Die Hofer und Bamberger Textilindustrie von 1800-1920 im Vergleich


Masterarbeit, 2013

164 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand, Literatur, Quellen

3. Die Industrielle Revolution

4. Die Hofer und Bamberger Textilindustrie von 1800 bis 1920
4.1. Die Anfänge bis
4.2. Gründerpersönlichkeiten und Gründungsumstände der Textilfabriken
4.3. Allgemeine Wirtschaftslage und –politik
4.4. Rohstoffe, Zulieferindustrie, Logistik
4.5. Technische Entwicklung und Ausstattung, Werkserweiterungen, gefertigte Produkte
4.6. Kapital- und Absatzverhältnisse
4.7. Situation der Arbeiter und Beschäftigten
4.7.1. Arbeitsumfeld und Lohnverhältnisse
4.7.2. Lebensbedingungen
4.7.3. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Gewerkschaften, Arbeiter- parteien

5. Zusammenfassung und Vergleich

6. Quellen-, Literatur-, Abkürzungs- und Abbildungsverzeichnis
6.1 Statistiken und Tabellen
6.1.1. Hofer Textilindustrie
6.1.2. Bamberger Textilindustrie
6.2. Abkürzungsverzeichnis
6.3. Quellenverzeichnis
6.3.1. Unveröffentlichte Quellen
6.3.2. Veröffentlichte Quellen
6.4. Literaturverzeichnis
6.5. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Ewiger Wechsel

am Webstuhl der Zeit

ein Faden – Freude

ein Faden – Leid“.[1]

Dies ist der Titel eines kurzen historischen Artikels über die ehemalige ERBA in Gaustadt, verfasst von Linus Petzold, der früher in dieser Firma tätig war. Meiner Ansicht nach versinnbildlicht diese Sentenz sehr gut den Gang der Textilindustrie im Laufe der Zeit: die Auf- und Abschwünge, die guten und schlechten Zeiten und die Feierstunden und Krisen des Gewerbes über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg. Diese Fluktuationen kann man nicht nur an der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung nachvollziehen, welche die Textilbranche beeinflusst. Man kann sie auch in den Schwierigkeiten der Initiatoren bei der Gründung eines Textilwerkes sehen, bei der Widerstände überwunden und Probleme gelöst werden müssen und dann doch schließlich der Erfolg einkehrt. Und man erkennt sie natürlich in den Textilarbeitern selbst, bei denen ebenfalls gute Phasen von eigenem Wohlstand, sich verbessernden Arbeitsbedingungen, beruflicher Erfüllung und familiärem Glück sich mit schlechten Perioden der harten Arbeit, Gehaltskürzungen, Entlassungen und Arbeitslosigkeit einander abwechseln.

Im Wintersemester 2010/11 verfasste ich meine Bachelorarbeit über die Geschichte der Hofer Textilindustrie 1789-1919[2], die die Grundlage dieser Masterarbeit bildet. Die Abschnitte zur Geschichte der Hofer Textilindustrie sind komplett aus meiner Bachelorarbeit übernommen. Die Fußnoten sind beibehalten, um eine bessere Überprüfung der Quellen und der Literatur zu gewährleisten. Ergänzt wurde nur der Abschnitt 4.2. über die Gründerpersönlichkeiten und die Gründungsumstände der Textilfabriken.

Die Entscheidung, in meiner Masterarbeit die Hofer und die Bamberger Textilindustrie zu vergleichen, verdanke ich einer Anregung des Erstkorrektors meiner Bachelorarbeit, Prof. Dr. Wehner, der dies in seiner schriftlichen Beurteilung vermerkte. Außerdem betrachtete ich meine Bachelorarbeit als gute Basis, um eine weitere Arbeit über die Textilindustrie meines Studienortes zu verfassen. Zum Dritten hatte ich mir schon ein gewisses Fachwissen angeeignet, das mir den Wiedereinstieg in das Thema erleichtern würde.

Ziel dieser Arbeit soll sein, die Hofer und die Bamberger Textilindustrie von 1800 bis 1920 darzustellen und zu vergleichen. Dieser Zeitraum wurde gewählt, da sich in dieser Periode in Hof und Bamberg der Umbruch von manueller Produktion zu industrieller Fertigung von Textilprodukten vollzog. Zum anderen war aber auch die Notwendigkeit, den Zeitraum eingrenzen zu müssen, ausschlaggebend, da sonst der Umfang der Arbeit gesprengt worden wäre. Die temporäre Abgrenzung kann jedoch nicht immer genau eingehalten werden, einerseits wegen überlappender Entwicklungen und Strömungen, andererseits, um z.B. bei der Darstellung der technischen Entwicklung eine gewisse Textkohärenz zu erzielen. Beim Hofer Textilgewerbe versuchte ich, es in seiner Gesamtheit zu betrachten, allgemeine Entwicklungen aufzuzeigen und mich nicht auf einzelne Betriebe zu konzentrieren (wobei doch eine Tendenz zur „Mechanischen Baumwollspinnerei“, der „Mechanischen Weberei“, der „Vogtländischen Baumwollspinnerei“ und der „Spinnerei Neuhof“ zu erkennen ist). Bei der Bamberger Textilindustrie ist dies aufgrund der wenigen Großbetriebe („Mechanische Baumwollspinnerei und –weberei Gaustadt“, „Mechanische Färberei-, Bleicherei- und Appreturanstalt Bamberg“ und die „Mechanische Seilerwarenfabrik Bamberg“) nicht oder nur eingeschränkt möglich.

Zuerst werde ich den Forschungsstand aufzeigen und die verwendeten Quellen und die Literatur darstellen. Hierbei wird die Frage der Aktualität behandelt, welche Themen dargestellt werden, und die Verlässlichkeit der Quellen und der Literatur kritisch betrachtet.

Der dritte Teil gibt einen Kurzüberblick über die Industrielle Revolution, die für Hof und Bamberg eine entscheidende Bedeutung hatte, da in diesem Zeitraum die ersten mechanischen Textilfabriken entstanden. Die Ursprünge und Grundlagen in Großbritannien werden beschrieben, dann folgt ein kurzer Abschnitt über die deutsche Industrialisierung und ihre Katalysatoren, und schließlich gehe ich noch auf die Situation in Oberfranken (und speziell in Hof und Bamberg) ein, wo die Textilindustrie neben der Porzellanindustrie die Leitindustrie darstellte.

Teil vier stellt die Hofer und die Bamberger Textilindustrie von 1800 bis 1920 dar. Zuerst wird die Entwicklung der Textilgewerbe beider Städte von seinen Ursprüngen im 14. Jahrhundert bis etwa 1800 betrachtet. In Hof stellte in diesem Zeitraum die Baumwollweberei mit Schleiern, Flören und Tüchlein den wichtigsten Aspekt dar, aber auch Gewerbe wie die Leinenweberei sind zu beachten. In Bamberg war das Textilgewerbe damals weniger stark entwickelt, fand jedoch Ende des 18. Jahrhunderts durch die steigende Bevölkerungszahl einen Aufschwung, vor allem in höher gelegenen Regionen des Hochstiftes, und in Armenhäusern und Gefängnissen, um den betroffenen Personen eine sinnvolle Tätigkeit zu geben und gleichzeitig die Wirtschaft zu beleben.

Der zweite Aspekt behandelt die Gründungsumstände der Hofer und Bamberger Textilfabriken in den 1850er Jahren. Hier werden kurz die Werdegänge der Gründer und Initiatoren vorgestellt. Dann wird auf die Situationen eingegangen, welche sie zum Bau der Fabriken bewegte, und auf die Bedingungen, die sie in Hof bzw. Bamberg vorfanden. Anschließend wird auf den Aufbau der jeweiligen Werke eingegangen und diese dargestellt.

Als dritter Punkt wird die allgemeine Wirtschaftslage und -politik auf internationaler und nationaler Ebene von 1800 bis 1920 mit ihren konkreten Auswirkungen auf die Textilgewerbe beider Städte dargestellt. Danach werden Rohstoffe, die Zulieferindustrie und die Logistik der Unternehmen betrachtet. Hier wird der Import der benötigten Rohstoffe wie Wolle, Baumwolle und später auch Kohle aufgezeigt. Weiterhin werden die Transportmethoden der Rohstoffe beleuchtet: von den mittelalterlichen und neuzeitlichen Straßen bis zur Entstehung der Eisenbahn, die durch die Industrialisierung befördert wurde und Hof und Bamberg nach dem Anschluss an das Eisenbahnnetz der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn völlig neue Möglichkeiten bot.

Der fünfte Aspekt ist die technische Ausstattung und Entwicklung und die gefertigten Produkte. Hier wird ein kurzer Überblick über die Erfindungen und Innovationen von der Erfindung der Handspindel bis zur Präsentation des elektrischen Webstuhls beschrieben und auch aufgezeigt, welche Maschinen in der Hofer und der Bamberger Textilindustrie verwendet wurden und inwieweit technische Neuerungen dort Einzug fanden. Auch auf die hergestellten Produkte der einzelnen Bereiche wird eingegangen.

Der sechste Abschnitt handelt von den Kapital- und Absatzverhältnissen, wobei bei ersteren hauptsächlich die Situation in den mechanischen Betrieben betrachtet wird.

Der siebte Teil beschäftigt sich mit der Situation der Arbeiterschaft. Zuerst werden das Arbeitsumfeld und die Lohnsituation der Arbeiter dargestellt. Sowohl die Zeit der manuellen Weberei bis 1850 als auch die „Fabrikära“ wird betrachtet. Bei letzterer werden Fabrikordnungen dargestellt, die viele Dinge, wie z.B. Arbeitszeit oder Lohnverhältnisse, regelten. Weiterhin werden die Wohlfahrtsorganisationen, mit denen die Unternehmen ihre Arbeiter unterstützten, in Hof und Bamberg betrachtet, und schließlich noch die Arbeitskämpfe, die in den Textilfabriken stattfanden, und deren Folgen.

Die anschließende Darstellung der Lebensbedingungen der Arbeiter geht vor allem auf die Wohnsituation ein, wobei der Fokus in der Zeit von 1800 bis 1850 auf den Familienverhältnissen und den Mietpreisen liegt. Ab 1850 wird die Situation in den neu errichteten Arbeiterwohnungen dargestellt: die Räumlichkeiten und die Mietpreise, deren Auslastung und Probleme mit Schlafgängern und Kündigungsfristen. Kurz wird auch die Ernährung der Arbeiter behandelt: sowohl ihre bevorzugten Speisen als auch die Entwicklung der Lebensmittelpreise und der Kaufkraft. Kurz wird auch noch auf häufig auftretende Krankheiten wie die Tuberkulose eingegangen.

Der dritte Aspekt bei der Betrachtung der Arbeitersituation ist der der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, der Gewerkschaften und der Arbeiterparteien. Zuerst werden, in Ermangelung von Arbeitgeberverbänden, hauptsächlich textile Arbeitnehmervereinigungen beleuchtet, ihre Maßnahmen und Erfolge, ihre Akzeptanz unter der Arbeiterschaft und ihre Probleme. Zweitens wird ein kurzer Blick auf die Textilgewerkschaften geworfen. Zum Dritten wird die parteiliche Organisation der Arbeiter in Hof und Bamberg beschrieben, wobei der Fokus hierbei auf der 1869 in Eisenach gegründeten SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ab 1890 SPD) liegen wird. Ebenso wie bei den Arbeitnehmerverbänden werden auch hier ihre Intentionen, ihre Erfolge (z.B. bei der Organisation von Streiks), aber auch ihre Probleme und Niederlagen (z.B. das Sozialistengesetz und die Überwachung durch die Stadtmagistrate) dargestellt. Auch die Wahlergebnisse der SDAP/SPD bei den Reichstagswahlen werden aufgezeigt und bestimmte Tendenzen hierzu dargelegt.

Anschließend erfolgt in der Schlussbetrachtung der Vergleich der Hofer und Bamberger Textilindustrie zwischen 1800 und 1920 anhand der oben aufgestellten Aspekte.

Statistiken über die Textilgewerbe beider Städte finden sich im Anhang, da ich es vermeiden wollte, zu viele Zahlen im Fließtext aufzuführen.

2. Forschungsstand, Literatur, Quellen

Bis heute existiert keine Gesamtdarstellung der Geschichte der Hofer Textilindustrie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Die beiden wohl detailliertesten Werke über die Hofer Textilgeschichte stammen von Karl Schmid, dem Sohn eines Hofer Textilfabrikanten und späteren Vorstandsmitglied der Vogtländischen Baumwollspinnerei, aus dem Jahr 1923, und von Ernst Dietlein (1884-1954), der Pfarrer, Studienprofessor und Stadtarchivar in Hof war, und im selben Jahr wie Schmid seine Dissertation über das Hofer Textilgewerbe publizierte.[3] Schmids Betrachtung endet 1913 und stellt eine fast vollständige Textilgeschichte Hofs dar, bezieht aber weitere Entwicklungen bis in die heutige Zeit zwangsläufig nicht ein, Dietleins Werk endet im Jahr 1870. Schmids Darstellung ist aufgrund ihrer Ausführlichkeit schwer zu ersetzen, allerdings auch wegen dessen Tätigkeiten im Vorstand der Vogtländischen Baumwollspinnerei kritisch zu betrachten, vor allem der Abschnitt über die Fabrikarbeiter und die sozialen Einrichtungen, welche die Fabrikanten für diese zu Verfügung stellten.

Viele weitere benutzte Literatur behandelt nur Teilaspekte der Hofer Textilgeschichte, die mit ihr in Zusammenhang stehen. Einige Werke beleuchten die gesamte oberfränkische Geschichte[4] oder, spezieller, die Geschichte des Textilgewerbes in Oberfranken,[5] und dort z.B. die Hausweberei[6], das Handspinnen- und weben[7] oder im Hinblick auf seine volkswirtschaftliche Bedeutung[8]. Zwei Werke behandeln die Geschichte der Hofer Familien Franck und Wunnerlich, einflussreiche Textildynastien, die Fabriken gründeten und führten.[9] Das Buch über die Familie Wunnerlich behandelt weniger das wirtschaftliche Wirken der Wunnerlichs, sondern beschäftigt sich zum größten Teil mit den Biografien der einzelnen Familienmitglieder. Peter Eitlers Aufsatz hingegen war für die Beschreibung der Gründung der Hofer Textilfabriken, die Biografien ihrer Gründer und die verwandtschaftliche Verflechtung der Hofer Textilbarone sehr nützlich. Von den Arbeitern, ihrem Arbeitsumfeld, ihren Wohn- und Lebensverhältnissen und ihren Organisationen, handelt Rudolf Machts detaillierte Geschichte der Hofer Arbeiterbewegung in acht Bänden, von denen aber nur die ersten beiden für diese Arbeit relevant waren (Abschnitte von 1800-1918).[10] Macht war Kommunist, deshalb kann man ihm, trotz der damalig natürlich prekären Verhältnisse der Arbeiterschaft ein gewisses Schwarzweißdenken nicht absprechen, so dass er natürlich völlig auf Seiten des Proletariats steht, was seinem Werk eine leicht tendenziöse Note verleiht. Ein Aufsatz von Albrecht Bald vergleicht die Entwicklung der Hofer mit der Selber Arbeiterschaft von 1895 bis 1924.[11]

Zwei kleinere Aufsätze beschäftigen sich mit dem Eisenbahnbau in Hof und Umgebung, der der Industrialisierung Hofs und seines Umlandes einen gewaltigen Vorschub leistete, wobei eine dieser Abhandlungen diese Entwicklung am Beispiel bestimmter Firmenmonographien des Raumes Hof beleuchtet.[12]

Als Quellen für die Hofer Textilgeschichte vom 14. Jhdt. bis 1800 wurden hauptsächlich zwei Werke herangezogen: die Chronik der Stadt Hof[13] von Enoch Widmann (1551-1617), des Hofer Stadtchronisten, dessen Vater Tuchmacher war und der ab 1596 als Rektor des Hofer Gymnasiums fungierte. Die zweite wichtige Quelle ist die Schrift „Gegenwärtiger Zustand der Landeshauptmannschaft Hof[14] als ein Beytrag zur Statistischen Kenntniß des Burggrafthums Nürnberg oberhalb Gebirgs“[15] von Philipp Ludwig von Weitershausen (1727-1795) von 1792. Weitershausen war der letzte Hofer Landeshauptmann und wirkte von 1761 bis 1795. Für sein Werk stützte er sich größtenteils auf kurz zuvor erschienene Statistiken und Tabellen, sowie auf eigene Erfahrungen und mündliche Berichte der einfachen Leute.[16] Archivalische Quellen verwandte er aus Ermangelung derselben nur selten.[17] Weiterhin wurde noch das Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen verwendet.[18]

Für den Zeitraum von 1800 bis 1920 sind Akten aus dem Hofer Stadtarchiv und ein Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer für Oberfranken herangezogen worden. Für die Situation der Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen in den Hofer Textilfabriken und deren Vergleich mit anderen Textilunternehmen Oberfrankens wurden zwei Erhebungen der bayerischen Regierung von 1874 und 1906 verwendet.[19] Ebenso wurden ein statistischer Abriss des Königreiches Bayern von 1876 sowie eine Statistik über die Stadt Hof von 1903 benutzt.[20]

Für die Bamberger Textilgeschichte existiert ebenfalls kein Gesamtwerk, das alle Perioden und Firmen umfasst. Allerdings existiert, im Gegensatz zu Hof, auch keine Literatur, die zumindest für eine bestimmte Zeitspanne einen Komplettüberblick bietet (wie Karl Schmids Werk). In Relation zu der Bedeutung der Bamberger Textilindustrie ab den 1850er Jahren, besonders der Mechanischen Baumwollspinnerei und –weberei und späteren ERBA, kann die Literaturlage nur als dürftig bezeichnet werden.

