Analyse ausgewählter physiognomischer Texte im 'Buch der Natur' Konrad von Mengenbergs


Bachelorarbeit, 2013

45 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Physiognomik
2.1 Antike Physiognomik
2.2 Die Tradierung antiker Physiognomiken ins Mittelalter

3. Konrad von Mengenberg und das Buch der Natur

4. Formale und inhaltliche Analyse „von den zaichen der natürlichen siten“
4.1 Übersetzung ausgewählter physiognomischer Charakterportraits
4.2 DerAutoritätenverweis als Legitimationsmethode
4.3 Methodische Verfahren und Begründungszusammenhänge
4.3.1 Humoralpathologische Primärqualitäten als Bindeglied zwischen Affekt und Merkmal
4.3.2 Geschlechter-Differenzierung
4.3.3 Tieranomalien
4.4 Das zugrundeliegende Idealbild
4.4.1 rehte mäze - ästhetisches und ethisches Maß
4.4.2 Der physiognomische Idealtypus des ,schönen Guten und guten Schönen'

5. Die Rolle der Physiognomik in der höfischen Gesellschaft des Mittelalters

6. Resümee und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„sô schüll wir nu sagen,

wie des menschen gestalt und seiner glider schickung
uns bezaichnet sein nätürleich siten“[1]

Schon seit Menschengedenken haben wir immer wieder versucht, einen Weg zu fin­den, dem Gegenüber „in den Kopf“ zu schauen, seiner äußeren Erscheinung das in­nere Wesen „abzulesen“. Spätestens seit wir in Städten leben[2] und nicht mehr in Fa­milienverbänden oder kleinen Dörfern, in denen wir von klein auf jede Person ken­nen, der wir jemals in unserem Leben begegnen werden, müssen wir fremde Men­schen einschätzen: Kann ich dem Händler auf dem Markt trauen? Was für ein Mensch ist der neue Nachbar? Wie schön und einfach wäre es da, wenn man dem anderen sprichwörtlich die Unehrlichkeit an der Nasenspitze ansehen könnte oder ihm die Dummheit aus dem Gesicht spränge.

Die Physiognomik versucht seit Jahrtausenden, anhand ihrer körperlichen Merkmale auf die Charaktereigenschaften von Menschen zu schließen.

Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind die physiognomischen Ausführungen in Konrad von Mengenbergs „buch von den natürlichen dingen'‘[3]. Das „erste systemati­sierte deutschsprachige Kompendium des Wissens über die geschaffene Natur“[4] widmet sich im dritten Teil seines ersten Buches „von dem menschen in seiner ge­mainen natur“ den „zaichen der natürleichen siten“ des Menschen.

Diese Arbeit soll zeigen, wie Physiognomik im Mittelalter betrieben wurde: Welche methodischen Verfahren und Begründungszusammenhänge prägten die mittelalterli­che Physiognomik und welches Idealbild lag ihr zugrunde?

Nach einer kurzen Einführung zur Physiognomik, ihrem Ursprung in der griechi- sehen Antike und der Tradierung des antiken Wissens ins Mittelalter soll sich der Beantwortung dieser Fragen mit Hilfe der formalen und inhaltlichen Analyse einiger ausgewählter physiognomischer Charakterportraits aus dem Buch der Natur, gewid­met werden. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf der Analyse von sechs Charakter­portraits, die zur weiteren Analyse zunächst ins Neuhochdeutsche übersetzt werden.

Abschließend soll die Frage beantwortet werden, welche praktischen Konsequenzen die Physiognomik auf die höfische Gesellschaft des Mittelalters hatte.

Grundlage dieser Arbeit bildet die Pfeiffer-Edition von Mengenbergs Buch der Natur aus dem Jahr 1861.

2. Physiognomik

Allgemein versteht man unter Physiognomik „Die Kunst, beim Menschen von äuße­ren Erscheinungsmerkmalen auf innere Wesensqualitäten zu schließen“[5].

