E-Learning Evaluation 2012

Ergebnisse einer Untersuchung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten - Viktor Frankl Hochschule


Wissenschaftliche Studie, 2013

71 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Beschreibung der Studie
1.1 Forschungsfragen
1.1.1 Wird Moodle an der PH Kärnten didaktisch sinnvoll genutzt?
1.1.2 Ist „EPICT“ ein digitales Erfolgsmodell in der Schulpraxis?
1.1.3 Gibt es eine Generation von „Digital Natives“ an der PH Kärnten?
1.2 Hypothesen
1.3 Konzeption und Feldzugang
1.4 Auswertungsmethode

2 Auswertung der Ergebnisse
2.1 Beschreibung und Repräsentativität der Stichprobe
2.2 Das LMS Moodle in der Ausbildung
2.2.1 Erfahrungen mit Moodle in der Ausbildung
2.2.2 Arbeiten mit Moodle
2.2.3 Moodle in den Ausbildungsinhalten und in der späteren Berufspraxis
2.3 EPICT in der Schulpraxis
2.3.1 Organisatorische Merkmale und Rahmenbedingungen
2.3.2 Inhaltliche Merkmale und Rahmenbedingungen
2.4 „Digital Natives“ und digitale Kompetenzen
2.5 Einschätzung über das Lehren und Lernen mit digitalen Medien

3 Hypothesenprüfung und Beantwortung der Forschungsfragen
3.1 Überprüfung der Hypothesen
3.2 Wird Moodle an der PH Kärnten didaktisch sinnvoll genutzt?
3.3 Ist „EPICT“ ein digitales Erfolgsmodell in der Schulpraxis?
3.4 Gibt es eine Generation von „Digital Natives“ an der PH Kärnten?

4 Diskussion der Ergebnisse
4.1 Das Wichtigste zuerst: Die Bereitschaft ist vorhanden!
4.2 Auf die Lehrkraft kommt es an!
4.3 Eine Umsetzungsstrategie

5 Zusammenfassung

6 Literatur

7 Anhang: Fragebogen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Gesamtrepräsentativität der Studie

Abbildung 2: Repräsentativität innerhalb der Studienrichtungen

Abbildung 3: Repräsentativität nach Studienrichtung und Geschlecht

Abbildung 4: Beteiligung nach Studienrichtung und Semester

Abbildung 5: Altersstruktur nach Studienrichtung

Abbildung 6: Einsatz digitaler Medien nach Studienrichtung (Häufigkeiten)

Abbildung 7: Häufigkeit der Moodle-Nutzung nach Studienrichtung

Abbildung 8: Verwendungszweck des LMS Moodle

Abbildung 9: Arbeiten mit Moodle

Abbildung 10: Arbeiten mit Moodle (nach Studienrichtung)

Abbildung 11: Arbeiten mit Moodle (nach Studiensemester)

Abbildung 12: Moodle in Lehrveranstaltungen und der späteren Schulpraxis

Abbildung 13: Moodle in der Schulpraxis (nach Studienrichtung)

Abbildung 14: Moodle in der Schulpraxis (nach Studiensemester)

Abbildung 15: Verbesserungswürdige Bereiche

Abbildung 16: Anregungen für den Moodle-Einsatz

Abbildung 17: Organisatorische Merkmale von EPICT

Abbildung 18: Organisatorische Merkmale (nach Studienrichtung)

Abbildung 19: Organisatorische Merkmale (nach Studiensemester)

Abbildung 20: Inhaltliche Merkmale von EPICT

Abbildung 21: Inhaltliche Merkmale von EPICT (nach Studiensemester)

Abbildung 22: Frei formulierte Anregungen zur EPICT-Verbesserung

Abbildung 23: Kenntnisse über digitale Werkzeuge und Methoden

Abbildung 24: Digitale Kompetenzen für Pädagog/innen

Abbildung 25: Stimmungsbild über das Lernen mit digitalen Medien

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Gesamtrepräsentativität der Studie