Bei der für diese Arbeit verwendeten Literatur kann man kein bestimmtes Werk hervorheben, das besonders wichtig und ergiebig für mich war; alle sind zu gleichen Teilen in die Arbeit eingeflossen.

Direkt mit der Geschichte der Mechanischen Baumwollspinnerei und –weberei Bamberg beschäftigen sich zwei aktuelle Schriften von Andreas Dornheim, Svenja Gierse und Stefanie Kießling[21] sowie von Wilfried Krings[22], ein kurzer Artikel von Linus Petzold[23], eines ehemaligen ERBA-Mitarbeiters, welcher aber aufgrund fehlender Quellen- und Literaturverweise keinem wissenschaftlichem Standard entspricht, und eine unveröffentlichte Magisterarbeit von Gabriela Gotthardt[24] aus dem Jahre 1987. Während Dornheims kurze Schrift sich mit der allgemeinen Entwicklung der Gaustädter Spinnweberei bis zu ihrer Insolvenz 1993 beschäftigt, handelt Krings´ Aufsatz hauptsächlich von der Gründung des Werkes, dem Werdegang der Initiatoren und den logistischen Herausforderungen, während sich Gotthardt mir den Anfängen der ERBA in Erlangen und Bamberg befasst und ebenfalls eine allgemeine Betrachtung bietet.

Von der allgemeinen Entwicklung der beiden anderen größeren Bamberger Textilfabriken, der „Färberei-, Bleicherei- und Appreturanstalt Bamberg“ und der „Mechanischen Seilerwarenfabrik Bamberg“, handeln ein schmaler Band von Oliver Stock[25] und eine Jubiläumsschrift der Bamberger Kalikofabrik.[26] Letztere veröffentlichte die Bamberger Kaliko 1939 zu ihrem 75-jährigen Jubiläum. Ein Aufsatz von Thomas Gunzelmann und Rembrant Fiedler beschäftigt sich mit der Geschichte der Mechanischen Seilerwarenfabrik, aber mit Tendenz zu den architektonischen Aspekten der Fabrik.[27]

Für die Geschichte des Dorfes Gaustadt, dem Standort der Mechanischen Spinnweberei, wurden zwei Aufsätze von Konrad Arneth[28] und Harald Zwirner[29] herangezogen. Arneths Werk behandelt die gesamte Geschichte des Dorfes, während Krings auf die Beziehungen zwischen Gaustadt und der Spinnweberei eingeht.

Für die Wirtschaftsgeschichte und den Überblick über wichtige Firmen Bambergs bis in die Nachkriegszeit war Helm Wienkötters Buch über die Bamberger Industrie sehr ergiebig.[30] Weiterhin wurde ein Aufsatz von Wilfried Krings über den Industriestandort Bamberg in den 1850er Jahren verwendet,[31] und für die Wirtschaftsgeschichte des Hochstiftes Bamberg bis zur Säkularisation 1803 wurde auf die Schrift von Karl Wilhelm Wild[32], mehr aber auf Otto Morlinghaus[33] zurückgegriffen. Die Entwicklung der Handwerker und ihrer Organisationen in Bamberg bis ca. 1850 ist bei Wolfgang F. Reddig dargestellt.[34] Für die allgemeine Stadtgeschichte bis zur Säkularisation wurde ein Übersichtswerk von Peter Moser verwendet, Bamberg im 19. Jahrhundert wird in einem Aufsatz von Manfred Krapf dargestellt.[35]

Für ein allgemeineres Blickfeld auf die (Textil-)Industrie der damaligen Zeit, welches aber auch Hof und Bamberg einbindet, wurde die Monografie von Hans Mauersberg[36] und die Dissertation von Inez Florschütz[37] verwendet. Mauersberg behandelt die deutsche Industriegeschichte von ihren Anfängen bis 1960, während Florschütz die Fabrik in der bayerischen Frühindustrialisierung (1840-60) beleuchtet, besonders aber auch auf die Textilindustrie in den Zentren Hof, Bamberg, Bayreuth, Augsburg und Kolbermoor eingeht.

Für die politische Lage in Bamberg und Gaustadt wurde die Dissertation von Stephan Link herangezogen.[38]

Die wichtigste und ergiebigste, aber wohl auch etwas tendenziös-selektive Quelle für diese Arbeit ist die Festschrift der Mechanischen Baumwollspinnerei und –weberei Bamberg, die der damalige Vorstandsvorsitzende Heinrich Semlinger 1908, zum 50-jährigen Bestehen, veröffentlichte. Hier findet man detaillierte Informationen über die Entwicklung der Fabrik, über den Kauf neuer Maschinen, die wirtschaftliche Situation, die Wohlfahrtseinrichtungen und die Wohnungen für die Arbeiter, das Vereinswesen und viele Statistiken und Bilanzen.[39] Weiterhin wurde der Bestand D 5011 der ERBA im Bamberger Stadtarchiv herangezogen.

Für die Mechanische Seilerwarenfabrik ist die Festschrift des damaligen Vorstandsvorsitzenden der Firma, Wilhelm Barth, zum 25-jährigen Jubiläum verwendet worden, die, ähnlich wie die Festschrift Semlingers, auf viele Aspekte des Werkes eingeht und die wichtigste Quelle für diese Firma darstellt.[40]

Die Geschichte des Hochstiftes Bamberg wurde in einigen Darstellungen behandelt, die allesamt an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erschienen und sich mit der Geschichte, Geo- und Topographie, Wirtschaft, Politik, dem Recht, der Verwaltung, der Kultur und der quantitativ-statistischen Darstellung des Fürstbistums befassen. Hier finden sich vielfältige Informationen und Statistiken über die Wirtschaftslage und das Textilgewerbe nicht nur der Stadt, sondern auch in den Ämtern des Hochstiftes Bamberg.[41] Für die Anfänge des Hochstiftes wurde ein Werk von Heinrich Zoepfl herangezogen, welches die Bamberger Rechtsordnung aus dem 14. Jahrhundert behandelt, in der auch Verordnungen über das Textilgewerbe erwähnt werden.[42]

3. Die Industrielle Revolution

Die Industrielle Revolution wird als Umbruchsprozess von einer vorindustriell und traditionell eingestellten Wirtschaftsgesellschaft hin zu einer modernen Industriewirtschaft definiert,[43] die ihren Ursprung in Großbritannien hat.

Die Ursachen für diese Entwicklung lagen in vielen Bereichen begründet: gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Faktoren waren maßgebend, aber auch technische Neuerungen: beispielsweise gelang es Abraham Darby um 1725, mit Kokshochöfen Eisen zu erzeugen, indem er Holzkohle durch Koks[44] ersetzte. Henry Cort gelang es 1784, durch das sog. „Puddel-Verfahren“ aus Eisen Stahl herzustellen, während James Watt 1765 die Dampfmaschine zur Massenverbreitung hin weiterentwickelte. James Hargreaves und Richard Arkwright konstruierten 1765 und 1769 neue, effizientere Spinnmaschinen.[45] Ein weiterer Grund war die beginnende Erschließung und Nutzung natürlicher Rohstoffe wie Kohle und Eisen.

Diese Entwicklungen hatten weitreichende Folgen. Es entstand eine neue Form der Organisation der mechanisierten gewerblichen Massenproduktion, die Fabrik, die ältere, obsolet gewordene Praktiken verdrängte. Sie hatte fünf charakteristische Merkmale: einen arbeitsteiligen Produktionsprozess, den Einsatz von Arbeits- und Kraftmaschinen, die ständige und rationale Nutzung von Anlagenkapital, eine disziplinierte und spezialisierte Lohnarbeit und die Unternehmensleitung durch einen Privatunternehmer, der marktwirtschaftlich kalkulierte.[46]

Weiterhin entwickelten sich neuartige Kommunikationsstrukturen, bedingt durch die Entstehung neuer Verkehrswege und –mittel, die die Herausbildung von nationalen und internationalen Märkten zur Folge hatten. Der dritte Aspekt ist das Entstehen einer neuen Wirtschaftsordnung, der Marktwirtschaft. Sie entfaltete sich durch ihren Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft, war die zentrale Regulierungsinstanz des Marktes und kontrollierte alle Produktionsfaktoren unter ihren Gesetzen.[47]

Als Folge der o.g. Entwicklungen war auch ein sozialer Umbruch zu beobachten: es bildeten sich soziale Klassen heraus, traditionelle soziale und kulturelle Bindungen brachen auf und die Urbanisierung schritt immer weiter fort.[48]

In Deutschland wird die Phase der Frühindustrialisierung etwa im Zeitraum von 1785 bis 1840 festgesetzt.[49] Sie war hauptsächlich von der Nachahmung ausländischer Technologie bestimmt, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Für den institutionellen Wandel waren zwei Aspekte entscheidend: die preußische Agrarreform zu Beginn des 19. Jahrhunderts und die Schaffung des deutschen Zollvereins im Jahre 1833.[50]

Die Bodenreform in Preußen gab den Bauern die persönliche Freiheit. Außerdem verlieh sie ihnen Rechtstitel für den genutzten Boden und schuf aus dem Besitz individueller Kleinflächen zusammenhängende Höfe. Es galt zu verhindern, dass Besitzungen entstanden, die zu klein zum eigenständigen Überleben waren. Als Folge davon nutzen die Bauern ihre Ressourcen effizienter, die Vermögensverhältnisse und die Sozialstruktur veränderten sich.[51] Die Folgen der Bauernbefreiung wirkten sich jedoch erst ab Ende der 1840er Jahre auf die Industrialisierung aus, da erst zu diesem Zeitpunkt zusätzliche Arbeiter aus der Landwirtschaft zu Verfügung standen und die Kaufkraft der verbleibenden Landwirte gesteigert wurde.[52]

Vor der Errichtung des Zollvereins führte die territoriale Zersplitterung dazu, dass es in Deutschland um 1790 noch ca. 1.800 Zollgrenzen gab. Die Gründung des Zollvereins 1833 schuf einen einheitlichen Wirtschaftsraum ohne Zollgrenzen und hatte vor allem zwei wesentliche Konsequenzen: der Eisenbahnbau und das Fortschreiten der monetären Integration. Durch den Bau der Eisenbahn wurde das Schienennetz ständig erweitert, da die deutschen Kleinstaaten durch den Ausbau ihrer Transportwege ihren eigenen Handelsanteil sichern wollten. Die Währungsintegration, die allerdings schon vorher einsetzte und durch den Zollverein lediglich fortgeführt wurde, vereinheitlichte das Währungsgebiet und ließ damit Probleme wie das dauernde Wiegen und Umrechnen des Geldes aufgrund regional verschieden definierter Währungen zur Vergangenheit werden.[53]

Die Entstehung der Phase des „Take-Offs“ der Industrialisierung in Deutschland (1845-1873/79) ist vor allem durch den fortschreitenden Eisenbahnbau geprägt. Drei Merkmale sind hierbei wichtig: der Umfang der Investitionen in den Eisenbahnbau, der Zeitpunkt und die Natur der Investitionen sowie die Auswirkungen der Eisenbahnentwicklung auf Produktivität und Transportpreise.

Der erste Aspekt hatte als direkte Folge die Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen. Aber auch Rückkoppelungseffekte traten auf: beispielsweise wurde die Eisen- und Stahlindustrie vom Eisenbahnbau sehr positiv beeinflusst, etwa durch generellen Aufschwung in diesem Gewerbe. Umgekehrt bewirkte eine gute Wirtschaftslage in der Eisen- und Stahlindustrie aber kaum eine verstärkte Tätigkeit im Eisenbahnbau. Das zweite Phänomen ist die Entwicklung der Großbanken. Ihre Chefs waren meist auch Mitglieder der Emissionskonsortien der Bahnunternehmen, die auch Aktien der Firma hielten. Die neuen AGs wurden von den Bankiers mit Betriebskapital versorgt und standen deshalb auch unter ihrer Kontrolle, z.B. indem die Bankiers Direktoren der Eisenbahngesellschaften wurden.[54]

Der Zeitpunkt der Investitionen in den Eisenbahnmarkt war ein vom Markt angetriebener Prozess: erwartete Gewinne waren die Basis für realisierte hohe Investitionen der Eisenbahngesellschaften. Umgekehrt reagierte der Sektor auf die Entstehung moderner Industrieunternehmen.

Drittens ließ die Eisenbahnentwicklung die Transporteffizienz enorm steigen: dies hatte Kostensenkungen im Transport zur Folge, die dann wiederum in die Verbesserung der Anlagen reinvestiert wurden. Dadurch ergaben sich technische (z.B. die Standardisierung der Ausrüstung) und organisatorische Verbesserungen (z.B. Optimierung der Fahrpläne).[55]

Die Phasen der Industrialisierung Oberfrankens[56] sind im Vergleich zu denen Gesamtdeutschlands zeitlich nach hinten verschoben. Die Protoindustrialisierung umfasst den Zeitraum zwischen 1755 und 1855, die Frühindustrialisierung kann man zwischen 1855 und 1871 datieren, der „Take-Off“ von 1871 bis in die 1880er Jahre und die Hochindustrialisierung ab den 1880er Jahren.[57]

Die Textilindustrie konnte man wohl als die am stärksten entwickelte Industrie Oberfrankens betrachten, diese hatte ihr Zentrum in Hof.[58] In der Phase der Protoindustrialisierung herrschte noch das Verlagssystem[59] in der Weberei vor. Die städtischen Verleger machten sich hierbei die an die Familie gebundene Heimweberei zunutze, die sich aufgrund nur karger landwirtschaftlicher Erträge entwickelte. Die Heimweber stellten ein billiges und variabel einsetzbares Arbeitskräfteangebot dar, das sich die Verleger zunutze machten. Sie sahen keinen Grund für eine Modernisierung und damit für teure Investitionen, was den hundertjährigen Rückstand Oberfrankens gegenüber Gesamtdeutschland beim Beginn der Protoindustrialisierung erklärt.[60] Ein weiterer Grund für diese Entwicklung war die Forderung der Kunden nach individuellen und kunstgewerblichen Arbeiten, die für die industrielle Massenproduktion überhaupt nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand zu produzieren gewesen wäre. Außerdem ging der Verleger ein viel geringeres Risiko ein als ein Großindustrieller, da dessen benötigtes Kapital für das Geschäftshaus und die Einrichtung meist nur einen geringen Teil des Betriebskapitals ausmachte (die Arbeitsgeräte stellten die Arbeiter selbst). Das Kapital konnte in Zeiten wirtschaftlicher Depression einfach anderweitig genutzt werden, da Zins- und Amortisationskosten der festen Anlage im Vergleich zum Industriebetrieb keine allzu große Bedeutung hatten.[61] Bezeichnenderweise begann die Gründungswelle der mechanischen Fabriken auch nicht mit Webereien, sondern mit Spinnereien, die der Handweberei Maschinengarne bereitstellen konnten.[62] Zudem existierten in Oberfranken auch wenige Flüsse, die eine Umstellung von textiler Hausweberei auf mechanische Textilproduktion durch die Energieerzeugung möglich machten.[63]

In der Frühindustrialisierungsphase, die durch den Eisenbahnbau eingeleitet wurde, erlebten die wenigen Manufakturen in den 1830er Jahren einen Niedergang wegen den Folgen der napoleonischen Kriege, dem Druck der ausländischen Konkurrenz und fehlender finanzieller Mittel. Vielen Unternehmern bot das traditionelle Verlagssystem mehr Chancen als die kapitalintensive und riskante Spinnerei und Weberei in den Manufakturen. Dies ist auch der Grund dafür, dass in Oberfranken einige Jahre zwischen dem Niedergang der Handweberei in den 1830ern und dem Aufkommen erster textiler Großbetriebe in den 1850ern lagen.[64]

Die Reichsgründung von 1871 hatte in Oberfranken den „Take-Off“ der Industrialisierung zur Folge. Die Hochindustrialisierung folgte in den 1880er Jahren, in denen in Hof die meisten Textilunternehmen gegründet wurden.