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen deskriptiver und mantischer Physiogno­mik.

Die deskriptive (beschreibende) Physiognomik findet sich in verschiedenen Anwen­dungsbereichen: Die medizinische Physiognomik befasst sich mit den körperlichen Zeichen von Krankheiten (Symptomologie). Die zoologische Physiognomik beschäf­tigt sich mit gemeinsamen physischen Eigenschaften von Mensch und Tier und ver­sucht aus diesen charakterliche Übereinstimmungen abzulesen. Die charakterologi- sche Physiognomik liest aus Gesichtszügen, Körperform und Gestik eines Menschen Zeichen für vorübergehende Affektzustände oder konstante Charakterzüge ab. Die ethnologische Physiognomik betrachtet die gemeinsamen Körperzeichen von Natio­nalitäten, Rassen oder Geschlechtern und schließt daraus auf gemeinsame Charakter­eigenschaften.[6]

Die parawissenschaftliche mantische (prophetische) Physiognomik beruht auf der Vorstellung, dass man durch die Ähnlichkeit der Formen in der außermenschlichen Natur mit menschlichen Lebensumständen von einem aufs andere schließen kann. Diese Form der Physiognomik ist eng mit anderen prophetischen Künsten wie der Chiromantie (Handlesekunst), Podoskopie (Fußlesekunst), Oneiromantie (Traumdeu­tung) oder Astrologie verbunden.[7]

Zu finden sind physiognomische Schlüsse in den verschiedensten (pseudo-) wissen­schaftlichen Bereichen: „Medizin, Astrologie, Persönlichkeits- und Ausdruckspsy­chologie, Ethnologie, Rassenlehre, Anthropologie, Kunst, Literatur und Theater“[8].

2.1 Antike Physiognomik

Als Begründer der Physiognomik werden meist entweder der griechische Philosoph Pythagoras, der seine Schüler nach deren Physiognomie ausgesucht haben soll und der, ebenfalls griechische, Arzt Hippokrates angesehen.[9]

Hippokrates gilt als Begründer der Viersäftelehre, die von Galen systematisiert und erweitert wurde.

Die Humoralpathologie ging aus der Viersäftelehre hervor und war die vorherr­schende medizinische Theorie von der Antike bis in die frühe Neuzeit.

Ausgehend vom Viererschema der Grundelemente Luft, Feuer, Wasser und Erde ordnete die Viersäftelehre nahezujeden Bereich des Lebens diesen zu. So besteht der Körper aus vier Körpersäften: Blut (Luft), gelbe Galle (Feuer), schwarze Galle (Er­de) und Schleim (Wasser). Den Körpersäften sowie den Grundelementen wurden wiederum jeweils zwei der vier Primärqualitäten (trocken, feucht, kalt, warm) zu­geordnet. Dieses Schema kann nahezu unendlich erweitert werden.

Oberstes Ziel der Humoralpathologie war die sog. Eukrasie, die gute Mischung, denn die Erhaltung bzw. Herstellung des Gleichgewichtes der vier Körpersäfte erhielt die Gesundheit bzw. stellte sie her. Zu beachten waren hierbei die vier Temperamente, die jeweils vom Überschuss einer der vier Säfte im Körper herrührten, das Überwie­gen eines Saftes im Körper wurde durchaus als natürlich angesehen und erklärte die verschieden Charakterzüge einzelner Menschen: Sanguiniker (zu viel Blut), Phleg­matiker (zu viel Schleim), Choleriker (zu viel gelbe Galle) und Melancholiker (zu viel schwarze Galle).[10]

Der Begriff der Physiognomik wirdjedoch erst durch das pseudo-aristotelische Werk Physiognomonika eingeführt.[11]

