Der grundlegende Charakter von Berufs- und Laufbahnentscheidungen hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte entscheidend verändert. Die zunehmende Durchlässigkeit und Flexibilisierung von Ausbildungsgängen im Rahmen des Schulwesens vermindern in hohem Maße die Endgültigkeit einzelner Entscheidungen. Auch ein häufiges Wechseln von Schulformen, Ausbildungsgängen, Studienrichtungen und Arbeitsplätzen ist heutzutage eher üblich als ungewöhnlich. Die Berufswahl erhält somit den Charakter einer Kette von aufeinanderfolgenden Entscheidungen. wobei jede Einzelentscheidung aufgrund der recht hohen Korrigierbarkeit an Bedeutung verliert. Doch auch wenn die Entscheidung für einen bestimmten Lebensweg nicht unwiderruflich ist, steht der Betroffene in solchen Momenten den zahlreichen Möglichkeiten oft hilflos gegenüber. Eine berufswahlbezogene Beratung kann durch das Sammeln der für den Entscheidungsprozeß relevanten Informationen helfen, diese Unsicherheit zu reduzieren (Eckardt, 1977). Aus den Gesprächen mit den erfahrenen Beratern gewinnt der Klient ein Bild seiner Persönlichkeit und lernt, mit seinen Stärken und Schwächen umzugehen (Fischer & Weimann, 1999). Die Anzahl fachlich qualifizierter Berater, die diesen Prozess unterstützen können und die Entscheidung für einen Lebensweg somit auf eine fundierte Basis stellen, ist dabei jedoch erstaunlich gering.
Am Beispiel der berufswahlunterstützenden Diagnostik zeigen Wottawa und Hossiep (1997) den enormen Bedarf an qualifizierter psychologischer Beratung auf. Wenn jeder Mensch im Alter zwischen 15 und 45 Jahren nur zweimal vor einer beruflichen Neuorientierung stünde, wären das in Deutschland allein 2,2 Millionen Entscheidungen pro Jahr. Einem konservativ kalkuliertem Bedarf von 4000 Psychologen stehen jedoch nur etwa 420 bei der Bundesanstalt für Arbeit beschäftigte Psychologen gegenüber. Aktuelle Statistiken des Arbeitsamtes weisen z.Zt. ca. 230 000 Beratungsfälle bei 425 beschäftigten Psychologen pro Jahr aus (BA,2002). Dabei machen die Ratsuchenden bis 25 Jahre einen Anteil von 72% der Fälle aus. Dies sind allerdings nur die Ratsuchenden, die in Kontakt mit dem psychologischen Dienst der Bundesanstalt für Arbeit kommen. Die schätzungsweise weitaus größere Zahl der Interessierten, die sich in den zuständigen Stellen des Arbeitsamtes lediglich informieren und ihre Entscheidung dann eigenständig fällen sind in diesen Fallzahlen nicht berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Das Arbeitsfeld der Berufs- und Karriereberatung
- Quantitative Bedarfsentwicklung
- Möglichkeiten der technischen Unterstützung
- Ansprüche an die Qualität von Beratung
- Herausforderung durch die DIN 33430
- Forderungen nach „logischer“ Diagnostik
- Ein Anwendungsbeispiel
- Versuch einer internetgestützten Karriereberatung
- Struktur der Rückmeldung
- Ergebnisrückmeldung für Schüler
- Ergebnisrückmeldung für junge Berufstätige und Studenten
- Entwicklung eines Gutachtenerstellungsprogramms
- Erstellung des Schülergutachtens
- Erstellung der Gutachtens für junge Berufstätige und Studenten
- Die Rolle von Expertenwissen bei Beratungstätigkeiten
- Entstehung von Expertenwissen
- Bedeutung des Alltagswissens für die Beratung
- Beratung auf Basis von Fachwissen
- Lernen an vorhandenen Modellen
- Beratung auf Basis eigener Erfahrungen
- Explikation von Entscheidungsregeln
- Wissenserwerb mittels Interviewtechniken
- Wissenserhebung durch Beobachtung des Experten
- Wissenserwerb durch indirekte Erhebungsmethoden
- Statistische Methoden zur Optimierung & Gewinnung entscheidungsrelevanter Wissensstrukturen
- Verfahren
- Diskriminanzanalyse
- Erstellen von Entscheidungsbäumen mit Answer Tree
- Stichprobe und Wahl des Kriteriums
- Prädiktoren
- Ergebnisse der Diskriminanzanalyse
- Führungskräfte:
- Spezialisten
- Selbständige / Freiberufler
- Tätigkeit im Vertrieb
- Entwicklung von Entscheidungsmodellen mit C&RT
- Führungsposition
- Spezialisten
- Selbständig/ Freiberuflich
- Vertriebler
- Validitätsabschätzung der Answer Tree Bäume mit Hilfe von Taylor & Russel Tafeln
- Der Bedarf an Berufs- und Karriereberatung
- Die Qualität von Beratung in Zeiten des Wandels
- Die Rolle von Expertenwissen in der Beratung
- Statistische Methoden zur Optimierung der Beratung
- Die Entwicklung und Anwendung internetgestützter Beratungssysteme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Möglichkeiten der Systematisierung internetgestützter Karriereberatung. Sie zeigt die wachsende Bedeutung der Karriereberatung in einer sich verändernden Arbeitswelt auf und untersucht die Herausforderungen, die sich aus der steigenden Nachfrage nach qualifizierter Beratung ergeben. Zudem wird die Frage untersucht, wie man trotz des Mangels an personellen Ressourcen eine bedarfsgerechte Beratung anbieten kann.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den wachsenden Bedarf an Berufs- und Karriereberatung, der durch die sich verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes entsteht. Die zunehmende Flexibilisierung von Ausbildungsgängen und die Notwendigkeit häufiger Berufswechsel führen zu einer erhöhten Unsicherheit für Ratsuchende. In diesem Kontext wird die Bedeutung einer qualifizierten Beratung und die schwierige Situation aufgrund des Mangels an Fachkräften hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Ansprüchen an die Qualität der Beratung. Die DIN 33430 sowie die Anforderungen nach „logischer“ Diagnostik werden analysiert, um die notwendigen Standards und Kriterien für eine effektive Beratung zu definieren.
Im dritten Kapitel wird ein Anwendungsbeispiel vorgestellt. Es geht um den Versuch einer internetgestützten Karriereberatung, bei der ein System zur Erstellung von Gutachten entwickelt wird. Die Struktur der Rückmeldung an Schüler und junge Berufstätige/Studenten sowie die Entwicklung des Gutachtenerstellungsprogramms werden detailliert dargestellt.
Kapitel vier untersucht die Rolle von Expertenwissen bei Beratungstätigkeiten. Die Entstehung von Expertenwissen, die Bedeutung des Alltagswissens und die verschiedenen Methoden zur Erhebung von Expertenwissen werden beleuchtet.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit statistischen Methoden zur Optimierung der Beratung. Es werden Verfahren wie die Diskriminanzanalyse und die Erstellung von Entscheidungsbäumen mit Answer Tree vorgestellt und die Anwendung dieser Methoden zur Gewinnung entscheidungsrelevanter Wissensstrukturen erläutert.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themen Karriereberatung, internetgestützte Beratung, Berufswahl, Entscheidungsfindung, Expertenwissen, statistische Methoden, Diskriminanzanalyse, Entscheidungsbäume, Answer Tree, Gutachtenerstellung, Berufsorientierung und Bedarfsentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Tanja Honka (Autor:in), 2003, Möglichkeiten der Systematisierung internetgestützter Karriereberatung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23031