Einige Autoren setzen den Beginn der Industrialisierung in Bamberg im Jahr 1825 an. Damals existierten dort etwa 10-15 Betriebe mit insgesamt 100-200 Arbeitern. Der Kaufmann Moritz Hirsch plante die Errichtung einer Spinnfabrik, die ihre Energie durch ein mechanisch angetriebenes Wasserrad erhalten sollte, was man im gewissen Sinne als Beginn der mechanischen Produktion und damit der Industrialisierung in Bamberg sehen kann. Hirsch hatte schon die Konzession von der Stadt erhalten, jedoch hatten die Fischer und Schiffer Bambergs schon Wochen vorher massiven Protest gegen den Bau erhoben. Sie befürchteten Nachteile durch das Wasserrad. Dies führte letztendlich dazu, dass Hirsch, trotz der Konzession, das Projekt nicht realisierte.[65]

Um 1850 besaß Bamberg eine einigermaßen gute Infrastruktur, wie einen Bahnhof (1844) und die Anbindung an das Eisenbahnnetz (1844/48) sowie den Ludwig-Donau-Main-Kanal, den heutigen Main-Donau-Kanal (1846), aber die Industrialisierung hielt noch nicht Einzug.[66] Dies lässt sich mit der agrarisch-landwirtschaftlichen Struktur Bambergs erklären. Die Gärtner und Häcker stellten über Jahrhunderte einen wichtigen Wirtschaftszweig Bambergs dar und hatten Angst, durch großflächige Industriebauten ihre Anbauflächen zu verlieren, während die Fischer und Schiffer sich um die Wasserqualität der Regnitz sorgten. Die Skepsis der Letzteren sorgte eben auch für die Nichtrealisierung der Hirsch´schen Spinnfabrik 1825.[67]

Mit dem Bau der Mechanischen Baumwollspinnerei und –weberei 1858 in Gaustadt begann dann schließlich, etwas später als in Hof, die Industrialisierung Bambergs. Gaustadt war damals ein eigenständiges Dorf und wurde erst 1972 zu Bamberg eingemeindet.

4. Die Hofer und Bamberger Textilindustrie von 1800 bis 1920

4.1. Die Anfänge bis 1800

Die Keimzelle der Hofer Textilindustrie ist, nach Ansicht einiger Wissenschaftler, das Hofer Klarakloster. Laut Dietmar Trautmann verarbeiteten seit der Gründung des Klosters um 1287 dort Nonnen, die „Beghinen“[68] genannt wurden, Flachs und Wolle, anfangs nur für den eigenen Bedarf, später auch für die Stadt Hof und deren Umland.[69] Das Kloster besaß ab 1359 eine Schäferei am Alsenberg.[70] Arnd Kluge, der Hofer Stadtarchivar, geht deshalb davon aus, dass das Klarakoster möglicherweise den Ursprung des Hofer Textilgewerbes darstellt, da es eine enge Verbindung zu den damaligen Landesherren, den Burggrafen von Nürnberg und späteren Markgrafen von Brandenburg, hatte. Die Schäferei wurde im Laufe der Zeit systematisch ausgebaut, wohl als Instrument der Wirtschaftsförderung. Weiterhin erhielt der Klosterschäfer im Pachtvertrag die Auflage, eine Mindestzahl an Schafen zu halten, die den Bestand, den das Kloster benötigte, weit überragte, sodass selbiges aus dem Überschuss auch keinen finanziellen Nutzen ziehen konnte. Zudem produzierte die Alsenberger Schäferei eine Rohwollmenge von 1,5 bis 5 t jährlich, die zahlreiche Handspinner außerhalb des Klosters beschäftigte.[71]

Adelheid Weißer behauptet dagegen, dass die Klarissen aufgrund ihrer meist adligen Herkunft es nicht nötig hatten, zu weben oder zu spinnen, da die Frauen beim Eintritt in das Kloster diesem ihren Grundbesitz übertrugen. Weiterhin meint sie, dass es in Himmelkron ein Zisterzienserinnenkloster gab, aber nicht in Bamberg, Kulmbach und Hof. Auch Beghinen, die Trautmann nach ihrer Meinung fälschlicherweise das Hofer Klarakoster bewohnen lässt, gab es in Hof nie, sodass sie zu dem Schluss kommt, dass das Klarakloster nicht die Keimzelle des Hofer Textilgewerbes darstellt, sondern aufgrund der Wirtschaftsförderung durch den Landesherren die Spinner und Weber von außerhalb in Hof angesiedelt wurden. Die Nürnberger Burggrafen förderten in ihrem Territorium die Baumwollweberei und siedelten beispielsweise 1414 drei schwäbische Baumwollweber in Kulmbach an.[72]

Was war nun aber der Grund für die Entwicklung des Textilgewerbes in Hof? Drei Argumente können hier genannt werden: die Schafzucht, der Fernhandel und die mangelnden wirtschaftlichen Alternativen in der Region.

Die Schafzucht wurde schon im 14. Jahrhundert durch die Burggrafen von Nürnberg, wie ich gerade dargelegt habe, gefördert. Zudem war Hof an das Nürnberger Fernhandelssystem angeschlossen und besaß so die Möglichkeit, aus fernen Ländern Rohstoffe zu importieren und fertige Produkte zu exportieren. Drittens war die Textilindustrie in Hof wirtschaftlich alternativlos: Hof besaß keinen Bergbau, eine wegen des rauhen Klimas nur schwach ausgeprägte Landwirtschaft, keine Flößerei und war auch kein Standort einer Residenz weltlicher oder geistlicher Würdenträger.[73]

1432 gab es schon 40 Tuchmacher in Hof.[74] Der älteste Beleg des Handels mit reinen Baumwollwaren in Oberfranken findet sich in einer Urkunde von 1402[75]. 1432 siedelten sich drei Kulmbacher Schleierweberinnen, die der Landesherr nach Hof geschickt hatte, dort an,[76] was die obige These Adelheid Weißers unterstützt. Tuche wurden aus Wolle, Schleier aus Baumwolle hergestellt. Schleier (auch „Schlöre“ oder „Stauchen“ genannt) waren Umschlagtücher aus weißer, reiner Baumwolle, die etwa 3 m lang waren.[77] Die Schleierweberei war im Verlagssystem organisiert, und meist gingen Bürgersfrauen, Dienstboten und im Nebenerwerb auch Handwerker und Krämer dieser Tätigkeit nach.[78]

Den Arbeitsprozess begann der Wollenmacher, der die Wolle mit Ruten schlug, um sie zu lockern, und sie dann anschließend in einem zweiten Arbeitsgang, dem sog. „Kratzen“, entwirrte. Danach verspann der Spinner auf einem Rocken[79] - später auf dem Spinnrad - die Wollfasern zu einem Garn, was anschließend dem Weber übergeben wurde, der daraus einen Schleier fertigte. Abschließend wurden die Schleier noch gebleicht.[80] Im Laufe der Zeit kam die Schleierweberei zu großer Blüte[81] und übertrumpfte auch die Tuchmacherei, da erstere eine bessere Verdienstmöglichkeit darstellte. Die Tuchmacherei entwickelte sich aber trotz der lokalen Konkurrenz ebenfalls stark.[82] Die Schleier wurden in großer Menge exportiert: sie wurden auf Jahrmärkten und Kirchweihen in der Umgebung verkauft, fanden aber auch auf großen Messen in Frankfurt, Naumburg, Nürnberg und Leipzig Absatz.[83]

In kurzer Zeit geriet die Schleierweberei jedoch in eine ernste Krise. Schlechte Qualität der Ware und eine enorme Überproduktion hatten negative Folgen und beschädigten den Ruf des Gewerbes. Eine weitere Ursache war wohl die Verselbständigung der Weber um 1550: sie sagten sich von den Verlegern los, kauften die Baumwolle unabhängig ein und verkauften ihre Schleier direkt an die zünftigen Händler, ohne den „Umweg“ über die Verleger zu nehmen. Damit gingen sie natürlich ein hohes Risiko ein: zwar ermöglichte ihnen diese Methode bei guter Konjunktur einen besseren Verdienst; allerdings fertigten sie die Schleier auch auf eigene Rechnung an und liefen Gefahr, sie nicht verkaufen zu können.[84] Zudem durften die Schleier nur an die Händler verkauft werden, die aufgrund ihrer monopolartigen Stellung die Preise festsetzen konnten und so indirekt die Oberhand über die Produktion weiterhin innehatten.

Um die Missstände wie die Qualitätsverschlechterung der Ware zu beheben, wurde 1558 die erste Schleierhändlerordnung[85] erlassen: sie legte z.B. eine Handelsbeschränkung fest und eine ständige Tuchschau, die die Qualität und den Verkauf der Ware überwachen sollte.[86] Mädchen, die die Schleierweberei erlernen wollten, mussten das Hofer Bürgerrecht besitzen,[87] der Höchstlohn für einen Schleier durfte 9 Pfg. (Pfennig) und die Jahresproduktion eines Händlers durfte 60 Schock[88] nicht überschreiten.[89]

Die erste Schleierhändlerordnung konnte die Krise partiell eindämmen, allerdings mussten die Bestimmungen noch verschärft werden: in einer nachfolgenden Ordnung von 1567 wurde die Jahresproduktionsmenge für Handwerker von 60 auf 24 Schock begrenzt. Dies musste eingeführt werden, da viele Handwerker aus anderen Branchen die Schleierweberei nebenberuflich betrieben und damit eine zu große Konkurrenz für die etablierten Schleierweber darstellten.[90]

Um 1590 erreichte die Schleierweberei ihren Höhepunkt, danach verschlechterte sich die Lage extrem, da sich der allgemeine Kundengeschmack änderte und Schleier nicht mehr so gefragt waren.[91] Der 1618 ausgebrochene Dreißigjährige Krieg versetzte der Schleierweberei schließlich den Todesstoß, da auch Hof von Truppenbelagerungen und Plünderungen nicht verschont blieb. Viele Einwohner kamen ums Leben, und die wenigen übriggebliebenen Schleierweber konnten ihre Ware nicht mehr veräußern.[92]

Nach dem Niedergang der Schleierweberei spezialisierten sich die Hofer Weber auf Flöre, schwarze, dünne Baumwollgewebe aus gröberem Garn, die 14 Bayreuther Ellen[93] lang und 1/3 Elle breit waren und von der ärmeren Bevölkerung als Halstücher getragen wurden.[94] Die freie Florweberei war einfach und mühelos zu erlernen, da der Anspruch an die Qualität und Feinheit der Ware sehr gering war. Die Flöre wurden auf schmalen Webstühlen aus grobem, aus der Region stammendem Handgarn gefertigt. Da die Anschaffungskosten für die entsprechenden Geräte sehr niedrig waren, stellte die Florweberei auch für arme und kinderreiche Familien einen möglichen Erwerbszweig dar. Sie teilten sich bei der Florherstellung die Arbeit auf: einer kämmte die Wolle, einige spannen und einer webte.[95] Im Unterschied zur Schleierweberei lag die Leitung von Produktion und Absatz fast ausschließlich bei der jeweiligen Familie, da die Arbeiter auf eigene Rechnung zum Verkauf auf den Messen oder an die Kaufleute, die die Hofer Jahrmärkte besuchten, arbeiteten. Ein kleiner Teil, nämlich sehr arme Weber, fertigten in Lohnarbeit für Hofer Florhändler, diese lieferten ihnen das Garn.[96]

Die Florweberei nahm eine günstige Entwicklung. Seine größte Blüte erlebte sie an der Wende des 17. Jahrhunderts. Hof produzierte jährlich über 200.000 Ballen Flöre für den deutschen und ausländischen Markt, die Erzeugnisse fanden vorwiegend in Südbayern, Salzburg, Österreich, Frankreich und Italien Absatz.[97]

Da er nicht zünftig organisiert war, brachte der große Umfang des Florhandels aber auch Probleme mit sich: beispielsweise übten zahlreiche bürgerliche Handwerker die Florweberei nebenberuflich aus, wie es schon bei der Schleierweberei der Fall war. Dies führte wie schon damals zu einem übermäßigen Ansteigen der Konkurrenz und zu einer starken Überproduktion, mit den negativen Folgen heftiger Preisdrückerei und einer Verschlechterung der Warenqualität.[98]

Um 1750 begann die Phase des Niedergangs, für den neben den gerade dargestellten Problemen einige weitere Gründe anzuführen sind. Die Nachfrage nach Flören reduzierte sich mit steigendem Wohlstand der Käufer. Die bisherigen Hauptabnehmer, Bauern aus Schwaben und Altbayern, begannen seidene Halstücher zu tragen und die Flöre wurden nur noch von den ärmsten Schichten gekauft. Zudem verhängte Österreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Importembargo für Flöre, womit ein wichtiger Absatzmarkt verlorenging. Weiterhin machte den Hofer Händlern die Konkurrenz aus dem nordwestböhmischen Asch zu schaffen, wo man ebenfalls mit der Florproduktion begonnen hatte. Und schließlich zogen sich auch viele Arbeiter aus anderen Branchen, die nebenberuflich Flöre produzierten, wieder aus der Florweberei zurück, da sie aufgrund der geringen Verkaufspreise keinen Verdienst mehr einbrachte.[99] Die Florweberei wurde zum unbedeutenden Lokalgewerbe reduziert; 1806 betrug die Produktion gegenüber früher kaum mehr 2 %,[100] 1812 gab man das Gewerbe völlig auf.

Umso gewinnbringender wurde dafür ein anderer Zweig, der im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Schwung gekommen war – die Tüchleinweberei. Sie entstand um 1755 durch die Initiative Georg Christoph Rosts, eines Hofer Kaufmanns, der die Krise der Florweberei und das damit verbundene Elend der Spinner und Weber nicht mehr ertrug. Er ließ sog. „Tüchlein“ fertigen, um ihre Not zu lindern. Tüchlein waren ein- oder mehrfarbige, gemusterte Baumwollgewebe, die als Halstücher, Taschentücher und Schürzen verwendet wurden.[101]

Wiederum vollzog sich ein Wandel in der Form der betrieblichen Organisation. Die Flöre waren Modeschwankungen kaum unterworfen gewesen, die Tüchlein waren das genaue Gegenteil. Durch die Mode wechselte ständig ihre Feinheit, Größe und Farbe, was eine genaue Kenntnis der Marktlage und eine schnelle und genaue Anpassung an die Wünsche der Kunden erforderte. Außerdem war ein großer Kapitalstock notwendig, einerseits für den Rohstoffeinkauf und den Vertrieb der Produkte, andererseits zur Abfederung etwaiger Konjunkturschwankungen, dem dieser Artikel natürlich aufs stärkste ausgesetzt war. All diese Fähigkeiten besaßen die kleinen Weber nicht, sodass im Laufe der Zeit der Typus des Manufakturers (auch „Fabrikant“ oder „Verleger“ genannt) wieder aufkam (der schon in der Schleierweberei präsent war), der sich mit seiner Kapitalkraft und Beweglichkeit zwischen die ärmeren Meister und die Verbraucher schob. Sie übernahmen dank ihrer Kenntnis des Warenmarktes die Produktionsleitung, gaben Aufträge und Rohstoffe an die Weber aus und hatten den Absatz der Waren in ihrer Hand.[102]

Die Tüchleinweberei wurde hauptsächlich von ehemaligen Florwebern und von Personen als Nebenerwerb ausgeübt, wie z.B. Frauen von Adligen, Beamten und Pfarrern sowie Witwen, Mädchen und Kinder.[103] Die Produktion war enorm: 1790 betrug die Jahresproduktion 45.000 Dutzend Tüchlein im Wert von 4-6 Gulden pro Stück, über 2000 Stücke Kattun[104], etwa 8000 Stücke Zitze[105] und Musseline[106] sowie 30.000 Flöre wurden gefertigt, der Ertrag belief sich auf 320.000 fl. (rheinische Gulden).[107]

Um 1763 waren neben der Hofer Manufaktur Rosts mit 40 Webstühlen ca. 30 Händler tätig, die Baumwollwaren verlegten und sich aus Kaufleuten, Baumwollhändlern und teilweise auch aus Webern zusammensetzten. Einer kleinen Anzahl Webermeister gelang es nämlich, von den Verlegern unabhängig zu bleiben oder, in seltenen Fällen, sogar selbst zu solchen aufzusteigen, einige hatten 8-10 oder sogar 20 Stühle laufen.[108]