Der Text, der in zwei Teilen überliefert worden ist, wurde lange Zeit Aristoteles zu­geschrieben, mittlerweile geht man jedoch aufgrund von Mängeln in der methodi­schen Ausarbeitung und unterschiedlichen Herangehensweisen innerhalb der beiden Textteile (Traktate) davon aus, dass er von zwei verschiedenen Verfassern, vermut- lieh Schülern des Aristoteles, gegen Ende des 4. Jahrhunderts verfasst worden ist.[12]

Den physiognomischen Analysen in beiden Traktaten istjeweils eine Erklärung über die methodische Herangehensweise vorangesetzt. Zunächst einmal gehe man davon aus, dass Körpermerkmale und Charaktereigenschaften einander bedingen.[13] Hierbei sei darauf zu achten, dass die Zeichen für eine Eigenschaft ständig am Körper zu sehen seien und nicht bloß Ausdruck einer momentanen Affektregung.[14]

Um eine eindeutige Zuordnung sicherzustellen, werden die Zuordnungen von Kör­permerkmalen zu Charaktereigenschaften systematisch gewonnen:

„Von allen Arten von Lebewesen, die eine gemeinsame Charaktereigenschaft haben, werden diejenigen gemeinsamen Körpermerkmale abgelesen, durch die sich diese Arten von anderen unterscheiden, so daß sie der gemeinsamen Cha­raktereigenschaft als Merkmal zugeordnet werden können. Damit die Zuord­nungen eindeutig sind, dürfen die Arten der Lebewesen, an denen die Körper­merkmale erstellt werden, allerdings nur eine gemeinsame Charaktereigenschaft haben. Wenn nämlich die Arten der Lebewesen mehrere gemeinsame Charak­tereigenschaften haben, ist nicht zu ermitteln, welcher Charaktereigenschaft die Körpermerkmale zuzuordnen sind. Außerdem muß die Auswahl der Merkmale an möglichst vielen Arten von Lebewesen getroffen werden.“[15]

Eine zweite Möglichkeit, Charaktereigenschaften körperlichen Merkmalen zuzuord­nen sei eine Art logischer Schluss: haben mehrere Charaktereigenschaften, die mit der noch zuzuordnenden Eigenschaft in enger Verbindung stehen, gemeinsame Kör­permerkmale, ließen sich diese aufjene übertragen. Als Beispiel wird hier eine neidi­sche Charakteranlage genannt: Gehe man davon aus, dass der Jähzornige, der Nie­dergeschlagene und der Mürrische von ihrer Veranlagung her auch zwingend nei­disch seien und kenne man die Körpermerkmale, die diese Charaktere kennzeichne­ten, so könne man aus ihnen auch die Merkmale des Neidischen ableiten.[16]

Die Geschlechter-Differenzierung ist eine weitere Begründungsmethode der Phy- siognomonica, die auf die vorherrschende Vorstellung der Frau als körperlich und charakterlich unterlegen zurückgeht: „Mut, körperliche Kraft und Größe des Männ­chens sowie, als Gegensatz, Feigheit, Verschlagenheit, Schwäche und Kleinheit des Weibchens“[17].

Allgegenwärtig ist zudem der Tiervergleich. Dieser wird im Gegensatz zu den ande­ren Methoden nicht genauer erläutert, sondern wie selbstverständlich vorgenommen: Die Anführung beispielsweise des Löwen als „mutig“, „gerecht“, „sanft“ und „edel“ benötigt keinerlei Begründung.[18]

In beiden Traktaten folgen den jeweiligen Ausführungen zu Methodik und Voraus­setzungen der Physiognomik, Kataloge. Der erste umfasst 22 Charaktertypen mit den jeweils zugeordneten Körpermerkmalen, der zweite ist nach Merkmalsbereichen geordnet - zunächst systematisch von den Füßen bis zu den Ohren, dann ungeordnet und abschließend mit Hinweisen zur Gewichtung der einzelnen Merkmalsbereiche.[19]

