Angelehnt an Bildkunst und Musik wird um 1800 auch die literarische Gestaltung einer nächtlichen Szene mit ,Nachtstück‘, seltener ‚Vigilie’, bezeichnet. Nachtstücke entsprechen dem Interesse der Romantik an Geistererscheinungen, Träumen oder auch Magnetismus. Material und gedankliches Rüstzeug lieferte dazu die romantische Naturphilosophie. Der Sandmann ist das erste von E. T. A. Hoffmanns Nachtstücken, einem zweiteiligen Zyklus, der Ende 1817 erschien. Allgemein war der Begriff im 15. Jahrhundert für Gemälde eingeführt worden, die eine Szene in einem nächtlichen Innenraum oder der Natur darstellten und stets einen starken Hell-Dunkel-Kontrast aufweisen. Dieses Prinzip des Zwielichts ist auch für Hoffmanns Sandmann maßgeblich. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Begriff des Nachtstückes ebenfalls für literarische Werke verwendet, die in der Nacht spielten oder eine schauerliche Stimmung vermittelten.
Tatsächlich spielt Der Sandmann vor allem nachts, doch der eigentliche Grund, weshalb er als Nachtstück bezeichnet werden kann, ist die unheimliche Gestalt des Sandmanns. Sie verleiht der Geschichte die gruselige Stimmung. Coppelius/Coppola erscheint als eine dunkle Macht; ob er jedoch wirklich der von Nathanael so gefürchtete Sandmann ist, bleibt ungeklärt. Dadurch, dass die Geschichte mit Briefen von Nathanael und Claras beginnt, kann der Leser sich in Figuren hineindenken. Er kann jedoch nicht wissen, ob Nathanael sich als Wahnsinniger in seiner Geistesgestörtheit den Sandmann nur einbildet, oder ob dieser wirklich existent und nur für die anderen fiktiven Figuren nicht sichtbar ist.
Die Thematik des Unheimlichen behandelte Sigmund Freud in seinem gleichnamigen Aufsatz, der unter Punkt fünf behandelt wird. Danach wurde Der Sandmann zum meistinterpretierten Werk Hoffmanns.
Neben dem „Unheimlichen“, das in der Arbeit in das Thema der Augenangst mit einbezogen wird, befasst sie sich hauptsächlich mit dem Thema der Augen. Um einen Einstieg in die Thematik der Augen und auch der Automaten zu finden, wird zu Beginn über die Geschichte der Automaten berichtet; danach werden die Augen der (Haupt-) Figuren und das, was sie aussagen, näher beschrieben. Anschließend geht es um die Problematik Auge und Automat, wobei der Blick auf die zentralen Begriffe wie Organismus/Mechanismus,
Inhaltsverzeichnis
- Der Sandmann – ein Nachtstück
- Zur Geschichte des Automaten-Menschen
- Die Augen der Figuren
- Clara
- Coppola/Coppelius
- Olimpia
- Auge und Automat
- Augenangst
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert E. T. A. Hoffmanns "Der Sandmann" unter besonderer Berücksichtigung der Thematik der Augen und des Automaten. Die Analyse untersucht den Einfluss des Unheimlichen, den Zusammenhang zwischen Augenangst und Automaten, sowie die Rolle des Automaten als Projektionsfläche für menschliche Sehnsüchte und Ängste.
- Die Rolle des Unheimlichen in Hoffmanns "Der Sandmann"
- Die Augen als Symbol und Bedeutungsträger in der Geschichte
- Der Automat als Metapher für den Menschen und seine Sehnsüchte
- Der Zusammenhang zwischen Augenangst und der Konfrontation mit dem Automaten
- Die Darstellung von Liebe und Wahnsinn im Kontext der Mensch-Maschine-Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Begriff "Nachtstück" im Kontext der Romantik und dessen Bedeutung für die Interpretation von "Der Sandmann". Es wird die unheimliche Stimmung der Geschichte im Zusammenhang mit der Gestalt des Sandmanns beleuchtet.
Das zweite Kapitel verfolgt die Entwicklung der Automaten-Menschen von der Antike bis zur Aufklärung und zeigt auf, wie diese Konzepte mit dem Menschenbild der jeweiligen Epoche verbunden sind. Dabei werden wichtige Denker wie Descartes und De La Mettrie erwähnt.
Das dritte Kapitel analysiert die Augen der Hauptfiguren Clara, Coppola/Coppelius und Olimpia, wobei die Bedeutung der Augen als Spiegel der Seele und der Wahrnehmung untersucht wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselbegriffe: "Der Sandmann", E. T. A. Hoffmann, Nachtstück, Unheimliches, Augenangst, Automat, Automaten-Menschen, Mensch-Maschine-Beziehung, Wahrnehmung, Sehnsucht, Liebe, Wahnsinn.
- Arbeit zitieren
- B.A. Viktoria Heitz (Autor:in), 2012, E. T. A. Hoffmanns "Der Sandmann". Der Zusammenhang von Auge und Automat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229901