Die Tuchmacherei,[109] die im 16. Jahrhundert noch glänzend dastand, verlor im Laufe der Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung. Die Zeugmacher[110], die sich um 1620 in Hof angesiedelt hatten, wurden durch die Konkurrenz der lukrativeren Baumwollweberei bis 1720 wieder verdrängt.[111] Ab 1750 war der Niedergang der Tuchmacherei nicht mehr aufzuhalten. Die Gründe lagen zum einen an der mangelnden staatlichen Unterstützung; einige Förderungsversuche scheiterten.[112] Weiterhin wurde die Schafzucht wegen der Auflösung des Feudalsystems drastisch reduziert, was den Tuchmachern ihren notwendigen Rohstoff entzog. Zudem war die zunftfreie Baumwollweberei, wie schon erwähnt, einträglicher, da die Landweber aufgrund ihrer billigeren Lebenshaltung die städtischen Weber unterbieten konnten. Auch hemmten die Nachbarregionen und -länder durch die Erhebung von Zöllen den Absatz der Tuche.[113] 1790 befanden sich nur noch 46 Tuchmacher in Hof.[114]

Um 1780 gab es nur noch 52 zünftige Leinenweber in Hof, dagegen arbeiteten mehr als 1300 Menschen im Baumwollgewerbe: über 800 Personen in der Spinnerei,[115] 500 in der Weberei. Diese Entwicklung veranlasste die markgräfliche Regierung in Bayreuth, die Leinenweberei 1789 endgültig freizugeben.[116] Dagegen wurde die Baumwollweberei der bisherigen Leinenweberzunft als ausschließliches Monopol zuerkannt. Wegen dieser Bestimmungen konnte sich das Leinengewerbe in der Stadt gegen den jetzt schrankenlosen Wettbewerb der Landweber überhaupt nicht mehr halten; es verschwand völlig.[117]

Der genaue Beginn des Textilgewerbes im Hochstift Bamberg liegt im Dunkeln. In der alten Bamberger Rechtsordnung, die den Zeitraum zwischen 1306 und 1330 abdeckt, werden Verordnungen erwähnt, die neben anderen Handwerken auch Tuchmacher und Graulodener[118] erwähnen.[119] Diese beiden Textilhandwerke waren wohl schon damals zünftisch organisiert.[120] In einer Quelle aus dem 19. Jahrhundert werden retrospektiv auch Färber, Tuchscherer, Zeugmacher und Seiler genannt.[121] Die Wehrordnung aus dem Jahre 1306 erwähnt die Tuchmacher, die für die Stadtverteidigung jeweils vier Armbrusten und Tartschinen bereithalten mussten.[122]

Die Tuchmacher waren auf dem Abtswörth und dem Zinkenwörth ansässig.[123] Für 1326 ist eine Verordnung erwähnt, die die Beschauer von Lebensmitteln und Tuche gegen Injurien (Beleidigungen und Bezichtigungen der Lüge) geschützt werden. Als Strafe musste man 50 Pfennig an den Schultheißen und ein Pfund Pfennige an die Stadt entrichten.[124] Dies zeigt, dass schon frühzeitig eine Qualitätskontrolle der produzierten Tuche im Hochstift Bamberg existierte, um ein hohes Niveau der gefertigten Produkte zu gewährleisten.

Die Tuche der Graulodener waren im Mittelalter ein begehrter Handelsartikel,[125] sodass genaue Vorschriften bei der Untersuchung der Produkte erlassen wurden.[126] Die Meister der Graulodener mussten am Markttag, auf Anordnung des Schultheißen, ihre Tuche auf dem Wachhaus der Beschau unterziehen lassen. Dort wurde die Breite des Tuches mit zwei Messgeräten gemessen, von dem die Bürger das eine und die Meister das andere besaßen.[127]

In den Manufakturen durften es die Meister aber selbst kontrollieren, da dies eine alte Tradition darstellte. Durch einen Eid waren sie aber verpflichtet, dem Schultheiß minderwertige Produkte zu melden, bei Zuwiderhandlung drohte ein Bußgeld von 60 Pfennig.[128] Auch Zerreißung des Tuchs wurde bestraft[129], und bei Missachtung der Untersuchungen mussten ebenfalls 60 Pfennig gezahlt werden.[130] Schon 1410, 1420, 1459 und 1470 erhielten die Tuchmacher weitere detailliertere Ordnungen, um ihr Gewerbe weiter zu verbreiten und zur wirtschaftlichen Blüte zu bringen.[131] Im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts werden die beschriebenen gesetzlichen Regelungen immer weiter ausgedehnt, um kontrollierend auf die jeweiligen Handwerksverbände einzuwirken. So sah die Handwerkerordnung der Deck-, Stauchen- und Leinenweber 1511 einen Vormund für die Zunft vor, der durch Rat und Schultheiß einzusetzen war.[132] In dieser Ordnung gab sich die Zunft auch eine finanzielle Selbstkontrolle, indem sie bestimmte, dass drei Meister und drei Gesellen die Aufsicht über die Zunftlade erhielten.[133]

Die Färber siedelten sich um 1480 auf dem Abtswörth an und gründeten 1485 eine Zunft. Fünf Jahre später wurde befohlen, dass jedes in Bamberg gefärbte Tuch das städtische Zeichen erhalten muss.[134] Die Lage am Flussufer war notwendig, da sie die frisch gefärbten Garne im fließenden Wasser ausspülen und danach auf Trockenroste spannen mussten. 1689 mussten die Färber aufgrund einer Verordnung Fürstbischofs Marquard Sebastian Schenk von Stauffenbergs ihre bunten Stellagen am Flussufer abbauen und auf ein bischöfliches Färbehaus ausweichen.[135]

Die Seiler erhielten etwa um das Jahr 1418 erstmals Verordnungen.[136] Sie fertigten ihre Produkte hauptsächlich für die Fischer und Schiffer Bambergs, die starke Schnüre und Seile benötigten. Die Produktionsorte waren meist lange, freie Strecken von mindestens 80 m Länge, um das Seil schlagen zu können. Die Seiler waren ebenfalls am Ufer der Regnitz, z. B. im Bereich des Leinritts, oder auf großen Flächen wie dem Laurenziplatz vor der heutigen Brauerei Greifenklau, ansässig. Auch waren sie am Siedlungsrand, an der Stadtmauer oder am Stadtgraben zu finden.[137]

Diese florierende Entwicklung des Textilgewerbes im Hochstift Bamberg war auch bedingt durch die Bedeutung der Stadt als mittelalterlicher Handelsplatz. Bamberg lag an einer Kauffahrerstraße, die den Brennerpass mit Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Köln verband. Somit existierten gute Voraussetzungen für den Export Bamberger Produkte.[138]

Die Frühe Neuzeit brachte einschneidende Veränderungen für das Bamberger Textilgewerbe.[139] Um 1500 war Bamberger Tuch noch immer ein begehrter Exportartikel,[140] jedoch ließ die Bedeutung Bambergs als Handelsknotenpunkt stark nach, da der neu entdeckte Schifffahrtsweg von Indien um Südafrika nach Europa bzw. Nord- und Südamerika den Landweg obsolet und die alte Kauffahrerstraße bedeutungslos machte.[141] Als Folge dieser Negativentwicklung schwand die Bedeutung des Bamberger Textilgewerbes. Der Aufschwung der Gärtner und Häcker, die den wichtigsten Wirtschaftszweig des Hochstiftes darstellten und für den Anbau ihrer Produkte große Flächen benötigten, die ergo wiederum anderen Gewerben nicht zu Verfügung standen, trug ebenfalls zu dem allmählichen Abstieg bei.[142] Außerdem war die Bevölkerung des Hochstiftes durch den Zweiten Markgrafenkrieg (1550-53) und den Dreißigjährigen Krieg stark dezimiert worden, sodass die Zahl der Textilarbeiter stagnierte oder sogar zurückging.[143] In dieser Zeit siedelten sich die Kapuziner in Bamberg an und betätigten sich im Tuchmachergewerbe, das die wirtschaftliche Grundlage des Klosters bildete.[144]

In dieser Periode versuchten die Fürstbischöfe zum Einen, die Bevölkerungszahl auf einem konstanten Niveau zu halten, andererseits verhängten sie mehrfach Ausfuhrverbote für Wolle und Textilprodukte (1566/67, 1585, 1603/04, 1689, 1780/81), um zu gewährleisten, dass die Waren innerhalb des Gebiets des Hochstifts verkauft wurden und somit direkt der heimischen Wirtschaft zugutekamen. Diese Verbote waren jedoch meist nutzlos.[145] Auch das Problem der Hausiererei, bei dem fremde Produkte im Stadtgebiet verkauft wurden, bereitete dem Textilgewerbe, vor allem den Strumpfstrickern und den Tuchwebern, Sorgen, weswegen man die Obrigkeit anrief, um sie mit ebengenannten Verordnungen gegen ausländische Konkurrenten zu schützen.[146]

Die Verordnungen betrafen jedoch nicht nur den Handel, sondern auch das Textilgewerbe selbst: 1654 wurde den Barchent-[147] und Schleierwebern vorgeschrieben, dass sie ihre Produkte auf maximal drei Webstühlen fertigen dürfen. Außerdem sollten sie vermehrt Barchent herstellen, um den Import dieses Gewebes von außerhalb einzudämmen.[148] Mit dem aufkommenden Merkantilismus versuchten die Bamberger Fürstbischöfe, das Textilgewerbe ihres Territoriums durch staatliche Lenkung zur Blüte zu verhelfen. 1723 erließ Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn eine weitere Verordnung an die Weber des Hochstiftes: nun mussten auch die Leinenweber ihre Stuhlzahl auf drei beschränken (die Reduktion für die Barchent- und Stauchenweber wurde noch einmal bestätigt). Ein vierter Stuhl durfte nur zur Produktion von Stauchen eingesetzt werden, falls dies nicht möglich sei, durfte er nicht benutzt werden.[149] Weiterhin wurde festgelegt, dass die städtischen Weber ihre Produkte nur in der Stadt Bamberg und die Landweber ihre Erzeugnisse nur auf dem Land verkaufen durften. Webermeister auf dem Land mussten ihr Garn direkt von ihren Kunden erhalten, und es wurde ein allgemeines Einführungsverbot von Tuchen, Barchent-, Zwillig-[150] und Stauchengewebe in das hochstiftische Territorium erlassen.[151]

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung des Hochstiftes, und es entstanden vor allem auf dem Land viele Textilmanufakturen, vor allem in den höher gelegenen Ämtern[152] des Hochstiftes wie z.B. Marktleugast, in der die wachsende Bevölkerung wegen der kargen Böden keine Landwirtschaft betreiben konnte und deshalb Wollspinnereien und Tuchmanufakturen gründete.[153]

In Bamberg selbst versuchte Fürstbischof Schönborn in der Mitte des 18. Jahrhunderts, Weber und Tuchmacher zur Ansiedlung in Bamberg zu bewegen, indem er ihnen Unterstützung bei der Anschaffung der Werkzeuge und einige Jahre Steuerfreiheit versprach. Diese Anwerbung hatte jedoch keine Wirkung, da die fremden Handwerker einerseits befürchteten, in Konflikt mit den einheimischen Zünften zu geraten. Zum Anderen sorgten sich die protestantischen Textilarbeiter, im katholisch dominierten Hochstift Bamberg früher oder später zur Konversion gezwungen zu werden.[154] 1782 versuchte Franz Ludwig von Erthal ebenfalls, ansiedlungswillige Weber für die Stadt zu gewinnen, wenn sie ihre Fertigkeiten in der Herstellung von Barchent, Drillich und Damast nachwiesen.[155] Aus Rücksicht auf die Weberzunft wollte er keine liberalere Verordnung erlassen.[156]

In der Textilproduktion sah Fürstbischof Erthal zu dieser Zeit eine Möglichkeit, Armen, Kranken und Sträflingen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten und gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln. Diese Idee war ihm bei einem Aufenthalt in Wien gekommen, sodass er 1787 Armeninstituts-Spinnsäle eröffnen ließ, wo jeder das Textilhandwerk erlernen und sich ein- und zweispulige Spinnräder für die Heimarbeit ausleihen konnte.[157] Unter den Handwerksmeistern wurden passende Personen ausgesucht, die im Tuchmachen und Färben bewandert sein mussten und sich somit für das Direktorenamt eines Armenhauses eigneten[158]. Die Baumwolle für die Spinner wurde ausgeteilt, es existierte aber auch ein Wolldepot für arme Tuchmacher, die sich Wolle nehmen und sie verarbeiten konnten, um deren Wert nach der Verarbeitung oder dem Verkauf des fertigen Produktes wieder zurückzuzahlen.[159] Schon im zweiten und dritten Jahr, 1788/89, waren 528 Menschen in den Spinnsälen beschäftigt, 1790 arbeiteten 72 Kinder zwischen 12 und 14 Jahren dort (auch Kinder von vermögenden Bürgern).[160]

Die finanzielle Ausstattung der Spinnsäle war gut; der Grundstock von 1787 betrug 12.639,24 fl.. Er wurde durch freiwillige Spenden finanziert; als diese nicht mehr ausreichten, erhob Erthal eine Beisteuer, zu der er vor allem die Handwerker heranzog, da dieses Unternehmen ja ihnen zugute kommen sollte.[161] 1794 wuchs die Summe auf 15.336,10 fl. und zwei Jahre später auf 18.677,34 fl. an. Der Gewinn von 1787-97 belief sich auf 6.038,10 fl.[162]

Die Einrichtung übte einen großen Einfluss auf das Bamberger Umland aus, da viele arme Bauern, die im Winter beschäftigungslos waren, diese Zeit zum Spinnen in den Sälen nutzten. Schon bald wurde aber ein Problem dieser Institution evident: die alleinige Fixierung auf das Spinnen. Dies hatte zur Folge, dass das fertige Garn von Elberfelder oder Hamburger Händlern gekauft, in Sachsen weiterverwebt, zur Appretur nach Hamburg geschickt und das fertige Kattungewebe wieder in Bamberg verkauft wurde. Um den gesamten Produktionsprozess lokal zu organisieren und die heimische Wirtschaft zu stärken, begannen die Spinnsäle auf landesherrliche Anordnung um 1795 auch mit der Weberei von Leinen, Zitzen und Kattungeweben und der Appretur[163] derselben. So konnten sie die fertigen Waren im Territorium des Hochstiftes verkaufen, sodass das Geld im Lande blieb.[164]

Die Textilproduktion wurde auch auf Strafarbeitshäuser ausgedehnt. 1811 spannen vor allem weibliche Sträflinge in den Zuchthäusern am Oberen Sand mit 150-170 Insassen Baum- und Schafwolle.[165]

Aus privater Initiative entstandene Textilmanufakturen fand man auf Bamberger Stadtgebiet trotzdem selten, da es ihnen wegen des Widerstandes der Zünfte an Arbeitskräften mangelte, so dass man auch auf Landstreicher, Krüppel, verbummelte Studenten, entlassene Soldaten, Greise und Kinder zurückgriff, die es jedoch an Zuverlässigkeit vermissen ließen. Zudem wurden sie sehr schlecht bezahlt, die Tagesarbeitszeit lag oft bei 14 Stunden und die Aufsicht war streng.[166] Die bedeutendste Textilmanufaktur der damaligen Zeit war die des Georg Binswanger,[167] die er Mitte der 1780er Jahre gründete. Er beschäftigte 150 Spinner, viele Weber und acht Kattundrucker, die für ihn im Verlagssystem arbeiteten. Die Arbeiter fertigten Leinwand-, Kattun- und Zitzgewebe und Binswanger verkaufte sie nach Hessen, Sachsen, Braunschweig und in das Breisgau.[168] Er besaß eine Krappmühle[169] und einen Appreturkalander[170], zwei Kessel in einer normalen Färberei und einen Kessel in einer Blaufärberei. Die Appretur war in der Stadt zentralisiert, und Binswanger züchtete als erste im Hochstift Bamberg auch Farbkräuter wie Krapp, Farberisetten und Kardeln, um die neuen Farben in seiner Manufaktur zu verwenden. Nach Binswangers Tod 1803 wurde die Manufaktur jedoch nicht mehr erwähnt; vermutlich ging sie insolvent.[171]

In den Ämtern des Fürstbistums Bamberg entwickelte sich um 1785 ein prosperierendes Textilgewerbe. Besonders stach dabei das Amt Weismain hervor. Dort existierte ein Wollwebereigewerbe mit zwölf Tuchmachern und drei Zeugmachern, die mit Gesellen und doppelten Webstühlen arbeiteten. Eine Elle Tuch kostete zwei Reichstaler und die Erzeugnisse wurden nach Bamberg, Bayreuth und Coburg verkauft. Ab 1792 wurde eine Industrieschule eingerichtet, in der Jugendliche in der Wollverarbeitung und im Spinnen

unterrichtet wurden.[172] In der Stadt Weismain arbeiteten 1794 56 Spinnerinnen, die von den Tuchmachern jährlich 900 fl. und von den Zeugmachern 300 fl. als Lohn erhielten.[173]

Im Amt Staffelstein wurde Damast und Wolle von den Zeugmachern verarbeitet, in Kronach verarbeiteten selbige hauptsächlich ausländische Wolle und Garn aus Bayreuth, weswegen die Kronacher Flößer im Winter als Alternativarbeit kein Garn sponnen und somit arbeitslos waren.[174] Im Amt Büchenbach spann man Baumwolle und nähte Zwickel[175] in Strümpfe ein.[176] In Herzogenaurach gab es ebenfalls ein gut entwickeltes Textilgewerbe, vor allem viele Tuchmanufakturen. Die Wolle bezog man aus Ansbach, Bayreuth, dem Gebiet des Deutschen Ordens und der Herrschaft Schwarzenberg im Steigerwald. In Herzogenaurach arbeiteten 30 Meister mit 200 Arbeitern. Sie erwarben jährlich für 18.-20.000 fl. Rohstoffe und verkauften ihre Waren für 33.-34.000 fl., sodass sie einen konstanten Jahresgewinn von ca. 15.000 fl. erwirtschafteten. Die Produkte wurden größtenteils in Herzogenaurach selbst und teilweise in Fürth, Nürnberg und Erlangen abgesetzt.[177] In der Hofmarkt Fürth waren ca. 40 Bamberger Meister beschäftigt, die Strümpfe wirkten und Baumwolle bleichten.[178]

In Enchenreuth stellte die Spinnerei und Weberei die Haupterwerbsquelle der Bevölkerung dar, man verarbeitete Flachs und Baumwolle und verkaufte die Produkte an auswärtige Webereien. In Kupferberg verspann man Schafwolle, in Wartenfels entwickelte sich seit 1785 ebenfalls ein Baumwollgewerbe.[179] Auch in Vilseck begann Ende des 18. Jahrhunderts gerade die Wollspinnerei und –weberei, während in Rothenkirchen/Teuschnitz Flachs gesponnen und zu Leinen verwebt wurde. Die Absatzgebiete waren hauptsächlich Bamberg und Würzburg.[180]

Nach dem Verlust der Ämter durch die Säkularisation 1803 und die Reduzierung des ehemaligen Territoriums des Hochstiftes Bamberg auf die Stadt Bamberg, befand sich das Textilgewerbe noch immer in einer schlechten Lage.