Fortgeführt wird der pseudo-aristotelische Ansatz durch Polemon, der die Anord­nung der ersten neun Charakterzüge aus Traktat A übernimmt, ihnenjedoch teilweise andere Körpermerkmale zuschreibt.[20] Zudem verbindet er in seinem Werk die Phy­siognomik mit Rhetorik und Satire[21], unterlässtjedoch eine Diskussion der Methodik gänzlich.[22]

2.2 Die Tradierung antiker Physiognomiken ins Mittelalter

Sowohl die pseudo-aristotelischen als auch die Schriften Polemons wurden ins Ara­bische übersetzt und fanden so über Umwege nach Europa. Die Physiognomonica wurde als Teil des Corpus Aristotelicum ins Lateinische übersetzt und häufig tradiert und kommentiert. Die Schriften Polemons gingen im Original verloren, wurden in ihrer arabischen Übersetzungjedoch zur Vorlage für viele Physiognomiken.[23]

Eine dieser Physiognomiken avancierte zu einem der meistgelesenen medizinischen Werke des Mittelalters: Das von Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzte Kitäb al-Man§ürï des arabischen Philosophen und Arztes Muhammad ibn Zakarïya ar Razï[24] (auch: Rhazes[25] ), das im zweiten Buch, dem Liber ad Almansorum auch die Physiognomik behandelt.[26] Ein weiteres einflussreiches Werk war das pseudo­aristotelische Secretum secretorum, das im 10. Jahrhundert im arabischen Raum ent­stand und neben seinem Kerninhalt, einem Fürstenspiegel, auch einen Teil zur Medi­zin und Physiognomik enthält. Quellen scheinen hier sowohl die pseudo­aristotelische Physiognomonika als auch Polemons Schriften zur Physiognomik ge­wesen zu sein.[27]

Gemein ist den mittelalterlichen Physiognomiken, dass sie keine Diskussion der phy- siognomischen Methode enthalten. Dies kann auf zweierlei Weise begründet werden: bei Kompendien wie dem Kitäb al-Man§ûrï lag die Zielsetzung auf der (medizini­schen) Anwendung: der zu vermittelnde Stoff wurde möglichst kompakt und praxis­orientiert aufbereitet, das anzusprechende Publikum erwartete ein unkompliziertes Nachschlagewerk, das nach dem Prinzip ,Problem - Lösung‘ aufgebaut war.[28]

Zudem ist die mittelalterliche Praxis der Manifestation des Wahrheitsanspruches durch Verweis auf eine Autorität nicht zu unterschätzen. Das Secretum secretorum benötigt keine Methodendiskussion, da sein Inhalt allein durch den Verweis auf Aris­toteles legitimiert wurde. Eine Begründung des Vorgehens würde die Autorität eher in Frage stellen, als sie glaubhaft zu machen.

3. Konrad von Mengenberg und das Buch der Natur

Konrad von Mengenberg (1309 - 14.4.1374) verfasste in den Jahren 1349 und 1350 das Buch von den natürlichen Dingen oder auch Buch der Natur.

Konrad stammte aus einer verarmten Ministerialenfamilie und finanzierte sein Stu­dium in Paris durch die Arbeit als Lektor am Zisterzienserkolleg St. Bernhard in Er­furt. Nach dem Erwerb des Magister Artium leitete er vom Jahre 1342 an die Ste­phansschule in Wien, bis er schließlich 1348 nach Regensburg übersiedelte, wo er bis zu seinem Tod als Canonicus und Scholasticus wirkte.[29]

Konrad verfasste zahlreiche Werke in deutscher und lateinischer Sprache, dazu gehö­ren „hagiographische, theologische, philosophische und moralphilosophische Schrif­ten, kirchenpolitische und kirchenrechtliche Werke sowie sechs naturkundliche Bü­cher“[30]. Erklärtes Ziel seiner Arbeit war die Vermittlung von Gottes Werk in laien­konformer Sprache: er übersetzte nicht bloß ins Deutsche, sondern ergänzte die latei- nischenVorgaben um erklärende Zusätze.[31]

