John Constable und die paysage a la anglaise


Hausarbeit (Hauptseminar), 1996

24 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einführung in das Thema, Literaturlage

2. Biographie John Constable

3. John Constables Vorstellung von Kunst

4. Constables Landschaft
4.1. Naturstudium
4.2. „nothing“ als Darstellungsobjekt
4.3. tägliches Training: Skizzen, Beobachtungen

5. erste Zusammenfassung

6. Kompositionselemente
6.1. Himmel
6.2. Licht
6.3. Farbwahl
6.4. chiaroscuro
6.5. Kompositionsschema – Vergleich an mehreren Werken
6.6. Einschub: „dew“

Literatur- und Dianachweise

1. Einführung

John Constable und die paysage a la anglaise.

Das ist an sich ein schön gewählter Titel, denn in der Tat bilden gerade Constables Landschaftsbilder, wenn auch meist ohne unser Wissen, unsere Vorstellung der englischen oder zumindest der Suffolkschen Landschaft.

Die Schönheit der englischen Landschaft - zumindest in Constablescher Sichtweise - wurde erst spät im eigenen Land erkannt und schätzen gelernt. Noch zu Constables Lebzeiten propagierte und lehrte die Royal Academy of Arts, deren Schüler und Mitglied er war, noch eine eher klassisch-ideale Landschaftsauffassung allerhöchstens eines Claude Lorrain, und wollte Landschaft letztendlich in das Historienbild verbannt wissen.

So sehr Constable die Landschaftsauffassung Lorrains etwa verehrte und auch durch zahlreiches Kopieren sich zu erwerben suchte, so war diese idealisierende Sichtweise, die Natur immer auch verbessern wollte, sie schöner darstellen wollte, als sie wirklich aussah, nicht das, was Constable unter Landschaft oder Natur verstand.

Sicherlich an ihrem Handwerk wie auch in der Komposition und Interpretation aufs beste geschult, so muß als sein größter Lehrer nicht Lorrain oder auch Ruysdael gesehen werden, sondern alleine die Natur selbst. Sie war es, die Constable in Licht und Farbe unterwies.

Dazu sagt Constable selbst:

"Yet, in reality, what are the most sublime productions of the pencil but selections of some forms of nature, and copies of a few of her evanescent effects; and this is the result, not of inspiration, but of long and patient study, under the direction of much good sense...it was said by Sir Thomas Lawrence, that 'we can never hope to compete with nature in the beauty and delicacy of her seperate forms or colours, - our only chance lies in selection and combination'. Nothing can be more true, and it may be added, that selection and combination comes from nature herself."

- Das nur als Ausgangspunkt. Bevor ich den eben hingeworfenen Begriff der Natur im Sinne Constables noch näher kläre, möchte ich noch ein paar Worte zur Literaturlage, wie auch zur Biographie John Constables sagen.

Die Literatur erwies sich für mich, aufgrund mehrerer widriger Umstände, als zum größten Teil unbrauchbar. Das liegt weniger an der Literatur selbst, die zum tieferen Einstieg in das Thema Constable sicherlich wertvolle Anregungen geben mag. Jedoch setzen sie alle Constables sog. Theorie der Landschaft als bekannt voraus und widmen sich ihr deswegen nicht weiter.

Das Problem bei mir war nur, daß ich die Literatur, die in den Bibliographien als primäre, also grundlegende Literatur angeführt wurde, nicht greifbar hatte. Als da wären: John Constable's correspondence and documents, herausgegeben von P.B.Beckett, deren vierter Band verschiedene Lesungen Constables zur Landschaftsmalerei enthält, sowie John Constable: Further documents and correspondence, herausgegeben von Leslie Perris. Er hat übrigens auch den Katalog zur Ausstellung in der Tate Galery 1991 zusammengestellt.

C.R. Leslie, ein Freund und großer Bewunderer Constables stellte auch eine Biographie anhand von Briefen zusammen mit dem Titel: Memoirs and Life of John Constable R.A., aus der ich schließlich die meisten der direkten Informationen und Aussagen verwenden konnte.