4.2. Gründerpersönlichkeiten und Gründungsumstände der Textilfabriken

Die Familie[181] Franck (die Brüder Carl und Wilhelm Franck sowie deren Neffen Moritz Steinhäuser und Hermann Wunnerlich) und die mit ihr verschwägerte Familie Waltz (Andreas Waltz, seine Söhne Adolph und Gustav Waltz und sein Neffe Ottmar Weidner) nahmen bei der Gründung der ersten mechanischen Betriebe Hofs in den 1850er Jahren die Schlüsselrollen ein.[182] Die Familien waren schon längere Zeit als Webereifabrikanten und Textilgroßhändler in Hof aktiv, z.B. ist schon 1763 der Webermeister Wunnerlich in Hof erwähnt, der sich aus der Abhängigkeit des Verlagssystems herausgearbeitet hatte, selbst zum Verleger aufstieg und ein eigenes Werk mit ca. 10-20 Webstühlen führte.[183] Auch der Fabrikant Heinrich Steinhäuser besaß 1835 in Hof ein Werk mit 450 Webstühlen, das Waren von hoher Qualität produzierte.[184]

Die Familie Franck stammte ursprünglich aus Gransee in der Mark Brandenburg. Über Luckenwalde kamen sie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Hof, da Johannes Andreas von Osten, der königlich preußische Ober-Salzinspektor am Hofer Salzmagazin, seinen Stiefneffen Johann Jacob Franck 1727 nach Hof geholt hatte, damit er das dortige Gymnasium besuche.[185] Letzterer ließ sich in Hof als hoher Beamter nieder und heiratete in zweiter Ehe Barbara Margarethe Wagner, deren Vater eine „Zeuch-Wollen-Fabrique“ besaß. So kam die Familie erstmals mit dem Textilgewerbe in Berührung. Johann Jacobs Sohn Peter Gottfried Franck übernahm 1789 mit 21 Jahren das Großhandelsgeschäft seines Vaters. Er betätigte sich neben der Kaufmannstätigkeit auch als Fabrikant und Verleger und ließ viel Kattungewebe fertigen.[186]

Carl Franck (1799-1886) schließlich war der ältere Sohn Peter Gottfried Francks und leitete ab 1827 einen Großhandel für Schnitt-, Manufaktur-, Band- und Kurzwaren. Seit 1836 gehörte er, wie sein Bruder Wilhelm und Andreas Waltz, dem Hofer Eisenbahn-Komitee und dem provisorischen Komitee der Bayerisch-Sächsischen Eisenbahngesellschaft an. Diese vertraten die Hofer Interessen zum Erhalt eines Eisenbahnanschlusses. Ein Jahr später wurde er als Beschaumeister in die Leinwandbeschau-Anstalt berufen und war in dieser Funktion nicht nur für die Stadt Hof, sondern auch für die umliegenden Landgerichtsdistrikte zuständig. 1840 unterstützte er mit einer Geldspende die Gründung einer Weberschule in Hof. Nach der Gründung der Mechanischen Fabriken beschränkten sich er, sein Bruder Wilhelm Franck und Andreas Waltz weitgehend auf die Rolle der Investoren und führten unabhängig davon ihre angestammten Betriebe weiter.[187] Carl Francks übergab seine Firma 1867 seinem Sohn Moritz, der 1894 einen Teilhaber, Gustav Zeidler, aufnahm, der nach dem Tod Moritz Francks 1898 das Geschäft weiter betrieb. Bis 1926 ist das Geschäft noch nachweisbar.[188]

Wilhelm Franck (1800-73), der jüngere Sohn Peter Gottfried Francks, absolvierte eine dreijährige kaufmännische Lehre in einer Material- und Farbenhandlung in Chemnitz. Nach seiner Rückkehr nach Hof nahm er eine Stellung in der Baumwollmanufaktur seines Schwagers Heinrich Steinhäuser an, der mit Wilhelms älterer Schwester Sophie verheiratet war. 1821 übernahm er die Firma und machte sie bald zu einer der führenden Baumwollmanufakturen Oberfrankens. Nach der Volljährigkeit[189] seines Neffen Moritz Steinhäuser schied Franck aus der Firma aus und gründete ein eigenes Werk, welches sich in der unteren Ludwigstraße, neben seinem Wohnhaus, befand.[190]

Andreas Waltz (1796-1858) wurde als Sohn einer wohlhabenden Weinhändlerfamilie in Frankfurt/Main geboren und wuchs bei Verwandten auf. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitet er mit 22 Jahren im Frankfurter Handelshaus Aubin, das mit Baumwollgarnen handelte. Als Reisender des Unternehmens kam er nach Hof, heiratete dort die Tochter des Textilgroßhändlers Oerthel und gründete im selben Jahr eine Garngroßhandlung, die sich zu einem florierendem Großhandels-, Speditions- und Bankgeschäft entwickelte. Zwei seiner insgesamt zehn Kinder heirateten später zwei Töchter von Wilhelm Franck.[191]

Moritz Steinhäuser (1818-74) übernahm 1839 den Betrieb Heinrich Steinhäusers, der sich unter seiner Leitung sehr gut entwickelte. Steinhäuser war der Aktivste der jüngeren Generation unter Wunnerlich, Waltz und Weidner. Er war an der Gründung aller vier Aktiengesellschaften beteiligt und zum Teil auch in deren Geschäftsführung tätig. Weiterhin war er Vorstand des Gemeindekollegiums und seit 1848 bayerischer Landtagsabgeordneter.[192] Die Firma Heinrich Steinhäuser wurde von seinem Sohn, der wie der Gründer ebenfalls Heinrich hieß, bis zu dessen Tod 1876 weitergeführt, danach erlosch die Firma.[193]

Hermann Wunnerlich (1818-1903) war der Sohn der Schwester Wilhelm Francks und erhielt 1841 eine Beteiligung an Francks neuer Firma.[194] Er und sein Sohn Robert waren 1884 auch an der Gründung der dritten großen Hofer Baumwollspinnerei, der Vogtländischen Baumwollspinnerei Hof AG, beteiligt (25 % Aktienanteil, Hauptanteilseigner waren die Plauener Geschäftsleute Louis Übel und Robert Zöbisch sowie der Augsburger Kaufmann Theodor Wilhelm Schmid). Die Firma wurde auf dem Gelände des 1880 aufgelassenen ersten Hofer Bahnhofs gegründet. Im Laufe der Zeit schieden die beiden Erstgenannten aus, sodass Hermann und Robert Wunnerlich ihren gemeinsamen Anteil auf fast 50 % erhöhen konnten, den sie in der Folgezeit noch erweiterten.[195]

1904 liefen in der Vogtländischen Baumwollspinnerei über 95.000 Spindeln, und das Gebäude ließ für einen weiteren Ausbau keine Erweiterungen mehr zu, sodass 1905 mit dem Bau der Saalespinnerei begonnen wurde, die 100.000 Spindeln fasste. Nach dem Ersten Weltkrieg gliederte man sich durch die Übernahme der Weberei Zschweigert eine eigene Weberei an.[196]

Die Gründung einer mechanischen Textilfabrik in Hof entsprang vor allem aus dem Konkurrenzverhältnis zu Bayreuth, wo man sich 1853 für den Bau einer mechanischen Baumwollspinnerei entschieden hatte.[197] Außerdem war die zentrale geographische Lage Hofs in Verbindung mit der Funktion der Stadt als bedeutendster Markt für Baumwollgarne in Oberfranken und Sachsen.[198] Bereits zwei Wochen nach der dortigen Entscheidung lag ein offizielles Programm über die Gründung einer mechanischen Baumwollspinnerei in Hof vor. Am 26.9.1853 beantragten die Initiatoren[199] unter der Führung von Carl und Wilhelm Franck, beim Hofer Stadtmagistrat die erforderliche Konzession, die am 26.1.1854 erteilt wurde. Geplant war eine Spinnerei mit 10.000 Spindeln (plus 320 Spindeln für Abfallgarn). Fabrikgebäude und Nebeneinrichtungen sollten bereits für den späteren Ausbau auf 20.000 Spindeln ausgelegt werden. Bei der Kostenberechnung plante man mit einer Produktionsmenge von 300.000 Pfund/Jahr, einer Durchschnittsgarnnummer 40 Medio, einer jährlichen Arbeitszeit von 307 Tagen à 13 Stunden, 107 Arbeitern und 16.800 fl./Jahr Lohnkosten (157 fl./Arbeiter und Jahr).[200]

Auf dem schon 1853 erworbenen Grundstück am rechten Saaleufer (am Krautweglein, heutige Fabrikzeile)[201] wurde noch im selben Frühjahr mit dem Bau begonnen. Der Untergrund bereitete zwar einige Schwierigkeiten, aber schließlich wurde der Bau 15 Monate später, im Juli 1855, fertiggestellt, vier Monate vor dem Betriebsstart der Bayreuther Spinnerei.[202] Es war ein dreieinhalbgeschossiger Spinnereihochbau mit Backsteinuntermauerung, bestehend aus einem Mittelrisalit[203] und zwei Seitenflügeln, entstanden. Der Geschossbau hatte insgesamt eine Länge von 21 und eine Breite von sechs Fensterachsen. An der Breitseite war ein Kesselhaus für die Dampfmaschine angebaut.[204] Weitere Gebäude auf dem Fabrikgelände waren ein Magazingebäude mit Rundbogenfenstern, Lisenen[205] und Giebelverzierungen, das zwischen dem Fluss und dem Spinnereigebäude stand, sowie ein Stall und zwei Remisen, die als Kohlelager dienten.[206] Zu Beginn liefen 17.500 Spindeln, 1860 waren es bereits 59.000.[207]

Im Zuge der Spinnereigründung wurde auch die Einführung der Gasbeleuchtung in Hof beschlossen. Auch hier waren die Initiatoren der Spinnerei (die Gebrüder Franck, Steinhäuser, Waltz, Weidner, und Georg Prinzing) federführend. Das benötigte Kapital von 75.000 fl. wurde durch Aktienzeichnung aufgebracht. Am 28. April wurde der Bauplatz am Unterkotzauer Weg erworben und der Bau gestartet, sodass an Heiligabend 1854 erstmals das Gaslicht, welches aus Steinkohle gewonnen wurde, aufflammte.[208]

[...]


[1] Linus Petzold: Ewiger Wechsel am Webstuhl der Zeit, ein Faden – Freude – ein Faden – Leid. 136 Jahre Geschichte der Spinnerei in Gaustadt, Bamberg 1996, Titelblatt (im Folgenden zitiert als „Petzold, Wechsel“).

[2] Fabian Fuchs: Die Geschichte der Hofer Textilindustrie 1789-1919, München 2011.

[3] Karl Schmid: Die Entwicklung der Hofer Baumwoll-Industrie 1432-1913, in: Wirtschafts- und Verwaltungsstudien mit besonderer Berücksichtigung Bayerns, hg. v. Georg Schanz, Leipzig/Erlangen 1923 (im Folgenden zitiert als „Schmid, Entwicklung“); Ernst Dietlein: Das Textilgewerbe der bayer. Stadt Hof von 1500-1870, Diss., Erlangen 1923 ( im Folgenden zitiert als „Dietlein, Textilgewerbe“).

[4] Elisabeth Roth u.a.: Oberfranken im 19. und 20. Jahrhundert, Bamberg 1990; Georg Krauss: Die oberfränkische Geschichte, Hof 1981.

[5] August Benker: Die Entwicklung der Textilgewerbe in Oberfranken und ihre heutige Lage, Diss., Erlangen 1924.

[6] Carl Hofmann: Die Hausweberei in Oberfranken, in: Heimarbeit und Verlag in der Neuzeit, hg. v. Paul Arndt, 12. Heft, Jena 1927 (im Folgenden zitiert als „Hofmann, Oberfranken“).

[7] Arnd Kluge: Handspinnen und Handweben in der Geschichte Oberfrankens, in: Miscellanea curiensia VIII (57. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde), hg. v. Axel Herrmann u.a., Hof 2009 (im Folgenden zitiert als „Kluge, Handspinnen“).

[8] Jutta Keßler: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der oberfränkischen Textil- und Bekleidungsindustrie, Diss., Nürnberg 1956 (im Folgenden zitiert als „Keßler, Bedeutung“).

[9] Peter Eitler: Die Familie Franck und die Industrialisierung Hofs, in: Miscellanea curiensia VI (54. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde), Hof 2006, S.181-207 (im Folgenden zitiert als „Eitler, Franck“); Hermann Wunnerlich: Die Familie Wunnerlich, Hof 1998 (im Folgenden zitiert als „Wunnerlich, Familie“).

[10] Rudolf Macht: Geschichte der Hofer Arbeiterbewegung, 4 Bde., Bayreuth 1989-2001 (im Folgenden zitiert als „Macht, Hofer“).

[11] Albrecht Bald: Hof und Selb. Die Entwicklung von Industrie, Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung in zwei nordostoberfränkischen Städten 1895-1924 vor dem Hintergrund der Industrialisierung in Oberfranken, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bd.74, hg. v. Historischen Verein für Oberfranken, Bayreuth 1994 (im Folgenden zitiert als „Bald, Hof“).

[12] Arnulf Bührle: Eisenbahn und Industrialisierung, in: Münchberger Textil-Blätter, Bd.9, Münchberg 1986 (im Folgenden zitiert als „Bührle, Eisenbahn“); Martina Wurzbacher: Der Eisenbahnbau und seine Folgen für die Hofer Textilindustrie im 19. Jahrhundert – dargestellt am Beispiel ausgewählter Firmenmonographien des Raumes Hof, in: Miscellanea curiensia II (41. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde), Hof 1999 (im Folgenden zitiert als „Wurzbacher, Folgen“).

[13] Heinrich Wirth: Chronik der Stadt Hof nach M. Enoch Widmann, Rector der Schule zu Hof im Jahr 1596, und einigen anderen älteren Geschichtsschreibern, deren Namen unbekannt sind, Hof 1843 (im Folgenden zitiert als „Widmann, Chronik“).

[14] Die Landeshauptmannschaft Hof war eines von um 1750 elf, um 1806 sieben Verwaltungsgebieten des Fürstentums Bayreuth.

[15] Philipp Ludwig von Weitershausen: Gegenwärtiger Zustand der Landeshauptmannschaft Hof als ein Beytrag zur Statistischen Kenntniß des Burggrafthums Nürnberg oberhalb Gebirgs, Bayreuth 1792 (im Folgenden zitiert als „Weitershausen, Zustand“).