Nachdem er in seiner Deutschen Sphaera seinen Lesern die Erscheinungen des Himmels erschlossen hatte, brachte er ihnen mit dem Buch von den natürlichen Din­gen die Natur näher. Als Hauptquelle diente ihm das von Thomas von Cantimpré verfasste Liber de natura rerum, eine etwa zwischen 1225 und 1241 entstandene naturwissenschaftliche Enzyklopädie in lateinischer Sprache. Zudem bediente er sich weiterer Nebenquellen wie den Etymologien des Isidor von Sevilla, dem Physiolo- gus, dem Canon des Avicenna, De vegetabilius von Albertus Magnus und dem Circa instans. Nach eigenen Angaben erweitert er die lateinische Vorlage um ein Drittel mit Angaben aus verlässlicheren Quellen und eigenen Beobachtungen.[32]

Auf den einleitenden Vers-Prolog folgen im Hauptteil acht Kapitel zu den Themen: 1. von dem menschen in seiner gemainen natur, 2. von den himeln und von den siben planêten, 3. von den tiern in ainer gemain, 4. von den paumen, 5. von den kräutern, 6. von den edeln stainen, 7. von dem gesmaid, 8. von den wunderleichen prunnen3 Eine spätere Fassung aus dem Jahre 1358 hat einen anderen Aufbau. Hier sind die Kapitel entsprechend des Ordo-Gedankens hierarchisch nach ihrer Seinsfülle geord­net[33] [34] und geben dem Werk ein theologisches Grundgerüst: „Gott/Trinität - Engel - Seele - Mensch (als Mikrokosmos) - Himmel und Gestirne, Meteorologie (Makro­kosmos) - Tierwelt (Vierfüßler, Vögel, Meerestiere, Reptilien, Insekten) - Pflan­zenwelt (Bäume, Kräuter) - Unbelebtes (Edelsteine, Metalle)“[35]. Umstritten ist je­doch, ob diese, dem österreichischem Herzog Rudolf IV gewidmete, Fassung von Konrad selbst[36] oder von einem anonymen Verfasser[37] stammt.

Adressaten sind laut Konrad „gute Freunde“, wahrscheinlich Angehörige der Wiener Stephansschule.[38] Wie schon mit der Deutschen Sphaera, die an Leser gerichtet war, die ihre Bildung sonst aus der meist unglaubwürdigen erzählenden Literatur gewan­nen[39], wollte Konrad dem Leser Bildung in seiner Sprache und in laienkonformem Ausdruck nahe bringen. Mit Laien sind hierbei jedoch nicht der ungebildete Knecht oder der gemeine Bauer gemeint. Voraussetzung blieb noch immer, das Lesen erlernt zu haben und hierfür war Schulbildung nötig, die nur den Wenigsten zugänglich war. Der Übergang zur deutschen Sprache ist somit auch nicht als Entgegenkommen dem des Latein nicht Mächtigen zu sehen, sondern eher als Vereinfachung für die gebilde­te Schicht. Denn:

„Leute die lesen konnten aber überhaupt keine Ahnung von Latein hatten, gab es im 14. Jahrhundert wohl selten. Aber Schulabgänger, die es nachher leichter fanden, sich mit volkssprachlichen Texten zu beschäftigen, gab es wahrschein­lich in immer größeren Zahlen, und zwar an Höfen aller Größen, wie auch in bürgerlichen Berufen.“[40]

Das Buch der Natur erfreute sich bis in die frühe Neuzeit großer Beliebtheit und stand Vorbild für viele Naturkunden, die in den Folgejahrzehnten seines Erscheinens publiziert wurden. Im 14. und 15. Jahrhundert gehörte es zu den beliebtesten Schrif­ten seiner Zeit und ist in zahlreichen Handschriften überliefert, der erste Druck er­schien im Jahr 1475 in Augsburg.[41] Im neunzehnten Jahrhundert wurde das Werk von der Wissenschaft wiederentdeckt und 1861 von Franz Pfeiffer herausgegeben[42], der im Vorwort der Schrift seiner Bewunderung für das Werk Mengenbergs Aus­druck verleiht:

