9783656457091
Dateigröße
1801 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Werke des Kanadiers Herbert Marshall McLuhan (1911-1980) gelten als Grundsteine der Medientheorie. McLuhan war ein vielseitig gebildetes Ausnahmetalent. Er war nicht nur Philosoph, Geisteswissenschaftler, Professor der englischen Literatur und Literaturkritiker, sondern auch ein brillanter Kommunikationstheoretiker, Rhetoriker und Wortakrobat. Diese Hausarbeit setzt sich mit der ersten großen Veröffentlichung von McLuhan – Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen – auseinander.
Schlagworte
herbert, marshall, mcluhan, eine, analyse, braut, beispielen, mediums, comic
Arbeit zitieren
Marina Ehrngruber (Autor:in), 2013, Herbert Marshall McLuhan. Eine Analyse von "Die mechanische Braut" durch Comics, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229843

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