Innerhalb der wissenschaftlichen Debatten ist bisher sehr massiv auf die Leitung und Gleichschaltung der Presse im Dritten Reich eingegangen worden. Eine Betrachtung der Presseinhalte wurde allerdings nur an wenigen Punkten betrieben. Das diese Inhalte einer Betrachtung nicht lohnen würden, konnte durch Peter Longerich1 bereits widerlegt werden. In seinen Betrachtungen zur Bevölkerungsmeinung der Jahre 1933-1945 hinsichtlich der Judenverfolgungen, für die er auch die Presseechos der Zeit analysierte, kam er zu der Schlussfolgerung, dass die Bevölkerungsmeinung bis zum Kriegsbeginn durchaus eine Differenzierte war. Wichtig anzumerken ist dabei, dass Longerich die Ignoranz einiger Journalisten gegenüber den Presseanweisungen der Regierung nicht etwa auf bewussten Widerstand zurückführte, sondern auf mangelnden Enthusiasmus.
Inhalt:
I. Einleitung
II. Anmerkungen zu Quellen und Autor
III. „Pakt mit Moskau“ - die Darstellung im Völkischen Beobachter
IV. Fazit
V. Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Innerhalb der wissenschaftlichen Debatten ist bisher sehr massiv auf die Leitung und Gleichschaltung der Presse im Dritten Reich eingegangen worden. Eine Betrachtung der Presseinhalte wurde allerdings nur an wenigen Punkten betrieben. Das diese Inhalte einer Betrachtung nicht lohnen würden, konnte durch Peter Longerich1 bereits widerlegt werden. In seinen Betrachtungen zur Bevölkerungsmeinung der Jahre 1933-1945 hinsichtlich der Judenverfolgungen, für die er auch die Presseechos der Zeit analysierte, kam er zu der Schlussfolgerung, dass die Bevölkerungsmeinung bis zum Kriegsbeginn durchaus eine Differenzierte war. Wichtig anzumerken ist dabei, dass Longerich die Ignoranz einiger Journalisten gegenüber den Presseanweisungen der Regierung nicht etwa auf bewussten Widerstand zurückführte, sondern auf mangelnden Enthusiasmus.2
Eine konträre Meinung findet sich bei Lars Jockheck3, welcher anhand der Polenberichterstattung die radikale Haltung des Völkischen Beobachters darstellte. Der Völkische Beobachter missachtete folglich nicht die Presseanweisungen, sondern propagierte viel mehr die eigene, nationalsozialistische Haltung der Mitarbeiter. Auf diese Weise erfüllten sie zwei Funktionen. Auf der einen Seite arbeiteten sie dem Führer zu und auf der anderen Seite konnten sie ihrer eigenen Meinung, im Rahmen der Volksgemeinschaftspropaganda, Gehör verschaffen.4 Hier findet sich auch der Ansatz dieser Hausarbeit wieder. Diese wird sich mit der Fragestellung, wie der Hitler-Stalin-Pakt in der deutschen Öffentlichkeit dargestellt wurde und wie die Nationalsozialistische Propaganda diesen rechtfertigte, auseinandersetzen. Dabei soll es nicht um die Frage nach dem Initiator des Pakts gehen. Vielmehr soll versucht werden darzustellen wie der Völkische Beobachter den Hitler-Stalin-Pakt für die Öffentlichkeit darstellte. Es geht hierbei speziell um die Argumentation die Seibert innerhalb des Artikels vom 23.August 1939 anführt. Welche Punkte spielen für ihn die ausschlaggebende Rolle in der Argumentation für den Hitler-Stalin-Pakt?
II. Anmerkungen zu Quellen und Autor
Den Einschränkungen, der für diese Hausarbeit herangezogenen Quellen, liegen einige Überlegungen zugrunde. Die Kürze der Arbeit lässt es nicht zu, sonderlich viele Quellen auszuwerten. Daher ist es notwendig eine genaue Einschränkung vorzunehmen. Die Wahl fiel deshalb auf die Norddeutsche Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 23.August 1939. Die Norddeutsche Ausgabe war in Deutschland zu dieser Zeit die verbreiteteste5 und wird auch von Moritz Florin verwendet. Er fügt des Weiteren an, dass sich die Ausgaben ohnehin nur gering in ihrer Auslandsberichterstattung unterscheiden.6 Da die meisten Ausgaben der Norddeutschen Ausgabe im Zeitungsarchiv der Staatsbibliothek Berlin zu finden sind, bot sie sich zudem sehr an. Genauer betrachtet wird der Artikel von Dr. Theodor Seibert, der am 23. August 1939 im Völkischen Beobachter erschienen ist.