„Gewiss verdient es, vor vielen andern Denkmälern des Mittelalters, der Ge­genwart näher gerückt zu werden, und schon als erste deutsche populäre Natur­geschichte darf es auf Beachtung Anspruch machen in einer Zeit, die den Na­turwissenschaften die ausgedehnteste, nachhaltigste Pflege zu Theil werden lässt.“[43].

[...]


[1] Steer, Georg: Konrad von Mengenberg. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 5: Kochberger, Johannes - 'Marien-ABC', hg. von Kurt Ruh u.a. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: de Gruy­ter 1985, Im Folgenden zitiert als: ,VL KONRAD‘, Sp. 233.

[2] Mengenberg, Konrad von: Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache, hg. von Franz Pfeiffer. Stuttgart: Karl Aue 1861. (Im Folgenden zitiert als: MENGENBERG BdN), S. 42.

[3] Vgl. Breitenfellner, Kristin: Lavaters Schatten. Physiognomie und Charakter bei Ganghofer, Fontane und Döb- lin. Mit einem Exkurs über den Verbrecher als literarische Gestalt von Schiller bis Böll un einer systematischen Bibliographie zum Thema »Physiognomie und Charakter«. München: Dresden University Press 1999 (= Artes liberales 5). Im Folgenden zitiert als: ,BREITENFELLNER 1999', S. 18.

[4] Mit Pfeiffers Edition aus dem Jahr 1861 hat sich der Name „Buch der Natur“ eingebürgert.

[5] Gray, Richard T.: Physiognomik. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 3: P-Z, hg. von Jan-Dirk Müller. Berlin/New York: de Gruyter 2003, im Folgenden zitiert als: ,RdL PHY­SIOGNOMIK1, S. 79.

[6] Ebd., S. 79.

[7] Ebd., S. 79.

[8] Schmölders, Claudia: Das Vorurteil im Leibe. Eine Einführung in die Physiognomik. Berlin: Aka­demieVerlag 1995. Im Folgenden zitiertals: ,SCHMÖLDERS 1995', S. 11.

[9] Vgl. RdL PHYSIOGNOMIK, S. 80.

[10] Vgl. Bergdolt, Klaus; Keil, Gundolf: Humoralpathologie. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 5: Hiera- Mittelbis Lukanien. München/ Zürich: Artemis 1991, Sp. 211-213.

[11] Vgl. RdL Physiognomik, S. 80.

[12] Vgl. Degkwitz, Andreas: Die pseudoaristotelischen »Physiognomonica«. In: Geschichten der Phy­siognomik. Text, Bild, Wissen, hg. von Rüdiger Campe, Manfred Schneider. Freiburg im Breisgau: Rombach 1996 (= Rombach Wissenschaft. Reihe Litterae 36), Im Folgenden zitiert als: ,DEGKWITZ 1996', S. 28f.

[13] Vgl. Ebd., S.31.

[14] Vgl. Pseudo-Aristoteles: Physiognomonica. Traktat A. In der Übersetzung von Andreas Degkwitz. In: Geschichten der Physiognomik. Text, Bild, Wissen, hg. von Rüdiger Campe, Manfred Schneider. Freiburg im Breisgau: Rombach 1996 (= Rombach Wissenschaft. Reihe Litterae 36), Im Folgenden zitiertals: ,PHYSIOGNOMONICA‘, S. 16.

[15] DEGKWITZ 1996, S. 34 f.

[16] PHYSIOGNOMONICA, S. 18.