Tabelle 2: Repräsentativität innerhalb der Studienrichtungen

Tabelle 3: Beteiligung nach Studienrichtung und Geschlecht

Tabelle 4: Beteiligung nach Studienrichtung und Semester

Tabelle 5: Beteiligung nach Altersgruppe

Tabelle 6: Beteiligung nach Altersgruppe in Prozent

Tabelle 7: Nutzung digitaler Medien für Studienzwecke

Tabelle 8: Einsatz digitaler Medien für Studienzwecke nach Studienrichtung

Tabelle 9: Häufigkeit der Moodle-Nutzung

Tabelle 10: Häufigkeit der Moodle-Nutzung nach Studienrichtung

Tabelle 11: Verwendungszweck des LMS Moodle

Tabelle 12: Arbeiten mit Moodle

Tabelle 13: Arbeiten mit Moodle (nach Studienrichtung)

Tabelle 14: Arbeiten mit Moodle (nach Studiensemester)

Tabelle 15: Moodle in Lehrveranstaltungen und der späteren Schulpraxis

Tabelle 16: Moodle in der Schulpraxis (nach Studienrichtung)

Tabelle 17: Moodle in der Schulpraxis (nach Studiensemester)

Tabelle 18: Verbesserungswürdige Bereiche

Tabelle 19: Anregungen für den Moodle-Einsatz

Tabelle 20: Organisatorische Merkmale von EPICT

Tabelle 21: Organisatorische Merkmale (nach Studienrichtung)

Tabelle 22: Organisatorische Merkmale (nach Studiensemester)

Tabelle 23: Inhaltliche Merkmale von EPICT

Tabelle 24: Inhaltliche Merkmale von EPICT (nach Studiensemester)

Tabelle 25: Frei formulierte Anregungen zur EPICT-Verbesserung

Tabelle 26: Kenntnisse über digitale Werkzeuge und Methoden

Tabelle 27: Digitale Kompetenzen für Pädagog/innen

Tabelle 28: Einschätzung über das Lernen mit digitalen Medien

Tabelle 29: Signifikanzprüfung für Hypothese 1

Tabelle 30: Signifikanzprüfung für Hypothese 2

Tabelle 31: Signifikanzprüfung für Hypothese 3

Tabelle 32: Vermittlung von digitalen Kompetenzen im Studium

Tabelle 33: Digitale Kompetenzen in der Schulpraxis

Tabelle 34: Inhalte zur schulpraktischen Umsetzung

1 Beschreibung der Studie

Dieses Kapitel beschreibt die am Ende des Studienjahres 2011/12 durchgeführte
E-Learning-Evaluation. Zunächst werden die dafür herangezogenen forschungsleitenden Fragestellungen und Hypothesen formuliert sowie das Design, die Methodologie und die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Anschließend werden auf Basis dieser Ergebnisse Forschungsantworten gegeben, die Hypothesen bewertet und mögliche Handlungsstrategien diskutiert.

1.1 Forschungsfragen

Als Konsequenz eines jahrelangen Versuchs, E-Learning und digitale Kompetenzen den Studierenden der PH Kärnten in Lehrveranstaltungen und in den schulpraktischen Studien zu vermitteln, wurde in der vorliegenden Evaluation erstmals der Erfolg und die Akzeptanz dieser bisherigen Ausbildungsmaßnahmen aus Sicht der Studierenden untersucht. Nachdem die Ergebnisse zum einen die Grundlage für eine sinnvolle Weiterentwicklung der digitalen Schulungskonzepte bilden, aber zum anderen auch als zusätzliche Diskussionsgrundlage für ein neues „Curriculum 2014“ verwendet werden sollen, fokussierte diese Umfrage auf drei grundlegenden Fragestellungen:

1. Wird Moodle an der PH Kärnten didaktisch sinnvoll genutzt?
2. Ist „EPICT“ ein digitales Erfolgsmodell in der Schulpraxis?
3. Gibt es eine Generation von „Digital Natives“ an der PH Kärnten?

1.1.1 Wird Moodle an der PH Kärnten didaktisch sinnvoll genutzt?

Im Studienjahr 2011/12 erfolgte aus technischen und inhaltlichen Gründen die Umstellung unseres LMS Moodle von der Version 1.9 auf die Version 2.3. Dieses Upgrade wurde dazu genutzt, Vereinheitlichungen und Vereinfachungen im Bereich der Navigation, des Layouts und des Contents durchzuführen und ist zusätzlich ein passender Zeitpunkt, die Nutzung dieser Lernplattform genauer zu evaluieren.