[16] Diese Berichte sind, wie er selbst gesteht, wohl nicht ganz korrekt: Ebd., Vorbericht (nicht paginiert): „Ich legte die 1783 von der Landeshauptmannschaft Hof verfertigte Statistische- und die vom Jahr 1787 auf Landesherrlichen Befehl herausgekommene allgemeine Bevölkerungs-Gewerbe-Feldbau und Vieh-Stands-Tabellen – die doch nicht so gar richtig sind, als man es glauben sollte – zum Grund, und neben bey nahm ich eigenen Augenschein, Bauern, Schultheiße, Dorfrichter, Zöllner und Schulmeister zu Hülfe. Dieses war diese – wahre Tagelöhner Arbeit, bey der so gar noch Unrichtigkeiten können untergelaufen seyn.“.

[17] Ebd.: „Archivarische Quellen, Longolii sichere Nachrichten, Großens Landes- und Regentenhistorie, des Herrn Hof Cammer-Rath Lange handschriftliche Topographie und andere Nachrichten, waren zu meinem Zweck gar nicht dienlich...“.

[18] Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen, sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z.h. Kreuz bei Saalburg, Bd.2, 1357-1427, in: Thüringische Geschichtsquellen, Bd.5, 2.Teil, hg. v. Berthold Schmidt, Jena 1892 (im Folgenden zitiert als „Urkundenbuch, Weida“).

[19] Königliches Staatsministerium des Innern: Ergebnisse einer Erhebung über die in Bayerischen Fabriken und größeren Gewerbebetrieben zum Besten der Arbeiter getroffenen Einrichtungen, München 1874 (im Folgenden zitiert als „Staatsministerium, Einrichtungen“); Bayerisches Statistisches Bureau: Die Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen in bayerischen Fabriken und grösseren Gewerbebetrieben. München 1906 (im Folgenden zitiert als „Bureau, Wohlfahrt“).

[20] Königliches Statistisches Bureau: Statistischer Abriss für das Königreich Bayern, München 1876 (im Folgenden zitiert als „Bureau, Abriss“); Adolph Lienhardt: Statistisches aus der Stadtgemeinde Hof, Hof 1903 (Faltblatt ohne Seitenangaben) (im Folgenden zitiert als „Lienhardt, Stadtgemeinde“).

[21] Andreas Dornheim/Svenja Gierse/Stefanie Kießling: Erba – verwobene Geschichte. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung im Rahmen der Landesgartenschau Bamberg 2012 vom 26. April bis zum 7. Oktober, Bamberg 2012 (im Folgenden zitiert als „Dornheim, Erba“).

[22] Wilfried Krings: Unternehmer, Verkehrswege, Wasserkräfte – Die Gründung der ersten Bamberger Industrie-Aktiengesellschaft in der Textilbranche. Ein Beitrag zur historischen Wirtschaftsgeschichte Frankens, in: Historischer Verein Bamberg, 147. Bericht, Bamberg 2011 (im Folgenden zitiert als „Krings, Unternehmer“).

[23] Petzold, Wechsel.

[24] Gabriela Gotthardt: Die Anfänge der Erba (unveröffentlichte Magisterarbeit), Erlangen 1987 (im Folgenden zitiert als „Gotthardt, Erba“).

[25] Oliver Stock: Rolle vorwärts, Bamberg 1998 (im Folgenden zitiert als „Stock, Rolle“).

[26] 75 Jahre Bamberger Kalikofabrik, hg. v. der Bamberger Kalikofabrik, München 1939 (im Folgenden zitiert als „75 Jahre Kalikofabrik“).

[27] Thomas Gunzelmann/Rembrant Fiedler: Die ehemalige „Mechanische Seilerwarenfabrik Bamberg“ – Geschichte und bauliche Entwicklung, in: Heimat Bamberger Land 16, Bamberg 2004 (im Folgenden zitiert als „Gunzelmann, Seilerwarenfabrik“).

[28] Konrad Arneth: Gaustadt. Ein fränkisches Klosterdorf, Hallstadt 1972 (im Folgenden zitiert als „Arneth, Gaustadt“).

[29] Harald Zwirner: Gaustadt und die ERBA – Bild einer industriell geprägten Stadtgemeinde, in: Heimat Bamberger Land, 4. Jahrgang, Ausgabe 3+4, Bamberg 1992 (im Folgenden zitiert als „Zwirner, Gaustadt“).

[30] Helm Wienkötter: Die Bamberger Industrie. Ein Adreßbuch und Führer durch die Industrie des Stadt- und Landkreises Bamberg und ihre Erzeugnisse, 1. Aufl., Bamberg 1950 (im Folgenden zitiert als „Wienkötter, Industrie“).

[31] Wilfried Krings: Bamberg als Industriestandort vor 100 Jahren (Sonderdruck aus „Dokumentation des 100-jährigen Weges“, hg. v. der Katholischen Arbeiter-Bewegung Bezirksverband Bamberg Stadt e.V.), o.O., o.J. (im Folgenden zitiert als „Krings, Bamberg“).

[32] Karl Wilhelm Wild: Staat und Wirtschaft in den Bistümern Würzburg und Bamberg. Eine Untersuchung über die organisatorische Tätigkeit des Bischofs Friedrich Karl von Schönborn 1729-1746, in: Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, 15. Heft, hg. v. Karl Hampe/Erich Marcks/Dietrich Schäfer, Heidelberg 1906 (im Folgenden zitiert als „Wild, Staat“).

[33] Otto Morlinghaus: Zur Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeschichte des Fürstbistums Bamberg im Zeitalter des Absolutismus, in: Erlanger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, neue Folge, Bd.3, hg. v. Erich Frhr. zu Guttenberg/Ludwig Zimmermann, Erlangen 1940 (im Folgenden zitiert als „Morlinghaus, Bamberg“).

[34] Wolfgang F. Reddig: Handwerker und ihre Organisationen in Bamberg. Von der Zunft zum Gewerbs-Verein (Darstellungen und Quellen zur Geschichte Bambergs 3), Bamberg 1991 (im Folgenden zitiert als „Reddig, Handwerker“).

[35] Peter Moser: Bamberg. Geschichte einer Stadt, Bamberg 1998 (im Folgenden zitiert als „Moser, Bamberg“); Manfred Krapf: Bamberg im 19. Jahrhundert. Bürgermeister und Modernisierung von 1870 bis 1914, in: Historischer Verein Bamberg, 132. Bericht, Bamberg 1996, S.147 (im Folgenden zitiert als „Krapf, Bamberg“).

[36] Hans Mauersberg: Deutsche Industrien im Zeitgeschehen eines Jahrhunderts. Eine historische Modelluntersuchung zum Entwicklungsprozeß deutscher Unternehmen von ihren Anfängen bis zum Stand von 1960, Stuttgart 1966 (im Folgenden zitiert als „Mauersberg, Industrien“).

[37] Inez Florschütz: Architektur und Arbeit. Die Fabrik in der bayerischen Frühindustrialisierung 1840-1860, in: Europäische Hochschulschriften, Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 868, Frankfurt/Main 2000 (im Folgenden zitiert als „Florschütz, Arbeit“).

[38] Stephan Link: Politischer Katholizismus – Liberalismus – Sozialdemokratie. Das politische Bamberg im 19. Jahrhundert, in: Historischer Verein Bamberg 38, Diss., Bamberg 2005 (im Folgenden zitiert als „Link, Katholizismus“).

[39] Heinrich Semlinger: Beitrag zur Geschichte der Mech. Baumwollspinnerei und Weberei Bamberg aus Anlass der Feier des fünfzigjährigen Bestehens am 12. Juli 1908, Bamberg 1908 (im Folgenden zitiert als „Semlinger, Beitrag“).

[40] Wilhelm Barth: Mechanische Seilerwaarenfabrik Bamberg, Bamberg [1911?] (im Folgenden zitiert als „Barth, Seilerwaarenfabrik“).

[41] Johann Baptist Roppelt: Historisch-topographische Beschreibung des Kaiserlichen Hochstiftes und Fürstenthums Bamberg nebst einer neuen geographischen Originalcharta dieses Landes in 4 Blättern, Erste Abtheilung, nördlicher Teil, Nürnberg 1801 (im Folgenden zitiert als „Roppelt, Beschreibung“); Franz Adolph Schneidawind: Versuch einer statistischen Beschreibung des Kaiserlichen Hochstifts Bamberg, Erste Abtheilung, Bamberg 1797(im Folgenden zitiert als „Schneidawind, Hochstift“); Benignus Pfeufer: Beyträge zu Bambergs Topographischen und Statistischen so wohl älteren als neueren Geschichte, Bamberg 1791 (im Folgenden zitiert als „Pfeufer, Beyträge“); Joseph Heller: Taschenbuch von Bamberg. Eine topographische, statistische, ethnographische und historische Beschreibung der Stadt und ihrer Umgebungen. Als Führer für Fremde und Einheimische, Bamberg 1831 (im Folgenden zitiert als „Heller, Taschenbuch“).

[42] Heinrich Zoepfl: Das alte Bamberger Recht als Quelle der Carolina. Nach bisher ungedruckten Urkunden und Handschriften zuerst herausgegeben und commentirt, Heidelberg 1839 (im Folgenden zitiert als „Zoepfl, Recht“).

[43] Hans-Werner Hahn: Die Industrielle Revolution in Deutschland, 2. Aufl., in: Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 49, hg. v. Lothar Gall, München 2005, S.1 (im Folgenden zitiert als „Hahn, Revolution“).

[44] Koks ist ein poröser, stark kohlenstoffhaltiger Brennstoff, der in Kokereien aus Braun- oder Steinkohle erzeugt wird.

[45] Hahn, Revolution, S.3.

[46] Ebd., S.2.

[47] Ebd.

[48] Ebd.

[49] Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte II: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815-1845/49, München 1987, S.26, 54, 65, 612-614. Die Protoindustrialisierung (die Phase vor der Frühindustrialisierung) dauert dort von 1650-1790, der „Take-Off“ von 1845 bis 1873/79 und die Hochindustrialisierung beginnt ab 1873/79.

[50] Vgl. zur Entwicklung des Deutschen Zollvereins Florschütz, Arbeit, S.35f..

[51] Ray Porter/Mikulás Teich: Die Industrielle Revolution in England, Deutschland, Italien, übers. v. Wolfgang Kaiser, Berlin 1998, S.62f. (im Folgenden zitiert als „Porter, England“).

[52] Zorn, Probleme, S.303.

[53] Porter, England, S.67f.

[54] Ebd., S.71-73.

[55] Ebd., S.74.

[56] Vgl. allgemein zu Problemen der oberfränkischen Industrialisierung: Wolfgang Zorn: Probleme der Industrialisierung Oberfrankens im 19. Jahrhundert, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Bd. 29, hg. v. Institut für fränkische Landesforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Neustadt/Aisch 1969, S.295-310 (im Folgenden zitiert als „Zorn, Probleme“).

[57] Rainer Trübsbach: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, in: Elisabeth Roth, Oberfranken im 19. und 20. Jahrhundert, Bamberg 1990, S.593, 597, 602 und 661 (im Folgenden zitiert als „Trübsbach, Wirtschaftsgeschichte“). Bei der Protoindustrialisierung lag Oberfranken im Vergleich zu Gesamtdeutschland um 105 Jahre zurück, bei der Frühindustrialisierung um 70 Jahre und der „Take-Off“ begann ca. 30 Jahre später. Nur der Beginn der Hochindustrialisierung in Oberfranken lag nur um wenige Jahre hinter dem des Deutschen Reiches.

[58] Ebd., S.615 und 660f.. Trübsbach stellt diese Aussage unter Vorbehalt, da noch quantitative Forschungen zu diesem Thema das Bild ergänzen müssen. Als Argument führt er an, dass die moderne Schwerindustrie, die in den meisten Teilen Deutschlands die Industrialisierung ausgelöst hatte, in Oberfranken kaum vorhanden war, sodass eine andere Branche diesen Part übernehmen musste. Dafür hatte er aufgrund der Technisierung, der steigenden Produktivität, des Wachstums und ihrer dominierenden Rolle in der Region die Textilindustrie ausgemacht. Allerdings war auch die Porzellanindustrie, die in den 1860er Jahren in Selb entstand, ähnlich stark.

[59] Im Verlagssystem beliefert der Auftraggeber (der „Verleger“) die Heimarbeiter mit Rohstoffen, woraus diese dann die geforderten Waren herstellen. Anschließend verkauft der Verleger die gefertigten Produkte und entlohnt die Arbeiter. Vgl. für die Entwicklung des Verlagssystems in der Textilindustrie Fridolin Furger: Zum Verlagssystem als Organisationsform des Frühkapitalismus im Textilgewerbe (Beihefte zur Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Prof. Dr. G. von Below 11), Stuttgart 1927, S.3-8.

[60] Hermann Kellenbenz/Gerhard Kaiser/Jürgen Schneider: Kapitalbildung und Finanzierung von Aktiengesellschaften Oberfrankens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1854-1914), in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Bd. 38, hg. v. Zentralinstitut für fränkische Landeskunde und allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Neustadt/Aisch 1978, S.196f. (im Folgenden zitiert als „Kellenbenz, Finanzierung“).

[61] Ebd., S.197; Zorn, Probleme, S.298.

[62] Zorn, Probleme, S.298.

[63] Florschütz, Arbeit, S.77.

[64] Bald, Hof, S.233.

[65] Krings, Unternehmer, S.281-84; Wienkötter, Industrie, S.41.

[66] Krings, Unternehmer, S.273; Dornheim, Erba, S.14.

[67] Krings, Unternehmer, S.285; Stock, Rolle, S.12.

[68] Beghinen waren Klosterschwestern, die unter einer selbst gewählten Vorsteherin ein andächtiges Leben führten, ohne einem Orden anzugehören. Auch legten sie ihre Gelübde nur auf Zeit ab, diese wurden jährlich erneuert.

[69] Dietmar Trautmann: Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt Hof von Anbeginn bis zur Gegenwart, in: Die Chronik der Stadt Hof, Bd. VII, Teil 1: Die Zeit bis zur Eingliederung in das Königreich Bayern, Hof 1979, S.184 (im Folgenden zitiert als „Trautmann, Chronik“); Hofmann, Oberfranken, S.7f.; Keßler, Bedeutung, S.10.

[70] Vgl. dazu Arnd Kluge: Die Schafzucht in Oberfranken und das Beispiel Alsenberg aus dem Raum Hof, in: Beiträge zur Landeskunde Oberfrankens. Festschrift zum 65. Geburtstag von Bezirkstagspräsidenten Edgar Sitzmann, hg. v. Hans Becker (Bamberger Geographische Schriften, Sonderfolge Nr.6), Bamberg 2000, S.63-87 (im Folgenden zitiert als „Kluge, Schafzucht“). Der Alsenberg ist ein Stadtteil Hofs, der im Südosten der Stadt liegt.

[71] Ebd., S.84.

[72] Adelheid Weißer: Das Hofer Klarissenkloster – Keimzelle der Hofer Textilindustrie?, in: Miscellanea curiensia I (39. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde), Hof 1996, S.29-31.

[73] Kluge, Handspinnen, S.10f.

[74] Widmann, Chronik, S.43: „Damals waren nicht über 40 Tuchmacher dahier...“.

[75] Urkundenbuch, Weida, S.363: „Item uff der Eger strasse ward genomen unser burger einem von Hofe Heinrich Glaser genannt II pfert und IIII stucke gegarntes und ein sloyr, das tetten des von Wida gebrott knecht Denlein und Beheim, anno MCCC secundo.“ Diese Urkunde belegt die erstmalige Verwendung des Wortes „Schleier“ („sloyr“) in Oberfranken.

[76] Widmann, Chronik, S.43:“... auch nicht mehr als drei Schleierwirkerinnen, welche von Culmbach hierher gekommen, und das Schleiermachen bei uns angefangen haben.“

[77] Drei Meter waren eine „Kulmbacher Elle“. Während einige Autoren wie Schmid und Bayerlein meinen, dass sich die Schleier die Länge einer Kulmbacher Elle gaben, sagt Arnd Kluge, dass es genau andersherum gewesen sei. Aufgrund der genormten Länge der Schleier gab man dieser Länge die Bezeichnung „Kulmbacher Elle“ (Schmid, Entwicklung, S.1; Fritz Bayerlein: Die wirtschaftliche Lage des ehemaligen Fürstentums Bayreuth von 1806-1810 unter besonderer Berücksichtigung seiner Textil-Industrie, Innsbruck 1929, S.80; Kluge, Handspinnen, S. 11).

[78] Keßler, Bedeutung, S.15.

[79] Ein Rocken ist ein stabförmiges Gerät, an dem die noch unversponnenen Fasern befestigt werden.

[80] Schmid, Entwicklung, S.1f.

[81] Widmann, Chronik, S.43f.: „Das Schleiermachen ist aber so hoch gestiegen, daß es später der vornehmste Handel neben dem Bierbräuen geworden ist, und viele Personen durch das Spinnen und Wirken, Kaufen und Verkaufen der Schleier sich nährten.“; Ebd., S.225 sagt Widmann auch, dass man in der Stadt und außerhalb davon keine fünfzig Häuser findet, die einen Beruf ausüben, der nichts mit dem Baumwollgewerbe zu tun hat.

