„Die Schule war, ist und wird nie ein konfliktfreier Lebensraum sein. Und dies ist auch gut so. Konflikte sind ja nicht nur negativ. Ganz im Gegenteil: Sie können das Tor zur Erneuerung und Verbesserung aufstoßen. Wo jedermann zufrieden ist bzw. aus Überangepasstheit, Ängstlichkeit oder Bequemlichkeit Zusammenstößen ausweicht, kommen wenig Lebensfreude und Selbstvertrauen auf. Konflikte sind wie Salz in der Suppe; allerdings schmeckt diese nicht, sobald sie versalzen ist. Konflikte werden immer dann als unerträglich empfunden, wenn sie in Mobbing ausarten, eskalieren, den Gegenspieler demütigen und zum alleinigen Verlierer machen. Heutzutage zählt Konfliktfähigkeit als eine Art Schlüsselfunktion. Wie aber sollen unsere Schüler dazu befähigt werden, wenn Zusammenstöße verdrängt bzw. schon im Ansatz abgewürgt werden? Und wo sonst bietet sich ein so geeignetes Übungsfeld zum Erwerb dieser Schlüsselqualifikation an wie im Haus des Lernens, der Schule?“ (Sander, Winklers Flügelstift 3/98)
Doch dies setzt das Bemühen des Lehrers voraus, den Schüler besser kennen und verstehen zu lernen. Besonders sozial benachteiligte Schüler aus arbeitslosen und ausländischen Familien, die teilweise in Auftreten, Aussehen und Verhalten anders erscheinen benötigen Beachtung und Zuwendung.
Deshalb ist es Ziel meiner Arbeit, die sozialräumlichen, strukturlichen und psychischen Bedingungen von Kindern aus sozial benachteiligten Familien aufzuzeigen, um danach auf die Vor- und Nachteile während des Aufwachsens eingehen zu können. Ich bin absichtlich in meiner Arbeit nur auf arbeitlose und ausländische Familien eingegangen, da ich der Meinung bin, dass sich mit diesen Kindern viel zu wenig beschäftigt wird, denn in vielen Büchern wird nur über die betroffenen Eltern geschrieben und die Kinder werden außer Betracht gelassen. Deshalb wollte ich speziell auch auf die betroffenen Kinder aus sozial schwachen Familien eingehen.
Das die gesellschaftlichen Veränderungen an den Kindern nicht spurlos vorüber gehen, macht sich spätestens in der Schule bemerkbar, wo Kinder mit Gleichaltrigen aller Sozialschichten zusammentreffen. Dort lernen sie sich mit anderen zu vergleichen und sehen, wie andere Kinder in ihren Familien aufwachsen. Sie werden soziale Verhaltensweisen, wie Rücksichtnahme, Kooperation und Kommunikation lernen und sich in einer Gruppe durchsetzen müssen.
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung
- 1 Sozialisation
- 1.1 Sozialisationsinstanzen
- 1.2 Sozialisation durch die Schule
- 2 Soziale Benachteiligung und Armut in einer reichen Gesellschaft
- 2.1 Kinder aus Familien mit arbeitslosen Eltern
- 2.1.1 Subjektive Wahrnehmung / Bewältigungsmuster
- 2.1.2 Veränderung im Wohnen
- 2.1.3 Gesundheit
- 2.1.4 Sozialer Rückzug
- 2.2 Ausländische Kinder und deren Familien
- 2.2.1 Sozialräumliche Bedingungen
- 2.2.2 Das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft
- 2.2.3 Haushaltsstruktur / Haushaltseinkommen
- 2.3 Folgen der sozialen Benachteiligung bei Kindern und Jugendlichen
- 2.4 Vergleich von ausländischen Familien mit deutschen Arbeitslosenfamilien
- 2.1 Kinder aus Familien mit arbeitslosen Eltern
- 3 Institution Schule und ihre Funktionen
- 3.1 Bedeutung der Schulzeit
- 3.2 Gesellschaftliche Bedingungen
- 3.3 Institutionelle Bedingungen
- 3.4 Spezifische Problemfelder von sozial benachteiligten Kindern im Schulalltag
- 3.4.1 Problemfeld soziale Situation
- 3.4.2 Problemfeld Sprache
- 4 Der Umgang von Lehrern mit sozial benachteiligten Schülern
- 4.1 Schichtenspezifische Chancen in der Erfüllung schulischer Normen
- 4.2 Typisierung der Schüler durch den Lehrer
- 4.3 Die Behandlung negativ typisierter Schüler durch den Lehrer
- 4.3.1 Benachteiligung in der Notengebung
- 4.3.2 Benachteiligung im Interaktionsprozess
- 4.4 Verhältnis von deutschen Lehrern mit ausländischen Schülern
- 5 Die Bewältigung von Schülerproblemen
- 5.1 Beispiel aus dem Schulalltag
- 5.2 Reaktionen von Lehrern auf problembelastete Schüler
- 6 Umfrage
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert die Herausforderungen, die sozial benachteiligte Schüler im sächsischen Schulsystem erleben, und beleuchtet den Umgang von Lehrern mit diesen Schülern. Die Arbeit untersucht die Folgen sozialer Benachteiligung und Armut auf die schulische Entwicklung von Kindern aus Familien mit arbeitslosen Eltern und ausländischen Familien.
- Sozialisation und die Rolle der Schule im Sozialisationsprozess
- Soziale Benachteiligung und Armut in Deutschland und ihre Auswirkungen auf Kinder
- Spezifische Herausforderungen von sozial benachteiligten Schülern im Schulalltag
- Der Umgang von Lehrern mit sozial benachteiligten Schülern, insbesondere in Bezug auf Benachteiligung in der Notengebung und im Interaktionsprozess
- Strategien zur Bewältigung von Schülerproblemen im Schulalltag
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema soziale Benachteiligung und die Rolle der Schule im Sozialisationsprozess. Kapitel 1 beleuchtet die Sozialisation durch die Schule und die verschiedenen Sozialisationsinstanzen. In Kapitel 2 werden die sozialen Benachteiligungen von Kindern aus arbeitslosen und ausländischen Familien sowie deren Auswirkungen auf die Institution Schule näher betrachtet. Kapitel 3 untersucht die Funktionen der Institution Schule und die spezifischen Problemfelder von sozial benachteiligten Schülern im Schulalltag. Kapitel 4 analysiert den Umgang von Lehrern mit sozial benachteiligten Schülern, inklusive der Benachteiligung in der Notengebung und im Interaktionsprozess. Kapitel 5 befasst sich mit der Bewältigung von Schülerproblemen und Beispielen aus dem Schulalltag. Die Arbeit gipfelt in einer Umfrage, die die Theorie in die Praxis überträgt.
Schlüsselwörter
Soziale Benachteiligung, Armut, Schule, Sozialisation, Lehrer, Schüler, Notengebung, Interaktion, Ausländische Familien, Arbeitslose Familien, Schülerprobleme, Bewältigung, Umfrage
- Arbeit zitieren
- Claudia Mehner (Autor:in), 2003, Der Umgang von Lehren mit sozial benachteiligten Schülern in sächsischen Mittelschulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22988