Webbasierte Lernplattformen wie „Moodle“ oder „Blackboard“ sind bereits Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte, die es nun ermöglichen, dass die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung in ein umfassendes und internationales Umfeld eingebunden werden können. Dabei geht es weniger um den technischen Hintergrund der Lernplattform, sondern um einen Vergleich der didaktischen und inhaltlichen Nutzung im Kontext der Pädagogischen Hochschullehre.

So zeigt eine von Simone Haug (2011) unter E-Learning-Akteur/innen im deutschsprachigen Hochschulraum durchgeführte Untersuchung, dass Lernplattformen in erster Linie für den Download von Unterrichtsmaterialien (74,2%) oder für den
Upload von Online-Übungen (43,9%) eingesetzt werden und daher hauptsächlich der Informationsvermittlung, Distribution und Lernkontrolle dienen (vgl. Haug et al., 2011).

Ein ähnliches Ergebnis erzielt die vom E-Learning-Service der Universität Leipzig vom 29. Mai bis zum 18. Juni 2012 durchgeführte Studierendenbefragung:

In der Auswertung der Umfrage kann gezeigt werden, dass mit 458 UmfrageteilnehmerInnen etwa 95 Prozent aller Beteiligten die Lernplattform bereits für den Bezug von Dokumenten genutzt haben, etwa die Hälfte hatte zudem selbst Dokumente über die Lernplattform zur Verfügung gestellt. 214 Befragte gaben an, sie hätten bereits Zugriff zu Videopodcasts erhalten. Die Glossar, Wiki- oder Testfunktionen wurden bisher nur von wenigen Studierenden genutzt. (Universität Leipzig, 2012, S. 4)

Obwohl aktuelle Lernplattformen etliche Werkzeuge zur Erstellung von Online-Übungen, Evaluations- und Bewertungshilfen sowie Kommunikations- und Kollaborationstools zur Verfügung stellen und zudem in der administrativen Tätigkeit der Lehrenden unterstützend eingesetzt werden können, scheint ihr praktischer Einsatz häufig auf die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien reduziert.

Mit der vorliegenden Untersuchung soll ermittelt werden, ob sich die Nutzung des LMS Moodle der PH Kärnten, wie in den internationalen Studien beschrieben, ebenfalls auf die Distribution von Materialien beschränkt oder, ob ein didaktisch umfassenderer Einsatz der Lernplattform in der Lehre praktiziert wird.

1.1.2 Ist „EPICT“ ein digitales Erfolgsmodell in der Schulpraxis?

EPICT ist ein internationales Aus- und Fortbildungsmodell für Lehrer/innen, welches den didaktischen Einsatz von digitalen Medien in den Mittelpunkt stellt. Dabei wird in einem modular aufgebauten Blended Learning Szenario die didaktische IKT-Kompetenz (Informations- und Kommunikationstechnologien) zertifiziert und soll zusätzlich zu einem fortschreitenden pädagogischen Prozess anleiten. Um das 1999 von UNI-C, einer öffentlichen Einrichtung des dänischen Bildungsministeriums, initiierte Zertifikat zu erlangen, müssen die Teilnehmer/innen in tutoriell betreuten Teams insgesamt vier Pflicht- und vier Wahlmodule bearbeiten (vgl. bm:ukk, 2012b).

Im Wintersemester 2008/09 wurde EPICT an der PH Kärnten in der schulpraktischen Ausbildung implementiert. Die curriculare Verankerung von EPICT wurde sowohl durch das Rektorat als auch durch die zuständigen Instituts- und Departmentleiter/innen gefördert. Die Studienkommission hat durch einen einstimmigen Beschluss dieses Vorhaben ermöglicht. Seither sind alle EPICT-Module als verpflichtender Teil der Schulpraxis von den Studierenden positiv abzuschließen und die
aktuellen Absolvent/innen der PH Kärnten haben bereits das EPICT-Zertifikat erworben.