[82] Ebd., S.43: Hernach haben sich die Tuchmacher aber so sehr vermehret, daß 1533 und später gegen 200 in unserer Stadt gefunden wurden.“ Kluge meint dazu, dass die eigentliche Zahl niedriger lag, da Widmann wohl die Gesellen und Lehrlinge mitgezählt habe (Kluge, Handspinnen, S.9). Belege für den Aufschwung der Tuchmacherei sind erstens die Gründung einer Zunft 1514, zweitens der 1520 erhaltene Auftrag, die im 15. Jahrhundert vollendete Hofer Michaeliskirche auszustatten, und drittens der Export der Tuche nach Kulmbach und die andere Umgebung (Ebd.).

[83] Schmid, Entwicklung, S.2; Keßler, Bedeutung, S.15; Hofmann, Oberfranken, S.13.

[84] Schmid, Entwicklung, S.3f.; Hofmann, Oberfranken, S.16.

[85] StadtA Hof, M 31: Ernst Dietlein: Gewerbe-Geschichte der Stadt Hof. A) Textilgewerbe bis 1853, S.87; Schmid, Entwicklung, S.2f.

[86] StadtA Hof, M 1, Franz Joetze: Handschriftliche Abschriften mit Anmerkungen, 10 Bde., Bd.9, A11: Abschrift der Stauchenhändlerordnung der Stadt Hof von 1558, 1288 (im Folgenden zitiert als „Joetze, Abschriften“): „So sollen acht des handels verstendige zu schaumeistern verordnet und darzu mit sondern pflichten verpunden und beladen, aus denen das jhar über in viren das schaumeister ambt und inen bey iren pflichten aufgelegt werden sol, in iren weder gunst, feindschaft, furcht, reich oder arm anzusehen, sonder sich in die schaue, und was der sunst anhengig gegen einen jtlichen, als gleich mesigs zuerzaigen und alle zum Hof gemachte schlor mit vleis zu besichtigen und zu schauen, und sigel geld gegeben werden…“.

[87] Ebd., 1294: „Desgleichen auch kein leermaid aufs schlor wurken angenommen werden, sie sey dan eins burgers oder gesesnen inwonerin in der Altenstadt tochter.“

[88] 1 Schock = 60 Stück; 60 Schock = 3600 Stück.

[89] Joetze, Abschriften, 1295: „jerlich und jedes jhar besonder sechzig schock stauchen zu zeugen selbst zuplaichen, zuverkaufen und zuvertreiben und daruber nit[…] und bey straf zehen gulden[…] und darzu des handels ein ganzes jhar verlustig sein soll.“.

[90] StadtA Hof, M 31, S.88f.

[91] Widmann, Chronik, S.308: „Die ersten vier Monate dieses Jahres haben die armen Leute allhier, die sich zuvor mit spinnen und wirken nährten, und damals gar nichts zu arbeiten hatten, weil die Schleier zu Nürnberg, Leipzig, Frankfurt und anderswo nichts galten, die liebe Armuth, aus Noth einen Schleier um 3 Groschen geben mußte, und dennoch, ob sie schon die Schleierhändler um Gotteswillen baten, schwerlich oder gar nichts verkaufen konnte, dagegen ein Pfund Baumwolle um 9 Groschen kaufen mußten, einen solchen bitteren Hunger und Kummer gelitten, daß sie das Blut im Kuttelhof aufgefangen und gesotten, auch die Treber [die ausgelaugten Rückstände des Malzes bei der Bierherstellung und die ausgepressten Weintrauben, Anm. d. Verf.] aus Mangel des Brotes und anderer Speise gekocht und gegessen haben.“.

[92] StadtA Hof, M 31, S.90f.; Hofmann, Oberfranken, S.17.

[93] http://www.barnick.de/bt/wer/sonstige/provinzbayreuth.htm (Stand: 2.1.2011, 21:26h). Eine Bayreuther Elle war definiert als „1 Fuß 2 Zoll 3 Linien“ (ca. 36,4 cm), 14 Bayreuther Ellen waren also ca. 5,69m.

[94] Hofmann, Oberfranken, S.17.

[95] Schmid, Entwicklung, S.5; Keßler, Bedeutung, S.17; Hofmann, Oberfranken, S.17.

[96] Schmid, Entwicklung, S.5.

[97] Ebd.

[98] Hofmann, Oberfranken, S.17.

[99] Hofmann, Oberfranken, S.18; Keßler, Bedeutung, S.17; StadtA Hof, M 31, S.91.

[100] Schmid, Entwicklung, S.9. Auf welche „ehemaligen“ Daten sich Schmid hier konkret bezieht, ist unbekannt; es kann sich wohl nur um die 200.000 Ballen Flöre um 1700 handeln, die damals pro Jahr im Ausland verkauft wurden. Nach dieser Annahme lag die Produktion also 1806 bei über 4000 Ballen jährlich, da ja noch ein gewisser Inlandsabsatz hinzukam.

[101] Keßler, Bedeutung, S.17; Hofmann, Oberfranken, S.18f.; StadtA Hof, FI 20, Nr. 600: Zur Geschichte der Neuen Baumwoll-Spinnerei und Weberei Hof 1853-1953, Hof 1953.

[102] Schmid, Entwicklung, S.10f..

[103] Weitershausen, Zustand, S.60: „und zwar den Theil, der sonst meistens unthätig geblieben wäre: Adeliche-Beamten-Pfarr- und andere Frauen, Wittwen und Mädgen, die sich anderer Arbeiten nicht unterziehen würden, Kinder, die sich mit andern Arbeiten nicht abgeben könnten.“.

[104] Kattun ist ein glattes, sehr dichtes Baumwollgewebe.

[105] Zi(t)ze sind feinere, bedruckte oder bemalte Sorten Kattun.

[106] Musselin ist eine sehr leichte, lockere, feinfädige und glatte Stoffart, die aus Wolle oder Baumwolle in Leinwandbindung gewebt wird.

[107] Weitershausen, Zustand, S.60: „indeme über 45.000 Dutzend Tüchlein, über 2000 Stücke Cattun und gegen 8000 Stücke Mouseline verfertigt wurden. Nach dieser sicher gegründeten, eher zu gering als zu hoch gemachten Berechnung, beträgt der reine Ertrag gewiß 320.000 fl Rhn. Welch ein Nahrungs-Zweig, der 320.000 fl [fl. = florenus = Gulden, Anm. d. Verf.] reinen Ertrag, in ein Ländgen von 13 Meilen bringt!“. Schmid ist sich nicht sicher, ob Weitershausen diese Zahlen auf die Stadt Hof allein oder auf die ganze Landeshauptmannschaft (deren Hauptteil allerdings die Stadt ausmachte) bezieht, er nimmt jedoch ersteres als wahrscheinlicher an (Schmid, Entwicklung, S.11).

[108] Weitershausen, Zustand, S.60: „Die Wichtigkeit dieses Nahrungs-Zweiges, beruhet nicht auf großen Manufacturiers, denn außer den Herren Köhler, Schneider, Herold, Otto, und Wunnerlich, die den Mouselin, Cattun, Tüchlein und Strumpfhandel ins Große treiben, besuchen noch zehn bis zwölf Weber, davon jeder jährlich zwischen 3-6000 Dutzend Tüchlein verfertigen läßet, zweymal die Frankfurter Messen.“.

[109] StadtA Hof A 787: Ordnungen der Zünfte in Hof, 1559-1795, S.158-186 stellt die Tuchmacherordnung vom 18.3.1690 dar.

[110] Zeugmacher fertigten aus gekämmter, reiner Schafwolle leichte Stoffe. StadtA Hof A 787: Ordnungen der Zünfte in Hof, 1559-1795, S.232-260 stellt die Zeugmacherordnung vom 30.8.1668 dar.

[111] Kluge, Handspinnen, S.11f.

[112] StadtA Hof, A 2071, Verordnung der Markgrafschaft Brandenburg über die Gewerbefreiheit für die Wolle und Flachs verarbeitenden Gewerbe, 28.11.1780: „...allen Tuch- und Zeuchmachern, Leinen-Webern, Strumpfstrickern und Würkern, überhaupt allen Wolle- und Flachs verarbeitenden Profeßionisten vollkommen frey stehen solle, so viel Stühle als jeder födern kann, zu halten, so viel Gesellen anzunehmen, als er zum Betrieb seiner Stühle nöthig hat...“.

[113] Kluge, Handspinnen, S.13; Schmid, Entwicklung, S.9.

[114] Weitershausen, Zustand, S.66.

[115] Ebd., S.55: „Baumwollen-Spinnerey beschäftiget in der Stadt allein über 800 Personen ganz, und vielleicht noch gegen 200 die es als ein Nebenwerk treiben…“.

[116] StadtA Hof, A 2099, Verordnung der Markgrafschaft Brandenburg über die Gewerbefreiheit für die Leinenweberei, 14.9.1789; Weitershausen, Zustand, S.91.: „daß sie [die Leinenweberei, F.F.] bald gar zum Lande wäre hinausgedrängt worden, wenn man nicht endlich das Mittel ergriffen hätte, die Leineweberey ganz frey zu geben.“.

[117] Weitershausen, Zustand, S.90: „Bloß der Freyheit haben wir die Aufnahme unserer Tüchleins-Weberey, den schnellen Wachsthum unserer Ziz-Cattun-und Mouselin- mit einem Wort, der Baumwollen-Manufacturen zu danken. Diese Freyheit kam aber nur diesen zu gut; Flachs und Leinen blieb unter den Fesseln der elendesten Handwerks-Schnurrpfeiferey [ein wertloses, unnützes Ding, F.F.] …“.

[118] Graulodener verfertigten eine eigene Art grauer, langhaariger, zottiger Tücher (Loden = ungeschorenes Tuch) (Zoepfl, Recht, S.237).

[119] Ebd., S.237f., 240.

[120] Ebd., S.237.: „ ...mit dem Beisatze: ‚und das Hantwerk, welches dazu gehört‘ – so dass also schon damals zusammengesetzte Zünfte in Bamberg bestanden...“.

[121] Heller, Taschenbuch, S.144: „ Letztere [fünf Färber, F.F.] fingen um 1480 hier an zahlreich zu werden; sie machten vordem keine eigene Zunft aus, und bekamen ihre ersten Ordnungssatzungen 1485.“. Ebd., S. 149: „ Die acht Sailer betrieben bedeutenden Flachshandel; ihnen wurden mit den Häfnern um 1418 gleiche Gesetze ertheilt... “. Ebd., S. 151: „ Sie [die Tuchmacher, F.F.] waren hier und in Hallstadt sehr erheblich. “.

[122] Reddig, Handwerker, S.13; Zoepfl, Recht, S.144 (im Anhang, extra paginiert): „ Darnach ist gesetzit, daz die Loderer, .acher [wohl „Tuchmacher“, auch Zoepfl nimmt dies an] undt di hutter und daz hantwerch, daz darzu gehort, schullen habin vier crapparmbrust und vier tartschin. “. Tartschinen sind Schilde.

[123] Roppelt, Beschreibung, S.68. Der Abtswörth (= Insel des Abtes, da sie im Mittelalter im Besitz des Klosters Michelsberg war) ist eine Insel, die vom heutigen Platz „Am Kranen“ bis zum Standort der Konzerthalle reicht und ursprünglich von zwei Regnitzarmen umschlossen wurde (http://www.flussparadies-franken.de/docs/regnitzinba/Flusspfad_Tafeln.pdf (Stand: 29.12.2012, 15:02h). Der Zinkenwörth war ein 1307 erstmals erwähnter Siedlungsbereich um den heutigen Schillerplatz und lag vor der mittelalterlichen Inselstadt (http://www.scherbaum-archaeologie.de/?page_id=210 (Stand: 29.12.2012, 15:07h).

[124] Zoepfl, Recht, S.154: „ ...Ez ist auch gesatzt. mit des schultheitzen rat und mit des burger vom rat und der schepfen. swen die burger von der stat setzent ze warten und ze beschowen fleisch. beot. oder tuch uff dem wac-hus. oder uber ander Sache. und die dar uber geswerent. swer der selben leut einen meinstrafft oder meinzogt der sein reht da für nihten targetün, der sol geben als offt. dem schultheizzen LX phening. und an die stat ein phünt pheninge... “.

[125] Ebd., S.240; Heller, Taschenbuch, S.151: „ ...Sie [die Tuchmacher, Tuchscherer und Zeugmacher, F.F.] waren hier [in Bamberg, F.F.] und in Hallstadt sehr erheblich, so daß um 1480 im Handel eine eigene Gattung Tücher mit dem Namen Bamberger Tuch benannt wurde. “.

[126] Zoepfl, Recht, S.115f..

[127] Ebd., S.115: „ § 414. Item di gesworen meister unter den Gralodenern schulen alle marckt tag wenn der Schultheiz will. daz Tuch auf dem wachaus schauen. di Breyt an dem Tuch mit dem Eiseneme maze der di purger eins haben und di lodener daz ander. “.

[128] Ebd.: „ § 415. Aber in den Herwergen [Herbergen, F.F.] unter dem Gestüdel [Webstühle, F.F.] schulen dez di Meister allezeit selber schauen, alz daz von alter her chomen ist. und waz da buzwirdig wirt. daz schulen si dem schultheizen sagen und rügen. und im daz niht versweigen auf den eyt. und di buz unter dem gestüdel ist 60 pfennig.

[129] Ebd.: „ § 416. Si schulen auch dem schultheizen rugen und sagen. swaz Tuch sich auf dem sande ze reisset daz ist ein halb phunt haller di buz. “.

[130] Ebd., S.115f.: „ § 417. Item wer Tuch auf dem haws verbirget und unter tut vor dem schultheizen wenn er schauen wil. und daz der schultheiz dar an chumt. und daz dez rehten niht da fur stat dez ez ist, so ist er im von igleichem Tuch. ez sei breyt genug oder ze smal. der buz verwallen daz ist. LX dn.“.

[131] Heller, Taschenbuch, S.151; „ Schon 1410, 1420, 1459, 1470 erhielten die [die Tuchmacher, F.F.] weitläufige und bestimmte Ordnungen, welche vorzüglich zum Zwecke hatten, diesen Gewerbszweig sehr auszudehnen und zu veredeln. “.

[132] Reddig, Handwerker, S.14.

[133] Ebd., S.15.

[134] Heller, Taschenbuch, S.144: „ Auch wurde 1490 befohlen, daß jedes hier gefärbte Tuch das städtische Zeichen bekommen mußte. “.

[135] Philipp Schramm: Handwerk an der Regnitz, in: Im Fluss der Geschichte. Bambergs Lebensader Regnitz (Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung vom 25. August bis 1. November 2009 im Historischen Museum Bamberg), hg. v. Regina Hanemann, Baunach 2009, S. 108 (im Folgenden zitiert als „Schramm, Handwerk“).

[136] Heller, Taschenbuch, S.149: „ ...ihnen [den acht Seilern, F.F.] wurde mit den Häfnern um 1418 gleiche Gesetze ertheilt... “.

[137] Schramm, Handwerk, S.108.

[138] Wienkötter, Industrie, S.37.

[139] Damals gab es in Bamberg Stauchen-, Barchent-, Leinen- und Wollweber, Tuchmacher, Grohlodner und Färber als textile Gewerbezweige (Ebd.).

[140] Ebd.

[141] Ebd.

[142] Krings, Bamberg, S.34f..

[143] Morlinghaus, Bamberg, S.88.

[144] http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_basisdaten.php?id=KS0499&templ=relaunch_vorlage_detail_geschichte (Stand: 29.12.2012, 17:09h).

[145] Pfeufer, Beyträge, S.242: „ Schon vor mehreren Jahrhunderten ergiengen deshalb Verordnungen auf Verordnungen. Wegen der Wolleausfuhr haben wir schon in den Jahren 1566, 1567, 1585, 1603, 1604, 1689 die nachdrücklichen Verbote. Ohngeachtet dessen gieng die Ausfuhr fort...“; Wild, Staat, S.166; Friedrich Leitschuh: Die Verordnungen Franz Ludwigs von Erthal, Fürstbischofs von Bamberg und Würzburg, zur Hebung des Handwerks (Separat-Abdruck aus der bayerischen Gewerbezeitung), Bamberg, [ca. 1860], S.16 (im Folgenden zitiert als „Leitschuh, Erthal“).

[146] Reddig, Handwerker, S.18; Pfeufer, Beyträge, S.242f.: „ Der dermalige Fürst [Franz Ludwig von Erthal, F.F.] , überzeugt, wie viele Tausend Hände mit der Wollenspinnerey genährt werden können, befahl nicht allein, streng gegen die Ausfuhr zu wachen, sondern verbot im Jahre 1780, 1781 und 1787 alle Einfuhr gewalkter oder gestrikter Strümpfe und anderer dergleichen Arbeiten, ausser der der Messezeit... “.