Im weiteren verließ ich mich auf die oben angesprochene Sekundärliteratur und übernahm so weit wie möglich direkte Zitate Constables aus den mir nicht greifbaren Büchern, so gefährlich das auch immer ist. Da ich zum Teil dieselben Zitate in verschiedenen Bezügen fand, versuchte ich, die tatsächliche Aussage so behutsam wie möglich herauszufiltern, um eine weitestgehend authentische Aussage über Constables Theorie machen zu können.

Insofern wird sich mein Referat auch an diesem dünnen Faden festhalten müssen. Die Beschäftigung mit der Sekundärliteratur hat nämlich auch gezeigt, wie "abgefahren" die Ausdeutungen werden können.

Weitere Anregungen bieten Ronald Paulson "Literary Landscape", in dem er die gefühlsmäßige Umwandlung der Landschaft seitens Turners und Constables untersucht, sowie Thomas Werners Studien zum Werk von John Constable.

Auch The Recreation of Landscape von James Heffernan soll genannt werden, wenn sich diese Untersuchung auch sehr speziell auf einen Vergleich zwischen der Landschaftsmalerei und dem Gedicht über Landschaft spezialisiert (Turner, Constable, Wordsworth, Coleridge).

Auch die gewählten Dias beschränken sich auf fertiggestellte Ölbilder, die bereits einer, ja, Zensur unterworfen wurden, um eine Publikumswirksamkeit zu garantieren. Ich habe sie auch gerade deswegen gewählt, da schließlich sie es waren, die zum Constableschen England wurden, sozusagen die Pille in der Hartwurst, die dem Publikum gegeben werden mußte, um sie Schritt für Schritt einer neuen Landschaft zugänglich zu machen.

Noch ein weiterer Grund sprach meiner Meinung nach gegen das Einbeziehen von Skizzen in meine Dialiste. Skizzen waren für Constable immer nur handwerkliche Naturbeobachtungen, in denen er seine Theorie für sich ausprobieren konnte.

Sicherlich finden wir in seinen Skizzen eine freiere, modernere Malweise, die uns leicht verlocken könnte, Constables Neuerungen in einer falschen Richtung zu deuten. Wenn wir uns an die Romantik-Vorlesung letztes Semester erinnern, da haben wir auch eine Skizze von Makart gesehen, die uns wesentlich "sympathischer" war als das fertige Bild.

Was ich allerdings tun werde, ist an gegebener Stelle auf die jeweilige Bedeutung der Skizzen zu verweisen. Doch das wird später im Zusammenhang sicher deutlicher.

2. John Constables Biographie.

John Constable wurde am 11. Juni 1776 als Sohn eines Müllers geboren. Sein Vater besaß bereits zu dieser Zeit mehrere Mühlen in der Gegend und Constable hatte in seiner Jugend bestimmt keine Not zu leiden.

Nach einer mit Mühe zuende gebrachten Schulzeit, lernte auch er das Handwerk seines Vaters und wurde bald der "handsome miller", beliebt bei allen Leuten.

Durch Sir George Beaumont kommt er in ersten Kontakt mit Claude Lorrain, dessen Landschaft: Hagar und Engel er auch kopiert.

Soz. eigenständig fertigte er mehrere Landschaftsskizzen für John T.Smith an, der dabei war, eine Sammlung von Radierungen der schönsten Gegenden Englands zusammenzustellen.

1801 inskribierte er sich schließlich an der Royal Academy of Arts in London, sehr zum Leidwesen seiner Eltern. Seine Mutter fragte ihn auch einmal, ob sie das noch erleben durfte, daß er mal ein Bild für 3000 Guineas verkaufen würde. Sie durfte nicht. Constable war zeit seines Lebens zumindest wirtschaftlich nicht besonders erfolgreich und mußte sich die ersten Jahre mit Portraitmalerei, zu der auch "Portraits von Häusern" gehörten, herumschlagen.