Im Dezember 2010 wurde vom bm:ukk eine Evaluationsstudie in Auftrag gegeben, welche die Akzeptanz und Wichtigkeit von EPICT in der Lehrer/innenaus- und Lehrer/innenfortbildung erforschen soll. An der von Gerda Kysela-Schiemer durchgeführten Studie nahmen insgesamt 67 EPICT-Mentor/innen und 61 Zertifikatsteilnehmer/innen teil, die alle bereits über eine mehrjährige Unterrichtserfahrung verfügen:

Mentor/innen von EPICT sind dieser Erhebung zufolge überwiegend männliche, E-Learning erfahrene Lehrer, die in großen Schulen, vorrangig an den Pädagogischen Hochschulen, agieren. Sie sind mehrheitlich bereit, weitere EPICT-Teams zu betreuen. Zertifikatsteilnehmer/innen kommen vorherrschend aus dem Pflichtschulbereich, sind überwiegend weiblich und haben viel Erfahrung als Lehrer/innen und im E-Learning-Bereich. Die jeweilige Klassenanzahl ist entsprechend der vertretenen Schularten geringer (zumeist 5 – 10 Klassen). Die Befragten kommen zu fast einem Drittel aus dem Burgenland, was auf starkes (persönliches) Engagement bei der Bewerbung der Lehrgänge schließen lässt. (Kysela-Schiemer, 2010, S. 34)

Diese Studie untersuchte insbesondere, ob EPICT einen Paradigmenwechsel der Lehrkraft vom „Wissensmonopolisten“ zum/zur „konstruktivistischen Lernbegleiter/in“ ermöglicht, ging aber u.a. auch Fragen bezüglich der Akzeptanz, Wirkung, persönlichen Einschätzung, fachlichen (Über-)Forderung und motivationalen Aspekten nach.

Unter Berücksichtigung einer bis zuletzt fehlenden Evaluation von EPICT in der Ausbildung der PH Kärnten soll mit der vorliegenden Untersuchung auch ermittelt werden, ob und in welchen Detailfragen sich die Einschätzungen von E-Learning erfahrenen Lehrer/innen von jenen der Studierenden unterscheiden. Dabei gilt besonderes Interesse der Fragestellung, ob EPICT auch für Studierende der PH Kärnten ein geeignetes Mittel zur Vermittlung von digitalen didaktischen Kompetenzen darstellt und ob sie daher in diesem Punkt mit dem von Kysela-Schiemer (2010, S. 63) veröffentlichten Untersuchungsergebnis übereinstimmen, in dem die Lehrer/innen meinen, dass EPICT ein verpflichtender Bestandteil der Curricula der Lehrer/innenausbildung sein soll.

1.1.3 Gibt es eine Generation von „Digital Natives“ an der PH Kärnten?

Mit Bezeichnungen wie „Digital Natives“, „Multitaskers“ oder „Generation @“ bezeichnet man Jugendliche, die mit digitalen Medien und Internet aufgewachsen sind. Vor allem Marc Prensky (2008) hat die Begriffe „Digital Natives“ (also die „digitalen Eingeborenen“) sowie „Digital Immigrants“ (die „digitalen Einwanderer“) geprägt, wobei sich die „Digital Natives“ seiner Meinung nach mühelos und kompetent in der Welt der Computer und Internettechnologien bewegen:

Today‘s students – K through college – represent the first generations to grow up with this new technology. They have spent their entire lives
surrounded by and using computers, videogames, digital music players,
video cams, cell phones, and all the other toys and tools of the digital age. Today‟s average college grads have spent less than 5,000 hours of their lives reading, but over 10,000 hours playing video games (not to mention 20,000 hours watching TV). Computer games, email, the Internet, cell phones and instant messaging are integral parts of their lives. (Prensky, 2008, S. 2)

Diesen stellt Prensky die „Digital Immigrants“ gegenüber, die analog aufgewachsen sind, daher zeitlebens Anpassungsschwierigkeiten im Umgang mit digitalen Medien hätten und dementsprechend weniger kompetent agieren:

But Digital Immigrants typically have very little appreciation for these new skills that the Natives have acquired and perfected through years of
interaction and practice. These skills are almost totally foreign to the
Immigrants, who themselves learned – and so choose to teach – slowly, step-by-step, one thing at a time, individually, and above all, seriously. (Prensky, 2008, S. 2)

Aktuelle Studien zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen zeigen allerdings ein völlig anderes Bild und stellen die von Prensky aufgestellten Behauptungen zu Recht in Frage. Im deutschsprachigen Raum hat sich allen voran Rolf
Schulmeister (2008) dieser Kritik gewidmet. Er weist in seiner mehrfach aktualisierten Internetpublikation unter anderem darauf hin, dass für eine wissenschaftlich abgesicherte Kernaussage zu den „Digital Natives“ die empirische Datengrundlage fehlt und sich Prenksys Beschreibungen in erster Linie auf Einzelbeobachtungen und sehr kleine Fallzahlen beziehen.