[147] Barchent ist ein Mischgewebe: die Schussfäden bestehen aus Baumwolle, die Kettfäden aus Leinen. Es kann glatt, auf einer oder auf beiden Seiten aufgeraut sein.

[148] Morlinghaus, Bamberg, S.97f..

[149] Wienkötter, Industrie, S.37.

[150] Ein mit Bildern bedrucktes Gewebe.

[151] Morlinghaus, Bamberg, S.97.

[152] Die einzelnen Territorien des Fürstbistums Bamberg werden als Ämter bezeichnet.

[153] Morlinghaus, Bamberg, S.124.

[154] Wild, Staat, S.171.

[155] Leitschuh, Erthal, S.16. Drillich ist ein dichtes, festes und strapazierfähiges Gewebe in Köper- oder Drellbindung und kann aus Baumwolle, Leinen und Halbleinen gefertigt werden. Der Name leitet sich ab vom lat. „trilix“ = „dreifädig“.

Bei der Damastherstellung wechseln sich kett- und schusssichtige Partien abwechseln und dadurch verschiedenste Muster eingewebt werden können. Die zugrundeliegende Webtechnik ist sehr aufwendig und wird deshalb nur mit hochwertigen Materialien hergestellt, z.B. Seide, Kammgarn, Leinen und merzerisierter Baumwolle.

[156] Pfeufer, Beyträge, S.242.

[157] Ebd., S.243; Krings, Bamberg, S.35; Wienkötter, Industrie, S.218; Wild, Staat, S.172; Reddig, Handwerker, S.19.

[158] Wild, Staat, S.172f..

[159] Schneidawind, Hochstif t, S.103: „ Unter die von der Ober-Armeninstituts-Commission conscribirte Arme wird so viel Baumwolle ausgetheilt, als sie verarbeiten wollen, ja, um sie zur Arbeitsamkeit zu vermögen, ist der Erwerb, den sie davon machen können, genau in die Berechnung ihres nothwendigen Unterhaltes aufgenommen.“. Ebd., S.105: „ Für arme Tuchmacher ist auf öffentliche Kosten eine Wollenniederlage angelegt. Sie erhalten aus derselben Wolle, deren Werth sie erst nach ihrer Verarbeitung zurückzahlen.“

[160] Ebd., S.102: „ Vom Jahre 1787 – dem ersten Jahre der Eröffnung dieser Anstalt – bis 1788 wurden 528 im Baumwollespinnen unterrichtet, und im Jahre 1790 72 Kinder vom 12ten bis zum 14ten Jahre von der Ober-Armeninstituts-Commission dazu angehalten. “.

[161] Wild, Staat, S.173.

[162] Schneidawind, Hochstift , S.103: „ Am Schlusse des Jahres 1794 betrug der effective Stand dieser Anstalt die Summe von 15336 Gulden, 10 ½ Kreuzer [...] und hiemit [im Jahr 1797, in dem die Schrift veröffentlicht wurde, F.F.] stieg das Vermögen des Jnstituts auf 18677 Gulden, 33 ¾ Kreuzer. [...] so war der reine Gewinn seit dem Jahre 1787 6038 Gulden, 9 ¾ Kreuzer. “.

[163] Die Appretur ist die Veredelung von Stoffen und Geweben.

[164] Schneidawind, Hochstift , S.104f.: „ Seit der Entstehung dieser Betriebsamkeit dachte man nur darauf, [...] spinnen zu lassen, ohne eine fernere Verarbeitung mit dem Gespinnste vorzunehmen. Dadurch wird nichts als der Spinnerlohn verdient, und der übrige noch mögliche Erwerb entgieng. Der Elberfelder oder Hamburger Garnhändler kauft das rohe Garn, läßt es in Sachsen verweben, in Hamburg drucken, und verkauft dem Bamberger sein von ihm verhandeltes Garn, in Cattun verwandelt, nicht ohne guten Gewinnst wieder. “; Wienkötter, Industrie, S.218; Krings, Bamberg, S.35.

[165] Wienkötter, Industrie, S.40; Reddig, Handwerker, S.19.

[166] Wienkötter, Industrie, S.40.

[167] Öfter auch als „Biswanger“ oder „Beiswanger“ erwähnt.

[168] Schneidawind, Hochstift, S.107: „ Jn der Stadt Bamberg hat Herr Stadtrath Bißwanger eine Zitz- und Cattundruckerey angelegt, aus der niedliche Dessins von Manchestern, Hals- und Schnupftücher, Frauenzimmerkleider, Westen, Beinkleider etc. zum Vorscheine kommen. Jmmer sind in derselben 8 Drucker beschäftiget, und gegen 150 Spinner finden durch sie hinlängliche Arbeit. Ueberdieß arbeiten fast alle in der Stadt Bamberg befindliche Weber für die Rechnung dieser Anstalt, deren Unternehmer ihnen Stühle, und, was noch mehr ist, nöthige Belehrungen über die erforderlichen Handgriffe ertheilte. “; Morlinghaus, Bamberg, S.100; Krings, Bamberg, S.35; Wienkötter, Industrie, S.36 u. 217; Reddig, Handwerker, S.19. Binswanger habe „ ...alle Jahre gegen 100 Dutzend Westen nach dem Sächsischen, Hessischen und Braunschweigischen geliefert. Sogar vom Breißgaue aus sind schon Bestellungen auf solche eingegangen. “ (Reddig, Handwerker, S.19.).

[169] In einer Krappmühle wurde „Krapp“, die Wurzeln der Färberröte, vermahlen , welche einen roten Farbstoff, den „Krapplack“, lieferten.

[170] Ein Kalander ist eine Maschine mit weichen und harten gegenläufigen Walzen, der das Gewebe durch Druck, Wärme und Walzengeschwindigkeit veredelte.

[171] Wienkötter, Industrie, S.217f.; Krings, Bamberg, S.35; Reddig, Handwerker, S.19; Schneidawind, Hochstift, S.107: „[Binswanger, F.F.] hat auch eine Pflanzung von Farbekräutern angelegt, in der er Krapp, Farberisetten und Kardeln zum gebrauche seiner Manufactur zieht. Dieses Unternehmen ist noch in der Hinsicht merkwürdig, weil es der erste Versuch ist, der mit dem Anbaue der Farbekräuter, und vorzüglich des Krappes, in dem Hochstifte gewagt wurde. Zu den übrigen Anstalten dieser Manufactur gehören eine Krappmühle, ein Appreturcalander, eine Blaufärberey von 1, und eine andere Färberey von 2 Kesseln.

[172] Schneidawind, Hochstift, S.107f.: „ Die Anzahl der Tuchmacher beläuft sich hier [im Amt Weismain, F.F.] auf 12, und der Zeugmacher auf 3. Jene verfertigten Tuch, die Elle zu 2 Reichsthaler. [...] ...so war man doch lange nicht auf den Gedanken gekommen, auch innerhalb der Grenzen des Amtes der Wolle die erste Zubereitung geben zu lassen. Auswärtige Unterthanen strömten herbey, um die Wolle zum Spinnen abzuhohlen. Um diesem Ungemache abzuhelfen, zugleich um innerhalb der Grenzen des Amtes einen Zweig der Thätigkeit mehr zu verbreiten, eröffnete der nunmehrige Herr Amtskastner Franz Burkard zu Stadtsteinach, als er die Administration des Vogteyamtes zu Weißmayn besorgte, im Jahre 1792 im Amtshofe selbst eine Industrieschule. Er ließ in derselben hauptsächlich der Jugend Unterricht in der Zubereitung und ersten Bearbeitung der Wolle ertheilen. “;

Pfeufer, Beyträge, S.175: „ ...und die Wollenweberey in Weismain selbst ist zu einem Grade gestiegen, der nachahmungswürdig ist, und durch den Handel mit Tüchern theils in die Bambergischen, theils in die Bayreuthischen und Koburgischen Lande viele Tausend Gulden in das Amt bringt. “.

[173] Schneidawind, Hochstift, S.109: „ Der Lohn, den die Tuchmacher jährlich für das Spinnen der benöthigten Wolle auslegen, beträgt 900 Gulden [...] Nur in der Stadt Weißmayn allein zählte man gegen das Ende des Jahres 1794 56 Spinnerinnen. Die Zeugmacher legen jährlich 300 Gulden Arbeitslohn für Spinner aus. “.

[174] Ebd., S.107: „ Jn Staffelstein werden viele Damast- und andere Wollenzeuge verarbeitet. Auch die Hauptmannschaft Kronach verfertiget viele Zeugweberarbeiten. Sie gebraucht hiezu viele ausländische Wolle, und dieser Nahrungszweig könnte noch einträglicher, und die Jndustrie noch höher getrieben werden, wenn man selbe nicht schon gesponnen kommen ließ. “.;

Pfeufer, Beyträge, S.157: „ Die Stadt Staffelstein hat sich besonders in ehemaligen Zeiten durch geschikte Wollenzeugweber ausgezeichnet und hat deren noch immer. “.

Ebd., S.181: „ Da sowohl in der Stadt Kronach als mehreren dahin gehörigen Ortschaften viele Zeuchweberarbeit gefertigt wird, so ist es wohl ein ziemlich großer Fehler, daß das Gespinnst der Schafwolle meistens nicht in den Amte gefertigt, sondern aus dem Bayreuthischen Landen beygehohlet wird; indem doch des Winters über viele arme Hände müssig sind, die währender Sommerszeit sich mit Flößen nähren. “.

[175] Ein Zwickel ist ein Stoffstück, das in eine Naht eingesetzt wird, um dem Träger des Kleidungsstückes mehr Komfort zu bieten.

[176] Schneidawind, Hochstift, S.108: „ Viele Einwohner des Amtes Büchenbach nähren sich von Toback- und Baumwollespinnen. Sie erwerben auch viel Geld damit, daß sie für Rechnung der Erlanger Manufacturen Zwickel in die Strümpfe nähen. “;

Pfeufer, Beyträge, S.166: „ Das Baumwolle und Tabakspinnen, denn das Nähen der Zwikel in die Strümpfe für benachbarte Fabriken geben dem Unterthan dieses Amtes [Büchenbach, F.F.] reichlichen Verdienst. “.

[177] Schneidawind, Hochstift, S.108: „ Blühend sind die Tuchmanufacturen in Herzogenaurach. Auch sie verarbeiten meistentheils ausländische Wolle, die sie aus dem Ansbachischen, Bayreuthischen, Ritterschaftlichen, Schwarzenbergischen, und Deutschordischen beziehen. Die Verarbeitung derselben geschieht theils für einheimisches Bedürfnis, theils für Fürther, Erlanger und Nürnberger Abnehmer. In diesem Amte befinden sich gegen 30 Meister, die mehr, als 200 Menschen Arbeit geben, welche sie theils als Gesellen halten, theils als Spinner fördern,. Der jährliche Einkauf steigt auf die Summe von 19000, 19500, auch 20000 Gulden, Der Werth der jährlich daraus verarbeiteten Tücher beträgt an 33000, 33500, auch 34000 Gulden. Diese industriöse Staatsbürgerclasse gewinnt also dem Lande jährlich über 15000 Gulden. “;

Pfeufer, Beyträge, S.168: „ Das Ort Herzogenaurach selbst hat grossen Verdienst durch die Wollenweberey; da dreysig Tuchmacher daselbst sind, und eine Menge Hände durch Wollenspinnen sowohl für diese, als für Erlanger, Fürther und Nürnberger Fabriken beschäftigt werden. “.

[178] Schneidawind, Hochstift, S.110: „ Ansehnlich ist die Strumpfwirkerey, die in der Hofmarkt Fürth von Bambergischen Meistern, deren es ungefähr gegen 40 sind, betrieben wird. Dieser Erwerbszweig bahnte noch andere Nahrungswege, z.B. das Bleichen der Baumwolle. Uebrigens ist es allgemein bekannt, zu welcher Höhe sich der Kunstfleiß in der Hofmarkt Fürth geschwungen habe. “.

[179] Pfeufer, Beyträge, S.187f.: „ Die seit sechs Jahren [im Amt Wartenfels, F.F.] eingeführte Baumwollenspinnerey gewährt den Jnnwohnern sehr guten Verdienst. “. Ebd, S.189: „ Die Schafwolle [des Amtes Kupferberg, F.F.] wird meistens von den Unterthanen gesponnen und zu Kleidern verarbeitet. “. Ebd., S.191f.: „ Die in diesem Amte [Enchenreuth, F.F.] allenthalben sehr getrieben werdende sowohl Flachs- als Baumwollenspinnerey und Weberey besonders für auswärtige Fabriken machen eine Hauptnahrungsquelle der Unterthanen aus. “.

[180] Ebd., S.192: „ ...und ebenso wichtig [in den Ämtern Rothenkirchen und Teuschnitz, F.F.] ist der Verschleiß von Linnenzeuge, weil der weiße Flachs von den Unterthanen, sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechtes, selbst gesponnen und verwebt, und die Menge der gefertigten Tücher in den bambergischen sowohl als würzburgischen und anderen Landen verkauft wird. “. Ebd, S.195: „ Auch die Wollenspinnerey und Weberey fängt seit einigen Jahren her [im Amt Vilseck] an, empor zu kommen. “.

[181] Für eine detaillierte Darstellung der Gründungsumstände der Mechanischen Weberei und Spinnerei Hof siehe Eitler, Franck, S.181-207 und Wunnerlich, Familie. Für die Mechanische Baumwollspinnerei und –weberei Bamberg siehe Krings, Unternehmer, S.269-314.

[182] Eitler, Franck, S.181.

[183] Weitershausen, Zustand, S.60: „Die Wichtigkeit dieses Nahrungs-Zweiges, beruhet nicht auf großen Manufacturiers, denn außer den Herren Köhler, Schneider, Herold, Otto, und Wunnerlich, die den Mouselin, Cattun, Tüchlein und Strumpfhandel ins Große treiben...“.

[184] Vgl. Punkt 7.1.1., Tabelle II.

[185] Eitler, Franck, S.191.

[186] Ebd., S.191f..

[187] Ebd., S.190ff.

[188] Ebd., S.206.

[189] Wohl 1839, da das damalige Volljährigkeit in Bayern bei 21 Jahren lag.

[190] Eitler, Franck, S.192f..

[191] Ebd., S.191.

[192] Ebd., S.193.

[193] Ebd., S.206.

[194] Ebd., S.193.

[195] Ebd., S.205.

[196] Ebd.

[197] Kellenbenz, Finanzierung, S.198.

[198] Florschütz, Arbeit, S.145.

[199] Ebd. nennt noch die Gebr. Gebhardt, Friedrich Lienhardt und Georg Stark, dafür fehlt Wilhelm Franck.

[200] Eitler, Franck, S.184.

[201] http://www.muehlhans.de/users/hof/Projetkstart/Hof/Stadtplan/stadtplan.html (Stand: 4.1.2013, 13:19h).

[202] Eitler, Franck, S.184f..

[203] Ein hervorspringender Gebäudeteil, welcher mittig in einer Fassade steht.

[204] Florschütz, Arbeit, S.145.

[205] Eine schmale, leicht hervortretende vertikale Verstärkung der Wand (auch „Mauerblende“ genannt).

[206] Florschütz, Arbeit, S.146.

[207] Ebd.

[208] Eitler, Franck, S.185f..

Ende der Leseprobe aus 164 Seiten

Details

Titel
Die Hofer und Bamberger Textilindustrie von 1800-1920 im Vergleich
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte)
Note
1,5
Autor
Jahr
2013
Seiten
164
Katalognummer
V229892
ISBN (eBook)
9783656451723
ISBN (Buch)
9783656452706
Dateigröße
3634 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
hof, bamberg, hof/saale, textilindustrie, textilgewerbe, industrialisierung, schleier, stauchen, flöre, tüchlein, leinen, hochstift bamberg, hochstift, fürstbistum bamberg, fürstbistum, erba, gaustadt, erba-insel, kaliko, kalikofabrik, seilerwaren, seilerwarenfabrik, semlinger, krackhardt, gnuva, riedinger, zeil, zeil a. main, weben, weberei, webstuhl, spinnen, spinnerei, spinnrad, spinnmaschine, selfaktor, crompton, dampfmaschine, eisenbahn, kohle, fabriken, mechanisierung, garn, garne, stoffe, stoff, gewebe, wolle, baumwolle, barchent, atlas, fabrikordnung, textilarbeiter, arbeiter, textilbaron, cherbonhof, erlangen-bamberg, regnitz, regnitzkanal, wasserkraft, pensionskasse, krankenkasse, arbeiterwohnungen, appretur
Arbeit zitieren
Fabian Fuchs (Autor:in), 2013, Die Hofer und Bamberger Textilindustrie von 1800-1920 im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229892

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