Aufgrund seines Geldmangels, mußte er auch fünf lange Jahre warten, um endlich seine geliebte Maria heiraten zu können. In diesen fünf Jahren enstanden die meisten der Skizzen von East Bergholt, seinem Heimatdorf, die angeblich, so will es Ronald Paulson, entstanden wären, als er immer am Fenster saß und sehnsüchtig in die Richtung schaute, wo er und Maria spazierengegangen waren.

Nunja, er hat sie dann 1816 bekommen, und von ihr sieben Kinder. Allerdings währte das Glück nicht lange. Sie starb 12 Jahre später an TBC, die sich bereits lange vorher angekündigt hatte.

In diese Zeit fallen auch zwei Umzüge, einmal nach London und dann nach Hampstead Heath, immer wieder unterbrochen von längeren Aufenthalten in Brighton, an der See also, wegen der Erkrankung seiner Frau.

Ganz anders also als die Zeit seiner Jugend, als Suffolk, wenn er auch in London studierte, noch immer seine Heimat war, die er kannte und liebte, und aus der er mit Freunden nur manchmal ausbrach, um andere Landschaften wie die Highlands kennenzulernen.

Man kann annehmen, daß Constable immer unglücklich gewesen ist mit allen anderen Landschaften, in denen er leben mußte, sei es London sowieso, Hampstead oder Brighton. In Suffolk hatte er, wie er sagt, eine "careless boyhood", in die er sich in Zeiten der existenziellen Probleme immer wieder zurücksehnte.

So ist es auch nicht verwunderlich, daß er in den meisten seiner Bilder diese Landschaft immer wieder erinnert. Und auch die 1830 bis 32 als Mezzotintos herausgegebene Sammlung seiner Landschaften "English landscape scenery" beginnt mit einer Darstellung seines Geburtshauses.

Windmühlen bei Brighton.

Hier sehen Sie Windmühlen bei Brighton aus dem Jahre 1824, Öl auf Leinwand, 15,9 x 30,2 cm. Es befindet sich jetzt in der Tate Galerie in London.

Es soll sozusagen als Anschauungsmaterial dienen für die Beziehung Constables nicht nur zu seiner Landschaft, sondern besonders auch zu den Mühlen, mit denen er aufgewachsen ist und die ihn seit seiner Kindheit nicht mehr verlassen haben.

Wir wissen aus Constables Briefen, daß er die Brightonsche Seelandschaft nicht besonders schätzte, dennoch hat er auch hier, an einem für seine Frau lebenswichtigen Ort, versucht sich einzufinden durch Vertrautes, wie eben die Windmühlen.

Zwei Daten sind noch wichtig in Constables Leben.

Zum einen die Ausstellung mehrerer seiner Bilder, von denen eines der Hay Wain war, den ich später noch ausführlicher bespreche, in Paris im Louvre 1824, für die er schließlich vom französischen König eine Medaille bekommt (noch lange bevor England weiß, was es an ihm hat) und die nachhaltigen Eindruck auf die Schule von Barbizon macht.

Das zweite Datum ist seine Ernennung zum Mitglied der Royal Academy of Arts 1829, die nicht nur seiner Meinung nach viel zu spät kam und insgesamt die Haltung gegenüber Constable und sein Schicksal verdeutlicht.

Am 31.März 1837 starb Constable, geplagt von Rheumatismus, im Alter von nur 50 Jahren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
John Constable und die paysage a la anglaise
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Kunstgeschichte, FAU Erlangen)
Veranstaltung
Romantische Landschaftsmalerei, HS
Note
2,3
Autor
Jahr
1996
Seiten
24
Katalognummer
V22994
ISBN (eBook)
9783638262040
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
ausformuliertes Referat
Schlagworte
John, Constable, Romantische, Landschaftsmalerei
Arbeit zitieren
Alexandra Meier (Autor:in), 1996, John Constable und die paysage a la anglaise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22994

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