Eine unzulässige Verallgemeinerung erkennt man auch, wenn man das jugendliche Mediennutzungsverhalten differenzierter betrachtet. In diesem Kontext zählt
Arnold (2011) aktuellere empirische Studien auf, die im Gegensatz zu den einheitlich dargestellten „Digital Natives“ vielmehr die Existenz zahlreicher Teilgruppen mit völlig unterschiedlichen Kenntnissen, Nutzungsgewohnheiten und Kompetenzen belegen.

Ein weiterer Kritikpunkt von Schulmeister (2008) betrifft Prenskys Argumentation zur existentiellen Begründung der „Digital Natives“, in der die Komplexität menschlichen Handelns nur unzureichend berücksichtigt und somit der Eindruck erweckt wird, die Technologien würden das Agieren des Menschen einseitig bestimmen. Damit werden auch nach Arnold (2011) alle Erkenntnisse zur sozialen Konstruiertheit des Technologieeinsatzes und das komplexe Zusammenspiel von Subjekt und digitalem Medium ignoriert.

Dieser berechtigten Kritikpunkte und neuerer Forschungsergebnisse folgend, hat Schulmeister (2008) bereits in seiner Vorbemerkung zur „Net Generation“ einen entsprechenden Hinweis angebracht:

Es ist ein populärer Irrtum zu glauben, dass schon Kinder im Umgang mit neuen Technologien kompetenter seien als Erwachsene – sie sind meist nur unbefangener am Computer und im Internet. Die Mystifizierung einer ‚Generation @’ hält der wissenschaftlichen Untersuchung nicht Stand. (Schulmeister, 2008, S. 2)

Für die vorliegende Untersuchung war es, basierend auf diesen Aussagen und Erkenntnissen, ein Anliegen, herauszufinden, inwieweit an der PH Kärnten
Schulmeisters Kritik an einer Generation von „Digital Natives“ bestätigt werden kann und ob in diesem Zusammenhang die Einschätzung der Lehramtsstudierenden über wesentliche digitale Kompetenzen für Pädagog/innen dennoch mit den Vorschlägen der E-Learning Strategiegruppe der Pädagogischen Hochschulen Österreichs (Bachinger et al., 2012, S. 5–7) übereinstimmen.

1.2 Hypothesen

Folgende Aussagen sollen in der empirischen Untersuchung analysiert und bewertet werden.

Hypothese 1

Die Nutzung des LMS Moodle beschränkt sich in der Wahrnehmung der Studierenden an der PH Kärnten in erster Linie auf die Bereitstellung von Materialien.

Hypothese 2

EPICT ist für Studierende der PH Kärnten eine geeignete Methode zur Vermittlung von digitalen didaktischen Kompetenzen.

Hypothese 3

Den Studierenden der PH Kärnten sind die aus dem Vorschlag der
E-Learning-Strategiegruppe ausgewählten digitalen Kompetenzen für Pädagog/innen wichtig.

1.3 Konzeption und Feldzugang

Ausgehend von dem Forschungsanliegen und den Forschungsfragen wurde in einem mehrstufigen Prozess ein Online-Fragebogen (siehe Anhang) entwickelt, der folgende Bereiche umfasst:

- Angaben zur Person und zu persönlichen Rahmenbedingungen
- Erfahrungen mit der Lernplattform Moodle in der Ausbildung
- Erfahrungen mit EPICT in der Schulpraxis
- Erfahrungen mit E-Learning-Methoden und Kenntnisse
- Erfahrungen und Einschätzungen in Bezug auf Soziale Netzwerke

Die einzelnen Fragestellungen wurden entweder in einem kollaborativen Brainstorming oder in Anlehnung an bestehende Studien und Handlungsempfehlungen formuliert und durch Anregungen von Experten ergänzt. Als Fragetypen wurden Auswahlfragen mit Einfach- und Mehrfachantworten, Likert-Skalen und Freitext-Felder eingesetzt. Um eine möglichst hohe Rücklaufquote zu erzielen, wurde den Studierenden in den Monaten April, Mai und Juni 2012 innerhalb von Lehrveranstaltungen die Möglichkeit gegeben, an dieser Untersuchung in anonymisierter Form teilzunehmen.