[17] Aristoteles: Physiognomonica. Übersetzt und Kommentiert von Sabine Vogt. Berlin: Akademie Verlag 1999 (= Aristoteles Werke in deutscher Übersetzung 18, VI). Im Folgenden zitiert als: ,VOGT 1999'., S. 156.

[18] Ebd., S. 159.

[19] Ebd., S. 187.

[20] Ebd., S. 203.

[21] Vgl. SCHMÖLDERS 1995, S.21.

[22] Vgl. Thomann, Johannes: Avicenna über die physiognomische Methode. In: Geschichten der Phy­siognomik. Text, Bild, Wissen, hg. von Rüdiger Campe, Manfred Schneider. Freiburg im Breisgau: Rombach 1996 (= Rombach Wissenschaft. Reihe Litterae 36), im Folgenden zitiert als: ,THOMANN 1996', S. 51.

[23] Vgl. THOMANN 1996, S. 50.

[24] Ebd., S. 50 f.

[25] Vgl. SCHMÖLDERS 1995, S. 22. und Schmitt, Wolfram: Physiognomik. In: Lexikon des Mittelal­ters, Bd. 6: Lukasbilder bis Plantagenêt, hg. von Norbert Angermann u.a. München/Zürich: Artemis 1993, Sp. 2117.

[26] Vgl. THOMANN 1996, S. 50f.

[27] Vgl. Keil, Gundolf: Secretum secretorum. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexi­kon, Bd. 8: 'Revaler Rechtsbuch' - Sittich, Erhard, hg. von Kurt Ruh u.a. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: de Gruyter 1992, Sp. 994f.

[28] Vgl. THOMANN 1996, S.51.

[29] Vgl. Haage, Bernhard Dietrich; Wegner, Wolfgang: Deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter und Früher Neuzeit. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2007 (= Grundlagen der Germanistik 43), S. 60.

[30] Ebd., S.60.

[31] Vgl. Steer, Georg: Konrad von Mengenberg. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasser­lexikon, Bd. 5: Kochberger, Johannes - 'Marien-ABC', hg. von Kurt Ruh u.a. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: de Gruyter 1985. Im Folgenden zitiert als: ,VL KONRADf Sp. 231.

[32] Vgl. Ebd., Sp. 232.

[33] Vgl. Mengenberg BdN.

[34] Vgl. VL KONRAD, Sp. 233.

[35] Ebd., Sp. 233.

[36] Vgl. Ebd., Sp. 233

[37] Vgl. Steer, Georg: K. v. Mengenberg. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5: Hiera-Mittel bis Luka- nien, hg. von Robert-Henri Bautieru.a. München/Zürich: Artemis 1991, Sp. 1361.

[38] Vgl. VL KONRAD, Sp. 233.

[39] Vgl. Crossgrove, William: Die deutsche Sachliteratur des Mittelalters. Bern: Peter Lang 1994 (= Langs Germanistische Lehrbuch Sammlung 63), S. 88.

[40] Ebd., S. 91.

[41] Vgl. Assion, Peter: Altdeutsche Fachliteratur. Berlin: Erich Schmidt Verlag 1973 [ = Grundlagen der Germanistik 13], S.56.

[42] Vgl. Assion, Peter: Altdeutsche Fachliteratur. Berlin: Erich Schmidt Verlag 1973 [ = Grundlagen der Germanistik 13], S. 11.

[43] MENGENBERG BdN, S. 7.

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Analyse ausgewählter physiognomischer Texte im 'Buch der Natur' Konrad von Mengenbergs
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Germanistische und allgemeine Literaturwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
45
Katalognummer
V230199
ISBN (eBook)
9783656498131
ISBN (Buch)
9783656499466
Dateigröße
3387 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konrad von Mengenberg, Physiognomik, Buch der Natur
Arbeit zitieren
Jule Ebbing (Autor:in), 2013, Analyse ausgewählter physiognomischer Texte im 'Buch der Natur' Konrad von Mengenbergs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230199

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