„Der einzige Russlandkenner, der auch nach 1939 noch aktiv in der Redaktion des Völkischen Beobachters mitarbeitete, dürfte der Leiter des außenpolitischen Ressorts, Theodor Seibert, gewesen sein.“7 Daher wird der Artikel für diese Arbeit besonders interessant, denn Seibert lebte einige Zeit in Moskau und konnte auch wegen seiner Russischkenntnisse einige Einblicke in die UdSSR erlangen.
III. „Pakt mit Moskau“ - Darstellung im Völkischen Beobachter
Am Mittwoch dem 23. August 1939 erschien der Völkische Beobachter mit der großen Überschrift auf dem Titelblatt „Polen konzentrierte Truppen an den Grenzen“8. Erst im zweiten Teil der Überschrift las man etwas von einem deutsch-sowjetischen Bündnis. Der Völkische Beobachter schrieb hier „Völlige Überraschung der Umwelt durch den Pakt Berlin-Moskau“9. Sofort bekam man dadurch den Eindruck, das Bündnis hätte etwas mit der vermeidlichen polnischen Truppenkonzentration an den deutschen Grenzen zu tun gehabt.10 Zu beiden Themen der Überschrift wurde jeweils ein Leitartikel abgedruckt, wobei der für diese Arbeit interessantere, jener von Dr. Theodor Seibert, unter der Überschrift „Pakt mit Moskau“11 veröffentlicht wurde. Seibert beschrieb in dem Artikel wie in „völliger Unkenntnis“12 man bis zum heutigen Tage gewesen sei. Er pries den Vertrag als das Ergebnis einer „kaltblütigen“13 Diplomatie und als einen Schritt auf Hitlers Weg. Interessant ist auch, dass Seibert in seinem Artikel den Einkreisungsgedanken wieder aufgriff, den man der englischen Regierung schon öfter vorgeworfen hatte. Deutschland schließe eben „saubere Nichtangriffspakte anstatt einzukreisen“14, so Seibert. Trotz des Verbotes, den neuen Pakt Berlin-Moskau in irgendeiner Form weltpolitisch einzuordnen, wies Seibert darauf hin, dass eine sowjetisch-englische Annäherung aufgrund der Interessensdifferenzen von vorneherein zum Scheitern verurteilt worden wäre. Damit widerspricht er nicht nur der bereits erwähnten Presseanweisung, sondern impliziert damit, dass die deutsch- sowjetische Annäherung auf gleichen Interessen beruhen musste. Das Seibert selbst sich eben nicht an die Presseanweisungen15 der Obrigkeit hält ist dabei nicht zu verkennen.
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1 Vgl. Longerich, Peter , „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933-1945, Bonn 2006. S.9
2 Vgl. Florin S.24
3 Vgl. Jockheck, Lars, Der „Völkische Beobachter“ über Polen 1932-1934. Eine Fallstudie zum Übergang vom „Kampfblatt“ zur „Regierungszeitung“, Hamburg 2006.
4 Vgl. Ebd.
5 Vgl. Florin, S. 18.
6 Vgl. Florin, S. 18.
7 Florin, S. 48.
8 Völkischer Beobachter, Norddeutsche Ausgabe, 23.8.1939. ( Ab hier VB, NA. )
9 Ebd.
10 Vgl. Florin, S. 115.
11 Seibert, Theodor: Völlige Überraschung der Umwelt durch den Pakt Berlin-Moskau, in: VB, NA vom 23.8.1939.
12 Ebd.
13 Ebd.
14 Ebd.
15 Florin, S. 115, Anmerkung 39.
- Quote paper
- Udo Morosov (Author), 2010, Der Hitler-Stalin-Pakt und dessen Darstellung im Völkischen Beobachter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230004