Jener Bereich des Fragebogens, der sich mit den Erfahrungen im Umgang mit Sozialen Netzwerken beschäftigt, ist nicht Teil dieser Studie, sondern wird für eine eigene Publikation zum Thema „Konstruktion eines ‚Best Practice‘-Modells in der Sprachlehrer/innen-Ausbildung unter Einbeziehung eines lingualdidaktischen Fokus‘ auf Neue Medien und soziale Netzwerke“ herangezogen.

1.4 Auswertungsmethode

Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte mit Hilfe der Software SPSS 20. Es wurden deskriptive und Hypothesen prüfende Verfahren durchgeführt. Für die deskriptiven Auswertungen wurden Häufigkeiten errechnet und mittels Kreuztabellen auffällige Unterschiede zwischen den einzelnen Studienrichtungen, Studiensemestern, Altersgruppen und dem Geschlecht ermittelt. Als „auffällige Abweichung“ wird in diesem Zusammenhang eine prozentuelle Abweichung von min. 15 % definiert. Um die Signifikanz ausgewählter Studienergebnisse zu berechnen, kam als Hypothesen prüfendes Verfahren der univariate Chi-Quadrat-Test zum Einsatz. Der Chi-Quadrat-Test ist ein Verfahren, das überprüft, inwieweit und in welchem Ausmaß erwartete Häufigkeiten von beobachteten Häufigkeiten abweichen.

Um aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen, wurden die vierstelligen Likert-Skalen zu zweistelligen Ergebnisskalen komprimiert und in neue Variable transformiert.

2 Auswertung der Ergebnisse

Im Rahmen dieses Kapitels werden die deskriptiven Ergebnisse der quantitativen Untersuchung vorgestellt. Diese Auswertung berücksichtigt die fünf Themenbereiche des Fragebogens und gliedert sich daher in folgende Abschnitte:

1. Angaben zur Person und zu den persönlichen Rahmenbedingungen
2. Didaktische Nutzung des LMS Moodle in der Ausbildung
3. EPICT in der Schulpraxis
4. „Digital Natives“ und digitale Kompetenzen
5. Einschätzung über das Lehren und Lernen mit digitalen Medien

2.1 Beschreibung und Repräsentativität der Stichprobe

Der erste Teil des Fragebogens beschäftigte sich mit Angaben zur Person und zu den persönlichen Rahmenbedingungen der Teilnehmer/innen. Dabei sollte vor allem geklärt werden, welche Studienrichtung und welches Semester die Studierenden belegt haben, welchem Geschlecht und welcher Altersgruppe sie angehören und wie ihre digitalen Rahmenbedingungen für Studienzwecke beschaffen sind.

Die Basis für die E-Learning-Evaluation bildeten die 464, im Sommersemester 2012 an der PH Kärnten gemeldeten Studierenden aus den Bachelorstudien „Lehramt für Volksschulen“ (VS), „Lehramt für Hauptschulen“ (HS), und „Lehramt für Sonderschulen“ (ASO). Bei der Befragung, die in der Zeit vom 07. Mai 2012 bis zum 22. Juni 2012 durchgeführt wurde, konnte eine sehr hohe Gesamtbeteiligung erzielt werden. Insgesamt nahmen an der Studie 225 Studierende (das sind 48,4 % der gemeldeten) teil, wobei die Studierenden des Lehramtes für Volksschulen mit 97 Teilnehmenden (20,9 % der gemeldeten) und die Studierenden des Lehramtes für Hauptschulen mit 111 Teilnehmenden (23,9 % der gemeldeten) den überwiegenden Anteil einnahmen. Die Studierenden des Lehramtes für Sonderschulen bildeten mit 7,6 % der insgesamt gemeldeten die kleinste Studierendengruppe und haben daher mit 17 Teilnehmenden (3,6 % der gemeldeten) auch einen entsprechend geringen Anteil an der Gesamtbeteiligung.

Tabelle 1: Gesamtrepräsentativität der Studie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen: Ʃ = insgesamt gemeldete Studierende, t = teilgenommen, % = prozentualer Anteil

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Gesamtrepräsentativität der Studie

Anmerkungen: Ʃ = insgesamt gemeldete Studierende, t = teilgenommen, % = prozentualer Anteil

Betrachtet man die Repräsentativität innerhalb der einzelnen Studienrichtungen, zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild. An der Studie nahmen 39,3 % aller Studierenden des Lehramtes für Volksschulen, 61,0 % aller Studierenden des Lehramtes für Hauptschulen und 48,6 % aller Studierenden des Lehramtes für Sonderschulen teil.

Tabelle 2: Repräsentativität innerhalb der Studienrichtungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen: Ʃ = insgesamt gemeldete Studierende, t = teilgenommen, % = prozentualer Anteil

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Repräsentativität innerhalb der Studienrichtungen

Das Geschlechterverhältnis der Befragten entspricht mit 27,1 % männlichen und 72,9 % weiblichen Teilnehmer/innen dem der im Sommersemester 2012 insgesamt aktiven Studierenden (24,6 % männlich und 75,4 % weiblich). Auch innerhalb der einzelnen Studienrichtungen gibt es diesbezüglich nur geringfügige Abweichungen.

Tabelle 3: Beteiligung nach Studienrichtung und Geschlecht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen: Ʃ = insgesamt gemeldete Studierende, t = teilgenommen, % = prozentualer Anteil, m = männlich, w = weiblich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Repräsentativität nach Studienrichtung und Geschlecht

Anmerkungen: Ʃ = insgesamt gemeldete Studierende, t = teilgenommen, % = prozentualer Anteil, m = männlich, w = weiblich

Im Hinblick auf den Studienverlauf befanden sich zum Zeitpunkt der Umfrage
44,0 % der teilgenommenen Studierenden im zweiten, 35,6 % im vierten und 20,4 % im abschließenden sechsten Semester. Die Beteiligung sank bei den Lehramtsstudierenden für Volks- und Hauptschulen mit zunehmendem Semester, wobei hier nur das Lehramtsstudium für Sonderschulen mit einer Beteiligung von 35,3 % im sechsten Semester eine Ausnahme darstellt.

Tabelle 4: Beteiligung nach Studienrichtung und Semester

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen: t = teilgenommen, % = prozentualer Anteil, S = Summe, 2 = 2. Semester, 4 = 4. Semester, 6 = 6. Semester

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Beteiligung nach Studienrichtung und Semester

Im 1. Teil des Fragebogens („Angaben zur Person“) wurde auch die Altersgruppe der Teilnehmenden sowie die persönlichen, digitalen Rahmenbedingungen für Studienzwecke abgefragt. Der überwiegende Teil (69,8 %) ist der Altersgruppe der 20 bis 25jährigen zuzuordnen, gefolgt von den 26 bis 30jährigen mit 12,0 % und den 31 bis 35jährigen mit 6,7 %.

Tabelle 5: Beteiligung nach Altersgruppe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen: <20 = unter 20 Jahre, 20-25 = von 20 bis 25 Jahre, 26-30 = von 26 bis 30 Jahre, 31-35 = von 31 bis 35 Jahre, >35 = über 35 Jahre

[...]

Ende der Leseprobe aus 71 Seiten

Details

Titel
E-Learning Evaluation 2012
Untertitel
Ergebnisse einer Untersuchung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten - Viktor Frankl Hochschule
Hochschule
Pädagogische Hochschule Kärnten Viktor Frankl Hochschule
Veranstaltung
E-Learning
Autor
Jahr
2013
Seiten
71
Katalognummer
V230370
ISBN (eBook)
9783656464242
ISBN (Buch)
9783656466796
Dateigröße
2054 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
E-Learning, eEducation, Kärnten, Hochschule
Arbeit zitieren
M.A. Peter Harrich (Autor:in), 2013, E-Learning Evaluation 2012, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230370

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